Dieses Minispiel...ist keiner der Höhepunkte des Spiels, ich hasse es.
Was eigentlich zu einer entspannten Reise, in den gar nicht mal so üblen 2. Klasse Kabinen des Dampfers werden sollte, war inzwischen nur noch eine einzige Schinderei, von der Justin langsam genug hatte. Er war ganz sicher kein Abenteurer geworden um zu arbeiten...zumindest nicht so hart und nicht so langweilige, eintönige Arbeit. Sie wachten morgens in den feuchten, kalten Quartieren der Mannschaft auf, geplagt von Kopfschmerzen durch die salzige Luft und mit Muskelkater, nur um dann sofort an Deck gezerrt zu werden. Dort durften sie das ganze Schiff bis in den späten Abend hinein schrubben oder irgendwelche Kisten schleppen, bis sie dann vor Erschöpfung fast umfielen und mit sie, meinte Justin vor allem sich selbst. Er merkte schnell dass Sue bei der Arbeit keine allzu große Hilfe war und er fast alles alleine erledigen musste aber naja, immerhin landete sie nicht im Meer...auch wenn er manchmal darüber nachdachte ob sie dort nicht vielleicht besser aufgehoben war. Es fiel Justin nicht leicht sich mit der Idee anzufreunden ein Kind mit auf diese Reise zu nehmen. Im besten Fall stand Sue ihm nur im Weg, im schlimmsten dagegen, wurde sie verletzt oder von irgendeinem Monster in Stücke gerissen.
„Hey!“ rief der erste Maat, als sie gerade mal wieder mit Deck schrubben fertig waren und sich schon tierisch auf ihre nächste Aufgabe freuten „Das sieht aber nicht besonders sauber aus! Wir erwarten morgen einen wichtigen Gast und das ist einfach nur eine Zumutung, macht es gefälligst nochmal! Ich weiß ihr habt keine Erfahrung als Schiffsjungen, aber das hier ist einfach nur schlampig! Und macht die Linsen der Strahler sauber bevor ihr ins Bett geht, verstanden?“
„Ein Gast? Hier, mitten auf dem Ozean?“
„Natürlich, wo sonst? Es gibt einige kleinere Inseln in der Nähe und der Gast sucht dort nach einem alten Schatz.“ der Maat warf ihm einen abschätzenden Blick zu und rang sich dann dazu durch seine Verachtung für die nachlässige Arbeit der beiden für einen Moment zu vergessen „Der Kapitän hat gesagt das du ein Abenteurer bist, richtig? Tja, dann wird dir unser Besuch sicher gefallen. Es ist der größte Abenteurer der Neuen Welt. Der größte Abenteurer von ganz Elencia und das Aushängeschild der Abenteurergilde.“ Damit verstummte er und seine kurze Phase der Freundlichkeit verflog so schnell wie sie gekommen war. Als der Maat einmal aufhörte zu reden, ließ sich nichts mehr aus ihm herausbringen, egal wie sehr sie ihn auch mit Fragen bestürmten und die restlichen Matrosen und Passagiere auf dem Schiff waren ebenfalls nicht sehr hilfreich. Enttäuscht gingen sie nach ihrer Arbeit in die Mannschaftsunterkünfte zurück.
„Hey Sue.“ flüsterte Justin und stieß Sue an der Schulter an. Das Mädchen lag zugedeckt neben ihm und versuchte friedlich zu schlafen, leider hielt ihr Freund nicht viel davon sich zu beruhigen, seit den Worten des ersten Maats war er vollkommen außer sich und konnte an nichts anderes als diesen mysteriösen Abenteurer denken. „Was meinst du wie der beste Abenteurer Elencias wohl ist? Ob er ein Hüne ist, mit Zottelbart und vor Muskeln nur so strotzt? Vielleicht hat er eine riesige Axt mit der er Riesen erlegt und ganze Berge spaltet?“
„Brabbel brabbel...oh ja, der hat sicher an die fünf Arme...brabbel.“ murmelte sie erschöpft vor sich hin und hoffte, dass Justin endlich ruhig war.
„Ach! Die schläft schon halb!“ rief Justin mit einem empörten Unterton in der Stimme und zuckte kurz zusammen, als er sich an die schlafenden Matrosen erinnerte. Leiser und zu sich selbst fuhrt er fort „Ich frage mich was ich in der Abenteurer-Liga lernen werde? Fallen entschärfen? Monsterbekämpfung? Vielleicht sogar Magie? Verflucht! Ich kann nicht einschlafen!“ er legte sich hin und lag noch lange wach, während er über die Neue Welt nachdachte. Elencia war der Traum jedes Abenteurers und mithilfe der Liga, würde er diesen ungezähmten Kontinent bezwingen.
…„Justin! Justinnnnn! Hey Justin aufstehen! Oder du kriegst Ärger!“ rief Sue so laut sie konnte neben seinem Ohr, als alles andere nicht mehr half um ihn endlich wieder auf die Beine zu bringen. Das hatte er davon so spät einzuschlafen und ewig zu nerven!
