[AAR] Auf, Eorlingas !

Die AAR der phantastischen Art...

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Re: [AAR] Auf, Eorlingas !

Beitragvon Guerillonist » 6. März 2012 22:53

30. Kapitel: Auszug der Reiter
Reodreth, April 2995


"Im Lichtstrahl, der durch die Dachluke fiel, tanzten die Staubkörner. Der Ton eines Hornes ergoss sich über Edoras, drang durch Spalten und Ritzen und erfüllte den kleinen Raum. Es war Zeit. Doch ich wollte noch nicht aufstehen.
Stattdessen schlang ich die Arme fester um Hrodwyn und küsste sie auf die Wange. "Reodreth?", murmelte sie schlaftrunken. Leise Schritte waren im Haus zu hören, als seine übrigen Bewohner sich aus ihren Nachtlagern erhoben. "Guten Morgen Swaeswe", antwortete ich zärtlich und strich ihr über die Schulter. Sie drehte sich zu mir herum und wir küssten uns.
Ich erhob mich und wollte aufstehen, doch Hrodwyn hielt mich zurück "Bleib doch noch", bat sie. Ich entwand meinen Arm sanft aus ihrem Griff und teilte die Vorhänge, die unser Bett vom Rest des Raumes trennten. Nach einiger Überredung hatten die anderen Krieger im Haus den kleinen Raum, der eigentlich für die Waffen vorgesehen war , uns überlassen, damit Hrodwyn und ich nachts zumindest ein wenig Privatsphäre hatten. Aelfric hatte einen nicht unwesentlichen Anteil daran gehabt.
"Ich würde ja gerne, aber der Prinz ruft und ich muss den Ruf folgen." Wie um meine Worte zu unterstreichen erscholl das Horn erneut. Hrodwyn sah mich vorwurfsvoll an, sagte jedoch nichts, während ich erst mein Wams und dann den schweren Schuppenpanzer anlegte. Zuletzt nahm ich den Helm unter den Arm.
Hrodwyn war aufgestanden und zu mir herüber gegangen. Sie schlang die Arme um meinen Hals und flüsterte mir uns Ohr: "Ich zieh mich nur rasch an, dann kann ich mich noch verabschieden." Ich lächelte und sie lächelte bitter zurück. Und löste ich mich aus der Umarmung, steiß die dünne Brettertür zum Hauptraum und setzte den Rosshaarhelm auf.
Innen standen die Krieger schon in voller Rüstung. "Guten Morgen Reodreth", begrüßte mich Hiertenwine, einer meiner Kameraden. "Wo ist Aelfric?" "Er holt zusammen mit Eadmund die Pferde."Auf dem Tisch lagen mein Schwert, mein Speer und der große Holzschild. Ich gürtete mich mit den Waffen und trat vor die Tür um auf Aelfric zu warten.
Es war frisch an diesem Morgen, jedoch nicht wirklich kalt. Der Wind ging nicht und die aufgehende Sonne erhellte einen wolkenlosen Himmel. Es war gutes Schlachtenwetter. Ich hörte wie die Tür hinter mir geöffnet wurde. Hrodwyn trat heraus und hinter ihr die Krieger. Sie nickte mit dem Kopf zur Hausecke und ich folgte ihr dorthin, weg von meinen Kameraden.
Mit der flachen Hand strich sie über die blanken Metallschuppen meiner Rüstung. "Nun ziehst du also wieder los - für Tod und Glorie", eröffnete sie das Gespräch leise. "Für unsere Heimat!", gab ich zurück Die Invasionheere des Orks trennt nur noch ein Tagesmarsch von uns und auch die Armeen aus Harad und Rhun können nicht mehr weit entfernt sein. Wenn wir sie nicht aufhalten werden sie Edoras belagern und zerstören. Das werde ich nicht zulassen." Hrodwyn nickte stumm "Ich vermute als Krieger und Gefolgsmann des Prinzen ist es deine Pflicht." "In Zeiten wie diesen muss jeder freie Mann zur Waffe greifen um sein Leben und seine Heimat zu verteidigen. Wir werden sie aufhalten. Ich lasse nicht zu, dass diese Monster dir etwas antun!" "Du meinst uns", sagte Hrodwyn. Im ersten Moment verstand ich nicht, was sie damit mit meinte, doch dann dämmerte es mir. "Du meinst, du bist..." "Ja", antwortete Hrodwyn und lächelte unsicher.
"Das ist ja wundervoll!" Ich nahm sie in die Arme und drehte sie um mich. Die ganze Welt raste hinter ihrem Gesicht vorbei, doch was interessierte mich das noch? Ich wurde Vater! Mein eigenes Kind! Auch Hrodwyn wirkte einen Moment lang gelöst. Doch dann wurde sie wieder ernst. "Ich habe nur eine Bitte an dich, Reodreth. Pass auf dich auf! Ich will nicht, dass das Kind ohne Vater aufwächst." Ich wollte gerade Luft holen um zu antworten, ihr zu sagen, dass sie sich keine Sorgen machen musste doch hinter mir erscholl eine Stimme: "Reodreth!"
Aelfric stand dort und hielt Brunmanu am Zügel. Ich fragte mich wie lange er da schon gestanden hatte. "Wir müssen los. Das Heer wartet schon." fügte er hinzu ehe ich etwas entgegnen konnte. Also wandte ich mich noch einmal kurz an Hrodwyn. "Das tue ich!", versprach ich ihr und nahm sie kurz in den Arm, dann bestieg ich Brunmanu.
Kurze Zeit später waren wir auf dem Platz vor Meduseld versammelt. Theoden stand dort, von seinem Gefolge in ihren prächtigen Rüstungen umgeben. Er sagte nichts. Stumm gab er seinem Pferd die Sporen und ritt den Weg zum Tor herab. Die Reiter, und mit ihnen auch ich, folgen ihm. Zusammen mit den wenigen verbliebenen Meduseldwachen bildeten wir das Schlachtengefolge des Prinzen. Hinter uns zogen drein: 4 Fähnlein Speerträger, aus den Bürgern Edoras rekrutiert, 2 Fähnlein Bogenschützen, Bauern und Jäger aus dem Umland, eine Rotte Axtträger, die sich aus den Handwerkern der Stadt zusammensetzte und 2 leichte Reiterhorden, Freisassen von den umliegenden Gehöften. So zogen wir durch ein Spalier und Menschen, die den Kriegern lebewohl sagen wollten, und durch das Stadttor.
Hrodwyn erspähte ich nicht in der Menge der jubelnden oder ernst drein blickenden Menschen. Vor den Toren erwartete uns jedoch eine Überraschung.
Wir waren noch in einmal eine Meile von der Stadt entfernt, die Hintersten hatte sie gerade erst verlassen, da hörten wir ein Horn und sahen eine Gruppe Reiter, unter dem Banner der Riddermark, über die Ebene zu uns herüberreiten. Theoden ließ halten. Der Anführer der Reiter kam direkt auf den Prinzen zugeritten. Er hob die Rechte Hand zum Gruße und riif mit kräftiger Stimme: "Hæl Prinz Theoden, mein Schwager!" "Eomund? Unser Ruf hat dich also doch erreicht. Du kommst gerade zur rechten Zeit. Wie viele Männer bringst du?" "Eine Rotte Axtträger und eine Speerträgerhorde." Der König verzog das Gesicht. "Ich hatte mir mehr erhofft, aber jede Speerspitze in unseren Reihen ist mir willkommen."
Plötzlich kam ein kleiner Junge auf einem Pony zwischen den Männern hervorgeritten. Er sah den Prinzen aus klugen Augen an und wartete offenbar auf eine Reaktion. "Ist das der kleine Eomer?", fragte Theoden. Eomund nickte. "Er wird mit ein paar meiner Männer in Edoras bleiben. Ich hatte ihn versprochen ihn auf meinen nächsten Feldzug mitzunehmen." "Edoras könnte bald belagert werden! Das ist guter Ort für ein Kind in Eomers Alter!", wandte Theoden ein. "Ach was!", sagte Eomund und verwuschelte seinem Sohn die Haare. "Der Junge ist zäh." "Nun gut. Es ist deine Entscheidung Schwestergatte." seufzte Theoden.
Eomund schickte zwei seiner Reiter mit Eomer in die Stadt. Dann wandte er sich wieder an den Prinzen. "Meine Kundschafter berichten mir, dass die Orks nur noch wenige Wegstunden von hier entfernt sind. Wir müssen uns beeilen wenn wir ihnen zuvorkommen wollen." Theoden fluchte "Dann werden wir sofort aufbrechen!", befahl er und trieb sein Pferd weiter, der Schlacht entgegen."
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Re: [AAR] Auf, Eorlingas !

Beitragvon Guerillonist » 2. April 2012 21:47

31. Kapitel: Das Heer der Orks
Reodreth, kurz darauf


"Die Meilen schmolzen unter den Hufen unserer Pferde dahin, während wir, uns westwärts und ein wenig nach Norden haltend, den Orks entgegenkamen. Wir erreichten sie nach nicht einmal 2 Stunden. Ich hatte noch nie eine Schlacht gegen die Orks geschlagen, doch das machte mich nicht nervös. Im Gegenteil: Es beruhigte meine Nerven. In allen meinen bisherigen Schlachten hatte ich gegen Menschen kämpfen müssen. Mir war immer klar gewesen, dass ich in der Schlacht kein Mitleid zeigen durfte, wollte ich mich nicht zu den Erschlagenen zählen müssen. Dennoch hatte sich in die Süße eines jeden Sieges immer eine Bitternis gemischt. Das Bewusstsein den Triumph durch etwas schreckliches erkauft zu haben, das Töten von Menschen, egal wie auch ihre Taten zu Lebzeiten gewesen sein mochten.
Doch diese Zweifel überfielen mich an jenem Tage nicht. Hier war nun ein Feind, der nur zu einem einzigen Zwecke in die Welt gesetzt worden war: Um zu töten. Mit den Orks konnte es keine Gnade geben, kein Mitgefühl. Sie glichen eher Tieren denn Menschen und waren von niederer Gesinnung. Sie waren Monster, die gekommen waren um das Land zu verwüsten und seine Bewohner zu schänden.
Ich ritt neben Aelfric, während das Heer der Rohirrim auf einem Hügel Aufstellung bezog. "Was meinst du?", fragte ich ihn. Aelfric musterte die Aufstellung des Orkheeres. Unsere Position war günstig. Wir standen am Rand eines Tals, das sanft zum Schneeborn hin abfiel. Die Orks waren nur als schwarze Masse zu erkennen, die sich vom baumbestandenen Ufer her heraufschob. Aelfric ließ seinen Blick einen Moment schweifen, ehe er antwortete: "Wir werden heute leichtes Spiel mit unserem Feind haben!" Ich pflichtete ihm im Stillen bei und ließ den Speer ein Stück durch meine Hand gleiten, sodass ich die Waffe ein Stück weiter vom Schaft entfernt zu fassen bekam.
Ich sah zu Prinz Theoden herüber, der auf Snawmanu saß und sich an seinen Schwager gewandt hatte. Dann strafte er den Rücken und wandte sich seinen Kriegern zu: "Eorlingas! Schaut euch euren Feind an! Es sind die Orks! Saurons ekle Geschöpfte. Zeigt ihnen kein Erbarmen, denn auch ihr hab keines zu erwarten. Seit standhaft und packt sie an der Spitze, dann werden wir schon nach kurzer Schlacht den Ruhm des Sieges einfahren." Damit drehte er sich wieder den Orks zu.
Die Rede war kurz gewesen, doch erfrischend und sie stärkte meine Zuversicht auf einen schnellen Sieg noch weiter, denn lange Rede waren zumeist ein Zeichen für vertrackte Situation und schwierige Schlachten, so viel hatte ich inzwischen gelernt.
Das königliche Gefolge nahm an der Ostseite des Heeres Aufstellung, die Reiterei Eomunds an der Westflanke. Theoden hieß die Bogenschützen vorrücken, bis sie in Reichweite der Orks waren. Ein vernichtender Pfeilhagel ging auf die Kreaturen nieder, bohrte sich durch ihre Rüstungen und in ihr Fleisch. Als sie merkten, dass sie den Pfeilen der Eorlingas nichts entgegen zu setzen hatten, begannen die Orks zu rennen. Doch noch ehe sie ein Dutzend Schritte tun konnten, ging eine zweite Salve in ihren Reihen nieder und ließ blutige Wolken aufstieben. Noch zweimal schickten die Bogenschützen ihre tödlichen Boten zu den Orks, dann rief Theoden zu seinen Männern herüber: "Bereit machen!"
Ich senkte meine Lanze und klemmte sie mir unter den Arm um festeren Halt zu haben, wenn ich mit ihr zustoßen würde. Links und rechts von mir taten es mir Männer gleich. Auch auf der anderen Seite der Armee, bei Eomunds Mannen wurden die Lanzen eingelegt. Aelfric zu meiner Linken beobachtete die anrückenden Orks mir zusammengekniffen Augen, als würde er sich schon ein Ziel für einen Speer aussuchen.
Ein fünftes Mal schossen die Bogenschützen. Der Abstand zwischen ihnen und den Orks war auf gut 40 Schritt zusammengeschrumpft. Doch sie hatten ganze Arbeit geleistet: Bereits hunderte Orks lagen tot oder sterbend am Boden, die Überlebenden wirkten verunsichert, ihre Reihen waren offen und zerrüttet. "Auf, Auf! Auf zu Blut und Sieg!", schrie Prinz Theoden. Die Männer stimmten wilde Schlachtrufe an. Die Pferde preschten los, auf die Flanke der Orks zu, die kurz davor waren die Bogenschützen zu erreichen. Im Westen galoppierte auch Eomund mit seinem Gefolge los und hinter den Bogenschützen sprengten die leichten Reiter aus Edoras heran.
Wahre Sturzbäche schwarzen Blutes tränken die Wiese. Ich ritt neben Aelfric. Er war als erster von uns beiden am Feind und trieb einem Ork die Lanze durch die Brust. Ich rammte die Spitze meines Speeres dem erstbesten Feind in den Schädel und hatte noch genug Schwung um auch noch einen zweiten aufzuspießen. An der Front der Bogenschützen sah ich einen einzelnen Krieger fallen, ehe die leichten Reiter durch ihre Reihen herankamen und sich der Orks annahmen.
Ich schleuderte meinen Speer bei Seite und riss stattdessen das Schwert aus der Scheide. Ohne Zögern oder Erbarmen hieb ich um mich, spaltete Schädel und schlitzte Kehlen auf. Hinter dem Hauptheer der Orks sah ich wie ihre Speerwerfer ihre Geschosse anlegten. Doch Eomunds Heerbann war schon zur Stelle und pflügte durch ihre Reihen, ehe die Orks ihre Geschosse in die Menge der Kämpfenden schleudern konnten. Gnadenlos fegte des Königs Schwiegersohn die Feinde vom Schlachtfeld.
Das Blut, der Färberwaid des Krieges, hatte unsere Waffen und Rüstungen, sowie die Buge und Hälse unserer Pferde dunkelrot verfärbt, als die Orks, die sich von Feinden umstellt sahen, auseinander brachen. Ich heilloser Panik wandten sie sich in Richtung Fluss, von wo sie gekommen waren, nur um Eomund und seinen Reitern in die Arme zu laufen.
Die orkische Armee zerstreute sich in alle Winde und die kläglichen Reste, die nicht von den Reitern niedergetrampelt wurden, verschwanden für immer in den Wäldern und Hügeln.
Meine Blicke huschten über das Schlachtfeld und suchten Aelfric. Schließlich fand ich ihn, auf seinem Pferd sitzend und schwer atmend. Ich lenkte Brunmanu zu ihm herüber. Als ich bei ihm war sah Aelfric zu mir auf. Er keuchte noch immer, wirkte aber unverletzt. "Guter Kampf!", sagte ich und legte ihm die Hand auf die Schulter. Er lächelte und legte mir ebenfalls die Hand auf die Schulter. "Guter Kampf", bestätigte er. Dann plötzlich reckte er das Schwert in die Höhe und stieß einen wilden Siegesschrei aus, in den ich mit einstimmte.
Die Orks waren besiegt und wir hatten nur einen einzigen Krieger dabei verloren; es war der Bogenschütze, den ich fallen gesehen hatte. Und dennoch... Prinz Theoden wirkte zwar gelöst, doch er schien die euphorische Stimmung seiner Männer nicht zu teilen. Er sprach ein paar Worte zu einem Mann an seiner Rechten, worauf hin dieser ein weißes Horn hervor nahm und kräftig hinein blies. Der volle Klang breitete sich über das Tal aus und alle Männer drehte sie zu seiner Quelle um. Theoden bedeutete seinen Männer sich um ihn zu sammeln. Als alle in Hörweite waren sagte er mit fester Stimme: "Eorlingas! Heute haben wie einen wichtigen Sieg errungen und dabei kaum Verluste hinnehmen müssen." Einige der Männer begannen erneut zu jubeln, doch Theoden hob die Hand als Zeichen, dass still sein sollten. "Doch ist Edoras noch immer in Gefahr", fuhr er fort "Immer noch stehen, nicht weit von hier eine Armee aus Harad und eine Rhun, die jederzeit angreifen könnten. Wir können es uns nicht leisten unseren Sieg heut Nacht mit einem rauschenden Fest zu feiern. Geht zum Fluss um euch zu waschen! Dann befestigt ein Lager und stellt Wachen auf... Danach können wir unseren Sieg feiern."
Ernüchtert, doch noch immer mit pochendem Herzen, ritt ich den Weg zum Fluss herunter. Der Kampf war ein nur schwer zu beschreibendes Erlebnis gewesen. Ein Rausch aus Stahl und Blut, der einen mit sich riss wie es kein noch so starker Wein vermocht hätte. Die Wut der Eorlingas hatte die zerschmettert wie Hammer eine Nuss. Nie zuvor hatte ich eine Schlacht gleich dieser erlebt... und nie hernach."
Zuletzt geändert von Guerillonist am 26. Mai 2013 18:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: [AAR] Auf, Eorlingas !

Beitragvon Guerillonist » 12. Mai 2012 20:04

32. Kapitel: Auszug aus Helms Klamm
Gawan, zur selben Zeit in der Hornburg


"Ein strahlender Vollmond lugte hinter den Wolken hervor und tauschte die Hornburg für einige Augenblicke in sein silbriges Licht, ehe er wieder hinter den Dunstschwaden verschwandt. Wie hatten uns auf der Rampe, die zur Burganlage hinaufführte versammelt. Ein kalter Windhauch strich uns aus der Klamm entgegen, während wir zusahen, wie General Egbert, mit dem grün-silbernen Banner der Riddermark in Händen, an seinem Heer vorbei ritt.
Viel zu lange schon hatten wir in Helms Klamm verweilt. Es war nun endlich Zeit wieder aufzubrechen: Feindliche Armeen marschierten auf Edoras zu und hatten es vielleicht sogar schon erreicht. Prinz Theoden brauchte nun alle Männer, die er bekommen konnte.
Erkenbrand hatte für sich und seine Männer entschieden, in der Festung zu bleiben. Sollte Edoras fallen würden die Menschen Rohans einen starken Zufluchtsort, der von fähigen Männern verteidigt wird, brauchen. Deshalb hatten sich die Helmingas, die Wachen von Helms Klamm, zwar auf den Wällen der Burg versammelt um ihre Gäste zu verabschieden, aber sie würden ihnen nicht nach Osten, in Richtung Edoras, folgen. Ich bedauerte Erkenbrands Entscheidung, obwohl ich sie gut verstand, denn wir würden die Stärke der Helmingas in der Schlacht sicher vermissen.
Egbert hatte das Ende der Rampe erreicht. Er blickte in den Himmel, wo sich die Wolkenberge immer höher türmten. Die Sonne würde erst in mehr als einer Stunde aufgehen. Vor ihm tanzte sein Schatten wild im Fackelschein, der von den Mauern der Burg auf die Krieger herabschien.
Es war eine gute Zeit gewesen in Helms Klamm, obwohl sie oft schlimme Botschaften ereilt hatten. Allerdings auch glückliche, wie zum Beispiel die Nachricht über den Sieg des Königs in Isengart und die Einnahme der Festung. Viele Flüchtlinge waren aus den westlichsten Gebieten Rohans zur Festung gekommen. Sarumans Orks hatten ihre Häuser und Höfe zerstört, doch ich hoffte innig, das die Gefahr Isengarts jetzt gebannt sei, da nun der weiße Zauberer tot war.
Aber ich würde die Abende in der Burg vermissen. Es war gesungen worden, getrunken und vor allem erzählt. Viele Geschichten von alten Helden und fast vergessenen Königen, von Drachen und Zauberern, von Leid und dem unverhofftem Glück armer Witwen, waren abends, wenn die Feuer niederbrannten und sie Schatten aus ihren Verstecken hervorkamen, erzählt worden.
Egbert setzte nun sein Pferd in Bewegung. Hinter ihm brach auch das Heer auf und ich mit ihm. Die Helmingas hatten zwar beschlossen weiter in der Festung zu verharren, doch hatten sie uns mit Waffen, Rüstungen und Pferden versorgt und viele der Flüchtlinge, aber auch Bauern und Handwerker aus der Umgebung hatten sich uns angeschlossen, sodass unsere Armee wieder gewachsen war, nach all den Verlusten, die wir erlitten hatten.
Die letzten Männer traten von der Rampe. Wieder uns wieder sah ich mich der Festung um, wo noch immer die Krieger auf den Zinnen unserem Zug nachsahen. Gerade als die Spitze der Heerzuges sich anschickte den Klammbach zu überqueren, rissen die Wolken auf und der Mond strahlte hell auf uns herab. Sein Licht ließ den Klammbach glitzern und die Männern in ihren Rüstungen fahl erscheinen. Ich setzte mich aufrechter im Sattel des Pferdes, das mir die Helmingas gegeben hatten, auf und betrachtete die silberne Blüte Telperions, die hoch über uns ihre Kreise zog und uns in bleiche Abbilder unserer selbst verwandelte. Kalter Wind hauchte uns dem Osten an und der Auftreten der Stiefel und Hufe schlug den Takt dazu. Dann erklang hell und klar das Horn Rohans, als Egbert hinein blies. Der Klang breitete sich über die Ebene aus und dann, ihm zur Antwort, erscholl hinter uns das große Horn von Helm Hammerhand. Die letzten Abschiedsworte der Festung an uns."

Das Horn von Helm Hammerhand (Öffnen)
Zuletzt geändert von Guerillonist am 26. Mai 2013 18:09, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: [AAR] Auf, Eorlingas !

Beitragvon Guerillonist » 20. Mai 2012 23:39

33. Kapitel: Die Rückkehr der Uruks
Eofor, am nächsten Morgen


"Es war ungewöhnlich kalt für diese Jahreszeit und über dem Himmel brauten sich, von Süden kommend, dicke, schwarze Regenwolken zusammen. Ich hielt wieder Wache und hatte mich unter den breiten Torbogen gesetzt, um sich vor dem herannahenden Regen zu schützen. Wie ich so da saß und mir meine Pfeife ansteckte, musste ich wieder an den Besuch des alten Zauberers Gandalf denken, der mir vor zwei Monaten an dieser Stelle begegnet war. Er hatte sich damals den Orthanc, den schwarzen Turm von Isengart angesehen und danach die ganze Nacht in der Bibliothek des Sarumans verbracht.
Was genau er gesucht hatte, das wusste ich nicht, aber als er es gefunden hatte, hatte er es auf einmal sehr eilig aufzubrechen. Doch bei seinem Abschied hatte er uns noch gewarnt: "Hütet euch!", hatte er gesagt, "Saruman mag tot sein, doch er war schon zu Lebzeiten nur noch eine Marionette Saurons. Seine Anhänger werden unter Saurons Befehl weiterkämpfen." An diesem Tag sollten seine Worte sich bewahrheiten.
Gerade fielen die ersten schweren Regentropfen vom Himmel, als eine Bewegung in der Ferne meine Aufmerksamkeit erregte. Erst dachte ich mir nicht viel dabei, doch dann erkannte ich, dass sich ein Heer auf Isengart zubewegte. Durch ihre dunkelgrauen Rüstungen hoben sich die Krieger kaum von Umgebung ab. Hastig suchte ich nach meinem Signalhorn und stieß zweimal kurz hinein - das Zeichen, dass wir angegriffen wurden. Dann lief ich in Richtung Orthanc und rief dabei wieder und wieder: "Schließt die Tore! Die Orks kommen! Schließt die Tore!"
Als sich die Nachricht in der Stadt verbreitete, brach Hektik aus. Die meisten Bewohner waren Krieger aus Thengels Schar, die nun zu ihren Waffen eilten. Auf den Stufen des schwarzen Turmes kam mir der König selbst entgegen. Er blickte ernst und war schon halb gerüstet. "Hohl mein Pferd und dann lass uns zum Tor reiten!", befahl er. Ich tat wie geheißen und brachte sowohl mein, als auch Thengels Pferd, die in einem improvisierten Stall an der Seite Orthancs gestanden hatten, herbei. Der König, mittlerweile in voller Rüstung, sprang auf und gemeinsam galoppierten wir zum Tor.
Auf der Mauer hatten sich bereits Dutzende Soldaten versammelt und von allen Enden der Stadt strömte weitere Krieger herbei. Der König und ich lenkten unsere Pferde die breite, flache Steintreppe, die zum Wall hochführte, hinauf und hielten sie über dem Tor an. Dann warteten wir, während unsere Feinde näher kamen.
Als sie noch zirka eine halbe Meile entfernt waren hielten sie an und eine kleine Gruppe löste sich aus dem Heer heraus. Die Zahl der Orks war schwer abzuschätzen, doch waren es eindeutig mehr als wir Krieger in der Festung hatten. Schließlich kam die kleine Gesandtschaft in Rufweite zu uns. Sie wurde angeführt von einem riesenhaften, hässlichen Ork, der zum König herauf sah und rief: "Pferdeherr! Ihr habt diese Festung dem weißen Zauberer Saruman gestohlen!" "Saruman ist tot!", gab der König zu Antwort "Gefallen in dem Krieg den er entfesselt hat!" "Dann geht all sein Besitz an seinen unseren Herrn!" "Wer ist euer Herr?" "Es ist der, der da sitzt auf dem Schwarzen Thron: Sauron der Große!" "Dann richtet ihm aus, wenn er Isengart haben will, so soll er kommen und es sich holen!" Der große Uruk lachte. "Deshalb sind wir hier, Pferdeherr. Gebt ihr uns die Stadt nicht freiwillig, dann seid ihr alle dem Untergang geweiht." Jetzt war es an Thengel zu lachen. "Das werden wir noch sehen! Kein Ork oder anderer Diener Saurons wird einen Fuß nach Isengart hineinsetzen, solange ich noch König bin!"
Diesmal lachte der Ork nicht, sondern wandte sich mürrisch ab und brüllte seinen Männern, in einer Sprache die niemand von uns verstand, Befehle zu. So begann die Belagerung von Isengart.
"Komm!", befahl der König und ich folgte ihm ohne zu fragen wohin. Wir ritten zurück zum Ortanc. Dort ließen wir unsere Pferde stehen und der König ging in die Küche, wo er sich den Seneschall, den Hausmeier und den Mundschenk rufen ließ. "Macht mir eine Liste mit allen Nahrungsvorräten die wir in der Stadt haben und sagt mir wie lange sie reichen werden!", beauftragte er sie.
"Was denkt ihr, Herr?", fragte ich besorgt. Thengel ließ sich Zeit mit der Antwort. Wie zu sich selbst und den Blick ins Leere gerichtet, sagte er schließlich: "Ich wollte in den nächsten Tagen aufbrechen, zurück nach Edoras. Dort wollte ich meinem Sohn gegen die anrückenden Heere zur Seite stehen. Und jetzt bin ich in dieser Stadt gefangen und weiß nicht wie lange die Vorräte reichen werden oder ob wir eine Chance haben die Belagerung durch einen Ausfall zu beenden." Er sah mich an als erwarte er eine Antwort. "Wir werden diesen Krieg schon gewinnen!", meinte ich aufmunternd und betet zu den Valar, dass ich Recht behalten möge."
Zuletzt geändert von Guerillonist am 26. Mai 2013 18:10, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: [AAR] Auf, Eorlingas !

