[Story-Contest] - Brandark - "Die Gegenschöpfung"

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Brandark
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[Story-Contest] - Brandark - "Die Gegenschöpfung"

Beitragvon Brandark » 9. August 2012 12:38

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"Die Gegenschöpfung"
oder auch: "Fleisch von meinem Fleische"

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~ CHRONIK ~

2016: Die Forschungsbeschränkungen im Bereich Viren und Bakterien werden aufgehoben. Ab sofort ist es legal Veränderungen am Erbgut von Bakterien und Viren durchzuführen. Die Forschungen finden unter Aufsicht der Staatengemeinschaft statt. Kritiker befürchten Anschläge mithilfe veränderter Viren und Bakterien.

2018: Um der steigenden Gefahr von Bio-Terrorismus Rechnung zu tragen, erlässt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Zusammenarbeit mit der Europäischen Union, der Vereinigten Staaten von Amerika, der Russischen Föderation und der Volksrepublik China neue Richtlinien bei der Bekämpfung von Epidemien und der Verhinderung von Pandemien.

2027 - 04.07.: Der 250. Unabhängigkeitstag der USA geht in die Geschichte als schwarzer Tag ein, als islamistische Terroristen in Washington DC eine mutiertes Lungenpest-Virus freisetzen. Binnen 3 Tagen infizieren sich 75% der Bevölkerung Washingtons. 98% der Infizierten erliegen binnen 1 Tages dem Virus.

2027 - 05.07.: Der Präsident der Vereinigten Staaten und der Großteil des Kongresses infiziert sich ebenfalls. Während seines Dahinsiechens gibt der Präsdient den Befehl Washington abzuriegeln. Die US Army errichtet daraufhin ein Sperrgürtel rund um Washington. Der Befehl Personen innerhalb des Sperrbereichs bei Sichtkontakt zu erschießen wird ausgegeben.

2027 - 07.07.: Die ersten Forschungsergebnisse sind niederschmetternd: Der Virus mutiert zu schnell und ist zu aggressiv als das es eine Aussicht auf den Fund eines Heilmittels in naher Zukunft gibt.

2027 - 08.07.: Nach dem Tod des Präsidenten am 07.07. und ersten öffentlichen Ausschreitungen in anderen Städten entscheidet der Vizepräsident und die Leitung der US Army Washington DC zu „desinfizieren“.

2027 - 09.07.: Durch den Abwurf einer 20 MT Wasserstoffbombe wird Washington DC und der nähere Umkreis vernichtet. Die Abwurfzone wird als „Sperrbereich 1“ bekannt und bleibt von der Armee abgeriegelt. Bis auf 40 Kilometer darf sich niemand den Ruinen von Washington DC nähern. Diese Sperre wird bis zum Ende der USA bestehen bleiben.

2027 - 10.07.: Der Vizepräsident – inzwischen neuer designierter Präsident der USA – erklärt die Krise für beendet und droht die Drahtzieher zu finden und noch nie dagewesene Vergeltung zu üben.

2028: Als Nachwirkung des Anschlags auf Washington DC wird die WHO aufgelöst und durch die neue Institution „Weltseuchenkontrolle“ ersetzt. Die WSK besitzt einen eigenen militärischen Arm. Sie soll sicherstellen das Quarantänemaßnahmen strikt eingehalten werden.

2029: Die Richtlinien zur Bekämpfung von Epidemien und Verhinderung von Pandemien werden um das geheime Zusatzprotokoll 000001C ergänzt, welches der WSK weitreichende Vollmachten gibt um eine Pandemie zu verhindern. Das Protokoll beinhaltet die Außerkraftsetzung der Menschenrechte und nationalen Gesetze, sofern es von der WSK als notwendig erachtet wird.

2032: Die USA zerschlägt die Terrorzelle, die für den Angriff auf Washington DC verantwortlich war. Alle Mitglieder werden hingerichtet. Daraufhin kehrt in der Welt Ruhe ein. Die WSK wacht über die Verbreitung von Viren und Bakterien.

2083: 1. Ausbruch eines extrem aggressiven Super-Ebola-Virus in Südafrika mit einer Mortalitätsrate von 98%. 1,2 Milliarden Menschen – 85% der Bevölkerung von Afrika – sterben binnen 14 Tagen. Die öffentliche Ordnung bricht binnen weniger Tage zusammen. Die Suche nach einem Heilmittel bleibt erfolglos.
Die WSK erklärt daraufhin den kompletten afrikanischen Kontinent zum Sperrbereich 2. Mit Hilfe der Großmächte werden alle Übergänge zu Afrika geschlossen. Schiffe patrouillieren entlang der Küste um Sicherzustellen dass niemand entkommt. Auf Afrikaner die sich den Absperrungen nähern wird geschossen. Es wird nie herausgefunden ob der Super-Ebola-Virus auf natürliche Art und Weise entstanden ist oder eine künstliche Kreation ist.

2143: 2. Ausbruch des Super-Ebola-Viruses in den USA, New York City. Die Eindämmungsprotokolle der WSK versagen und binnen 28 Tagen hat sich das Virus über den kompletten amerikanischen Kontinent ausgebreitet. Die Suche nach einem Heilmittel bleibt erneut erfolglos und in den Wirren der Anarchie und Ausschreitungen gehen die Vereinigten Staaten von Amerika unter. An Ihre Stelle tritt ein System von Warlords und Stämmen der Überlebenden. Recht und Ordnung existieren nicht mehr, jeder kämpft ums Überleben. Europa hält sich raus aufgrund der Befürchtung das sich der Virus ausbreiten könnte.

2144: Die Epidemie greift auf den europäischen Kontinent über. Noch immer konnte kein wirksames Heilmittel gefunden werden. Die Europäische Union geht in den Wirren der Pandemie unter.
In Ihrer Verzweiflung hebt die WSK jegliche Beschränkung in der Erforschung und Änderungen von Genen auf. Der verzweifelte Plan ist das Virus durch direkte Eingriffe in das menschliche Erbgut zu stoppen.

2145: Inzwischen sind 3,8 Milliarden Menschen - 50% der Weltbevölkerung - an der Pandemie zu Grunde gegangen. In weiten Teilen der Welt herrscht Anarchie und Chaos.
In einem geheimen Forschungslabor in Japan gelingt es schließlich den Plan der WSK zu verwirklichen. Durch die Injektion eines künstlich erzeugten Virus wird ein direkter Eingriff in die DNA-Struktur des Homo Sapiens Sapiens realisiert und der Mensch wird immun gegen das Super-Ebola-Virus.

2200: Neue Staaten entstehen und nehmen die Plätze der untergegangen Staaten ein. Europa wird von der „Nord-Union“, einem kontinentalen Staatengebilde unter Führung von den Überresten Deutschlands und der skandinavischen Staaten dominiert. Der amerikanische Kontinent wird von der „Föderation Zivilisierter Staaten“, einem Zusammenschluss mehrerer großer Warlords dominiert. Es scheint als sei die Zukunft der Menschheit wieder positiv.

2250: Die Beschränkung für Eingriffe am menschlichen Erbgut wurde nie wieder eingeführt. Eingriffe gehören seit langem zum Alltäglichen und werden immer umfassender. Ethnische Grenzen exisiteren kaum noch.