„Mmmmm...nur noch ein bisschen, nur bis zehn zählen oder so...“
„Jetzt komm mir nicht so! Die haben doch gesagt das wir früh aufstehen sollen weil der Abenteurer kommt und die ganze Besatzung ihn begrüßt. Du weißt schon, der Abenteurer über den du...“
„...!“ Justin war sofort hellwach, sprang auf, schnappte sich seine Mütze und stürmte zum Ausgang der Quartiere, von wo aus er sie erwartungsvoll angrinste „Was machst du denn da noch Sue? Beweg dich sonst gehe ich allein!“
„Hey, ich habe auf dich gewartet!“
Lange hielt Justins Eile nicht an, denn wie immer ließ er sich schon nach kurzer Zeit ablenken. In einem Gang trafen sie auf einen Matrosen der seine Hand immer wieder nach oben streckte und scheinbar ein Rohr schlug oder so...was weiß ich.
„Was macht der denn da? So was dummes, das sieht idiotisch aus.“ sagte Justin „Hey du, was soll das eigentlich?“
„Oh das meinst du.“ der Matrose wandte sich ihm mit einem stolzen Lächeln zu und baute sich vor ihm auf „Das ist der Gruß cooler Abenteurer und Seeleute. Den muss man lernen um ein richtiger Mann zu sein, ohne diesen Gruß wird kein echter Abenteurer dich jemals beachten, das weiß jeder.“
„Wirklich? Dann muss ich ihn auch beherrschen!“
„Oh man Justin, jetzt siehst du auch aus wie ein Idiot...“ sagte Sue und ging lieber weiter, wobei sie versuchte so zu tun als würde sie Justin nicht kennen.
„Ach was, das ist vollkommen normal. Lass uns schnell an Deck, ich kann es kaum erwarten den Abenteurer zu sehen und ihn zu begrüßen.“
Als sie ankamen, war der Abenteurer bereits aus seinem kleinen Boot an Deck gestiegen und die Matrosen machten sich eifrig daran mehrere schwere Truhen zu schleppen, die förmlich GOLD schrien. Justins Erwartungen erfüllte der größte Abenteurer Elencias allerdings nicht wirklich, auch wenn er nicht wusste ob er darüber erstaunt, enttäuscht oder eher erfreut sein sollte. Vor ihnen stand ein Mädchen, vielleicht ein Jahr älter als Justin und mit langen grünen Haaren. Ein keckes Lächeln umspielte ihre Lippen und sie ging selbstsicher zwischen den muskelbepackten Matrosen hindurch. An ihrer Seite hing eine lange Lederpeitsche, die mit gefährlich aussehenden, scharfkantigen Metallstücken bestückt war. Justin wollte diese Waffe lieber nicht im Einsatz erleben, außer er stand weit genug weg um sich sicher zu fühlen.
„Willkommen auf meinem Schiff, Feena.“ begrüßte sie der Kapitän mit ehrlicher Freude. Er hatte wenig mit dem abergläubischen, raubeinigen Mann gemeinsam der Sue einfach über Board werfen und ertränken wollte. Justin konnte sein Verhalten verstehen. Dieses Mädchen hatte etwas an sich, was einen in den Bann ziehen konnte, es schien fast als würde die Luft in ihrer Nähe vibrieren und jeden der sie sah veranlasste sofort loszuziehen um ebenfalls einen Schatz zu suchen, nur um sie zu beeindrucken...zumindest Justin dachte ernsthaft darüber nach wo er hier einen Schatz herbekam. „Wir haben dich vermisst, es ist immer viel lebendiger wenn du an Board bist. Wie war es auf den Inseln?“
„Naja, nicht ganz so unangenehm wie erwartet, Piraten suchen sich zum Glück meistens geradezu paradiesische Inseln für ihre Verstecke aus und sagen wir es mal so: Mein Schatz, ist einfach nur perfekt!“ sie machte vor Freude einen kleinen Luftsprung und beinahe wäre die gesamte versammelte Mannschaft, einschließlich Justin, ebenfalls gesprungen.