Beitragvon Guerillonist » 13. Juli 2012 21:38

34. Kapitel: Das Heer aus Rhun
Reodreth, einen Tag später


"Lange konnten wir unseren Sieg jedoch nicht auskosten, denn schon wartete die nächste blutige Aufgabe auf uns. 2 Tage nach dem Sieg über die Orks - nach diesem wahrhaft makellosen Erfolg - stand uns ein neues Heer gegenüber, das wahrscheinlich nicht so einfach zu besiegen sein würde: Die Rhun. Die Rhun waren fähige Krieger weit aus dem Osten, die Sauron in seine Dienste genommen hat, um sie gegen die Menschen des Westens ins Feld zu führen.
Es war immer noch recht kühl für April und der Himmel war wolkenverhangen, als wir aufbrachen. Ich ritt mit Theodens Männern. Unser Weg führte uns am Ufer des Schneeborn entlang nach Osten - 4 Meilen weit. Doch als wir die Stelle erreichten, die uns unsere Späher beschrieben hatten fanden wir sie leer. Prinz Theoden hob die Hand zum Zeichen, dass das Heer halten solle. Dann wandte er sich an seinen Schwager Eomund. Ich trieb Brunmanu ein Stück nach vorne um hören, was sie sagten: "Verflucht, ihr Lager sollte genau hier sein!", brummte Theoden und besah sich die hügelige Landschaft. "Sie waren auch hier", gab Eomund zurück, der sich den Boden besah. Das Gras um sie herum war platt getreten und die Erde an mehreren Stellen aufgewühlt. Die Spuren, das noch vor wenigen Stunden hier ein beachtliches Lager gestanden haben musste waren nicht zu übersehen. "Das sehe ich", sagte Theoden ärgerlich ", aber wo sind sie jetzt?" "Offenbar wollten sie die Schlacht nicht an den Ufern des Schneeborn schlagen - mhh... warum?" Eomund sprach wie zu sich selbst. "Nach Edoras können sie nicht aufgebrochen sein, selbst falls sie Belagerungsmaschinen bei sich haben - wovon unsere Späher uns nichts berichtet haben - würde es Stunden dauern die Stadt im Sturm zu nehmen und in dieser Zeit könnten wir ihnen einfach in den Rücken fallen..." "Ich habe ein schlechtes Gefühl", murmelte Theoden und ließ den Blick über die Hügelketten schweifen, während die Sonne sich im Osten vom Horizont löste.
Dann plötzlich ertönte im Norden, vom anderen Ufer des Flusses her, ein Horn. "Sind sie das?", fragte Eomund mit zusammengezogenen Augenbrauen. "Vermutlich nicht! Sie müssten den Fluss überquert haben, aber hier in der Nähe gibt es keine Brücke, die sie hätten erreichen können, ohne an uns vorbei zu müssen." "Was ist mit Booten?" "Dafür hatten sie keine Zeit!" "Wer ist es dann?" Der Prinz sah seinen Schwager durchdringend an. "Das möchte ich lieber aus der Ferne herausfinden", sagte er schließlich nur, als das Horn zum zweiten Mal erklang.
Theoden lenkte sein Pferd herum und trieb es die sanft ansteigenden Hügel hinauf. Auch ich lenkte Brunmanu südwärts, weg von dem Hornsignal. Die Spitze des Heeres hatte gerade den Scheitelpunkt der ersten Kette von Hügel erreicht, da erschien auf der anderen Seite des Schneeborn, rot und schwarz, das Schlangenbanner der Haradrim. "Verdammt, die haben uns gerade noch gefehlt!", fluchte Theoden und ließ sein Pferd in Trab fallen um schneller voran zu kommen. "Vielleicht wollen sie ihr Heer mit dem der Rhun vereinen", mutmaßte Eomund "Vielleicht!" "Dann sollten wir zurück nach Edoras reiten, Theoden!" "Nein! Wir haben bessere Chancen sie auf offenem Gelände zu schlagen!"
Wir erreichten eine flache Wiese an die sich eine weitere steilere Reihe Hügeln anschloss, deren Gipfel mit Bäumen bestanden waren. Auf dieser Wiese sammelte sich das Heer. "Irgendetwas gefällt mir nicht!", sagte Theoden. Er trieb sein Pferd weiter, bis zum nächsten Anstieg. Eomund schloss zu ihm auf. "Ich vermute sie wollten sich an der Stelle, an der letzte Nacht noch das Lager der Rhun stand, sich mit ihnen treffen um ihre Armeen zusammenzuführen. Aber aus irgendwelchen Gründen sind die Rhun früher weiter gezogen... vermutliche haben sie unsere Späher entdeckt." "Schon möglich", sagte Theoden langsam "aber irgendwas..." Er stockte und sah sich zu Eomund um.
"Eomund, wo sind wir?" Der Marschall wirkte verwirrt. "Äh... in Rohan natürlich... in der Nähe von Edoras." " Nein, das meine ich ich nicht!", fuhr Theoden ihn an "Ich meine: Nördlich oder südlich des Schneeborns." "... Südlich, aber was hast das..." Eomund brach mitten im Satz ab. Alle Farbe wich aus seinem Gesicht.
"Rhun liegt nörlich von hier", erklärte er sich selbst. "Und Harad südlich. Die Haradrim müssten dann also auf der Südseite des Flusses sein und die Rhun auf der Nordseite, es sei denn..." "Es sei, denn die Rhun und Haradrim haben sich abgesprochen und verfolgen einen Plan", beendete der Prinz den Satz. "Was seht ihr dahinten!" brüllte er zu den Männern hinüber, die näher Richtung Fluss standen und deshalb das Ufer im Blick hatten. "Die Haradrim nehmen am jenseitigen Ufer Aufstellung!", rief ein magerer Mann zurück "Sie haben viele Schützen bei sich!"
Theoden wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, da flog ein einzelner brennender Pfeil vom Fluss her zu ihnen herauf. Er beschrieb einen hohen Bogen und schlug dann am Rande des Heeres ins Gras. Einen Moment lang beobachteten ihn alle wie gebannt, dann plötzlich schienen die Büsche und Bäume auf den Hügeln vor ihnen zu leben. Sie raschelten und zwischen ihnen kamen Männer in fremdländischer Rüstung hervor. Theoden riss sein Schwert aus der Scheide und brüllte: "Aufstellung, Männer! Sie sind in den Hügeln. Aufstellung!"
Ein großes Durcheinander entstand, als alle hektisch versuchten, sich in Schlachtreihen aufzustellen. Theoden trieb sein weißes Pferd Schneemähne den Hügel hinauf und Eomund war ihm dicht auf den Versen. Ich musste Brunmanu kräftig die Versen in die Seite stoßen um Schritt halten zu können. Dort oben standen, in einer langen Reihe aufgestellt die Soldaten von Rhun.
Ihre Zahl schien in etwa der unseren zu entsprechen, doch hatten sie den Ort der Schlacht klug gewählt. Sie standen oben auf der Hügelkette, während sich die Rohirrim an ihrem Fuß befanden. Und zurück zum Fluss konnten wir nicht, denn dort würden die Pfeile der Haradrim auf uns warten. "Speerträger nach vorn!", befahl der König ohne den Blick von den Schlachtreihen der Rhun zu wenden. Droben nahmen derweil Schützen Aufstellung. Theoden ließ seine Männer jetzt laufen, obwohl der Marsch den Hügel hinauf schon anstrengend genug war. Von oben ertönte das Geräusch von zurückschnellenden Bogen, ein Sirren wie von wütenden Hornissen, dann schlug die erste Salve in den Reihen der Eorlingas ein. Links und Rechts von mir fielen Männer, die sich nicht mit ihren Schilden hatten schützen können, röchelnd zu Boden. Feine Blutwolken hingen in der Luft.
Der König spornte jetzt seine Bogenschützen an noch schneller zu rennen, um das Gegenfeuer zu eröffnen, aber aufgrund des Geländes war ihre Reichweite kürzer, als die ihrer Gegner. Gerade als sie auf die Rhun anlegten schossen die ihre Pfeile zum zweiten Mal ab.
Diesmal war es noch schlimmer. Die rohirischen Bogenschützen sanken reihenweise hernieder, aus tiefen Pfeilwunden blutend. Doch die Überlebenden schickten nun ihrerseits ihre tödliche Fracht zu den Feinden herauf und forderten so das erste Blut unter ihnen.
Theoden preschte an ihnen vorbei, dicht über den Hals seines Pferdes gebeugt. Ich war wenige Schritt hinter ihm und versuchte mich mit meinem Schild zu decken. Wieder regnete es Pfeile. Zwei davon bohrten sich in meinen Schild und blieben zitternd stecken. Neben mir schrie ein Pferd schrill auf, doch wir hatten die Bogenschützen fast erreicht. Die wandten sich nun um und spurteten los, um sich hinter ihren Kameraden in Sicherheit zu bringen. Ich sah wie sich eine Reihe langer Speere vor uns senkte, deren Spitzen direkt auf unsere Brust zielten. Doch Theoden hielt weiter unbeirrt auf ihre Reihen zu.
"Die werden uns aufspießen", schrie ich in plötzlich aufwallender Panik. Im letzten Moment riss der Prinz sein Pferd herum und kam einen Schritt vor den Spitzen der Speere zum Stehen. Ich riss mit aller Gewalt an Brunamanus Zügeln, um ihn rechtzeitig zu bremsen. Einen Moment lang standen sich die Reiter von Rohan und das Heer der Rhun nur schweigend gegenüber. Dann erhob, weit hinter seinen Soldaten ein Mann in seinen Steigbügeln. Sein Gesicht war nicht zu erkennen, denn er trug einen goldenen Helm mit einem fremdartig geformten Visier.
Der Mann nahm den Kopfschutz ab und rief, mit einem starken, breiten Akzent, der kaum zu verstehen war: "Prinz Theoden, vermute ich! Seht auf dieses Heer, dass die Rhun auf Befehl Saurons des Großen gesandt haben. Es wird das letzte sein, dass ihr erblickt, ehe wir euch zu euren Ahnen senden!" "Ich fürchte euch Ostlinge nicht!", antwortete Theoden. "Kehrt heim in eure schwarze Heimat. Hier gibt es für euch nichts - außer dem Tod." Der Andere lachte. Selbst aus dieser Entfernung war er deutlich zu hören. "Ich muss euch wohl noch Respekt lehren ehe ich euch töte, Pferdeherr! Schaut genau zu und seht, wie ein Prinz zu kämpfen hat!" Dann brüllte er seinen Männern Befehle in ihrer Muttersprache zu. Die ganze Armee geriet plötzlich in Bewegung. Theoden riss sein Pferd herum und sprengte zurück den Abhang wieder hinunter. Ich hatte Mühe mit ihm mitzuhalten, während er sein Pferd immer weiter Antrieb.
Der kurze Wortwechsel mit dem Prinz der Rhun hatte den Soldaten aus Rohan etwas Zeit gegeben den Hügel weiter hinauf zu kommen. Doch schon sah man die feindlichen Krieger den Hügel hinunterlaufen, mit Schwertern und Speeren in den Händen. "Bogenschützen!", schrie Theoden und in der zweiten Reihe spannten Männer ihre Bögen. Das Gefolge des Prinzen war jetzt auf der Höhe der ersten Krieger. Pfeile sausten durch die Luft. Die Rhun, die oft nur leichte Gewänder und keine Rüstungen trugen, fielen gleich zu Dutzenden. Doch auch auf der Hügel nahmen wieder Bogen- und Armbrustschützen Ausstellung.
"Stürmt meine Freunde!", spornte Theoden seine Männer an. "Für den hohen Ruhm Rohans!" Die Krieger der Rohirrim begannen jetzt zu rennen doch noch ehe sie den Feind erreichen konnten wurde sie von einer Pfeilwolke getroffen.
Viele der Rhun blieben jetzt stehen und legten Wurfspeere an. Aber endlich erreichten die Männer der Mark den Feind und warfen sich ihm mit aller Macht entgegen. Metall prallte auf Metall und ein wildes Handgemenge entstand. Dann flogen die Speere der Rhun. Etliche Krieger wurden getroffen und sanken tot oder schwer verletzt zu Boden. Theoden sah seine Männer sterben und wusste, dass die Schlacht so nicht gewonnen werden konnte. Als erstes galt es die feindliche Schützen auszuschalten, die den meisten Schaden unter den Rohirrim verursachten.
"Eomund!", rief er zu seinem Schwager hinüber, laut über den Schlachtenlärm hinweg. "Du übernimmst die linke Flanke!" Eomunds kleine Gestalt am Ende des Heerzuges nickte und er und sein Gefolge preschten vorwärts. Theoden wandte sich rasch an einen Mann aus der königlichen Wache. "Hama! Du führst die leichten Reiter in die Schlacht! Sie sollen die Kämpfer von den Flanken aus die Mangel nehmen und unseren Männern so einen Vorteil verschaffen." Hama, ein junger Mann vielleicht zwei, drei Jahre älter als ich, nickte, offenbar verwundert, dass man ihn mit einer so wichtigen Aufgabe betraute. Doch er riss sein Pferd herum und ritt eilig zu den leichten Reitern hinüber.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren gab Theoden Schneemähne die Sporen und galoppierte den Hügel wieder hinauf. Im weiten Bogen näherten wir uns den dort postieren Männern, die erbarmungslos Salve um Salve auf die Krieger Rohans abfeuerten und so schreckliche Verluste forderten. Ein paar Bäume boten uns etwas Deckung, als wir ein gutes Stück von den Schützen entfernt, den Scheitel der Hügelkette erreichten. Auf der anderen Seite des Schlachtfeldes, nur zu erahnen, tat Eomund das Selbe. Wir standen gut eine halbe Meile von den Rhun entfernt, also weit genug, damit sie uns nicht direkt bemerkten. Der Prinz der Rhun saß auf seinem Pferd etwa 200 Schritt hinter seinen Schützen. Seine Leibwache, die ebenfalls vergoldete Rüstungen trug, umgaben ihn die ein glitzernder Bienenschwarm.
Theoden wartete, bis sich alle aufgestellt hatten. Dann sagte er: "Wir müssen jetzt schnell sein. Schont eure Pferde nicht. Auf die Zeit kommt es jetzt an!" Zu dem Mann zu seiner Rechten gewandt befahl er: "Gib das Signal!" Der Angesprochene holte ein Horn hervor und stieß zweimal kräftig hinein. "Los Männer! Für Rohan!", schrie der Prinz und riss sein Schwert aus der Scheide.
Mit wüsten Kampfschreien preschten wir im wilden Galopp über den Hügelkamm. Ich konnte mich nicht erinnern jemals so schnell geritten. Schon hatten wir die halbe Strecke zurückgelegt, als die Schützen von ihren bisherigen Zielen abließen und stattdessen die veranstürmenden Reiter anvisierten. Noch etwa 300 Schritt waren wir von ihnen entfernt, da zischten uns Pfeile und schwere Bolzen entgegen. Der Mann, der das Hornsignal gegeben hatte, fiel rücklings von einem Pferd. Ein Bolzen war durch seinen Helm gedrungen. Hinter mir hörte ich das schmerzerfüllte Aufwiehern von mindestens zwei Pferden, doch mir und Brunmanu war nichts passiert. Aus den Augenwinkeln sah ich den Rhunprinzen. Er wandte sich zu seinen Männern um, die daraufhin die Schwerter zogen. Eomund und Theoden mussten jeweils noch vielleicht 100 Schritt zurücklegen, da flogen erneut Geschosse und der Prinz der Rhun setzte sich in Bewegung. Langsam und schwerfällig unter dem Gewicht des dicken Rossharnischs galoppierte sein Pferd an.
Jetzt senkten wir unsere Speere und wurden, wenn das überhaupt möglich war, noch einmal schneller. Die Rhun wurden nervös. Ihre Formation wankte, sie wichen zurück in Richtung ihres herannahenden Prinzen, wandten sich um und dann, fast im selben Moment erreichen Eomund und Theoden sie mit ihrem Gefolge.
Die kaum gepanzerten und jetzt ungeordneten Rhun waren leichte Beute für unsere Speere und Schwerter. Dem erstbesten Mann rammte ich den Spieß in die Kehle. Dann schleuderte ich die Waffe in Menge und traf einen der Soldaten an der Schulter, ehe ich mein Schwert zog. Auf der anderen Seite hieben sich Eomund und seine Männer durch die Reihen. Doch noch ehe wir unseren Trupp mit seinem vereinen konnten, krachten die Reiter der Rhun in unsere rechte Flanke. Also wandten wir uns dieser neuen Bedrohung zu. Drei Rohirrim stürmten gleichzeitig los, stießen tief in die feindliche Formation, doch die wurden gnadenlos niedergehauen. Ein anderer konnte einem der Leibwächter den Speer durch das Visier seines Helms in den Schädel stoßen, wurde aber von seinem nächsten Kontrahenten enthauptet. Bedrohlich arbeiteten sich die Rhun in ihren glänzenden Rüstungen immer weiter vor. Diese Rüstungen machten ihre Träger zwar langsam und ließen sie schneller erschöpfen, doch sie schützen sie auch gut vor Schwertern und Speeren.
Während die Schützen jetzt flohen, weg vom Schlachtgetümmel, und sich Eomund den fliehenden Nachsetze, hatten die Rhunleibwächter und beinahe die Hälfte von Theodens Gefolge vernichtet. Es hatte keinen Zweck. Er ließ die Männer kehrt machten und wir preschten zurück, in die Richtung aus der wir gekommen waren. Die Rhun setzen uns nur kurz nach, dann brachen sie die Verfolgung ab, da ihre schweren Kataphrakten zu langsam waren um mit uns Schritt zu halten. Dafür würde Eomund nun bald in Bedrängnis geraten. Er befand sich im Gefecht mit ein paar Armbrustschützen, die stehen geblieben waren, als er sie eingeholte und sich nun einen verbissenen Kampf mit seinen Reitern lieferten.
Theoden ließ den Blick rasch über das Schlachtfeld huschen. Die Hauptheere waren noch immer im Kampf, doch sah es nun deutlich besser für die Rohirrim aus. Offenbar hatte Hama mit den leichten Reitern wieder und wieder die Flanke der Feinde angegriffen und sie so aufgerieben, auch wenn er selbst herbe Verluste hatte hinnehmen müssen. Theoden sah die Chance das Blatt endgültig zu Gunsten Rohans zu wenden und ließ sein Gefolge erneut einen Sturmangriff vollführen. Mit voller Wucht krachten wir in den Rücken unserer Feinde und zerrissen ihre Formation. Die Rhun, die nun eingekesselt und zerstreut waren, gerieten in Panik und ergriffen die Fucht. Die meisten von ihnen sollten jedoch nicht weit kommen, sondern wurden von den Rohirrim niedergemacht.
Schwer atmend saß ich auf Brunmanu, der ebenfalls schnaubte und besah mir die Leichen meiner Feinde. Die Speer- und Axtkämpfer Rohans hatten zwar schwere Verluste hinnehmen müssen, aber das Heer der Rhun war nun vollkommen vernichtet - fast.
Theoden keuchte, als er sich zu seiner Armee umwandte. "Es ist noch nicht vorbei! Auf, mir nach! Jetzt müssen wir ihren Prinzen erschlagen." Theoden ließ Schneemähne traben, bis er die Kuppe des Hügels wieder erreicht hatte dann blieb er für einen Moment stehen. Vor uns, etwa eine halbe Meile entfernt focht Eomund noch mit dem Rhunprinzen und seiner Leibgarde. Der Prinz von Rohan sah ein paar mal zwischen seinem persönlichen Gefolge und seinen Kriegern hin und her. Beide wirkten abgekämpft. Viele der Fußsoldaten hatten schwere Wunden davongetragen und kamen nur unter Mühen den Hang hinauf. "Das schaffen sie nicht rechtzeitig", knurrte Theoden und sah zu seinem Schwager herüber, der immer mehr in Bedrängnis geriet. Dann viel sein Blick auf sein Pferd Schneemähne. Das prächtige Tier war schweißüberströmt und Schaum begann sich vor seinem Maul zu sammeln. Doch stand es noch aufrecht, den Kopf erhoben, als würde es die Feinde abschätzig mustern. Gedankenverloren tätschelte er den Hals des Pferdes, dann lächelte er grimmig und riss das Schwert in die Höhe: "Zum letzten Sturm! Jetzt vergießen wir königliches Blut!"
Theoden stieß seinem Pferd die Hacken die Flanken. Sofort galoppierte es los. Die anderen Rösser hatten Mühe noch mit dem stolzen Meara Schritt zu halten. Brunmana schnaubte und schäumte, als ich in antrieb, doch er fiel in einen widerwilligen Galopp. Dennoch war der Prinz der Mark uns weit voraus, als er die Kämpfenden erreichte. Mit einem Schwerthieb, der ein schreckliches metallisches Quietschen verursachte, begann er den Kampf. Nach einem kurzen, aber heftigen Schlagabtausch mit seinem ersten Kontrahenten gelang es Theoden diesen vom Pferd zu reißen und niederzureiten. Dem nächsten trieb er die Klinge durch eine Lücke in der Rüstung in den Leib. Plötzlich jedoch geriet er selbst in Bedrängnis, als sich gleich drei der schwer gepanzerten Reiter zu ihm umwanden. Doch sein Gefolge hatte endlich zu Theoden aufgeschlossen. Die Reiter der Mark scharten sich um ihren stürmischen Prinzen. Mit einem wahren Hagel von Schwerthieben und Speerstößen trieben sie die Rhun zurück. Zwar mussten auch wir wieder Verluste hinnehmen, doch der Angriff brachte den gewünschten Effekt: Eomund und seine Männer wurden entlastet und gemeinsam konnten wir die Rhun in die Zange nehmen. Als noch etwa 10 von ihnen übrig waren, schafften sie es aus dem Kreis, der sich um sie gebildet hatte auszubrechen und davonzureiten. "Sie fliehen!", rief einer der Männer triumphierend. Doch er sollte sich irren. Nach etwa 100 Schritt hielten die Männer an und stellten sich in einer Reihe auf, den Rohirrim zugewandt. Ihr Prinz, zu erkennen an seiner Rüstung die noch reicher verziert war, als die seiner Mitstreiter, nahm sich erneut den prächtigen Helm ab. Diesmal ließ er ihn jedoch erschöpft zu Boden fallen und beugte sich keuchend über den Hals seines Pferd und stütze sich an den ebenfalls vergoldeten Panzerplatten ab, die den Nacken des Tieres schützen. Die Rohirrim bildeten einen Halbkreis, ich genau in der Mitte der Kreisbogens, der Eomund und Theoden umschloss, genau hinter ihnen. "Geb ihr auf?", rief Thengels Sohn. Der Rhunprinz schüttelte den Kopf ohne aufzusehen, rang nach Atem, richtete sich schließlich auf und antwortete: "Niemals! Der Westen wird erzittern unter der Macht des Ostens!" "Seht euch um!", forderte Theoden ihn auf. "Eure Männer sind geflohen oder erschlagen. Die Schlacht ist für euch verloren, gebt auf!" "Nein! Nicht solange noch ein einziger Mann steht. Ich werde die Ehre meine Vater nicht beschmutzen indem ich wie ein Feigling vor dem Kampf fliehe!"
Eines muss man ihm lassen, dachte ich, Mut hat dieser Mann.
Theoden seufzte und wollte sein Schwert ziehen, doch Eomund ergriff seinen Arm und sprach: "Lass mich mit ihm Kämpfen, Schwager!" Ohne eine Antwort abzuwarten oder ein Wort an den Prinzen der Rhun zu richten ergriff Eomund einen Speer, der im Boden steckte und ließ sein Pferd ein paar Schritte vortreten. Offenbar wollte er sich mit dem Prinzen duellieren. Der Ostling schien eine Absicht zu erkennen, denn auch er ließ sein Pferd alleine vortreten. Langsam schritten sie auf einander zu. Dabei band sich Eomund den Schild vom Arm los und warf ihn zu Boden. Ob er dies aus Ritterlichkeit hat - sein Gegner hatte auch keinen Schild - oder nur weil er erkannt hatte, dass der Schild ihn gegen die Waffe des Rhun - eine eineinhalb Klafter lange Lanze mit einem schwarzen Eisendorn an der Spitze - nicht schützen würde, wusste ich nicht. Der Ostling klemmte sich die Waffen jedenfalls unter den Arm, wie es bei Turnieren wohl üblich war, während der Dritte Marschall der Mark seinen Speer nur locker in der Hand hielt. Seine Waffe war deutlich kürzer: nur in etwa sieben Fuß lang und dünner, auch wenn sie einen eisenverstärkten Kern und eine stählerne Spitze hatte. Als sie noch circa 200 Fuß von einander entfernt waren, blieben sie kurz stehen. Die Situation saß nicht gut für Eomund aus. Sein Gegner hatte eine eindeutig bessere Rüstung und seine Waffe war wahrscheinlich auch besser für eine solche Auseinandersetzung besser geeignet.
Dann stürmten die beiden wie auf ein geheimes Zeichen hin los. Eomund saß aufrecht im Sattel und ließ die Zügel fahren um den Speer mit beiden Händen packen zu können, lenkte sein Pferd nur mit den Beinen. Der Prinz hingegen beugte sich tief über den Hals seines Pferdes um die Lanze möglichst weit nach Vorne zu bringen. Als sie nur noch wenige Schritte von einander entfernt waren ließ sich Eomund plötzlich im Sattel nach links, weg von dem Ostling, gleiten. Er hielt die Lanze aber weiter auf Brusthöhe seines Angreifers, während er seitlich am Pferd hing. Das Manöver kam zu schnell und zu überraschend für den Prinzen. Er versuchte noch nach Eomnuds Pferd, statt nach ihm selbst zu stoßen, doch zu spät; Krachend bog sich der Speer in Eomunds Händen erst durch und brach dann entzwei. Die Spitze blieb in der Rüstung des Rhun stecken. Durch die Wucht des Aufprall jedoch wurde Eomund vom Pferd und der Speer aus seinen Händen gerissen. Der Marshall rollte sich ab und stand rasch wieder auf. Der Prinz der Rhun jedoch fiel rücklings vom Pferd und blieb am Boden liegen, während eine Blutlache sich um ihn ausbreitete. Eomund schritt steif zu ihm herüber. Er lebte noch - gerade noch. Als Eomund sich über ihn beugte brachte er noch ein stolzes, fast verächtliches Lächeln zu Stande, dann verließ ihn das Leben.
Ich betrachtete, die beiden gebannt, dann riss mich Hufgetrappel aus meinen Gedanken. Die Leibgarde des toten Prinzen floh Richtung Osten. "Mein Prinz, sollen wir sie jagen?", fragte ich Theoden eifrig, war jedoch froh, als er den Kopf schüttelte. Er wirkte immer noch sehr angespannt. Als Eomund wieder aufgestiegen und an seine Seite geritten war frage Theoden ihn: "Wie weit ist die nächste Brücke über den Schneeborn von hier entfernt?" "Etwa 11 Meilen." Theoden betrachtete sorgenvoll das jenseitige Ufer des Schneeborns. Ich folgte seinem Blick und dann sah ich was dem Prinzen solche Sorgen machte: Die Haradrim. Ich hatte völlig vergessen, dass sie ja auf der anderen Flussseite Ausstellung genommen hatten. Doch mittlerweile hatte sich ihre Heer wieder in Marschformation begeben und marschierte stromabwärts - in Richtung der nächsten Brücke.
"Dann", sagte Theoden traurig an Eomund gewandt "fürchte ich, dass wir heute keinen Sieg errungen haben." "
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Re: [AAR] Auf, Eorlingas !

