[Victoria 2 HoD AAR] Indien - Curry für die ganze Welt

Neue Kontinente, Revolutionen und Industrialisierung

Moderator: Moderatoren

Benutzeravatar
Germanicus
Librarius
Librarius
Beiträge: 122
Registriert: 29. Oktober 2011 13:33

[Victoria 2 HoD AAR] Indien - Curry für die ganze Welt

Beitragvon Germanicus » 6. August 2013 18:43

Kapitel 1: Von Revolutionen und Maharadschas

Es begann alles mit der Revolution von 1836 im Königreich Großbritannien. Eine Gruppe reaktionärer Rebellen, bestehend aus Angehörigen des niederen Adels und diversen Royalisten, hatte sich vor dem Buckingham Palace versammelt und forderte die Abschaffung des Parlaments und die Übergabe der uneingeschränkten Macht an den Monarchen.
Bild

Mehrere Tage lang belagerten sie die Stadt London und die Truppen des Empires schauten ihnen machtlos zu. Heutige Historiker streiten sich, wie diese Revolution überhaupt Erfolg haben konnte. Das Reich müsste doch genug Soldaten gehabt haben, um diesem Pöbel ein Ende zu setzen. Verschwörungstheoretiker behaupten, das englische Königshaus hätte überhaupt keine Ambitionen gehabt diese Revolution zu beenden, es würde schließlich eben ihre Macht stärken. Andere hingegen, wie der weltweit anerkannte Theoretiker Silvio Berlusconi haben den Verdacht geäußert, es sei eine höhere Macht gewesen, die den König und seine Soldaten zurückgehalten hätte. Irgendwas oder –jemand hätte sie alle auf unbekannte Weise manipuliert. Meiner Meinung nach ist das vollkommener Blödsinn. Prof. Berlusconi mag ja Recht haben mit seinen Theorien, dass fleischfressendepflanzenfressende Erdbeeren vom Planeten Jupiter das Internet beherrschen oder dass das Universum auf dem Rücken einer Schildkröte unbekannten Geschlechts durch Raum und Zeit fliegt, aber mit dieser Behauptung liegt er vollkommen falsch.

Zurück aber in die Welt des 19. Jahrhunderts: Nachdem die Regierenden des Empires erkannten, dass die Rebellen nicht geschlagen werden konnten und man ihren Forderungen nachgeben sollte, löste man das Parlament auf. Sämtliche Wahlen wurden für abgeschafft erklärt und alle politischen Freiheiten ein Ende gesetzt.

Bild

Dies löste eine Krise in der Welt aus. Man war sich nicht sicher wie man denn nun mit dieser neuen Regierung umgehen musste. Sicherheitshalber wurden alle Bündnisse für beendet erklärt, alle Satellitenstaaten in die Freiheit entlassen und alle Einflüsse eingestellt, da nun alle englischen Botschafter heimreisten, um ihre Legitimität zugesichert und neue Anweisungen zugeteilt zu bekommen.

Dies freute vor allem die lokalen Fürsten in Indien, die lange Zeit unter dem Einfluss und der Kontrolle der Briten gelebt und geherrscht hatten.

Überall in den Landen des indischen Volkes feierten die Menschen auf den Straßen ihre neu gewonnene Freiheit und trafen sich zu spontanen Tanz- und Gesangseinlagen auf den Straßen. In ihrem Enthusiasmus traf man dabei eine schwerwiegende Entscheidung. Mit dem Sturz der britischen Regierung sollte auch ihre Herrschaft in den indischen Kolonien beendet werden und man beschloss sich für unabhängig zu erklären. Doch irgendjemand musste dieses Land regieren und in eine golde... currygelbe Zukunft führen.

Die Wahl der Inder fiel auf mich, einem Offizier aus den deutschen Landen der zur 'Miss Elephant Wahl 1836' nach Indien gereist war (welche ich übrigens gewann). In der Zeit hatte ich mich so beliebt bei dem Volk gemacht (meinem Charme kann eben niemand widerstehen), dass sie mich während ihrer Festlichkeiten spontan zum Maharadscha ernannten. Unter Protest zerrten sie mich in den nächsten Palast, setzten mir einen verzierten Turban auf den Kopf und verlangten von mir, ich solle ihnen Befehle erteilen und ihre Rechte mit Füßen treten.