2489: Erstmals wird menschliches Erbgut und Tierisches kombiniert und damit auch die letzte ehtnische Grenze überwunden.

2511:Aus dem Homo Sapiens Sapiens entstehen durch umfassende Änderungen und Kreuzungen der DNA offiziell neue Menschen-Rassen. Die erste ist der Homo Sapiens Lupus.

2600: Offiziell leben 12 verschiedene Menschenrassen auf der Erde, nicht mitgezählt eine unzählbare Menge von „Mischlingen“. Nationalitäten rücken mehr und mehr in den Hintergrund. Das wesentlich wichtigere Unterscheidungsmerkmal ist die genetische Struktur. Die Angehörigen der einzelnen Menschen-Rassen gründen neue Nationen/Völker und beanspruchen Land für sich. Der ursprüngliche Homo Sapiens Sapiens wird immer seltener.

2700: Der letzte Nationalstaat der Erde löst sich auf, ab diesem Moment existieren nur noch Rassen. Einzelne Rassen gründen Kolonien auf dem Mond, dem Mars und den Jupiter-Monden des SOL-Systems.

2812: Der Homo Sapiens Ortho wandert komplett von der Erde aus. Genauso wie der Homo Sapiens Odonata verlässt er das SOL-System mit Generationenraumschiffen.

3002: Der Homo Sapiens Sapiens stirbt aus.
Sein Hauptnachfolger ist der Homo Sapiens Superior. Ein Mensch dessen Erbgut durch umfassende Eingriffe und das Verwenden von tierischen Genen modifiziert wurde und nur noch zu 82% mit dem Erbgut des ursprünglichen Homo Sapiens Sapiens übereinstimmt. Daneben existieren inzwischen weitere 18 Rassen deren DNA stabil ist und unzählige Mischlinge (sog. Unreine).
Immer häufiger treten Spannungen zwischen den einzelnen Rassen auf.

3078: Die Menschen-Rassen schotten sich voneinander ab und misstrauen sich gegenseitig. Jede Rasse hält sich für die Krone der Schöpfung und den Nachfolger vom Homo Sapiens Sapiens. Dieser wird inzwischen bei allen Rassen als mysthischer "Vorläufer" verehrt und wird zur Religion. Diskriminierungen Angehöriger anderer Rassen sind an der Tagesordnung.

3098 – 3403: Selektions-Kriege. Die Spannungen zwischen den einzelnen Rassen führen zum offenen Krieg. Die Selektions-Kriege sind von Verrat und Missgunst gezeichnet. Allianzen werden geschlossen nur um wenige Monate danach gebrochen zu werden. Im Krieg kämpft jeder für sich und jeder gegen jeden. Waffenbeschränkungen gibt es nicht, es wird alles eingesetzt was zur Verfügung steht um die anderen Rassen auszulöschen.
Nach dem Krieg ist die Weltbevölkerung um 80% geschrumpft und beläuft sich auf ca. 2,3 Milliarden. Weite Teile der Erde sind verstrahlt oder biologisch verseucht. Von den ursprünglichen 18 Rassen auf der Erde überstehen den Krieg nur 4 – unter Ihnen der Homo Sapiens Superior. Der Selektions-Krieg wirft die Entwicklung der Nachfolgerrassen der Menschheit um 300 Jahre zurück.

3452: Ein Homo Sapiens Odonata kehrt zur Erde, mit einem Raumschiff das zu überlichtschnellem Reisen fähig ist, zurück. Das Schiff ist schwer beschädigt und der erste Odonata der seit über 500 Jahren die Erde betritt liegt im Sterben.
Vor seinem Tod überbringt er eine Warnung vor der Gegenschöpfung. Ohne genauere Erklärung stirbt er.

3461 (Heute): Der Zyklus der Gegenschöpfung beginnt. Ihre Herolde treffen auf der Erde ein.
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Die Geschichte werde ich in 4. Kapiteln erzählen:

Kapitel 1 - ANKUNFT

Kapitel 2 - ERKENNTNIS

Kapitel 3 - SUCHE

Kapitel 4 - ERLÖSUNG


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Musikalische Untermalung/Inspiration der einzelnen Kapitel:

Chronik: Two Steps from Hell - Archangel
1. Kapitel: Two Steps from Hell - Fire Nation
2. Kapitel: Two Steps from Hell - Super Strength & Protectors of the Earth
3. Kapitel: Two Steps from Hell - Dark Blade
4. Kapitel: Two Steps from Hell - Strength of a Thousand Man & Immortal Avenger
Epilog: Two Steps from Hell - After the Fall

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Kommentare einfach hier rein. Danke!
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"Copyright" (Öffnen)
Die nachfolgende Geschichte beruht allein auf dem Gedankengut von mir und frei zugänglichen Informationen. Sollte jemand ähnliche Thematiken bereits wo anders gesehen/gelesen haben, ist das rein zufällig. Die Geschichte darf von der Strategie-Zone.de frei verwendet werden. Weiterverbreitung bzw. Anpassung und Änderung außerhalb der SZ darf jedoch nur nach Rücksprache mit mir stattfinden.
Zuletzt geändert von Brandark am 19. August 2012 22:22, insgesamt 10-mal geändert.

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[Kommentare] Die Gegenschöpfung

Beitragvon Brandark » 9. August 2012 12:40

~ 1. Kapitel - ANKUNFT ~



3461 a.D.
Zitadelle im Zittergebirge, Sphäre der Homo Sapiens Superior
ehem. Land der Nord-Union
ehem. Deutschland, Alpen


Das lange rote Gewand raschelte leise, als er die Tür durchschritt. Eigentlich war es eine nervige Tradition, die dem unwürdig war, wofür Sie standen! Aber selbst ein Superior Magister konnte sich nicht über diese eine Tradition hinwegsetzen. Über jedes andere Gesetz und jede andere Richtlinie konnte er sich hinwegsetzen, aber nicht darüber. Dieses Gewand hatte der erste Superior Magister getragen, als sie erwacht waren und dieses Gewand würde der letzte Superior Magister tragen, wenn sie schlafen würden. Nicht das er zulassen würde das es soweit kommen würde.
Superior Magister Iliam sah aus wie der perfekte Homo Sapiens Superior. Er war groß, mindestens 2,30 m hoch, seine Haut hatte einen samtenen goldbraunen Ton und seine Augen leuchteten in intensivem Gelb. Seine Figur war athletisch und ließ große Kraft erahnen, wobei es unmöglich einem Homo Sapiens Superior äußerlich anzusehen zu was er in der Lage war. Seine optimierte Genstruktur gab ihm weit mehr Möglichkeiten als das Auge erkennen konnte.