Beitragvon Guerillonist » 10. Oktober 2012 21:42

35. Kapitel: Die Krieger der Haradrim
Reodreth, noch in der selben Nacht


"Der Prinz hatte uns nur ein paar Stunden ruhen lassen. Die Toten waren zusammengetragen worden, doch fehlte uns die Zeit sie zu verscharren. "Hoffentlich sind die Raben heute nicht hungrig", meinte ich zu Aelfric, der neben mir stand, als wir den Leichenberg betrachteten. "Raben sind immer hungrig", sagte Aeflric düster und betrachtete die Trauben von Vögeln, die sich in den umliegenden Bäumen sammelten. Wir legten uns schlafen um wenigsten ein paar Stunden lang unsere verkrampfen Muskeln zu entspannten.
Die Sonne war noch nicht aufgegangen, als das Horn die Krieger aufforderte sich für den Kampf zu rüsten. Der Morgentau, der sich auf meiner Rüstung angesammelt hatte funkelte im Licht der Sterne seltsam hell und schien ein Eigenleben zu entwickeln, als ich mich mit dem schweren Gewand rüstete. Während ich Brunmanu sattelte färbte sich der östliche Himmel gerade zartrosa. "Wie lang haben wir wohl geschlafen?", fragte ich Aelfric, wobei ich mein Pferd bestieg. "Höchstens zwei Stunden", meinte dieser und saß ebenfalls auf.
Das Horn ertönte ein zweites Mal - Das Zeichen sich bereit zu machen. Wir lenkten unsere Pferde durch das schon fast abgerissene Lager, bis wir das Gefolge des Prinzen erreichten. Er saß auf seinem prächtigen Tier Schneemähne und unterhielt sich im Flüsterton mit seinem Schwager Eomund. "Der Dritte Marschall sieht besorgt aus", murmelte Aelfric, als Eomund mit gerunzelter Stirn den Kopf schüttelte. Theoden seufzte und sagte etwas wie "... keine andere Wahl." Dann erhob er seine Stimme: "Wir brechen auf! Unsere Späher berichteten uns, dass die Haradrim den Fluss bereits überquert haben und nur noch wenige Meilen von unserer Position entfernt sind." Er drückte Schneemähne die Versen in die Flanken und das Pferd trappte los. Die anderen Krieger und ich folgten ihm.
Tatsächlich war die Sonne erst halb aufgegangen, als wir am Horizont rote Banner erspähen konnten. "So endet es also", sagte ich mir selbst. Drei Heere waren auf Saurons Befehl herbeigeeilt um Edoras zu vernichten. Das Heer der Orks hatten wir niedergerannt und dabei nur einen einzigen Krieger verloren. Die Schlacht gegen die Ostlinge war verlustreicher gewesen, doch nun lag auch dieser Gegner im Staub. Nur doch die Haradrim, dunkelhäutige Menschen aus dem Süden, bedrohten die Hauptstadt der Pferdeherren. Hier, auf den Hügeln am Schneeborn, würde es sich entscheiden, ob die Eorlingas auch dieses letzte Heer würden vertreiben können, oder ob Edoras dem Untergang ausgeliefert wäre.
Theoden ließ die Männer in Stellung gehen. Erst jetzt, als es langsam heller wurde, sah wie ich, wie sehr unser Heer dezimiert worden war. Alles in allem 1200 Mann - die wenigsten zu Pferde. Ich ritt mit dem König, der wieder mit einem Schwager sprach. "2500 bis 3000 Mann, wenn wir unseren Spähern glauben schenken können", sinnierte Theoden. "Was wissen wir über die Zusammenstellung ihres Heeres?", fragte er. "Nicht viel", war Eomunds Antwort. "Nur, dass sie viele Schützen haben. Es scheint nicht ganz an die Stärke des Heeres der Rhun heranzureichen, aber auch unsere eigene Zahl wurde stark vermindert." Theoden, sah zwischen seinem sich formierenden Heer und den heranrückenden Haradrim hin und her. "Wir brauchen mehr Reiter", knurrte er.
Er schickte Eomund an die rechte Flanke des Heeres und hieß sein Gefolge warten, während er auf Schneemähne die Reihen seiner Männer abschritt. Mit lauter Stimme, sodass alle ihn hören konnten, verkündete er: "Männer von Rohan! Der Tag ist gekommen! Der Feind naht! Zweimal bereits warfen ihr uns den Feinden der Mark in der Schlacht entgegen und beidemal gingen wir siegreich aus den Kämpfen hervor. Einmal noch, nur ein einziges Mal noch, müssen wir zu den Schwerten greifen um dieses Gezücht aus unserem Land zu tilgen. Erben von Eorl! Dann werden die Feinde der Mark tot zu unseren Füßen liegen und es wird endlich wieder Friede einkehren. Für Rohan!" Für Rohan!, wiederholte ein Chor kehliger Stimmen.
Theoden ritt zu seinem Gefolge zurück und zog grimmig sein Schwert. Auf dem Hügelkamm kamen die Südlinge jetzt immer näher. Der Wind blähte die Banner der Riddermark und strich durch die Reihen der Wartenden. Plötzlich rief der Prinz: "Bogenschützen nach vorne!" Woraufhin etwa 600 Mann vortraten und die Pfeile anlegten. "Wartet... wartet", murmelte Theoden, während auch auf der anderen Seite des Schlachtfeldes die Schützen in Stellung gingen. "Feuer!", befahl er schließlich.
Zwei Pfeilwolken stiegen fast gleichzeitig von den beiden Enden des Felds auf, trafen sich in der Mitte und schlugen dann auf der jeweils anderen Seite ein. Ich duckte mich hinter meinen Schild und spürte nur eine Sekunde später den harten Aufprall eines Geschosses, das am Eisenbuckel abprallte. Theoden sah nach den Reihen seiner Männer. Vielen der Schützen ragten Pfeilschäfte aus Brust und Kehle. "Verdammt", fluchte er vor sich hin. "Sie sind uns zahlenmäßig weit überlegen... Gib das Signal!", wies er den Reiter zu seiner Linken an, der das Horn ergriff, das ihm die Schulter hing, und damit zum Angriff blies.
An der rechten Flanke des Heeres waren wilde Rufe zu hören, als Eomund mit seinem Gefolge und der leichten Kavallerie losstürme. Doch nun traten die Speerträger der Haradrim vor und stellten sich schützend vor ihre Kameraden. "Zurück!", befahl Theoden und das Signal zur Umkehr wurde gegeben. Ich sah wie Eomund sein Pferd herum riss - etwa 30 Schritt von den Speerträgern entfernt - und zurückgaloppiert kam, auf Theoden zu. Währenddessen schossen die Bogenschützen beider Heere weiter ihre Pfeile, doch waren schon viele unserer Männer tot oder verwundet. "Verflucht Theoden!", schimpfte Eomund. "Wir hätten sie niederreiten sollen!" "Das hätte euren sicheren Tod bedeutet!" "Und was jetzt?!?", wollte Eomund wissen. "Lasst die Fußtruppen vorrücken!", befahl Theoden.
Gedeckt von ihren Schilden marschierten die Axt- und Speerkämpfer Rohans über den Hügelkamm, wobei sie mit einem steten Hagel von Pfeilen eingedeckt wurden. Theoden lenkte sein Pferd an die linke Flanke der Vorrückenden. Neben ihm wurde ein Tier von einem Geschoss in der Brust getroffen und brach mit einem schmerzerfülltem Wiehern zusammen. Doch Theoden trieb Schneemähne weiter ruhig an, bis das Heer etwa die halbe Distanz bis zum Feind zurückgelegt hatte. Dann riss er sein Schwert in die Höhe und donnerte: "Jetzt Männer! Jetzt! Stürmt! Für den hohen Ruhm Rohans!" Mit kehligen Kampfschreien begann das Heer zu laufen.
Bild
Theoden gab Schneemähne die Sporen und lenkte das Pferd nach links, im Bogen auf den Feind zu, um ihm in die Flanke zu fallen. Auch ich trieb Brunmanu heftig an, um den Anschluss zu halten.
Als die Männer aus Rohan noch vielleicht 20 Schritt von den Haradrim entfernt waren, legten die ihre Speere an und schleuderten sie den Rohirrim entgegen. Dann zogen sie Krummsäbel und stürmten ihren Feinden auf den letzten Paar Fuß entgegen.
Ich sah das ganze aus etwa 50 Schritt Entfernung. Der Prinz, der knapp vor mit ritt, trieb sein Pferd nun noch schneller an. Ich legte meinen Speer ein, so ich es schon Dutzende Male getan hatte. In dem Moment jedoch, als wir den Feind erreichten, brachen die Reihen unserer Fußsoldaten auseinander und die Haradrim wandten sich stattdessen den Reitern zu.
Ich durchbohrte den ersten mit der Lanze und lieferte mir mit dem zweiten einen kurzen Zweikampf, ehe ich ihm die Kehle aufschlitzte. "Das sieht nicht gut aus!", rief Aelfric, der neben mir focht. "Wir können es schaffen!", entgegne ich und hieb nach einem weiteren Haradrim. Doch ich sollte mich irren. Nur Augenblicke später hörte ich das Donnern von Hufen hinter mir und als ich mich für einen Moment umzudrehen wagte, sah ich die Reiterei der Südlinge auf uns zustürmen.
Der nächste Moment kam mir merkwürdig still vor. Ich konnte Aelfric hören, wie er sagte: "Die Valar seien uns gnädig!" Dann brach die Hölle los.
Mein Schild barst unter dem Streich einer der Reiter. Ein zweiter zielte auf meinen Kopf und ich konnte die Klinge noch gerade so abfangen. Funken stoben. Aelfrics Pferd schrie schmerzverzerrt auf, als sich kalter Stahl durch seinen Unterkiefer bohrte. Ich teilte zwei Hiebe gegen den Reiter direkt vor mir aus, die dieser mühelos abfing. Als ich versuchte seinen Gegenangriff anzuwehren, doch konnte ihn jedoch nur ein wenig ablenken, sodass er an meiner Flanke entlangstrich und einen tiefen Kratzer in meiner Rüstung hinterließ. "Zurück! Zurück!", schrie Theoden. "Flieht!"
Ich wollte Brunmanu bereits herumreißen, da sah ich Aelfric unter dem toten Körper seines Pferdes begraben. Ich ließ Brunmanu einen Satz nach vorne machen und stieß dabei einen Reiter der Haradrim aus dem Sattel. Ich reichte Aelfric die Hand und begann zu ziehen. Doch gerade, als ich ihn befreit hatte, hieb einer der Reiter nach meiner Schulter. Ich ließ Aelfric Hand los und wollte den Schlag noch abblocken, war aber zu langsam. Ein gleißender Schmerz explodierte in meiner Schulter, als die Klinge durch meine Rüstung ins Fleisch schnitt und auf einen Knochen traf. Ich verzog das Gesicht, packte jedoch wieder Aelfrics Hand und galoppierte mit Brunmanu los, ehe der Krieger mich ein zweites Mal treffen konnte.
Die ersten Schritte musste Aelfric neben Brunmanu herlaufen, dann hatte ich es geschafft ihm auf den Rücken des Pferdes zu ziehen. Wie wir es vollbracht hatten den Reitern der Haradrim zu entkommen, konnte ich später nicht mehr sagen. Jedenfalls holten wir Theoden und Eomund ein, als diese gerade auf der Höhe der fliehenden Bogenschützen waren. Der Prinz sah zwischen seinen fliehenden Männern und den näherkommenden Verfolgern hin und her. "Sie werden es nicht schaffen!", fluchte er und riss Schneemähne herum, wollte den Verfolgern entgegenreiten, doch Eomund packte sein Zügel. "Nein, mein Prinz! Nichts ist gewonnen, wenn du hier dein Leben hingibst!" Theoden knirschte mit den Zähnen. Man konnte deutlich sehen, wie sehr es ihm widerstrebte seine Männer im Stich zu lassen. Doch was sollte er tun? Also trieb er Schneemähne wieder auf Höhe der Fliehenden und rief: "Bringt euch in Sicherheit nach Edoras!"

Obwohl Theoden trotz Eomunds Warnung doch noch versuchen sollte die Flucht der Rohirrim zu decken konnte er nicht viele von ihnen retten, wollte er nicht selbst unter die Toren gezählt werden. So erreichten nur wenige Männer Edoras. Und selbst die, die es dorthin schafften, saßen dort in der Falle. Denn am nächsten Tag schon, begann die Belagerung von Edoras."
Zuletzt geändert von Guerillonist am 26. Mai 2013 18:12, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: [AAR] Auf, Eorlingas !

Beitragvon Guerillonist » 18. November 2012 15:49

36. Kapitel - Eingeschlossenen in Edoras
Eomer, Mai 2995


Ich war wohl damals noch zu klein, um wirklich zu begreifen, was geschah - mein sechster Geburtstag lag ja erst ein paar Tage zurück. Doch, dass die Lage schlecht war, war selbst für mich nicht zu übersehen. Eine Woche zuvor war gegen Abend mein Vater zusammen mit Prinz Theoden nach Edoras zurückgekehrt. Mit ihnen kamen die kläglichen Reste der einst so stolzen Armee, die gegen das dreifache Heer aus Haradrim, Rhun und Orks ausgezogen war. Nur 150 Mann erreichten an jenem Abend Edoras. Obwohl mir ihre Zahl damals gar nicht so klein erschien, reichte schon ein einzelner Blick auf die Armee, die ihnen nachfolgte, um die Frage warum die Männer den nicht mehr kämpfen wollten, in meiner Kehle zu ersticken. Ihre Zahl überstieg die unsrige um mehr als ein Zehnfaches.
Eine Woche später dann, nahm Vater mich mit zu einer Besprechung in Meduseld. Ich war an diesem Tag schon früh aufgestanden um die Stadtmauer abzugehen. Ich hatte mir angewöhnt dies zu tun, denn ich war wohl überzeugt gewesen, dass meiner Wachsamkeit nichts entgangen wäre. Und so betrachtete ich wie jeden Morgen die roten Flaggen, die die Haradrim rund um die Stadt aufgestellt hatten, besah mir interessiert ihre Zelte, die in bunten Farben leuchteten, bis mich eine entnervte Wache verscheuchte. Daraufhin hatte ich mich auf die Stufen von Meduseld gesetzt, wo ich mich mit dem Wachmann Hama unterhielt, bis mein Vater mich dort abholen kam.
Er wurde begleitet von zwei Kriegern in voller Rüstung. Normalerweise ließ er sich nicht von seinem Gefolge überall hin begleiten, aber normalerweise musste man auch damit rechnen, dass jederzeit ein Sturmangriff auf die Stadt geführt werden könne. Mein Vater blieb am Treppenabsatz stehen, musterte mich einen Moment lang und sagte dann: "Komm, Eomer! Drinnen ist es wärmer." Ich beeilte mich aufzustehen und folgte meinem Vater in die Halle.
Drinnen war es durch die prasselnden Feuer tatsächlich ziemlich warm - beinahe drückend, während das Wetter draußen für Anfang Mai noch ungewöhnlich kühl war. An der langen Tafel saßen mein Onkel Theoden mit seinen Kriegern und ein älterer Adeliger, den ich nicht kannte. Als wir eintraten machten ein paar der Männer hastig Platz, sodass Vater sich neben den Prinzen setzen konnte. Ich musste jedoch am anderen Ende der Tafel sitzen und mich über den Tisch beugen um die beiden sehen zu können. Theoden murmelte etwas zu meinem Vater und ruckte mit dem Kopf in meine Richtung. Der nickte bekräftigend, woraufhin Theoden deutlich vernehmbar seufzte und nach einer kurzen Pause mit erhobener Stimme sagte: "Als ihr kamt waren wir gerade dabei, über die Nahrungsvorräte zu debattieren. Wir haben nur noch Essen für einen Monat. Wenn wir streng rationieren für eineinhalb. Eadwind", er deutete auf den Adeligen "hat den Vorschlag gemacht, ein paar Menschen auf die umliegenden Felder, oder das was davon noch übrig ist, zu schicken, um Nahrung in die Stadt zu schmuggeln. Das habe jedoch abgelehnt - es ist zu gefährlich. Die Frage ist nun, was wir mit der Zeit machen die uns noch bleibt." "Einen Monat sagst du?", fragte Vater. "Wenn sie kein Belagerungsgerät gegen uns einsetzen", bestätige Theoden "Was ich bezweifle, auch wenn unsere Späher bisher noch nichts über den Bau von Rammböcken oder ähnlichem berichtet haben." "Also würde es uns sowieso nichts nützen die Vorräte zu rationieren", schloss Vater. Er stand vom Stuhl auf und stütze sich mit beiden Händen vom Tisch ab, den Blick auf das dunkle Holz der Platte gerichtet. "Worauf warten wir, dann noch?", meldete sich plötzlich Eadwind. "Mein Prinz, lasst die Männer sich versammeln und uns ausreiten gegen unsere Feinde!" "Das würde unseren sicheren Tod bedeuten!", entgegnete Vater. "Hier zu hocken und zu verhungern würde auch den Tod bedeuten. Lieber da draußen im Sattel sterben, als hier drinnen im Stuhl!" "Ihr mögt alt sein und nicht mehr am Leben hängen, aber ich habe ein Weib und einen Sohn, für die ich verantwortlich bin und ich werde sie nicht an die Haradrim ausliefern, indem ich mich für einen sinnlosen Sturmangriff hingebe!", brauste Vater auf. "Außerdem", fügte er mit einem grimmigen Lächeln hinzu. "Bei euren Wanst könnt ihr doch sicher einen Monat ganz ohne jede Nahrung auskommen."
Das war zuviel für den alten Eadwind. Er sprang von Stuhl auf und wollte sein Schwert ziehen, doch Theoden war schneller. Auch er hatte sich erhoben und hieb mit der Faust auf den Tisch. "Es reicht!", rief er und seine Stimme hallte im Gebälk wieder. Vater und der alte Adelige warfen sich einen letzen erzürnten Blick und ließen sich dann beide wieder zurück in ihre Stühle sinken. Theoden jedoch blieb stehen. Den Blick starr auf die großen Tore ihm gegenüber gerichtet. "Wir können sie nicht in der offenen Schlacht besiegen, doch werden wir uns auch nicht kampflos ergeben. Wenn sie kommen um Edoras im Sturm zu erobern, werden wir die Stadt teuer an sie verkaufen. Wenn sie uns aushungern wollen so werden wir ihnen, wenn die Vorräte zur Neige gehen, noch eine letzte Schlacht liefern, die sie ihr Lebtag nicht vergessen werden. Und von der sie zu Hause in Ehrfurcht über den Mut der Pferdeherren berichten werden. Doch alles was wir im Moment tun können, ist auszuharren und zu hoffen, dass die Valar uns gnädig sind.
Und jetzt geht, ich muss mir über ein paar Dinge klar werden."
Damit erhoben sich alle von ihren Plätzen und verließen die Halle. Mein Vater legte mir die Hand auf die Schulter und bugsierte mich mit sanfter Gewalt aus der Halle. "Warum ist Onkel Theoden, so wütend?", habe ich gefragt. "Er macht sich einfach Sorgen", antwortete Vater, doch auch er wirkte zerknirscht. "Eomer, ich muss noch einmal mit meinen Männern reden. Geh jetzt bitte dich in der Stadt ein wenig umsehen." Ich sah ihn stirnrunzelnd an. "Ich kenne die Stadt schon", maulte ich. "Eomer, bitte", mahnte er mich streng. Ich zog eine Schnute und verschwand in den Gassen von Edoras.
Die Menschen die mir begegneten wirkten mürrisch und ausgezehrt. Vor allem die Frauen, schienen besorgt zu sein. Die meisten Männer beäugten mich bärbeißig. Niemand schien in der Stimmung zu sein, sich mit einem kleinen Jungen zu unterhalten und Kinder sah ich keine auf der Straße. So zog ich durch die Sträßchen, an verschiedenen Läden und Häusern vorbei, bis mir irgendwann der Geruch von gebratenem Speck in die Nase stieg. Erst da wurde mir bewusst, dass ich den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte. Ich folgte ihm ein paar Schritt weit, bis zu einer schweren Eichenholztür. Mit aller Kraft stemmte ich mich dagegen und langsam und knarzend schwang sie auf. Drinnen lag ein behaglicher Schankraum. Es war noch früh am Tag und so war der Raum so gut wie leer. Nur am anderen Ende des Raumes saßen ein junger Mann, dessen rechter Arm in Bandagen lag und eine junge Frau. Ich überlegte kurz. Wenn ich unter einem der Tische hindurchkröche könnte ich mich wahrscheinlich in die Küche schleichen und etwas Speck stibitzen, so wie ich es in Aldburg manchmal tat. Doch ich hatte gerade erst zwei Schritte in den Raum getan, da umschlangen mich von hinten zwei kräftige Arme und setzten mich auf einen Tisch. "Na Kleiner, du bist noch ein bisschen zu jung, um allein in eine Schänke zu gehen, was?", sagte der Mann, der mich ergriffen hatte mich rauer Stimme. "Ich bin schon sechs", protestierte ich. "Na dann wart nochmal sechs Jahre. Und jetzt aber raus hier!", meinte der Mann nicht unfreundlich und wollte mich wieder vom Tisch hieven, da rief der Mann am anderen Ende des Raumes: "Aelfric, lass den Kleinen!". Der Mann, Aelfric, seufzte und sagte: "Na dann komm mal mit." Er packte mich am Arm und zog mich zu dem Tisch herüber, an dem der Mann und die Frau saßen.
Die Frau hatte glasige Augen und wirkte fahrig, doch war sie ansonsten sehr hübsch. Der junge Mann lächelte, doch blieben seine Augen bitter. "Auch wenn Aelfric recht hat, Kleiner, weißt du? Was willst du denn hier?" Schuldbewusst, weil der Mann mich quasi beim Klauen erwischt hatte log ich: "Mich ein bisschen aufwärmen." "Aha!", machte der Mann. "Und wie heißt du überhaupt?" "Eomer!" Der Mann runzelte die Stirn. "Doch nicht etwa Eomer, Eomunds Sohn?", wollte er wissen. "Doch. Eomunds Sohn!", bekräftigte ich. "Jetzt wo du es sagst. Ich habe dich gesehen, bevor wir ausgeritten sind... außerdem bist du Eomund wirklich aus dem Gesicht geschnitten. Ich bin einer der Reiter Rohans, musst du wissen. Oder besser: Ich war einer." "Hast du mit meinem Papa gegen die Orks gekämpft?", fragte ich wissbegierig. Der Mann nickte und lächelte erneut sein trauriges Lächeln. "Und warum willst du jetzt kein Krieger mehr sein?", wunderte ich mich. "Vater, sagt immer, dass wir jeden Mann brauchen." "Und da hat dein Vater auch recht. Aber so kann ich leider nicht mehr kämpfen.", sagte er und deutete auf seinen bandagierten Arm. "Und wann bis du wieder gesund?", wollte ich wissen. "Wir haben schon Glück, wenn der Arm überhaupt je wieder verheilt!", mischte sich jetzt die Frau ein. Ihre Stimme klang schrill bei diesen Worten. "Hrodwyn, bitte." "Was? Wenn wir Pech haben entzündet sich die Wunde und dann wirst du sterben oder zumindest den Arm verlieren." "Soweit kommt es schon nicht", versuchte der Mann sie zu beschwichtigen. In diesem Moment betrat der Wirt den Schankraum, zwei Teller mit Speck und Bohnen in Händen. Er stellte sie vor dem jungen Mann und Aelfric ab. "Machst du uns noch eine Portion für unseren kleinen Gast?", fragte der Mann den Wirt. Dieser war der einzige, der ehrlich gut gelaunt schien. "Aber gerne doch", meinte er mit leichtem Singsang in der Stimme. "Und du bist dir sicher, dass du nichts essen möchtest, Hrodwyn?", fragte er. Sie sah ihn nur mit einem missbilligendem Blick an, der Antwort genug war. "Ich kann gar nicht verstehen, wie ihr jetzt etwas essen könnt", wandte sie sich an die beiden Männer. "Wir müssen gleich auf die Mauer", meinte Aelfric schlicht. "Ich komm mit!" "Nein!", entschied der Mann. "Geh du lieber zu deinem Vater zurück." "Der ist mit seinen Männern geschäftigt", gab ich trotzig zurück. "Vielleicht ist er ja schon fertig", warf Aelfirc ein. Der Speck schien seine Laune deutlich zu heben.
Ein weiterer dampfender Teller kam, etwas kleiner als die beiden anderen. Ich machte mich mit Heißhunger über Speck und Bohnen her. Als ich zu dem Mann aufsah, schien er zum ersten Mal ehrlich zu lächeln, als er sah, wie ich mich auf das Essen stürzte. "Da fällt mir ein", sagte er unvermittelt. "Ich habe mich ja noch gar nicht vorgestellt. Ich heiße Reodreth." Ich grinste nur, da ich den Mund schon wieder voller Bohnen hatte.
Eine Stille entstand in der nur das Geräusch der Löffel und Messer zu hören war. Doch diese Stille wurde jäh unterbrochen durch den Klang eines Hornes. Tiefdunkel wie Bernstein tönte es über die ganze Stadt und ergoss sich die Hänge hinunter: Das Horn der Rohirrim. Die beiden Männer tauschten einen bedeutungsvollen Blick. Plötzlich wirkten sie alle drei sehr ernst. Die Frau, Hrodwyn, schien den Tränen nah. Reodreth sah auf seinen Teller herab, der mittlerweile fast leer war, und sagte wie zu sich selbst: "Und so endet es also. Komm Aelfric! Lass uns noch ein letztes Mal Schwerter ziehen."
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Re: [AAR] Auf, Eorlingas !

