Nachdem ich bei HoI 3 sehr sehr spät nach Release gekauft und gespielt hatte, und somit von den teils schmerzhaften erfahrungen der Mutigen profierte, wollte ich beim 4. Teil nun zur 1. Welle gehören;)
Ich bin der Meinung, dass Spiele einer Reihe miteinander verglichen werden dürfen und diesem Vergleich auch standhalten müssen. Es ist eben eine Reihe. Teil 3 wie 4 (und auch 1 und 2
)heißen beide Hearts of Iron und haben beide dasselbe Ziel und greifen dabei auch zum Großteil auf die selben Prinzipien zurück. Daher hinkt in meinen Augen ein deartiger Vergleich keines Wegs.
bevor ich mich über Pro und Kontra auslasse, stelle ich kurz meine Perspektive vor:
Ich erwarte von Hearts of Iron eine so weit wie es geht, realistische Simulation der Welt von vor mehr als 70 Jahren, da ich der Meinung bin, dass es eine möglichst realistische Grundlage benötigt ,um der Frage nachzugehen, ob und wie man selbst bzw welche Entscheidungen den Verlauf des Krieges/der Welt wie beeinflusst hätten. Ist das Spiel zu abstrakt, macht es kaum einen Sinn, "historisch" spielen zu wollen, da man die Ergebnisse aus Spiel und Geschichte dann kaum miteinander vergleichen kann.
Ohne den nötigen Realismus ist es einfach nur eine Art Risiko-Spiel mit einem gewissen Setting.
Positiv:
- das neue Ausrüstungsproduktionssystem und das neue Ausbildungsystem. Auch der Verfall von Produktionseffizienz beim Anlaufen neuer Ausrüstung finde ich gelungen.
- allgemeine Zugänglichkeit des Spiels erhöht, dadurch potentiell größere Basis an Spielern/Mitspielern
- Divisions-Designer großartig, allerdings mit der einschränkung, man deaktiviert die Kosten an Armee-Erfahrung. Kampferfahrung zu benötigen ,um seine Divisionen nach belieben zusammensetzen zu können, ist unlogisch
- Idee des Luftkampf-Systems. Allerdings sind die Regionen, wie schon angemerkt, viel zu groß. Gezielte Massierung von Luftbodenunterstützung auf einzelne Bodenschlachten ist so nicht oder nur mit riesigen Mengen an Flugzeugen möglich (große Menge Flugzeuge in einer Region erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sich viele Flugzeuge in einer Provinz einfinden, um die Schlacht zu unterstützen
)
- Idee des Marine-Kampfsystems. Habe bisher nur wenig Marine-Kampferfahrung. Prinzipiell stelle ich mir aber vor, dass es mit diesem System eher möglich ist ,auch mit einzelnen Überwasserschiffen Handelskrieg zu führen
- Neue Engine, besseres Aussehen. Macht das Spiel angenehmer zu spielen (das Auge isst mit) und attraktiver für neue Spieler(Trend hin zur Grafikhurerei statt Fokus/Vorliebe für Spielmechaniken)
- endlich eine vernünftige (wenn auch nicht bugfreie) Mechanik, um Expeditionstruppen zu senden. Leider bisher auf Bodentruppenbeschränkt (Flugzeuge nur als Ausrüstung)
- Infrastuktur besteht aus eben dieser ,ziviler und militärischer IK. Fokus auf konzentrierte oder zerstreute IK.
- Synthetisches Öl(und Gummi)
Negativ:
- KEIN GELD !!!!!! Sublimierung durch zivile IK völlig unzureichend. Jede strategische Ress ist gleich viel IK wert. Dadurch wird Stahl zur wichtigsten Ress der Welt. Nicht, dass Stahl nicht wichtig wäre, aber gemessen an der Verfügbarkeit ist Öl/Treibstoff wichtiger
- es klang schon an. Das Handelsystem ist viel zu einfach. Jede Ress gleich viel Wert. Handel nur in Stufen von 8 Einheiten oder einem Vielfachen von 8 einstellbar. Dies plus die Tatsache ,dass es kein Lagersystem gibt, macht den Handel gerade für IK-Schwache Nationen extrem ineffizient (Man benötigt 1 oder 2 Gummi, weil man ein paar Flugzeuge bauen möchte, muss aber 8 kaufen ,und verschwendet 6 Gummi und somit die 6/8 zivile IK, die man dafür handelt.
