[AAR] Warhammer - die Gärten des Todes

Die AAR der phantastischen Art...

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Vanidar
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[AAR] Warhammer - die Gärten des Todes

Beitragvon Vanidar » 3. April 2016 19:33

Vor kurzem erschien die neuste Version der Medieval Total War 2 Mod, Rage of Dark Gods oder Call of Warhammer. Mit 1.6 sind verschiedene neue Fraktionen dazugekommen, die Karte wurde überarbeitet und es gibt neue Events. Da ich Warhammer liebe und ja auch Warhammer Total War vor der Tür steht, probiere ich mich, zusammen mit Mimir, an einem AAR zu der imperialen Fraktion Ostmark. Gespielt wird Sehr schwer/Sehr schwer und die neuste Version der Mod.
Ach ja, auf der Karte fehlen die drei Chaosfraktionen, die Norse, die Hochelfen und die Dunkelelfen. Ich habe den nördlichen Teil der Karte vorerst weggelassen, da er für eine lange Zeit eh unwichtig für die Ostmark sein wird.
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Prolog: Stadt der Verdammten (Öffnen)
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So lange er zurückdenken konnte, hatte Gottfried Hertwig sich noch nie so zufrieden gefühlt, wie in diesem Augenblick. Ein wohliges, warmes Gefühl der Glückseligkeit durchströmte seinen Körper, während er die Beine weit von sich streckte. Er war entspannt und gelassen, obwohl er nahe eines frischen Schlachtfeldes saß. Um ihn herum lagen und saßen einige dutzend Soldaten in Purpur und Gelb, den Farben der Ostmark. Genau wie Gottfried, lehnten sie an eingefallenen Säulen und Häuserwänden, von denen die ganze Stadt übersät war. Auf der anderen Seite des weitläufigen Platzes, hockten noch hunderte weitere Soldaten. Männer aus dem gesamtem Imperium, die das sonst so leblose und graue Mortheim mit einem dutzend verschiedener Farbkombinationen übersäten. Obwohl sie sich vor Erschöpfung kaum noch auf den Beinen halten konnten, wirkten sie alle munter und wach. Sie gehörten zu den glücklichen Teilnehmern des Kreuzzugs die den Kampf, um die Stadt der Verdammten, überstanden hatten.
Letztendlich fiel die Gegenwehr des gefallenen Dämonenprinzen deutlich schwächlicher aus als anfangs erwartet. Der berühmte Be'Lakor. Erster unter den Prinzen des Chaos. Der Schattenfürst von Mortheim. Einst mächtig genug, die Götter selbst herauszufordern und sich in ihre Reihe aufzuschwingen, bis sie ihn aus Angst vor seiner Macht gemeinsam zu Fall brachten. In einem zweigescheiften Kometen stürzte er, während der Jahrtausendwende, vom Himmel, mitten auf die größte und prächtigste Stadt des Imperiums. Fast niemand hatte die Ankunft des gefallenen Dämonenprinzen überlebt. Ganz Mortheim verwandelte sich, binnen weniger Stunden, in eine verseuchte und verpestete Ruine. Seit über 500 Jahren, wandelten Untote, Skaven, Orks und Mutanten durch die trostlose Einöde der geschändeten Stadt, alle vereint von einem einzigen machtvollen Geist, dem es gelang den Willen der niedersten Wesen mit Leichtigkeit zu brechen. Gegen diese Horden aus willenlosen Marionetten, hatten sie in den letzten Tagen gekämpft und einen überwältigenden Sieg davongetragen.
Gottfried stammte aus dem Kurfürstenhaus der Ostmark. Eines von vielen Fürstentümern, aus denen sich das Imperium Sigmars seit über 2500 Jahren zusammensetzte. Ihnen oblag die Verteidigung der östlichen Grenzen, nahe des Weltenrandgebirges. Trotz seiner staubigen, schmutzigen Kleidung, wirkte er, abgesehen von seinen langen Haare, wie ein typischer Adeliger des Imperiums. Sein Gesicht strahlte pure Arroganz in die Welt hinaus und in seinen grauen, beinahe schon weißen, Augen lag ein wirrer, unberechenbarer Ausdruck. Deutlich erkennbar und immer präsent, spiegelte er perfekt Gottfried´s Gemütszustand und Charakter wider, denn man konnte nie wissen, auf was für eine ausgefallene und lebensmüde Idee der Prinz der Ostmark als nächstes kam. Selbst seine eigenen Vertrauten bezeichneten ihn als wandelnde Naturkatastrophe. Eine Katastrophe in den leuchtenden Farben der Ostmark. Purpurne Ärmel, eine stählerne Brustplatte und ein gelbes Wams. Vor dem Hintergrund der düsteren Ruinen, wirkte er völlig fehl am Platz. Dazu kamen seine dunklen, roten Haare, welche ihm ungeordnet bis weit über die Schultern fielen.

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Neben ihm lag Friedrich Hertwig, sein Cousin, und versuchte mühsam die Augen offen zu halten. Die beiden Männer waren zusammen aufgewachsen, hatten zusammen gelernt, wie man ein Schwert führte und eine Armee in die Schlacht führte. Im Gegensatz zu Gottfried, trug er seine dunkelbraunen Haare kurz getrimmt und ordentlich. Niemand hätte die beiden für verwandt gehalten. Alleine schon Friedrichs ruhigere, freundlichere Art, disqualifizierte ihn eigentlich als Mitglied von Gottfrieds Verwandtschaft.
Irgendwann, sehr zu Friedrichs Bedauern lange bevor er einschlafen konnte, begann Gottfried die friedliche Stille zu stören, ohne dabei auf die Worte zu achten, die unkontrolliert aus seinem Mund sprudelten: „Zwerge mit auf den Kreuzzug zu nehmen, war die beste Idee, in der gesamten Geschichte des Reichs.“
„Weil sie zähe, nahezu unbesiegbare und tapfere Krieger sind?“ kam es, abwesend und desinteressiert, von seinem Cousin zurück.
„Nah, das is mir egal. Ich mag sie, weil die kleinen Mistkerle einen unerschöpflichen Vorrat an Bier mit sich herumtragen können.“ eröffnete Gottfried ihm seine tiefsten Gedanken und nippte beiläufig an einem gut gefüllten Bierkrug. Seit sie die Stadt gesichert hatten, drückte ihm ständig irgendwer ein neues Bier in die Hand, ein Problem das er mit Friedrich teilte. „Keine Ahnung wie sie das schaffen. Ich habe nirgends Wagen voller Fässer gesehen. Tragen sie alle ein Bierfass um den Hals und verstecken es unter ihren Bärten? Sind dafür die Bärte da? Würden Zwerge ohne Alkohol kahl wie Kinder sein? Oder sind die Bärte da, damit wir sie von Kindern unterscheiden können? Was passiert, wenn ein Zwerg an Haarausfall leidet. Verdurstet er dann? Begeht er Selbstmord? Ich habe noch nie einen Zwerg ohne prächtigen Bart gesehen...töten sie alle Zwerge, die sich keinen Bart wachsen lassen können? Gibt es deswegen nur so wenige von ihnen?“
„Ah, also das sind die wichtigen Fragen des Lebens, mit denen sich der zukünftige Kurfürst der Ostmark, an diesem historischen Tag, beschäftigt. Hatte ja auf etwas tiefgründigeres gehofft.“
„Also, interessiert es dich nicht, wie sie es anstellen?“ fragte Gottfried, völlig verwirrt vom unverständlichen Desinteresse seines Freundes.
„D-das habe ich nicht gesagt!“ sprang Friedrich doch noch auf das Thema an. Zu spät. Einige Zeit verging, ohne dass Gottfried zu einer Erklärung ansetzte, bis Friedrich es wagte nachzuhaken, auch wenn er keine vernünftige Antwort mehr erwartete. „Und?“
„Und, was?“ wiederholte Gottfried, gähnend langsam und mit seinen Gedanken schon wieder weit weit von der Bierfrage entfernt. Er sprang von Thema zu Thema, von Gedanken zu Gedanken, was es seinem Cousin oft schwer machte, mit seinen wirren Gedankengängen mitzuhalten.
„Und wie stellen die Zwerge es an!“
„Tja, wenn ich die Antwort auf diese Frage wüsste...würde ich noch heute zu einem wahrhaftigen Gott aufsteigen.“ antwortete er halbherzig, bevor er sich neugierig auf dem ehemaligen Marktplatz umsah „Wo ist eigentlich dieser...wie hieß er? Sig...Sieghu...irgendwas mit Sig und einem U.“ angestrengt versuchte er, sich an den Namen des Söldnerhauptmanns zu erinnern. Ohne Erfolg. Sie kannten sich immerhin erst seit knapp zwei Wochen und Gottfried verspürte kein großes Interesse daran, sich mit einem Mann abzugeben, für den Geld tatsächlich als Religion galt. „Der komische Söldner.“
„Wird sich schon irgendwo rumtreiben. Vielleicht verfolgt er die Zwerge bis zu ihren geheimen Bierlagern.“
„Er sendet Kundschafter gen Süden aus, weil alle Anführer des Kreuzzuges feiern.“ meldete sich, neben den beiden Betrunkenen, eine griesgrämige, tiefe Stimme zu Wort. Verwirrt drehten sie die Köpfe und blickten in das ausdruckslose, unbewegte Gesicht eines breitschultrigen Mannes mittleren Alters. Er steckte in einer Rüstung aus schwarzen Stahl, welche mit silbernen Runen und Totenschädeln verziert war. An seiner Seite, hingen zwei Sicheln aus dem berühmten Silberstahl der Zwerge. Schwerter setzten die Ritter seines Ordens nur selten ein. Sie bevorzugten Sicheln, Sensen und gelegentlich sogar Äxte. „Irgendjemand muss schließlich dafür sorgen, dass die Stadt sicher ist.“ fügte er, in säuerlichem Tonfall hinzu.
„Hey! Wir sorgen auch für Sicherheit.“ begehrte Friedrich auf, wobei er mehr Eindruck gemacht hätte, wenn er nicht nur müde vor sich hingrummeln und gähnen würde.
„Dieser Platz hier ist eindeutig sicher.“ stimmte Gottfried ihm gönnerhaft zu. „Wir verteidigen ihn bis zum letzten Tropfen Blut, versprochen.“ Der Prinz lehnte sich zurück und schloss entspannt die Augen. Der übel gelaunte Ritter hatte ihm gerade noch gefehlt. „Seid etwas lockerer, Sir Heinrich. Ich weiß, als Templer des Todes, fällt es Euch schwer, aber heute ist kein Tag, an dem Ihr so...naja, so sein sollt, wie Ihr eben seid.“
„Ach? Wie bin ich denn?“
„Düster, langweilig, emotionslos und verdammt furchteinflößend.“ erwiderte der Prinz mit seiner berühmten Ehrlichkeit „Heute solltet Ihr mal versuchen fröhlich zu sein. Verflucht! Wir haben Mortheim erobert!“ rief er lauthals aus und einige Soldaten drehten sich grinsend zu ihm um. „Werft die Rüstung von Euch und tanzt auf den Dächern der Paläste unserer Vorfahren! Sucht Euch einen hässlichen Skavensklaven für die Nacht! Redet freundlich mit einem Talabecländer! Ärgert ein paar protzige Reikländer und versucht einen Greif zu streicheln oder stellt irgendwas anderes verrücktes an! Man befreit nicht jeden Tag Mortheim aus den Klauen eines Dämonenprinzen!“
Heinrich ließ ein kurzes, abfälliges Schnauben hören und schüttelte genervt mit dem Kopf. „Ich lehne dankend ab, mein Prinz.“
Gottfried ließ ein leises, abfälliges „Tz.“ hören, bevor er erschrocken zusammenzuckte. Laute, kreischende Geräusche ertönten vom anderen Ende des Platzes. Selbst Friedrich, welcher sich mittlerweile schon auf dem Weg ins Reich der Träume befunden hatte, schreckte bei dem Krach aus seinem Schlaf auf. Es klang wie eine Mischung aus aneinander kratzenden Metallplatten und ohrenbetäubendem Donnern. „Was ist das für ein schrecklicher Lärm?“ rief Gottfried über den Krach hinweg und sah sich entnervt um.
„Es gibt auf der ganzen Welt nur eines, was diese Geräusche verursachen kann.“ kam es ungehalten von Heinrich. Der Ritter Morr´s wirkte sogar noch mieser gelaunt als vor einigen Sekunden und sah aus, als stünde das Ende der Welt bevor. Letztendlich überwand er sich dazu abfällig „Kavallerie aus Nuln.“ auszustoßen und so viel Verachtung wie möglich in seine Worte zu legen.
Tatsächlich schlängelte sich eine Kolonne aus mehreren dutzend Reitern, durch die Hauptstraße, auf den Platz zu. Die Reiter wirkten, nach imperialen Maßstäben, merkwürdig und fehl am Platz. Alleine schon ihre schwarzen, ungeschmückten Uniformen und die ausgefallenen, überdimensionierten Gewehre mit mehreren Läufen in ihren Armen, hoben sie deutlich vom Rest ab. Einige trugen gleich mehr als ein Gewehr und einen ganzen Haufen Pistolen mit sich herum. Und doch...verglichen mit ihren Reittieren, fielen die waffenstarrenden Technikusse kaum auf. Jeder von ihnen ritt auf einem grauen Pferd, welches komplett aus Stahl bestand. Die mechanischen Pferde bewegten sich ruckartig und unnatürlich, aber sie bewegten sich. Blitze umspielten Hufe und Beine der seltsamen Gerätschaften bei jedem Schritt, während aus dem Inneren kratzende Laute drangen. Erst als sie zum Stillstand kamen, verstummten die nervenzerreißenden Geräusche.
„Verglichen mit uns, sehen die ziemlich ausgeruht und vor allem sauber aus.“ meldete Friedrich sich aufgebracht zu Wort.
„Weil sie nicht gekämpft haben. Ihre kleinen Spielzeuge, sind noch lange nicht weit genug entwickelt, um sich an einer Schlacht zu beteiligen. Vermutlich stolpern die Dinger über ihre eigenen Füße, wenn sie versuchen zu galoppieren.“ erklärte Gottfried gelangweilt. Nulner Spielzeuge. Nutzlos und laut. Manche Dinge änderten sich nie. Gottfried vertraute lieber auf sein Schwert und den Beistand Morr´s, als auf die technischen Spielereien aus der Technikus-Akademie.
„Warum tauchen sie dann überhaupt hier auf?“
„Um damit anzugeben wie genial sie sind?“
„Typisch Nulner Technikusse. Arrogant und nutzlos.“ steigerte Friedrich sich in den Anfang einer Antinulnrede hinein. Weit kam er damit nicht, denn plötzlich brach Gottfried in schallendes Gelächter aus. Verwirrt starrte Friedrich ihn an. „Was ist? Warum lachst du so? Soooo lächerlich sind die Nulner jetzt auch wieder nicht. Verglichen mit aufgeplusterten Averländern, sind sie sogar noch halbwegs erträglich.“
„Ach, die Nulner sind mir egal. Ich musste nur daran denken, was die anderen wohl über uns denken.“ meinte Gottfried, mit einem breiten Grinsen im Gesicht und darum bemüht nicht mehr zu lachen.
„Was sollen sie schon groß denken? Über die tapferen Mannen der Ostmark, lässt sich nicht viel schlechtes sagen. Es gibt nichts, worüber die anderen sich lustig machen könnten und auch keine seltsamen Vorurteile. Wir sind ganz gewöhnliche Imperiale, ganz im Gegensatz zu den Spinnern aus Talabecland oder Nuln.“
„Tatsächlich? Mir fallen mehr als genug ´Vorurteile` ein.“ erwiderte der Prinz und setzte sich aufrecht hin. Sein Grinsen wurde noch breiter, als er sah wie Friedrich voller Zweifel die Stirn runzelte und ihm kein Wort glaubte. „Laut ihnen, sind alle Bewohner der Ostmark Verräter an Sigmars Heiliger Kirche. Besessen von Tod und Verfall, beten wir als einzige den Gott des Todes an. Errichten ihm Tempel. Feiern Feste zu seinen Ehren und opfern ihm die Seelen unserer Feinde. Wir stehen fast auf einer Stufe mit den verdorbenen Anhängern Nurgles. Wir haben die vereinte Reichsarmee, während des großen Krieges gegen das Chaos, betrogen und würden es jederzeit wieder tun. Wir sind morbide, haben einen seltsamen, grenzdebilen Sinn für Humor, sind unausstehlich und völlig bescheuert. Unsere Ritter besitzen keinerlei Gefühle und würden selbst Sigmarpriester köpfen, falls sie denken Morr verlangt es. Wir bringen uns in grauenhaften Ritualen selbst um, und unsere Kinder und Haustiere, damit wir in die Gärten Morrs gelangen. Kurz gesagt, wir sind durch und durch bekloppt und verrückt.“
„Woher haben sie bloß so einen Unsinn?“ mischte Heinrich sich, ernsthaft überrascht, ein. Vor seinem etwas begrenzten Horizont als Ritter, eröffnete sich eine völlig neue Welt, die dem fanatischen Anhänger des Totengottes völlig fremd war und nicht gefiel. Er mochte seine Welt so wie sie war und konnte auf eine andere gut verzichten.
„Keine Ahnung. Aber weißt du was gegen diese Vorurteile helfen könnte?“ Gottfried verrenkte seinen Hals, damit er den Ritter, vom Boden aus, strahlend und aufmunternd anlächeln konnte. „Lächeln. Einfach lächeln.“ Der Ritter verzog keine Miene. In seinem Gesicht zuckte es nicht einmal kurz und er versuchte nicht einmal sich zu einem falschen Lächeln zu zwingen. Er sah einfach aus wie immer, was Gottfried gekonnt ignorierte als er fortfuhr und dabei zustimmend nickte. „Ja, ganz genau. So sind wir im Nullkommanichts, der beliebteste Teil des Imperiums. Niemand kann dem Charme eines todbringenden Templer des Totengottes widerstehen.“
Während der Templer etwas zum nachdenken bekam, war Friedrich damit beschäftigt, die Augen über den Platz schweifen zu lassen. Der Anblick wirkte auf ihn noch immer surreal und völlig absurd. „Erstaunlich, dass wir hier sitzen und über die anderen Fürstentümer scherzen können, ohne sie sofort umbringen zu müssen, oder? Nach über 800 Jahren Bürgerkrieg, sind wir vielleicht endlich wieder so etwas wie ein geeintes Reich.“
„Ja, irgendwie schon, auch wenn wir noch immer viel zu selten an einem Strang ziehen.“ stimmte Gottfried ihm zu. Treue dem Imperator gegenüber war gut und schön, doch durch den Bürgerkrieg herrschte noch immer unendlich viel Groll und Hass zwischen den Reichsteilen. „Fast das ganze Reich, hat endlich einmal zusammengearbeitet. Wir haben uns zum ersten Mal seit hunderten Jahren unter einem Banner vereint und die ruhmreiche Stadt, Mortheim, vom Makel des Chaos erlöst.“ sinnierte er abwesend vor sich hin und versank mehr und mehr in seinen Gedanken „Wir haben sämtliche Streitigkeiten und inneren Probleme überwunden, haben uns zu einem Schwert, einem einzigen Willen, verbunden und niemand konnte uns aufhalten. Nicht einmal ein Dämonenprinz. Ein gefallener Gott musste vor uns weichen. Sigmar Heldenhammer, ist stolz auf seine Erben. Stolz darauf, was wir geleistet haben und was wir noch alles vollbringen werden, so bald wir merken, wie stark wir gemeinsam sind. Der heutige Tag, markiert den Beginn eines neuen Imperiums. Ein Tag der Einheit, der für immer in die Geschichte eingehen wird. Ein Tag, der das Ende des Chaos markiert. Ein Tag, an den sich unsere Feinde voller Schrecken erinnern werden. Ein Tag...“
„Na schön, das reicht jetzt. Kein Alkohol mehr für dich.“ fiel Friedrich ihm gelangweilt ins Wort und riss ihm blitzschnell den Bierkrug aus der Hand, ohne auf Gottfrieds empörten Gesichtsausdruck zu achten. „Du wirst immer so grauenhaft sentimental, wenn du zu viel trinkst. Das ist ja nicht zum aushalten. Am Ende brichst du noch, vor den verfluchten Talabecländern, in Tränen aus und jammerst ihnen vor, wie gerne du mit ihnen befreundet wärst.“
„Sollte es wirklich so weit kommen, tu mir einen Gefallen, und erschlag mich. Mit der Schande könnte ich nicht weiterleben.“
„Es wäre mir eine Ehre, dich in die Gärten Morr´s zu senden. Vor allem wenn du so nervig bist wie heute.“ erwiderte Friedrich, mit todernster Stimme. Gottfried´s Erwiderung ging im schrillen Schrei einer Bestie unter, welcher ihnen allen durch Mark und Bein fuhr. „Sieht so aus, als wollten die Reikländer ihnen die Show stehlen.“ meinte Friedrich grinsend und selbst über das Gesicht des schweigsamen Ritters huschte fast so etwas wie ein angedeutetes Lächeln.
Während Gottfried´s kleinem Monolog, hatte sich ein prächtiger Greif vor den mechanischen Pferden aufgebaut. Auf seinem Rücken, thronte ein Ritter der Reiksgarde, in einer strahlend silbernen Rüstung. Das mächtige Geschöpf, überragte die Spielzeuge der Nulner und präsentierte sich ihnen in seiner ganzen Pracht. Stolz stellte er sich auf die Hinterbeine und gab einen weiteren markerschütternden Schrei von sich, während der Ritter sich Mühe gab, so überlegen und protzig wie möglich zu wirken, wobei er sich in eine heldenhafte Pose nach der nächsten warf.
„Na toll, wenn die Averländer und Middenländer das sehen, fangen sie auch noch damit an, ihre Muskeln spielen zu lassen. Und wenn die Talabecländer sich dann anschließen, müssen wir uns ebenfalls zeigen und laut werden.“ flüsterte Gottfried deprimiert und demotiviert vor sich hin. „Ich will nicht aufstehen. Aufstehen böse. Liegen gut. Viel liegen. Wenig streiten. Bitte, Talabecländer, kommt nicht rüber.“ Stumm sendete er noch ein kurzes Gebet zu Morr und Sigmar, als eine hochgewachsene, dunkle Gestalt seine Aufmerksamkeit erregte. Für einen Augenblick, glaubte er, einen großen Mann in einer schwarzen Kapuzenkutte neben dem Greif zu sehen. „Habt ihr eben diesen Mann gesehen?“
„Mhm? Was für´n Mann? Bringt der mehr Bier? Meins ist fast alle und ich sehe gerade keine Zwerge mehr die mir welches bringen können...“
„Da war ein Mann in schwarzer Robe, auf der Straße, direkt neben dem Greif. Ihr müsst ihn gesehen haben.“
„Wenn er so nahe an einem reikländer Greif stand, ohne in Stücke gerissen zu werden, muss er ein leibhaftiger Gott gewesen sein und es ist völlig normal dass wir ihn nicht sehen konnten.“ Angestrengt starrte Friedrich auf die Stelle, auf die sein Freund zeigte, aber ohne etwas zu erkennen. Enttäuscht zuckte er mit den Schultern. „Was solls. Ich sehe eh viel seltener Götter als du.“
„Oder der Greif hat ihn eben verschluckt und wir sehen ihn deswegen nicht mehr.“ fügte Heinrich monoton hinzu.
„Ihr seid, wie immer, eine große Hilfe.“ reagierte Gottfried erstaunlich gereizt auf ihre desinteressierten Antworten, bis ihm plötzlich aufging, dass gerade, direkt vor seinen Augen, ein Wunder passiert war. Ungläubig, mit weit aufgerissenen Augen, drehte er sich zu dem Templer Morr´s um und starrte ihn an, als wäre er die Wiedergeburt Sigmars. „Moment...habt Ihr gerade versucht einen Scherz zu machen?“
„Wie Ihr sagtet, es ist ein besonderer Tag.“
„Ja, das ist er. Besonders und einzigartig.“ seufzend lehnte Gottfried sich wieder gegen die zerfallene Säule und versuchte nicht mehr an die Gestalt zu denken. „An einem Tag wie diesem, verschwimmen die Grenzen zwischen Himmel, Erde und Hölle, fließen ineinander und lösen sich auf. Die Mauern der Realität zerfallen zu Staub und auf Feuerschwingen wird Sigmar´s Hammer niederschlagen auf die Welt, wie in den ersten Stunden der Menschheit. In Feuer, Leid und Tod, wird er uns, und die gesamte Welt, nach seinem Willen neu formen. Mauern werden einstürzen, Reiche kollabieren, Städte brennen und ganze Völker vergehen, bis nur noch Götter und Dämonen über die Erde wandeln. Es ist der Tag gekommen, an dem Sigmar´s heiliges Land brennt, an dem es in lodernde Flammen aufgeht, und die Toten neben Mensch, Tier und Dämon im Licht der brennenden Welt wandeln.“ Als der Prinz verstummte, blinzelte er verwirrt vor sich hin. Noch während er die Worte aussprach, begannen sie in seinem Kopf zu verblassen, bis er sich selbst kaum noch daran erinnern konnte, was er gerade gesagt hatte.
„Etwas düster für einen Tag, an dem wir einem Dämonenprinzen heroisch in den Arsch getreten haben.“ murmelte Siegfried schläfrig vor sich hin. Kurz musterte er seinen Freund nachdenklich, bis er seufzend nachgab und Gottfried den Bierkrug wieder in die Hand drückte. „Hier, lieber du bist so sentimental wie du willst als schwermütig und deprimierend.“
„Nein, es reicht. Morgen steht uns noch viel Arbeit bevor.“ lehnte Gottfried entschieden ab, den Blick gen Himmel gerichtet, als erwartete er, dass der Himmel selbst jeden Moment auf ihn stürzte.
„Endlich nehmt Ihr wieder Vernunft an, mein Prinz.“ stimmte der Templer ihm zufrieden zu „Es ist notwendig, so viele Soldaten wie möglich in den Süden zu schicken und sämtliche Übergänge über den Stir zu sichern. Manfred von Carstein, wird sicher bald reagieren und versuchen uns die Stadt zu entreißen. Wir können noch immer alles verlieren und...“
Friedrich hörte ihm schon nicht mehr zu. Seine Aufmerksamkeit fesselte ein grell leuchtender Punkt am Himmel, der sich ihnen mit rasender Geschwindigkeit näherte. Es dauerte nicht lange, bis er es erkennen konnte. Ein Feuerball. Ein gigantischer Komet mit zweigeteiltem Schweif. Ein Funke, aus den Gärten des Chaos.
Was als nächstes passierte, spielte sich vor seinem Auge so schnell ab, dass er Mühe hatte dem ganzen zu folgen. Niemandem blieb Zeit zu reagieren oder sich in Sicherheit zu bringen, als der gigantische Feuerball auf die Stadt niederging. Der Greif fing in der Luft Feuer, die mechanischen Pferde schmolzen und die siegreichen Soldaten des Imperiums, verschwanden in einem tobenden Flammenmeer. Letztendlich verschluckten die Flammen Friedrich selbst, bis die ganze Welt in einer einzigen Feuersbrunst verging, welche nichts als Asche zurückließ.