Beitragvon Guerillonist » 16. Dezember 2012 18:26

37. Kapitel - Der Entsatz
Gawan, zur selben Zeit, Westlich von Edoras


"Hier würde sich nun also das Schicksal Rohans entscheiden und es lag in der Hand von Hirten, Bauern und Handwerkern. Keine Stunde zu früh hatten wir das Ziel unseres Marsches, Edoras, erreicht. Die Stadt wurde bereits belagert und noch schlimmer: Der Feind machte sich für den Ansturm bereit. Rot und Schwarz flatterten die Banner der Haradrim in der Sonne.
900 Mann zu Fuß, nur leicht bewaffnet mit Speeren und Schilden und etwa 150 Reiter, dazu General Egbert mit seiner Leibwache - mehr hatten wir nicht aufbringen können um Edoras zu entsetzen. "Wir kommen zu spät", knurrte einer meiner Kameraden und zog die Zügel an. General Egbert, der an der Spitze des Heerbanns ritt, wendete sein Pferd und rief und zu: "Mut Männer! Nur Mut! Das Leben vieler Unschuldiger liegt jetzt in unseren Händen! Mut für Rohan! Mut für Prinz Theoden! Blast die Hörner! Wir müssen sie von der Stadt weglocken!"
Und das taten die Männer dann auch. Der Klang der Hörner breite sich über die Ebene bis zu dem Hügel, auf dem Edoras erbaut war, aus. Der Heer der Rohirrim kam zum Stehen. Wir beobachten, wie sich die Dinge vor uns entwickelten. Erst hielten die Truppen vor der Stadt inne, dann bewegten sie sich auf uns zu, wandten Edoras den Rücken zu. "Sehr gut! Sie kommen um uns eine Schlacht zu liefern!", rief Egbert. Er ließ die Männer sich aufstellen. Die meisten waren müde vom langen Marsch, auch die Pferde ließen ihre Köpfe hängen und mir wurde mulmig zu Mute, als ich die heranrückende Armee sah.
Sie waren nicht nur zahlenmäßig überlegen, sondern schienen auch besser ausgerüstet zu sein. Da das Gelände nach Edoras hin sacht anstieg, hatten sie außerdem einen leichten Positionsvorteil. "Sie scheinen sich sicher zu sein, dass Theoden keinen Ausfall wagt", sagte ich zu meinem Nebenmann als ich sah, wie die Haradrim jetzt in Kampfformation und mit dem Rücken zur Stadt auf uns zumarschierten "Mögen die Valar geben, dass sie unrecht haben", kam die Antwort.
Eines war mir klar: Sollten wir allein gegen diese Armee kämpfen müssen, ohne die Hilfe irgendwelcher Verbündeter, dann wäre nicht nur unser Schicksal besiegelt sondern auch das der Stadt.
Ein paar Bäume standen auf dem Feld und gaben uns ein wenig Schutz, als die erste Salve Pfeile auf uns herabregnete. Dennoch befahl Egbert sofort den Angriff. Wir hatten keine Schützen bei uns, was hätte es also für einen Sinn gehabt weiter zu warten und sich abschießen zu lassen? Doch als das Horn zum Angriff erscholl, da wurde ihm geantwortet, weit aus dem Osten, dünn und scharf wie frisches Eis erklang dort ein zweites Horn. Und es war ein Horn der Mark.
Egbert ließ die Männer halten und reckte den Kopf. Auch das Heer der Haradrim stockte und ich sah, wie viele ihrer Krieger die Köpfe umwandten. Grün und Silbern schimmerte im Osten das Banner Rohans. Unverhofft, ohne dass sie jemand gerufen hätte, näherte sich eine weitere Armee.
Egbert befahl jetzt die Stellungen zu halten. Wir mussten ausharren, bis das andere Heer uns erreichte. Die Männer schöpften frischen Mut und auch mir fiel ein Stein vom Herzen - jetzt hatten wir eine Chance. Die Haradrim jedoch begannen nun ihrerseits den Ansturm. Erneut regnete es Pfeile und eine kleine Reiterei löste sich aus dem Truppenverband. "Reiter! Umgeht ihr Heer an der rechten Flanke und tötet diese Bogenschützen!", schrie Egbert über den Schlachtenlärm hinweg. Ich gab meinem Pferd die Sporen.
Doch als wir an den Truppen vorbeireiten wollten, schwenkte plötzlich eine ihrer Abteilungen um und griff uns an. Die Reiter wurden auseinandergerissen. Indem ich mein Pferd scharf nach rechts riss, schaffte ich es den Anstürmenden zu entkommen, doch viele der Männer wurden in Zweikämpfe verwickelt. Ich sah, wie Krieger von ihren Pferden gerissen wurden. Ein paar konnten sich freikämpfen, die meisten starben. Die überlebenden Reiter standen jetzt jedoch rechts vom Heer der Haradrim, auf Höhe der Schützen. Es waren wohl um die 100.
Unsere Speerträger jedoch kamen nun in ärgste Bedrängnis. Vor ihnen lagen die Leichen mehrerer Steppenpferde, die bei dem Frontalangriff der Haradrim-Reiterei umgekommen waren, doch drohten die Reihen der Rohirrim jetzt auseinander zu brechen. Dann fiel mein Blick auf Edoras. "Da! Seht!", rief ich meinen Kameraden zu und deutete auf die Stadt. Die Tore von Edoras öffneten sich und eine kleine Armee stürzte heraus. An ihrer Spitze ritten zwei Männer. Der eine trug das Banner das Königs, das silberne Pferd auf Grün, und der andere den weißen Schwan des dritten Marschalls. "Theoden kommt!", rief ich "Theoden und Eomund!".
Wir trieben die Pferde voran, entschlossen uns vor den Augen des Prinzen zu beweisen. Pfeile zischten uns um die Ohren, als wir uns den Schützen näherten. Sie wollten zurückweichen, doch wir fuhren durch ihre Reihe wir die Sense durchs Korn. Sowie allerdings die Wucht des Ansturms zum Erliegen kam, wandten sich die Schützen um und nahmen den Kampf auf. Und plötzlich waren wir die Bedrängten. Neben wir fielen zwei meiner Kameraden. Hinter mir Dutzende weitere. Ich parierte einen Säbelhieb, der eine tiefe Kerbe in meinem Holzschild hinterließ. Gerade wollte ich den Schlag erwidern, da bäumte sich mein Pferd auf, kämpfte einen Moment lang in der Luft und brach dann zusammen.
Nur meiner leichten Rüstung war zu verdanken, dass ich mich wegrollen konnte, ehe mich der Leichnam des Tieres unter sich begrub. Blut strömte aus der aufgeschlitzten Kehle des Rosses. Ich rappelte mich auf und hob den Schild - bereit zu sterben. Das dünne Lederwams würde mir im Nahkampf kaum Schutz bieten. Der Krieger, der mein Pferd getötet hatte, wandte sich jetzt mir zu. Er hob den Säbel und stürmte los.
Ein lautes Zischen ertönte in meinen Ohren, als etwas langes und schweres an mir vorbeisauste. Der Krieger blieb stehen und fasste an den Speer, der in seiner Brust steckte. In nächsten Moment waren die Reiter über uns. Der Mann, der den Speer geschleuderte hatte, beende nun sein Werk, indem er den Kopf des Mannes vom Halse trennte.
Bild
Andere Reiter nahmen sich der übrigen Schützen an. Sie wurden niedergemacht, ehe sie sich zur Wehr setzen konnten. Ich erkannte Eomund, den Dritten Marschall der Mark, als er sein Ross an mir vorbei lenkte. Und dann sah ich... "Reodreth?!?", rief ich halb freudig halb erstaunt. Der Mann in dem glänzenden Schuppenpanzer, riss sein Ross herum und kam zu mir herübergaloppiert. "Gawan? Du bist es wirklich!", sagte er nun und nahm den Rosshaarhelm ab. Er wirkte älter als ich ihn in Erinnerung hatte - natürlich. Offenbar war er zu einem vollwertigen Reiter von Rohan aufgestiegen. Mehr noch! Er ritt im Gefolge des Prinzen. Mir kamen Erinnerung an unsere erste Siegesfeier in Tirith Anduin, an den Frühling am Ufer des Limklar und an unsere zweite Siegesfeier, als wir alle um Veland getrauert hatten.
Doch schon im nächsten Augenblick wurde ich wieder in die Realität der Schlacht zurückgeholt, als der Prinz rief: "Sammeln Männer!" Reodreth, sah aus, als wöllte er etwas sagen, wandte sich dann jedoch rasch um und schloss sich dem Trupp des Königs an.
Als ich den Blick wieder den beiden Hauptheeren zuwandte traf mich beinahe der Schlag. Egbert kam auf seinem Pferd herangeprescht. Ein halbes Dutzend Männer bei sich und ihm folgte das Heer der Hadrim. Hinter ihnen sah ich, wie ein paar versprengte Reste unserer Armee ihr Heil in der Flucht suchten. Als er Theoden erreichte, brachte Egbert sein Pferd mit einem Ruck zum Halten. "Heil euch, Prinz Theoden!", keuchte er. "Egbert! Ihr kamt gerade zur richtigen Zeit!", antwortete Eomund, der neben Theoden stand. "Habt ihr auch die Männer geschickt, die sich aus dem Osten nähern?", wollte Thengels Sohn wissen und deutete auf das Heer, das jetzt auf der Höhe Edoras' war. "Nein! Ich dachte ihr wüsstet, wer diese Männer sind." Der Prinz schüttelte den Kopf. "Nein, aber wir werden ihre Hilfe gut gebrauchen können. Wie viele Männer habt ihr noch, Egbert?" Der General sah sich hektisch um. "Das gesamte Fußvolk ist aufgerieben. Von den leichten Reitern sind vielleicht noch zwanzig übrig, seht selbst!", forderte er den Prinzen auf.
In diesem Moment flog eine kleine Salve Pfeile, geschossen von ein paar Bogenschützen, die sich wieder gesammelt hatten, auf die Rohirrim zu und tötete etwa ein Dutzend Männer. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren stürmte Theoden los, um sich der Schützen anzunehmen. Die Reiter folgtem ihm. Mittlerweile, waren auch die Fußsoldaten aus Edoras angekommen und nahmen ihre Stellungen ein. Ich lief rasch zu ihnen herüber, um mich ihnen anzuschließen.
Das Heer der Haradrim war deutlich geschrumpft, doch musste es immer noch an die 1000 Mann zählen. Ich sah mich um. Bei mir standen etwa 80 Mann. Die verbleibenden leichten Reiter, hatten sich dem Ansturm des Prinzen angeschlossen, der sie sich jetzt sammeln ließ. Die Armee der Haradrim schwenkte nun um und nahm stattdessen Kurs auf die Reiter, da sie diese offenbar für die größere Bedrohung hielten.
Hinter mir hörte ich Hufgetrappel. Das dritte Heer, war endlich auf dem Schlachtfeld angekommen und sie brachten Bogenschützen. Ich erkannte ihren Feldherren nicht, der seinen Männern jetzt befahl eine Salve Pfeile loszuschicken. Bei ihm waren auch Axtkämpfer, die sich den Männern aus Edoras anschlossen. Vor uns fielen die Haradrim den Pfeilen zum Opfer. Ihre Armee stockte, wusste nicht, wohin sie sich wenden sollte. Da stürmte Theoden los. Auch der unbekannte Feldherr gab seinen Pferd die Sporen. Ihm folgten seine Männer und mit ihnen das Fußvolk aus Edoras. Also stürmte auch ich los, mit einem kehligen Schlachtruf auf den Lippen.
Die Haradrim wankten als, sie so von zwei Seiten zugleich bedrängt wurden. Und da wurde ich übermütig. Ich rannte vor, an meinen Kamderaden vorbei und stach einem Speerträger das Schwert in die Kehle. Den Stoß eines zweiten konnte ich mit dem Schild abfangen, doch blieb der Speer stecken, sodass ich nicht ausweichen konnten als ein dritter Speer auf mich zugerast kam.
Schmerz explodierte in meinem Rachen und goss sich wie flüssiges Feuer in meine Lungen. Ich wollte aufschreien, doch nur ein Gurgeln, wie aus einem alten Braukessel, entrang sich meiner Kehle. Ich spürte wie ich zusammensackte. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie dem Mann, der mir den Speer in den Hals gerammt hatte, mit der Axt der Schädel gespalten wurde. Dann begann mein ganzes Blickfeld zu zittern, ich hörte Schreie doch verstand kein Wort. Meine Gliedmaßen krampfen sich zusammen und ein roter Schleier zog sich über meine Augen. Blut quoll mir aus dem Mund. Dann merkte sich wie neben mir etwas auf dem Boden aufschlug und sah wie sich Reodreths Gesicht über meines beugte.
Im letzten Moment war der Schmerz verflogen. Ich lag ruhig und warm auf dem grasigen Boden. Ich lächelte und nahm Reodreth' Hand. Dann wurde alles schwarz. Und so ließ ich mein Leben auf dem Schlachtfeld."
Zuletzt geändert von Guerillonist am 26. Mai 2013 18:13, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: [AAR] Auf, Eorlingas !

Beitragvon Guerillonist » 18. Dezember 2012 16:31

38. Kapitel - Das Ende der Insavion
Reodreth, am nächsten Tag


"Wir hatten die Leichen zusammengetragen und verscharrt. Eigentlich - das wusste ich - hätten wir glücklich sein sollen. Doch zumindest ich fühlte mich nur elend. Ich hatte seit fast drei Jahren nichts von Gawan gehört und nun, da ich ihn wieder gesehen hatte war er tot; gerichtet vom Streich eines Haradron. Und ich konnte noch nicht einmal Vergeltung üben, indem ich seinen Mörder selbst tötete - einer der Männer aus Edoras hatte ihn gefällt.
So blieb mir nichts, außer seiner Beerdigung beizuwohnen. Aelfirc war bei mir. Nur wir beide waren noch von der "alten Truppe" übrig und ich hatte das dumpfe Gefühl, dass wir das Ende des Krieges nicht gemeinsam erleben würden.
Die Körper der Gefallenen wurden verbrannt, denn es war kein Platz um sie alle in Hügelgräbern zu beerdigen. Dennoch fand ich, dass es eine recht schöne Zeremonie war, die Theoden abhielt. Der Prinz war es auch, der den Holzstoß in Brand setzte, auf dem die Leichname von dem Flammen verzehrt wurden, bis nichts mehr als schwarzer Staub von ihnen übrig war.
Erst danach ging Theoden in die goldene Halle von Meduseld, um sich mit den Kriegsherren zu beraten. Bei ihm waren drei: Eomund, der dritte Marschall, Egbert, der die erste Belagerung von Isengart geführt und ein Entsatzheer von Westen herangeführt hatte, und Frumgar, der Herr von Westemnet, der mit Truppen aus dem Osten zur Hilfe geeilt war. Außerdem waren natürlich noch sein Gefolge und die Wache von Meduseld anwesend. Der junge Wachmann Hama saß am gegenüberliegenden Kopf der Tafel und beobachte die Versammelten aufmerksam.
Egbert sprach: "Wir haben heute einen wichtigen Sieg errungen, doch nur unter schweren Verlusten. Ich habe gestern hunderte guter Männer verloren, alle treu und mutig kämpfend für Rohan. Auch wünschte ich, dass nicht ich derjenige sein müsste, der euch diese Nachricht überbringt, aber: Euer Vater ist in Isengart eingeschlossen. Die Uruks haben sich nach dem Sturz des Weißen Zauberers neu formiert und belagern die Stadt. Keiner weiß, wer sie anführt, aber ihr Wille scheint ungebrochen."
"Wir müssen eine Armee aufstellen und die Städte, die unter dem Einfluss der Uruk-Hai stehen, zurückerobern!", drängte Frumgar. "Nein!", widersprach Egbert. "Wir müssen ein neues Entsatzheer aufstellen und die Belagerung von Isengart brechen." "Der König ist ein guter Kämpfer. Er wird alleine klar kommen, aber wir müssen diese Situation nutzen und dem Feind in den Rücken fallen", antwortete Frumgar. "Mit dieser Entscheidung werdet ihr den König ans Messer liefern!", polterte Egbert und hieb mit der Faust auf den Tisch.
"Ruhe!", brüllte plötzlich Theoden. Seit einer halben Stunde hatte er nur da gesessen und geschwiegen. Schlagartig wurde es still in der Halle und alle Köpfe drehten sich zu ihm um. "Ihr habt beide recht", sprach der Prinz jetzt ruhiger weiter. "Und deshalb werde ich die Armee teilen. Egbert und Frumgar, ich nehmt euch alle verfügbaren Kräfte aus Edoras und der Westfold und marschiert ins Dunland! Nirgendwo sonst als zu diesen Unholden können sich die Uruks zurückgezogen haben. Eomund! Du bleibst hier und verteidigst die Stadt, sollten sich neue Heere nähern." "Und was werdet ihr tun, mein Prinz?", wollte Eomund wissen. "Ich werde ins Hargtal ziehen... und eine Heerschau abhalten." Es wurde erneut still in der großen Halle. Eine Heerschau abhalten, das hieß nichts anderes als jeden Mann und jeden waffenfähigen Knaben des Landes zum Krieg zu rufen. Das stehende Heer Rohans war vergleichsweise klein und bestand nur aus Freiwilligen, die den Heeren der Fürsten folgten, die Heerschau würde jedoch eine Bewaffnung des gesamten Volkes bedeuten.
Schließlich war ich es, der das Schweigen brach: "Dann lasst mich mit euch kommen, mein Herr!" Theoden sah mich müde an. "Du heißt Reodreth, nicht wahr? Du bist in meinem Gefolge geritten. Warum glaubst du, dass ich dich mitnehmen sollte?", fragte er. "Ich selbst komme aus Unterharg. Ich kann euch helfen die Menschen dort zu überzeugen in den Krieg zu ziehen."
Theoden überlegte kurz. "Nein", entschied er kann. "Die Menschen werden in den Krieg ziehen müssen, so oder so. Aber Frumgar wird dich nützlich finden. Du bist ein guter Krieger und man wird dich im Kampf gegen die Dunländer brauchen." Ich war nicht überzeugt, widersprach jedoch nicht. Der Prinz musste tun, was er für richtig hielt. Also nickte ich nur und lauschte wieder den Gesprächen der Männer.
Etwa eine Stunde später war alles besprochen, was zu besprechen war. Also machte ich mich auf den Heimweg. Zuhause wartete Hrodwyn mit einer warmen Suppe. Sie fiel mir stürmisch um den Hals, als ich eintrat. "Aua! Vorsicht mein Arm", murrte ich, doch in Wahrheit war ich froh über ihre Umarmung. "Was haben sie beschlossen? Muss du wieder in den Krieg ziehen?", wollte sie wissen. "Ja", sagte ich knapp und begann die Suppe zu löffeln. "Aber warum? Warum immer du?", fragte sie. "Alle Männer müssen, dieser Tage in den Krieg ziehen, das weißt du. Der Prinz will sogar eine Heerschau abhalten." "Jedesmal, wenn du in die Schlacht ziehst, muss ich mich fragen ob, ich dich je wiedersehe", klagte sie. "Hrodwyn", sagte ich und nahm ihre Hand. "Ich tue es doch auch für dich. Damit du in Sicherheit leben kannst. Ihr beide!", sagte ich beschwichtigend, dabei ruhte mein Blick auf der Wölbung ihres Bauches, die sich mittlerweile deutlich abzeichnete. Doch Hrodwyn zog ihre Hände zurück und vergrub das Gesicht darin.
"Wann wirst du aufbrechen?", fragte sie schließlich. "In drei Tagen." Hrodwyn nickte und nahm die Teller vom Tisch. "Wann ist dieses Schlachten endlich zu Ende?", fragte sie, als sie sich wieder setzte. Ich atmete tief ein und sah in ihre strahlend blauen Augen. "Dunkle Mächte sind in dieser Zeit am Werk. Erst wenn wir sie nieder geworfen haben, können wir in Frieden leben. Der Weiße Zauberer Saruman hat grausame Kreaturen herangezüchtet, die Uruk-Hai. Zwar ist Saruman nun tot, doch seine Kreaturen leben weiter und bedrohen uns noch immer... und dann ist da noch Sauron."
Hrodwyn erschauerte bei diesem Namen. "Sauron ist tot", hauchte sie "Schon seit Jahrhunderten." "Aber sein Geist lebte weiter", sagte ich. Was das bedeutete verstand ich damals selbst nicht so genau, doch ich wusste, dass wir noch einige Schlachten zu schlagen hatten, ehe wieder Frieden in Rohan einkehrte."
Zuletzt geändert von Guerillonist am 26. Mai 2013 18:14, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: [AAR] Auf, Eorlingas !