"Ich verlange, dass ihr sofort mit diesem Blödsinn aufhört und Euch gefälligst selbst regiert, bevor ich nicht Eure Rechte, sondern Euch mit Füßen trete." brüllte ich der Menge vor mir zu, die sich die Gesichter in den Staub drückte. Das mit dem Treten mit den Füßen ging in Ordnung, erklärten sie mir, aber das mit dem selbst Regieren war ihnen unmöglich. Bevor mich meine Angst und Wut dazu brachten, mich notfalls mit Händen und Füßen bis zur tibetanischen Grenze durchzuschlagen, um diesen Verrückten zu entkommen, trat ein älterer Mann mit weißem Bart und Turban an meine Seite und redete beschwichtigend auf mich ein:

Bild

"Ich bitte Euch, nehmt Euch dieser Menschen an. Sie leben nun schon so lange unter der Herrschaft britischen Eroberer, dass sie vergessen haben, wie man selbstständig lebt."

Mein Gemüt beruhigte sich. Irgendetwas an diesem Kerl war seltsam, aber ich kam nicht darauf, was es war. Es war wohl die Tatsache, dass jedes seiner Worte sich für mich wie die absolute Wahrheit anfühlte.

"Es sagt ja niemand, dass ihr für immer herrschen sollt. Nur solange bis die Menschen hier ihre Angelegenheiten selbst regeln können. Und überhaupt, so übel ist das Regieren überhaupt nicht. Überlegt doch, als Maharadscha habt ihr die uneingeschränkte Macht."

"Und wieso machst du das Ganze hier nicht?" Ich war noch immer misstrauisch.

"Ähm... das...äh... mein Rücken! Genau! Der schmerzt immer so. Und das indische Volk würde keinen Herrscher akzeptieren, der es nicht schafft, auf einem Elefanten zu reiten."

"Auf einem Elefanten reiten..." Ich wollte ungläubig erwidern, dass ich selbst das ja auch nicht könnte, doch meine Aufmerksamkeit wurde von etwas am Ende des Saals abgelenkt. Der alte Kauz folgte meinem Blick. „Achja, und einem Maharadscha steht es auch frei seine Frauen zu wählen, wer oder so viele er möchte.“ Diese Erkenntnis gab mir einen Ruck.

„Na schön, dann bin ich eben Euer blöder Maharadscha.“ eröffnete ich der Menge vor mir, die darauf in Freudentaumel ausbrach. „Und du!“ meinte ich an den alten Verrückten neben mich gewandt, „du wirst mein oberster Minister. Sag mal, wie heißt du eigentlich?“

„Es steht Euch völlig frei, mich zu nennen, wie Euch beliebt.“

Angestrengt dachte ich über einen passenden Namen nach. „Hm… wie wärs mit Henry? Ach, nein, der Name ist schon vergeben. Lieber irgendwas indisches… ähm…“ Angestrengt versuchte ich mich an alle indischen Namen zu erinnern, die ich kannte. „Mahatma!“ entschied ich mich schließlich für den einzigen Namen, der mir einfiel. „Und als Erstes schickst du ein offizielles Unabhängigkeitsersuchen nach London. Ich will nicht, dass bald britische Soldaten vor unserer Küste auftauchen und mich einen Kopf und Turban kürzer machen.“

Eigentlich hatte der britische Monarch es eigentlich gar nicht vor die wichtigen indischen Kolonien zu verlieren. Stattdessen war es ein Missverständnis im britischen Außenministerium, denn in der Textzeile „…to release the Indian people into Independece…“ dachten sie irrtümlich, dass ein indianisches Volk in den Steppen Amerikas noch immer dachte, es sei Teil des Empires und würde um Unabhängigkeit ersuchen, obwohl sie doch mittlerweile zu den Vereinigten Staaten gehörten. Um den Amerikanern einen Streich zu spielen, schickten sie eine positive Rückmeldung, die ich voller Überraschung einige Zeit später erhielt. Verdammt! Mein letztes Schlupfloch, mich klammheimlich aus der Affäre zu ziehen, war dahin. Noch schlimmer tobte der britische König, der drohte seine Truppen nach Indien zu schicken. Doch die anderen Großmächte der Welt verwiesen auf die offizielle Anerkennung des Staates Indiens und das die Briten nun keinen Anspruch mehr hätten. London musste letztendlich nachgeben. Die Bürokratie hatte gesiegt!

In der neuen Hauptstadt Kalkutta feierte man währenddessen ausgelassen meine Krönung, während die Briten ihre Truppen abzogen.