Südliche Ostmark, nahe Nagenhof, Imperialer Kalender 2514

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Noch während die Flammen über seinen Körper leckten und an ihm zerrten, spürte Gottfried, wie ihn jemand unsanft in die Wirklichkeit zurückholte. Ein Faust hatte sich in seine Seite gebohrt und brachte ihn dazu stöhnend die Augen zu öffnen. Sie befanden sich nahe der ersten Ausläufer des Weltenrandgebirges und der Boden war noch immer von einer dünnen Schneeschicht bedeckt. Gottfried saß auf seinem Pferd. Neben ihm wartete ein ungeduldiger Friedrich und hatte Mühe sein Schlachtross davon abzuhalten nach vorne zu preschen.
„Ah, danke für den Weckruf.“ brummte Gottfried verschlafen vor sich hin und gähnte ausgiebig „Wir waren gerade dabei zu verbrennen. Ziemlich unangenehm.“
„Wovon redest du?“ hakte Friedrich misstrauisch nach. Er wusste nicht, ob er durcheinander oder wütend sein sollte.
„Ach von nichts wichtigem. Nur von unserem Tod und vom Ende der Welt. Das übliche halt.“ der Prinz streckte sich ausgiebig und hörte, wie sein Rücken lautstark knackte „Ich sollte aufhören, auf dem Rücken eines Pferdes zu schlafen, davon bekomme ich Alpträume.“
„Du bist entweder der mutigste oder dümmste Feldherr, den ich jemals gesehen habe. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass du, unmittelbar vor einer Schlacht, entspannt ein Nickerchen halten kannst.“
„Morr ist auch der Gott der Träume und des Schlafs. Schlafen ist eine bewährte Art zu ihm zu beten. Frag die Priester.“ rechtfertigte Gottfried sich empört. Schlaf war ein wichtiger Teil seiner Religion und vor einem Kampf absolut notwendig, um den Beistand Morrs zu erbitten. „Außerdem, das nennst du eine Schlacht? Ich nenne es einen sicheren Sieg.“
„Genau so dachte dein Vater auch, vor der Schlacht an der schwarzen Straße, als seine jugendliche Arroganz in einem Blutbad endete.“
„Und jetzt sitzt er, seit Jahrzehnten, untätig in Bechhafen, weil er zu viel Angst vor einem erneuten Versagen hat. Erbärmlich.“ erwiderte der Prinz, begleitet von einem abfälligen Schnauben „Ich plane nicht, meine militärische Laufbahn, mit einer ähnlichen Niederlage zu beginnen. Im Gegenteil. Der heutige Sieg, wird als Anfang einer der glorreichsten Siegesserien in die Geschichte eingehen.“
„Ziemlich zuversichtlich für jemanden, der zahlenmäßig unterlegen ist.“
Gottfried winkte sämtliche Bedenken ab, als wären ihre Gegner nichts weiter als Goblins oder einfache Zombies, und keine gut ausgerüsteten Soldaten. „Zahlen sind vollkommen unbedeutend. Was zählt, sind der Schutz Morrs und die Liebe Sigmars. Beides wissen wir auf unserer Seite. Auf der Seite unserer Feinde, steht niemand. Sie sind einsam, verloren und hoffnungslos. Seit sie ihre Götter verraten haben, sind sie nichts weiter, als leere Hüllen, die nur noch über Sigmars Erde wandeln, weil wir es versäumt haben sie von ihren holen Köpfen zu befreien. Ohne ihren Glauben, sind sie nichts weiter als Untote und ich fürchte mich nicht vor Untoten.“
„Na schön. Hauptsache du schläfst nicht in der Schlacht ein. Selbst Morr und Sigmar können dich nicht retten, wenn du mitten im Kampf vom Pferd fällst und mal wieder ins Land der Träume verschwindest.“ spöttelte Friedrich, auch wenn er seine Bedenken vollkommen ernst meinte. Bei seinem Cousin konnte man nie wissen, ob er nicht wirklich entschied auf dem Schlachtfeld zu schlafen. Bevor er Gottfried noch auf dumme Idee bringen konnte, fuhr er lieber hastig fort. „Deine Träume kommen sicher nur von Morr. Er ist immer mies gelaunt, wenn wir ihm lange keine frischen Seelen opfern. Kein Wunder dass du von schlechten Träumen geplagt wirst. Heute Nacht, senden wir ihm seine Lieblingsseelen. Die von Verrätern.“
„Ich hätte es nicht besser sagen können.“ stimmte Gottfried ihm zu und ließ sich von Friedrich seine Maske reichen. Sofort verschwand sein Gesicht hinter einem breit grinsenden Totenschädel aus Silber. Er wendete sein Pferd und blickte voller Stolz auf seine erste, eigene Streitmacht. Mehr als 1500 Soldaten des Imperiums, hatten sich unter dem Banner der Ostmark versammelt, und warteten ungeduldig darauf, die Ketzer für ihre Anmaßung zu bestrafen.

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Die vordersten Reihen, bildeten die legendären Totenkopfregimenter. Einheiten aus kampfgestählten Veteranen, die auf eine Tradition voller Siege und Heldentaten zurückblicken konnten. Im Gegensatz zu den gewöhnlichen Soldaten, waren sie in purpurrote Uniformen gekleidet und trugen darüber Brustpanzer aus schwarzem Eisen. Jeder von ihnen verbarg sein Gesicht ebenfalls unter einer silbernen Totenkopfmaske. Relikte aus der Gründungszeit der Totenköpfe. Damals, als sie noch eine Widerstandsgruppe im Kampf gegen die Vampire waren und einen erfolgreichen Guerillakrieg gegen die untoten Besatzer führten. Nur ihnen verdankten sie den Sieg über die Vampire von Sylvania und die dämonischen von Carstein.
Obwohl er nicht das größte und prächtigste Heer der Welt vor sich hatte, reichte es aus, um Gottfried zu beeindrucken. Alleine zu wissen, dass es nur der Anfang seines Siegeszuges gegen die Feinde des Imperiums sein sollte, ließ seinen Körper vor Aufregung vibrieren. Gebannt vom Anblick seiner Streitmacht flüsterte er, kaum wahrnehmbar, vor sich hin: „Wir senden dir die Seelen der Ketzer, opfern dir ihr Blut, ihre Leiber, ihren Geist und eines Tages uns selbst. Bald werden wir alle in deinen traumhaften Gärten des Todes wandeln und diese zum Sterben verdammte Welt hinter uns lassen.“

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Zuletzt geändert von Vanidar am 9. April 2016 19:13, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: [AAR] Warhammer - die Gärten des Todes

Beitragvon Vanidar » 9. April 2016 19:09

1. Häretiker und andere Probleme (Öffnen)
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Südliche Ostmark, nahe Nagenhof, Imperialer Kalender 2514

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Über 1500 Mann, warteten auf einem flachen, schneebedeckten Abhang darauf, dass Gottfried ihnen endlich das Signal gab, sich auf die verhassten Verräter zu stürzen. Ihr Feind war ihnen zahlenmäßig weit überlegen, doch weit schlechter ausgerüstet. Neben den 500 Totenköpfen mit ihren stählernen Hellebarden, begleiteten Gottfried mehrere hundert Freischärler und gewöhnliche Soldaten aus der Garnison von Bechafen. Ihnen gegenüber, schoben sich unkontrolliert 2500 Verräter und Deserteure aus der Stadt heraus. Ihre Reihen wirkten ungeordnet und völlig chaotisch. Wie verschreckte Hühner, liefen sie durcheinander. Einheiten behinderten sich gegenseitig in ihrem Vorankommen. Reiter schoben leichte Truppen mit Gewalt zur Seite und eigentlich disziplinierte Hellebardenhaufen, gerieten in Ordnung bis heillose Verwirrung ausbrach. Verglichen mit den ruhig wartenden Schlachträngen von Gottfrieds Armee, wirkten sie wie eine betrunkene Goblinhorde und ganz sicher nicht mehr wie eine imperiale Streitmacht.

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„So viele unserer eigenen Soldaten. So eine Verschwendung.“ murmelte Gottfried ungehalten zu sich selbst, während er gelangweilt beobachtete, wie ihre Feinde vor den Stadtmauern aufmarschierten. Sie hatten sich dazu entschlossen, ihnen auf offenem Feld zu begegnen, anstatt sich in Nagenhof zu verschanzen. Durch seine silberne Totenkopfmaske, wandte er sich an seinen Cousin, welcher nervös immer wieder die Hand an den Griff seines Schwertes wandern ließ. „Wissen wir eigentlich, was sie dazu gebracht hat, die Stadt abzuriegeln und den Grafen von Nagenhof aufzuknüpfen?“
„Keine Ahnung. Sie wollen nicht mit uns reden. Wir wissen nur, dass sie niemanden in die Stadt lassen und jeden Boten oder Kundschafter, den sie in die Finger kriegen konnten, umbrachten.“ informierte Friedrich ihn abwesend, den Blick fest auf die ungeordneten Reihen ihrer Feinde gerichtet, in die er sich gleich stürzen musste. Um sich selbst vom bevorstehenden Gemetzel abzulenken, ging er weiter auf das mysteriöse Verhalten der Garnison ein, immerhin kam so ein Verhalten selbst im Imperium nicht häufig vor. „Wie gehen wir eigentlich nach unserem Sieg vor? Du gehst ja eh davon aus, dass wir gewinnen, und die Einwohner werden danach behaupten, die Garnison hätte sie dazu gezwungen, sich vom Imperium abzuwenden. Sie werden sämtliche Schuld von sich weisen.“
„Unwichtig. Ob sie treu sind oder nicht, ist für den Moment nicht von Bedeutung.“
Die desinteressierte, abwesende Antwort Gottfrieds ließ ihn verwirrt blinzeln und lenkte ihn tatsächlich von der Schlacht ab. Überrascht hakte er weiter nach. „Sicher? Verlassen wir Nagenhof zu früh, fallen sie uns erneut in den Rücken, vor allem, da wir noch nicht wissen, was sie dazu gebracht hat sich das erste Mal gegen uns zu stellen. So lange wir nicht die Wurzel des Verrats ausmerzen, können wir keinem von ihnen vertrauen.“
„Die Totenköpfe sollen sich darum kümmern. Sie haben Erfahrung darin Verräter ausfindig zu machen. Wir lassen 300 von ihnen hier, das sollte vorerst reichen. Der Kurfürst wird entscheiden, wie wir mit den Menschen hier umgehen sollen. Wir beide, müssen uns um wichtigere Angelegenheiten kümmern.“ damit schmetterte Gottfried das Thema endgültig ab. Statt sich weiter mit unnötigen Fragen zu den Verrätern zu beschäftigen, trieb er sein Schlachtross nach vorne. Hinter sich konnte er spüren, wie dreißig weitere junge Adelige auf ihren Pferden in Bewegung setzten. Seine Leibwache war alles, was sie an Kavallerie in dieser Schlacht besaßen. Keine Ritter hatten sich bereit erklärt, sie gegen so einen unwürdigen und langweiligen Feind zu begleiten. Ohne zu zögern, zückte Gottfried sein Schwert. Neben der einfachen Klinge, hing noch ein schmuckloses Beil an seiner Seite. Provisorische Waffen, die er nur trug, bis sein Vater ihm die Runenklinge der Ostmark überließ.
All seine bisherige Kampferfahrung, stammte aus Scharmützeln gegen Tiermenschen oder kleinere Kämpfe gegen Banditen und Straßenräuber, von denen die Ostmark geradezu übersät war. Seine erste Schlacht sollte nicht gegen eine Horde aus Chaosbarbaren oder ein untotes Heer sein, sondern gegen eine imperiale Armee. Er selbst zeigte keinerlei Zweifel. Für ihn bestand kein Unterschied zwischen Bestien und diesen Menschen dort Unten. Nur unter seinen Männern konnte er leise Zweifel spüren. Nicht unter den Totenköpfen, aber unter den einfachen Soldaten. Für sie gehörte der Kampf gegen andere Bürger der Ostmark nicht gerade zum Alltag.
Trotz ihrer leisen Zweifel, legten die Freischärler Pfeile auf die Sehnen ihrer Bögen, da die Feinde sich ihnen langsam, aber stetig, näherten. Vor allem ihre leichten Reiter, bereiteten den geübten Schützen Sorgen. Ein kleines Kontingent der schwarzen Templer, hätte diese behelfsmäßigen Reiter innerhalb kürzester Zeit aus dem Sattel geholt, doch ohne die Unterstützung eines Ritterordens, blieb ihnen nichts weiter übrig, als vor der überlegenen Mobilität der berittenen Schwertkämpfer zu kapitulieren. Geschätzt 200 dieser leichten Reiter, setzten sich langsam und verstreut von der restlichen Streitmacht ab. Inmitten des Chaos, kamen sie nur langsam voran. Sie planten eindeutig, ihre Beweglichkeit auszunutzen, um Gottfrieds Reihen zu umgehen und die Bogenschützen auszuschalten.

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Weit kamen sie damit nicht. Die ersten Geschosse trafen sie, lange bevor es ihnen gelang, sich zu ordnen und auch nur zu versuchen, ihren Plan in die Tat umzusetzen. Dünne Brustplatten waren alles, was sie behelfsmäßig gehen Pfeile schützte, doch selbst die hielten den niederhagelnden Geschossen nicht stand. Durch den Sturm aus Pfeilen, bewegten sich Schwertkämpfer und Hellebardenträger auf Gottfrieds dünne Schlachtlinie zu. Die Totenköpfe hielt er zurück und so mussten seine eigenen Soldaten sich vorerst verzweifelt gegen eine Übermacht stemmen. Gemeinsam mit seiner Leibwache, stürzte er sich ins Getümmel, so bald er merkte, wie sich die ersten Lücken in seiner Verteidigungslinie bildeten. Gemeinsam mit seiner handvoll Reiter, eilte er von Schwachstelle zu Schwachstelle und vereitelte jeden Durchbruch.

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Für so einen erbärmlichen Haufen, leistete die abtrünnige Garnison erstaunlich tapfer Widerstand. Erst als die Totenköpfe, in disziplinierter Formation, auf das Schlachtfeld marschierten, und die Feinde vor ihren fest geschlossenen Reihen hertrieben, brach sämtlicher Widerstand. Gegen den undurchdringlichen Wall aus Hellebarden und grinsenden, glänzenden Totenschädelmasken, konnten die erschöpften Gegner nichts ausrichten.

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Nur wenigen Feinden gelang die Flucht zurück ins Innere der Stadt. In ihrer kopflosen Flucht, gelang es ihnen nicht einmal mehr, die Tore zu schließen. In den nächsten Tagen, würde man sie allesamt jagen und zur Strecke bringen. Gottfried beachtete sie nicht weiter. Sollten die Ratten sich verkriechen und sich in ihre düsteren Pläne vertiefen. Nagenhof zu säubern, gehörte nicht zu seinen dringendsten Aufgaben. Jedenfalls nicht, wenn es nach Gottfried ging. Er war aus einem anderen Grund nach Süden marschiert. Sein Sieg in der Schlacht um Nagenhof, stand nie zur Debatte, für ihn ging es um etwas anderes und so bald seine Kundschafter aus dem Süden zurückkehrten, würde er Gewissheit haben und mit etwas Glück auch genug Beweise, um selbst den störrischen, alten Kurfürsten zu überzeugen.


Nördliche Ostmark, Bechafen, Imperialer Kalender 2514

Eine Woche später, hatten sie das Schlachtfeld weit hinter sich gelassen und gleichzeitig fühlte Gottfried sich hier unwohler als im dichtesten Kampfgetümmel. Bechafen lag am südlichen Ufer des Unteren Talabec, ein Nebenarm des Talabecflusses, welcher derzeit die nördliche Grenze des Reichs darstellte. Die Ostmark erstreckte sich über die hügelig Waldlandschaft und Sümpfe zwischen Talabec und Stir, auch wenn selbst der größte Narr dieses Gebiet nicht als sicher oder einladend beschreiben würde. Es fehlte seit Jahrzehnten an den benötigten Truppen, um die Grenzen gegen Orks und andere Eindringlinge zu sichern. Seit der sogenannten ´Schlacht an der schwarzen Straße`. Damals unterlag ihr Kurfürst, im Alter von 15 Jahren, einer Orkhorde und musste hilflos mitansehen, wie sein stolzes Heer vor seinen Augen zerfetzt wurde, weil er seine eigenen Fähigkeiten überschätzt hatte. Kurfürst Wolfram Hertwig. Seit die Linie von Otto von Kessel vor mehr als 200 Jahren ausstarb, regierten die Hertwigs über die Ostmark oder was noch davon übrig war.
Genau dieser Junge, war inzwischen über 40 Jahre alt, auch wenn die Zeit nicht auf seiner Seite zu stehen schien. Nach zahlreichen Krankheiten und Leiden, hielt er sich nur Mühsam auf seinem Thron und konnte seine offensichtliche Schwäche nicht mehr verbergen. Sein Gesicht war faltig und eingefallen. Unter den Augen zeichneten sich breite, schwarze Ringe ab und jede noch so kleine Bewegung erschöpfte ihn. Genau diese zerbrechliche Gestalt, saß am anderen Ende des, erstaunlich schmucklosen, Thronsaals und empfing den siegreichen Gottfried. Auf seinem Haupt ruhte ein silberner Helm mit purpurnen Federn und Sigmar gewidmeten, goldenen Insignien.

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Doch Gottfried hatte keinen Blick übrig, für die kunstvoll geformten Runen, in denen der Träger einen ewigen Eid an Sigmar schwor. Generell gab er sich Mühe, den Kurfürsten nicht anzusehen. Süßlicher, stechender Gestank strömte von ihm aus, auch wenn es nur Gottfried zu bemerken schien. Der Kurfürst roch nach Alter, nach Tod und Versagen. Zumindest kam es Gottfried so vor. In Wahrheit, nahm mit ziemlicher Sicherheit niemand sonst diesen Gestank der Niederlage und Krankheit wahr. Ein Gestank, welcher über ganz Bechafen zu liegen schien. Die kleine Stadt am äußersten Rand des Reichs, ließ sich nicht gerade als Juwel des Imperiums bezeichnen. Von einem Tag auf den anderen, musste das unbedeutende Örtchen zur neuen Hauptstadt der Ostmark mutieren. Noch heute trauerte jeder Adelige der Ostmark den prächtigen Palästen Mortheims nach. Bechafen diente nur vorübergehend als Hauptstadt. Nur vorübergehend als Sitz des Kurfürsten. Das redeten sie sich wieder und wieder ein. Inzwischen schon seit über 500 Jahren.
Gottfried konzentrierte sich auf das bevorstehende Gespräch, als sein Vater, mit schwächlicher, zittriger Stimme, das Wort an ihn richtete: „Du bist siegreich zurückgekehrt. Wie erwartet, waren ein paar Aufständische und Verräter keine Herausforderung für dich und deine Fähigkeiten.“
„Danke, mein Fürst.“ Gottfried deutete eine Verbeugung an, weil es die Höflichkeit gebot und er den Kurfürst nicht gleich zu Beginn verärgern wollte. Nicht bevor er ihn von seinem Anliegen überzeugen konnte.
„Nagenhof wurde gesichert?“
Auf seine Frage, begann Gottfried ihm von der Schlacht und seinen Vorkehrungen zu berichten. Seine beiläufige Berichterstattung endete damit, dem Kurfürsten zu raten, unverzüglich die Totenköpfe in Nagenhof abzulösen. „Alles weitere, liegt in Euren Händen.“
„Die Totenköpfe in der Stadt zu lassen, war eine gute Entscheidung. Sie sind mehr als fähig zu erkennen in welchen Herzen und Köpfen noch immer die Saat der Rebellion heranwächst. Säuberungen sind unvermeidlich. Wir müssen weitere Aufstände unterbinden. Sollte so etwas ähnliches in Essen oder Bechafen passieren, würde das ganze Fürstentum daran zerbrechen.“ stimmte Wolfram ihm zu und nickte anerkennend, was Gottfried ignorierte. Sicher dachte der Kurfürst auch gerade daran, wie lange sie sich halten könnten, wenn nun auch noch innere Probleme dazukamen. Vom einst ruhmreichen Ruf der Ostmark, war nicht mehr viel übrig. Ihre Nachbarn sahen auf sie hinab und betrachteten die herrschende Kurfürstenlinie eher als Nachlassverwalter eines edlen Geschlechts. Jeder im Reich ging davon aus, dass die Ostmark sich früher oder später, eher früher, in die Reihe der vergessenen und untergegangen Reichsteile einreihen würde.
Zum Glück riss die schwächliche Stimme des Kurfürsten ihn aus seinen düsteren Gedanken, bevor er sich wieder einmal vollends darin verlieren konnte. „Es gibt besorgniserregende Berichte aus dem Norden. Mehrere verheerende Angriffe stehen uns bevor. Bechafen selbst könnte in Gefahr sein und wir brauchen jeden kampffähigen Mann um es zu halten. Neue Probleme mit unseren eigenen Städten können wir uns nicht leisten. Selbst ohne Verräter in den eigenen Reihen müssen wir wachsam sein.“