Beitragvon Guerillonist » 27. Dezember 2012 13:59

39. Kapitel - Die Verteidigung von Isengart
Eofor, Anfang Juni


"Wohl nur die Toten haben das Ende der Schlachten gesehen, dachte ich, als ich in meine Rüstung stieg. Ich nahm den Schild und hängte mir das Schwert um die Hüfte. Dann verließ ich mein Quartier um den König zu suchen. Ich fand ihm an einem der Balkone von Orthanc, über das Land blickend. "Mein König", sagte ich als ich an ihn herantrat. "Ihr müsst euch zur Schlacht rüsten." "Sieh dir ihre Banner an!", forderte Thengel mich auf. "Noch immer tragen sie die weiße Hand - Sarumans Zeichen. Manchmal frage ich mich, ob ich den weißen Zauberer damals wirklich erschlagen habe... Zauberer sind schließlich Zauberer." "Zauberer sind Zauberer", bestätige ich und sah über das Land.
Überall um Isengart herum wehten schwarze Fahnen im Abendwind.. „Doch selbst Zauberer sind nicht unsterblich... oder?“ „Ich weiß es nicht“, seufzte der König.
Einen Moment lang betrachteten wir das hektische Treiben unten in der Stadt, dann sagte ich: „Mein König, eure Rüstung.“ Wobei ich den Harnisch in meinen Händen hochhielt. Thengel ließ sich von mir rüsten, doch als der Panzer auf seine Schultern sank, da ließ der König erneut ein Seufzen vernehmen. Ein tiefes, ergebenes Seufzen, wie wenn ein Fels sich vom Berg löst. „Ich bin alt, Eofor. Meine Knochen sind wie morsches Holz, an dem der Baumschwamm nagt, und meine Haare so weiß wie der Schnee des Nebelgebirges“, klagte der König „Und doch seid ihr ein großer Krieger und ein weiser König“, beschwichtigte ich ihn. „Und dennoch sagt mir mein Gefühl, dass ich das Ende dieses Krieges nicht mehr sehen werden.“ „Wie auch immer dieses Ende aussehen mag, eure Männer werden euch dorthin folgen.“ „So folgen sie mir in den Tod.“
Als wird kurz darauf in der Stadt ankamen war schon alles für ihre Verteidigung gerüstet. Die Mauern waren mit Schützen bemannt. Die berittenen Schützen hatten ihre Pferde in Stallungen abgestellt, um auf der Mauer den Feind entgegentreten zu können. Insgesamt etwas mehr als 650 Bogenschützen. Dazu 200 Speerträger, 100 Axtkämpfer und das Gefolge des Königs, noch einmal 100 Reiter.
Ich ritt an meiner üblichen Position, an der Seite des Königs, als wir die Mauer entlang trabten. 1050 Mann, gegen 2000 Uruks, überlegte ich. Auch wenn sich die Zahlen zunächst einmal schlecht anhörten, so hatte doch große Hoffnungen, wenn man bedachte, dass der Feind erst einmal gegen die Verteidigung anrennen müsste.
Als wir unter dem Tor standen, ließ der König halten. „Bindet eure Pferde an, Männer, und folgt mir auf die Mauer.“ Also taten wir wie geheißen. Die Banner der Mark wehten auf dem Ring, der Isengart umgab. Unter uns flatterten die Fahnen der Weißen Hand.
Die Uruks wollten die Stadt im Sturm einnehmen. Sie führten Rammen und Leitern mit sich, die sich vor Ort gebaut hatten. Thengel nahm direkt über dem Tor Aufstellung, in der Mitte seiner Männer. Grimtoth, sein kampferprobtes Schwert, hing um seine Hüfte und in der Linken trug er einen großen, runden Schild, auf dem Silber auf Grün das Pferd Rohans prangte. Er ließ den Blick über die Reihen der Uruks schweifen. Eine wogende Masse, gewandet in Hass und schwarzes Eisen. Bei ihnen waren auch einige Dunländer, mit Speeren und Äxten. Schreie und Jubelrufen erhoben sich unten, als sie den König erblickten, wie er hoch oben auf der Mauer stand und auf das Land hinaussah. Ich verstand nicht, was die Ungetüme dort unten brüllten, doch zweifellos musste ich um allerlei Grausamkeiten handeln, die sie dem König anzutun gedachten.
Thengels Blick trieb nun in die Ferne ab, als erhoffte, er Beistand würde aus dem Süden herbeieilen, wo Helms Klamm lag. Ich konnte mir seine Gedanken lebhaft vorstellen. Hatte der Prinz Nachricht von ihrer Lage erhalten? Befand er sich vielleicht selbst in Gefahr? Thengel hob an zu einer Rede, doch der Wind und der Lärm, der von unten herauf Drang, schluckten seine Worte. Schließlich wandte er sich zu mir um und streckte wortlos die Hand aus. Ich überreichte ihm seinen Helm, den ich bei mir trug, und der König setzte ihn sich auf das weiße Haupt. Dann trat ich neben ihn. „Lasst uns hoffen, dass der Spuk nach dieser Schlacht ein Ende findet und endlich wieder Frieden einkehrt“, sagte der König laut und sehr grimmig.
Unten begann sich nun aus dem wüsten Durcheinander der Stimmen ein Rhythmus zu bilden. Bumm! Bumm! Bumm! Traten Uruks und Dunländer von einem Bein aufs andere und stießen im Takt ihrer Tritte gellende Rufe aus. „Noch nicht schießen!“, rief Thengel zwischen zwei Schlägen.
Urplötzlich begann die erste Reihe der Belagerer sich auf Isengart zuzuwalzen. Der Himmel wurde immer düsterer, als die Sonne im Westen versank, doch Thengel hielt den rechten Arm hoch erhoben, als Zeichen für seine Männer das Feuer noch nicht zu eröffnen. Erst als die vordersten Angreifer schon die halbe Distanz zur Mauer überwunden hatten, ließ der König den Arm herabschnellen, woraufhin 650 Pfeile von 650 Bogen abgeschossen wurden. Die Schreie die jetzt hinauf drangen, waren keine Schlachtrufe mehr, sondern Schmerz- und Wutgeheul. Eine zweite Salve regnete auf die Uruks herab und fällte etliche von ihnen. Doch vor der Mauer machten sich jetzt Armbrustschützen bereit ihre Bolzen abzufeuern. Geschosse, schwarz wie Raben, pfiffen den Rohirim um die Ohren oder prallten prallten von ihren Schilden und der Mauer ab. Ich sah mich rasch um: In meiner nächsten Umgebung schien niemand verletzt, doch unter uns wurden jetzt die Leitern aufgestellt.
Ich zog mein Schwert und trat so nah wie möglich an die Brustwehr heran. Zwei Schritte neben mir prallte eine der Sturmleitern mit einem vernehmlichen plonk gegen den Mauerkranz. Als ich herabsah, gewahrte ich schwarze Gestalten, die an ihr hinauf kletterten. Im nächsten Moment musste ich jedoch meinen Kopf wieder in Deckung bringen, da erneut Bolzen auf uns zurasten.
Die Rohirim schossen längst nicht mehr in Salven. Jeder Schütze nahm ein anderes Ziel ins Visier und versuchte die Angreifer von den Leitern zu schießen, ehe diese den Wall erklimmen konnten.
Plötzlich griff eine Klauenhand neben mir, nach der obersten Sprosse der Leiter und eine hässliche Fratze erschien einen Augenblick später. Doch ehe der Uruk einen Fuß auf die Mauer setzen konnte, hatte ihm einer der Reiter schon die Kehle aufgeschlitzt. Doch es dauerte nur einen Wimpernschlag, bis ein zweiter Uruk erschien. Dieser sprang einfach von der zweitobersten Leitersprosse ab und landete mit beiden Füßen gleichzeitig auf dem Wehrgang. Doch noch ehe er sich vollständig aufrichten konnte, war er schon niedergemacht worden. Ein dritter Uruk landete auf dem Leichnam seines Kameraden und Hieb mit einer zweihändigen Streitaxt gegen den Krieger zu meiner rechten. Dieser fing den Schlag jedoch ab und ein andere Reiter schlitzte dem Ungetüm die Wade auf, worauf dieses einknickte und erschlagen wurde.
Auch die nächsten beiden Angreifer konnten wir mühelos abwehren. Der sechste Uruk jedoch, der die Leiter empor kam, schleuderte, noch ehe er ganz oben angelangt war, dem nächstbesten Reiter seinen Schild ins Gesicht, sprang dann gegen diesen und spaltete ihm im Fallen mit einem beidhändig geführten Schlag den Helm. Rotes und schwarzes Blut verklebten die hellbraunen Haare des toten Kriegers, als dem Uruk von hinten die Halsschlagader durchtrennt wurde. Ich sah mich auf der Mauer um und entdeckte zu meinem Schreck, dass sich um mehrere Sturmleitern herum bereits Trauben von Uruks gebildet hatten, sodass die nachrückenden Ungeheuer nicht mehr fürchten mussten erschlagen zu werden, noch ehe sie einen Fuß auf die Mauer setzten.
Den nächsten Feind, der die Leiter vor mir empor kam erstach ich selbst, es war ein Dunländer, dessen Leiche ich die Leiter hinabschleuderte in der Hoffnung er würde im Fallen ein paar seiner Kameraden mitreißen. Dann jedoch sprang ein Uruk von der Leiter, erschlug einen Rohir, blockte den Schlag des nächsten ab und warf einen anderen Krieger über die Brustwehr von der Mauer, bis er selbst getötet wurde. Doch mittlerweile hatten schon drei seiner Kameraden seinen Platz eingenommen. Ich fluchte, wenn wir den Orks erlaubten einen Brückenkopf zu errichten, wäre unser Vorteil dahin. Zu allem Überfluss erzitterte plötzlich die ganze Mauer unter einem dumpfen Aufprall. „Die Ramme!“, schrie ich. „ Sie rammen das Tor ein!
Inzwischen hatten sich rechts und links von mir Trauben von Uruks gebildet. Ich sah wie die Söhne der Mark scharenweise niedergemacht wurden, da gewahrte ich neben mir ein lautes Knurren. Thengel stürmte an mir vorbei und riss Grimtoth aus der Scheide. Mit einem gewaltigen Hieb brachte er der Rüstung des ersten Uruks, er sich ihm in den Weg stellte einen tiefen Riss bei, ehe er ihm den Schild derat in das Gesicht rammte, dass der Ork rücklings über die Brustwehr fiel. Dem zweiten, der gerade einen gestürzten Krieger bedrängte, trennte er den Kopf mit einem Hieb von den Schultern, doch dann stand er vor einem Uruk, der größer war als die übrigen. 7 Fuß hoch ragte er über dem Boden auf. Er trug einen schwarze Harnisch, auf dem Sarumans weiße Hand prangte, und einen grausam wirkenden Zweihänder in den Pranken.
Er fing den Schlag des Königs mit Leichtigkeit ab und spaltete dann mit einem gewaltigen Hieb dessen Schilden. Die Wucht des Angriffes riss Thengel zu Boden. Rasch klammerte er sich an der Brustwehr fest, rappelte sich wieder hoch um das Schwert erneut zu heben. Doch kaum, dass er wieder stand, führte der Uruk einen neuerlichen Streich. Mit beiden Händen schwang er die grausige Waffe und traf Thengel auf Bauchhöhe. Die Schneide fraß sich durch den Harnisch und verwundete den König tödlich.
Blut spritze auf, als der Uruk die Waffe aus der Rüstung riss. Für einen Moment kam mir alles langsamer vor als sonst. Auch die Geräusche drangen nur noch gedämpft an mein Ohr. Ich sah, wie König Thengel leblos auf dem Boden zusammensank: Der Mann, dessen Leben zu schützen ich unter Einsatz meines eigenen geschworen hatte, war tot. Unter meinen Augen gefällt von einer Bestie aus den Kerkern Mordors. Und der Uruk stieg über Thengels Leichnam hinweg, als sei es nur einer von vielen Kriegern, die er heute gemordet hatte. Wut kochte in mir hoch und ohne nachzudenken, stürzte ich mich auf den Uruk.
Mit dem gepanzerten Unterarm blockte er meinen Hieb ab und entwand dann die Klinge mit bloßen Händen meines Griffs. In blinden Zorn schlug ich mit dem Schild nach ihn, doch das Ungetüm wich aus und stieß mich lachend zu Boden.
Ich sah, wie es das gewaltige Schwert hoch über den Kopf hob und machte mich bereit aus diesem Leben zu scheiden.
Da ertönte auf einmal ein Schrei. Ein hoher, markerschütternder Schrei, wie ich ihn nie zuvor und nie hernach vernommen habe, laut über den Schlachtenlärm hinweg. Ein hohes, eiskaltes Kreischen, dass alle auf dem Schlachtfeld, ob Menschen oder Orks, innehalten ließ. Ich sah zum Himmel und erblickte schwarz vor dem dunklen Nachthimmel die Umrisse von etwas, dass einem riesigen Vogel ähnelte. Eine plötzliche eiskalte Furcht griff nach meinem Herzen und ich war außerstande mich zu bewegen.
Was für eine Art von Wesen auch immer dies sein mochte, es hatte offenbar Gewalt über die Uruks, denn sie sahen wie gebannt in den Himmel hinauf und ich meinte zum ersten Mal Angst in ihren Augen zu sehen. Das Wesen stieß erneut sein hohes Kreischen aus, woraufhin der Uruk vor mir seine Waffen sinken ließ und mich grimmig ansah. Er versetzte mir einen so heftigen Tritt in die Rippen, dass es trotz der Rüstung höllisch schmerzte und... stieg die Leiter wieder herab.
Es war unglaublich, aber die Uruks und Dunländer zogen sich tatsächlich zurück. Das Wesen kreiste noch über Isengart, bis die Uruks einige hundert Schritt zwischen sich und die Stadt gebracht hatten, dann flog es Richtung Osten davon. Ich wagte es nicht auch nur einen Muskel zu rühren, bis die Umrisse der Kreatur mit dem Nachthimmel verschmolzen waren. Erst dann sah ich mich vorsichtig um. Auch die anderen Rohirrim schienen aus einer Schreckensstarre zu erwachen, als das Wesen fort war und ihren Gesichtern konnte ich entnehmen, dass sie genauso wenig verstanden, was gerade passiert war, wie ich.

Die Schlacht war gewonnen, doch der Preis war hoch gewesen. Ein Paar der Überlebenden postierten sich auf der Mauer, die anderen waren damit beschäftigt die Toten zusammenzutragen. Ich selbst nahm den toten Körper Thengels und bahrte ihn in Orthanc auf. Den Rest der Nacht versuchte ich ein wenig Ordnung in das Chaos zu bringen, das der Ansturm der Uruks und der Tod des Königs hinterlassen hatten. Die meisten Männer nahmen meine Anweisungen bereitwillig entgegen. Trotzdem dauerte es lange bis alle notwendigen Arbeiten erledigt waren und wir ein wenig zu Ruhe kommen konnten.
Tatsächlich schimmerte im Osten bereits der neue Tag, als ich mich erschöpft und traurig auf mein Feldbett sinken ließ. Die letzten zwei Stunden hatte ich an Thengels Bahre Totenwache gehalten. Mittlerweile hatten andere mich abgelöst, damit ich hochgehen und mich ein wenig ausruhen konnte. Ich hatte hatte gerade erst die Augen zugetan – oder zumindest schien es mir so – als ich vom Ruf der Hörner wach gerissen wurde. Sie schlugen Alarm!"
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Re: [AAR] Auf, Eorlingas !

Beitragvon Guerillonist » 30. Dezember 2012 15:01

40. Kapitel - Der Waldläufer
Reodreth


"Ich konnte mich nicht erinnern, jemals so schnell geritten zu sein, wie in den letzten Tagen. Ich ritt wieder in Theodens Gefolge. Der Prinz hatte seine Pläne geändert: Er zog nun doch selbst mit nach Isengart, obwohl er zunächst gehabt hatte eine Heerschau im Hargtal abzuhalten. Frumgars Armee, die uns nachzog, hatten wir mittlerweile weit hinter uns gelassen. Schuld an diesem Sinneswandel war ein Brief, der am Tag nach der Schlacht Edoras erreicht hatte. Ein unscheinbarer kleiner Brief, versiegelt mit einem roten Wachsklecks und einem Baum mit sieben Sternen als Zeichen. Der Inhalt des Briefes lautete wie folgt:

Prinz Theoden
es ist von größter Wichtigkeit für euch
und für euer Volk, dass ihr euch so
schnell es euch möglich ist, nach Isengart
begebt. Ich werde dort auf euch warten.
Genauere Informationen kann ich diesem
Brief nicht beifügen, bitte habt Vertrauen.
Thorongil


Daraufhin hatte sich der Prinz entschieden, die Heerschau zu vertagen und so schnell wie möglich nach Isengart zu eilen. Wir gönnten weder uns noch den Tieren allzu viel Rast, bis wir den Isen überquert hatten. Dennoch war es bereits Juni, als wir endlich in der Ferne Isengart sahen. Es wehten noch immer die Banner der Mark über den Mauern, trotzdem sagte Theoden. „Das gefällt mir nicht... irgendetwas stimmt hier nicht.“
Auch die Pferde merken es. Als wir und näherten wurden sie unruhig und begannen zu schnauben und zu wiehern. Dann sahen wir die Leichen. Auf der Ebene vor Isengart lagen die Leichen dutzender wenn nicht hunderter Krieger. Ob sie zu den Rohirrim oder zu den Uruk-Hai gehörten konnten wir aus dieser Entfernung nicht erkennen. „Hier hat er kürzlich ein Schlacht stattgefunden“, sagte Theoden, während er sein Pferd weitertrieb. Und tatsächlich lag noch der Geruch von Blut in der Luft, als wir uns näherten. Plötzlich ertönte in Isengart ein Hornsignal. Erleichert stelle ich fest, dass es das Horn Rohans war, dessen Ruf zu uns herüber drang.
Einer der Männer schrie auf einmal: „Da, seht!“, und deutete nach Westen. Alle wandten sich um. Da kam ein einzelner Reiter über die Ebene gesprengt. Theoden hielt Schneemähne an. Der Reiter trug den Mantel eines Waldläufers und kam direkt auf uns zugaloppiert.
„Thorongil!“, rief Theoden und hob die Hand zum Gruße. Thorongil? Das ist also der Mann, der den Brief an den Prinzen geschrieben hatte. Nichts besonderes schien an diesem Mann zu sein und ich konnte mir nicht vorstellen, warum Theoden so großes Vertrauen in ihn hegte, dass er auf seinen Rat hin seine Pläne so gravierend änderte.
Auch Thorongil hob die Hand während er über die grüne Ebene ritt. „Heil euch, Prinz Theoden!“, begrüßte er den Sohn Thengels, nachdem er sein Pferd angehalten hatte. „Ich bin froh, dass ihr hier seit. Ich habe viel mit euch zu besprechen, aber wenig Zeit.“ „Dennoch sollten wir das lieber in Isengart tun als hier draußen“, entgegnete Theoden.
„Vielleicht, solltet ihr ein Banner hissen“, schlug Thorongil vor, als sie ihre Pferde, zwischen den Leichen hindurch, die jetzt eindeutig als Urukleichen zu erkennen waren, auf Isengart zulenkten. „Unser Besuch scheint ein wenig Unruhe hervor zu rufen“ Und so war es auch. Die Mauern wurden gerade bemannt und erneut ertönte ein Horn. Also ließ Theoden die Banner entrollen, sodass die Männer in der Stadt sehen konnten, wer sich näherte.
Als Theoden und Thorongil, die nebeneinander an der Spitze des Zuges ritten, noch etwa hundert Schritt von dem Tor entfernt waren, da öffnete es sich mit einem lauten Knarren und ein einzelner Reiter, auf einem großen Rappen kam hervor. „Eofor!“, rief Theoden freudig und ließ Schneemähne die letzten Meter galoppieren. Thorongil trabte auf seinem Braunen hinterher.
Theoden! Welch eine Freude euch zu sehen“, begrüßte der alte Krieger ihn, doch mit einem bitteren Lächeln. „Ich freue mich auch euch zu sehen. Wie geht es Vater?“, fragte Theoden. Eofor machte ein betrübtes Gesicht und sah zu Boden. „Ich wünschte, dass nicht gerade ich der jenige sein müsste, der euch das sagt, aber vermutlich ich es meine Pflicht als Hauptmann der königlichen Wache: Thengel ist tot. Gestern Nacht ist er in der Schlacht gefallen.
Ich konnte Theodens Gesicht zwar nicht sehen, da er mir den Rücken zugewandt hatte, doch konnte ich mir den fassungslosen Ausdruck darauf lebhaft vorstellen. Auch mich und die übrigen Männer traf die Nachricht schwer.
Thengel war ein ein beliebter König gewesen, der Rohan durch eine lange Zeit des Friedens und durch eine kurze des Krieges mit Isengart, gut geleitet hatte. Obschon ich selbst seinen Vater Fengel nicht mehr erlebt hatte – er war 11 Jahre vor meiner Geburt gestorben – so haben die alten Leute im Dorf doch kein gutes Haar an ihm gelassen. Auch wenn wenn die Könige seit Generationen einen schlechten Stand in Unterharg hatten, so wurde doch von vielen Fengel als besonders gierig beschrieben. Thengel hingegen hatte man zumindest ein Mindestmaß an dem Respekt, der einem König gebührte, entgegengebracht. Doch nun war er tot.
Thorongil sagte etwas in einer mir unbekannten Sprache, dass ein wenig wie ein Stoßgebet klang. „Bitte, folgt mir. Ich bringe euch zu seiner Ruhestätte“, bat Eofor und wendete sein Pferd. Er führte uns auf direkten Weg zum schwarzen Turm, der sich in der Mitte von Isengart erhob und der, wenn ich mich recht entsinne, Orthanc genannt wurde. Auf der untersten Ebene des Turmes, die mit schwarzen Onyx ausgelegt war, hatte man Thengels Leichnam aufgebahrt. Eofor, Theoden und Thorongil traten ganz nah heran und die übrigen Männer stellten sich in respektvollem Abstand darum im Kreis auf.
Thorongil sagte erneut etwas in einer fremdartigen Sprache und legte Thengel sie Hand auf die Stirn, wofür er einen missbilligenden Blick von Eofor erntete. Doch Theoden hatte nur Augen für seinen toten Vater. Eine ganze Weile lang wurde kein Wort gesprochen. Dann fragte Theoden: „Wie genau ist es passiert?“ „Euer Vater ist, an vorderster Front kämpfend, von einem riesigen Uruk erschlagen worden. Er hat ihm den Bauch aufgeschlitzt.“ „Habt ihr diesen Uruk erschlagen, Eoforn, und meinen Vater gerächt?“ „Nein. Das ist ja das seltsamste an der ganzen Geschichte. Nachdem euer Vater auf dem Schlacht gefällt worden waren, habe ich den Uruk, der ihn getötet hat angegriffen. Doch er überwand mich und hätte auch mich erschlagen, wenn nicht plötzlich diese Kreatur aufgetaucht wäre.“ „War für eine Kreatur“, wollte Thorongil wissen, der mit einem Mal sehr angespannt schien. „Ich weiß es nicht“, gab Eofor zu. „Aber sie war riesig und konnte fliegen. Hoch über Isengart ist sie gekreist und hat geschrien.“ „Geschrien?“ „Ja. Und was für Schreie das waren. Haben einem das Blut in den Adern gefrieren lassen. Selbst die Uruks haben es gespürt und dann haben sie sich zurückgezogen – einfach so. Nach Osten sind sie, keiner was wohin oder warum sie das getan haben.
Thorongil wirkte erschüttert. „Nazgûl“, sagte er leise und ließ es wie einen Fluch klingen. „Nazgûl?“, fragte Theoden. „Sauron Diener. Einst waren sie Menschen, doch Sauron hat sie zum Bösen verführt. Jetzt sind sie wie er: Geistwesen, gefangen zwischen den Welten.“ Eofor runzelte weiterhin die Stirn, doch ein Theodens Miene war zuerst Erkennen und dann Furcht zu lesen. „Den Sterblichen, ewig dem Tode verfallen, neun...“, rezitierte er. „Aber was tun sie so weit im Westen?“, sinnierte Thorongil. „Lasst uns einige Schritte zusammen gehen“, bat der Waldläufer schließlich. „Wartet draußen auf mich, Thorongil. Ich will fünf Minuten allein mit meinem Vater“, entgegnete Theoden. Dann sah auf und sagte barsch: „Das gilt für euch alle!“
Ich verließ den Raum und ging hinunter zu Brunmanu, den ich vor dem Turm angeflockt hatte. Während ich ihn abtrenste, konnte ich hinter mir Stimmen hören: „85 Jahre ist Thengel alt geworden. Und doch hat nicht das Alter sondern, das Schwert ihn hinfortgerissen.“ „Ein würdiger Tod für einen Herren der Mark.“ Unauffällig, ging ich auf Brunmanus andere Seite um die Sprechenden im Blick zu haben. Es waren Eofor und der Waldläufer, der sich eine Pfeife stopfte. „Euch scheint die Zeit ja gar nichts anhaben zu können. Ihr seht noch genauso aus, wie damals, als ich euch vor fünf Jahren das erste Mal traf.“ Thorongil gluckste und stecke sich die Pfeife an. „Ich halte mich halt gesund. Das ist alles.“ Dann wurde er wieder ernst. „Seit ihr jetzt der Herr über die Stadt?“ „Zumindest bis ein neuer Stadtherr ernannt wird. Ich bin schon lange Krieger und war Hauptmann der Meduseldgarde. Es hat sich einfach so ergeben. Aber sagt, Thorongil, diese Nazgûl, was sind das für Gestalten.“ „Ringgeister. Seit hunderten von Jahren tot und doch noch immer mit unserer Welt verbunden. Einst waren sie Könige der Menschen, doch nach und nach fielen sie unter Saurons Schatten. Es heißt kein lebender Mann könne sie besiegen.“
Auah!“, schrie ich, als Brunmanu, der ungeduldig wurde und seinen Sattel endlich loswerden wollte, mich in meinen noch nicht ganz verheilten Arm zwackte. Thorongil wandte sich zu mir um und aus dem Schatten seiner Kapuze heraus an. Er sagte nichts, sondern blies nur einen erstaunlich stabilen Rauchkringel in die Luft. Doch er führte das Gespräch mit Eofor auch nicht weiter fort.
So blieb mir nichts als Brunmanus Sattel zu nehmen und ihn gemeinsam mit meinem Pferd in einen der vielen Ställe der Stadt zu bringen. Ich überlegte mir gerade, ob ich vielleicht zum Turm zurückgehen sollte um von König Thengel Abschied zu nehmen, obwohl ich ihn nie kennengelernt habe, da hörte ich Theodens Stimme: „Eigentlich war er nie ein Freund des Krieges gewesen. Ich weiß noch wie er sich ständig mit seinen Marschalls gestritten hat, als ich noch ein kleines Kind war. Er war ja damals in Gondor gewesen bevor er König wurde und wollte nun, dass auch in der Goldenen Halle nur noch Westron gesprochen wird.“
Ich setzte mich unauffällig hinter einen hohen Busch, der an der Seitenwand des Stalles wuchs, ganz so als wolle ich ein Nickerchen machen und hoffte, dass mein zweiter Lauschversuch etwas mehr Früchte tragen würde, als der erste. Jetzt hörte ich auch Thorongils Stimme hinter mehr näher kommen, als der Waldläufer sagte: „Ihr wisst, was der Tod eures Vaters bedeutet?“ „Dass ich jetzt König der Mark bin? Ja!“. Die Stimmen blieben stehen. „Thorongil, sagt mir, was das alles zu bedeuten hat und was ich tuen soll?“ „Ich weiß es selbst nicht. Aber ihr müsst bereit sein euch und euer Volk zu verteidigen.“ Stille. Dann: „Ihr sagtet ihr wolltet mir noch etwas über Saruman sagen?“, fragte Theodern, wobei die Stimmen, sich wieder in Bewegung setzten. „Ja“, antwortete Thorongil, als die beiden gerade an meinem Busch vorbeikamen. „Man hat ihn gefunden.“ „Wie meint ihr das gefunden? Der weiße Zauberer ist tot. Mein Vater hat ihn erschlagen.“ „Das dachten wir alle, aber es scheint als hätten wir uns geirrt.“ „Was soll das heißen? Erklärt euch!“ „Man hat Saruman gefunden. In einem Verließ in Dol Guldur?“ „Wo?“ „Saurons Festung in Süd-Düsterwald“ „Was hat das alles zu bedeuten, wie kommt er dahin?“, fragte Theoden, wobei er glücklicherweise erneut stehen blieb. Glücklicherweise deshalb, weil die beiden sich schon zum Rand meiner Hörweite bewegt hatten. „Saruman war auf der Suche nach etwas sehr wichtigen zu den Quellen des Anduin hinaufgezogen. Schon vor Jahren. Dabei wurde er laut eigener Aussage von Orks gefangengenommen und eingekerkert.“ „Und das glaubt ihr ihm? Wieso hat der Weiße Rat nichts von alledem gewusst?“ „Saruman hat seine Reise begonnen ohne sich mit dem Weißen Rat zu besprechen – und dafür wird er sich selbstverständlich verantworten müssen – aber was seine Glaubwürdigkeit angeht: Gandalf vertraut ihm und ich vertraue Gandalf.“ „Zum Teufel mit allen Zauberern!“, fluchte Theoden. „Und wen oder was hat mein Vater dann auf dem Feldern vor dieser Stadt erschlagen?“ „Ein Trugbild. Einen Schatten, geschafften durch Saurons Zauberkünste vermutlich.“ „Ein Trugbild, das mehrere Menschen erschlagen hat.“ „Sauron ist sehr mächtig geworden in diesen Tagen.“ Die beiden setzten sich wieder in Bewegung. Ich hörte noch wie Theoden fragte, wie Saruman gefunden worden sei und dass Thorongil darauf etwas antwortete, das wie „Radast“ klang. Dann verstand ich ihre Gespräch nicht mehr.
Ich war ziemlich durcheinander ob dieser Worte. Saruman lebte noch? Und er war Gefangener gewesen in irgendeiner Festung im Düsterwald. Das schien mir doch recht unglaubwürdig. Und wer war dieser Gandalf, dem Thorongil vertraute? Und warum vertraute der König - ja Theoden war ja nun König der Mark - einem Waldläufer in abgerissener Kleidung?
Wie sehr ich mir auch den Kopf über diese Dinge zermarterte, so fand ich doch keine befriedigende Antwort. Also erhob ich mich in der Hoffnung, das Theoden diese Dinge bald vor seinen Männern erklären würde und machte einen Spaziergang durch Isengart, diesmal wirklich mit dem festen Vorsatz an Thengels Grab vorbeizuschauen."
Zuletzt geändert von Guerillonist am 26. Mai 2013 18:16, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: [AAR] Auf, Eorlingas !