Bild

In der Euphorie schlug das Ganze in eine Massenorgie um (das Feiern, nicht das Abziehen), die zuerst die Stadt und dann das ganze Land erfasste. Das Feiern zog sich über mehrere Tage hin, bis alle Menschen meines Herrschaftsgebietes (und das waren eine Menge Leute) letztendlich vor Müdigkeit umfielen. In der Zeit war es mir unmöglich, mit den Regierungsgeschäften zu beginnen, vor allem aber deshalb, weil ich immer mitten in diesen Feierlichkeiten dabei war. Nunja… *hüstel*… die Menschen hier haben eine Art, die einen mitreißt und die Frauen… ich kann Euch nur sagen… die Frauen… da habe ich es besser als so mancher arabischer Herrscher. Und außerdem war Mahatma nirgendwo aufzutreiben. Nur einmal war er kurz aufgetaucht und fragte mich nach meinem offiziellen Titel als Herrscher, denn er wollte die Welt von meiner Regierung in Kenntnis setzen.

Und so erhielt jeder Herrscher der Erde eine Nachricht, dass ich ab sofort Germanicus Indiana, Maharadscha und Mogul von Indien war. Niemand dieser Leute nahm davon besonders Notiz. Überhaupt schien das Niemanden außerhalb Indiens zu interessieren. Lediglich im 'Internationalen Gerichtshof für geschichtliche Ungereimtheiten' hörte man ein allgemeines Seufzen. Noch so ein Verrückter, der eine neue Dimension geschaffen hatte.

Bild

Benutzeravatar
Germanicus
Librarius
Librarius
Beiträge: 122
Registriert: 29. Oktober 2011 13:33

Re: [Victoria 2 HoD AAR] Indien - Curry für die ganze Welt

Beitragvon Germanicus » 7. August 2013 19:57

Kapitel 2: Ich bin ein Herrscher, holt mich hier raus!

Als ich erwachte, war mein Körper ein Wrack. Mein Kopf schmerzte vom Alkohol, mein Hintern von dem scharfen indischen Essen und was mir sonst noch alles schmerzte zu erwähnen, darauf verzichte aus Jugendschutzgründen lieber.
Okay, es war mein Zeh.
Okay, ich hatte ihn gestoßen, ja? Können wir das Thema nun wechseln?

Um mich herum herrschte reges Treiben. Verschiedene Bedienstete liefen beschäftigt hin und her und einige taten nur beschäftigt, um sich vor der Arbeit zu drücken. Einem Experten wie mir auf diesem Gebiet entging so etwas jedoch nicht. Es schien jedoch niemand Notiz von mir zu nehmen, während ich auf dem Boden lag.

„Nun da Ihr endlich erwacht seid, könnten wir nun mit den Regierungsgeschäften beginnen?“

Mahatma hatte sich über mich gebeugt und half mir beim Aufstehen. Wir befanden uns noch immer in dem Palastsaal, an dem vor… ich konnte mich beim besten Willen nicht daran erinnern wie lange das her war… meine Krönung stattfand. In der Mitte hatte man einen großen Tisch aufgestellt mit Stühlen drum herum und dem prächtigsten am Kopfende, wohin mein oberster Minister mich nun führte. Selbstverständlich war er mir zugedacht.

„Ich war so frei einige Informationen über Euer künftiges Reich und seine Bewohner zu sammeln, während Ihr beschäftigt wart.“ meinte Mahatma und legte mir eine Karte vor.

Bild
Indien im Jahre 1836

„Moment! Was sind das für bunte Flecken hier und hier und hier? Ich dachte, ich wäre Maharadscha über ganz Indien!“

„Ganz Indien? Nein. Es gibt noch einige Fürsten und Könige, die sich geweigert haben, Euch die Gefolgschaft zu schwören und sich noch immer als ihre eigenen Herrscher betrachten. 23, um genau zu sein. Also eigentlich der Großteil Indiens. Ihr müsst wissen, sie waren auch noch zu Zeiten der Briten mehr oder weniger unabhängig und wollen sich von dieser Macht nicht trennen. Genau genommen, herrscht Ihr nur über jene Länder, die unter der direkten Kontrolle der Briten standen. Jedoch nichts was man mit ein bisschen Säbelrasseln und, wenn nötig, -schwingen lösen könnte.“