Er blieb vor einer weiteren Tür stehen. Es war eine massive Tür aus einem Chitin-ähnlichen Material. So gut wie undurchdringbar hatte ihm der Magister für Materie versichert. Nicht dass sie es jemals hätten testen müssen, denn besagte Tür lag tief im Inneren der Zitadelle im Zittergebirge. Selbst während der Selektions-Kriege war die Zitadelle unbeugsam geblieben.
„Identifikation!“
Iliam blickte nach oben und sah das sich das rotglühende menschliche Auge über der Tür geöffnet hatte und ihn anstarrte. Eine weitere lästige Sicherheitsmaßnahme.
„Superior Magister Iliam.“
Doch die Tür ließ sich nicht so einfach zufrieden stellen.
„Superior. Wer war vor uns?“
„Die Vorläufer.“
„Korrekt, wer wird sein nach uns?“
Eine Fangfrage. Die Homo Sapiens Superior lebten in dem Glauben das alles einem Kreislauf entsprang, aber wie um sich selbst zu verspotten, hingen Sie auch dem Glauben an die höchste Instanz der Schöpfung zu sein. Näher an der Perfektion zu sein wie alle anderen. Das die Superior die ersten waren die dem Kreislauf entfliehen konnten.
„Niemand wird sein nach den Superior. Niemand wird je sein wie wir!“
„Korrekt. Hand einlegen.“
Eine Klappe öffnete sich ohne ein Geräusch zu verursachen. Gerade groß genug das Iliam seine Handfläche dort hinein legen konnte. Mit zwei schnellen Schritten war er dort und legte seine Hand hinein.
Mit einem leisen Zischen, schloss sich die Klappe soweit, das seine Hand fixiert war. Es gab keine Möglichkeit die Hand zu entfernen. Normalerweise hätte er Angst empfunden, auch wenn er dies niemals zugegeben hätte, aber jeder Magister kannte diese Prozedur.
Er zuckte nicht einmal zusammen als sich der Metalldorn in seine Handfläche bohrte und eine Gewebeprobe entnahm.
Jeder Magister musste am Anfang seiner Amtszeit eine Gewebeprobe abgeben, anhand dieser konnte er identifiziert werden. Würde die Maschine erkennen das die Gewebeprobe nicht mit der von Iliam abgegeben Probe übereinstimmte würden ihn auf der Stelle acht Flammenwerfer vernichten.
Aber er wusste wer er war.
„Gewebeprobe bestätigt. Willkommen im Herzen, Superior Magister Iliam, Vorsitzender des Magistrat, der Homo Sapiens Superior.“

Mit einem Zischen gab die Anlage seine Hand frei. Er zog sie zurück, schüttelte Sie zweimal und blickte seine Handfläche an. Lediglich eine hellrosa Stelle, die auf seiner goldbraunen Haut auffällig hervor stach, kennzeichnete die Stelle in die der Metalldorn eingedrungen war. Sein Körper behob den Schaden schnell.
Das Gewand raschelte wieder als er den Raum betrat. So modern die Einrichtung der Zitadelle war, so altmodisch war dieser Raum. Er war Kreisrund und genau in der Mitte stand ein gewaltiger kreisrunder Tisch. Mit Stühlen für sechs Personen. Das einzige moderne was sich im Raum befand war ein Holoprojektor exakt in der Mitte.
Iliam war der letzte. Die fünf Magister waren bereits anwesend und hatten nur noch auf ihn gewartet. Bevor sich Iliam auf seinen Platz setzte blickte er die einzelnen Magister kurz an, baute mit jedem Augenkontakt auf. Ein Zeichen der Höflichkeit aber auch der Warnung. Er war der Superior Magister. Dann setzte er sich.

Kurz herrschte Schweigen im Raum. Dann ergriff Kardan, der Magister für Materie das Wort.
„Superior Magister, wir haben beunruhigende Nachrichten empfangen.“
Der Magister für Materie war zuständig für die Umgestaltung von Materie für neue Wohneinheiten und für die Produktion in den Werken der Superior.
„Welcher Art, Kardan?“
„Der Kontakt zu Redmoon Base I ist verloren gegangen.“, mischte sich Signum der Magister für Extrovation ein. Er war zuständig für den Kontakt zu den einzelnen Stützpunkten der Superior.
„Welcher Art ist der Kommunikationsausfall?“
„Nicht ermittelbar. Es ist als hätte Redmoon Base I nie existiert.“
Mit einem Gedanken befahl Iliam dem Holoprojektor Redmoon zu projizieren. Millisekunden später schwebte ein Hologramm des Mars im Raum, inzwischen Redmoon genannt.
„Entsendet ein Erkundungsteam.“
„Ist bereits geschehen.“, antwortete Alkay der Magister für Armaum ein. Alkay, war zuständig für die Krieger der Superior.
„Status?“
„Der Kontakt zum Erkundungsteam ist abgebrochen.“
„Wie war das Erkundungsteam ausgerüstet?“
„Delta-9, schwer bewaffnet und äußerst fähig.“
„Womöglich ein Überfall der Homo Sapiens Ortho? Angeblich sollen einige gesichtet worden sein.“
Bei diesen Worten hatte sich Syrion, der Magister der Genexcubitus nach vorne gelehnt. Ihm unterstand die Organisation der GenExcubitoren, die Gen-Wächter. Sie waren die oberste Instanz die über die Reinheit der Gene der Homo Sapiens Superior wachte.
„Unwahrscheinlich.“
„Die Gegenschöpfung?“
Schlagartig wurde es totenstill im Raum und alle sahen sich betreten an, als das älteste Mitglied des Magistrats, Zayron, der Magister für Sciencia sich einmischte. Ihm unterstand die Forschung und Entwicklung der Homo Sapiens Superior, mit Ausnahme der genetischen Forschung. Diese war Angelegenheit der Gen-Wächter.
„Möglich.“, räumte schließlich Alkay ein.
Sie alle erinnerten sich an den Tag vor 9 Jahren als seit über 500 Jahren der erste Homo Sapiens Odonata zur Erde zurückgekehrt war. Viele hatten bis dahin die Rasse der Odonata für eine Legende gehalten, waren Sie doch angeblich vor langer Zeit in die Weiten des Universums aufgebrochen und nie mehr gesehen worden.


3452 a.D.
Wilde Lande, Sektor R-11
ehem. Großchinesisches Reich
ehem. Land der Russischen Förderation


Alle Magister warteten darauf dass dieses ankommende Objekt landete. Zayron hatte berechnet das es genau hier geschehen würde. Weitab von jeglicher Siedlung. So warteten Sie. Begleitet und beschützt von 200 GenExcubitoren. Auch wenn Iliam den stillen Wächtern der genetischen Struktur, des wahren Kerns, der Homo Sapiens Superior mehr als vertraute, hatte er doch auch die Streitkräfte der Superior alarmiert. Beruhigt das in 3 km Entfernung eine getarnte Brigade an Bodenzerstörern lag wartete er auf die Ankunft des komischen Objekts.
„Seht, man kann es bereits mit den bloßen Augen sehen!“, rief Zayron aufgeregt.

Der alte Mann legte eine Lebhaftigkeit an den Tag die Iliam erstaunte. Andererseits war es verständlich. Zayron war der Magister der Sciencia. Er besaß Zugriff auf alle Technologien die auf dieser Welt existierten. Eigentlich nur die Technologien der Superior, aber das eine der anderen Rassen etwas höherwertigeres als die Superior entwickelt hatte war ein fast blasphemischer Gedanke.
Und doch passierte etwas das nicht einmal Zayron erklärten konnte: Ein Raumschiff war in das SOL-System gekommen. Und die Geschwindigkeit mit der es sich bewegte ließ nur einen Schluss zu: Es bewegte sich Überlichtschnell. Eine Technik die die Rassen der Erde trotz intensiver Forschung nie hatten entwickeln können.