Beitragvon Guerillonist » 12. Februar 2013 16:26

41. Kapitel - Der schwarze Reiter
Hraefn, Ende Juni 2995, Am Amon Hen


"Der Tag war schön und die Sonne wärmte mich. Mein Zelt hatte ich zwischen den hoch aufragenden Steinen alter Ruinen aufgeschlagen, die auf einem hohem Hügel lagen. Das war der angenehmste Auftrag, den ich seit langem erhalten hatte: Den Südosten Rohans bewachen. Und es schien, endlich ruhig geworden zu sein an der Grenze. Keine kriegerischen Prinzen aus Rhun oder irgendeine sonstige Bedrohungen waren zu sehen.
Die Sonne hatte gerade ihren höchsten Stand erreicht und so fand ich, dass es ein guter Zeitpunkt für Mittagessen sei. Also packte ich Wurst, Käse, Brot und Bier aus meinem Beutel und setzte mich an den Rand der Ruine. Ich lauschte dem Flüstern des Windes in den Blättern und dem fernen Rauschen des Anduins und ein Gefühl inneren Friedens erfüllte mich. Als ich mich nach Osten wandte, meinte ich sogar in der Ferne Gischtschwaden von den Raurosfällen aufsteigen zu sehen. Ich überlegte, ob ich vielleicht in den nächsten Tagen eine kleine Reise nach Norden unternehmen sollte, um die Säulen der Könige, die Isildur und Anárion zeigten, zu sehen.
Gerade hatte ich mich mit diesem Gedanken angefreundet, da hörte ich wie sich unter das Rauschen und Flüstern noch ein anderes Geräusch mischte: Knistern. Stirnrunzelnd stopfte ich mir den letzten Bissen Brot in den Mund, stand auf und sah mich um. Nichts war zu sehen. Das machte mich nervös. Im nächsten Moment jedoch schalt ich mich für meine Dummheit. Nur ein kleines Eichhörnchen und ich bekomme es gleich mit der Angst zu tun. Als ich die Sache jedoch näher bedachte, kam ich zu der Ansicht, dass man mich für meine Reaktion durchaus loben konnte. So muss ein Späher denken. Immer auf der Hut.
Zufrieden drehte ich mich um und sah mich Auge in Auge mit einem Bogenschützen der mir mit gespannter Sehne einen Pfeil vor die Nase fiel. Aus den Augenwinkeln konnte ich weitere Gestalten mit Pfeil und Bogen erkennen, die ebenfalls auf mich zielten. Sie trugen graue Kapuzenmäntel und sahen grimmig drein. "Ihr atmet ziemlich laut", meinte der direkt vor mir. Ich wusste nicht, was ich darauf hätte entgegnen sollen und sagte deshalb gar nichts. "Und ihr lebt gefährlich", fuhr der Bogenschütze fort. "Es herrscht Krieg und hinter dem Anduin liegen die Braunen Lande - wo Saurons Einflussbereich beginnt." "Aus diesem Grund bin auch hier", brachte ich hervor und indem ich alles zusamme nnahm, was in diesem Moment noch von meinem Selbstvertrauen übrig war, schaffte ich es, zu fragen: "Und wer seid ihr, dass ihr mich hier überfallt wie eine Bande räudiger Diebe." "Wir sind die Dúnedain, Nachfahren der Menschen von Númenor. Wir bewachen den Anduin auf Befehl unseres Stammesführers Aragorn. Und was treibt ihr hier und auf wessen Befehl?", fragte der Dúnadan misstrauisch. "Ich tue das gleiche wie ihr. Doch auf Befehl Prinz Theodens von Rohan und nicht auf Anweisung irgendeines dahergelaufenen Stammesführers." "Hütet eure Zunge!", zischte der Mann, der immernoch den Bogen gespannt hielt.
Einige quälend lange Momente hielt er die Sehne weiterhin gespannt, dann endlich ließ der die Waffe sinken. "Vielleicht könnt ihr uns nützlich sein", meinte der Mann und musterte mich. "Und wenn wir hier draußen tatsächlich eine Bedrohung entdecken, dann wäre es gut, wenn auch Rohan so schnell wie möglich davon erführe." Auch die anderen Graugewandeten senken jetzt ihre Bögen und kamen auf mich zu. Es waren sechs an der Zahl, den direkt vor mit mit eingerechnet. "Wie lautet eigentlich euer Name", fragte er. "Hraefn", antwortete ich knapp und sehr kühl. Diese seltsamen Waldläufer kamen mir sehr verdächtig vor.
Meine Mine schien meine Gedanken zu verraten, denn der Mann lachte und sprach: "Ihr traut uns nicht? Das ist gut. Wir trauen euch nämlich auch nicht Hraefn aus Rohan.. Ich wüsste allerdings nicht wie ihr uns schaden solltet, vorausgesetzt..." Er streckte die rechte Hand aus. "Eure Waffen bitte." Ich sah mich flüchtig um. Die anderen fünf Dunedain hielten ihre Bögen zwar nicht mehr gespannt, doch hatten sie die Pfeile immer noch auf den Sehnen. Also gab widerwillig mein Kurzschwert und den Dolch ab. "Darf ich auch euren Namen erfahren", fragte ich während ich die Klinge vom Gürtel löste. "Aranarth", antwortete der Mann und verstaute die Waffen in einem Bündel, dass er um die Seite trug.
Obwohl mir die ganze Sache auch weiterhin nicht so ganz gefiel, bliebt mir nun keine andere Wahl mehr als den Dúnedain zu folgen. Aranarth war anscheinend ihr Anführer. Auch die übrigen fünf hatten ähnlich fremd klingende Namen, die für meinen Geschmack zu viele A's enthielten. Ich erfuhr auch, während wir nach Norden zogen, dass ihr Stammesführer, dieser Aragorn, ein Nachfahre König Elendils war. Zwar hatte ich noch nie von einem Aragorn gehört, doch schien er sich um Rohan zu sorgen. Immerhin hatte er zwei Dutzend seiner Stammesbrüder entsandt, um den Anduin und damit die Ostgrenze des Königreichs zu bewachen. Unser Lager schlugen wir am Ufer des Sees Nen Hithoel auf, der vom Anduin durchflossen wurde.
Die Waldläufer schienen doch keine so üblen Kerle zu sein; sie teilten ihr Abendessen mit mir, das aus fadem Brot bestand, welches jedoch sehr sättigend und angeblich von den Elben gebacken worden war, und gaben mir sogar eine Pfeife und etwas Pfeifenkraut. Danach erzählten sie Geschichten von den großen Königen von einst und sangen Lieder in einer fremden Sprache.
Am nächsten Morgen brachen wir früh auf. Aranarth wollte noch vor dem Abendrot das Nordende des Sees erreichen. Obwohl mir schon am Nachmittag die Füße wehtaten von dem forschen Tempo, dass die Waldläufer an den Tag legten, freute ich mich auf das Ziel unserer Reise. Denn dort standen die Säulen der Könige oder Argonath, wie die Dúnedain die riesigen Statuen nannten. Und tatsächlich kamen sie bald in Sicht, es sollte jedoch noch eine Weile dauern, bis wir sie erreichten. Unser zweites Nachtlager schlugen wir im wahrsten Sinne des Wortes zu Füßen der in Stein gehauenen Könige auf. Diesmal sangen sie jedoch nicht und es gab auch kein Feuer. Aranarth wollte möglichst unbemerkt bleiben in dieser menschenleeren Gegend. Noch immer schienen die Dúnedain mir nicht recht zu vertrauen, denn weder hatte man mir meine Waffen zurückgegeben, noch teilte man mich für eine der Nachtwachen ein. Eigentlich jedoch war mir das ganz recht. So hatte ich die Gelegenheit die Nacht durchzuschlafen, während über mir die Sterne ihre Kreise zogen.
Auch der dritte Tag in Gesellschaft der Dúnedain begann recht früh. Aranarth weckte mich und sagte mir, dass es zwar nicht mehr weit sei, er aber so bald wie möglich am Ziel sein wolle. Tatsächlich mussten wir nicht weit gehen. Etwa zweieinhalb Meilen nördlich der Säulen der Könige gab es eine Furt über den Anduin. Der große Fluss floss in dem Gebiet nördlich des Nen Hithoel sehr langsam und war recht flach. Und an der Stelle an der wir nun Halt machten, ermöglichte eine Reihe Felsen einen recht sicheren Übergang über den Anduin. "Heute Abend oder morgen sollte ein weiterer Trupp Waldläufer zu uns stoßen", erklärte einer der Männer mir. "So lange bleiben wir hier. Sollte irgendjemand versuchen den Fluss zu überschreiten, ist es ohnehin am wahrscheinlichsten, dass er es hier tun wird."
Da ich nichts Besseres zu tun hatte und der Gesellschaft der Waldläufer zumindest für ein paar Stunden entfliehen wollte, entschloss ich mich, das jenseitige Ufer zu erkunden. Die Landschaft auf der Ostseite des Anduin unterschied sich gravierend von der auf der Westseite. Während sich dort grüne Wälder weit ins Landesinnere zogen, wo sie langsam in die grasbewachsenen Landschaft Ostemnets übergingen, gab es auf der Seite, auf der ich mich jetzt befand nur einen schmalen Waldstreifen direkt am Fluss. Dahinter lag eine Baumlose Hügellandschaft, die sich nach Süden hin zu den schroffen Gipfeln der Emyn Muil erhob und nach Norden immer öder wurde. Das ganze Land östlich des großen Stromes ist krank, hat früher immer mein Großvater gesagt. Und er schien recht gehabt zu haben. Natürlich kannte ich Karten dieses Gebietes, das man gemeinhin "die Braunen Lande" nannte, doch erst als ich jetzt sah, konnte ich glauben wie wüst es war. "Und im Süden schließen sich die Totensümpfe an", murmelte ich verdrießlich. Die Totensümpfe, die Emyn Muil, die Braunen Lande - mein Großvater hatte recht. Und dann war da noch Mordor selbst. Vielleicht bildete ich es mir nur ein, aber ich glaubte ganz fern im Südosten das Aschegebirge und dahinter das Glosen des Schicksalsberges erkennen zu können.
"Kein schönes Land, nicht wahr?", fragte eine Stimme hinter mir. Ich wandte mich um und erblickte Aranarth. Der Dúnadan hatte seine graue Kapuze aufgesetzt und stand nur wenige Schritt hinter mir. Wie schaffte er es bloß immer sich so anzuschleichen? "Die Westfold ist mir lieber", gab ich schlicht zurück. "Ja, Sauron hat ganze Arbeit geleistet, diese Gebiete zu verwüsten" "Wie kommt es, dass sie sich noch immer nicht erholt haben. Der Krieg des letzten Bündnisses liegt immerhin schon 2985 Jahre zurück." Es war eines der wenigen historischen Daten, die ich mir merken konnte, wenn auch nur, weil man die Jahre danach zählte. "Der Einfluss des dunklen Herrschers ist noch immer stark in diesen Landen. Die Elben berichten, dass auch Saurons alte Festung in Süddüsterwald wieder bemannt ist." Es fröstelte mich bei diesem Gedanken, obwohl es warm war und ich zog den Mantel enger um mich. "Und im Süden, hinter Dagorlad, erhebt sich Morannon und dahinter erstreckt sich Mordor. Und nur die Valar wissen welche grausamen Pläne Sauron gerade dort, hinter den Hängen der Ered Lithui, ausheckt."
Das Abendessen war diesmal eine sehr schweigsame Angelegenheit. Die Dúnedain hatten das Lager mit Buschwerk befestigt und es so gleichzeitig vor neugierigen Blicken verborgen - nicht, dass es hier draußen jemanden gegeben hätte, vor dem man das Lager hätte verstecken müssen. Immer noch teilte man mich nicht zur Nachtwache ein und so konnte ich die Nacht durchschlafen. Das heißt: Ich hätte es gekonnt, wenn ich nicht mitten in der Nacht aufgewacht wäre.
Der Mond war bereits untergegangen und die Sterne verbargen sich hinter einer dichten Wolkendecke. Lediglich das letzte traurige Glimmen des Lagerfeuers riss ein Loch in die ansonsten perfekte Schwärze. Im karmesinroten Schein wurde ich der Umrisse des Waldläufers Halbarad gewahr, der aufgrund seiner hochgewachsenen Statur auch bei diesem Licht zu erkennen war. Ich richtete mich mit einem Seufzen in meinem Lager auf. "Spürt ihr das auch?", fragte Halbarad. Seine Stimme klang ernstlich besorgt. Erst wusste ich nicht, was er meinte, doch dann spürte ich es auch: Kälte. Am Abend war es noch angenehm lau gewesen, doch mittlerweile war es kalt, wie an einem Herbstmorgen und ein noch eisigerer Lufthauch wehte von Osten heran. Ich hörte wie sich neben mir noch ein weiterer Mann aufrichtete und meinte, Aranarths Stimme zu erkennen, die fragte: "Was ist das für eine neue Teufelei?" Einen Moment lang war es still, dann hörten wir Schritte. Nicht einfach nur Schritte, sondern das Stampfen hunderter, wenn nicht tausender Füße, die im Gleichtakt den Boden traten.
"Sie kommen... Halbarad, Hraefn weckt die anderen... leise!" Ich weckte einen der Waldläufer mit einer leichten Berührung an der Schulter. Der Mann war sofort hellwach und saß kerzengerade auf seiner Schlafstätte. Ich gebot ihm leise zu sein, ehe ich einen seiner Kameraden auf die gleiche Weise weckte. Aranarth bedeckte der derweil die letzten Reste des Feuers mit Sand und Erde. Jetzt war die Dunkelheit vollkommen.
Tastend und stolpernd bewegten wir uns in Richtung Anduin. Halbarad schien als einziger noch etwas erkennen zu können; er führte die Gruppe. Als der Ufersand unter unseren Füßen knirschte blieben wir stehen und legten uns flach auf den Boden, auf jedes Geräusch lauschend.
Die Schritte kamen immer näher und es konnte keinen Zweifel mehr geben, dass es ein Heer auf dem Marsch war, dass sich uns da näherte. Und unter dem gleichförmigen Tap-Tap der Füße konnte ich auch noch einen anderen Takt heraushören, den jeder Rohir zur Genüge kannte."Ein Pferd", wisperte ich. Durch das Rauschen des Anduins und das Stampfen der Armee war es kaum zu hören, doch ich hatte keinen Zweifel, dass dem Heer ein einzelner Reiter weit voraus ritt. Das Hufgetrappel näherte sich. Es schien jetzt die gegenüberliegende Böschung herunter zu kommen. Dann war ein Platschen und ein Wiehern zu hören, als der Reiter sein Tier in den Fluss trieb.
Die Dúnedain wurden jetzt unruhig und auch mich beschlich das dumpfte Gefühl, dass ich lieber nicht wissen wollte, wer da den Fluss überquerte. Das schlimmste jedoch war die Kälte, die mittlerweile beinahe winterliche Temperaturen angenommen hatte und von dem Reiter auszugehen schien. "Sollten wir nicht lieber...", begann ich gerade so leise, dass ich mich selbst kaum verstand, als die Wolkendecke aufriss und fahles Licht auf den Reiter fiel. Er war vollkommen in Schwarz gewandet und auch sein Pferd war schwarz wie ein Alptraum. Ich zuckte unwillkürlich zusammen, als ich den Reiter sah. Ein Teil von mir wollte aufspringen und fliehen, doch der andere wagte es nicht auch nur einen Muskel zu bewegen.
Der schwarze Reiter zügelte jetzt sein riesenhaftes Ross und blieb mitten im Fluss stehen. Dann begann er zu schnüffeln. Deutlich vernehmbar über das Rauschen des Flusses hinweg, sog er die Luft tief ein und schien, nach einem bestimmten Duft zu wittern. Plötzlich stieß er einen markerschütternden Schrei aus, der nicht von einem lebenden Wesen zu stammen schien, und zog sein Schwert. In dem Moment konnte ich nicht mehr an mich halten und sprintete los, in die Richtung aus der wir gekommen war, bloß weg von dieser Kreatur. Auch die Dúnedain sprangen auf und flohen Hals über Kopf. Der Reiter gab seinem Pferd die Sporen und das Tier preschte los. Offenbar konnte es uns trotz der Dunkelheit sehen. Ich hingegen sah überhaupt nichts, sondern kämpfte mich die Böschung hinauf, verhedderte mich an Zweigen und Dornenbüschen und wäre zweimal fast gestürzt. Hinter mir hörte ich einen Schmerzensschrei, der rasch verstummte. Endlich hatte ich wieder ebenen Boden unter den Füßen. Ich rannte blindlings vorwärst und krachte nach wenigen Schritten mit etwas hartem zusammen, das mir bis zur Hüfte reichte. Ich überschlug mich und landete hart auf dem Rücken, doch rappelte mich sofort wieder hoch und rannte weiter. Mein einziger Gedanke war, diesem Wesen zu entkommen.
Der Osten schimmerte schon blutrot und die Nacht war längst nicht mehr so undurchdringlich, als ich endlich stehenblieb und erschöpft zusammensackte. Von dem Reiter oder dem Heer, dass er anführte war nichts mehr zu sehen oder zu hören. Allerdings fehlte auch von den Waldläufern jede Spur. Als ich etwa zehn Minuten lang auf der Erde gesessen hatte und sogar wieder ein wenig zu Atem gekommen war, entschloss ich, dass es keinen Sinn machen würde, weiter auf die Dúnedain zu warten und vielleicht doch noch dem schwarzen Reiter in die Arme zu laufen. Also stand ich wieder auf und zog weiter nach Westen.
Ich ging den ganzen Tag durch, nur gegen Mittag ließ ich mich einmal kurz in den Schatten einer Ulme fallen und gönnte meinen Beinen etwas Ruhe. Erst gegen Abend sah ich ein, dass ich für heute nicht mehr weiter käme. Also ließ ich mich zwischen zwei mit Büschen bewachsenen Hügeln nieder. Meine Beine schmerzten und meine Kehle brannte vor Durst, doch ich hatte kein Wasser bei mir. Generell war meine Lage alles andere als rosig. Ich hatte keinen Proviant bei mir und war den ganzen Tag keiner Menschenseele begegnet. Ich war irgendwo im Südosten Ostemnets, wo genau wusste ich nicht. Dafür wusste ich, dass ich mich beeilen musste, wenn ich vor dem Reiter und seinem Heer in Edoras sein wollte. Ich hatte Angst zu schlafen, doch ich war so erschöpft, dass ich schließlich doch einschlief.
Mitten in der Nacht wurde ich wach. Einen Moment lang blinzelte ich nur in den wolkigen Himmel über mir, dann bemerkte ich den Schatten der auf mir lag. Ich sprang auf und wirbelte herum, bereit mich mit Zähnen und Klauen jedem Angreifer entgegenzustellen, der mir ans Leder wollte. Doch zu meiner Überraschung sah ich nur... "Halbarad", fragte ich ungläubig. "Aber wie hast du mich gefunden?" "Ich bin eurer Spur gefolgt", meinte der ins Kraut geschossene Dúnadan, als sei dies das normalste der Welt. "Und nun hört zu. Zwei meiner Kameraden sind tot, doch Aranarth konnte mit zwei weiteren entkommen und führt sie den Anduin entlang nach Gondor. Er wird beim Truchsess vorsprechen und Hilfe für Rohan erbitten." "Was war das für eine Kreatur?", wollte ich wissen. "Einer der Nazgûl... Ein Ringgeist", fügte er hinzu, als ich ihn nur fragend ansah. "Aber das tut jetzt nichts zur Sache. Fest steht jedenfalls, dass er nur einen Grund gehabt haben kann, den Anduin in dieser Stelle zu überqueren. Er will nach Edoras marschieren und zwar möglichst ungesehen. Du musst ihm also zuvorkommen." Das war alles nichts, was ich mir nicht schon selbst gedacht hatte, also bohrte ich nach: "Diese Ringgeister was sind das für Kreaturen." Halbarad seufzte. "Einst waren sie Menschen, so wie wir. Doch sie waren gierig nach Macht. Nach Macht für sich selbst oder auch nach der Macht Gutes zu tun. Jedenfalls ließen sie sich auf Sauron ein und nahmen Zauberringe von ihm an. Doch Sauron betrog sie und einer nach dem anderen fielen sie unter seinen Schatten. Jetzt sind sie Geister, so wie er. Und ich glaube sogar den, auf den wir gestern gestoßen sind erkannt zu haben." "Und welcher war es?" "Khamûl, der Ostling. Nach dem Hexenkönig der zweitschlimmste unter den Nazgûl. Er ist Saurons Statthalter in Dol Goldur. Und von dort hat er sicher auch seine Armee über den Anduin geführt." "Dann werde ich sofort nach Edoras aufbrechen, doch was wirst tun, Halbarad?" "Gut, ich habe Pferde für uns beide besorgt und auch ich werde reiten und die Botschaft von dem verbreiten, was wir gesehen haben." "Und wohin wirst du reiten?" "Zu meinem Vetter, Aragorn, Stammesführer der Dúnedain." "
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Re: [AAR] Auf, Eorlingas !