In Ordnung, ich wusste ja was hier zu tun war. Das war nicht das erste Land, dass ich zu Ruhm und Reichtum *husthust* führte. „Okay, meine Herren. Hier sieht der Plan für die nächsten Jahre aus. Wir treiben die Industrialisierung voran, pflanzen überall Fabriken hin und schaffen Clustergebiete. Silicon Valley, ihr wisst schon. Und pflastert alles mit Eisenbahnstrecken zu. Schickt mir die besten Wissenschaftler und Forscher eures… ähm… meines Reiches zu. Wir müssen in Sachen Technologie Spitzenreiter werden. Und vergesst nicht die Armee aufzustellen. Wir brauchen Garden und Artillerie. Aber vergesst nicht Husaren, Dragoner und Pioniere ebenfalls auszubilden. Und haltet Ausschau nach Kolonien, die wir gründen können. Und sorgt dafür, dass wir die entsprechende Medizin und die Waffen haben. Wir brauchen zudem eine Flotte, die es mindestens mit den Briten aufnehmen kann. Baut die Häfen aus und baut mir ein paar schöne, gepanzerte Dampfschiffe. Insgesamt also das Übliche eben. Noch Fragen, meine Herren?“

Der ganze Saal verstummte. Die Menschen, die vorher so beschäftigt gewesen waren, erstarrten. Alle, die meiner Ansprache gelauscht hatten, blickten mich mit großen Augen an.

Doch auf die Stille folgte das Chaos.

„Technolo… was?“

„Industrialisierung? Etwa der Indus? Sollen wir uns alle waschen gehen?

„Eis.. was? Sollen wir eine Eiscremekette eröffnen?“

„Das Techno… dingsda… hat das was mit Musik zu tun?“

„Was für Gebiete? Laster?“

„Klonolien? Ist das eine moderne Art der Kanalisation?“

„Wo wir bei Schiffen sind. Wenn ich vielleicht meine Entwürfe für Raumschiffe präsentieren dürfte…“

„Dragon…? Drachen? Bedeutet das Krieg mit den Chinesen? Zu den Waffen!“

„In den Krieg mit Husar!“

„Das heißt Hurra, du Idiot!“

„Aber er hat Husar gesagt!“

„Zum Mond in wenigen Wochen… zum Mars in ein paar Monaten…“

„Medizin? Wir hätten etwas Opium da.“

„Silicon…? sollen sich die Frauen etwa Silikon in die...“

…waren einige der Wortfetzen, die ich heraushörte.

Meiner Geste, die ich diesem Durcheinander erwiderte, wurde später eine Statue gewidmet.

Bild

Eure Gesten bitte hier!

Benutzeravatar
Germanicus
Librarius
Librarius
Beiträge: 122
Registriert: 29. Oktober 2011 13:33

Re: [Victoria 2 HoD AAR] Indien - Curry für die ganze Welt

Beitragvon Germanicus » 9. August 2013 14:24

Kapitel 3: Politik! Überall Politik!

„Majestät, ich bitte Euch, kommt zurück!“ Wir hatten uns mittlerweile auf das Dach begeben. Also ich an der Kante, bereit zum Sprung und Mahatma voller Furcht sich an das Geländer klammernd. Hatte wohl Höhenangst, der arme Kerl. Sein Mut mir trotzdem hier herauf zu folgen, war zu bewundern.
„Wieso? Es kann doch kaum mehr schlimmer werden!“ schrie ich über den tosenden Wind.
„Denkt doch einmal daran. Wenn Ihr jetzt springt, könntet ihr als französischer General wiedergeboren werden. Oder als osmanischer Sultan. Oder arabischer Scheich.“

Das war ein Argument.

„Also dann. Verwandeln wir dieses unzivilisierte Provinzkaff in die Killermaschine der Neuzeit.“ Wieder zurück im Palastsaal. „Was hast du noch für Informationen für mich? Aber bitte, sei dabei behutsam.“

„Hier ist eine Liste unserer Produktionsgüter.“

Bild

Kohle, Farbstoffe, Baumwolle. Das war gar nicht so schlecht. Und Seide war sehr selten in der Welt. Mit diesen Grundlagen konnte man sehr gute Fabriken errichten. Tee und Tabak waren im Ausland sehr begehrt. Und…
„Opium? Ich hoffe doch, keiner aus meinem Volk nimmt dieses Teufelszeug.“
„Oh… ähm… natürlich nicht!“ Mahatma begann zu stottern. Dann schien er den restlichen Leuten im Raum ein Handzeichen zu geben, worauf diese etwas in ihren Taschen und hinter ihren Rücken verschwinden ließen. Naja, das hatte sicher nichts zu bedeuten.
„Gut dann verkauft das Zeug im Ausland. Vielleicht wird das unsere Gegner schwächen.“
Beeindruckend war jedoch vor allem die Stoffproduktion meiner Handwerker, die im Moment den Weltmarkt dominierte.