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„Im Norden? Seit wann bereitet uns der Norden Probleme?“ hakte der Prinz, mit gespielter Überraschung nach. Obwohl es unwahrscheinlich war, hatte er damit gerechnet. Normalerweise galt ihre nördliche Grenze als ausgesprochen ruhig, fast schon friedlich. Wenn sie mit Angriffen rechnen mussten, dann aus dem Osten, wenn die Orks mal wieder, über die Pässe des Weltenrandgebirges, ins Imperium strömten. Ansonsten schlugen sie sich mit Untoten aus den Sümpfen des Südens oder Tiermenschen aus den Wäldern des Westens herum. Im Norden, stellte der Fluss, Talabec, eine natürliche Grenze dar, die keine feindliche Streitmacht unbemerkt und ohne hohe Verluste überqueren konnte. Hinter einer Reihe von Wäldern erhob sich dann bereits die Hauptstadt der Kisleviten. Jeder Feind aus dem Norden, musste erst an ihren Verbündeten aus Kislev vorbei. Einst war das anders. Vor langer Zeit, noch während des Bürgerkriegs, erstreckte sich die Ostmark weit über das Nordufer des Talabec´s hinaus in den Norden, bis in die Steppen des heutigen Kislevs. Selbst das Land, auf dem sich heute die Stadt Kislev erhob, lag einst innerhalb ihrer Grenzen. Vernichtende Niederlagen gegen die damalige Kahnkönigin und ihre Husaren, trieben die Imperialen in den Süden. Gottfried war es noch immer ein Rätsel, wie sie und die Kisleviten inzwischen Freunde und Verbündete sein konnten.
„Seit die Kisleviten sich mit den Norse und verschiedenen Clans der Skaven herumschlagen.“ setzte der Kurfürst zu einer Erklärung an und richtete sich dabei mühsam auf seinem Thron auf. „Durch Truppenverlegungen nach Praag, lag der Süden ihres Landes ungeschützt offen. Nach allem was wir wissen, ist eine Tiermenschenherde aus den Bergen herabgestiegen. Dazu kommen noch etwa 5000 Orks, denen es irgendwie gelungen ist, an den Zwergen von Karak vorbeizukommen.“
„Die Verteidigung der Zwerge, lässt in den letzten Jahren mehr und mehr zu Wünschen übrig, aber die Slayer aus der Rabensburg lassen normalerweise keinen einzigen Ork durch den Höhenpass. Sie müssen in schwere Kämpfe mit einer noch größeren Horde verwickelt sein, ansonsten hätten die kleinen Spinner jeden einzelnen Ork zu Tode gejagt.“ Für gewöhnlich gelangte man nur an einem Slayer vorbei, wenn man ihn köpfte, und selbst dann musste noch immer damit rechnen, dass der Rest von ihm ungebrochen weiterkämpfte.
„Vermutlich.“
„Wie auch immer. Sie sitzen auf der anderen Seite des Talabec fest und stellen keine Gefahr dar. Wir sollten warten, bis die Kisleviten sich darum kümmern.“ schlug Gottfried zu und wurde mit einem zögerlichen, aber zustimmenden, Nicken belohnt. Erleichtert atmete er auf. Ein sinnloser Feldzug in den Norden, hätte sie nur Männer gekostet die sie noch brauchten. Bevor der Kurfürst weiterreden konnte, sprach Gottfried hastig weiter und kam zu dem Grund, aus dem er wirklich hier war. Gelang es ihm seinen Vater zu überzeugen, konnten sie vielleicht noch rechtzeitig eingreifen, um das Schlimmste zu verhindern. „Laut meinen Spähern, sammeln sich, an unserer Südgrenze, Soldaten in den Farben Sylvania´s. Mehrere Einheiten wurden, in den letzten Wochen, dabei gesehen, wie sie sich nahe und um die Stadt Waldenhof herum positionieren. Wir gehen inzwischen von vielleicht 2000 Soldaten aus, vielleicht auch deutlich mehr, da meine Leute sie nur aus weiter Entfernung beobachten konnten. Es wurde mir ja schließlich verboten, die Grenze zu überqueren, obwohl es...“

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„Aus gutem Grund.“ unterbrach Wolfram Hertwig ihn schroff und wirkte plötzlich hellwach. Seine sonst so müden und leeren Augen, funkelten seinen Sohn misstrauisch an. „Niemand hat dir gestattet, unsere südlichen Nachbarn auszuspähen. Wie immer, suchst du nach einem Grund, Sylvania den Krieg zu erklären. Krieg gegen eine rechtmäßige imperiale Provinz, die unter der Verwaltung des Kurfürsten von Stirlands steht.“
„Nur auf dem Papier. In Wahrheit besitzt Kurfürst Haupt-Anderssen keinerlei Macht in Sylvania. Was meine Männer berichten klingt ernst, sehr ernst, und dringend. Wir müssen Truppen in den Süden verlegen oder am besten sofort präventiv zuschlagen, ansonsten fallen die verräterischen Barone von Sylvania über uns her.“
„Oder deine Späher irren sich. Es gibt viele Gründe für Sylvania, Truppen nach Waldenhof zu verlegen. Möglicherweise sammeln sich Orks in den Bergen.“ wies der Kurfürst ihn, wie erwartet, ab. Sein Tonfall ließ keinerlei weitere Argumente oder Diskussion mehr zu. „Oder, viel wahrscheinlicher, sie planen einen Angriff auf den neuen Nekromanten, der sich angeblich in den Sümpfen nahe Waldenhof niedergelassen haben soll. Er erweckt die Toten und terrorisiert den Osten von Sylvania. Es ist nur natürlich, dass sie sich sammeln um ihn zu vernichten.“
„Das...das wäre möglich.“ stimmte Gottfried zu. Nur mühsam gelang es ihm, seine Enttäuschung zu verbergen. Er war darauf vorbereitet gewesen, seine Kundschafter vor den Fürsten zu bringen und sie die Berichte bestätigen zu lassen, doch er erkannte wenn er verloren hatte. Der Kurfürst würde sich nicht umstimmen lassen. Das Risiko sich zu irren war ihm zu groß. Gottfried neigte den Kopf und gab sich geschlagen. „Verzeiht, dass ich nicht an diese Möglichkeit gedacht habe. Ich war zu voreilig.“ log er zerknirscht, obwohl er sich innerlich keiner Schuld bewusst war. Selbstverständlich hatte er an all das gedacht und dann beschlossen es zu ignorieren. Etwas sagte ihm, dass es sich nicht nur um die üblichen Probleme mit Orks oder kleineren Möchtegernnekromanten handelte. „Vielleicht wollte ich wirklich nur nach einem Vorwand suchen, um in Sylvania einzumarschieren, aber nur weil ich fest davon überzeugt bin, dass wir sie nicht ignorieren können. Ihr Land stand zu lange unter der Herrschaft der Vampire. Auch wenn die von Carstein ausradiert sind, sollten wir nicht auf die Treue der Menschen dort vertrauen.“
„Ich hatte gehofft, deine erste Schlacht als Feldherr, würde deinen Übermut etwas abkühlen. Wie ich sehe, habe ich mich noch nie so sehr geirrt.“ kommentierte Wolfram, enttäuscht seufzend, das aufmüpfige Verhalten seines Sohnes. „Ein unbedeutender, winziger Sieg und schon hältst du dich für den neuen Otto von Kessel. Für den Retter des Imperiums, selbst wenn du dafür erst eigene Gefahren erfinden musst. Falls die Barone von Sylvania wirklich einen Angriff planen, werden wir ihn gemeinsam mit Stirland abwehren. Unsere wenigen Soldaten, in einem sinnlosen Angriff zu verschwenden, würde uns auf Dauer das Genick brechen. Wir müssten uns einen Weg über den Stir erkämpfen, anstatt sie auf unserem Boden zu stellen und zu schlagen. Morgen wirst du nach Nordwesten aufbrechen und die Wälder von einer marodierenden Tiermenschenherde säubern. Ihr Lager sollte sich irgendwo in der Nähe von Borkum befinden. Sie haben das Dorf ausgelöscht und sind dann aus dem Talabecwald weiter in unsere Richtung gezogen.“
„Wie ihr verlangt, mein Fürst.“
„Außerdem verlangt Lady di Lucci nach deiner Anwesenheit. Sie hat darum gebeten, dich direkt nach deiner Ankunft in ihre Gemächer bringen zu lassen.“
„Na dann. Solange sie nur darum bittet, muss ich mich ja nicht damit beeilen, den Wünschen der Lady di Lucci zu entsprechen. Trotzdem danke für die Mitteilung.“
„Muss ich dich erst daran erinnern, wie wichtig unsere Beziehungen zu den di Lucci sind?“ ermahnte sein Vater ihn. Nur ein kurzes Zucken in seinem Gesicht verriet seinen Unmut über das Verhalten seines Erbens.
„Mhm nein, müsst Ihr nicht. Ich bin mir der Tatsache bewusst, dass wir auf gute Geschäftsbeziehungen zu den Tileanern angewiesen sind.“ erwiderte der Prinz wie aus der Pistole geschossen. Ohne die Investitionen der Händlerfamilie aus Tilea, hätte die Ostmark sich schon längst selbst in den Ruin getrieben. „Ich gehe trotzdem wann ich will. Noch haben die di Lucci mich nicht kaufen können, trotzdem danke für den Hinweis.“
Mit diesen Worten, verabschiedete Gottfried sich und sah zu, dass er so schnell wie möglich aus dem düsteren Thronsaal verschwand. Lieber zog er noch heute gegen die Tiermenschen, als eine Sekunde länger hier zu verbringen.



Entgegen seiner Worte, hatte Gottfried sich unverzüglich auf den Weg zu Lady di Lucci´s Gemächern begeben. Mit der kleinen Diskussion am Ende, hatte er nur seinen Unmut ausdrücken wollen. In Wahrheit, freute er sich schon seit seiner Ankunft auf dieses Treffen.
Ohne anzuklopfen, schob er die Tür zu ihrem Zimmer auf. Lucia di Lucci, bewohnte die besten Gemächer des provisorischen Fürstenpalastes. Selbst nach 500 Jahren, hatte man in Bechafen keine große Residenz bauen lassen, die ansatzweise mit den prächtigen Palästen anderer Fürsten oder dem Fürstenpalast von Mortheim mithalten konnte. Inmitten des luxuriös ausgestatteten Raums, stand die älteste Tochter der di Lucci Familie.
Wie immer, wenn Gottfried sie sah, nahm er sich einen Augenblick Zeit, sie einfach nur stumm anzustarren und ihren Anblick in sich aufzunehmen. Ihm kam es vor, als hätte er sie schon seit Monaten nicht mehr gesehen. Sie trug ein helles, pfirsichfarbenes Kleid aus teurem Stoff aus dem Süden. Wie die meisten Tileaner, reichte sie nicht an die hochgewachsenen Imperialen heran und er überragte sie um ein gutes Stück, obwohl sie im gleichen Alter waren. Trotz ihrer Größe, wirkte sie nicht zerbrechlich oder verwöhnt. Lange, dunkelblonde Haare, rahmten ein gutmütiges und gleichzeitig edles und anmutiges Gesicht ein. Leuchtend grüne Augen blinzelten ihn an und überlegten, wie sie ihm begegnen sollten. Es dauerte nicht lange, bis der freundliche Ausdruck aus ihrem Gesicht verschwand und sie ihn stattdessen mit düsteren Blicken durchbohrte. Von einer Sekunde auf die andere, wirkte sie bedrohlicher als ein Dämon des Chaos.
„Ah, du hast also doch noch deinen Weg hierher gefunden, Gottfried. Wie immer hast du dir dabei viel Zeit gelassen.“ begrüßte sie ihn ruppig, auch wenn ihre Stimme nicht zu ihrer schlechten Laune passen wollte.
„Ich schwöre bei meinem unsterblichen Glauben in die Herrlichkeit Sigmar´s, dass ich mich so schnell wie möglich auf den Weg zu dir gemacht habe. Ehrlich gesagt, hatte ich etwas mehr Freude erwartet. Ich kehre nicht jeden Tag unverletzt aus einer Schlacht zurück.“ Gottfried gelang es bei seinen Worten beleidigt zu klingen, obwohl er ganz genau wusste, dass sie nichts sagen konnte, um ihn zu verärgern.
„Warum sollte ich mich freuen? Morgen brichst du wieder auf. Dein kurzer Anstandsbesuch soll nur dein Gewissen beruhigen.“
„Stimmt, soll er. Eine Tiermenschenherde, so nahe an Bechafen, können wir nicht ignorieren, so leid es mir auch tut. Ich würde viel lieber noch eine Zeit lang hierbleiben.“
„Werden die Templer des Todes dich begleiten?“ zwang sie sich zu einer weiteren, kurzen und abweisenden Frage, nur damit es ihr gelang, sich nicht von seinem belustigten Lächeln reizen zu lassen.
„Nein, für so etwas unwichtiges sind sie nicht zuständig. Die Garde des Morr, rückt nur aus, wenn es in den Kampf gegen Untote und Nekromanten geht oder wir wirklich verzweifelt sind. Ansonsten bleiben sie in den Tempeln er Morrkirche. In den Wäldern wären sie vermutlich eh nicht zu gebrauchen. Doch bald brauchen wir sie.“ er wurde ernster und die Freude über ihr Wiedersehen legte sich wieder, sehr zu seinem Leidwesen. „Als nächstes geht es mit ziemlicher Sicherheit in den Süden. Jeder weiß dass es so kommen wird. Jeder, vom einfachsten Diener, bis hin zu den Baronen und Grafen. Nur unser geliebter Fürst weigert sich es zu erkennen.“ setzte er hinzu und schluckte seine Verbitterung herunter. „Er verschließt lieber seine Augen vor dem Verrat Sylvania´s als eine Niederlage zu riskieren. Hätte jeder Kurfürst so gehandelt, wäre das Imperium schon vor hunderten von Jahren zerbrochen.“
„Sicher fällt es ihm nicht leicht über 250 Jahre Frieden aufzugeben.“ versuchte sie, etwas positives daran zu sehen.
„Frieden? Habe ich etwas verpasst?“ fragte Gottfried verwirrt nach und blinzelte sie überrascht an.
„Zumindest Frieden mit den Menschen von Sylvania.“ grenzte Lucia ein und rollte dabei genervt mit ihren Augen. Die Tileaner stritten sich zwar auch untereinander, doch nicht so schlimm, dass sie sich gegenseitig auslöschen wollten. „Frieden mit den Talabecländern und den Kisleviten. Frieden mit all euren menschlichen Nachbarn. Verglichen mit dem Bürgerkrieg ist das Frieden, findest du nicht auch?“ Sie gab ihm gar nicht erst die Gelegenheit ihr zu antworten, sondern sprach rasch weiter. „Ihr Imperialen verwirrt mich jeden Tag aufs Neue. Ganz gleich wie viele Jahre ich unter euch lebe, selbst in 50 Jahren, würde ich niemals die grenzenlose Paranoia in euren Köpfen verstehen.“ Lucia setzte eine theatralische Miene auf. „Hinter jeder Ecke lauert eurer Meinung nach ein grausamer Dämon, der plant euren Verstand zu verlieren. Jeder der hinter euch steht, ist in Wahrheit ein Verräter und Ketzer, der nur darauf wartet, euch ein Messer in den Rücken zu stoßen. Überall seht ihr eingebildete Bedrohungen und eure Ängste verfolgen euch selbst noch in euren Träumen, bis sie euch eines Tages direkt in den Wahnsinn und die wartenden Arme des Chaos treiben. Es ist eure Paranoia, die euch dazu bringt, euch selbst zu verraten.“
Es war also mal wieder Zeit, für diese Art von Gespräch, schoss es Gottfried amüsiert durch den Kopf. „Paranoia ist es nur, wenn hinter der nächsten Ecke tatsächlich kein Dämon wartet, oder wenn wirklich niemand mit einem vergifteten Dolch hinter einem steht und versucht einem Treue vorzuspielen. Wir sind nicht paranoid, sondern vorsichtig und vorausschauend, weil wir wissen, was passieren kann, wenn man zu naiv und blind durch die Welt geht.“
„Über 800 Jahre Bürgerkrieg, welcher euer geliebtes Imperium beinahe vernichtet hätte, und noch immer meint ihr, euch gegenseitig hassen und misstrauen zu müssen? Manchmal frage ich mich, warum meine Familie überhaupt Geschäfte mit euch macht. Es muss frustrierend sein das Vertrauen eines Imperialen zu erlangen. In Tilea ist es einfacher vertrauenswürdige Geschäftsbeziehungen einzugehen.“ zusätzlich dazu, ließ sie noch ein leises, abfälliges ´Pff` von sich hören und verschränkte die Arme vor ihrer Brust.
„Aber nur weil sowieso jeder davon ausgeht betrogen zu werden und daher seinerseits ebenfalls betrügt. Außerdem solltest du wissen, wie du das Vertrauen eines paranoiden, imperialen Griesgrams erlangt. Es gehört dir schon seit langer Zeit.“ entgegnete er und bemerkte zufrieden, wie sie bei seiner Antwort zusammenzuckte und ihr das Blut in den Kopf schoss. „Da wir bei Vertrauen sind. Ich habe deinen Bruder schon lange nicht mehr gesehen.“
„Alessandro befindet sich noch immer im Süden und kümmert sich um die Geschäfte unserer Familie. E-es kann noch Monate dauern, bis er zurückkommt...habe ich gehört.“ behauptete Lucia holprig und mit wenig Überzeugungskraft. Lügen konnte sie noch nie gut, ganz im Gegensatz zu ihrem älterem Bruder, welcher die Adelsfamilie aus dem Süden anführte. „Du glaubst mir nicht. Hast du etwa Angst, dass meine Familie versucht deinen Vater zu hintergehen?“
„Nicht wirklich. Was immer Alessandro plant, es wird keinen Einfluss mehr auf uns haben. Nicht mehr lange, dann schaffen wir es ganz alleine uns zu vernichten. Dafür brauchen wir keinen ambitionierten, leicht größenwahnsinnigen Händlerfürsten aus Tilea. Wenn es um Selbstzerstörung geht, übertrifft niemand uns Imperiale.“
„Positiv wie eh und je. Genau so einen Heerführer können deine Leute vor einer Schlacht gegen tollwütige Tiermenschen gebrauchen.“
„Die Tiermenschen sind kein Problem. Wir werden sie mit Leichtigkeit besiegen. Unseren Untergang hält es dennoch nicht auf, ganz gleich wie viele Schlachten ich gewinne und wie viele Feinde des Imperiums ich erschlage.“
„Manchmal frage ich mich, ob du wirklich so unfassbar pessimistisch bist, oder ob du am Ende mehr weißt als der Rest von uns.“
„Ein bisschen von beidem, schätze ich.“ gestand Gottfried unbekümmert „Wenn ich zurück bin, bleibe ich hoffentlich etwas länger, dann reden wir weiter und du kannst mir bis ins letzte Detail erklären, warum ich so negativ bin.“ Gottfried schaffte es nicht einmal sich umzudrehen, als Lucia´s Stimme auch schon die Luft durchschnitt und ihn dazu brachte stehenzubleiben.
„Halt!“ rief sie ihm, leicht panisch, hinterher.
„Ist noch etwas, Lucia?“
Unsicher trat sie von einem Fuß auf den anderen, bis sie sich endlich dazu durchrang, zu ihrem Bett zu gehen und etwas unter der Decke hervorzuholen. Zögerlich reichte sie ihm ein Bild in einem einfachen Holzrahmen. „Hier.“
„Du hast für mich ein Bild gemalt?“ fragte er erfreut nach. Seine Freude hielt nicht lange an. Auf dem Bild, starrte ihn ein Mann in schwarzer Kapuzenkutte an. Eine beliebte Darstellung von Morr. Für gewöhnlich trug er noch eine Sense oder ein Stundenglas bei sich, aber Lucia hatte darauf verzichtet. Für Gottfried fühlte es sich an, als bohrten sich die düsteren, unheilverkündenden Augen direkt in seine Seele.
„N-n-nicht w-w-wirklich...n-nein! Nein!“ wehrte die Tileanerin hastig ab und ihre Wangen färbten sich rosa. „I-ich habe es bloß so gemalt und mir dann gedacht, dass es zu düster für meine Gemächer ist, also muss ich es loswerden. Das ist alles, mehr nicht.“
„Er kommt mir bekannt vor.“ murmelte Gottfried, kaum wahrnehmbar, vor sich hin. Er hatte ihn sogar erst vor kurzem gesehen, vor der Schlacht um Nagenhof.
„Dein Gott, Morr. Ich bin extra zum Haupttempel gegangen. Euer oberster Priester, hat mir einige Bilder gezeigt und mir viel über euren Glauben erzählt.
„Also hast du extra recherchiert und so viel Zeit investiert, nur um mir eine Freude zu machen?“
„Nein! Wie oft soll ich das noch sagen! Es hat nichts mit dir zu tun! I-ich...mir war einfach nur langweilig, das ist alles. Wenn mir langweilig ist, fange ich an zu malen was immer mir in den Sinn kommt. Wenn man überall auf Morr und Sigmar stößt, ist es schwer, an ein anderes Motiv zu denken.“
„Natürlich. Nur deswegen.“ stimmte er ihr, mit einem ironischen Unterton in der Stimme, zu.
„Ja, ganz genau. Nur deswegen.“ murmelte sie vor sich hin und drückte dabei nervös die Spitzen ihrer Zeigefinger gegeneinander. Sie setzte dazu an noch etwas zu sagen, aber stattdessen sah sie ihn nur beleidigt an.
„Na also, frag schon. Ich weiß doch, dass es dir auf der Zunge liegt.“
„Also gut, wenn du darauf bestehst.“ brummte Lucia, mit gespieltem Widerwillen, vor sich hin. „Wie gefällt es dir?“
„Ich finde es großartig. Du hast dich selbst übertroffen. Danke.“
„Ah ja, da ist noch etwas. Ich dachte...ich nahm an...du...“ Lucia verstummte kurz betreten. Gottfried wusste schon, was sie als nächstes sagen würde, und seine Gedanken suchten rasend nach einem Weg, ihre Bitte schonend abzuweisen. Als sie genug Mut angesammelt hatte, fuhr Lucia fort. „Ich habe gehofft, du würdest mich die Armee begleiten lassen. In Bechafen langweile ich mich zu Tode und ich würde dich gerne begleiten, selbst wenn es gegen Tiermenschen geht.“
„Ist das dein Ernst?“ tat Gottfried überrascht und unterdrückte, eher schlecht als recht, ein amüsiertes Lächeln.
„Ich kann auf mich aufpassen! Ich bin eine di Lucci aus Luccini und habe in Tilea schon schrecklichere Monster gesehen als Tiermenschen!“
„Interessant.“ er tut so, als würde er sich den Gedanken ernsthaft durch den Kopf gehen lassen. Mühsam würgte er bei der Vorstellung lautes Gelächter herunter. Noch mehr sollte er sie nicht verärgern, nicht wenn er das Zimmer lebendig verlassen wollte. „Lucia di Lucci, die Schlächterin der Bestigors! Jeder Minotaurus wird vor Angst die Hufe in die Hand nehmen! Klingt nach einer großartigen Idee!“
„Das sollte nicht lustig sein!“ zischte sie ihn an und kam sich unendlich dumm vor, weil sie sich tatsächlich zu dieser Frage hatte hinreißen lassen. „Ich meinte es ernst, aber du musst mal wieder nur alles ins Lächerliche ziehen! Ich hoffe die Bestien reißen dich und deine ganze Armee in Stücke!“ Die Tileanerin, riss ihm das Bild aus der Hand. Zornig schob ihn die kleine, blonde du Lucci in Richtung Tür. Gottfried ließ sich ohne Gegenwehr aus dem Zimmer schubsen. „Und lass dich hier nie wieder blicken, du idiotischer, fanatischer Spinner!“
Ein paar Sekunden später, fand der Prinz sich draußen auf dem Gang wieder und grinste eine geschlossene Tür an. Gottfried konnte nicht anders. Trotz dieser kleine Szene, musste er noch immer lächeln. Sie war so leicht zu reizen, selbst wenn er es nicht darauf anlegte. In Wahrheit bedauerte sie ihre Worte jetzt schon und dachte gerade darüber nach, aus ihrem Zimmer zu stürmen, und sich zu entschuldigen.