„Du hast dich diesmal wirklich selbst übertroffen, aber am wichtigsten ist, dich gesund und munter wiederzusehen.“ die Augen des Kapitäns richteten sich jetzt zum ersten mal auf die Schatztruhen, dabei war er Schätzen normalerweise nicht abgeneigt, aber der Abenteurerin gelang es die Aufmerksamkeit alleine auf sich zu ziehen und das ohne irgendetwas zu tun. „Ich habe es jedenfalls nie für möglich gehalten das Goldene Erbe des legendären Piraten Warren mit eigenen Augen zu sehen. Die Geschichten über seine Raubzüge waren bereits in meiner Kindheit legendär und viele behaupten er hätte nie existiert.“
„Ich weiß, aber das behaupten nur Menschen ohne Fantasie, die nicht in der Lage sind an Legenden zu glauben und keine Lust haben Schätze zu finden.“ „Ehrlich gesagt, gab es ein paar kleine Probleme auf der Insel. Eine schlecht gebaute Falle nach der anderen, wer immer sie legte besaß keinerlei Kreativität! Die könnten vielleicht irgendeinen eingebildeten Abenteurer fangen der sich für unbesiegbar hält. aber nicht mich. Zum Schluss allerdings, dachte ich, ich wäre erledigt, als ich auf dem Rückweg diese riesigen Felsbrocken hinter mir hatte. Auch nicht besonders einfallsreich, aber ich hatte nicht damit gerechnet und selbst langweilige Felsen können noch immer genug Schaden anrichten. Also bin ich...“
„Nicht so schnell, von Anfang an ja?“ unterbrach sie der Kapitän mit einem leisen Lachen, als sie ihn mit den Schilderungen ihres kleinen Abenteuers bestürmte „Wir wollen keine gute Geschichte verpassen, erzähl es uns ganz in Ruhe. Die Männer sollen inzwischen den Schatz in den Frachtraum bringen. Ich versichere dir, dass deine Schätze bei uns sicher sind, bis wir in Neu-Parm eintreffen.“
„Gut, kümmert euch um das Zeug, war anstrengend genug es aufs Schiff zu bringen. Um ehrlich zu sein bin ich einfach nur froh es nicht mehr schleppen zu müssen.“
Die Matrosen machten sich sofort daran die Kisten behutsam wegzutragen, während der Kapitän und Feena an Justin und Sue vorbeigingen. Das grünhaarige Mädchen blieb vor ihnen stehen und musterte sie kurz misstrauisch. Sie reiste oft auf diesem Dampfer, wann immer sie irgendetwas auf den vielen Inseln zwischen den Kontinenten zu erledigen hatte, also war ihr die Mannschaft mittlerweile vertraut.
„Huch, wer seid ihr zwei? Hab euch noch nie vorher hier gesehen und die Passagiere sollten lieber unter Deck bleiben, die Gewässer werden gefährlicher je näher wie Elencia kommen.“
„Uhm...nun...also ich...i-ich Justin.“
„Wow, ein Mädchen? Der berühmteste Abenteurer in der Neuen Welt ist ein Mädchen. Das ist unglaublich und hübsch ist sie auch, stimmt´s Justin?“ rief Sue aufgeregt neben ihm, aber schien nicht so mitgenommen von ihrem Anblick wie Justin.
„Ähm...danke, schätze ich.“ antwortete Feena ein wenig verlegen und wartete darauf das einer von ihnen noch etwas mehr sagte, vielleicht warum sie überhaupt auf diesem Schiff waren, aber beide schwiegen und sahen sie nur an als wäre sie eine fast schon überirdische Erscheinung „Können Sie uns vorstellen Käpt´n?“
„Natürlich, das sind unsere neuen Schiffsjungen, Justin und Sue.“ erwiderte der Kapitän kurz angebunden und ohne die beiden eines Blickes zu würdigen.
„Justin, begrüß sie doch mit dem komischen Gruß den du gerade gelernt hast.“ warf Sue leise ein, damit die Situation vielleicht etwas weniger seltsam wirkte.
„Du hast recht.“ er hob grinsend die Hand, bereit den neuen Gruß auszuprobieren den er eben erst gelernt hatte „Freut mich dich kennenzulernen.“
„Was soll das werden, Justin? Dieser Gruß gilt nur, wenn ihr richtige Matrosen oder Abenteurer seid, ok?“ sie ergriff lachend seine Hand und schüttelte sie kurz höflich, bevor sie schnell losließ und sich neben dem Kapitän einreihte „Also geben wir uns einfach nur die Hand, das sollte reichen.“
„Lass uns weitergehen Feena, vergiss die Arbeit nicht Junge.“
„Viel Glück bei der Arbeit ihr beiden.“ die Abenteurerin winkte noch kurz, und dann war sie mit dem Kapitän verschwunden.
„Sie hat mich fast wie ein kleines Kind behandelt.“ murmelte Justin als die beiden weg waren und wirkte etwas eingeschnappt. Sie hatte den Gruß nicht erwidert und ihn behandelt als wäre...naja, genau genommen hatte sie ihn in etwa so behandelt wie er Sue behandelte, als Kind, aber ganz sicher nicht als Abenteurer und das wurmte ihn.
„Naja sie ist ja auch älter als du.“
„Aber nicht viel oder? Vielleicht 1 oder 2 Jahre, das ist noch lange kein Grund so sehr auf mich herabzusehen, oder?“ Justin schüttelte kurz den Kopf, zuckte mit den Schultern und kam darüber hinweg. Es hatte keinen Sinn sich darüber aufzuregen, viel besser wäre es etwas gegen ihre Missachtung zu tun. Wenn sie ebenfalls in der Abenteurergilde war, würde sie sicher schon bald viel von ihm hören, denn er würde in kürzester Zeit der beste Abenteurer der Welt werden. „Der größte Abenteurer Elencias, sie muss ziemlich clever sein, um in der Neuen Welt so viel Erfolg zu haben. Es heißt die Monster sind dort zehn mal so groß wie die paar Orks, die noch durch unsere Heimat schleichen.“
Am nächsten Tag„Das macht überhaupt keinen Spaß. Nicht schon wieder Deck schrubben...alles nur das nicht.“ Sue klammerte sich an ihn, um nicht kraftlos aufs Deck zu fallen, als sie am nächsten Morgen wieder zu ihrer üblichen Arbeit antanzten.