Inzwischen setzte das Raumschiff vor Ihnen zur Landung an und Iliam konnte sehen das es kreisrund war und keinerlei Fenster besaß. Lediglich eine Leuchtdiode lief im Kreis außen herum. Außer einem leisen Summen war keinerlei Geräusch des Antriebs zu hören.
Schließlich senkte sich das Schiff weiter, fuhr vier Stützbeine aus und landete darauf mit einem Zischen.
Alles wartete gespannt. Selbst Zayron war nun still.
Es zischte erneut und eine Tür öffnete sich. Im Inneren des Schiffs war es sehr hell, so dass man zuerst nur die Umrisse des Ankömmlings sehen konnte. Diese waren humanoid.
Der Ankömmling blieb kurz stehen und ging dann eine ausgefahrene Rampe hinab auf das Magistrat zu.
Er hatte das Ende der Rampe gerade erreicht als sich die GenExcubitoren schützend wie eine Mauer vor das Magistrat stellten. Jeder konnte sehen, dass dieses Wesen nicht menschlich war, oder sich sehr weit von der Genstruktur der Vorläufer entfernt hatten. Viel weiter wie die Superior.

Seine komplette Gestalt war mit einer grünen Chitinschicht überzogen, seine Augen waren Facettenaugen, er besaß vier dünne Beine, statt zwei normalen und sein Unterleib setzte sich nach hinten vor.
Doch die Sorge der GenExcubitoren erwies sich als unbegründet. Der Neuankömmling war nicht gefährlich. Er brach beinahe Augenblicklich zusammen und erst jetzt konnten die Magister sehen dass der Chitinpanzer des Ankömmlings mit Rissen überzogen war. Ein Arm war verkrüppelt, ein Bein fehlte.
„Was ist das?“, fragte Iliam die fünf Magister bei sich.
„Ein extrasolares Wesen?“, warf Alkay einen Vorschlag ein.
„Ein Homo Sapiens Odonata...“
Iliam blickte Zayron an.
„Das ist ein Mythos.“
„Nein, es stimmt. Sie haben die Erde vor über 500 Jahren verlassen – jetzt ist einer zurückgekommen. Ich bin ganz sicher. Es stimmt zu 100% mit den Aufzeichnungen über ein.“
Iliam nickte. Er vertraute dem Urteil von Zoyran. Noch während er überlegte was zu tun sei, stieß der Odonata zischend Luft aus und sprach dann mit schriller Stimme.
„Das...die Erde... hat sich gelohnt... zu kommen.“, er atmete angestrengt. Man konnte hören wie schwer es dem Odonata fiel zu sprechen. Dann richtete er seine Facettenaugen auf die Magister.
„Ihr seid... Brudervolk? ...Nachkömmlinge... der Vorläufer?“
Iliam nickte, es war wie ein innerer Zwang gewesen.
„Seid nur ihr... übrig geblieben? Die Chroniken... sprechen... viele Rassen...“
Iliam verneinte.
„Nein, wir sind eine von vier Überlebenden Rassen.“

„Gut... Gesagtes für alle... Brudervölker.“
Iliam sah keinen Sinn darin zu diskutieren. Je nachdem was sie erfahren würden, würde man dann entscheiden wie viel man an die Lupus, die Piscis und die Aquila weiter gab.
„Wir werden es weitergeben.“
Zischend atmete der Odonata ein und sprach dann stockend weiter.
„Habe nicht... mehr viel Zeit... hört zu... sie werden kommen... Werden kommen wie sie zu uns kamen... werden Recht einfordern... werden es sich nehmen...“
Der Odonata brach ab und gurgelte leise.
„Wer wird kommen?“
Das Gurgeln verstärkte sich und der Odonata versteifte sich.
„WER wird kommen?“
Mit einem letzten Zischenden Atemzug stieß der Odonata ein letztes Wort aus.
„Gegenschöpfung...“
Dann war er Tod.


3461 a.D.
Zitadelle im Zittergebirge, Sphäre der Homo Sapiens Superior
ehem. Land der Nord-Union
ehem. Deutschland, Alpen


Betretenes Schweigen herrschte im Raum, als man sich an die Landung des Odonata erinnerte. Viele hatten versucht die Warnung des Odonata als Geschwätz abzutun. Aber der Gedanke war niemals ganz verschwunden. Seit 9 Jahren wartete Iliam darauf das etwas passierte.
„Das ist nur das Geschwätz eines verrückten Odonata.“, war Syrion im Brustton der Überzeugung ein. Er war schon immer der Meinung gewesen das man einer so genetischen Missbildung wie den Odonata nicht trauen kann.
„Möglich. Aber hast du vergessen wie er verendet ist? Die Ursache?“
Syrion knirschte mit den Zähnen als er sich auf seinem Stuhl zurücklehnte.
„Nein.“
„Durch spontane unkontrollierbare Zellwucherung.“
„Das wäre unser Ende.“, warf Zayron ein.
„Was unternehmen wir?“, fragte Kardan.

„DER ZYKLUS DER GEGENSCHÖPFUNG BEGINNT. IHRE HEROLDE WERDEN KOMMEN!“
Alle sechs Magister zuckten zusammen und blickten sich panisch um als sie diese Stimme hörten. Unglaublich kalt und unglaublich unmenschlich.
In der Mitte des Raumes, dort wo vorher das Hologramm gewesen war schwebte ein kleiner roter Punkt. Keiner hatte bemerkt wie das Hologramm erloschen war und der rote Punkte dort erschienen war.
„Der Holoprojektor ist kaputt.“, merkte Alkay an.
„JÄMMERLICHER NARR.“
Iliam brachte Magister Alkay mit einem Blick zum Schweigen. Der Holoprojektor war eindeutig nicht kaputt.

„Wer bist du?“
„ICH BIN DER ERSTE HEROLD.“
„Der erste Herold von wem?“
„DER ERSTE HEROLD VON DER INSTANZ DIE IHR GOTT NENNT!“
„Gott?“, fragte Iliam verwirrt. Das war ein Wort mit dem er nichts anfangen konnte.
„Ein Konzept der Vorläufer zur Beschreibung einer omnipotenten übergeordneten Wesenheit.“, erläuterte Zayron.
„Es gibt keinen... Gott!“, warf Iliam ein.
„DENKE WAS DU WILLST. DIE GEGENSCHÖPFUNG WIRD KOMMEN.“
„Was ist die Gegenschöpfung?“
Iliam war aufgestanden.
„DENKST DU, IHR KÖNNT SIE BETRÜGEN?“
„Sie?“
„DER ZYKLUS DER GEGENSCHÖPFUNG BEGINNT. IHRE HEROLDE WERDEN KOMMEN!“
Dann verlosch das Licht einfach.