- KEIN TREIBSTOFF!!!!!!!! Irritierenderweise wurde es in der Strategiezone bisher nur 2-3 Mal negativ bemerkt, dass es keinen Treibstoff mehr gibt. Während die Sublimierung bei Mot. Verbänden und Flugzeugen vlt noch gegeben ist, weil man zu deren Herstellung ja Öl benötigt und sie sie durch Verschleiß auch fortwährend Öl benötigen, ist es bei Schiffen völlig absurd, da sie einmal fertig gestellt, bis an ihr Lebensende einen Freifahrtsschein haben. Im Gegensatzu zu Flugzeugen und Landeinheiten kann man bei Schiffen nichtmal Treibstoff reinmodden, da sie im Einsatz keine Ausrüstung als Nachschub benötigen. Dies ist einfach katastrophal. Treibstoff war und ist Dreh- und Angelpunkt militärischen Vorgehens, solange Mot. Verbände/Schiffe/Flugzeuge im Spiel sind. (Genauso wie Geld in den meisten Wirtschaftsystemen der Schmierstoff ist, mit dem das System läuft)
- Schlachtplaner-Boni sind viel zu groß
- Forschung dauert viel zu lang -.- Forschungsystem wie auch in Teil 3 viel zu abstrakt, dies wird aber wie das Kampfsystem wohl auf lange Zeit in Spielen nur schwer oder nur mit viel Aufwand anders gelöst werden können
- Nationen unterscheiden sich kaum in Spielstilen bzw mit fast jeder Nation/jedem Staat ist fast jeder Spielstil möglich (kann auch positiv sein in bezug auf die "Was wäre wenn"-Fragen)
- Generale verlieren ihre Fähigkeiten, wenn sie befördert werden ?? Ähh, soweit ich weiß, sind Beförderungen eine Anerkennung für erbrachte Leistung (oder ein Gefallen/Vetternwirtschaft
) In keinem Fall aber führt eine Beförderugn dazu, dass der Beförderte dümmer/unfähiger wird, in dem was er tut.
- Keine Mil. Hierachien mehr. Für Menschen ,denen eine Armee-Struktur zu kompliziert und zu aufwendig ist, gab es auch schon in HoI-3 die Möglichkeit, dies von der KI erledigen zu lassen. Ob diese das gut gemacht hat, spielt dabei keine Rolle. Sie ist ja auch ohne die Strukturen immernoch nicht gut^^
- Luftkampfberechnung wurde schon angesprochen, ein einziges Tontaubenschießen auf beiden Seiten. die Intensität ist viel zu hoch. Auch fehlt eine Rückmeldung über gegnerische Modelle (Piloten, die aus dem Einsatz wiederkehren ,berichten ja regelmäßig, wen und was sie so in der Luft angetroffen haben)
- wie schon angesprochen, die Mechanik von Nachschub und abgeschnittenen Einheiten (Malus sofort, obwohl einheiten über einen Vorrat an Nachschub verfügen sollten)
- Flußübergangsmalus viel zu hoch (schon zu Hoi3 Zeiten hatte hier in diesem Forum jmd angemerkt, dass Flußübergänge in der Realität kein so großes Hindernis waren, wie sie im Spiel dargestellt werden. Die Wehrmacht(und auch andere Armeen) hat(haben) viele Flüße erfolgreich überquert, und das gänzlich ohne Marine-Infanterie
- Die Möglichkeiten, Frieden zu schließen, sind EXTREM limitiert. Eigentlich muss man entweder selbst verlieren oder den Gegner vollständig bezwingen, um auf absehbare Zeit einen Frieden schließen zu könenn. Und das ist nicht nur auf die Fraktionsmechanik begrenzt. Wieso ?
- Die See-Infavsions-Mechanik ist bevormundend. Ich möchte selbst entscheiden, ob ich meine Truppen in den scheinbar sicheren Tod schicke, oder nicht. Das spiel verbietet mir jedoch per Programmierung, einen scheinbar für mich nachteiligen Zug zu tätigen. Diese Mechanik führt dazu, dass die KI als Deutsches Reich in meinen Spielen noch nie erfolgreich in Norwegen gelandet ist. Mir fehlt da die Würze von, wie es der Leipziger Militärverlag im Buch "Der 2. Weltkrieg" ausdrückte;"... vertraute seine Truppen einfach dreist dem Wetter und dem Zufall an."
- + Die Begrenzung der maximal gleichzeitig Invasierenden Truppen basiert nicht auf der Menge an Konvois, sondern einer "Forschung" bescheuerter geht es kaum.
Ja, um mal ein Fazit zu ziehen, bevor es ewig weiter geht.
HoI IV ist rein als Spiel gesehen ein gutes Spiel. Es spielt sich relativ gut, die meisten Dinge sind nachvollziehbar ,und im Multiplayer ist es sicher spaßig, wenn nicht grade alle Spieler Pros sind und man nirgends durchbrechen kann (so hörte ich).
Als 2.WK-Simulationen versagt es aber nochmehr als seine Vorgänger. Besonders kritisch die Wertung und der Umgang mit Ressourcen, Geld und Politik/Diplomatie. Und in Verbindung mit Ress die Tatsache,dass niemand Treibstoff braucht.
Dieses Spiel könnte genauso gut Schlacht um Mittelerde oder ein Eu V oder sonste was sein. Mit dem 2. Wk gemein hat es Texte und Bilder, viel mehr aber nicht.
Solange man also nicht versucht, 2. WK zu spielen, macht es eignetlich sehr viel Spaß
Ich meine, dank der dämlichen KI habe ich als(faschistisches) Griechenland großen Anteil daran ,dass die Achse den Krieg verliert, obwohl die Allierten und die Komintern sich bekriegen und zwischen Komintern und Achse Frieden herrscht. Da fühlt man sich doch toll, oder?
(Und ja, der Historische Fokus ist an, deshalb erklärte mir Italien den Krieg, obwohl Deutschland mich so sehr mochte und mich auch mehrmals in die Achse einlud. Aber wie wir es aus der Geschichte kennen, Mussolini war ja nicht gerade dafür bekannt, seine Schritte mit uns abzusprechen