„Fang nicht wieder damit an Sue.“ sagte Justin entnervt „Es ist besser als über Board zu gehen oder? Und ganz sicher besser als in einem Fass übers Meer zu treiben.“
„Hey, es ist schon alles sauber!“ rief Sue überrascht und zeigte auf das blitzblanke Deck.
„Da seid ihr ja, wird aber auch Zeit!“ rief Feena ihnen zu. Die Abenteurerin wirkte im Gegensatz zu ihnen frisch und ausgeruht, während sie sich auf einen der Schrubber abstützte und ihre Arbeit für sich sprechen ließ „Aus euch werden nie gute Matrosen, wenn ihr nicht aus dem Bett kommt und den halben Tag verschlaft. Aber wie auch immer, guten Morgen Justin und Sue.“
„Oh, du weißt unsere Namen noch?“ fragte Justin und verschränkte die Armee verlegen hinter dem Kopf.
„Ein Abenteurer braucht ein erstklassiges Gedächtnis, glaube ich zumindest. Der Kapitän hat mir mehr über euch erzählt also wollte ich mal mit euch reden. Ich dachte ich unterhalte mich mit euch, während ihr das Deck schrubbt, aber ihr brauchtet so lange um aufzuwachen, also habe ich das schnell übernommen. Wenn ihr so weiter macht braucht ihr ewig um Matrosen zu werden.“
„Ich will eh kein Matrose werden, sondern Abenteurer also passt das schon.“ warf Justin hastig ein, er hatte nichts gegen Matrosen, aber er wollte ganz sicher nicht den Rest seines Lebens auf diesem Schiff verbringen.
„Warte mal, der Käpt´n sagte du bist ein Schiffsjunge.“
„Also es war so, Sue wäre beinahe...“ setzte Justin zu der ganzen, langen Geschichte an, aber wurde natürlich sofort von Sue unterbrochen, damit sie ihre Version...ich meine natürlich die einzig wahre Version der Ereignisse schildern konnte.
„Halt, ich erzähle ihr die Geschichte! Es ist alles Justins Schuld, weil er versucht hat mich zurückzulassen! Also versuch lieber gar nicht erst die Schuld auf mich zu schieben, sondern sei froh das ich dir verziehen habe.“ fuhr Sue dazwischen „Jetzt hör mal zu Feena, Justin ist manchmal so schrecklich und gemein...“
„...wie du siehst war das alles einzig und allein Justins Schuld! Ich kann überhaupt nichts dafür das wir jetzt Schiffsjungen sind.“
„Ich sehe zumindest dass ihr zwei richtig gute Freunde seid, ansonsten wärst du ihm nicht gefolgt, noch dazu als blinder Passagier.“ kommentierte Feena lachend Sues Erzählungen, ehrlich gesagt glaubte sie den beiden nicht mal die Hälfte, wenn überhaupt. Aber sie gestand sich immerhin ein das Justin und Sue eine blühende Fantasie besaßen. Sie war bereits in dutzenden uralten Ruinen gewesen und jede davon galt als geheimnisvoller und mystischer als die langweiligen Sult Ruinen, aber niemals hatte sie sich plötzlich auf den Spuren einer antiken Zivilisation wiedergefunden. „Eine witzige Geschichte, so viel habe ich lange nicht mehr gelacht.“
„Hör mal Feena“ warf Sue ein, für sie war das Eis zwischen ihnen damit gebrochen und sie zählte die Abenteurerin bereits zu ihren Freunden, irgendwie „erzähl uns etwas von dir, es ist unfair, wenn wir nur von uns reden.“
„Hmm, das stimmt. Was wollt ihr denn wissen?“
„Erzähl uns von deinen Abenteuern.“ sagte Justin, bevor Sue selber antworten konnte. Er war genauso neugierig wie sie, vermutlich sogar noch mehr.
„Das lässt sich schwer mit ein paar Worten sagen, aber zwischen Neu-Parm und dem Nebelwald habe ich in den letzten Jahren bereits alles gesehen was es zu sehen gab. Am besten erzähle ich euch jeden Tag unserer Reise ein bisschen und lieber nicht zu viel, am Ende müsst ihr Elencia gar nicht mehr mit eigenen Augen sehen.“
„Die Neue Welt bereisen...das klingt großartig, obwohl ich noch nicht weiß wo ich anfangen soll.“ sagte Justin nachdenklich und wusste es, wie immer, wirklich nicht. Geradewegs auf das Ende der Welt zuzusteuern schien selbst ihm keine gute Idee zu sein, aber er zog es zumindest in Erwägung.
„Wir gehen zur Abenteurer-Liga in Neu-Parm, bist du auch Mitglied Feena?“ fragte Sue eifrig und dachte eigentlich, dass sie damit eine tolle Frage gestellt hätte, aber Feena sah Sue eine Weile durchdringend an bevor sie langsam antwortete.
„Ähm...nun, na klar bin ich Mitglied.“
„Wohnst du eigentlich, in der Stadt?“ setzte Justin sofort mit einer weiteren Frage nach, ohne Feenas plötzliches Unbehagen zu merken, in solchen Dingen, war er nie besonders schnell gewesen.