Beitragvon Guerillonist » 18. Februar 2013 11:57

42. Kapitel - Die Dunländer
Reodreth, Juli 2995, Dunland


"Gandalf, zumindest soviel hatte ich erfahren, war ein Zauberer und so wie Saruman Mitglied des Weißen Rates. Theoden hatte am Abend des Tages, an dem wir in Edoras angekommen waren, in seiner Rede zwar erwähnt, dass Saruman selbst nur Opfer eines Komplottes geworden sei, den man gegen ihn geschmiedet hatte ( was die meisten meiner Kameraden nicht überzeugender gefunden hatten als ich selbst ) von den Hintergründen des Ganzen, hatte ich allerdings nichts Neues erfahren. Vor allem war die Frage, die mir am meisten unter den Nägeln brannte, warum der König soviel Vertrauen in Thorongil steckte, war weiter unbeantwortet geblieben.
Im Moment jedoch hatte ich sowieso andere Sorgen. Mit einem Holzhammer in der Hand saß ich auf einem Schemel und trieb einen Dübel durch ein dafür vorgesehenes Loch in der Sprosse einer Sturmleiter. Damit war sie endlich fertig. Ich rüttelte noch einmal probeweise daran - alles hielt. Ich gab Aelfric und Cædmon ein Zeichen und gemeinsam hoben wir die Leiter hoch. "Ugh, ist das Teil schwer", beklagte Aelfric sich, als wir sie zu den anderen Leitern und Steigbäumen hinüberwuchteten. "Sei froh... dass wir nicht die Ramme... tragen müssen", gab ich zurück, doch war ebenfalls froh, als wir die Leiter ablegen konnten. "Und besser schwer tragen, als diese Steigbäume in der Schlacht verwenden", fügte ich hinzu und beäugte die wackeligen einholmigen Steigbäume, von denen wir jetzt 14 Stück hatten, misstrauisch und war froh, in der Schlacht eine der acht Sturmleitern zu verwenden. Sie waren die letzten; jetzt musste nur noch der Rammbock fertig werden.
Ich sah zu Dunerd, der Hauptstadt der Dunländer, herüber und Freude und Aufregung stiegen in mir auf. Fast sechs Jahre lang war ich nun schon ein Krieger Rohans und so zählte ich zusammen mit Aelfric zu den dienstältesten im Lager. Wäre ich adelig gewesen, hätte man mir vielleicht eine eigene Abteilung Reiter überantwortet, so jedoch kam mir immerhin die Ehre zu, einen Leiterntrupp anzuführen. "Dein eigener kleiner Befehl", hatte Aelfirc gescherzt und wir hatten darauf angestoßen. Nie hätte ich damals im Hargtal gedacht, dass ich es soweit bringen würde. Ich setzte mich neben den Leitern ins Gras und Aelfric ließ sich neben mir nieder. Cædmon kam mit drei Krügen Bier zurück und versonnen betrachtete ich die Leitern. Freude und Aufregung - in der Tat. Ich trank einen tiefen Schluck, der den Krug halb leerte und dachte versonnen darüber nach, was ich alles erlebte hatte. Deshalb war ich ja Krieger geworden: um die Welt zu sehen. Und ich hatte tatsächlich viel erlebt und gesehen. Den Anduin, den Limklar, Fangorn. Und ich hatte viele Schlachten geschlagen. Beim Limklarfort, Tirith Anduin, gegen die Orks, die Rhun und die Haradrim. Dann erneut gegen die Haradrim und nun gegen die Dunländer.
Obwohl ich bereits bei der Eroberung von zwei Festungen - wenn man sie als solche bezeichnen konnte - dabei gewesen war, hatte ich noch nie an einem wirklichen Sturm auf eine Burg teilgenommen, aber das sollte sich morgen ändern. Während ich so an meine Zeit als Krieger dachte, fand ich, dass man mich durchaus als Veteran bezeichnen konnte. Wie viele Männer hatten schon sechs Schlacht gesehen und überlebt? Freude und Aufregung. Wie damals in der Nacht, als ich zum ersten Mal mit Hrodwyn geschlafen hatte. Damals hatten mich die vielen Menschen, die ich erschlagen hatte, noch aufgewühlt, doch mittlerweile waren ihre Gesichter verblasst und es zählte nur, dass dieser Krieg endlich vorbei sein würde und es war mir egal wie viele Männer ich dafür töten musste, solange ich Hrodwyn und mein ungeborenes Kind dann in Frieden würden leben können. Darum freute mich die kommende Schlacht auch so sehr. Natürlich freute ich mich darauf, selbst einen kleinen Sturmtrupp anzuführen, aber vor allem hoffte ich, dass wir mit der Einnahme Dunerds den Krieg beenden könnten.
Ich hätte es selbst nicht geglaubt, als wir vor etwa 40 Tagen von Isengart aufbrachen. Ich hatte gedacht, wir würden mehrere Gefechte schlagen müssen, um bis nach Dunerd vorzustoßen, doch tatsächlich hatte sich uns lediglich südlich der Stadt ein kleiner entgegengestellt, der bereits nach dem ersten Ansturm geflohen war. Uruk-Hai waren nicht bei ihnen gewesen. Frumgar war besorgt gewesen, dass es sich dabei um eine Falle handeln könnte und hatte Späher ausgeschickt, doch die Männer hatten nichts gefunden. Frumgar hatte auch an den darauffolgenden Tagen Reiter ausschwärmen lassen, doch auch diese waren ergebnislos zurückgekehrt. Die Uruk-Hai blieben verschwunden. Also wurde die Belagerung von Dunerd aufgenommen. Doch irgendwie blieb ein ungutes Gefühl.
"Entweder", hatte Aelfric am zweiten Tag der Belagerung gesagt "sind sie alle tot, sie haben einfach kein Interesse an den Dunländern oder aber sie haben sich so gut versteckt, dass sie es verdienen, dass ihr Hinterhalt erfolgreich ist." Bisher hatte es jedoch keinen nächtlichen Angriff der Uruks gegeben oder irgendwelchen sonstigen Hinterhalte. Und so waren wir nun - am elften Tag der Belagerung - bereit Dunerd zu erstürmen und dem Krieg vielleicht ein Ende zu setzen.
Cædmon stand auf um drei neue Krüge zu holen. "Was meinst du?", fragte ich Aelfric. "Worüber?" "Die Festung." "Nun...", machte Aelfric und ließ den Blick über Dunerd schweifen. Eine Festung konnte man es eigentlich kaum nennen. Eine 20 Fuß hohe Palisade mit einem Wehrgang auf der Innenseite umgab die Stadt. Selbst Edoras war stärker befestigt. "Die Verteidigungsanlagen der Stadt werden uns nicht lange aufhalten. Wir sind besser ausgerüstet und in der Überzahl – etwa 1400 zu 1200. Wir sollten eigentlich keine Probleme haben sie einzunehmen. Doch die Dunländer haben eine wichtige Gabe mitbekommen." "Welche da wäre?", fragte ich während Cædmon erneut drei schäumende Krüge brachte. "Der Mut der Verzweiflung", sagte Aelfric mit wissendem Blick und dankte Cædmon für das Bier. Der junge Mann war erst seit zwei Monaten Krieger und zu meinem Leitertrupp abkommandiert worden. Wir tranken noch bis Sonnenuntergang und gingen dann früh zu Bett. Am nächsten Tag würde der Sturm losgehen.
Die Sonne verbarg sich noch hinter den Gipfeln des Nebelgebirges, als das erste Hornsignal ertönte. Ich schwang mich sofort vom Feldfeld, um Waffen und Rüstung anzulegen. Mein Zelt teilte ich mir mit Aefric, Cædmon und fünf anderen Männern. Auch sie waren bereits fertig gerüstet als ich durch die Plane nach draußen ging. Ich begab mich zu Frumgar. Er saß als einziger auf seinem Pferd und brüllte von dort oben Befehle. Er war eindeutig lauter als Eohere oder Theoden es gewesen waren, doch hatte ich die Erfahrung gemacht, dass laute Befehlshaber nicht unbedingt auch die selbstsichersten waren. Ich ging zu der Leiter, die Aelfric, Cædmon und ich am Vortag gebaut hatten. Die Leitermannschaft würde aus mir und meinen Zeltkameraden bestehen. Dahinter 40 Mann, die den ersten Ansturm über diese Leiter führen würden. Erst danach würden ich und die anderen sieben Leiterträger die Mauer erklimmen. Sobald wir auf dem Wall waren würde Frumgar wieder den Oberbefehl übernehmen - theoretisch. Praktisch würde zumindest in den ersten Minuten, bis der Wehrgang geräumt war, jeder selbst sehen müssen wo er blieb.
Als das zweite Signal ertönte, kamen meine Zeltkameraden durch das Lager herüber. Gemeinsam trugen wir die Leiter vor den Mauerabschnitt, der uns zugewiesen worden war, außerhalb der Reichweite der Schützen auf dem Wall. Ihrer hatten die Dunländer nur wenige, dennoch würden sie wahrscheinlich einige Verluste fordern, ehe wir die Mauer erreichten. Die kleine, 40 Mann starke Abteilung positionierte sich hinter uns.
Schließlich hatte sich das ganze Heer postiert und das dritte Signal ertönte. Damit begann der Sturm auf Dunerd. Gemeinsam nahmen wir die Leiter hoch, hielten sie mit den rechten Armen, während wir mit den linken die Schilde hochhielten. "Los Männer! Für Rohan!", rief ich und wir liefen los. Schon nach einigen Schritt zischten die ersten Pfeile durch die Luft. Einer blieb zitternd in meinem Schild stecken, doch die meisten gingen weit daneben. Niemand verletzte einen Mann. Die zweite Salve sauste. Wieder keine Verletzten. Bei der dritten Salve jedoch schrie hinter mir an der Leiter ein Mann auf und ich merkte wie ihr Gewicht plötzlich stärker auf meiner Schulter lastete. Doch wir waren bereits fast an der Mauer. Mein Arm brannte, als wir endlich nah genug an sie herangekommen waren, um die Leiter aufzustellen. Etwa die Hälfte des ganzen Trupps stellte die Leiter mit Händen und Stangen auf, während die andere Hälfte sie mit ihren Schilden abschirmte. Es gab ein lautes Plonk als Holz auf Holz schlug - die Leiter lag an. Sofort stürmten die erste Männer sie hoch. Zwei Dunländer versuchten die Leiter wieder herunter zuwerfen, doch mit den Männern auf ihr war sie einfach zu schwer. Der erste Mann, der die Wallkrone erreichte, wurde einfach heruntergeworfen und landete mit einem lauten Knacken auf der Erde.
Ich sah mich nervös um. Die meisten Leitern lagen bereits an, auch die Steigbäume, doch noch nirgendwo hatte sich ein Brückenkopf gebildet. Ein weiterer Leichnam fiel vor mir zu Boden. Ich biss mir auf die Unterlippe und sah an der Mauer entlang. Gerade noch rechtzeitig sah ich, dass einer der Dunländer einen Gesteinsbrocken auf mich warf und hob den Schild. Ein scharfer Schmerz durchfuhr meinen Arm und entlockte mir einen wüsten Fluch, doch wenigstens schien nichts gebrochen. Noch immer konnten die Dunländer an ihrem Mauerabschnitt den Wall halten. "Ach, verflucht sei Frumgar!", brachte ich hervor. "Für Rohan!", schrie ich, riss die Klinge aus der Scheide und drängte mich zwischen die Männer. Außer den Leiterträgern waren sie nur mit Speeren und Dolchen bewaffnet und ich hoffte, vielleicht einen Keil in die Reihen der Verteidiger reißen zu können. Als Aelfric mich sah stieß er ein Geräusch irgendwo zwischen Lachen und Fluchen aus, zog ebenfalls sein Schwert und stürzte mir nach.
Auf der Leiter war es das Schwerste nicht herunter zu fallen, während die Dunländer einen mit Steinen und Holzklötzen bewarfen, doch zum Glück war die Mauer ja nicht besonders hoch. Als ich oben ankam, hatte sich zum Glück mittlerweile doch eine kleine Traube unserer Männer um das Ende der Leiter gebildet, sodass man den Wehrgang relativ gefahrlos betreten konnte. Ich wandte mich sofort nach links, wo eine Gruppe Dunländer mit Dolchen und Kurzschwertern eine Treppe, die noch unten führte, verteidigten. Es machte mich nervös, nicht von Brunmanus Rücken aus zu kämpfen, sondern auf einem schmalen Wehrgang. Doch die Dunländer waren nur notdürftig ausgerüstet und so stürmte ich voran, und schlug den ersten auf den ich traf den Schild in die Seite. Der Mann japste auf und mit einem Stich in den Bauch beendete ich sein Leben. Die Strafe für diesen übermütigen Angriff folgte jedoch auf dem Fuß, als zwei Dunländer mich ergriffen, um mich von der Mauer zu stoßen. Ich stemmte mich mit aller Kraft dagegen, während sie mich über die niedrige Brustwehr zu drücken versuchten. Doch es war aussichtslos. Gegen gleich zwei von ihnen konnte ich mich nicht zu Wehr setzten. Ich hing schon halb über der Mauer, da sprang auf einmal Aelfric herbei. Er schlitzte dem ersten Mann die Kehle auf und tötete auch den zweiten, ehe dieser reagieren konnte. Dann stellten wir uns Seite an Seite auf und versuchten uns zusammen mit den anderen Männern zur Treppe durchzuschlagen. Mittlerweile waren so viele unserer Männer auf der Mauer, dass die Dunländer dem Angriff nicht lange standhalten konnten. Einer von ihnen stieß mir seinen Spieß in die Flanke, aber der Schuppenpanzer bewahrte mich vor größeren Verletzungen. Als wir fast an der Treppe waren, flohen die restlichen Dunländer ebenjene hinunter, um nicht auf der Mauer gefangen und zermalmt zu werden. Dann hieß es warten, bis die Dunländer auch von den anderen Mauerabschnitten vertrieben worden wären.
Als dies geschehen war, ertönte erneut ein Hornsignal und wir stiegen die Treppe hinunter, um uns in den Straßen von Dunerd zu sammeln. Bei Licht betrachtet, wirkte der Ort ein wenig schäbig mit seinen kreuz und quer verteilt stehenden Häusern. Allerdings war er vielen Dörfern Rohans nicht unähnlich mit seinen stroh- und holzgedeckten Behausungen und dem flachen Hügel in der Mitte, wo sich nun die Dunländer aufstellten. Ich zählte meine Männer. Von insgesamt 48, mich mit einbezogen, waren noch 34 am Leben und kampfbereit. Manche Trupps schienen höhere Verluste erlitten zu haben, manche niedrigere, aber keiner von ihnen schien vollkommen aufgerieben worden zu sein.
Auch der Rammbock hatte inzwischen das Tor geöffnet, durch das jetzt Frumgar auf seinem Pferd und hinter ihm die Bogenschützen kamen. Er ließ eine Vorhut aus Axtträgern bilden und sich die Schützen dahinter aufstellen. Erst danach kamen die Speerträger und zuletzt die abgesessenen Reiter. So bewegte sich die lange Kolonne auf den Weg zum Hügel vorwärts.
Eigentlich hatten wir die Schlacht bereits gewonnen, doch die letzten Krieger der Dunländer wollten sich nicht kampflos ergeben. Frumgar ließ die Bogenschützen feuern um die Dunländer zu zwingen von dem Hügel herunter zu kommen und anzugreifen, was auch gelang. Allerdings zögerte er einen Moment zu lang, die Bogenschützen zurück zu ziehen und die Krieger nach vorne zu schicken. Als Folge davon erreichte der Sturmangriff der Dunländer zuerst die Schützen, die, da sie für den Nahkampf weder gerüstet noch ausgebildet waren, herbe Verluste erlitten, bis die Axtkämpfer ihnen zur Hilfe kommen konnten. Dann ging jedoch alles ganz schnell. Ich drängte nach vorne um an den Kämpfen teilzunehmen, doch ehe ich die Front erreichte, waren die Dunländer schon zerschlagen und verstreuten sich in der Stadt. Die allermeisten warfen ihre Waffen zu Boden und verschwanden in irgendwelchen Häusern. Ein einzelner Mann stand noch auf dem Hügel in der Mitte von Dunerd. Es konnte sich nur um den Stammesfürsten Fraca handeln. Doch als er sah, wie seine Männer flohen, stürzte er sich in sein Schwert, ehe ihn jemand aufhalten konnte.
Damit war Dunerd erobert und die Dunländer besiegt. Isengart war endgültig niedergerungen. Ich hatte überlebt - sogar mehr oder weniger unverletzt. Der Frieden würde nun sicher wieder in Rohan einkehren nach einer so langen Zeit des Krieges. Und das war, so dachte ich, das glückliche Ende meiner Geschichte.

… Wie sehr ich mich täuschte! "




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Zuletzt geändert von Guerillonist am 26. Mai 2013 21:35, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: [AAR] Auf, Eorlingas !

Beitragvon Guerillonist » 10. März 2013 16:19

43. Kapitel: Lang lebe der König
Eomer, August 2995, Edoras


Wie wahrscheinlich alle Jungen in diesem Alter, träumte auch ich von Ruhm auf dem Schlachtfeld und dem Prunk bei Hofe. Zumindest letzteres sollte heute für mich Wirklichkeit werden - wenigstens nach den Maßstäben Rohans; eines Rohans, dass gerade erst einen Krieg glücklich hinter sich gebracht hatte. Was in diesen Tagen mit Saruman passierte, wusste ich nicht. Vermutlich wurde sein Fall vor dem Weißen Rat untersucht. Doch damals interessierte es mich auch nicht wirklich - damals konnte ich ja noch nicht wissen, was ich heute weiß.
Stattdessen reckte ich den Kopf, um die Eingangspforte der Goldenen Halle sehen zu können. Man hatte alle Tische und Stühle entweder an die Wände geräumt oder ganz herausgetragen, um Platz zu schaffen für die vielen Leute, die der Krönung von Theoden beiwohnen wollten. Ich stand bei meiner Mutter Theodwyn am geschnitzten Thron. Vater stand mir gegenüber, auf der anderen Seite des Spaliers, das die Menschen für den neuen König freigelassen hatten. Da ist Onkel Theoden!, rief ich aufgeregt, als ich den König erblickte. Der Herr der Mark war ganz in Grün und Gold gekleidet. Eine bronzene Fibel, die ein stilisiertes Pferd zeigte, hielt einen grünen Umhang, auf dem silber-weiß das Pferd der Mark prangte. Goldene Ornamente zogen sich an der Vorderseite seines Wamses entlang. Eine leere Schwertscheide hing von seinem Gürtel herab. Hinter ihm kamen Thorongil und Eofor, der ergraute Hauptmann der königlichen Wache durch Portal. Der Waldläufer trug zur Feier des Tages einen bläulich grauen Umhang mit silberner Quaste. Einige der Anwesenden beäugten ihn misstrauisch. Eofor trug seine Rüstung, die zwar aufpoliert und ausgebeult war, aber recht schartig aussah.Dahinter traten mehrere Adelige ein, Grim und Eadwine, Leofara und Erkenbrand der Große. Den Zug beschlossen weitere Diener des neuen Königs. Zuletzt traten Galmod, ein Finanzberater des Königs und sein kleiner Sohn Grima, der vielleicht 10 Jahre zählte, ein.
Als Theoden noch etwa drei Schritt vom Thron entfernt war, trat mein Vater vor. Er überreichte dem König einen reich verzierten Schild mit den Worten: "Mein Herr und König! Lasst mich euer Schild sein! So will ich nun Euch dienen - als dritter Marschall der Mark. Eure Freunde seien meine Freunde, Eure Feinde meine Feinde! Ich will Euch allzeit treu und zugetan sein, wenn Ihr mich braucht!" Worauf Theoden den Schild aufnahm und antwortete: "Ich nehme diesen Schild von Euch. Dient mir, wie Ihr es gelobigt habt. Meine Feinde seien von nun an auch eure Feinde! Ihr sollt allzeit treu und zugetan gegen mich sein! Erhebt euch als dritter Marschall der Mark"
Dann trat Erkenbrand vor. Er überreicht dem König das neugeschmiedete Schwert Herugrim, dass aus Thengels Schwert Grimtoth geschmiedet worden war. Dabei kniete er sich hin und sprach: "Mein Herr und König! Lasst mich mein Schwert für euch regen! So will ich nun Euch dienen - als zweiter Marschall der Mark. Eure Freunde seien meine Freunde, Eure Feinde meine Feinde! Ich will Euch allzeit treu und zugetan sein, wenn Ihr mich braucht!" Und Thengels Sohn nahm das Schwert, ließ es in die Scheide gleiten und sprach: "Ich nehme dieses Schwert von Euch. Dient mir, wie Ihr es gelobigt habt. Meine Feinde seien von nun an auch eure Feinde! Ihr sollt allzeit treu und zugetan gegen mich sein! Erhebt euch als zweiter Marschall der Mark!"
Eigentlich hätte an dieser Stelle ein dritter Mann vortreten und dem König als erster Marschall Gefolgschaft schwören müssen. Doch Theoden wollte dieses Amt selbst ausführen - zumindest bis sein achtjähriger Sohn Theodred das Mannesalter erreicht hätte. So kam Eofor, der die Halle wieder verlassen hatte als Vater vor Theoden getreten, wieder herein und führte Theodens Mearhschimmel Snawmanu - Schneemähne - mit sich.
Der König ergriff die Zügel und verkündete mit hoch erhobener Stimme, sodass alle ihn hören konnten: "Eorlingas! Unseren Männern will ich in der Schlacht vorausreiten - als euer König. Rohans Feinde sind auch meine Feinde! Meinem Volke will ich allzeit treu und zugetan sein!"
Dann gab er die Zügel an Eofor zurück. Nun trat Thorongil vor und in den Händen trug er die Krone der Riddermark. Ein goldener Reif, der in der Mitte ein Siegel trug, das zwei sich ineinander verschlingende rohirrische Knoten, die steigen Pferden ähnelten, zierten. Er übergab sie Theoden, der sie sich aufs Haupt setzte, ehe er sich auf dem Thron niederließ und sprach: "Und so stehe ich vor euch, bereit Rohan zu dienen. Theoden Thengels Sohn. Der 17. König der Mark."
Plötzlich brach Jubel in der Halle aus. Alle schrien und riefen durcheinander. "Heil König Theoden!" "Lang lebe der König der Mark!" "Hurra Onkel Theoden!", rief auch ich.
Noch etwa eine halbe Stunde dauerte der Jubelsturm an. Dann verließ das einfach Volk die Goldene Halle und den Hügel. Die Tische wurden wieder aufgestellt und Speisen aufgetragen, um die Krönung des Königs mit einem Festmahl zu feiern. Fünf lange Tafel wurden aufgestellt. Am Kopf der mittleren und längsten nahm der König platz. Vater saß zu seiner Linken, ihm gegenüber Erkenbrand und neben dem zweiten Marschall saß Thorongil, meiner Mutter gegenüber. Ich saß zwischen ihr und Theodred. Der Junge wirkte ernst und feierlich und sah immer wieder zu seinem Vater herüber, der sich mit den Männern neben ihm unterhielt.
Das Essen war köstlich. Es gab zur Vorspeise Zwiebelsuppe, danach Fische aus dem Anduin, zur Hauptspeide Rinderschmorbraten mit Buttergemüse und ich schaffte es sogar noch ein paar von den Haferkeksen zu verdrücken, die zum Nachtisch gereicht wurden. Mutter wollte mich erst keinen Wein trinken lassen, doch Vater lachte nur und goss mir Weißen aus Ithilien ein - den er jedoch kräftig mit Wasser verdünnte, ehe er mir den Becher zurück gab. Nach dem Essen jedoch wurde es mir bald langweilig. Die Erwachsenen erzählten und begannen, wenig später zu singen und immer wieder wurden Sprüche auf den König ausgebracht. Mir wurde es jedoch in Meduseld bald zu heiß und ich wollte nach draußen um in der Sonne zu spielen. So fragte ich Theodred: "Wollen wir fangen spielen? Hier drin ist es so langweilig" Der Junge, der zwei Jahre älter war als ich, sah mich entsetzt an. "Eomer, mein Vater ist jetzt König. Ich werde einmal sein Nachfolger sein. Prinzen spielen nicht mehr fangen, sie bereiten sich auf ihre Aufgabe vor." "Ich hab auch Holzschwerter. Dann können wir kämpfen üben", schlug ich vor, denn ich wusste wohl, dass man von einem König erwartete mit seinen Männern in die Schlacht zu ziehen. Theodred saß so aus, als würde er über den Vorschlag nachdenken, doch ehe er antworten konnte öffneten sich die Tore von Meduseld.
Ein ziemlich kleiner Mann mit schwarzen Haaren trat ein. Er wirkte ungepflegt und hatte einen stoppeligen Bart. "König Theoden?", fragte er und seine Augen suchten den König, der aufstand und "Hraefn? Was soll das?", rief. "König Theoden!", sagte er mit einer knappen Verbeugung und kam zum Stuhl des Königs gestolpert. "Ich bringe schlecht Kunde aus dem Osten. Es nähert sich Edoras erneut eine Armee, größer als die bisherigen und sie werden von einem Nazgûl angeführt!"
Sofort brach Tumult in der Halle aus. Alles brüllte durcheinander. "Eine Armee? Wo ist sie jetzt?", fragte einer erschaudern. "Es ist Saruman! Er ist erneut zum Verräter geworden!", meinte ein anderer zu wissen. Ein dicker Adeliger, der wenn ich mich recht entsinne Brego hieß, stand auf und schimpfte: "Láthspell!"
"Ruhe!", befahl der König und sie Gespräche verstummten. "Fahrt fort, von dem Heer zu berichten!", wies er Hraefn an. "Es ist nun etwa fünf Wochen her, dass ich am Nen Hithoel auf ein paar Dúnedain traf." "Dúnedain?", unterbrach Thorongil ihn. "Wie waren ihre Namen?" "Aranarth hieß einer. Ein anderer Halbarad." "Halbarad?", versicherte der Waldläufer sich und ein plötzlicher Schrecken flackerte in seinen Augen auf. "Ja. Wir lagerten an einer Furt des Anduins, knapp oberhalb der Säulen der Könige. Als wir des Nacht Geräusche hörten, schlich wir zur Furt um nachzusehen, woher sie stammten. Wir erblickten einen schwarzen Reiter auf einem schwarzen Pferd und ein riesiges Heer folgte ihm nach. Da sind wir geflohen und haben uns in alle Himmelsrichtungen verstreut. Am nächsten Morgen fand mich Halbarad wieder und trug mir auf Euch, oh König, von meinen Erlebnissen zu berichten." "Ihr habt gut daran getan seinem Rat folge zu leisten", gab der König zurück.
Er wirkte mit einem Mal unnatürlich blass, doch Thorongil stand das Entsetzen noch deutlicher ins Gesicht geschrieben. "Ein Nazgûl? Bei den Valar - das ist böse. Das kann nur bedeuten, dass Sauron seine Armee gegen Euch zusammenzieht, Theoden. Doch was bezweckt er damit? Warum wirft der dunkle Herrscher seine Legionen in den Kampf gegen Rohan? Jetzt, wo sein Ränkespiel enttarnt ist. Ich fürchte, dass dieser Angriff nur ein kleiner Teil eines größeren Planes ist. Aber was auch immer Sauron im Schilde führt, ich muss sofort aufbrechen." "Wo wollt Ihr hin, in dieser schwarzen Stunde?", wollte der König wissen. "Nach Norden, um Verbündete für Rohan zu finden." "Welche Verbündeten?" "Die Dúnedain! Ihrer sind wenige, doch sie sind gute Kämpfer und sie könnten das Zünglein an der Waage sein. Ich werde so schnell reiten wir ich es vermag, doch erwartet meine Rückkehr nicht vor dem dreißigsten Tage." Mit diesen Worten verschwand er aus der Goldenen Halle und ließ eine erschrockene Menge und einen besorgten König zurück.
Zwei oder vielleicht auch drei Minuten lang herrschte absolutes Schweigen in Meduseld, das keiner zu brechen wagte. Dann stand der König von seinem Stuhl auf und blickte in die Gesichter der Anwesenden. Und in seiner Miene mischte sich Grimm mit eiserner Entschlossenheit: "Männer Rohans! Eide habt ihr heute auf mich geleistet und schon ist der Tag gekommen, sie zu erfüllen. Reitet so schnell wie eure Pferde euch tragen mögen und kommt mit allen Männern die ihr aufbieten könnt ins Hargtal. Die Heerschau soll beginnen!"