Bild

„Wie sieht es denn nun aus mit Fabriken?“

Bild

Gähnende Leere.

Naja, das hatte ich mittlerweile befürchtet.

„Dieses ganze Industriezeugs und diese Fabriken, wir haben ehrlich gesagt keine Ahnung, wovon Ihr da redet.“

Bild

„Das sehe ich.“

Es gab viel zu tun. Man musste diesen Barbaren wohl erst zeigen, wie sie ihre Felder bestellen mussten, wie man Steuern zahlte und überhaupt wie man heutzutage einen Krieg führte. Erst dann konnte man sich der Industrie zuwenden.
„Euer Volk ist recht konservativ eingestellt.“ fuhr Mahatma fort. „Am liebsten wäre es ihnen, wenn alles so bleibt wie es ist. Aber es beginnt sich langsam eine Bewegung zu entwickeln, die sich für den Fortschritt ausspricht. Das Volk wird liberaler.“
„Es ist mir ziemlich egal, was das Volk will. Der Maharadscha bin ich!“

Das wollte offenbar niemand anzweifeln.

„Die Nationen des Westens betrachten uns als unzivilisiert und ihrer nicht würdig. Es wird Zeit das Blatt zu wenden. Wir müssen Reformen einführen und sie mit ihren eigenen Waffen schlagen!“ verkündete ich lautstark der Höflingsmenge.

„Wäre es nicht effektiver, sie mit überlegenen Waffen zu schlagen?“ erscholl der Ruf aus der Menge, was ich aber ignorierte. Klugscheißer.

„Und für Reformen brauchen wir Wissen. Und für Wissen brauchen wir Forschung. Also, wie sieht es mit der Forschung aus?“

Um es milde zu sagen, es war eine Katastrophe.

Bild

Bild

Es gab immerhin eine gewisse Menge an Geistlichen im Land, das konnte aber noch verbessert werden. Auch wenn es mir wie immer schleierhaft war, wie Geistliche zum Fortschritt eines Landes beitragen konnten.
Schlimmer jedoch war die Bildung der allgemeinen Bevölkerung. Bei dieser Ausgangslage Reformen durchzusetzen, könnte schwierig und langwierig werden.
„Was wir zuerst brauchen, ist eine Bildungsreform, um dann noch schneller Reformen einführen zu können. Und vor allem müssen wir unseren Fokus auf Geistliche setzen. Erzählt den Leuten, dem Maharadscha würde es gefallen, wenn man zum Geistlichen würde. Und sie erhalten die ewige Erlösung oder so ein Blödsinn.“
„Geistliche?“
„Naja, Lehrer eben.“
„Ah, ihr meint Gurus. Sehr wohl, ich werde alles in die Wege leiten.“

„Du hast ihn falsch verstanden, Dummkopf!“ Eine dunkle Stimme hallte durch den Saal. Schnell machte die Menge einem hochgewachsenen Mann mit rabenschwarzem Bart Platz, der auf uns zumarschierte.
Bild
Offensichtlich schien er einige Autorität beim Volk zu haben. Herrgott, wieso haben alle mächtigen Männer in diesem Land Bärte? Ist ja wie bei den Wikingern hier!

„Was der Großmogul sagen wollte, war, dass wir die Ausbildung von Mullahs fördern müssen, damit sie das Volk auf den rechten Weg bringen können.“ fuhr der Mann fort.
„Wer seid ihr? Und was wollt ihr?“ In meiner Stimme war leichte Panik zu erkennen. Der Typ war ziemlich respekteinflößend.
„Muhammed Ali, Eure Majestät. Religiöses Oberhaupt des muslimischen Volkes Indiens.“
Muhammed Ali. Den Namen hatte ich schon irgendwo gehört. Tausende Male, um genau zu sein. Den Namen gab es bei Muslimen wie Sand am Meer.
„Du heißt nicht zufällig so, weil der Autor wieder einmal zu faul war, sich einen vernünftigen, ausgefallenen und kreativen Namen für deinen Charakter zu überlegen?“
„Der Autor?“ Sein Blick drückte Verwirrung aus.
„Ich werde nicht zulassen, dass deine giftspeienden Mullahs dieses Land formen sollen. Nur die Gurus können die wahre Erleuchtung bringen.“ entgegnete Mahatma zornig.
„Blödsinn. Als ob in Höhlen vergammelnde Einsiedler irgendetwas von der Welt wissen. Die Mullahs jedoch folgen den Worten Allahs persönlich!“
Bevor noch Schlimmeres ausbrechen konnte ging ich dazwischen.
„Es ist mir egal, ob ihr nun Mullahs oder Gurus rekrutiert. Ich will auf jeden Fall so viele wie möglich davon. 2% in den wichtigsten Provinzen, mindestens, um das Maximum an Forschungspunkten herauszuholen. Aus irgendeinem Grund scheinen sie dem Volk Lehrer zu sein und können dessen Bildung so am ehesten verbessern. Verrückte Welt.“