„In Neu-Parm? Nein nicht wirklich. Ich mag den Stress dort nicht, die Stadt ist in den letzten Jahren doch recht groß geworden. Ich lebe ein wenig außerhalb, in einem kleinen Haus am Rand der Berge.“
„Ganz alleine?“
„Meine Eltern sind schon seit langem tot, um ehrlich zu sein erinnere ich mich kaum noch an sie, also habe ich mit meiner älteren Schwester zusammengewohnt aber sie ist bereits seit einigen Jahren weg, um...w-was ist das?“ brach Feena unsicher ab und hob den Kopf, woraufhin sich ein besorgter Schatten auf ihr Gesicht legte und auf das gesamte Schiff. Von einem Moment auf den anderen zogen dunkle Wolken auf, innerhalb weniger Sekunden hatte sich der ganze Himmel verdüstert. „Ich muss mit dem Käpt´n sprechen und zwar sofort! Justin, Sue geht am besten in eure Kajüten.“ Damit rannte sie auch schon davon, ohne ihnen irgendetwas zu erklären.
„Was ist denn los? Eben hat sie noch gelacht und jetzt ist sie plötzlich so ernst.“
„Sollen wir unter Deck gehen wie Feena sagte?“ fragte Sue besorgt
„Nein, ich will wissen was los ist.“
In der Kapitänskajüte angekommen gesellten sie sich einfach zu Feena als würden sie irgendwie dazugehören und lauschten ihrem Gespräch mit dem Kapitän
„Kapitän! Ein Sturm zieht auf, das Meer wird immer unruhiger. Aber das ist es nicht was mir Sorgen macht, ich habe eine schlechte Vorahnung.“ redete sie sofort auf den Mann ein, der auch ohne ihre konfusen Worte bereits unsicher genug war.
„Ist alles in Ordnung Feena?“ fragte Justin und mischte sich ein, womit er sich einen kurzen, genervten Seitenblick von Feena einfing. Sie mochte die beiden, aber das hier war ernst und kein Spielplatz.
„Macht euch keine Sorgen, geht einfach zurück in euer Quartier und ruht euch aus.“ versuchte sie Justin abzuwimmeln und wandte sich wieder an den Kapitän „Wir müssen den Kurs ändern, das wird unsere Reise verlängern aber uns bleibt keine andere Wahl.“
„Ich und die Mannschaft schätzen dein Bauchgefühl das weißt du, aber könnte es, nun du weißt schon. Der Fluch des Piraten Warren sein, der dich jetzt einholt und versucht uns alle für den Diebstahl seines Schatzes zu bestrafen?“ fragte der Kapitän vorsichtig, sie war sonst eigentlich nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen und er selbst glaubte an Flüche, er glaubte so fest an Flüche, dass sie immer wahr wurden, jedes mal, selbst wenn er dafür nachhelfen musste.
„Nicht schon wieder dieser dumme Fluch, ihr Seeleute seid viel zu abergläubisch. Es gibt weder Geister noch Flüche!“ fuhr Feena den alten Mann an, bevor sie sich wieder an Justin und Sue wandte um sie anzufunkeln „Habt ihr beiden eigentlich nicht zugehört? Geht unter Deck!“
„Warum? Das mit dem Fluch klingt interessanter, worum geht es?“ erwiderte Justin lächelnd.
„Das ist kein Spiel, seid brav und tut was ich euch sage, ja?“
Die Tür flog auf ein atemloser Matrose stürmte rein „Feena, Käpt´n! Oh Gott, sie müssen sofort an Deck kommen, schnell!“ ein Ruck ging durch den Dampfer als er plötzlich still stand und sich nicht mehr von der Stelle bewegte.
„Unglaublich, ein echtes Geisterschiff!“ rief Justin von der Reling aus, nachdem sie nach draußen gestürmt waren. Neben ihnen schwamm ein mitgenommenes, uraltes Schiff, während sich ihr Dampfer keinen Meter mehr von der Stelle bewegte. Es war, als hätte das kleinere, verlassene Schiff sie in eine Art magischen Bann geschlagen und für immer an diesen Ort mitten im Ozean gebunden, damit sie hier jämmerlich verhungern und verdursten konnten. Eine Situation die jeden normalen Menschen beunruhigen würde...aber Justin hatte seinen Spaß daran.
„Das ist doch lachhaft! Gibt es auf diesem ganzen großen Schiff keinen einzigen tapferen Seemann mehr!?“ erklang Feenas Stimme, sie stand auf einer großen Kiste und betrachtete die versammelten Matrosen, von Sekunde zu Sekunde wurde sie zorniger „Der Dampfer rührt sich nicht mehr, wir müssen dieses Schiff untersuchen, um herauszufinden was los ist. Ansonsten wird niemand hier Elencia lebend erreichen! Das ist nicht alleine das Problem der Besatzung, ihr müsst auch an die Passagiere denken! Zeigt ihnen, dass in den Knochen eines Seemanns noch so etwas wie Mumm steckt! Los Kapitän, geben Sie den Männern Befehle.“
„Oh nein, wir sind erledigt! Da ist wirklich ein Geisterschiff! Wir werden alle sterben!“
„Das ist doch bloß ein Wrack, reiner Aberglaube. Reißt euch mal zusammen. Ihr seid tapfere Seeleute, auf allen Meeren zuhause und fürchtet euch vor einem Stück verfaultem Holz? Wir müssen einfach nur dieses Schiff untersuchen und herausfinden was den Dampfer festhält. Wer kommt mit mir an Board dieses Schiffs?“
„Keine Sorge, wir gehen mit!“ rief Justin und durchdrang das betretene Schweigen der Matrosen, die eifrig versuchten unbeteiligt zu wirken und Feena nicht anzusehen.