Ein paar Minuten herrschte Totenstille im Raum.
„Was war das?“
Die anwesenden Magister schüttelten betreten den Kopf. Keiner wusste was das war.
Plötzlich erwachte das Hologramm in der Mitte wieder zum Leben. Diesmal zeigte es das Bild eines jungen männlichen Homo Sapiens Superior.
„Superior Magister!“
„Ja?“
Iliam war erstaunt dass sie hier gestört wurden, das war noch nie vorgekommen.
„Wir erfassen... etwas!“
„Etwas?“
„Superior Magister, es... hat die Größe eines Viertels von Luna und dringt in diesem Moment in unsere Atmosphäre ein.“
Man konnte sehen dass der junge Mann der Panik nahe war.
„Ein Komet?“, warf Alkay ein.
„...es bremst...“
„Wo wird es landen?“
„In den wilden Landen, Sektor D-3, Superior Magister.“


3461 a.D.
Wilde Lande, Sektor D-3
ehem. Land der Nord-Union
ehem. Deutschland, Nahe Hamburg


Carin gähnt herzhaft als er erwachte, verschlafen rieb er sich mit den Handballen die Augen um die Mündigkeit los zu werden, während er zum Kühlschrank stolperte. Nicht das das Teil funktionierte, aber das wäre wohl auch egal gewesen. Es gab so oder so keinen Strom in den Wilden Landen.
Als er den Kühlschrank öffnete, fragte er sich zum wiederholten Male wieso er trotzdem ausgerechnet darin sein Essen aufbewahrte?
Schließich zuckte er mit den Schultern.
„Scheiße... ist zu früh zum Denken.“

Er griff hinein und zog einen ungefähr unterarmlangen Gegenstand heraus, der in einer Plastiktüte verpackt war. Mitsamt dem Gegenstand setzte er sich an einen alten Holztisch und begann den Gegenstand mit größter Sorgfalt aus der Plastiktüte aus zu wickeln. Er wollte die Tüte nicht beschädigen. Eine mit so wenig Löchern hatte er noch nie vorher gehabt. Er legte die Tüte vorsichtig zur Seite und roch dann an dem großen Stück Fleisch das in der Tüte gewesen war. Es sah aus wie das Bein eines großen Tieres. Der Knochen der darin steckte war eindeutig ein Schenkelknochen. Theoretisch könnte es sogar das Fleisch eines Homo Sapiens sein. Carin juckte das längst nicht mehr. Kannibalismus war es streng genommen nicht. Er fraß ja nur einen Verwandten, keinen Angehörigen seiner eigenen Spezies. Außerdem war er froh überhaupt was zu essen zu haben.
Er wollte gerade seine kräftigen Kiefer in das Fleisch schlagen als der Tag begann Scheiße zu laufen. Er roch etwas. Mit weit geöffnetem Rachen hielt er inne und konzentrierte sich auf den Geruch. Dabei ein Mantra im Kopf: Bitte nicht das Fleisch! Bitte nicht das Fleisch! Bitte nicht das Fleisch!
Er schloss seinen Kiefer und schnupperte an dem Fleisch. Die latenten Homo Sapiens Lupus Gene in seiner DNA sorgten für seinen hervorragenden Geruchssinn.
Das Fleisch stank.

Mit einem Seufzen warf er die Keule durch eines der zertrümmerten Fenster aus dem Raum.
„Scheiße.“
Auf seinen Geruchssinn konnte er sich verlassen. Irgendwelche Krabbelviecher hatten sich in seinem Fleisch eingenistet. Ungenießbar. Es sei denn man wollte riskieren sich mit irgendeinem Mist zu infizieren, was in den Wilden Landen einem Todesurteil gleich kam.
Er erhob sich von dem Tisch und zog seine Hose an. Mehr Kleidung brauchte er nicht. Aber eine Hose musste sein. Einerseits wollte er nicht ganz nackt herumlaufen, andererseits unterschied es ihn von den Wilden. Das war ihm wichtig. Viel an Stolz war ihm nicht geblieben, aber das bisschen das er noch hatte wollte er sich bewahren.
Es dauerte etwas bis er die Hose so an hatte das sein buschiger Schwanz bequem saß. War gar nicht so einfach einen Schwanz durch ein Loch am Steißbein zu befördern. Als er zufrieden war, schnappte er sich seinen Rucksack und verließ das Loch. Im Rucksack waren die wenigen Dinge die er besaß, unter anderem auch die Plastiktüte. Man weiß nie wozu man die noch gebrauchen konnte.
Vorsichtig pirschte er sich das Treppenhaus des alten Hochhauses hinab in dem er genächtigt hatte. Man wusste nie was einen erwartete. Die Wilden Lande hatten Ihren Namen zu Recht erhalten, hier galt nur das Recht des Stärkeren, Schnelleren oder Klügeren.

Manchmal dachte er darüber nach in die „Zivilisation“ zurückzukehren, was bedeuten würde er müsste Unterschlupf suchen in einer der Städte der vier verbliebenen Homo Sapiens Rassen. Dort gab es Schutz und Nahrung. Er hatte es schon einmal versucht, aber irgendwann die Diskriminierung, Verachtung und den Spott nicht mehr ertragen.
Carin war ein Unreiner, ein Mischling oder ein genetischer Unfall. Es gab noch viele Bezeichnungen für einen wie ihn. Tatsache war das er nicht der genetischen Struktur einer der vier Rassen entsprach. Seine Mutter war eine Homo Sapiens Lupus gewesen, sein Vater ein Homo Sapiens Superior. Das machte aus ihm irgendetwas dazwischen. Ähnlich wie ein Superior war er hoch gewachsen und athletisch gebaut. Im Gegensatz zu Superior, die keine Haare hatten, war sein kompletter Körper aber mit einem kurzen schwarzen Fell bedeckt. Lediglich die Gesichtspartien, Brust, Bauch und Intimbereich waren nackt. Das waren die latenten Gene seiner Mutter. Er besaß zwar im Gegensatz zu einem reinen Lupus menschliche Gesichtszüge ohne „Wolfsschnauze“, aber die Wolfsohren und den Schweif hatte er geerbt. Und irgendwas hatte auch noch dafür gesorgt das seine Haut Rosa war. Viel heller wie die der Lupus und nicht goldbraun wie die der Superior.
All das zusammen führte dazu dass er komplett anders aussah. Und von keiner von beiden Rassen akzeptiert wurde. Für beide war er eine genetische Missbildung. Würde er in der Zivilisation leben, wäre er bestenfalls ein Bürger zweiter Klasse, wahrscheinlich aber eher ein Fußabtreter für die Reinrassigen.

Dem zog er ein Leben in den Wilden Landen vor. Diese Lande waren nach dem Selektions-Krieg entstanden. Davor hatten 18 Rassen die komplette Landmasse der Erde unter sich aufgeteilt. Die verbliebenen vier Rassen konnten aber nur einen Bruchteil der Landmassen beherrschen, so dass viel Land einfach übrig geblieben war. Das waren die Wilden Lande. Das Territorium der Mischlinge.
Aber er wollte nicht über seine Abstammung meckern. Er war immerhin richtig im Kopf und hatte auch keine körperlichen Missbildungen.
Die genetischen Strukturen der verbliebenen Rassen waren zum großen Teil künstlich angepasst worden, in einer Weise wie sie sich die Natur nicht vorstellen konnte. Das machte die Rassen eigentlich inkompatibel zueinander. Sie konnten zwar gemeinsamen Nachwuchs bekommen, letztendlich waren sie alle Homo Sapiens, aber die umfassenden Genmodifikationen und -veränderungen führten manchmal zu... Gen-Crashs. Das bedeutete das sich die Gene beider Rassen nicht oder nur unzureichend verbanden. Was dann zur Welt kam war entweder fürchterlich deformiert oder geistig nicht mehr wie ein Tier.
Carin selbst hatte schon geistig gesunde Menschen gesehen die körperlich gesehen ein Fleischsack waren und permanent Schmerzen litten, oder Menschen die körperlich fast völlig intakt waren aber geistig nicht mehr als sabbernde Idioten waren.