Bevor irgendjemand die Diskussion von Neuem beginnen konnte, wechselte ich das Thema.

„Wie schaut es aus mit der Regierung? Welche Parteien haben sich mittlerweile gebildet?“

„Also im Moment bin nur ich da.“ meinte Mahatma. „Aber keine Sorge, ich bin flexibel. Ich erfülle Euch jeden Wunsch, den ihr hegt.“ Das kam doppeldeutig rüber. „Ich folge jeder Politik, die ihr mir vorschreibt.“ Schon besser.

„Halt! Ich biete mich natürlich ebenfalls an, dem Großmogul zu dienen!“ brüllte Ali. Er hatte offenbar Angst, dass man ihn überhörte, was jedoch eher unmöglich war. „Selbstverständlich diene auch ich so, wie Ihr es wünscht!“

Bild

„Ich würde mal sagen, Militär ist gut, aber wir sollten es nicht übertreiben. Die Zölle bleiben sowieso auf Null. Die Handelspolitik ist erst mal zu vernachlässigen. Wahlen gibt es keine, womit die Bürgerrechte egal sind. Dasselbe für die Wirtschaftspolitik, da auch die Industrie fehlt. Und was ihr mit der Religion macht, ist mir ziemlich egal. Mahatma, du bist wie besprochen Oberster Minister und Ali ernenn ich zum… öh… Innenminister!“

Das hieß, alles blieb beim Alten und Mahatma und Ali regierten als „Nationalistische Kongresspartei“ in meinen Namen. Eine Partei, die sich im Inneren gegenseitig hasste. Also wie es im Westen auch üblich ist. Und es gab keine Konkurrenz.

„Junge, Junge. Dieses Regieren macht ganz schön hungrig. Ich hätte jetzt Lust auf ein saftiges Rindersteak.“
Totenstille.
Die Hälfte des Raumes starrte mich entsetzt an.
„Oh… äh… dann vielleicht lieber ein Schweineschnitzel?“
Jetzt war die andere Hälfte mit Starren dran, vornedran der frisch ernannte Minister Ali.
„Maharadscha, Euch ist hoffentlich im Klaren, dass mehr als vier Fünftel Eurer Bevölkerung dem Hinduismus angehören. Kühe sind für uns heilig.“ versuchte Mahatma mich aus der misslichen Lage zu retten.
„Und der Rest sind Muslime. Schwein zu essen, entspricht nicht dem Willen Allahs.“ fügte Ali eifrig hinzu.

Bild

„Also dann… äh… Curry-Reis?“ Ali und Mahatma nickten zustimmend und einige Höflinge eilten davon.

„Kein Wunder, dass ihr so unzivilisiert seid. Hier leben ja fast nur Bauern.“ stellte ich fest, als ich mich der Berufsverteilung meines Volkes gewidmet hatte. „Facharbeiter, Kapitalisten, Geistliche, Bürokraten, Soldaten und Offiziere – das ist die Zukunft!“

Mit einigem Missfallen musste ich auch erkennen, dass die Inder kein einheitliches Volk waren, sondern selbst in viele Volksgruppen aufgeteilt waren. Das schlimmste daran war, dass die Primärkultur des Landes, die Marathen nur mit 9% vertreten war. Aber auch die akzeptierten Bürger, die avadhischen, die biharischen, die tamilischen und die kanaujischen Völker betrugen nur 41%. Die größte Gruppe, die Bengalen, gehörte nicht dazu.

Künftige Eroberungen sollten das ändern.

Bild
Die vielen Völker und Kulturen des indischen Subkontinents 1836

Wer sonst noch Minister werden will, bewirbt sich hier.