„Schaut euch das an Leute! Sogar diese Kinder zeigen mehr Tapferkeit als ihr!“ rief Feena und ignorierte Justins Angebot vollkommen, es war zu lächerlich, aber vielleicht konnte sie damit ein paar andere wachrütteln „Ist denn wirklich keiner unter euch der mich begleitet, wenn selbst ein Kind dazu bereit ist?“
„Ich habe doch gerade gesagt das ich mitkomme. Ich gehe auf das Schiff und mache Kleinholz aus den Geistern.“ sagte Justin, noch immer begeistert und drängte sich zwischen den Matrosen hindurch, die ihm mitleidige Blicke zuwarfen.
„Geister?“ fauchte sie ihn an und blickte ihn genauso angewidert an wie eben noch die feigen Seeleute „Du kapierst es wohl einfach nicht. Hör zu Justin, so lange du an Geister glaubst wird aus dir nie ein richtiger Abenteurer, also hör auf diesen Unsinn von dir zu geben. Es ist besser du wartest hier auf dem Dampfer anstatt an einem gefährlichen Ort nach Geistern zu suchen.“
„Wenn ich nicht gehe wer dann? Die Matrosen werden dir vor Angst kaum folgen. Auch ich bin ein Abenteurer, vergiss das nicht.“ langsam nervte ihn Feenas sture Einstellung.
„Wer weiß ob du überhaupt zu irgendwas nütze sein wirst, Justin! Meine Intuition verbietet es mir jemanden mitzunehmen der nur im Weg rumsteht und sich und auch mich bloß in Gefahr bringt.“
„Das Schiff zu erkunden ist ein richtiges Abenteuer, du willst den ganzen Spaß doch nur für dich alleine!“
„Spaß? Justin, denk nicht so plump. Das ist kein Kinderspiel, es ist möglich dass wir dabei sterben könnten! Auf dem Schiff könnte uns ein Monster erwarten und das wäre viel schlimmer als deine lächerlichen Geister. Es ist zu gefährlich für dich, dir fehlt die Erfahrung.“
„Du bist auch nicht so viel älter und denkst trotzdem dass du mir Befehle erteilen kannst?“
„Ich habe schon gefährliche Orte untersucht, du dagegen bist nur jemand er sich für einen Abenteurer hält und keine Ahnung hat worauf er sich einlässt!“
„Argh! Das ist jetzt zu viel, komm Sue, wir gehen alleine auf das Schiff und erledigen es auf eigene Faust.“
„Ich habe keine Zeit für diesen Schwachsinn...“ sagte Feena leise zu sich selbst, während Justin sich nach einem Weg umsah um auf das andere Schiff zu gelangen. In seinem Trotz wirkte er so, als würde er gleich über Board springen und zu dem angeblichen Geisterschiff schwimmen. „Gut, dann kommt halt mit mir. Aber wenn du mir auch nur ein kleines bisschen zur Last fällst gehst du zurück, verstanden? Und du wirst meine Befehle befolgen.“
Ohne sich noch länger mit den beiden aufzuhalten, kletterte sie den Mast hinauf, wo ein paar Matrosen den großen Kran des Dampfers in Stellung brachten. Über ihn gelangten die Drei auf das angebliche Geisterschiff. Sämtliche Türen und Luken waren versperrt und von Innen abgeschlossen, nur ein großes, klaffendes Loch mitten im Schiff bot einen Weg hinein. Justin kroch durch den Tunnel der sie weiter ins Innere führte.
„Stockdunkel, ich seh absolut nichts.“ murmelte er vor sich hin, während er darauf achtete, dass sich nicht dutzende Holzsplitter in seine Hände bohrten.
„Ihr zwei, werdet nicht übermütig, das Holz ist morsch und alt, wenn ihr nicht aufpasst könntet ihr durchbrechen.“ erklang Feenas Stimme von weiter vorne.
„Ach was, das kann ich doch im Schlaf, kein Problem für einen Spitzenabenteurer.“ er hielt inne, als er mit seiner Hand vor sich etwas seltsames zu fassen bekam. Verwirrt versuchte er durch die Finsternis hindurch zu erkennen was genau ihm gerade den Weg versperrte „Mhm was ist das? Es ist weich und warm...und...“
„Justin du Perversling!“
„Autsch!“ Feenas Tritt traf ihn mitten im Gesicht, aber das hatte er vermutlich auch verdient. Nach einem kurzen, ereignislosen Stück kamen sie in einem kleinen Frachtraum an, von hier aus würden sie weiter ins Innere des Schiffes vordringen oder dabei sterben, aber erst einmal, gab es wichtigere Dinge zu besprechen.
„Was sollte das gerade Justin?“ fuhr Feena ihn aufgebracht an und wirkte so, als wollte sie jeden Moment auf ihn losgehen und ihn mit der Peitsche in Stücke reißen.