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Zuletzt geändert von Vanidar am 18. April 2016 16:00, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: [AAR] Warhammer - die Gärten des Todes

Beitragvon Mimir » 11. April 2016 14:38

Kapitel 2: Die Homa (Öffnen)
Kapitel 2:
Die Homa


Republik Pavona, Tilea – IK 2514:
Der Stadtstaat Pavona befand sich tief im Inland des Kontinents und lag beinahe direkt im Zentrum Tileas, dem Land der Stadtstaaten und Republiken im Südosten des Imperiums und südlich des Königreichs Bretonia. Im Norden der Adelsrepublik Pavona befanden sich die Trantine Hügel und der Stadtstaat Trantio, regiert vom Handelsprinzen Mauricio di Calétta und ewiger Rivale Pavonas. Zwar lagen die beiden Stadtstaaten in ständigem Krieg miteinander und hatten seit Jahrhunderten das Blut des anderen vergossen, aber trotzdem waren sie bereit jegliche Feindschaft sofort und ohne weiteren Bedingungen zu vergessen sobald sich eine Bedrohung abzeichnete.
Wie effektiv ein Bündnis dieser beiden verfeindeten Staaten ist mussten so gut wie alle ihre Nachbarn bereits am eigenen Leib erfahren, vor allem Luccini, Verezzo und Miragliano hatten in den Trantine Hügeln bereits einige vernichtende Niederlagen eingefahren.
Mit seinen anderen Nachbarn, der Stadt Scozzese im Süden und Astiano und Stiani im Westen, gab es jedoch kaum Konflikte und Pavona lebte mit diesen Staaten in relativem Frieden. Sie handelten miteinander und waren kaum in Kämpfe miteinander verwickelt, weshalb die größte Bedrohung für die Einwohner der Adelsrepublik, abgesehen von Trantio, aus dem Osten kam. Dort führte der Stretto Pass durch das Apuccini Gebirge in die westlichen, von Grünhäuten verseuchten Gebiete der Grenzgrafschaften. Immer wieder sammelten sich Banden von Orks und Goblins in den Grafschaften und marschierten gen Westen um dort die Dörfer nahe des Gebirges zu plündern und gelegentlich direkt bis zu einer der größeren Städte vorzustoßen.
Der letzte, größere Vorstoß von Grünhäuten war erst vor zwei Tagen zurückgeschlagen worden. Der Orkboss Fedaauge, so genannt weil ihm während einer Schlacht irgendjemand die zerbrochene, untere Hälfte eines Pfeils ins linke Auge gerammt hat und diese seither nicht entfernt worden war, hatte ein Heer aus knapp 800 Orks und über 1500 Goblins hinter sich versammelt und sie durchs Apuccini Gebirge geführt. In Tilea hatte er erst fünf kleinere Dörfer geplündert und vollständig niedergebrannt, ehe er auf eine kleine Truppe Pavonischer Söldner traf und diese fast vollständig auslöschte. Die wenigen, überlebenden Männer kehrten nach Pavona zurück und berichteten dort von der Streitmacht der Grünhäute die inzwischen augenscheinlich noch Verstärkungen erhalten hatte und mitten auf dem Stretto Pass, noch vor dem Gebirge ihr Lager aufgeschlagen hatte.
Die derzeitige Herrscherin von Pavona, Prinzessin Lucretia Belladonna, entschloss sich so schnell wie möglich zu handeln, ehe die Grünhäute eventuell noch mehr von ihresgleichen anzogen und somit möglicherweise zu einer ernsten Bedrohung für die Stadt selbst werden konnten. Da sie so wenig wie möglich ihrer Söldner riskieren wollte die mit der Verteidigung der Stadtmauern beauftragt waren griff sie tief in die Taschen ihrer Familie und heuerte genug Männer an um ein zweites Heer aufzustellen, welches den Grünhäuten entgegenziehen sollte. Insgesamt 1300 Mann zogen von Pavona aus gen Osten um die Orks und Goblins zurückzuschlagen, wobei sich vor allem zwei Gruppen von Kämpfern besonders hervortaten.

Zum einen war da eine Gruppe Bretonischer Questritter, oder besser gesagt zweier Questritter und gut zwei Dutzend niederer Adliger Bretonias die den beiden Männern gefolgt waren in der Hoffnung so ein klein wenig vom Ruhm den diese erringen würden abzubekommen. Die Bretonen waren die ersten in der Schlacht sobald die Kämpfe begannen, ihre Schlachtrösser ließen die Tileanische Kavallerie hinter sich und stürmten in einer Keilformation in die Reihen der Grünhäute mit dem Ziel sich direkt ins Herz von deren Streitmacht zu fressen und dem Orkboss und seiner Leibwache, bestehend aus knapp vierzig Schwarzorks, gegenüberzutreten. Wäre die Tileanische Kavallerie etwas langsamer, oder die Grünhäute besser organisiert gewesen hätte dieser Ansturm wohl den Tod der übermütigen Ritter bedeutet. So jedoch war der Großteil der Orks und Goblins zu sehr damit beschäftigt sich gegen die berittenen Truppen und letztendlich die Pikeniere der Söldner zu Wehr zu setzen um ihrem Boss wirklich zu helfen.
Während die Leibwache aus Schwarzorks gegen die Ritter Bretonias kämpfte setzten sich zwei der Ruhmesjäger vom Rest ihrer Truppe ab um sich persönlich mit dem Orkboss zu messen und somit den Questrittern das, ihrer Meinung nach, einzig würdige Ziel im Heer der Grünhäute zu nehmen. Es war der letzte Fehler den diese Ritter jemals begehen sollten, ehe auch nur einer der Questritter auf diese undenkbare Frechheit und Ehrlosigkeit reagieren konnte lagen die beiden Ruhmesjäger enthauptet am Boden, ein Schicksal welches sie mit ihren Reittieren teilten. Nun war es René de Chaviex, einer der beiden Questritter, welcher Fedaauge mit seinem Zweihänder entgegentrat, der traditionellen Waffe eines Ritters der das Ziel hatte ein Gralritter zu werden. René war ein erfahrener Ritter gewesen mit dutzenden gewonnen Schlachten, er hatte bereits Mantikore und Chimären getötet und war der Meinung dass dieser Orkboss beinahe schon unter seiner Würde war. Es dauerte nur zwei Minuten ehe er diese Meinung ändern sollte nachdem Fedaauge nicht nur jeden seiner Angriffe pariert, sondern ihm mit einem mächtigen Hieb den linken Arm abgetrennt hatte. Als René einsah dass er den Boss der Grünhäute unterschätzt hatte war es bereits zu spät und das Beil des Orks teilte den Schädel des Questritters in zwei Hälften.
Nun war es an seinem Kameraden, dem jungen Philippe de Travois, sich mit dem Orkboss zu messen während die anderen Ritter die Grünhäute in der Nähe zurückhielten. Das Duell zwischen dem Orkboss und dem zweiten Questritter dauerte knapp zehn Minuten an und war mit Abstand der härteste Kampf den irgendeiner der anwesenden Ritter jemals miterlebt hatte. Letztendlich war es Sir Philippe der, deutlich mitgenommen und mit verbeulter Rüstung, den Kampf für sich entscheiden Konnte nachdem er dem Orks den riesigen Kopf abtrennen konnte. Er schaffte es geradeso noch gegen seine Erschöpfung anzukämpfen, den Kopf der Bestie in die Luft zu heben und einen lauten Siegesschrei auszustoßen, befand sich mitsamt den anderen Rittern jedoch in einer äußerst prekären Situation. Zwar war der Boss der Grünhäute tot und somit die Bedrohung für Pavona wahrscheinlich aus dem Weg geräumt worden, aber die Ritter befanden sich noch immer inmitten des Heeres der Grünhäute und waren von ihren Tileanischen Verbündeten abgeschnitten. Die linke Flanke der Grünhäute war zwar größtenteils von Goblins verteidigt und bereits stark ausgedünnt worden, aber Sir Philippe machte sich trotzdem keine allzu großen Hoffnungen mit seinen stark erschöpften und angeschlagenen Ritterbrüdern, von denen nicht einmal mehr ein Dutzend am Leben waren, den Klauen der Feinde zu entkommen.
Es war an diesem Punkt in der Schlacht dass die zweite Gruppe wirklich auf sich aufmerksam machte; die Homa, eine Gruppe von Söldnern unter dem Kommando des jungen Hauptmanns Simurgh al Zaef. Als es so aussah als sei sämtliche Hoffnung für die Bretonen verloren, wurde Sir Philippe offenbart warum die linke Flanke der Grünhäute so mitgenommen war. Wie aus dem Nichts schlug eine Kanonenkugel in den Reihen der Goblins ein und mähte die kleinen Grünhäute nieder, zeitgleich kamen knapp 80 Männer und Frauen auf Arabischen Hengsten angeritten, saßen außerhalb der Reichweite der Orks und Goblins ab um vernichtende Salven auf die Grünhäute niedergehen zu lassen. Dabei war Sir Philippe durch zwei Tatsachen dermaßen überrascht dass er es fast versäumte mit seinen Ritterbrüdern durch die gerade geschlagene Bresche zu schlüpfen und sich in Sicherheit zu begeben. Zum einen gelang es den Homa drei Salven aus ihren Musketen abzugeben bevor es den Grünhäuten gelang mit ihren Bögen und Armbrüsten in Reichweite zu kommen, was er selbst bei den Imperialen Truppen noch nie miterlebt hatte. Und zweitens verblüffte ihn die Treffgenauigkeit der Söldner. Die Lücken welche in die Reihen der Orks und Goblins geschlagen wurden waren eigentlich viel zu groß für Musketenbeschuss, wo auf solche Distanzen nicht einmal jeder fünfte Schuss ein Treffer war.
Mit Hilfe der Söldner gelang es den Rittern also letztendlich doch aus dem feindlichen Heer auszubrechen und sich ins Lager zurückzuziehen um sich dort auszuruhen, während die Tileanischen Söldner das Heer der Grünhäute zusammendrängte und niedermachte. Sir Philippe war der einzige Bretone gewesen der nicht ins Lager zurückgekehrt, sondern in der Nähe geblieben war um die Schlacht bis zum Ende zu beobachten. Dabei fiel ihm vor allem der Einsatz der Homa auf, die unermüdlich über das Schlachtfeld ritten. Auf den ersten Blick sah es vollkommen planlos aus, aber bei genauerer Beobachtung sah Sir Philippe den tieferen Sinn hinter ihren Aktionen. Die Homa agierten wie eine Art Schäferhund für die Horde der Grünhäute, griffen die Flanken an, stießen teilweise sogar in die Reihen der Feinde vor nur um sich dann zurückzuziehen, alles mit dem Ziel das feindliche Heer in die gewünschte Position zu drängen, was am Ende des Tages dazu führte dass die Orks und Goblins die ersten Ausläufer des Apuccini Gebirges im Rücken hatten und auf allen anderen Seiten von Söldnern umringt waren. Nur wenigen Grünhäuten gelang die Flucht in die Berge und nicht mehr als ein paar Dutzend von ihnen schafften es der Todesfalle zu entkommen. Dieses Manöver und die Tatsache dass er sein Leben gerettet hatte führte dazu dass Sir Philippe zwei Tage später Simurgh dazu einlud am Abend mit ihm und den anderen, überlebenden Rittern in einem der besten Gasthäuser der Stadt zu feiern, auf Kosten der Prinzessin. Es war eine Einladung der Simurgh sehr gerne Folge leistete.

In Tilea war seine Bande bereits seit Jahren in sämtlichen Städten bekannt und für viele Fürsten galt es fast schon als ein Statussymbol sich zumindest einmal die Dienste der Homa zu sichern. Jeder kannte sie und selbst jemand der nur hin und wieder mal von ihnen gehört hatte wusste zumindest drei Dinge über sie; erstens: nur ein Bruchteil von ihnen trug Rüstungen und diejenigen die welche besaßen hatten sie schwarz gefärbt, weiterhin hatten sie keine richtigen Uniformen sondern hoben sich vor allem durch ihre langen, schwarzen Ledermäntel von anderen Truppen ab. Nur in den seltensten Fällen tauschten sie diese gegen andersfarbige Kleidungsstücke aus um sich in einem Wald oder Gebirge zu tarnen. Zweitens: es gab zwei Bedingungen um bei den Homa aufgenommen zu werden; man musste gut mit einer Schusswaffe umgehen können, egal ob Bogen, Armbrust oder Muskete, und ein exzellenter Reiter sein. Jeder Homa besaß ein eigenes Pferd, zum Großteil Araber, und ein Gewehr oder einen Bogen. Und letztendlich drittens: Simurgh und seine Gruppe hatten noch nie auch nur eine einzige Schlacht verloren an der er persönlich beteiligt war.
Natürlich war es grundsätzlich falsch von Simurghs Söldnern als 'eine Gruppe' oder 'eine Bande' zu reden. Anfangs bestanden die Homa lediglich aus 70 Söldnern die Simurgh hinter sich gesammelt hatte, aber nachdem er einen Sieg nach dem anderen errungen und Unmengen an Gold für seine Dienste bekommen hatte baute er seine Gruppe weiter auf, er hatte immer mehr Söldner zur Verfügung welche immer in Gruppen von 60 bis 100 Männern 'ausgeliehen' wurden, meist zu horrenden Preisen welche nur noch höher wurden wenn man den Söldnerhauptmann persönlich anwarb. Dies führte letztendlich dazu dass Simurgh über sein eigenes, kleines Söldnerimperium verfügte dass er selbst als 'Gilde' bezeichnete. Die Gilde zählte mittlerweile knapp 1000 Söldner, von denen jedoch nur 400 zu jeder Zeit in den verschiedensten Ecken der Alten Welt ihren Dienst verrichteten, die restlichen 600 Söldner sowie eine beträchtliche Anzahl an potenziellen Rekruten waren damit beauftragt das Hauptquartier der Gilde zu beschützen, die Festung Pierno welche sich im Irrana Gebirge befand, dass im Norden von Tilea die Grenze zu Bretonia bildete.
Über Simurgh selbst war jedoch nur sehr wenig bekannt, außer dass er mit seinen 24 Jahren unglaublich jung war und seinen Erfolg nur noch beeindruckender machte, vor allem wenn man bedachte dass er seinen ersten Auftrag im Alter von gerade einmal 16 Jahren erfolgreich abgeschlossen hatte.
Simurgh hatte eine dunkle, gebräunte Haut die deutlich machte dass er ursprünglich aus dem Süden der Alten Welt stammte, sowie kurze, schwarze Haare die immer etwas zerzaust aussahen dabei jedoch nie unordentlich wirkten. Sein rechtes Auge hatte eine kalte, graue Färbung und sein linkes wurde von einer dunklen Augenklappe bedeckt auf der eine Art silberner Greif eingraviert war. Der junge Hauptmann redete nie darüber wie er sein Auge verloren hatte, selbst diejenigen seiner Söldner die am meisten Zeit mit ihm verbracht hatten kannten die Geschichte nicht, sie wussten nur dass er die Klappe bereits hatte bevor er seine Karriere als Söldner begann. Normalerweise war Simurgh auch nicht wirklich ein Mann für soziale Anlässe, abgesehen vom gelegentlichen Saufgelage mit seiner Bande, weshalb die Männer und Frauen unter seinem Kommando überaus erstaunt waren als sie hörten dass er sich den Rittern für den Beginn des Abends anschließen würde.
Eigentlich legte er keinen Wert auf ordentliche Kleidung, hatte sich heute jedoch etwas zusammengerissen um die Bretonen nicht zu beleidigen. Als er das Gasthaus erreicht hatte trug er zwar den schwarzen, schmucklosen Mantel der für seine Söldner zum Markenzeichen geworden war, aber darunter trug er ein feines, kurzärmeliges Hemd aus schwarzem Samt mit silbernen Knöpfen. Auf der Brust des Hemds war wieder der silberne Greif abgebildet und an seinem rechten Handgelenk hingen zwei silberne Armreifen. Diese waren jedoch nicht der einzige Schmuck den Simurgh trug; um seinen Hals baumelte eine Halskette die in einem silbernen Anhänger in Form einer Sonne mit einem geöffneten Augen in der Mitte endete, und an seinem rechten Ohr hing ein kleiner Ohrring an dem ein Amethyst in Form einer Träne befestigt war.
Durch die kurzen Ärmel des Hemdes konnte man außerdem gut die Tätowierung sehen die sich über den Großteil seines rechten Armes zog und die Form eines schlangenhaften Drachen hatte.

„Ah! Es freut mich dass Ihr es einrichten konntet!“ begrüßte Sir Philippe den Söldner in Bretonisch, lächelte ihn freundlich an und prostete ihn mit einem Weinbecher zu.
Simurgh hatte gerade ein Privatzimmer im Gasthaus betreten und verneigte sich nun höflich vor den sieben Bretonen welche die Schlacht überlebt hatten. Sie alle trugen Hemden aus Samt oder Seide und hatten auf ihre Rüstungen verzichtet, lediglich ihre Langschwerter, und im Falle von Sir Philippe seinen Zweihänder, hatten sie mitgenommen. Nachdem er den Gruß erwidert hatte legte Simurgh seinen Ledermantel ordentlich über die Lehne eines freien, gepolsterten Stuhls, ebenso wie den Gürtel an dem sich seine Waffen befanden; zwei Scimitare ohne Parierstange die sich in pechschwarzen Scheiden befanden auf denen ebenfalls der silberne Greif zu sehen war, sowie zwei dunkelbraune, mit silbernen Linien verzierte Radschlosspistolen und deren Zubehör.
„Ich hätte es um nichts in der Welt verpassen wollen.“ antwortete Simurgh, ebenfalls mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht, in beinahe perfektem Bretonisch. „Man hat als Söldner nicht oft die Möglichkeit sich mit den besten Männern Bretonias zu unterhalten. Unsereins kommt kaum mit Rittern ins Gespräch, ganz zu schweigen von Questrittern.“ fügte er hinzu während er sich niederließ, sein rechtes Bein über sein Knie legte und sich von einem anwesenden Diener, zweifellos ein weiteres Geschenk der Prinzessin, Wein in seinen silbernen Kelch einschenken ließ. „Auf die tapferen Ritter Bretonias und den Sieg gegen die Grünhäute.“ meinte Simurgh dann und prostete den Rittern zu.
„Und auf die mutigen Söldner Tileas.“ erwiderte Sir Philippe, woraufhin er, die Ritter und Simurgh einen Schluck aus ihren Kelchen tranken.
„Sagt mir, wie sollen wir Euch nennen?“ fragte auf einmal einer der Ritter und sah Simurgh neugierig an. „Wie ist Euer Titel?“
„Es spielt für mich keine Rolle.“ meinte Simurgh und lachte leise. „Kapitän al Zaef, Kapitän Simurgh, ich mache mir nicht viel daraus. Oh, aber wenn es Euch lieber ist könnt Ihr mich auch 'Visconte' nennen.“
„Oh? Ihr seid ein Vicomte?“ hakte Sir Philippe überrascht nach. „Mir war nicht bewusst dass Ihr einen Adelstitel innehabt.“
„Es ist ein sehr limitierter Adelstitel.“ antwortete Simurgh und nippte erneut an seinem Wein. „Allerdings war es ein Thema wo sich die meisten Adligen Tileas ausnahmsweise einmal einig waren. Die Fürsten von Udolpho und Miragliano haben sich dazu bereit erklärt mich zum Vicomte von Pierno zu ernennen und mir die Burg und umliegenden Ländereien zu vermachen, die anderen Fürsten Tileas stimmten zu, solange ich einige Bedingungen akzeptiere. Ich musste schwören weder die Fürstenfamilie von Udolpho noch die von Miragliano zu bevorzugen wenn es darum geht meine Söldner zu verkaufen, nicht einmal ein Rabatt wird zugelassen. Weiterhin beschränkt sich mein Adelstitel nur auf Pierno und die wenigen Ländereien in der Nähe der Burg und es ist mir nicht gestattet weitere, territoriale Belohnungen zu akzeptieren. Die letzte Bedingung war schließlich, dass ich meine Gilde nicht auflöse und weiterhin die Dienste meiner Söldner anbiete. Alles Dinge womit ich nicht die geringsten Probleme hatte.“
„Faszinierend, ich hätte nicht gedacht dass Tileaner sich jemals in irgendeiner Sache einig werden.“ meinte der Ritter welcher die ursprüngliche Frage gestellt hatte und nickte anerkennend. „Oh, wie unhöflich von mir. Mein Name ist Francóis de Trouis, wie ein Questritter habe ich meinen Titel als Erbe meiner Familie abgelegt und reise durch die Welt um Ruhm und Anerkennung zu erlangen. Allerdings habe ich nicht alle Schwüre geleistet welche für Quest- und Gralritter benötigt werden, ebenso wenig wie ich auf meine Lanze verzichte. Glücklicherweise macht Sir Philippe sich nichts daraus.“ erklärte er und lachte leise.
„Tatsächlich? Nehmt es mir nicht übel, aber Bretonia könnte mehr Männer wie Euch, Sir Philippe und Eure Ritterbrüder hier gebrauchen.“ sagte Simurgh und prostete ihnen erneut zu. „Die meisten Ritter Bretonias denen ich bislang begegnet bin waren weitaus... arroganter und hätten sich eher ihren Schwertarm abgetrennt als mit jemandem wie mir zu reden.“
„Selbst wenn ich so denken würde, meine Ehre würde es nicht zulassen mich so gegenüber jemandem zu verhalten der mir das Leben gerettet hat. Euer Angriff auf die Flanke der Grünhäute hat uns vor dem sicheren Tod bewahrt. Nur Euch ist es zu verdanken dass ich mit meiner Trophäe in die Stadt einreiten konnte.“ meinte Sir Philippe und die anderen Ritter nickten zustimmend.
„Und nicht nur da, Ihr und Eure Söldner habt uns bereits zuvor geholfen, nicht wahr?“ warf Sir Francóis in dankbarem Tonfall ein.
„Wie meint Ihr das?“
„Als wir gegen die Schwarzorks kämpften gingen mehrere von ihnen tot zu Boden bevor wir sie überhaupt angreifen konnten. Einmal wurde einer getötet der mich im nächsten Augenblick mit seinem Kriegshammer vom Pferd geholt hätte.“
„Ah, ja. Das muss Marina gewesen sein.“
„Wer?“
„Marina Wulfstan, eine meiner Söldnerinnen und die beste Scharfschützin der Welt. Sie kommt aus Nuln und die Waffe welche sie benutzt wurde von ihrem Vater dort gebaut.“ erklärte Simurgh.
„Moment! Wollt Ihr damit sagen... dass eine einzige Schützin in so kurzer Zeit so viel Schaden angerichtet hat?“
„Wie ich bereits sagte, sie ist die beste Schützin der Welt.“ bestätigte Simurgh nickend, leerte seinen Kelch und gab dem Diener ein Zeichen, woraufhin dieser sofort erneut einschenkte. „Und ich habe sie darum gebeten ein wenig auf unsere... hitzköpfigen Kameraden aufzupassen.“ fügte er nach kurzer Pause grinsend hinzu. Dass seine eigentliche Wortwahl 'Sorge dafür dass diese bretonischen Vollidioten sich mit diesem bescheuertem Ansturm nicht selbst töten' gewesen war verschwieg er lieber.
„Verzeiht mir die Frage, Vicomte...“ meldete sich einer der anderen Ritter auf einmal zu Wort und musterte den Söldner abschätzend. „... aber Ihr seid aus Arabia, nicht wahr?“
„Hat mein Name mich verraten? Oder war es meine Hautfarbe?“ fragte Simurgh und schenkte dem Ritter ein kaltes Lächeln.
„Ich frage nur.“ antwortete dieser leise. „Ich hätte mir nie träumen lassen einmal von einem Ungläubigen gerettet zu werden.“
„Sir Lafé!“ rief Sir Philippe empört. „So etwas gehört sich nicht!“
„Es macht mir nichts aus, Sir Philippe.“ warf Simurgh beschwichtigend ein. „Ich bin mir außerdem sicher dass Ihr im ersten Augenblick ebenso gedacht habt.“
„Das... will ich nicht bestreiten, trotzdem gehört es sich nicht es auszusprechen! Es spielt keine Rolle ob Ihr Khaine anbetet oder nicht, in Arabia sind Dinge nun einmal anders.“
„Ah, aber da irrt Ihr euch, Sir Philippe.“ meinte Simurgh und schüttelte den Kopf. „Ich bete keinesfalls Khaine an.“
„Wie bitte? Aber... verzeiht mir, aber ich dachte bislang dass man in den Städten Arabias zu Khaine betet.“
„In vielen Städten, ja.“ bestätigte der Hauptmann und nippte an seinem Wein. „Aber nicht in allen.“ fügte er dann lächelnd hinzu. „Ich persönlich bete zum alten Pantheon Arabias welches heutzutage vielerorts vergessen wurde. Dieser Anhänger hier ist das Zeichen von Methral, dem Gott des Lichts und des Sieges.“ erklärte er und tippte gegen die silberne Sonne an seiner Halskette. „Unserem Glauben nach kämpfen er und all die anderen Götter in einem ewigen Krieg gegen den Chaosgott der Seuchen und seine Dämonen.“
Alle bis auf einer.
„Mir war gar nicht bewusst dass es in Arabia ein ganzes Pantheon von Göttern gibt.“ meinte Sir Lafé, ehe er kurz seinen Kopf in Simurghs Richtung neigte. „Und verzeiht mir, ich wollte Euch mit meiner Bemerkung nicht beleidigen.“
„Reden wir lieber über etwas anderes.“ sagte Sir Francóis seufzend und trank einen großen Schluck aus seinem Becher während er sich zurücklehnte. „Zum Beispiel über den Namen Eurer Söldner. Wer, oder was, ist 'Homa'? Bedeutet es etwas besonderes? Und warum habt Ihr gerade diesen seltsamen Namen gewählt? Oh, oder ist es ein arabischer Begriff?“
„Das Wort stammt tatsächlich aus Arabia, aber es wird auch viele Araber geben die mit dem Wort nichts anfangen können, zumindest nicht mehr.“ antwortete Simurgh und lehnte sich ebenfalls zurück. Dann zeigte er mit dem linken Zeigefinger auf seine Augenklappe und fuhr fort. „Das ist ein Homa.“
„Ein... Greif?“ fragte Sir Philippe und legte den Kopf schief. „Obwohl, es sieht vielleicht ein wenig anders aus, oder?“
„Richtig, ein Homa lässt sich am ehesten mit einem Greif vergleichen, vor allem äußerlich. Es gibt kaum sichtbare Unterschiede und der Homa gilt als Heiliges Tier des Methral.“
„Ist das der Grund warum Ihr den Namen gewählt habt?“ fragte Sir Francóis neugierig nach und schien förmlich an den Lippen des Söldners zu hängen.
„Nein, das hat kaum eine Rolle gespielt. Ich wählte den Namen wegen den Legenden und Eigenschaften der Homa; zum Beispiel heißt es dass ein Homa beinahe sein gesamtes Leben lang in der Luft fliegt und ein gewöhnlicher Mensch ihn kaum zu Gesicht bekommt, ebenso wenig wie seine Beute. Die Tiere sehen ihn erst kommen wenn es zu spät ist und der Homa seine Beute bereits erlegt hat. Ich strebe danach dass meine Söldner genauso gefährliche, unantastbare und unsichtbare Jäger werden wie die Homa. Eine weitere Legende besagt dass es die Homa waren welche die ersten Könige Arabias krönten, man könnte sie also als eine Art... 'Königsmacher' sehen. Es waren zwar keine Könige, aber meine Söldner und ich haben bereits so einige Adlige abgesetzt und einem anderen auf den Thron geholfen. Und letztendlich kommt noch eine Besonderheit welche die Homa in den Legenden ausmacht und welche für mich ausschlaggebend für den Namen war: wer einen Homa tötet wird unweigerlich innerhalb von vierzig Tagen sterben.“ sagte Simurgh und trank dann erneut aus seinem Kelch.