Inzwischen hatte er das Treppenhaus durchquert und hatte das Gebäude verlassen. Er stand auf der Straße einer verlassenen Stadt. Diese Stadt war von einer der vernichteten Rassen bewohnt gewesen und verfiel jetzt langsam. Angeblich konnte man sogar zu den Ruinen einer Vorläufer-Stadt vorstoßen wenn man nur tief genug grub oder tief genug in die Rohre unter der Stadt hinab stieg. Was Carin niemandem raten würde, die Rohre waren die Zuflucht für die Menschen die nicht mehr als Bestien waren. Wie Tiere suchten sie Schutz vor der Sonne und jagten bei Nacht.
Er schlenderte die Straße entlang, entschlossen die Stadt heute zu verlassen und wo anders sein Glück zu versuchen. Vielleicht würde er irgendwo anders Vorläufer-Ruinen entdecken. Dinge die man dort fand konnten viel wert sein.

Er war noch nicht lange gelaufen als er etwas hinter sich hörte. Sofort verschwand er von der Straße und suchte sich Deckung. Neugierig blickte er in die Richtung aus der er gekommen war. Es war ein Homo Sapiens Lupus. Sah zumindest so aus wie einer. Dem Verhalten nach war es aber eine der unglücklichen Kreuzungen mit dem Verstand eines Tieres.
Das konnte Ärgerlich werden. Ein Lupus konnte sehr gefährlich sein. Carin wappnete sich bereits für den Kampf und zog seinen wertvollsten Besitz hervor: Ein Messer. Kein Vergleich zu den Schusswaffen oder Fahrzeugen der Zivilisierten Rassen, aber ein Messer konnte nichts ersetzen. Es machte keinen Krach, verbrauchte keine Munition und war da wenn man es brauchte.
Doch der Lupus ignorierte ihn vollkommen und rannte an ihm vorbei ohne ihn zu beachten. Merkwürdig. Der Lupus hätte ihn zumindest riechen müssen. Nachdenklich blickte er dem Lupus nach. Fast schien es als flüchte er.
Plötzlich donnerte es unglaublich laut. Viel lauter als Carin es je zuvor gehört hatte und erschreckt wirbelte er herum und blickte in die Richtung aus der er gekommen war.
Es war unglaublich weit weg. Und doch unglaublich riesig. Ein gewaltiger schwarzer Schatten schob sich vom Himmel langsam zum Boden hin. Erneut krachte es als er auf dem Boden Aufschlug. Carin schätzte dass er mindestens 100 Kilometer vom Aufschlagsort entfernt war und dennoch war die Druckwelle fast sofort bei ihm und schleuderte ihn zurück.
Benommen rappelte er sich wieder auf. Das riesige Ding bildete einen neuen gigantischen Berg am Horizont. Er war zu weit entfernt etwas Genaues sehen zu können, aber es schien fast so als krieche etwas von dem Berg hinab.
Schaudernd stellte sich ihm das Fell am Rückgrat auf und er beschloss zu schauen das er weiter kam.

Er wanderte noch den ganzen Tag, alle 10 Minuten einen Blick auf den Berg zurückwerfend. Aber es passierte nichts mehr. Als die Sonne bereits unterging beschloss er einen Unterschlupf zu suchen und fand ihn schließlich in einem alten Hochhaus. Es dauerte ein Weilchen bis er einen Raum gefunden hatte, der eine Tür hatte die sich verbarrikadieren ließ.
Er setzte sich so dass sein Blick in Richtung des Berges gewandt war. Irgendwie war ihm das Teil unheimlich. Ein Berg fiel doch nicht so einfach vom Himmel! Und für einen Kometen war die Druckwelle viel zu klein gewesen.
Schließlich dämmerte er weg, überzeugt das seine Ohren und seine Nase vor allem warnen würde.
Ein großer Fehler: Denn in der Nacht kamen Sie – in der Nacht begann die Gegenschöpfung.


3461 a.D.
Valkyria, Äußerster Rand der Sphäre der Homo Sapiens Superior
ehem. Land der Nord-Union
ehem. Deutschland, Hannover


Es war ein friedlicher Abend und Selmark wanderte kurz vor Mitternacht entspannt die Befestigungsmauer entlang. Trotz des Bergs der vom Himmel gefallen war, hatte Selmark keine Angst. Die Mauern von Valkyria waren hoch und stabil und so lange nicht ein weiterer Berg direkt auf sie fiel konnte ihnen nichts etwas anhaben.
Ganz davon abgesehen: Wer würde denn die Homo Sapiens Superior herausfordern? Aus den Selektionskriegen waren sie als die stärkste der Menschen-Rassen hervorgegangen. Das musste ein unwiderlegbarer Beweis sein das die Superior tatsächlich nahe der Perfektion waren.

Entspannt lehnte sich Selmak mit dem Rücken zur Wand und blickte nach Valkyria. Diese Stadt befand sich am Rande der von den Homo Sapiens Superior dominierten Sphäre. Nördlich von hier gab es nur Wilde Lande. Dies bedeutete dass die Stadt von vielen Forschungsreisenden durchquert wurde. Er schüttelte den Kopf. Selmak würde nie verstehen können wieso sich Leute freiwillig der Gefahr der Wilden Lande aussetzten nur um ein paar alte Ruinen der Vorläufer zu suchen? Sie hatten doch alles was sie benötigten. Erneut ließ er den Blick über Valkyria streifen.
Die Stadt bestand aus einem gewaltigen Turm in der Mitte, der gleich einem künstlichen Berg nach oben ragte und etlichen Gebäuden die sich um ihn herum versammelt hatten. Fast so als suchten sie den Schutz des Hauptturmes. Der Großteil der Bevölkerung lebte im Hauptturm der einer Arkologie entsprach. Dort war alles zu finden was man zum Leben benötigte, vor allem da der Turm auch nochmal die gleiche Kapazität nach unten bot. Man konnte es nicht sehen aber er war auch tief in den Boden gewachsen.

Um den Turm herum lagen vor allem Industriebetriebe, die die von den Superior benötigte Gegenstände herstellten. Alle waren hell erleuchtet, da in Valkyria rund um die gearbeitet wurde. Lediglich ein kleiner Bereich, der weit entfernt lag vom Hauptturm und sich beinahe direkt an der Mauer befand war nicht erleuchtet.
Selmark spuckte angeekelt aus als er dorthin blickte. Das war die Enklave der Unreinen. Der Wohnort aller Mischlinge die die Zuflucht der Zivilisation von Valkyria suchten. Ekelige... Dinger. Wenn man ihn fragen würde, hätte er diese... Tiere längst aus der Stadt vertrieben. Sie waren wie Parasiten die sich am Wohlstand der Superior labten. Keine Menschen. Angeekelt verzog er nochmals das Gesicht. Aber ihn fragte ja keiner. Nur gut das sie wenigstens keinen Storm bekamen.