„Es ist deine Schuld, warum bleibst du einfach so stehen wenn du vor mir gehst!? Dafür kann ich nichts.“
„Ach...ähm...vergiss es, lass uns lieber weitergehen.“ meinte Feena verlegen, räusperte ich kurz und ging einfach weiter, in der Hoffnung das Thema damit abzuschließen. Ihr Weg führte sie vom Boden des Schiffes, durch Frachträume und die Kajüten der Besatzung. Auf Menschen trafen sie nicht und zu Justins Enttäuschung auch keine Geister, nur Geistermenschen, aber die zählen nicht. Stattdessen griffen sie unterwegs mehrmals kleinere Gruppen Monster an, die sich hier niedergelassen hatten. Justin hatte sich vor seiner Abreise aus Parm extra ein richtiges Schwert gekauft und wartete nur darauf es endlich auszuprobieren. Doch Feena war, dank der Faulheit eines gewissen Vanidar, vom Level her über ihm und schien keine Hilfe zu benötigen, stattdessen wurden Justin und Sue zum zuschauen verdammt. Egal was ihnen auf dem Schiff in die Quere kam, sie erledigte es mit wenigen Hieben ihrer Peitsche, wenn nötig erledigte sie die Gegner mit einem scheinbar unendlichen Vorrat aus Wurfmessern, bevor Justin auch nur Gelegenheit hatte zum Schlag auszuholen. Sie irrten eine Weile durch das menschenleere Schiff, bis sie sich in einer Art Schatzkammer wiederfanden, Gold ist gut und schön, allerdings konnten sie es nicht aufheben, es ziemt sich nicht die Hintergrundgrafik zu stehlen, damit würde man die gesamte Atmosphäre vernichten, leider. Eine Treppe führte in den nächsten Raum und auf ihr lag ein Stück Fleisch, ja ein Stück Fleisch oder vielleicht auch ein Schinken, es ließ sich schwer erkennen weil alles etwas pixelig war. Als Justin das vermutlich Jahrzehnte alte und gleichzeitig noch immer frische Fleisch aufhob, sauste von der Decke eine Klinge herab. Feena war geistesgegenwärtig genug Justin im letzten Moment zu Boden zu werfen bevor die Klinge ihn zerteilen konnte.
„Bist du in Ordnung? Hat es dich verletzt?“
„Stark, das war unglaublich Feena!“ meinte Sue begeistert „Aber Justin. du sahst irgendwie gar nicht besonders cool aus, eher...nutzlos.“
„Ach von wegen, ich war nur ein wenig unvorsichtig.“ sagte er und erhob sich gekränkt. Er hatte natürlich von Anfang an gewusst das es eine Falle war und sie nur ausgelöst damit niemand sonst diese Gefahr auf sich nehmen musste, oder so etwas in der Art. Abgesehen davon passierte nichts aufregendes mehr und sie gelangten ohne weitere Probleme in die Kapitänskajüte.
„Vorsichtig, ich habe ein ungutes Gefühl.“ sagte Feena während sie einen großen Schreibtisch, der mitten im Raum stand, durchsuchte „Als ob ein Raubtier auf Beutesuche ist und nur darauf wartet uns anzuspringen.“
„Aber das ist nur ein leeres Schiff, was sollte es hier jagen?“ Justin sah sich verwirrt um.
„Die Beute ist schon längst hier.“
„Huh? Hier? Meinst du uns?“
„Ja, ganz genau. Seht euch vor, ansonsten könnte euer kleines Abenteuer tödlich enden.“ sie fand endlich wonach sie gesucht hatte, das Logbuch des Schiffes und begann zu lesen, während Justin und Sue ungeduldig warteten und sich nervös umsahen „Anscheinend ist das hier wirklich das Schiff des Piraten Warren. Er galt als der reichste Seeräuber den es jemals gab und ihm gehörte eine ganze Flotte aus Schiffen, bis das Meer ihn einfach verschluckte. Laut dem was hier steht...“
„Was ist Feena?“ fragte Justin nach als sie abbrach
„Hier steht nur wirres Zeug, angeblich hat ein gewaltiges Monster ihr Schiff festgehalten, mitten auf dem Meer. So lange bis die gesamte Mannschaft einfach verhungert ist...oh, das kommt mir bekannt vor.“ Kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen als auch schon der Boden des Raumes aufbrach. Langsam schoben sich gewaltige Tentakel, gefolgt von einem hässlichen Körper, heraus und ein gewaltiges Maul tat sich vor ihnen auf um sie zu verschlingen.