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Im Original ist der Altersunterschied zwischen Eomer und Theodred eigentlich erheblich größer - nämlich 13 Jahre - aber, in der Third Age Mod sind die beiden sogar gleich alt glaube ich, also sei mir hier die künstlerische Freiheit verziehen. Eigentlich ist Eomer zu diesem Zeitpunkt nämlich noch gar nicht geboren, taucht aber wie gesagt schon in der Mod auf ^^
Zuletzt geändert von Guerillonist am 26. Mai 2013 21:36, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: [AAR] Auf, Eorlingas !

Beitragvon Guerillonist » 27. März 2013 09:50

44. Kapitel: Die Heerschau
Eomer, Ende August 2995, Hargtal


Die Sonne strahlte wärmend vom Himmel herab und ließ das Gras gelblich erscheinen, obwohl es fett und grün war. Doch im Osten türmten sich Wolken auf, wie eine aufmarschierende Armee. Ich saß vor einem Vater auf dem Pferd, der direkt neben Erkenbrand und Theoden ritt. "Seht nur den Dwimorberg, Herr!", forderte der zweite Marschall seinen König auf. "Darunter liegt Dunharg, wo mein Neffe Dúnhere seinen Sitz hat." Der König sah in die Richtung in die Erkenbrand wies und auch ich blicke zu der Festung, die sich im Nebel, den die Sonne noch nicht hatte vertreiben können, schwach abzeichnete.
Um dorthin zu gelangen, mussten wir jedoch zunächst den Schneeborn queren, der im Hargtal seine Quelle hatte. Darum ritten wir über eine Holzbrücke um die sich ein Dorf gebildet hatte, das laut Erkenbrand Hochborn hieß. Die Bewohner kamen aus ihren Häusern und versammelten sich auf den Straßen, als der König auf seinem großen Schimmel durch ihr Dorf ritt. Einige jubelten und riefen Hurra! als er vorbei kam. Andere schwiegen nur und beobachteten den Heerzug verunsichert.
Die Brücke war recht schmal. Nur zwei Pferde konnten sie nebeneinander überqueren. Der König und Erkenbrand, der das Banner der Mark trug, überschritten sie zuerst. Vater und ich und neben uns der alte Eofor, der ein Kriegshorn um die Schulter trug, kamen dahinter. Der Hauptmann der Wache schien, während des Krieges gealtert zu sein. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er sein Amt noch lange ausüben würde. Erst dahinter ritten Theodred und der Wachmann Hama.
Da der Heerzug der Rohirrim jedoch zunächst breiter gewesen war, staute er sich hinter uns rasch und wir mussten auf einem Hügel hinter dem Dorf warten, bis zumindest ein Teil des Heeres den Fluss überquert hatte. Vater setzte mich vom Pferd auf den Boden und sagte mir, dass ich mich ruhig umsehen könnte, solange ich in der Nähe bliebe. Also machte ich mich au, die Umgebung ein wenig zu erkunden. Ich erklomm den Hügel und setzte mich ins Gras, während ich mich umsah. Ein Blick nach Nordosten sagte mir, dass es wohl noch ein wenig dauern würde, bis alle Männer den Schneeborn überquert hätten. Als ich den Kopf in die andere Richtung wandte, sah ich unten im Tal noch ein Dorf - wenn man es überhaupt so nennen konnte. Eine lose Ansammlung windschiefer Gehöfte und ein etwas wie eine Taverne oder eine Versammlungshalle. Es gab kaum Bäume hier. Nur am Schneeborn standen ein paar und in der Nähe des Dorfes im Tal. Dort wuchs nämlich auf einem niedrigeren Hügel eine Weide, unter der ein Mann saß. Sein Pferd graste neben ihm, ich konnte jedoch nichts genaues erkennen.
Erkenbrand kam auf seinem großen grauen Ross den Hügel hoch und sah mich im Gras sitzen. "Was schaust du dir da an, Junge?", fragte er freundlich und beugte sich zu mir herunter. "Das Dorf", antwortete ich und deutete mit der Hand darauf. "Ah... das ist Unterharg. Kriegsscheues Volk, wenn ich meinem Neffen trauen darf." "Haben sie Angst vor dem Krieg?", fragte ich unschuldig. Erkenbrand lachte. "Das haben alle vernünftigen Männer." Er ließ seinen Blick wandern und ihn auf dem anderen Dorf - Hochborn - zur Ruhe kommen. "Was für ein Chaos", meinte er und schüttelte den Kopf, während er zusah, wie sich der Heerzug vor der schmalen Brücke aufstaute. "Musst du nicht nach deinen Männern sehen?", wollte ich wissen. "Nein", lachte der zweite Marschall und stieg ab. "Bis die über den Fluss sind, ist die Sonne schon im Osten versunken."

Ganz so lange sollte es dann allerdings doch nicht dauern. Erkenbrand, der sich zu mir ins Gras gesetzt, über den Krieg erzählt und ein wenig Bier getrunken hatte - wobei er jedes Mal das Gesicht verzogen und "Ill...warm!" gesagt hatte - war nach etwa einer halben Stunde wieder aufgestanden und den Hügel herab geritten. Ich beschloss, dass ich ihn sympathisch fand und nach fünf Minuten entschied ich mich,ebenfalls den Hügel wieder hinab zu steigen. Unten hatte sich bereits ein großer Teil des Heeres versammelt und einer der Männer brachte mich zu meinem Vater. Er saß mit dem König und Erkenbrand an einem Tisch unter freiem Himmel und studierte eine Pergamentrolle. "Dennoch wird die Ostfold brennen", meinte der König gerade ernst. "Wir können Edoras nicht halten, nicht gegen so viele Feinde. Aber wir könnten..." er unterbrach sich, als er den Krieger und mich sah.
"Euer Sohn, Herr Eomund", verkündete der Mann mit einer kurzen Verbeugung. "Außerdem soll ich Euch, mein König, mitteilen, dass die Armee bereit ist, weiter zu ziehen." "Ich danke Euch", entgegnete Theoden knapp und rollte das Pergament auf dem Tisch zusammen. "Wir werden später weiter reden", wandte er sich an seine Marschalls. "Wir können ohnehin erst nach der Heerschau wissen, wie wir am Besten vorgehen." Vater stand auf und ging mit mir zu der Stelle, wo er sein Pferd angeflockt hatte. Er setzte mich vor sich auf den Sattel und dann ging es weiter.
Die Sonne war tatsächlich schon fast im Osten versunken, als wir das Ende des Hargtals erreichten. Ein schmaler Pfad wand sich hier hinauf zur Zuflucht im Weißen Gebirge - Dunharg. Der König ritt voraus. Dahinter Erkenbrand und dahinter mein Vater. Zur Sicherheit hatte der König angeordnet, dass immer nur ein Reiter nach dem anderen den Pfad erklimmen durfte. Der Weg machte mehrmals kehrt und an jeder Kehre war eine Statue eines kleinen ungeschlachten Mannes aufgestellt. Die Puckelmänner, wie man diese Statuen nannte, sollen, einem alten Glauben nach, das Tal und die Burg bewachen. Als wir die letzte Kehre passiert hatten, befanden wir uns endlich auf einer Art Plateau über dem Hargtal. Auf diesem Plateau war die Festung Dunharg erbaut. Keine besonders beeindruckende Burg war jene Zuflucht. Doch in Krisenzeiten bot sie den Menschen aus dem Hargtal Schutz. Die steinernen Mauern waren relativ niedrig - wohl um die 20 Fuß nur - und lediglich vier Türme blickten über das Land, doch seit jeher fanden hier die Heerschauen von Rohan statt. Ein Mann stand umringt von etwa 50 Kriegern vor dem offenen Burgtor. Dúnhere hatte das rötlich-blonde Haar und den hohen Wuchs seines Onkels, wenngleich er auch nicht ganz so hünenhaft wirkte. Er trug einfache Kleidung und darüber einen Lederharnisch den eine rote Sonne zierte, genau wie den Schild seines Onkels.
Theoden, Erkenbrand, Eofor, Theodred und mein Vater stellten sich mit ihren Pferd im Halbkreis vor ihm auf. "Schwere Zeiten sind es wohl, wenn ein König der Mark sich entschließt, der Zuflucht im Weißen Gebirge einen Besuch abzustatten", sprach Dúnhere ernst, aber nicht unfreundlich. "Dennoch freue ich mich, Euch wohlbehalten zu sehen, König Theoden. Und auch dich zu sehen, Erkenbrand." "Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Schwestersohn", antwortete Erkenbrand. "Meine Festung bietet so vielen tapferen Kriegern, wie Ihr sie bringt, Theoden, leider keinen Platz. Doch haben wir viele Zelte und auf der Ebene hier oberhalb des Hargtals wäre Platz selbst für die untergegangene Armee Númenors. Eure Männer müssen jedoch die Schlucht am Südende der Ebene meiden. Denn hinter ihr liegen alte Tunnelpfade, die durch den Geisterberg in das Tal des Morthond führen. Und man nennt sie nicht umsonst die Pfade der Toten. Denn die Seelen Eidbrüchiger lauern auf den verschlungenen Wegen."
Das Gerede von Geistern und dunklen Tunneln machte mir Angst - auch wenn ich heutzutage nicht mehr an solche Geistergeschichten glaube. Der König nickte nur und antwortete: "Ich werde es meinen Männern mitteilen. Und wenn Ihr erlaubt Dúnhere, würde ich nun gerne etwas essen und meine Kleider wechseln." Nun war es an Dúnhere zu nicken und er gab zurück: "Folgt mir!" und ging ins Innere der Burg.
Wir aßen Zusammen mit dem Gefolge des Königs in der Großen Halle von Dunharg. Obwohl wir nur etwa 40 Mann waren war es recht voll. Die Krieger aßen im Burghof oder draußen vor den Mauern, wo sie Zelte aufgeschlagen hatten und nun die Kochfeuer entfachten. Das Essen war eine Recht schweigsame Angelegenheit. Es hing alles davon ab, was die nächsten zwei Tage brächten und entsprechen angespannt, war die Stimmung. Vater schickte mich früh zu Bett und ich ging ohne zu klagen, denn der lange Ritt hatte mich erschöpft.
Auch der nächste Tag begann früh, denn bevor die Heerschau beginnen konnte, mussten die frischen Rekruten gemustert werden. Auch waren noch nicht alle Heerführer der Mark eingetroffen. Vater, Erkenbrand und König Theoden saßen vor der Burg an je einem Holztisch. Jeder von ihnen hatte einen Schreiber neben sich sitzen, der Name und Herkunft aller Rekruten vermerkte und in lange Listen eintrug. Bis zum späten Vormittag saßen wir eigentlich nur da, während der König mit seinen Beratern und Kämmerern eine Inventur seines Haushalts durchführte. Dann jedoch kam die erste Gruppe Rekruten in Sicht. Es waren in etwa 30 Mann. Sie alle trugen abgewetzte Kleidung und hatten mürrische Gesichter. Sie wurden von vier Reitern, von denen zwei vor und zwei hinter der Gruppe ritten, flankiert. Die Reiter waren des Morgens ausgezogen, um jeden Mann und jeden waffenfähigen Knaben in die Armee Rohans einzuberufen. Die Männer verteilten sich gleichmäßig auf die drei Tische.
"Name?", fragte Vater den ersten, der sich vor ihn stellte. Ich saß zwischen ihm und den Schreiber auf einem niedrigen Schemel. "Farwine", antwortete der Mann mir leerem Gesichtsausdruck. Sein Blick ging schien durch uns hindurch auf die Burg gerichtet zu sein, wo Krieger auf den Mauern auf und ab gingen. "Sehr schön", meinte Vater. "In welchem Dorf lebst du, Farwine?" Der junge Mann räusperte sich und richtete den Blick wieder auf den Marschall vor ihm. "In Hochborn, Herr!" "Und dein Alter?", erkundigte Vater sich. "19 Winter habe ich gesehen, Herr." "Hast du schon einmal in einem Heer gedient?" "Nein, Herr. Aber ich weiß, dass ich meine Eide erfüllen kann." "Sehr schön" wiederholte Vater und schickte den Mann um sich eine Rüstung geben zu lassen. Für seine Frame ist jeder selbst verantwortlich, wie es hieß. Die Freisassen aus Hochborn wirkten allesamt angespannt, verängstigt, doch auch wild entschlossen ihrer Heimat und ihrem König zu dienen; auch wenn niemand von ihnen schon einmal in Krieg gedient zu haben schien, bis auch einen alten mürrischen Mann, dem eine halbe Nase fehlte und der angab, schon einmal als Bogenschütze gekämpft zu haben. "Sorgt dafür, dass er wieder einen Bogen erhält", hatte Vater angeordnet und den Mann fort geschickt.
Die Männer aus Unterharg, die kurz nach denen aus Hochborn eintrafen, schienen jedoch viel weniger bereit, für Rohan in den Krieg zuziehen, als ihre Nachbarn. Doch es half ihnen nichts. Sie waren schließlich alle mit einander Freisassen. Wären sie Liten - Halbfreie - gewesen, so wären sie vom Kriegsdienst verschont geblieben. Doch jeder freie Rohir hatte in Kriegszeiten sein Land zu fertigen. Nur an einen Mann kann ich mich erinnern, der etwas bereitwilliger schien.
"Name?", fragte Vater. "Beogas", antwortete der Mann und sah den Schreiber nervös an, der seinen Namen eintrug. "Und du kommst aus Unterharg, ist das richtig?", vergewisserte Vater sich. Der Mann nickte. "Wie alt bist du?" "26 Jahre... Herr." "Und ich gehe mal davon aus, dass du noch nie in einem Heer gedient hast, nicht wahr?" "Nein, Herr. Ich nicht. Aber mein Bruder ist Krieger." "Nun, dass nützt dir wohl in der Schlacht auch nicht viel", meinte Eomund mit einem nachsichtigen Lächeln und wollte den Mann schon zum Ausstatter schicken, doch der bat: "Bitte, Herr. Darf ich Ihn sehen... meinen Bruder. Ist er hier? Ich habe ihn seit fast zwei Jahren nicht mehr gesehen." Vater verzog das Gesicht und seufzte. Jedoch war Beogas der vorletzte in der Schlange und da die anderen Dörfer im Hargtal viel weiter weg lagen, würde es wohl noch ein wenig dauern, bis weitere Rekruten eintrafen. "Wie heißt dein Bruder?" "Reodreth. Er ist nun schon seit sechs Jahren Krieger. Er ist jetzt 22 und..." Vater unterbrach ihn. "Weißt du ob wir einen Reodreth hier haben?", fragte er den Schreiber. "Nein, Herr Eomund. Allerdings habe ich auch keine vollständige Liste." Vater seufzte erneut und rief zu Theoden herüber, der gerade seinen letzten Rekruten zum Ausstatter geschickte hatte: "Mein König! Einer der Rekruten hier möchte seinen Bruder sehen. Kennt Ihr einen Roedreth, Herr?" "Einen?", fragte der König mit schiefem Lächeln. "Drei Stück. Und dabei ist der Name nicht mal sonderlich häufig." "Aus Unterharg", ergänzte der Dritte Marschall. Der König überlegt einen Moment. Zu meiner Verwunderung - und ganz offensichtlich auch zu der meines Vaters - antwortete Theoden schließlich: "Ja. Jedenfalls aus dem Hargtal. Er ist in den Schlachten um Edoras in meinem Gefolge geritten und befindet sich jetzt unter Frumgar in Dunerd."
"Da hörst du es selbst. Dein Bruder ist in diesem Moment am anderen Ende des Königreiches." "Bitte Herr: Ist er wohl auf? Ich muss ihm noch sagen, dass..." Doch Vater verlor die Geduld. "Bei Eorl! Er ist in Dunerd – tot oder lebendig. Woher soll ich das wissen, ehe das Heer wieder hier im Süden eintrifft? Vor ein paar Tagen hat uns immerhin die Nachricht des Sieges erreicht – die armen Kerle denken bestimmt noch, dass der Krieg jetzt vorbei wäre – das muss dir zur Beruhigung reichen." Beogas sah so aus, als ob er noch etwas sagen wollte, doch Eomuns kam ihm zuvor indem er die Hand hob und sprach: "Ich weiß. Der Krieg ist für uns alle eine bittere Zeit. Aber damit diese Zeit wieder vorbei geht, brauchen wir jeden Mann, den wir bekommen können. Also: Bist du bereit, deine Heimat zu verteidigen?" Beogas atmete tief durch und sagte: "Ja, Herr!" "Dann geh zum Waffenmeister. Der Nächste!" Der letzte Mann trat vor. "Name?" "Emmett" "Alter", fragte Vater kurz angebunden. "16" "Geh ihm einfach nach!"
Der Rest des Tages verlief recht ereignisarm für mich – zumindest bis zum frühen Abend. Dann nämlich trafen die ersten Kriegsherren ein, um den Ruf ihres Königs zu folgen. Manche waren auch auf der Krönung Theodens gewesen, waren jedoch zu ihren Wohnsitzen geeilt, um von dort Männer für den Krieg zu rekrutieren. Grimbold Grims Sohn kam mit Reitern aus der Westfold - 200 Mann. Leofara und Eadwine in den äußersten Westen geeilt und brachte Speer- und Axtträger aus Minhiriath herbei. Und Elfhelm führte die Hirten aus Ostemnet und dem Wold heran. Doch der Hauptmann brachte auch schlechte Kunde: "Wir haben das Herr der Orks gesehen. Es zieht uns nach und macht alles auf seinem Weg nieder. Die Ostfold brennt und Aldburg quillt über vor Flüchtlingen." Vater biss sich bei diesen Berichten aus seinen Stammländern heftig auf die Lippe, sagte jedoch nichts. Auch mir wurde schwer ums Herz als ich die traurige Kunde aus der Heimat vernahm. Hoffentlich ist Mama nichts passiert, dachte ich.
"Dann soll die Heerschau sofort stattfinden", beschloss Theoden. Es war mitten in der Nacht und eigentlich hatte man bis zum nächsten Mittag warten wollen, doch die Ereignisse duldeten keinen Aufschub. "Weckt eure Männer und lasst sie sich unten im Tal versammeln! Sobald die Sonne am Horizont erscheint, werde ich die Heerschau abnehmen." Alle nickten und taten wie geheißen. Vater ließ seine Männer wecken und das Aufgebot der Ostfold war das erste, das sich in voller Montur im Tal zu Füßen Dunhargs versammelte.

Als die Sonne sich endlich im Osten zeigte, stand ich bei Theodred und Theoden. Sowohl König als auch Prinz wirkten grimmig. Auch Erkenbrand war da. Vater war als Dritter Marschall unten bei den Männern, die Heerschau zu leiten. Ich hatte bei ihm sein wollen, aber Vater hatte gesagt, ich solle beim König bleiben, außerdem hätte ich dort oben ohnehin einen viel besseren Blick. Damit hatte er allerdings recht: Von hier konnte ich das ganze Heer der Eorlingas unten im Tal sehen. Trotz der frühen Stunde hatten sich bereits einige Schaulustige versammelt, um das Heer zu bestaunen. Als die Sonne sich vom Horizont löste, ließ Theoden das Hornsignal geben. Darauf hin konnte man hören, wie unten einige Befehle gebrüllt wurden und das Heer sich in Aufstellung begab.
Insgesamt waren es: 1600 Reiter, des Königs Gefolge mitgezählt; davon 640 leichte und 960 schwere. 800 Speerträger, 300 Axtkämpfer und 900 Bogenschützen. Das ganze Heer der Mark, versammelt in einem kleinen Tal, südlich von Edoras. Alles in allem 3600 Mann. Mehr war von dem stolzem Heer der Eorlingas nicht übrig in diesen Tagen. Mehr hatten die Heerführer in der kurzen Zeit nicht zusammenbekommen. Dazu kam noch Frumgars Heer, der mit 1400 nach Dunerd ausgezogen war. Sie hatten Berichten zufolge, keine Uruk-Hai gesehen und auch sonst schien Isengarts Widerstand gebrochen, was alle erfreut und überrascht hatte. Trotzdem konnte niemand sagen, wie viele kampfbereite Männer Frumgar jetzt noch hatte - wenn er überhaupt rechtzeitig herbeieilen konnte.
"So wenige", hauchte Theoden und schüttelte immer wieder den Kopf. "Wo sind Reiter und Ross? Und das Horn, das weithin hallende?" "Und wo ist Gondor, wenn man es braucht?", fragte Erkenbrand mürrisch. "Wie viele Krieger führt der Feind in die Schlacht?" "Wir wissen es nicht genau, Herr", begann der Zweite Marschall vorsichtig. "Aber mindestens 7000" "In offener Schlacht wären wir wahrscheinlich unterlegen...", meinte der König. "Aber in der letzten Festung der Riddermark", nahm Erkenbrand, den Gedanken auf. "In Helms Klamm", sprach Theoden weiter "können wir ihren Ansturm überleben. Keine Armee hat je den Klammwall durchbrochen oder einen Fuß gesetzt in die Hornburg. Und ich werde die Festung bis zu meinem letzten Atemzug halten!" Damit war die Entscheidung gefallen. "Macht die Männer marschbereit. Wir reiten nach Helms Klamm"
Zuletzt geändert von Guerillonist am 26. Mai 2013 21:36, insgesamt 1-mal geändert.
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