Nach der Erklärung des Söldners war es still im Zimmer geworden, einer der Ritter schluckte sogar nervös. Während er sprach war die Stimme des Vicomte immer kälter geworden und seine letzten Worte klangen wie eine Drohung bei der es selbst dem erfahrenen Krieger kalt den Rücken herunterlief.
„Das... ist interessant.“ sagte Sir Philippe schließlich um das Schweigen zu brechen und lächelte Simurgh an. „Oh, habt Ihr keinen Wein mehr? Würdest du dem Vicomte etwas mehr einschenken?“ meinte er dann an den Diener gewandt.
Bevor dieser jedoch etwas tun konnte stellte Simurgh seinen Kelch ab und erhob sich von seinem Stuhl. „Verzeiht mir, aber ich kann leider nicht weiter mit Euch trinken.“ meinte er in bedauerndem Tonfall und verneigte sich vor den Rittern. „Ich habe bereits viel zu viel Zeit von Euch edlen Rittern in Anspruch genommen und muss bei meinen Söldnern nach dem Rechten sehen. Einige von ihnen stammen zwar aus edlem Hause, aber manche haben noch immer nicht gelernt wie man sich richtig verhält wenn man in einer Stadt ist.“ fügte er hinzu und seufzte leise.
„Ich verstehe, es scheint nicht leicht zu sein eine Gruppe von Söldnern anzuführen.“ erwiderte Sir Philippe.“
„Das kann man so sagen, ich wünsche Euch und Euren Ritterbrüdern jedoch noch einen schönen Abend.“
„Vielen Dank, Vicomte. Wenn ich noch etwas für Euch tun kann, zögert nicht zu fragen, immerhin habe ich es Euch zu verdanken dass ich diesen Abend genießen kann.“
„Ich würde mir niemals erträumen irgendetwas von einem der edlen Questritter zu verlangen.“ meinte Simurgh kopfschüttelnd. „Ich bitte lediglich darum dass Ihr, wenn es denn passt, den Namen der Homa verbreitet. Es kann nie Schaden wenn ein Questritter gut über meine Männer und mich redet.“
Nach diesen Worten verabschiedete Simurgh sich von den Rittern, nahm seine Sachen und verließ das Privatzimmer. Er kämpfte sich durch den eigentlichen Schankraum welcher von Adligen vollgestopft war, bis er schließlich die Tür erreichte und aus dem Gasthaus treten konnte. Kaum war er draußen holte er einmal tief Luft und ließ den entspannten, freundlichen Ausdruck aus seinem Gesicht verschwinden.
Es tut dir nicht gut so oft den netten Menschen zu spielen, eines Tages wirst du noch wirklich so.
Nachdem er eine Minute lang die warme, frische Abendluft genossen und sich gestreckt hatte drehte er sich in Richtung einer der vielen Brücken Pavonas und setzte sich in Bewegung.
In Pavona gab es keine Flüsse oder Kanäle, trotzdem war die gesamte Stadt mit Brücken überzogen. Diese waren hoch über den Straßen errichtet worden und lediglich Adligen und deren Gefolge war es gestattet sie zu benutzen. Dank der Brücken konnte der Adel ungestört durch die Stadt wandern ohne sich um die Geschicke und Streitereien des einfachen Volks zu ihren Füßen kümmern zu müssen, weiterhin hatte es den Vorteil dass Attentäter weit auffälliger waren wenn sie es nicht gerade schafften überzeugend einen Adelsmann zu spielen, oder keiner waren.
Die Nutzung dieser Brücken war eines der wenigen Privilegien die Simurgh nach seiner Ernennung zum Vicomte offenstanden die er tatsächlich aktiv nutzte, vor allem an Abenden wie diesen. Überall wurde der Sieg gegen die Grünhäute gefeiert, weshalb die gewöhnlichen Straßen voller Raufbolde, Betrunkenen, Idioten, oder einer Kombination aller dreien waren, die nur darauf warteten eine Schlägerei anzuzetteln.
Hier oben war jedoch alles ruhig und friedlich, Simurgh genoss den warmen Abendwind der ihm durchs Haar fuhr und atmete erleichtert aus. Er hatte den Abend mit den Bretonen überstanden und sie waren sogar ganz nette, vernünftige Leute gewesen, entgegen seinen Erwartungen. Nichts konnte ihn an diesem Abend noch zusetzen.
„Heeeeeeeeey, Käpt'n... Käääääääpt'n!“
Gut, fasst nichts dachte Simurgh und stöhnte leise auf während er sich die Stirn rieb, kaum dass er die Stimme hinter sich gehört hatte. Von der Aussprache und dem lallenden Tonfall, der danach klang als würde der Sprecher Tileanisch nur bruchstückhaft beherrschen, hätte man meinen können dass es sich bei der Person um Taruk handeln würde. Taruk war ein ganz besonderes Mitglied der Homa und zwar weil er der einzige Oger in der Söldnertruppe war, ein Oger der sich wesentlich von anderen seiner Rasse unterschied. Man konnte ihn nahezu als zivilisiert bezeichnen und seine Leibspeise waren nicht etwa wie bei allen anderen Ogern Halblinge, sondern Grünhäute, egal ob Orks oder Goblins.
Leider gab es zwei Gründe dafür, warum die Person die hinter Simurgh war und sich ihm näherte nicht Taruk war. Erstens: der Oger schlief mit einigen anderen Homa in einem Zeltlager außerhalb der Stadt und verspeiste dort genüsslich seine Beute aus der Schlacht. Und zweitens: die Stimme war weiblich.
„Käääääääpt'n! Ignorier mich net!“ meldete die Stimme sich erneut zu Wort, dieses Mal empörter und mit einem leisen 'Hick' am Ende des Satzes.
„Ich ignoriere dich nicht, musste mich nur vorbereiten.“ meinte Simurgh seufzend ehe er sich umdrehte und zwei von seinen Söldnern gegenüber sah.
Von ihm aus gesehen auf der rechten Seite stand Marina Wulfstan, ein 18 Jahre junges Mädchen mit kurzen, gelockten, schwarzen Haaren und hellblauen Augen die förmlich zu strahlen schienen, und im Kontrast zu ihrem emotionslosen Gesicht standen. Ihre Haut war vollkommen bleich und nur hier und dort von Ruß- oder Ölflecken bedeckt. Sie trug einen schwarzen Kapuzenmantel, dunkle Lederstiefel die ihr bis zum Oberschenkel gingen und eine sehr kurze, enge Lederhose, zusätzlich zu einer dunkeln, mit leichten Metallplatten verstärkten Weste. An ihren Hüften hingen gleich drei Radschlosspistolen und alles was dazugehörte, in ihrer rechten Hand hielt sie eine halbleere Weinflasche und auf ihrer linken Seite stützte sie eine junge Frau die kaum älter aussah als sie.
Diese Frau hieß Anya Bladelli und war diejenige gewesen die nach Simurgh gerufen hatte. Sie hatte lange, feuerrote Haare und dunkelbraune Augen. Normalerweise war sie eine der wenigen Homa die eine Panzerrüstung trug, aber zum Feiern hatte selbst sie sich etwas anderes angezogen, nämlich die dunkelrote Paradeuniform ihrer Familie an deren Schultern schwarz-goldene Epauletten befestigt waren und mit einer dunklen Schärpe an der ein Degen hing. Eigentlich hatte sie auch immer einen ernsten, strengen Gesichtsausdruck, aber an diesem Abend hatte sie ein leicht dümmlich wirkendes Grinsen aufgesetzt und vollkommen rote Wangen.
„Guten Abend, Anya.“ begrüßte er sie und schaffte es geradeso nicht mit dem Kopf zu schütteln.
Wenn man sie so sah wirkte es beinahe schon unglaublich dass sie Vize-Kapitän der Homa und somit Simurghs Stellvertreterin war. Man würde auch niemals denken dass sie größtenteils für die Finanzen der Söldner verantwortlich war und fast alleine die Ländereien von Pierno verwaltete.
Oder dass sie Erbin einer der größten Söldner- und Mafiafamilien Tileas ist.
„Was kann disch... kann ich für dich tun, 'hick', Käpt'n?“
„Du hast nach mir gerufen, Anya.“
„Habe isch? Bis du dir sischa?“
„Marina, wie viel hat sie getrunken?“
„Das hier.“ antwortete die Scharfschützin tonlos und winkte mit der Flasche in ihrer Hand. Sie selbst hatte mehr als eine Weinflasche und mehrere Gläser mit Wodka geleert, was man ihr jedoch überhaupt nicht anmerkte.
„Eine halbe Flasche? Du hast sie eine halbe Flasche trinken lassen? Bist du wahnsinnig?! Ich brauche sie noch!“
„Ach, keine Sorge. Ein bisschen Alkohol hat noch niemanden umgebracht.“
„Tatsächlich? Was ist mit Jens?“
„Gut, wenn man unbedingt mit Taruk Armdrücken will...“
„Und Haschid?“
„Ich habe ihm gesagt er soll die Finger von den Granaten lassen.“
„Joseph.“
„Der wollte Hans grillen!“ rief Marina empört und ließ dabei zum ersten Mal tatsächlich Emotionen hören, nämlich blanke Wut. „Anya wird es schon überleben. Sie ist erwachsen.“
„Und lernt trotzdem nicht aus ihren Fehlern.“ meinte Simurgh seufzend, ging dann jedoch zu den Söldnerinnen und stützte Anya von der anderen Seite. „Egal, bringen wir sie ins Zeltlager und du deck-...“
„Verzeihung... seid Ihr... Vicomte al Zaef?“ meldete sich plötzlich eine neue, keuchende Stimme zu Wort und sorgte dafür dass Simurgh sich erneut umdrehte.
Dieses Mal sah er einen jungen, blonden Mann vor sich, der Kleidung nach musste es sich bei ihn um einen Diener oder Laufboten handeln. Zumindest hatte er das Zeichen irgendeiner Adelsfamilie auf sein rotes Hemd gestickt und stützte sich mit den Händen auf seinen Knien ab während er schwer atmete. Anscheinend war er vom Gasthaus aus gerannt um Simurgh noch zu erwischen, und der Hauptmann konnte sich nicht wirklich vorstellen dass ein Adelsmann sich zu so etwas herablassen würde.
„Ich bin Simurgh al Zaef, ja. Was kann ich für Euch tun?“
„Siiiiiiiim, was ist los? Warum stehen wir?“ murrte Anya und stützte sich etwas schwerer auf seiner Schulter ab.
„Sei bitte einen Moment lang ruhig Anya, ja?“ sagte Simurgh und richtete seinen Blick wieder auf den Fremden. „Also?“
„Ah... natürlich, verzeiht mir. Ich bin Giuseppe, Diener der di Lucci Familie. Mein Herr, Alessandro di Lucci, hat mich damit beauftragt Vicomte Simurgh al Zaef zu finden und ihn noch diese Nacht zu ihm zu bringen. Er hörte von Eurem Erfolg in der Schlacht gegen die Grünhäute und wollte noch am Tage Eurer Rückkehr einen Vertrag mit Euch schließen, bevor ihm jemand zuvorkommt.“
„Ich verstehe, zeigt mir den Weg.“ meinte Simurgh und nickte kurz, wie um seine Worte zu bestätigen.
„Ähm... und die beiden Damen?“
„Dies ist Anya Bladelli, meine rechte Hand. Normalerweise würde sie die Verhandlungen führen... aber heute wird sie wohl nur als Zuschauerin mitkommen. Macht Euch keine Sorgen, selbst in diesem Zustand ist sie mir noch eine große Hilfe.“
Ich werde nie verstehen wie sie es schafft so besoffen noch mit Zahlen zu hantieren... würde ich nichtmal nüchtern schaffen.
„Und... die jüngere Dame?“
„Marina Wulfstan, meine Leibwächterin. Wollt Ihr mir jetzt den Weg zu Eurem Herren zeigen, oder nicht?“
Zuletzt geändert von Mimir am 18. April 2016 16:51, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: [AAR] Warhammer - die Gärten des Todes

Beitragvon Vanidar » 18. April 2016 15:58

3. Chaostrolle sind unfair... (Öffnen)
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Tilea, Republik Pavona , Imperialer Kalender 2514

Alessandro di Lucci, beäugte die kleine Besuchergruppe argwöhnisch und in ihm stiegen erste, leise Zweifel an seinen Plänen auf. Neben dem Söldneranführer, an dem der Tileaner wenig auszusetzen hatte, saßen zwei junge Frauen. Eine von ihnen saß ganz normal, die andere hing krampfhaft an der Schwarzhaarigen und sah aus wie ein kümmerliches Häufchen Elend. Obwohl sie alle auf ausladenden, gepolsterten Liegen platzgenommen hatten, wirkte die Rothaarige noch immer so, als würde sie ohne die Hilfe ihrer Freundin jeden Augenblick umkippen.
Keiner von ihnen hatte für die luxuriöse und edle Ausstattung seines Empfangszimmers auch nur einen müden Blick übrig. Marina war zu sehr damit beschäftigt, sich die halb eingeschlafene Anya vom Hals zu halten und nicht unter ihr erdrückt zu werden, während Simurgh geduldig wartete und gelegentlich einen Schluck Tee nahm.
Die drei Söldner waren gerade erst im Anwesen der Familie di Lucci eingetroffen. Erwartet wurden sie vom derzeitigen, jungen Oberhaupt der ehemaligen Adelsfamilie. Alessandro di Lucci, wirkte wie ein typischer Tileaner. Von der Sonne gebräunte Haut, schulterlange dunkelbraune Haare und haselnussbraune Augen. Nichts an ihm verriet auch nur im entferntesten, dass er mit Lucia verwandt war. Niemand hätte die beiden für Geschwister gehalten und dennoch gehörten sie beide zu den letzten Überlebenden der di Lucci. Einst eine der respektabelsten Adelsfamilien des Südens, jetzt Besitzer eines rasant expandierenden Handelsimperiums.
Schweigsam vergingen einige Minuten, in denen Alessandro seine Gäste interessiert musterte, bis sein Blick besorgt an der völlig fertigen Anya hängen blieben. Die rothaarige Bladelli hatte ihr Gesicht in Marina´s Schulter vergraben und rührte sich seit einer Weile nicht mehr. Vorsichtig erkundigte er sich nach ihrem Zustand: „Ist mit ihr alles in Ordnung?“
„Natürlich. Ihr geht es bestens.“ tat Simurgh seine besorgte Frage lässig ab. Für ihn bestand kein Grund zur Besorgnis. So etwas passierte öfter, wenn man Anya mit Marina alleine ließ. Irgendwie schien es der jungen Schützin Spaß zu machen ihre Söldnerkollegin mit Alkohol und...anderen berauschenden Mitteln ein wenig zu ärgern. „Anya Bladelli, ist meine Stellvertreterin und führt, für gewöhnlich, sämtliche Verhandlungen. Niemand kann so gut mit Zahlen umgehen wie sie. Wenn sie wach ist, verhandelt sie unnachgiebiger und härter als jeder tileanische Händler.“
„Sie wirkt nicht wie eine besonders große Hilfe. Vielleicht will sie sich etwas hinlegen? Mein Diener könnte sie in einem der Gästezimmer unterbringen, bis es ihr besser geht.“ bot der Tileaner großzügig an. Nicht ganz ohne Hintergedanken. Betrunkene Verhandlungspartner konnten unberechenbar sein...oder sehr leicht über den Tisch zu ziehen. Beides konnte bei der Bladelli zutreffen und Alessandro ging lieber auf Nummer sicher. Die Verhandlungen bedeuteten ihm viel. Störungen konnte er nicht gebrauchen.
„Schon gut. Sie wird uns keinerlei Schwierigkeiten bereiten. Tut einfach so, als wäre sie nicht anwesend, damit wir zum Geschäftlichen kommen können.“
„Wie Ihr meint.“ stimmte Alessandro, noch immer nicht vollständig überzeugt, zu. Mit einer Betrunkenen kam er schon klar, selbst wenn es sich um eine der berüchtigten Bladelli handelte, denen er eigentlich nicht einmal nüchtern begegnen wollte. Er wusste dass die Homa viele seltsame Leute anzogen, doch mit einer Frau aus der berühmtesten Mafiafamilie Tileas hätte er nicht gerechnet. „Ich möchte euch für einen kleinen, persönlichen Krieg anheuern.“ erklärte er ruhig, dabei zeigte er auf Simurgh und die beiden Frauen. „Und ich will eure beste Einheit, zusammen mit Euch, Simurgh. Ich brauche die besten Söldner von ganz Tilea, ansonsten kann ich diesen Krieg nicht gewinnen.“
„Geht es dabei zufällig darum, eine bestimmte Stadt zu stürmen? Sagen wir zum Beispiel... Luccini?“ fragte Simurgh in unschuldigem Tonfall nach. In seinen Augen lag etwas lauerndes, wartendes. Die Antwort schien ihm sehr wichtig zu sein und Alessandro verstand auch warum.
Der di Lucci ließ sich nicht von der Unterstellung, einen Bürgerkrieg innerhalb Tilea´s anzuzetteln, reizen und schenkte ihm ein mattes Lächeln, bevor er ruhig fort fuhr: „Wären die Homa denn für den Angriff auf eine tileanische Stadt zu erwerben?“
„Grundsätzlich spricht nichts dagegen, denke ich. Wir greifen öfter in die tileanischen Bürgerkriege ein, wenn man uns gut genug bezahlt.“ erwiderte Simurgh zögerlich und musterte ihn nachdenklich, fast als wollte er die Chancen auf einen Erfolg eines solchen Auftrages abwiegen. „Nur gehören die Lupo zu unseren besten Kunden. Sie haben in den vergangenen Jahren oft unsere Hilfe gegen Orks und andere Bestien in Anspruch genommen. So weit ich weiß, tolerieren sie niemanden, der Geschäfte mit den di Lucci macht. Alleine dieses Gespräch mit Euch, könnte schon dafür sorgen, dass sich unsere Beziehungen zu ihnen verschlechtern.“
„Keine Sorge. Ich bin nicht auf Rache an den Lupo aus und auch nicht darauf, ihre Paläste oder Stadt brennen zu sehen.“ beeilte Alessandro sich, sämtliche Bedenken des Vicomte zu zerstreuen. Vor über 2500 Jahren, wurde der Stadtstaat Luccini von den Zwillingen Lucan und Luccina gegründet. Errichtet auf uralten Elfenruinen und den umliegenden Hügeln, entwickelte Luccini sich, unter der Herrschaft der Zwillingsregenten, zu einer der fortschrittlichsten und zivilisiertesten Städte des Südens. Zivilisiert, abgesehen von den ununterbrochenen Familien- und Blutfehden. Jahrhunderte später, entwickelten sich die Nachfahren von König Lucan und Königin Luccina auseinander, bis zwei miteinander verfeindete Familienstränge entstanden. Die di Lucci und die Lupo. Zwei Seiten ein und derselben Münze, die einander dennoch bis aufs Blut hassten und verabscheuten. Als Alessandro noch ein kleiner Junge war, verloren die di Lucci letztendlich den hunderte Jahre andauernden Bruderkrieg. Nur wenige von ihnen überlebten die Blutgier ihrer Verwandten und mussten Tilea verlassen.
„Tatsächlich? Nach allem was passiert ist, verzichtet das Oberhaupt der di Lucci und Nachfahre der Wolfszwillinge auf seine Blutrache?“ hakte Simurgh ungläubig und mit hochgezogener Augenbraue nach. Rache bis zum bitteren Ende, gehörte zu den bedeutendsten Traditionen des tileanischen Adels.
„Sie haben meine Familie besiegt und abgeschlachtet. So wie wir sie zuvor besiegt und abgeschlachtet haben. Die Lupo haben nichts getan, was wir nicht auch an ihrer Stelle getan hätten. Sicher, ich könnte eine Streitmacht aufstellen die stark genug wäre sie zu bedrohen, aber ich habe beschlossen, die Feindschaft zu beenden und den endlosen Kreislauf aus Gewalt und Blutvergießen zu beenden.“ Alessandro musste sich nicht einmal dazu zwingen ihn anzulügen. Königin Luccina würde sich im Grabe umdrehen, wenn sie ihren Nachfahren so reden hören könnte, doch das kümmerte Alessandro herzlich wenig. Mit Luccini und der alten Familiengeschichte hatte er abgeschlossen um sich größeren, höheren Zielen zuzuwenden. Sollten die Lupo ruhig einen von vielen tileanischen Stadtstaaten regieren. Alessandro könnte es nicht weniger bedeuten wer in Luccini herrschte. Genauso gleichgültig wie zuvor, fuhr er mit monotoner, geschäftsmäßiger Stimme fort. „Uns blieb keine andere Wahl, als geschlagen aus Tilea zu fliehen. Anfangs dachte ich natürlich nur an Rache, doch letztendlich war es das beste, was uns jemals passieren konnte.“
„Euer Land, Geld und Ansehen zu verlieren war... das beste was euch jemals passiert ist?“
„Wisst Ihr, Vicomte al Zaef, meine Familie konnte nicht viel aus Luccini retten. Unser Familienvermögen, fiel in die Hände der Lupo und diente ihnen dazu die Stadt wieder aufzubauen. Nur wenige, kleine Schmuckstücke konnten wir auf unsere Flucht mitnehmen. Unbedeutender Tand, verglichen mit dem was wir verloren hatten, doch noch immer genug, um als Startkapital für ein eigenes Handelsunternehmen zu dienen.“ Ohne es zu wollen, stahl sich ein breites, zufriedenes Grinsen auf sein Gesicht. „Nichts ist leichter, als Geschäfte mit einem Imperialen abzuwickeln. Viele ihrer Adelige sind zu stumpfsinnig, festgefahren und fanatisch, um die Feinheiten anständigen, zivilisierten Verhandelns zu begreifen. In Tilea hätte meine Familie es niemals geschafft, so einen unvorstellbaren Reichtum anzuhäufen.“
„So weit ich weiß, gehört es nicht zu diesen Feinheiten, seinem Verhandlungspartner auf die Nase zu binden, wie unglaublich reich und vermögend man ist. Es sei denn man will den Preis schon direkt am Anfang in die Höhe treiben.“
Alessandro´s Grinsen wurde bei diesen Worten nur noch breiter. Wenn er von unvorstellbarem Reichtum sprach, dann meinte er mehr Geld, als der Söldner sich überhaupt vorstellen konnte. „Oder ich habe es absichtlich erwähnt, weil ich verdeutlichen will, dass Geld keinerlei Rolle spielt und mir viel daran liegt Eure Dienste in Anspruch zu nehmen.“
„Verstehe.“ sagte Simurgh leise zu sich selbst, bevor er sich an die schlafende Bladelli wandte. „Anya?“
„...“ Anya´s Augenlider begannen unruhig zu flattern. Sonst zeigte sie keine Reaktion, bis Marina ihr den Ellbogen in die Seite rammte. Erschrocken riss Anya die Augen auf und sah sich verwirrt im Raum um, während ungewollt irgendwelche Worte aus ihrem Mund sprudelten. „Was is losssssssssssss?“
„Alessandro di Lucci, möchte wissen, wie viel unsere bescheidene Hilfe ihn kosten wird.“ erklärte Simurgh ruhig, auch wenn man leise Ungeduld aus seinen Worten heraushören konnte. Alessandro hatte für das Schauspiel nur müde Blicke übrig und fragte sich, wie viele Probleme ihm diese Bladelli wohl in Zukunft bereiten würde.
„Aleasso die Lucia wer?“ stammelte Anya unverständlich vor sich hin. Sie hätte nichts trinken sollen, so war sie kaum zu etwas zu gebrauchen. Ehrlich gesagt, erfüllte Marina genauso wenig irgendeinen Zweck in dieser Unterhaltung. Sie saß einfach nur neben Anya und summte leise irgendein Lied vor sich hin. Von dem Gespräch schien sie keinerlei Notiz zu nehmen.
Simurgh seufzte, gab auf irgendetwas zu erklären und drehte sie behutsam in Alessandro´s Richtung. „Der da. Unser neue Auftraggeber.“
„Oh...“ entwich es Anya zögerlich. Ihr rechter Zeigefinger wankte in der Luft umher. Mühsam versuchte sie auf Alessandro zu zeigen und selbst das viel ihr schon schwer genug. „Welcher von den drei Typen is es denn?“ fragte sie langsam nach und ihr Finger schwankte zwischen all den Alessandros hin und her.
„Der Mittlere.“ half Simurgh ihr gönnerhaft auf die Sprünge und ignorierte ihre Halluzinationen komplett.
„Wo sin wir überhaupt? Sin wir noch in Pavona oder...“
„Wir sind in Pavona und Alessandro möchte jetzt wissen, wie viel er uns bezahlen soll.“ schnitt er ihr das Wort ab. Als Anya ihn noch immer nur verständnislos anstarrte, ließ er erneut ein resigniertes Seufzer von sich hören und entschied sich dafür, es simpler anzugehen. Deutlich simpler. „Geld. Der Mann will wissen wie viel Geld er uns geben soll. Viel Geld. Wir mögen Geld. Du dich erinnern?“
Benommen nickte Anya. Erst befürchtete Alessandro, dass sie ihn noch immer nicht verstanden hatte, und sich diese sinnlose Unterhaltung noch Stunden hinziehen konnte, doch dann platze es förmlich aus ihr heraus. Unkontrolliert brach ein wahrer Redeschwall aus ihr hervor und sie sprach sogar halbwegs normal. „Als erstes wäre da die Verpflegung von 65 Söldnern, Pferden, einem Oger und einem kleinen Wildschwein. Es ist alles zu bezahlen, was wir brauchen oder wollen, so lange es sich in einem angemessenen Rahmen hält. Dazu kommen pro Söldner 350 Florin pro Monat, zusätzlich zu allen Kosten die anfallen, um ihre Ausrüstung instandzuhalten. Für Simurgh fallen 500 Florin pro Monat an und für seine Stellvertreterin, mich, 400. Falls dieser Preis zu hoch ist, können wir darüber verhandeln eine der anderen Söldnergruppen zu schicken. Wir verfügen über eine große Anzahl an Einheiten, die jedem Problem gewachsen und in jeder Schlacht ihren Preis wert sind. Die vorläufige Vertragsdauer, beträgt 6 Monate, danach müssen neue Verhandlungen stattfinden.“ Kaum hatte das letzte Wort ihre Lippen verlassen, fielen Anya auch schon wieder erschöpft die Augen zu und sie sank zurück einen komaartigen Zustand. Friedlich schlief sie wieder auf Marina´s Schulter ein und brabbelte unverständliches Zeug vor sich hin.
„Ähm...“ begann Alessandro, brauch dann jedoch ab. Kurz überlegte er, ob er noch irgendetwas zu der betrunkenen Bladelli sagen sollte, entschied sich aber dann dagegen. Letztendlich musste ja nicht er so eine undisziplinierte und instabile Trinkerin als Stellvertreter ertragen. „Gut, einverstanden.“
Es gab keinerlei Verhandlung. Kein sorgsames herunterhandeln über mehrere Stunden... und genau das alarmierte Simurgh: „Mit was für Gegnern, werden wir es im Norden zu tun bekommen? Die Ostmark liegt nahe am Weltenrandgebirge, also nehme ich an, dass es sich um Orks handelt?“
„Auch. Die derzeitigen, oder eher baldigen, Feinde der Ostmark, gehören nicht unbedingt zu eurem Spezialgebiet. Noch während wir hier reden, bricht in einem Reichsteil namens Sylvania eine Rebellion aus, angeführt von einem machtvollen Vampir. Untote sind nicht eure bevorzugte Beute, aber ich sorge dafür, dass man euch mit Munition und Waffen gegen die untote Brut versorgt. Außerdem wird die Ostmark noch von vielen weiteren Feinden bedroht. Orks, Tiermenschen, andere Menschen. Ihr habt genug zu tun.“ schloss Alessandro seinen kleinen Bericht ab. Simurgh nickte ihm zustimmend zu. Er schien keineswegs beunruhigt bei dem Gedanken, gegen Vampire und deren untote Horden kämpfen zu müssen. „Mein kleiner Bruder und ich haben übrigens ebenfalls vor in die Ostmark zu reisen und würden Eure Truppe gerne begleiten. Wollt ihr vom Moment unseres Aufbruchs an bezahlt werden oder erst in der Ostmark?“
„Selbstverständlich von der Sekunde unseres Aufbruchs an.“
„Auch gut. Macht letztendlich keinen Unterschied für mich.“ stimmte Alessandro ohne zögern zu und zuckte gleichgültig mit den Schultern.
„Gibt es noch andere Dinge, die ich über unser Arrangement wissen sollte? Ich hasse Überraschungen.“
„Das wird sich im Laufe der Zeit zeigen. Grundsätzlich besteht eure Aufgabe darin, die Truppen der Ostmark in ihren Schlachten zu unterstützen. Später wird es einige spezielle Missionen geben, die Ihr für mich erfüllen werdet. Falls Ihr wollt, können wir dafür auch noch sehr hohe Extrapreise verhandeln. Mehr kann ich jetzt selbst noch nicht sagen. Die Zeit wird zeigen worum es sich dabei handelt.“
„Sagte ich nicht gerade, dass ich keine Überraschungen mag? Schon gar nicht, wenn diese ´Extramissionen` so gut bezahlt werden.“
„Sie werden nicht so gut bezahlt, weil sie besonders gefährlich sind, sondern weil ich Diskretion verlange. Ich weiß, es dürfte schwer sein, so viele Söldner zum Schweigen zu bringen, aber ich erwarte dennoch dass sich nicht allzu viel über diese Missionen herumspricht.“ Alessandro bemühte sich ein vertrauenswürdiges, beruhigendes Lächeln aufzusetzen. Mit Simurgh´s Vertrauen fiel es ihm sicher leichter, seine Pläne umzusetzen. „Macht Euch keine Sorgen, Vicomte al Zaef. Ich verlange nichts, was die Homa nicht bewältigen könnten. Mir ist bewusst, dass Ihr gerne über alles auf dem Laufenden gehalten werdet und wissen wollt worauf Ihr euch einlasst. Ich werde Euch mit mehr als genug Informationen und Details versorgen. Ihr könnt die Dinge dann angehen, wie Ihr es für richtig haltet.“
„Interessant. Ich hätte nicht erwartet, dass man mir freie Hand lässt, wenn ich mit Imperialen zusammenarbeiten soll. Imperiale können sehr stur sein. Sie werden erwarten, dass meine Leute sich ihren starren und sinnlosen Regeln der Dummheit unterwerfen.“
„Wirklich? Nun, ich bin kein bretonischer Ritter oder imperialer Adeliger. Ich verstehe, dass es sinnvoll ist, mit Verstand und Umsicht zu agieren, um unnötige Verluste zu vermeiden. Ignoriert die Befehlshaber der Ostmark, falls ihre Befehle Euch nicht gefallen.“ schlug der di Lucci vor „Erzielt einfach nur Resultate, bringt der Ostmark Siege und erfüllt alle Aufträge. Wie ihr das letztendlich angeht, ist allein Eure Angelegenheit. Ich bin kein Stratege oder militärisches Genie und werde mich nicht in Eure Planungen einmischen.“ Alessandro beugte sich zu ihm vor und hielt ihm eine ausgestreckte Hand entgegen. „Sind wir uns einig oder muss ich noch ein halbes Königreich oben drauflegen?“