Sie starrten entsetzt in das riesige Auge des Monsters, wie gebannt von dem Wesen. Anstatt sie einfach zu zerquetschen, nahm es sich die Zeit und beschwor Windmagie herauf, mitten in dem Piratenschiff brach ein Sturm aus der zumindest ausreichte um Sue umherzuwirbeln. Justin dagegen ließ sich davon nicht abschrecken, er sah seine Gelegenheit gekommen endlich mal einen richtigen Gegner zu besiegen, er stürmte mit erhobenen Schwert auf die reglose Kreatur zu. Der Tintenfisch blickte ihn an und machte sich nicht die Mühe seine Arme gegen ihn einzusetzen. Eine Art Laserstrahl schoss aus dem Auge hervor, schleuderte Justin davon und warf ihn gegen die Wand. Feena hatte sich noch immer keinen Zentimeter bewegt, hielt noch nicht mal ihre Peitsche in der Hand oder eines der Wurfmesser. Es war doch nicht so ernst wie sie erwartet hatte. Ihr waren im Laufe ihrer Abenteuer schon schlimmere Kreaturen begegnet. Sie streckte dem Monster einfach nur die bloßen Hände entgegen, wäre die Lage nicht so ernst gewesen, hätte Justin vielleicht über dieses Bild gelacht, genauso wie der Tintenfisch. Doch spätestens als sich um Feena herum Flammen bildeten und begannen sie einzuhüllen, wurde selbst das Monster unruhig. Das Feuer erstrahlte immer heller und heller, bis es von einem Moment auf den anderen verschwand und eine lächelnde Feena offenbarte. Das Monster ließ die Tentakelarme auf sie zurasen, aber ehe sie ankamen, brach unter ihm eine Feuersäule aus dem Boden. Alleine die Wucht des Zaubers reichte aus, um das Monster hinwegzufegen, während die Flammen das graue Fleisch schmolzen. Sobald die Feuersäule verschwand, blieb nichts mehr von dem riesigen Tintenfisch übrig.
„Wie...?“ fragte Justin verwundert und Sue starrte die Abenteurerin mit offenem Mund an.
„Du weißt wohl nicht viel über die Neue Welt, Justin..“ Feena betrachtete müde ihre Hände, die von leichten Verbrennungen überzogen waren „Man weiß nicht wie es funktioniert, aber mithilfe eines bestimmten Edelsteins namens Mana Ei, kann jeder das lernen, schätze ich. Es ist nicht besonders schwer.“
„Mana Ei?“
„Wir haben keine Zeit für Fragen.“ Nach dem Tod des Monsters erlosch das Feuer nicht, im Gegenteil es breitete sich rasend schnell weiter aus und Feena musste sich eingestehen, dass sie es vielleicht etwas übertrieben hatte „Justin, Sue! Raus!“
Als sie das Deck erreichten merkten sie, dass der Kran selbst vom Mast aus nicht zu erreichen war. Da Feena eine erfahrene Abenteurerin war hatte sie natürlich bereits einen Weg gefunden zurück auf den Dampfer zu kommen. Justin wusste nicht woher, aber sie holte ein Seil hervor, warf es um den Kran und kletterte daran hoch. Als die drei erschöpft auf dem Dampfer ankamen versank das brennende Piratenschiff hinter ihnen im Meer und ihr Schiff setzte sich endlich wieder in Bewegung.
Ein paar Tage späterZum gefühlten hundertsten Mal schleppten Justin und Sue sich an diesem Morgen durch die Gänge, um ihre Arbeit zu beginnen. Sie hatten das Schiff und die gesamte Besatzung gerettet, aber es änderte nichts daran das sie weiterhin Deck schrubben durften. Ein Held zu sein war nicht ganz so aufregend wie Justin es sich vorgestellt hatte. Unterwegs trafen sie auf den ersten Maat und bekamen von ihm die besten Neuigkeiten seit langem zu hören.
„Wo wollt ihr hin? Als Schiffsjungen seid ihr gefeuert.“
„W-was aber wieso? Wir haben doch nichts falsch gemacht und...“ begann Sue sofort unsicher, die schon fürchtete das man sie doch wieder ins Meer werfen wollte.
„Hahaha, immer mit der Ruhe. Ihr seid entlassen, weil die Reise zu Ende ist, wir legen noch heute in Neu-Parm an.“ Damit ließen sie den Maat auf der Stelle alleine und liefen an Deck, wo sich tatsächlich zeichnete sich vor ihnen bereits die Küste Elencias ab.
Der Neue Kontinent, ein Ort voller unerforschter Ruinen und Wälder, der Ort an dem die Welt endete und er Angelou finden würde, da war Justin sich sicher, lag endlich direkt vor ihnen. Inzwischen hatte Justin sich sogar eine Art Plan zurechtgelegt. Sein erstes Ziel, nach der Abenteurer-Liga, würden die Dom Ruinen sein, er musste noch einmal mit Liete sprechen und vielleicht wartete sie dort, genau wie schon in den Sult Ruinen.
„Ah, Neu-Parm, es ist schon eine Weile her.“ sagte Feena die sich zu ihnen gesellte und lächelnd auf die Reling lehnte „Justin, du hast dich gut geschlagen auf dem Schiff, ihr beide. Die Abenteurer-Liga wird euch mit offenen Armen empfangen auch wenn...egal, nicht so wichtig.“ Feena wirkte einen Moment als wollte sie noch mehr sagen, ließ es dann aber bleiben. Sie wollte den Beiden nicht die gute Laune verderben und beschloss lieber sich begeistert zu zeigen, auch wenn der Anblick von Neu-Parm in ihr ganz andere Gefühle als Vorfreude und Ehrfurcht auslöste „Willkommen in Neu-Parm und auf Elencia, dem Kontinent der Träume und Hoffnungen!“