Er wandte den Blick von der Enklave der Unreinen ab. Bis auf diese Missbildungen ließ es sich in Valkyria gut leben.
Er wandte sich wieder von der Stadt ab, immerhin sollte er Wache stehen. Wenn ihn der oberste Wachmann so erwischte gab es nur wieder Ärger.
Als er so hinaus blickte in die Dunkelheit der Wilden Lande war es schwer sich zu konzentrieren. Was sollte schon passieren? Außerdem konnte man ja eh kaum etwas erkennen. Er gähnte. Aber es musste wohl einfach erledigt werden.
Plötzlich zuckte er zusammen. Da unten hatte sich doch etwas bewegt? Er sah genauer hin. Nein, das war doch nur Einbildung gewesen! ... oder? Halt! Da war es wieder. Wieder meinte er das sich am Rande der Dunkelheit etwas bewegt hatte. Unreine vielleicht? Bestimmt! Mischlinge die sich im Lichte von Valkyria aalen wollten.

Dann ging es ganz schnell. Mit einem gewaltigen Aufschlag krachte etwas Langes und Massives gegen die Mauer ungefähr 100 m neben ihm. Die ganze Mauer erbebte als dieses Teil dagegen krachte. Hustend, die Luft war voller Staub, rappelte sich Selmark wieder auf und griff zu seinem Strahlen-Karabiner. Was war denn das jetzt gewesen? War da irgendwas Großes auf die Mauer gekippt? Aber was? Vor den Mauern war doch nichts gewesen was hätte umkippen können!
Als der Staub sich legte und er sah was auf die Mauer gekippt war... er wusste nicht was er tun sollte. Was dort in 100 m Entfernung auf der Mauer lag war eine Art... Ranke. Es war gigantisch und mehrere Meter dick und lag nun träge auf der Mauer. Aber es lebte! Selbst von hier konnte Selmark sehen wie pulsierende Adern an dem Teil entlangliefen und Knospen sich öffnete und schlossen. Was war das? Vorsichtig ging er auf die Ranke zu. Vor ihm waren noch zwei Wachen die anscheinend wie er versuchten herauszufinden was da vor sich ging.
Plötzlich schrie einer der beiden laut auf und beide begannen wie von Sinnen auf etwas vor sich zu schießen. Selmark verfiel in den Laufschritt. Was war da los?
Seine genetische Struktur war vor vielen Jahrhunderten durch Gene eines großen Laufvogels optimiert worden. Selmark wusste davon nichts, aber diese ermöglichte ihm unglaublich schnell und ausdauernd zu sprinten, so dass er bereits nach wenigen Sekunden die verbliebenen 75 m erreicht hatte und neben den beiden anderen Wachen ankam. Nun endlich konnte er sehen was dort vorne vor sich ging. Und es gefiel ihm gar nicht.
Die Knospen der Ranke erbrachen... etwas, mit einem feuchten fleischigen Reißen. Die schleimigen Wesen fielen zusammengekümmert auf den Bodern der Mauer. Es waren humanoide Wesen. Kurz dachte er daran dass es Unreine waren. Das diese Schaben sich verändert hatten. Auf eine andere Art reisten. Dann sah er was die beiden anderen Wachen aufschreien ließ. Und er schrie ebenfalls und fiel ins Feuer mit ein.

Die Wesen vor ihm richteten sich auf. Es waren menschenähnliche Kreaturen. Ihre Körper waren von einer grünen Chitinpanzerung überzogen. Sie besaßen Facettenauge und insgesamt vier Beine. Ihr Körper setzte sich nach hinten fort. Selmark kannte die Erzählungen von der Ankunft des Odonata. Er hatte auch Bilder gesehen. Das waren Homo Sapiens Odonata. Oder besser: waren gewesen. Etwas Schreckliches musste Ihnen wiederfahren sein.
Auf Ihren Chitinpanzern wuchs etwas. Fleischige Stränge und Adern verliefen auf den Panzern. An manchen Stellen war die Panzerung gebrochen und aus den offenen Stellen wucherte Fleisch hervor. Diese Kreaturen waren völlig deformiert und dennoch bewegten sie sich ohne ein Anzeichen von Schmerz. Von oben bis unten waren diese Viecher mit Schleim getränkt.
Inzwischen fielen diese Monster zu Dutzenden aus den Knospen der Ranke und die ersten schafften es sich zu erheben, bevor die ultrahocherhitzten Laserstrahlen aus den Waffen der drei Wachen sie vernichten konnten. Traf einer Ihrer Strahlen eines der Wesen verbrannte es beinahe Augenblicklich, aber schneller als sie diese Dinger vernichten konnten, spuckten die Knospen neue Wesen aus.

Eines der Dinger hob den rechten Arm. Dieser war wesentlich länger als der linke. Es schien fast so als sei etwas über den Arm gestülpt. Eine Hand war nicht zu sehen.
Mit einem dumpfen feucht-organischen Geräusch platschte etwas gegen die Wache neben Selmark, die daraufhin ihre Waffe fallen ließ und wie von Sinnen anfing zu kreischen. Es war faszinierend. Selmark wollte nicht hinschauen, aber er konnte seinen Blick auch nicht abwenden. Etwas Lebendiges fraß sich in den Brustkorb der Wache. Noch immer schreiend fiel der Mann um und lag am Boden. Dort wand er sich kreischend.
Das Geräusch war erneut zu hören und die zweite Wache neben Selmark fiel vor Schmerz kreischend zu Boden. Voller Panik riss er den Blick los und blickte wieder zur Ranke. Nur um zu seinem Schreck zu sehen wie eines der Wesen bereits auf Armlänge zu ihm herangerückt war.

Die Waffe entfiel seinen tauben Händen, doch das Wesen schoss nicht. Stattdessen holte es mit dem linken Arm aus und schlug zu.
Selmark schrie keuchend vor Schmerz auf, als er spürte wie sich ein langer Dorn in seinen Körper bohrte. Knapp unterhalb der rechten Schulter. Sein Verstand verrannte sich in panischen Vorstellungen und er verstand nicht was hier vorging.
Mit erschrecken konnte er sehen, das hinter seinem Peiniger inzwischen hunderte der Wesen standen. Und die Knospen stießen immer mehr aus. Es war ein Angriff... eine Invasion.
Das Wesen vor ihm bewegte sich und zog ihn zu Boden. Vor Schmerz schwanden ihm beinahe die Sinne. Er konnte sich nicht mehr bewegen. Musste alles geschehen lassen was um ihn passierte.
Langsam zog ihn das Wesen an dem Dorn in seiner Schulter näher zur Ranke. Der Schmerz war unbeschreiblich. Es fühlte sich an als würde seine Schulter herausgerissen. Zunehmend verdunkelten sich seine Sinne. Das letzte was er hörte, bevor es schwarz wurde um ihn, war ein Wort. Ein einziges harmloses Wort, das ihm mehr Angst einflößte als der Rest der Nacht zusammen. Zischend vorgetragen von den mit Mandibeln besetzten Münder der fremden Wesen. Immer und immer wiederholt.
„Ernte.“