Ostmark, westlich von Bechhafen, Imperialer Kalender 2514

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Die schmalen Schlachtreihen aus Purpur und Gelb, zogen sich geordnet über eine offene Ebene am Rande des Talabecwaldes. Abgesehen von einigen Freischärlerkompanien mit Bögen, waren die Soldaten mit einfachen Schwertern und Hellebarden bewaffnet, womit sie noch immer besser ausgerüstet waren, als ihre Gegner. Die Tiermenschen trugen hölzerne Schilde, simple Speere und grobschlächtige Äxte. Nur ihre pure Masse ließ sie zu einer wirklichen Gefahr werden.

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Noch während die imperialen Soldaten den Ansturm der Bestien erwarteten, war Gottfried bereit mitten im Schlachtgetümmel. Zusammen mit seiner kleinen Leibwache, brach er in die Reihen der Tiermenschen ein. Seine kleine Truppe erschlug hunderte. Mit der Beweglichkeit der Kavallerie, konnten die krummbeinigen Kreaturen nicht mithalten und den dicken Rüstungen hatten sie nichts entgegenzusetzen. Ihre Speere zerbrachen einfach unter der Wucht der feurigen Attacke. Gottfried setzte ihnen auf ihrem gesamten Marsch mehr und mehr zu.
Friedrich dagegen hatte sich unter die Infanterie eingereiht. Hinter ihm warteten über 100 ungeduldige Veteranen. Jeder von ihnen war in eine schwere Rüstung gehüllt und schulterte einen wuchtigen Zweihänder. Die Großschwertereinheiten gehörten zu den schwersten Infanterietruppen, die das Imperium aufstellen konnte. Ihnen fiel die Aufgabe zu, die feindlichen Reihen aufzubrechen und Lücken zu schlagen, durch die weitere Soldaten folgen konnten. Gegen Tiermenschen keine unmögliche oder schwierige Aufgabe.

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Für gewöhnlich, jagten ein paar Tiermenschen, ganz egal wie groß die Herde war, den Imperialen keine Furcht mehr ein, doch diesmal war es anders. Schon von weitem konnte man die schwarzen Giganten aus der Masse herausragen sehen. Er hatte mit allen möglichen und unmöglichen Arten von Tiermenschen gerechnet. Gors, Ungors, Bestigors, Minotauren. Mit allem! Aber ganz sicher nicht mit zehn riesigen, tollwütigen Chaostrollen. Selbst gewöhnliche Trolle, stellten schon eine ernsthafte Bedrohung dar, aber wurde ein Troll von den Mächten des Chaos korrumpiert, wurde er immun gegen Schmerzen und von einer unaufhaltsamen Raserei durchdrungen.

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Ihr Ansturm, begleitet von 3000 geifernden Tiermenschen, wirbelte Soldaten schreiend durch die Luft und riss die Schlachtreihe in Stücke. Friedrich blieb keine andere Wahl. Widerwillig befahl er seinen Großschwertern, sich todesmutig gegen die Chaostrolle zu werfen, bevor sie noch die gesamte Streitmacht in völlige Unordnung brachten. Er selbst gehört zu den Ersten, die gegen die Trolle anstürmten.
Friedrich legte all seine Kraft in den ersten Schlag und rammte seinen Zweihänder gegen einen unbeeindruckt wirkenden Chaostroll. Seine Klinge ließ eine geradezu winzige Scharte auf der undurchdringlichen, schwarzen Haut zurück. Während seine Männer versuchten die anderen Trolle zu beschäftigen, und damit alle Hände voll zu tun hatten, musste Friedrich feststellen, dass eine schwerfällige Rüstung nicht zum ausweichen geschaffen war. Gegen die einfachen Tiermenschen, welche ab und zu in den Kampf eingriffen bis er sie erschlug, reichte seine Rüstung als Schutz...aber eine Rüstung die einem Trollschlag standhielt hatte er noch nicht gesehen. Immer wieder wich er mühsam den wilden Schlägen des Chaostroll aus. Selbst kam er zwar wieder und wieder zu Gegenangriffen, doch sie zeigten kaum Wirkung. Eine ganze Weile ging es zwischen Mensch und Troll hin und her. Seine Männer wurden von den restlichen Trollen in Stücke gerissen, doch immer mehr Imperiale sammelten sich um sie und mehr Pfeile spickten die Haut der Trolle. Die gewöhnlichen Tiermenschen hatte man bereits niedergemetzelt. Viel Gegenwehr ging von den Gors und Bestigors nicht aus. Viele Bestien rannten schon lange davon, doch noch immer kämpften hunderte verbissen gegen die unausweichliche Niederlage an.

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Davon bekam Friedrich herzlich wenig mit. Er brauchte seine gesamte Konzentration, um den wilden Angriffen des Trolls zu entgehen. Erst als nach und nach mehr Soldaten ihm zur Hilfe eilten, gelang es ihnen mit gezielten Schlägen, die Beine des Trolls schwer genug zu verletzten, um ihn in die Knie zu zwingen. Friedrich wollte gerade sein Großschwert in das freiliegende Gehirn des Chaostroll´s rammen, auch wenn selbst das kaum ausreichen würde um ihn zu töten, als ein stechender Schmerz sein rechtes Bein durchzuckte. Wie in Trance, erschlug er beiläufig den lästigen, kleinen Tiermenschen, welcher versuchte ihn von der Seite aufzuspießen. Noch während sein Schwert den Ungor spaltete, traf ihn die volle Wucht der Trollkeule. Seine Rüstung bot ihm zwar ein wenig Schutz, aber dennoch wurde er wie eine Spielzeugpuppe von den Beinen gerissen und mehrere Meter weit geschleudert. Verschwommen sah er noch, wie sich einige abscheuliche Gestalten näherten und mit ihren Äxten auf ihn zukamen, als Gottfrieds Leibwache zurück zur Hauptstreitmacht stieß. Schwere, gepanzerte Schlachtrösser krachten in die restlichen Tiermenschen und brachten mit ihrem Ansturm sogar Trolle zum wanken.
Die überlebenden Großschwerter nutzten diese kurze Verschnaufpause. Zerschlagen sammelten sie sich und brachten den schwer verletzten Friedrich in Sicherheit. Weniger als ein halbes Dutzend hatte den Kampf gegen die Chaostrolle überlebt. Nur der 1 Chaostroll, gegen den Friedrich gekämpft hatte, hatte sein Leben gelassen. Friedrich selbst bekam, vom allem was folgte, nicht mehr viel mit.

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Die restlichen Bestien, wurden zu Tode gehetzt. Nur wenigen gelang die Flucht zurück in den Wald. Obwohl sämtliche Tiermenschen ihr Leben gelassen hatten, ohne große Verluste auf Seiten der Menschen zu fordern, erhoben sich noch immer 9 Chaostrolle inmitten eines Ozeans aus imperialen Soldaten. Alle Pfeile waren verschossen und die Hellebardiere hackten verzweifelt auf die Giganten ein. Erst nach mehr als 15 Minuten im Schnellvorlaufmodus, gelang es ihnen die Trolle, einen nach dem anderen, niederzuringen. Danach beschlossen sie, Tiermenschen ab sofort aus dem Weg zu gehen, bis sie Einheiten mit Rüstungsdurchdringung besaßen...

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Zwei Tage später, stand Gottfried neben dem Bett seines Cousins. Nach ihrem Sieg, hatte die erschöpfte Armee in einem nahegelegenen Dorf Zuflucht gefunden. Die Menschen feierten sie als ihre Retter vor den grauenvollen Bestien und ließen viele in ihren Häusern schlafen. Lange wollte Gottfried nicht bleiben, doch noch mussten sie sich um die ernsthaft verwundeten kümmern. Wie zum Beispiel um Friedrich.
„Wie geht es dir?“ eröffnete Gottfried das Gespräch, als er bemerkte, wie Friedrich langsam die Augen öffnete. Sein Freund war bisher nur wenige Minuten wach gewesen. Wenn er sich die zahlreichen Verbände ansah, grenzte es für ihn an ein Wunder, dass Friedrich überhaupt noch am Leben war.
„Großartig...“ kam es Friedrich schwerfällig über die Lippen.
„Ja, genau so siehst du auch aus. Wie jemand der dumm genug war sich alleine mit einem Troll anzulegen.“ zog Gottfried ihn auf, auch wenn er innerlich erleichtert darüber war ihn endlich wieder reden zu hören. Bei allem was bevorstand, brauchte er jemanden auf den er sich verlassen konnte. Außer Friedrich traute er nur noch den Rittern der Morr-Kirche.
„Trolle sind kein Problem, aber Chaostrolle nerven. Wehe ihr habt einen davon am Leben gelassen.“
„Wir konnten sie alle zur Strecke bringen.“ versicherte er seinem Freund lächelnd „Kommen wir lieber zu deinem Zustand. Willst du nicht wissen, wie es dir geht?“
„Wenn die Antwort nicht ´großartig` ist, kannst du es dir sparen.“
„Ach ja, dazu kommen noch mehrere gebrochene Rippen Zum Glück konnten sie dein Bein retten. Noch ein Treffer und du wärst in deine Einzelteile zerfallen wie eine zerbrochene Puppe.“
„Heißt ich bin topfit für den nächsten Kampf.“
„Daraus wird nichts. Du fällst für ein paar Monate aus, mindestens.“
Bevor Friedrich ihm widersprechen konnte, schob sich eine massive, düstere Gestalt in das kleine Schlafzimmer. Der breitschultrige Ritter wirkte durch seine schwarze Plattenrüstung nur noch massiger und bedrohlicher. Silberne Totenschädel übersäten den dunklen Stahl und grinsten die beiden Adeligen hämisch an. Selbst sein strahlend weißer Umhang konnte sein Erscheinungsbild nicht mehr aufhellen. Nach dem Vorbild der Sigmarpriester, hatte er sich den Kopf kahlgeschoren und trug keinen Bart.
„Sir Heinrich!“ rief Friedrich überrascht aus. Mit einem Hauptmann der Ritter von Morr, hätte er an diesem Ort niemals gerechnet. Nur selten verließen die Templer des Todes die Hauptstadt. Heinrich sah ihn nur ausdruckslos an und sagte kein Wort, obwohl er derjenige war, der gerade ungefragt den Raum betreten hatte.
„Lasst mich bitte versuchen zu erraten worum es geht, bevor Ihr uns mit einer wahren Redeflut ertränkt.“ mischte der Prinz sich ungefragt ein und auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck, der in die gesamte Welt hinausschrie, dass er genau diese Situation vorhergesehen hatte. „Ich würde sagen es geht um Sylvania. Irgendetwas ist im Süden geschehen und jetzt steht Stirland bereits kurz vor der Vernichtung, während unsere Grenze von Heerscharen überrannt wird. Etwas in der Richtung.“

