S.P.Q.R.
- Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied -
Prolog
Ab urbe Condita 366,
Rom, Kapitol
Valerius sass zusammengesunken am Fuss der Mauer. Er konnte es noch immer nicht fassen. Bei Juno, wie konnten es die Götter soweit kommen lassen?
Er atmete ein, zweimal tief durch, wischte die Tränen aus den Augen, stand auf und betrachtete die Szenerie die sich ihm bot.
Auf dem Platz vor dem Heiligtum der drei Schutzpatronen Roms, herrschte aufruhr. Überfüllt mit Waren und Tieren war nichts mehr von der Heiligkeit dieses Ortes geblieben. Dazwischen drängten sich einige wenige Pleb's und viele Patrizierfamilien mit ihren Leibsklaven. Viele empörten sich über die Umstände wie sie hier oben auf dem Platz neben Vieh und Plebejern warten oder gar untergebracht werden mussten. Doch die Soldaten hatten besseres zu tun als sich ihr genörgel anzuhören.
Das Momunemt selbst wurde von einem gewaltigen Tuffsteinsockel getragen auf dem der Hölzerne Tempel ruhte welcher Jupiter, Juno und Minerva geweiht war.
Normalerweise war am Abend auf dem Hügel alles dunkel, bis auf die Priester, welche zwischen den gewaltigen Säulen mit Lampen oder Fackeln ausgestattet wache hielten und dabei die heiligen Verse und Lieder zu ehren der Götter sangen. Doch nicht so an diesem Abend. Heute war der Tempel blutrot beleuchtet, durch die brennende Stadt.
Der Hügel selbst war eingefasst in einer Arx, einer Art Fluchtburg mit hohen Wällen und einem Graben mit angespitzten Pfählen. Die Arx besass nur ein Tor, welches hoch über dem steilen Weg von der Stadt herauf ebenfalls auf einem Mauerfuss tronte. Dies war nun verschlossen, verbarrikadiert durch einen dicken Eichenbalken und keilen an der Unter- und Oberseite die durch einen Mechanismus in den Torrahmen eingelassen werden konnten, um zusätzlichen Halt zu bieten.
Auf der Mauer stand das letzte Aufgebot von Rom. Viele zu junge und zu alte Männer standen da oben.
Zu viele wurden getötet bei der Schlacht an der Allia am Tag zuvor und die, die nicht getötet wurden und flohen... Mögen die Götter wissen, wo die alle abgeblieben sind, dachte Valerius. Er war selbst dabei, führte eine Abteilung Kavallerie am Linken Flügel. Als Equites war er gut gerüstet und von keiner schlechten Herkunft, genoss eine gute Schulbildung griechischer Sklaven und eine Militärische Ausbildung bei altgedienten Soldaten. Doch an dem Tag nützte ihm weder das fliessende Griechisch, noch all die geübten Doktrin etwas. Er konnte nur zusehen wie der Rechte Flügel der römischen Armee überrant wurde. Eigentlich wäre der Rechte Flügel als Reserve gedacht gewesen- viele ungeblutete, junge Rekruten standen da oben auf dem kleinen Hügel. Die Mitte sollte die gesamte Kampflast tragen, in welcher neben vielen Hastati auch einige Princeps- und Triarii-Abteilungen aufstellung genommen hatten. Doch auch die Gallier, viele zugehörig den Stämmen der Senonen, Veneter und Arverner, hatten das bemerkt und banden die Mitte mit einigen wenigen Kriegern und liessen ihre Hauptstreitmacht auf den Hügel des rechten Flügels stürmen.
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Die Rekruten waren den Kampf nicht gewohnt. Die langen Klingen der Gallier hielten blutige Ernte unter den jungen Kriegern die nur verdattert und unfähig sich zu bewegen in der Linie standen, teils nicht mal ihre Schilde erhoben! Bald schon flohen sie, Hals über Kopf. Viele verloren dabei ihr Leben, wurden abgeschlachtet. Doch diese Idioten verdienten es nicht anders! Der rechte Flügel war somit aufgelöst und die Gallier stürmten brüllend und schreiend den Hügel hinunter, rollten die gesamte Linie von der Flanke her auf! Die Triarier und Princeps taten was sie konnten, litten was sie mussten und konnten so wenigstens die Mitte für eine Weile halten und den anderen die Flucht ermöglichen. Ein Teil der Fliehenden wandte sich nach Veji, eine nahe Stadt die besser befestigt war als Rom, einige andere nach Süden gen Rom. Viele ertranken im Fluss, da sie nicht schwimmen konnten und von ihren Brustpanzern in die Tiefe gerissen wurden. Sechs Legionen, 40.000 Mann wurden an diesem Tag aufgerieben.