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„Nicht schlecht. Ziemlich nahe an der Wahrheit.“ Heinrich nickte ihm anerkennend zu und deutete eine kurze Verbeugung an. Zwischen den Templern des Todes und Gottfried herrschten seit jeher gute Beziehungen. Die Priester Morr´s liebten einen Prinzen, der seine Religion fast so ernst nahm wie sie, und Gottfried liebte es einer Religion anzugehören, in der man durch Träume und Schlaf betete. Eine bessere Motivation, eine Kirche zu besuchen, konnte er sich nicht vorstellen. Heinrich setzte endlich zur vermutlich längsten Rede seines Lebens an: „Ja, Sylvania hat sich, einmal mehr, für unabhängig erklärt und dem Imperium den Rücken gekehrt. Kurz nach Eurem Aufbruch aus Bechafen, erhielten wir die Botschaft, dass die ersten Grenzfestungen und Städte von Stirland bereits gefallen sind. Ihre Garnisonen wurden aufgerieben und in Windeseile von einer überwältigen Übermacht überrannt.“
Friedrich wollte sich inzwischen auch an der Unterhaltung beteiligen und sich von seinen grauenvollen Schmerzen ablenken, also hakte er in nachdenklichem Tonfall nach: „Seltsam. Sylvania sollte nicht so viele Männer zur Verfügung haben. Die Barone dürften nicht mehr als drei- oder viertausend Soldaten aufstellen können. Sylvania ist arm. Die Plage der Nekromantie hat den Boden durchwirkt und verdorben. Ohne Nahrungslieferungen aus Stirland, könnte Sylvania nicht lange überleben. Dass sie Stirland so sehr zusetzen, ist absolut unmöglich!“
„Die Barone sind, nach unserem Wissen, allesamt tot. Vermutlich wurden sie schon vor einer Weile ermordet und der Täter verschleierte sein Verbrechen mithilfe von Nekromantie. Allerdings handelt es sich nicht um irgendeinen Nekromanten, sondern um Manfred von Carstein persönlich.“
„Unmöglich!“ brach es erneut aus Friedrich hervor. Mühsam richtete er sich auf und wirkte so, als wollte er jederzeit zu seinem Schwert springen. Gottfried dagegen blieb still. Seine Miene zeigte keinerlei Gefühlsregung, kein Anzeichen von Überraschung oder Panik. „Das kann einfach nicht sein! Manfred ist seit über 400 Jahren tot! Der damalige Kurfürst von Stirland, hat ihn in der Schlacht von Hel Fenn mit einer Runenklinge zerstückelt!“
„Anscheinend hat er es überlebt. Vampire sind nicht leicht umzubringen.“ ließ Heinrich sich zu einer Vermutung hinreißen, auch wenn ihn die wirkliche Antwort nicht interessierte. Für ihn zählte nur, dass die Saat der Nekromantie ausgebrochen war und er sie auslöschen musste.
„Aber... er wurde besiegt. Er wurde ausgelöscht. Selbst ein höherer Vampir kann so etwas nicht überlebt haben. Das ist nicht fair!“ beharrte Friedrich beleidigt auf seinem Standpunkt. Die Winterkriege fanden während des schier endlosen imperialen Bürgerkrieges statt. Damals übernahm der Vampir die Kontrolle über Sylvania und überflutete das Imperium mit seinen untoten Scharen. Die Winterkriege zogen sich über mehrere Jahre hinweg und endeten erst mit der gewaltigen Schlacht von Hel Fenn und der vollständigen Vernichtung Manfred von Carsteins. Angeblich.
Heinrich seufzte genervt. Er hatte sich nicht darum gerissen, dem Prinzen die Nachricht zu überbringen und jetzt musste er den beiden wirklich alles bis ins kleinste Detail erklären. „Hat er auch nicht. Jedenfalls nicht so richtig. Angeblich lagen seine Überreste mehrere Jahrhunderte in den Sümpfen von Hel Fenn. Erst als ein mächtiger Nekromant die Gegend langwierig durchsuchte und seine Gebeine sammelte, kehrte Leben in Manfred zurück. Zur Belohnung, hat Manfred den Nekromanten übrigens umgebracht. Er fand es nicht so lustig, dass ein sterblicher Magier ihn zu einem willenlosen Diener machen wollte.“
„Woher wisst Ihr überhaupt so viel? Manfred wird wohl kaum nach Bechafen spaziert sein, nur um uns jedes Detail seiner Wiedergeburt mitzuteilen.“
„So hieß es jedenfalls in der Botschaft aus Stirland. Anscheinend verfügen die Stirländer über mehr Informationen als wir, immerhin überwachen sie Sylvania wachsam.“
„Und wurden dennoch von der Rückkehr des Fürsten der Verdammten überrascht und seit dem auf dem Schlachtfeld verprügelt.“ stellte Friedrich bitter fest.
Statt des Ritters, antwortete Gottfried auf den Einwand. „Eine Orkhorde schwärmte aus den Bergen herab und forderte die gesamte Aufmerksamkeit des Kurfürsten von Stirland. Seine Armee musste mehrere harte Schlachten gegen die Grünhäute schlagen und musste mit ganzer Macht verhindern, dass die Bestien sie überrennen.“ behauptete er und ignorierte dabei die überraschten Blicke seines Freundes. Selbst Friedrich verriet der junge Prinz nicht all seine Geheimnisse, obwohl dieser sie für sich behalten würde. Trotzdem musste niemand alles wissen. „Manfred hat diese Ablenkung ausgenutzt und wieder die Kontrolle über Sylvania übernommen. Schwierig kann es nicht gewesen sein. Niemand dort kann ihm etwas entgegensetzen. Das letzte Mal konnte nur das vereinte Heer des halben Reichs, zusammen mit einer Streitmacht aus Zwergen und Elfen, gegen ihn bestehen. Ein kleines Fürstentum wie Sylvania war leichte Beute.“ seine Stimme wurde mehr und mehr leidenschaftlich, bis seine Augen sie entschlossen anfunkelten. Am liebsten hätte er jetzt sofort seine Armee genommen und wäre in den Süden marschiert. „Wir müssen davon ausgehen, dass er genug Truppen zur Verfügung hat, um Stirland und uns gleichzeitig zu bekämpfen. Dank seiner nekromantischen Fähigkeiten, kann er tausende Untote gegen uns werfen. Dazu kommt, dass die überlebenden von Carstein sich um ihn sammeln werden. Schon bald kann er ein ganzes Heer aus Vampiren in die Schlacht führen und wer weiß was für abscheuliche Bestien sich ihm noch anschließen.“
„Ihr seid erstaunlich gut darin mir meine Worte aus dem Mund zu nehmen.“ bestätigte Heinrich all seine Vermutungen.
„Ich habe nur ein paar simple Schlussfolgerungen gezogen, mehr nicht.“
„Verstehe.“
Friedrich kam über den ersten Schrecken hinweg. Inzwischen war er, genau wie Gottfried, Feuer und Flamme für den Krieg gegen Manfred von Carstein. „Tja, was auch immer wirklich passiert ist, jetzt wird dein Vater keine andere Wahl mehr haben als die Truppen zu mobilisieren.“
„Ich hoffe es.“ erwiderte Gottfried nachdenklich. Noch bevor Friedrich reagieren konnte, wurde er plötzlich vom Prinz zurück aufs Bett gedrückt. Ansonsten wäre sein feuriger Cousin sofort aufgesprungen. „Nur ohne dich, mein Freund. Du bleibst in Bechafen, ganz egal, was mein Vater beschließt.“
„W-was? Warum!?“ begehrte Friedrich empört auf.
„Schon vergessen? Deine Aufgabe ist es dich auszuruhen und wieder gesund zu werden. Um mehr musst du dich nicht kümmern.“
„Die paar Kratzer?“ tat er es ab und gab sich genug Mühe, damit man ihm die Schmerzen kaum noch ansah. „Wann erhält man schon die Gelegenheit, einen der berühmtesten Vampire aller Zeiten zu töten? Außerdem...wer passt auf dich auf? Du gehst viel zu viele Risiken ein! Ständig stürmst du alleine mitten in die feindlichen Schlachtreihen!“
„Bleib in Bechafen und pass für mich auf die Stadt auf.“ überging er das Gejammer seines Cousins erbarmungslos. „Höhere Vampire sind angeblich unsterblich, also läuft Manfred dir schon nicht davon.“
„Pff...“
„Ruh dich aus.“ ermahnte Gottfried ihn, mit für den Prinz ungewöhnlich freundlichen und sanften Stimme. Friedrich verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. „Wir marschieren noch heute zurück nach Bechafen.“ Damit machte Gottfried sich aus dem Staub, bevor sein Freund doch noch die nötige Kraft fand, um aufzustehen und zu beweisen wie gesund er war. Ihm folgte ein teilnahmslos dreinblickender Ritter, welcher sich draußen neben ihm aufbaute und sich fragend an ihn wandte.
„Ihr wollt wirklich nach Süden marschieren und Manfred von Carstein die Stirn bieten?“
„Ja, ganz genau das habe ich vor.“
„Euer Vater, wird nicht erlauben, die anderen Grenzen und Städte unbewacht zu lassen. Nicht während jederzeit Bestien über den Talabec strömen konnten.“
„Dessen bin ich mir bewusst. Mit viel mehr als 2000 Männern, kann ich nicht rechnen.
„Selbst so eine Armee zu sammeln, dürfte fast einen Monat dauern. Fürst Wolfram, wird nur die Freiwilligen und Eure persönlichen Truppen mit Euch gehen lassen.“
„Dann müssen diese Soldaten eben ausreichen. Viel zu lange schon, halten und verwalten wir Imperialen nur das, was wir irgendwie vor den Klauen des Chaos retten konnten. Es wird Zeit das Imperium Sigmars wieder zurückzufordern und die gefallenen Gebiete von Bestien wie Manfred zu säubern. Manfreds Rückkehr, ist das beste, was uns passieren konnte. Stirland wird nicht in der Lage sein, die Untoten abzuwehren. Sie sind das erste Ziel der Vampire und die beiden Parteien werden sich aneinander aufreiben und schwächen. Eine Weile zu warten bis wir gen Süden marschieren, ist vielleicht nicht schlecht. Am Ende sind die Stirländer vielleicht zu schwach, um Sylvania für sich selbst zu beanspruchen.“ direkt wandte er sich an den Ritter und sah ihn aus seinen durchdringenden, grauen Augen an „Werdet Ihr mich nach Süden begleiten, Sir Heinrich?“ Ohne lange darüber nachzudenken, ging der Todestempler vor ihm auf ein Knie und neigte ehrerbietig den Kopf. Etwas anderes hatte Gottfried auch nicht erwartet. Dennoch musste er zufrieden vor sich hin lächeln, bei dem Gedanken daran, dass er schon bald die Garde des Morr in die Schlacht führen durfte.
„Sehr gut.“ flüsterte er zufrieden zu sich selbst. Das war immerhin ein Anfang. Er würde die von Carstein auslöschen. Nur nicht sofort. Direkt an der Grenze zu Sylvania, lag etwas viel bedeutenderes als die wertlosen und armen Städte der Vampire. Ein Ort, der für Gottfried, trotz aller Schrecken, eine wundersam Anziehungskraft besaß. Mortheim. Die strahlende Metropole. Das Juwel im Herzen des Imperiums. Die Stadt der Verdammten und Verfluchten, deren Fall einst den Untergang der Ostmark einläutete. Sollte Manfred ruhig für eine Weile über Drakenhof herrschen. Den machtvollen Vampir aus der nahezu uneinnehmbaren Festung im Herzen Sylvania´s zu vertreiben, würde einen viel zu hohen Blutzoll fordern, welchen Gottfried nicht bereit war zu zahlen. Es würde vollkommen ausreichen, Manfreds Armeen auf dem Schlachtfeld zu überrennen und dem Vampirfürsten Respekt und Furcht vor den Truppen der Ostmark einzuflößen. Danach konnte Manfred ruhig noch einige Monate in seinem Dreckloch sitzen und auf sein Ende warten. Doch erst musste Gottfried Slyvania´s Rückgrat brechen und ihre untoten Horden dezimieren bevor er sich anderen Plänen zuwenden konnte. Er musste dem restlichen Imperium zeigen, dass die Schwerter und Sensen der Ostmark noch immer scharf genug waren, um selbst gegen einen Feind wie Manfred von Carstein zu bestehen. Dann würden sich ihnen Soldaten, Adelige und Ritter aus allen Teilen des Reiches anschließen und gemeinsam gegen Mortheim marschieren.

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Re: [AAR] Warhammer - die Gärten des Todes

Beitragvon Mimir » 23. April 2016 16:24

Kapitel 4:
Kriegerin, Archäologin und Mafiosi:


Trantine Hügel, Tilea – 2514 IK:
Zwei Tage waren vergangen seit Simurgh den Auftrag von Alessandro di Lucci angenommen, und seiner Truppe davon berichtet hatte. Die Reaktion war absehbar gewesen, genervtes Gestöhne und Gejammer weil man den schönen, warmen und, verglichen mit der Ostmark, relativ ruhigen Süden verlassen musste um im Imperium gegen Horden von Tiermenschen und Orks zu kämpfen. Aber die Bezahlung war gut und sie alle vertrauten darauf dass Simurgh keine Aufträge annahm bei denen sie alle sterben würden, also gab es niemanden der Einwände erhob, zumindest keine wirklich ernstgemeinten.
Den ersten Tag hatten Simurgh und seine Söldner damit verbracht ihr Lager vor Pavona abzubauen und, im Falle eines Großteils der Männer und Frauen, ihren Rausch auszuschlafen. Vor allem von Anya konnte man bis spät in den Nachmittag keine Spur außerhalb ihres Schlafsacks finden, weshalb ihr Zelt als eines der letzten abgebaut wurde. Die letzte Nacht verbrachten sämtliche Söldner, mit Ausnahme von Taruk und einem Aufpasser, in einem der vielen Gasthäuser Pavonas, auf Kosten der di Lucci Familie. Dies führte dazu dass die Homa sofort besser auf Alessandro zu sprechen waren und ihn herzlich dazu einluden mit ihnen zu reisen. Ihre Gruppe gehörte zwar zu den reichsten Söldnerbanden der Welt, aber das änderte nichts daran dass Simurgh ein sehr geiziger Anführer war der sich standhaft weigerte Geld für Übernachtungsmöglichkeiten auszugeben, wenn man auch umsonst in Zelten schlafen konnte.
Am zweiten Tag war die Gruppe dann endlich aufgebrochen, 65 Söldner brachen unter dem Kommando von Simurgh al Zaef aus Pavona auf, in Begleitung von Alessandro di Lucci, dessen jüngerem Bruder Lorenzo di Lucci und ein paar Dienern der Familie. Dank der Arabischen Hengste legten sie eine große Strecke zurück und hatten am Abend des ersten Reisetags beinahe die gesamten Trantine Hügel durchquert. Sie schlugen ein Lager in den nördlichen Ausläufern der Hügel auf, in Sichtweite von Trentino, und legten dort eine Pause ein. Laut Alessandro spielte es keine allzu große Rolle wann sie die Ostmark erreichten, weshalb Simurgh sich für einen kleinen Umweg entschieden hatte. Sie würden über den Norden Tileas und Bretonia ins Imperium reisen, dort in Altdorf Rast machen und Vorräte auffüllen, ehe sie von Reikland aus weiter in die Ostmark reisen würden, über das Fürstentum Sylvania. Diesen Plan hatte Simurgh am ersten Abend der Reise vorgeschlagen und er war von allen akzeptiert worden, auch wenn Alessandro ziemlich skeptisch wirkte. Da er jedoch nichts zum Thema sagte wurden seine Blicke ignoriert und Simurgh war schlafen gegangen.
Am nächsten Tag war er recht früh am Morgen aufgestanden, war gerade damit fertig sich anzuziehen und Frühstück zu essen und trat aus seinem Zelt, als ihm auch schon Alessandro und Lorenzo gegenüberstanden. Lorenzo di Lucci war zwölf Jahre jung und glich in keinster Weise seinem älteren Bruder, er hatte bleiche Haut, blonde Haare und wirkte die ganze Zeit über so als wenn er am liebsten einfach nur schlafen wollte. Simurgh hatte den Händler bereits darauf angesprochen, woraufhin dieser lediglich meinte dass er äußerlich auch nicht viel mit seiner Schwester gemeinsam hätte, welche Lorenzo wiederum etwas ähnlicher war. Letztendlich hatte es den Söldnerführer jedoch nicht wirklich interessiert, weshalb er es einfach mit einem Schulterzucken abgetan hatte.
Anya hingegen war vollkommen hin und weg aufgrund des kleinen Jungen. Sie sah ihn die ganze Zeit über mit strahlenden, und manchmal auch aus traurigen, Augen an und versuchte sich so nahe an ihm zu halten wie möglich. Eigentlich hätte Simurgh etwas dagegen unternommen dass sie den Bruder des Auftraggebers dermaßen belästigte, aber da er ihre Geschichte kannte konnte er sich einfach nicht dazu bringen und beließ es dabei sie hin und wieder mahnend anzusehen.
Du wirst einfach zu weich.
„Guten Morgen, Simurgh.“ begrüßte Alessandro ihn freundlich und nickte ihm zu, kaum dass er den Zeltvorhang hinter sich fallen ließ.
„Guten Morgen, Alessandro und Lorenzo.“
„Morgen.“ murmelte Lorenzo leise und gähnte. „Ich bin es nicht gewohnt so früh aufzustehen.“ fügte er leise hinzu, mehr an sich selbst gerichtet als an die anderen beiden.
Schon am Tag nachdem sie angeheuert wurden hatten Alessandro und Simurgh sich darauf geeinigt sämtliche Titel und Anreden einfach zu vergessen, was dem Anführer der Homa sehr entgegen kam. Er hasste es höflich und respektvoll sein zu müssen, es war ihm am liebsten einfach ganz normal mit allen anderen reden zu können.
„Habt ihr gut geschlafen?“ fragte Simurgh an die beiden gewandt.
„Haben wir.“ bestätigte Alessandro nickend.
„Bis eben zumindest.“ fügte Lorenzo grummelnd hinzu. „Auf einmal gab es einen gewaltigen Lärm, dachte schon wir werden angegriffen.“
„Ah ja, das wird das Morgentraining sein.“ meinte Simurgh und setzte ein schwaches Lächeln auf. „Tut mir wirklich leid, aber dass hier sind meine Elitesöldner, es wird nur selten einen Tag geben an dem sie nicht exerzieren. Ich wollte gerade zu ihnen gehen, Marina hat gestern einen netten Platz zum üben gefunden. Aber wie es scheint wolltest du mit mir reden, was kann ich für dich tun Alessandro?“
„Es ist nichts was privat besprochen werden müsste, wir können es gerne auf dem Weg zum Übungsplatz machen. Ich würde mir gerne einmal ansehen wozu die Männer in der Lage sind.“
„Kommt Lorenzo auch mit?“
„Mhm... wenn ich schonmal wach bin kann ich auch zugucken.“ meinte der blonde Tileaner und zuckte mit den Schultern.
„Also gut, dann kommt mit. Anya dürfte mittlerweile auch wach sein und das Training überwachen.“ meinte Simurgh und setzte sich in Bewegung.
„Anya? Die... ähm, leicht angetrunkene Lady die mit dir bei den Verhandlungen war?“
„Welche der beiden meinst du?“
„Die mit den roten Haaren.“
„Genau, du erinnerst dich richtig. Das ist Anya Bladelli.“
„Sie überwacht das Training der Söldner?“
„Nicht nur das, wenn ich ehrlich bin macht sie eigentlich mehr als ich. Ohne sie wäre es mir nie möglich gewesen die Homa zu dem zu machen was sie heute sind. Sie verwaltet Pierno für mich, kümmert sich um den Großteil des Papierkrams der anfällt wenn wir im Hauptquartier sind, kümmert sich um Verträge und rekrutiert neue Söldner wenn es nötig ist.“
Alessandro antwortete nicht sofort, sondern blinzelte Simurgh einfach nur überrascht und verwirrt an.
„Stimmt etwas nicht?“
„Nun... nein, ich hätte nur nicht gedacht dass Anya für so viel verantwortlich ist bei den Homa.“
„Der erste Eindruck kann wirklich täuschen, nicht wahr? Sie ist außerdem noch für zwei Unternehmen ihrer Familie verantwortlich, eines davon in Pavona. Damit nicht genug, sie schafft es auch irgendwie trotz all ihrer Aufgaben noch genug Zeit für eine Freizeitbeschäftigung zu finden.“
„Tatsächlich? Was denn?“
„Seitdem sie mich getroffen hat ist sie aus irgendeinem Grund von der alten, Arabischen Religion und deren Pantheon fasziniert. Sie liest alles über die Götter, ihre Diener und Tempel was sie finden kann. Warum weiß ich aber nicht, da musst du sie selber fragen.“
Eine Weile lang liefen die drei einfach nur schweigend nebeneinander her. Simurgh genoss einfach die frische Morgenluft, Lorenzo gähnte vor sich hin und Alessandro versuchte irgendwie damit klarzukommen dass die betrunkene, zugedröhnte, seltsame Frau die er in Pavona getroffen hatte eine der mächtigsten und ranghöchsten Personen bei den Homa sein sollte. Das passte irgendwie nicht ganz zu dem Bild dass er sich von den Söldnern gemacht hatte.
„Worüber wolltest du eigentlich mit Simurgh reden?“ fragte Lorenzo plötzlich und schreckte Alessandro aus seinen Gedanken auf.
„Ah! Ja, hätte ich fast vergessen. Simurgh, ich wollte mit dir noch einmal über die geplante Route sprechen.“
„Worüber genau? Etwa über Sylvania?“
Alessandro nickte. „Genau. Ich weiß, ich habe es dir überlassen die Route festzulegen, aber Sylvania ist Feindesland, voll von Untoten! Ich möchte wirklich vorschlagen vielleicht doch lieber über Ostland zu reisen.“
„Das kommt gar nicht in Frage, ich werde auf gar keinen Fall durch Ostland reisen.“ erwiderte Simurgh in kaltem Tonfall. „Der Weg durch Slyvania ist viel schneller und günstiger, wenn die Untoten sich wirklich erheben werden sie ihre Nachbarn angreifen, oder zumindest in Heere organisiert werden, mit anderen Worten wird es weniger herumstreifende Skelette, Ghule oder Zombies geben. Außerdem sind wir gut darin unauffällig vorzugehen, und wir wollen die Vampire und ihre Armeen schließlich nicht jagen oder angreifen, sondern umgehen. Und falls wir von ein paar verstreuten Untoten angegriffen werden die noch herum streunen... nun, wir haben zwar mehr Erfahrung mit Orks, Tiermenschen oder Skaven, aber ich denke wir werden trotzdem damit fertig werden. Mach dir keine Sorgen, wir sind dazu ausgerüstet mit jeder Bedrohung leicht fertigzuwerden. Außer vielleicht einem Großen Dämon, oder ein Strigoi. Aber ich bezweifle dass uns einer auf der Reise begegnen wird.“
Der Händler wirkte noch immer nicht wirklich überzeugt, seufzte jedoch nur und zuckte mit den Schultern. „Gut, wenn du der Meinung bist dass so alles nach Plan laufen wird habe ich keine Einwände. Ich wollte dich nur warnen.“
„Und ich bin durchaus dankbar für die Warnung, ich werde daran denken und die Männer darauf vorbereiten dass wir auf mehr Untote als geplant treffen könnten.“
„Warst du mit deinen Söldnern schon einmal im Imperium?“
„Ich selbst war bereits zweimal im Imperium, einmal mit den Homa. Wir hatten in Stirland einen Auftrag. Davor war ich schon einmal in Ostland.“
„Tatsächlich? Was hast du da gemacht?“ fragte Alessandro und vermutete dass dieser Besuch mit der vorherigen Ablehnung des Söldners gegenüber der anderen Route zusammenhing.
„Beschlossen ein Söldner zu werden.“ antwortete Simurgh knapp und in einem Tonfall bei dem es Alessandro kalt den Rücken hinunter lief.
Er hatte das Gefühl als wenn der Söldner ihn einfach abstechen würde wenn er weitere Fragen zu dem Thema stellte, also ließ er es lieber bleiben.
„Ich war nie wirklich ein gewöhnlicher Mensch... irgendwie war ich eigentlich immer ein Söldner.“ sagte Simurgh plötzlich und brach damit das Schweigen welches sich über die drei gelegt hatte. „Hast du schon einmal von den Hashashin gehört?“
„Nicht wirklich.“ meinte Alessandro und schüttelte mit dem Kopf.
„Östlich der Zauberer-Inseln in Arabia befindet sich das sogenannte 'Land der Assassinen'. Die Hashashin sind eine der Attentätergilden die dort ihr Hauptquartier haben, sie sind die besten und angesehensten von allen. Die meisten Assassinen dort beten Khaine an, die Hashashin folgen jedoch noch dem alten Glauben und beten zum Gott der Schatten und der Heimtücke, Marek. Als ich drei Jahre alt war begann meine Ausbildung bei den Hashashin. Ich habe gerade einmal vierzehn Jahre bei ihnen gedient, aber in der Zeit habe ich vieles erlebt und gemerkt dass Kriege nicht immer durch große Armeen oder Magie entschieden werden müssen. Mein letzter Auftrag als Hashashin war in den Ostlanden, danach beschloss ich meinem alten Leben den Rücken zuzukehren und als Söldner mein Glück zu versuchen.“
„Das... klingt nach einem ereignisreichen Leben.“ meinte Alessandro in leicht zögerndem Tonfall. Insgeheim bewunderte er den Homa dafür dass er so viel gesagt hatte ohne wirklich irgendetwas zu verraten oder genauer zu beschreiben. Alessandro wusste jetzt zwar dass es die Hashashin gab, aber er wusste nicht wirklich mehr als zuvor, außer dass sie anscheinend zu einem Gott zu beten schienen den der Großteil Arabias nicht einmal mehr kannte.

Gerade als er darüber nachdachte noch eine Frage zu stellen und genauer nachzuhaken gab es einen lauten Knall der ihn und Lorenzo zusammenzucken ließ.
„Was war dass?!“ entfuhr es Lorenzo, der anscheinend während des Laufens fast eingedöst war und durch das Geräusch zurück ins Hier und Jetzt geholt wurde.
„Taruk.“ meinte Simurgh während er und die beiden di Lucci einen Hügel erklommen und von dort auf das kleine Tal auf der anderen Seite sehen konnten.
Dort hatten Marina und Anya noch am vergangenen Abend mithilfe einiger anderer Söldner vier große Felder abgesteckt auf denen geübt werden konnte. In zwei der Vierecke waren Zielscheiben aufgestellt worden, welche die Söldner immer mitnahmen, egal wo es hinging. Im zweiten standen knapp zwei Dutzend Homa und waren in Trainingskämpfe verwickelt die aber wohl nicht wirklich ernstgenommen wurden und eher als Aufwärmübung dienen sollten.
Das letzte Feld war von mehreren Söldnern umringt worden und vollkommen leer, bis auf zwei Personen die umeinander herum tanzten und sich einen richtigen, ernsten Kampf zu liefern schienen. Erst als sie den Hügel hinunter gingen und sich den Feldern näherten konnte Alessandro erkennen dass es sich bei einer der Personen um Anya handelte.
Die rothaarige Tileanerin trug eine karmesinrote Plattenrüstung mit silbernen Streifen und schien zwei Schwerter zu tragen, mehr konnte Alessandro jedoch nicht erkennen, denn sobald sie am Fuße des Hügels waren wurde ihm die Sicht durch die anderen Zuschauer versperrt.
„Oh, da ist der Oger.“ meinte Lorenzo und lenkte die Aufmerksamkeit seines Bruders damit auf eines der Felder wo die Zielscheiben standen.
Wenn man nur nach dem Aussehen ging war Taruk ein ganz gewöhnlicher Oger; in etwa drei Meter groß, vollkommen haarloser Kopf, muskulöse Arme und Beine sowie ein großer, dicker Bauch. Seine Kleidung bestand aus einer dicken Lederhose, Stiefel und zwei runden Stahlplatten die mit Gurten an seinem Körper befestigt waren und seinen Bauch und Rücken schützen sollten. In seinen Armen hielt der Oger eine seltsame Waffe die zwar die Form eines Kanonenrohrs hatte, jedoch etwas kleiner war als eines dieser Geschütze. Für ein Gewehr war es jedoch eigentlich viel zu groß, trotzdem hatte es einen Abzug wie eine Muskete, lediglich größer.
Erst auf den zweiten Blick bemerkte Alessandro den Gürtel mit kleinen Kanonenkugeln die Taruk um die Hüfte trug, und dass er sich mit Marina zu streiten schien die direkt neben ihm stand. Sie trug die selbe Ausrüstung die sie anhatte als der Händler sie zum ersten Mal sah, nur dass sie nun ein Kurzschwert an ihrer Hüfte trugund ein Gewehr mit einem Gurt über ihrem Rücken hing.
„Ick weiß nich wat dein Problem is Marina.“ grunzte der Oger gerade als Simurgh und die di Lucci in Hörweite kamen. „Dat Ziel wurde plattjemacht, oda nich?“
„Ja, leider das falsche Ziel.“ meinte Marina tonlos und schüttelte den Kopf. „Du hast eine große, gefährliche Waffe. Deine Aufgabe ist es die großen Ziele auszuschalten. Ich bin für die kleinen verantwortlich.“
„Traust du mir etwa nich zu die klenen Feinde zu treffen?“ fragte der Oger in beleidigtem Tonfall, ließ seine Kanone zu Boden fallen und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Doch, du hast bewiesen dass du sie treffen kannst. Allerdings hilft uns das nichts wenn ein riesiger Chaostroll durch unsere Reihen pflügt und unseren Vize-Kapitän verletzt weil sie stolpert.“
„Dat... war 'n ziemlich jenaues Beispiel.“
„Findest du?“
„Marina, Taruk. Gute Arbeit ihr zwei.“ meinte Simurgh und mischte sich in das Gespräch der beiden ein.
„Hallo, Sim.“
„Hey, Boss.“
„Kommst du mit Anyas Trainingskampf angucken, Marina?“
„Oh, sie hat schon angefangen? Ich bin als nächste dran.“ meinte die Schützin und klang ein wenig nervös. „Also gut Taruk, du übst schön weiter, ja? Bis dann, ich muss Brogni und Nadja finden.“ fügte sie hinzu, ignorierte Alessandro und Lorenzo vollkommen und rannte dann schnell in Richtung der trainierenden Söldner davon.
„Ich werde mir die Kämpfe auch ansehen, viel Spaß bei den Schießübungen Taruk.“
„Wat? Kann ick nich och beim Kampf zugucken?“ fragte der Oger und klang etwas enttäuscht.
„Nein, du wirst gefälligst schießen üben, dieses Mal auf die richtigen Ziele! Ich schwöre, wenn ich in der nächsten Schlacht wieder sehe wie du versuchst einem Goblin den Kopf abzuschießen anstatt auf die Schwarzorks zu feuern wird es drei Monate lang kein Orkfleisch für dich geben.“
„Aba Boss! Ick hab den Joblin voll erwischt!“
„Drei Monate. Kein Orkfleisch. Denk dran, Taruk.“ sagte Simurgh in strengem Tonfall, wandte sich ab und ging in Richtung der Gruppe von Menschen die sich um Anyas 'Ring' tummelten.
„Aye, aye Boss.“ grummelte der Oger noch und nahm dann seine Schießübung wieder auf, während Lorenzo und Alessandro dem Anführer der Homa folgten.
„Sind Oger immer so?“ fragte Alessandro überrascht. „Ich dachte eigentlich dass sie schwieriger zu kontrollieren sein würden.“
„Normalerweise ja. Taruk scheint etwas besonderes zu sein. Er kann sogar halbwegs gut rechnen, lesen und schreiben. Glaube so einen Oger findet man sonst nirgendwo, wir vermuten dass er vielleicht mal mit irgendeinem Wesen einen Handel abgeschlossen hat der ihn intelligenter und zivilisierter gemacht hat, aber genau wissen wir es nicht.“
Damit war das Thema für Simurgh anscheinend beendet. Er drängelte sich nun durch die Homa in die vorderste Reihe der Zuschauer und besorgte somit auch einen besseren Platz für Alessandro und Lorenzo, welche Anya und ihren Gegner nun endlich genau sehen konnten.
Die silbernen Muster die er auf dem Brustpanzer bemerkt hatte stellten sich bei näherer Betrachtung als eine Gravur in Form eines Engels heraus, der ein Schwert mit der Schneide nach unten hielt, den Kopf an den Knauf gelegt und sich im Gebet niedergekniet hatte.
Außerdem musste Alessandro feststellen dass Anya doch nicht mit zwei Schwertern kämpfte, zumindest nicht direkt. In ihrer rechten Hand führte sie tatsächlich ein Langschwert mit versilberter Schneide auf dem das Wappen ihrer Familie eingraviert war, eine schwarze Spinne die in ihrem Netz saß.
Die zweite Waffe die Alessandro aus der Distanz erkannt hatte war jedoch kein Schwert im üblichen Sinne, sondern eine lange, dunkelrote Klinge die aus dem linken Armteil der Rüstung zu ragen schien. Erst jetzt fiel dem Händler auf dass die Rüstung am linken Arm dicker war als auf der anderen Seite, weshalb er eine Art Mechanismus vermutete der es ihr erlaubte die Klinge aus der Rüstung ein- und auszufahren. Noch mehr als diese merkwürdige Rüstung überraschte Alessandro jedoch der Gesichtsausdruck der Bladelli. Bislang hatte er eigentlich nur gesehen wie sie betrunken vor sich hin lallte und grinste, oder seinen kleinen Bruder seltsam anstarrte. In diesem Augenblick hatte sie jedoch einen vollkommen konzentrierten und kalten Gesichtsausdruck aufgesetzt, der so gar nicht zu dem Bild passen wollte dass Alessandro bislang von ihr hatte. Er war dabei so sehr damit beschäftigt sie aufmerksam zu mustern und darüber nachzudenken, dass er ihren Gegner erst bemerkte als Anya einem seiner Angriffe auswich, beide sich drehten und somit die Plätze tauschten, so dass die Bladelli nun mit dem Rücken zu Alessandro stand und er das Gesicht des anderen Söldners sehen konnte. Oder zumindest es hätte sehen können.
Anyas Gegenüber hatte die gesamte untere Hälfte seines Gesichts mit einem schwarzen Tuch verdeckt, während der Rest von einer dunklen Kapuze größtenteils bedeckt wurde, so dass man lediglich seine grauen Augen und ein paar schwarze Haarspitzen erkennen konnte. Wie die meisten Homa die Alessandro bislang gesehen hatte, trug auch dieser Mann einen schwarzen, schmucklosen Mantel. Darunter befand sich eine dunkle Lederhose und ein pechschwarzer Brustpanzer aus verstärktem Leder, und als Waffen hielt er in beiden Händen je einen langen, leicht gebogenen Dolch der einen seltsamen Glanz abgab.
„Wie lange dauert der Kampf schon?“ fragte Simurgh plötzlich an einen der anderen Söldner gewandt, woraufhin auch Alessandro kurz den Blick vom Geschehen abwandte.
„Sind seit vierzehn Minuten dabei, ist ein neuer Rekord für Faédor.“ lautete die gut gelaunte Antwort des Mannes. „Wenn er noch zwei Minuten durchhält bin ich reich.“
„Immer mit der Ruhe! Selbst wenn wäre noch immer die Frage welches Gift er heute benutzt hat.“ warf eine Frau in der Nähe ein und grinste den anderen Söldner an.
„Hm... wie stehen da heute die Wetten?“ fragte Simurgh nach.
„Die Hälfte hier hat auf lähmendes Gift gewettet, darunter auch dieser Holzkopf hier.“ antwortete die Söldnerin. „Der Großteil des Rests und ich haben auf Öl gesetzt dass Halluzinationen hervorruft. Drei haben gesagt dass Fáe endgültig genug hat und richtiges Gift benutzt.“
„Deine Söldner benutzen Gift in Trainingskämpfen?“ fragte Alessandro und schien vollkommen entsetzt zu sein.
„Natürlich, wir bereiten uns hier immerhin auf Krieg vor, da muss man alles nutzen was einem zur Verfügung steht. Außerdem stirbt nie jemand, Faédor ist ein hervorragender Arzt und Heiler.“
„Der Giftmischer da ist einer deiner Heiler?“
„Mein bester.“ bestätigte Simurgh mit einem Nicken. „Aber das spielt eh keine Rolle, Anya würde niemals gegen Faédor verlieren, von über fünfzig Duellen hat sie bislang jedes gegen ihn gewonnen.“
Alessandro wollte erst noch etwas sagen, wandte sich dann jedoch kopfschüttelnd wieder dem Kampf zu, und keine Sekunde zu früh.
Gerade als er wieder hinsah war Faédor zum Angriff übergegangen, seinen linken Dolch blockierte Anya mit der Klinge an ihrem Arm, während sie mit ihrem Schwert geradeso verhindern konnte dass der andere sie im Gesicht traf. Dann, gerade als der 'Heiler' sich von ihr lösen wollte um einen neuen Angriff zu starten, ballte Anya ihre linke Faust woraufhin sich die Armklinge ruckartig zurück in die Rüstung zog und Alessandros Vermutung bestätigte. Noch ehe Faédor seinen nun freien Dolch nutzen konnte hatte Anya bereits ausgeholt, ihm die Faust ins Gesicht gerammt und mit einem Schlag zu Boden befördert, wo sie ihm die Klinge ihres Langschwerts an den Hals hielt.
„Ich gebe auf.“ meinte der Homa daraufhin seufzend in enttäuschtem Tonfall.
Kurz darauf brachen sämtliche Söldner in Jubel aus, während der Mann mit dem Simurgh zuerst geredet hatte leise seufzte.
„Verdammt... noch eine Minute und ich hätte es geschafft.“ grummelte er vor sich hin.
„Übrigens, es waren Öle die Halluzinationen verursachen.“ fügte Faédor kurz darauf hinzu und wedelte mit seinen Dolchen in der Luft herum.
„Oh bei allen Göttern die es gibt! Du verdammter Bastard lebst doch nur dafür dass ich Geld verliere, oder?“
„Ich liebe ihn dafür.“ meinte die Söldnerin grinsend und rieb sich die Hände aus Vorfreude. „Wenn die nächsten Wetten genauso gut laufen bin ich am Ende des Abends Vicomte!“
„Meinst du nicht 'so reich wie ein Vicomte'?“
„Nein, Vicomte. Der Käpt'n hat seinen Titel gesetzt.“
„Was?! Worauf?“
„Wenn Marina und ihr Team gegen Anya gewinnen gibt er mir seinen Titel, das war ein paar Münzen wert.“
„Moment, habe ich gerade richtig gehört?“ mischte Alessandro sich verwirrt in das Gespräch ein. „'Marina und ihr Team'? Heißt das, dass Anya als nächstes gegen mehrere Gegner hintereinander antreten wird?“
„Nein, nein.“ meinte Simurgh und grinste. „Sie wird gegen mehrere Gegner gleichzeitig antreten. Ah, da kommen sie auch schon, also sei jetzt bitte ruhig. Das könnte ein interessanter Kampf werden und Anya muss sich konzentrieren.“ fügte er hinzu und deutete zur anderen Seite des 'Rings'.

Dort betraten gerade drei Personen das Übungsfeld, welche wohl Anyas nächste Gegner sein sollten. In der Mitte befand sich Marina, die ihr Kurzschwert in der rechten Hand hielt und etwas nervös wirkte. Rechts neben ihr befand sich ein Zwerg bei dem es sich wohl um 'Brogni' handeln musste, den die Scharfschützin vorhin erwähnt hatte. Der Kopf des Zwergs war vollkommen kahl rasiert, dafür ging sein feuerroter Bart ihm fast bis zum Schritt und bedeckte einen Großteil seines Oberkörpers.
Seine Rüstung bestand aus einer dicken, ledernen Hose und einem knielangen Kettenhemd ohne Ärmel, so dass die starken, muskelbepackten Arme des Zwergs gut zu sehen waren, obwohl sie mit mehreren, dunklen Tätowierungen bedeckt waren die Picken, Zahnräder und diverse Tierköpfe darstellten. In seinen Händen hielt er zwei Kriegshämmer die beide so aussahen als wenn sie schwer genug wären um sie eigentlich beidhändig führen zu müssen. Die Waffen waren aus Stahl gefertigt und hatten jeweils eine Flache Seite, sowie einen langen, bösartig aussehenden Dorn auf der anderen.
Das letzte Mitglied der Gruppe stand links neben der Scharfschützin. Bei Nadja, wie Marina sie genannt hatte, handelte es sich um eine großgewachsene Frau mit athletischem Körperbau und blonden Haaren die sie zu einem Pferdeschwanz gebunden und hochgesteckt hatte. Über ihre rechte Gesichtshälfte verlief eine gerade, senkrechte Narbe von der Augenbraue bis hinunter zum Kinn, was ihr Gesicht irgendwie älter wirken ließ als sie eigentlich war. Eine Rüstung trug sie nicht, stattdessen hatte sie ein Hemd aus schwarzer Seide an dass auf der rechten Seite bis zum Handgelenk reichte, auf der linken den Arm jedoch frei ließ, was jedoch nicht wirklich auffiel da sie ihren schwarzen Mantel so geschnitten hatte dass er lediglich ihre linke Körperhälfte verdeckte. Im Gegensatz zu den meisten anderen Mänteln hatte ihrer auch eine goldene Epaulette aufzuweisen.
„Ist dass die Nadja von der Marina gesprochen hat?“ fragte Alessandro an Simurgh gewandt, während er beobachtete wie die Kontrahenten in Position gingen.
Brogni klopfte mit seinen Hämmern gegeneinander, Marina schien eine Melodie vor sich hin zu summen und die blonde Frau hatte sich leicht vorgebeugt, das linke Bein ein wenig zurückgezogen, und hatte ihren Mantel nach hinten gestrichen, wodurch der Händler die Waffen sehen konnte die sie an ihrer Hüfte trug. Zum einen hing dort ein Degen an ihrem Gürtel, aber dann war da noch etwas anderes, eine Art Köcher der mit sechs oder sieben Rapieren gefüllt war.
„Ist sie.“
„Warum hat sie eine Epaulette? Und warum hat sie so viele Waffen bei sich?“
Kaum hatte Alessandro ausgesprochen hatte Anya das Signal dazu gegeben mit dem Kampf zu beginnen, weshalb Simurgh vorerst nicht antwortete.
Nadja war die erste die reagierte, ohne zu zögern schoss sie nach vorn, zog ihren Degen und schlug damit nach Anya, was Alessandro stutzen ließ. Noch überraschter war er als Anya dem Angriff so schnell sie konnte auswich und versuchte Distanz zwischen sich und ihre Kontrahentin zu bringen.
„Ihren Mantel hat sie einfach so anfertigen lassen weil sie fand dass es besser aussah.“ antwortete Simurgh schließlich, jedoch ohne seinen Blick vom Kampf zu nehmen. „Und ihre Waffen... es ist kein richtiger Degen und auch kein Rapier, es hat lediglich die Form. Das Material ist ein spezielles Metall dass selbst dickste Tiermenschenhaut und Rüstungen durchschlagen kann.“
Noch während Simurgh sprach hatten Brogni und Marina sich in den Kampf eingemischt. Mit einem leisen Fauchen, wie bei einer Katze, war die Scharfschützin nach vorn gesprungen und hatte mit ihrem Schwert nach Anya gestochen, die es geradeso schaffte die Klinge mit ihrem Langschwert abzufangen und sich so zu drehen dass sie einem harten Hammerschlag des Zwergs entging. Dafür traf sie jedoch Nadjas Degen am rechten Arm, woraufhin ein lautes, kreischendes Geräusch zu hören war, gefolgt von Anyas Schmerzschrei und einer Art Peitschenknall.
„Und das ist der Grund warum sie so viele davon mit rum schleppt.“ meinte Simurgh lächelnd und deutete auf Nadja.
Diese war schnell von Anya zurückgewichen und hatte ihren Degen von sich geworfen der auf einmal, wie Alessandro überrascht feststellen musste, aus mehreren Klingen bestand die hin und her wackelten. Sie machten nicht den Eindruck als könnten sie irgendetwas beschädigen, oder als etwas anderes als eine Art Peitsche benutzt werden, trotzdem konnte der Händler sehen dass es einen großen Riss in Anyas Rüstung gab und ihr rechter Arm zu bluten schien.
„Was sind das für Schwerter?“
„Ich wünschte ich wüsste es, Marinas Vater stellt sie her, ich weiß leider nicht wie.“
Alessandro hatte zwar noch so einige Fragen, wurde jedoch von seinem Bruder unterbrochen der sich unerwarteterweise einmischte.
„Die Bladelli ist nicht schlecht.“ meinte er, legte den Kopf schief und gähnte leise.
Tatsächlich schien Anya sich gegen ihre Gegner halbwegs behaupten zu können, trotz verletztem Arm. Sie schaffte es den schnellen Vorstößen Nadjas auszuweichen und Marina mit ihrer Armklinge auf Abstand zu halten, kam jedoch nicht dazu selber in die Offensive zu gehen, da Brogni ihr ständig im Weg stand und mit seinen Hämmern zurück trieb.
„Aber sie verliert.“ meldete sich die Söldnerin von vorhin zu Wort und grinste Simurgh an. „Sie ist erschöpft durch den Kampf mit Faédor und die drei sind gute Kämpfer, selbst Marina kann ganz gut mit dem Schwert umgehen. Ihr alle könnt mich heute Abend also wohl Vicomte nennen.“
„Davon träumst du.“ meinte Faédor kichernd.
„Ich glaube auch dass die Bladelli gewinnen kann, du schaffst das Anya!“ rief Lorenzo so laut dass es auch die Kämpfer hören konnten.
Tatsächlich wich Anya kurz etwas weiter zurück und brachte etwas Abstand zwischen sich und ihre Gegner, dann lächelte sie und winkte Lorenzo kurz zu, ehe sie sich wieder auf den Kampf konzentrierte.
„Hmpf, sie ist zumindest motiviert.“ brummte die Söldnerin, schien jedoch noch immer nicht überzeugt zu sein. „Aber die drei treiben sie langsam aber sicher in eine Ecke. Da kommt sie alleine nicht mehr raus.“
„Alleine nicht.“ bestätigte Faédor, ehe er sich an die anderen, anwesenden Söldner wandte. „Brogni, Nadja oder Marina?“ fragte er dann und hielt ein Blatt Papier in der Hand, sowie ein Tintenglas und eine Feder, wo auch immer er das alles plötzlich her hatte.
„Brogni!“ rief einer der Söldner, und drei weitere stimmten ein.
„Nein, nein. Eindeutig Nadja, ihr kennt sie doch. Sie treibt es immer zu weit und bringt sich dadurch in Schwierigkeiten.“ meinte ein anderer kopfschüttelnd. „Was sagst du, Käpt'n?“
„Marina.“ antwortete Simurgh tonlos.
„Jupp, Marina.“ stimmte die grollende Stimme Taruks plötzlich zu. Der Oger hatte sich dem Ring genähert und stand nun mit verschränkten Armen in der hintersten Reihe.
„Du bist fertig mit den Übungen?“
„Jupp, kannst jerne nachsehen, Boss.“
„Werde ich auch tun, und wehe du hast wieder nur die kleinen Ziele abgeschossen.“ murmelte Simurgh und schüttelte den Kopf.
„Ähm... worum geht es eigentlich gerade?“ fragte Alessandro, während er dabei zusah wie Anya mit ihrem rechten Bein plötzlich nach Brogni trat.
Der Zwerg schaffte es geradeso seine Hämmer vor der Brust zu kreuzen, taumelte aufgrund des Treffers jedoch trotzdem nach hinten. Die Bladelli hingegen nutzte die Chance, wirbelte um die eigene Achse und schlug mit der Armklinge nach Nadja um diese dazu zu zwingen auf Abstand zu gehen.
„Worum wohl? Wir wetten darum welcher der drei es wohl vermasselt und Anya den Sieg schenkt.“ meinte Faédor und lachte. „Also? Was sagt Ihr, verehrte Madame Vicomte?“ fragte er dann an die andere Söldnerin gewandt und verneigte sich unterwürfig vor ihr.
„Du bist nicht witzig, du Vollidiot.“ meinte sie grummelnd, warf dann jedoch einen kurzen Blick in den Ring und seufzte. „Aber ich sage Brogni.“
„Hm... hat sie jetzt nicht eigentlich verloren?“ fragte Alessandro und deutete in den Ring.
Dort hatte Marina es geschafft in Anyas Rücken zu gelangen und schlug mit ihrem Schwert nach dem Hals der anderen Homa.
Wie um Alessandros Worte Lügen zu strafen duckte sie sich jedoch unter dem Angriff hindurch, rammte ihr Schwert in den Boden und schlug mit ihrer Armklinge nach oben, wodurch sie Marina die Waffe aus der Hand schlug.
„Mist.“ murmelte die Scharfschützin und wich ein paar Schritte zurück. „Zeit für Plan B...“ sagte sie dann, griff hinter ihren Rücken, zückte zwei Radschlosspistolen und richtete sie auf Anya.
Oder zumindest dorthin wo Anya sich eben noch befunden hatte. Die Vize-Kapitänin stand plötzlich vor Marina, ohne ihr Schwert welches noch immer im Boden steckte, und mit eingezogener Armklinge, und grinste die Schützin herausfordernd an, die ein nervöses Schlucken hören ließ.
„Netter Versuch Marina, leider zu langsam.“ meinte Anya, packte die Handgelenke der anderen Söldnerin und drehte sie so, dass die Pistolen an ihr vorbei zielten, direkt auf Nadja und Brogni die nur wenige Schritte hinter Anya waren, nun jedoch stillstanden und nervös auf die Läufe der Pistolen starrten.
„Anya... du, ähm, wirst doch nicht etwa...“ begann Brogni, wurde jedoch vom Knall einer der Pistolen unterbrochen.
Aus dem Lauf der Waffe flog allerdings kein gefährliches Geschoss, sondern eine kleine Kugel aus vergleichsweise weichem, harmlosen Material, welches jedoch noch immer höllisch wehtat wenn man nicht gerade eine Plattenrüstung trug, wie Brogni augenblicklich bestätigen konnte.
Der Zwerg schrie laut auf, ließ seine Waffen fallen und verschränkte die Hände vor seinem Schritt und fiel zu Boden.
„ARGH! Verfluchte Scheiße! Schon wieder mitten in die Eier... warum... zielst du immer... darauf...“ stöhnte der Zwerg, schlug mit der Faust auf den Boden und verfiel dann in eine Tirade aus Flüchen, die man lieber nicht wiederholen sollte.
„Wuhu! Du hast gewonnen Anya, gratuliere!“ rief Nadja, die inzwischen ihren Degen fallengelassen hatte und ihre Hände in die Luft streckte. „Damit können wir es doch bestimmt beenden und...“ versuchte Nadja es in freundlichem Tonfall, aber auch sie wurde von der Pistole abgewürgt.
„Verdammte Scheiße! Meine Brust! Warum! Immer! Die Brust?!!“ fluchte die Söldnerin mit Tränen in den Augen, verschränkte die Arme vorm Brustkorb und ließ sich zu Boden sinken.
„Und damit ist es mein Sieg.“ meinte Anya grinsend, während sie Marina losließ, die einen traurigen Blick auf ihre Pistolen warf.
„Hab sie wieder nicht erwischt.“ murmelte sie leise und schüttelte den Kopf.
„Oh verflucht nochmal, Marina...“ brummte Nadja und schaffte es zumindest sich aufzusetzen, während Brogni noch immer damit beschäftigt war sich auf dem Boden zu wälzen und zu fluchen. „Wie oft sollen wir es dir noch sagen? Im Duell lässt du die verdammten Dinger weg!“
„Warum?“
„Warum?! Warum?!?! Wegen den letzten, sieben, verdammten Malen die ich eine deiner Spielzeuge zu spüren bekommen habe! Darum! DU kommst ja immer glimpflich davon!“
Während die beiden Homa anfingen sich über Marinas Waffenwahl zu streiten hatte Anya den Ring verlassen und sich vor Lorenzo hingehockt.
„Ich habe gewonnen.“ erklärte sie stolz, lächelte ihn an und strich ihm mit der rechten Hand über den Kopf.
„Ah... ja, habe ich gesehen. Gratuliere.“ murmelte dieser und sah so aus als wüsste er nicht ganz was er eigentlich sagen sollte.
„Capitano? Habe ich mir eigentlich inzwischen ein Duell mit dir verdient?“ fragte Anya, woraufhin Schweigen eintrat, während alle Blicke sich auf Simurgh richteten.
„Ähm... hat sie etwas falsches gesagt?“ murmelte Alessandro an Faédor gewandt, als einige Sekunden später noch immer nichts gesagt worden war.
„Nicht wirklich... es ist nur so dass der Käpt'n sich nur mit Leuten duelliert die er für würdig erachtet. Anya hat sich schon einmal mit ihm duelliert, vor fast vier Jahren und sie ist untergegangen. Der Käpt'n war ziemlich enttäuscht und hat zwei Wochen lang nicht mit ihr geredet.“ flüsterte der Giftmischer zurück. „Nadja hat es übrigens schon dreimal geschafft sich ein Duell zu verdienen, weshalb es auch viele gaben die darauf gewettet haben dass Anya heute endlich mal verliert.“
„Wir werden sehen, ich werde es mir nochmal überlegen wenn wir in Bechafen sind.“ meinte Simurgh in knappem Tonfall bevor Alessandro noch eine Frage stellen konnte. Dann wandte sich der Söldnerführer von Anya ab und sprach deutlich lauter. „Wie auch immer, Übungen sind vorbei! Räumt alles zusammen, dann baut die Zelte ab! Außer du, Taruk! Du kommst mir mir zu den Zielscheiben! Und ich meine meine Drohung ernst, also hoffe ich für dich dass du dieses Mal alles richtig gemacht hast...“
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