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Valerius hatte zu diesem Zeitpunkt einen Boten zum Tribun Marcus Manlius Capitolinus geschickt, forderte neue Anweisungen. Doch bevor der Bote bei der Standarte ankam, hatte der Tribun bereits den Rückzug angetreten, floh gen Rom als er sah, dass seine Truppen überrannt und niedergehauen wurden.
So blieb ihm nichts anderes übrig, als dasselbe zu tun und wenigstens die Frauen und Kinder seiner Männer nicht zu Witwen, Waisen und Bettlern werden zu lassen. Sie waren alle traumatisiert angesichts dieser vernichtenden Niederlage die niemand erwartet hätte. Noch nie war eine römische Armee so schmachvoll untergegangen.
In der Stadt angekommen vernahm er, dass Marcus Manilus bereits den Befehl gegeben hatte sich in die Arx zurückzuziehen. In den Strassen herrschte Panik, viele flohen gen Süden aus der Stadt in die besser befestigten Städte. Die Patrizier wurden in die Arx gebracht, wovon viele der alten Senatoren sich weigerten ihr Heim zu verlassen und sich von ihren Familien verabschiedeten. Sie holten ihre prächtigsten Amtsroben hervor und erwarteten den Tod in ihrer Villa. Einige wenige wählten den Freitod, andere bevorzugten es zu warten, bis die Gallier eintrafen. In den Tempeln baten die Priester ohne Unterlass um Hilfe und Beistand, die Tempelsklaven machten sich daran das heilige und wertvolle Inventar zu vergraben oder auf das Kapitol zu schaffen damit es nicht den Galliern in die Hände fiel.
Valerius selbst konnte nicht zu seiner Familie, denn er hatte seine Männer die er führen musste- und Rom welches er als Soldat der Republik geschworen hatte, zu verteidigen bis zu seinem Tode. Also blieb ihm nichts anderes übrig als ebenfalls in die Arx hinaufzureiten und dort mit seinen Männern zu helfen wo Hilfe nötig war. In diesen ersten Stunden gab es keine Befehlsstrukturen, keine Ordnung. Jeder rettete was er konnte. Schon trafen die ersten Hopliten ein die zu Fuss zur Stadt geflohen waren und natürlich einiges länger gebraucht hatten. Alle ebenso verstört wie die Männer aus Valerius' Trupp. Einige blutüberströmt, andere ohne einen Kratzer, alle schleppten sie sich hinauf in die Fluchtburg. Oben angekommen wurden sie in Arbeitsgruppen eingeteilt. Einige mussten notdürftig versorgt werden. Die Unverletzten holten so viele Speere, Schilde und Schwerter aus den Arsenalen der Stadt wie es möglich war, andere sammelten Steine als Wurfgeschosse und legten sie in Körben auf der Mauer bereit. Einige Sklaven machten sich daran die Speicher mit Nahrung und Wasser zu füllen.
Gegen Abend des Tages tauchten die ersten Gallier vor der Stadt auf. Kleine Reitertrupps.
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Sie erkundeten die Gegend und zogen sich dann wieder zurück. Einige Zeit später tauchte die gesamte Streitmacht der Gallier auf und zog ungehindert in die Stadt ein. Kurz darauf gingen die ersten Gebäude am Stadtrand in Flammen auf- und die Soldaten und Bürger Roms, mussten untätig zuschauen. Die Gallier liessen sich Zeit, sie plünderten, raubten, mordeten und vergewaltigten. Die Schreie von Kindern und Frauen gellten durch die abendliche Szenerie. Nie zuvor, war Rom so gedemütigt worden.
Nach einer Weile richtete sich die Aufmerksamkeit der Gallier auf den Kapitolinischen Hügel. Der Tribun hatte es geschafft die Soldaten zu reorganisieren. Sein Plan sah vor, die Gallier die enge Strasse hinaufkommen zu lassen und sie dann wieder den Hügel hinunterzutreiben. Die Taktik ging auf. Die Gallier kamen hinauf zum Tor, mit einem Baumstamm den sie als Rammbock benutzen wollten. Doch schon bei ihrem ersten Ansturm wurden sie mit einem Hagel aus Speeren und Steinen erwartet und zurückgetrieben, Leichen gefallener Gallier stapelten sich vor dem Tor. Sie gaben den Versuch auf, die Strasse hinauf anzugreifen und richteten einen Belagerungsring um den Hügel ein. Seither blieb es ruhig um den Hügel. Nur in der Stadt gingen die Plünderungen weiter, Brände wurden nicht gelöscht und verteilten sich weiter in der Stadt. Die Luft war rauchgeschwängert und erfüllt mit dem Gestank verbrannten Fleisches, als sich Valerius nach dem langen Tag und der Nacht an den Fuss der Mauer setzte. Anscheinend hatte er den ganzen Tag durchgeschlafen. Er wunderte sich darüber, dass er nicht geweckt worden war...
(erster Teil des Prolog, so als kleiner Vorgeschmack was euch noch so erwarten wird )