3461 a.D.
Wilde Lande, Sektor D-3
ehem. Land der Nord-Union
ehem. Deutschland, Nahe Hamburg


Carin zuckte aus dem Schlaf empor als irgendwo in der näheren Umgebung ein lautes Kreischen zu hören war. Adrenalin flutete sofort seinen Organismus und er saß hellwach da. Keine Mucks von sich geben, keine Bewegung machend. Und er wartete.
Währenddessen zog er mit seiner empfindlichen Nase tief die Gerüche der Umgebung ein. Und tatsächlich roch er etwas. Etwas das er noch nie gerochen hatte, und DAS machte ihn nervös. Es roch irgendwie nach Mensch, jenem unverwechselbaren Geruch den alle Menschenrassen teilten. Aber da war noch mehr. Der Geruch war vermischt mit einem Geruch nach Verwesung und auch einem ätzenden stinkenden Geruch. So etwas hatte er noch nie gerochen.
Langsam und ohne einen Laut zu verursachen bewegte er sich zum Fenster des Raumes und blickte hinaus. Immer bedacht im Schatten zu bleiben. Was er sah ließ ihn schlucken.

Entlang der Straße die er gestern gekommen war lag jetzt eine gigantische... Ranke. Oder ein Art Tentakel. Das Teil lag regungslos da, aber dafür herrschte um es herum viel mehr Betriebsamkeit. Irgendwelche Wesen. So etwas wie humanoide Käfer schwärmten systematisch aus.
Carin war in seinem Leben weit herum gekommen, hatte viele Orte gesehen, immerhin durchstreifte er seit langem die wilden Lande, daher nahm er an das diese Wesen Odonata waren. Jeder kannte die Geschichte von der Rückkehr des Odonata. Selbst die Unreinen in den wilden Landen. Aber irgendetwas stimmte nicht an diesen Odonata. Carin konnte es nicht genau benennen, aber ihre Körper schienen merkwürdig deformiert zu sein und irgendetwas war falsch. Das sagte ihm sein Instinkt.

Er sah wie die Wesen Mischlinge zur Ranke zurückbrachten. Jeder gefangene Mischling lag am Boden und schien sich kaum bewegen zu können. Bewegt wurden die Gefangen durch einen Dorn an der linken Hand der Wesen, der in den Körper der Gefangen gerammt worden war. Die Gefangen stöhnten und kreischten vor Schmerz. Eben dieses Geräusch hatte ihn aufgeweckt. Auch wenn er überrascht war das er nicht vorher aufgewacht war. Wie konnten sich diese Wesen und diese Ranke so leise bewegen? Er war Zeit seines Lebens stolz gewesen auf seine Sinne.

Eines der Odonata-Wesen erreichte die Ranke und zog einen Mischling aus Lupus und Aquila hinterher. Dieser Mischling sah aus wie ein reiner Homo Sapiens Lupus, hatte aber verkrüppelte Flügel auf dem Rücken. Ohne ein Zeichen der Anstrengung hob das Wesen den Gefangen hoch, so dass dieser an dem Dorn an der Luft baumelte. Der Gefangene wand sich kreischend vor Schmerzen.
Plötzlich öffnete sich eine der Knospen der Ranke und das Odonata-Wesen warf den Gefangen hinein. Die Knospe verschloss sich mit einem schleimigen Schmatzen wieder. Dann drehte sich das Wesen um und schien sich wieder auf die Suche nach neuer Beute zu machen. Carin stellten sich die Haare entlang der Wirbelsäule auf und sein Schwanz ruckte unruhig hin und her, als er sah wie viele dieser Wesen einen Gefangen zur Ranke zogen. Fütterten Sie die Ranke? Carin wusste nicht woher er diese Gewissheit nahm, aber irgendwie sagte ihm sein Gefühl das den Gefangen ein wesentlich schlimmeres Schicksal bevorstand.

Besonders ein Wesen fiel Carin ins Auge. Es stand auf der Ranke und tat nichts. Es schien sich nur umzusehen. Es war ebenfalls humanoid, aber es war um einiges kleiner als die Odonata-Wesen. Auch war es nicht deformiert. Es trug ebenfalls einen Panzer aus grünem Chitin, aber wie es aussah war das bei diesem Wesen eine Kleidung – kein Körperteil wie bei den Odonata-Wesen. Carin schätzte das Wesen auf ungefähr 1,80 – 2,00 m groß und damit kleiner als ein Superior. Ansonsten sah es von der Figur wie ein Homo Sapiens Superior aus. Es unterschied sich deutlich von den Odonata-Wesen.
Plötzlich rückte der Kopf dieses Wesens und blickte direkt in die Richtung von Carin. Es schien so als würde er ihn direkt anblicken. Vor Schreck machte Carin einen Schritt zurück.

Laut krachend flog die Tür hinter ihm auf und Carin wirbelte herum. Das Messer in der rechten Hand drohend erhoben.
„ERNTE.“, drang es zischend durch die offene Tür und eines der Odonata-Wesen drängte sich hinein. Es hob den linken Arm und mit einem schleimigen Schmatzen glitt der lange Dorn aus einer verborgenen Hauttasche hervor. Es kam ohne Zögern auf Carin zu, das Messer schien es nicht einmal zu bemerken.
Carin warf sich zur Seite und schlug mit dem Messer zu. Die Klinge traf das Wesen am Oberschenkel und glitt ab ohne Schaden zu verursachen. Das Wesen drehte sich erneut zu Carin, noch immer den Dorn erhoben. Bereit zu zustoßen.
„ERNTE.“
In letzter Sekunde warf sich Carin erneut zur Seite. Der Dorn bohrte sich in den Boden, an der Stelle wo er vor wenigen Augenblicken noch gewesen war. Bevor sich das Wesen erneut zu ihm drehen konnte rappelte sich Carin auf und sprang mit einem gewaltigen Satz direkt auf das Wesen zu. Er führte das Messer mit der rechten Hand und stieß mit aller Kraft seines Körpers zu.
Ironischerweise waren es gerade die Genfragmente eines der kleinsten Wesen der Erde, die tief in seinem genetischen Code verborgen waren, die ihm hier zu Hilfe kamen. Diese Wesen waren lange schon ausgestorben und kein Mensch erinnerte sich mehr an sie, doch nun kamen sie Carin zu Hilfe.
Ein Gen aktivierte sich das direkten Einfluss auf seine Muskeln nahm und mit der Kraft einer exotischen Milbe schlug Carin zu. Besagte Milbe schaffte es dereinst das 1200-fache Ihres Körpergewichts zu stemmen. Der Mensch konnte nur einen Bruchteil dieser Kraft aktivieren, dennoch vervielfältigten die Gene dieses Wesen die Kraft des Homo Sapiens Sapiens. Diese Kraft besaß auch Carin. Es war ein Erbe seines Superior-Vaters.
Die Klinge traf fast im 90°-Winkel auf die Panzerung des Wesens und kurz schien es als würde sie abrutschen. Dann hörte man ein leises Knacken und die Klinge versank bis zum Heft in der Seite des Wesens.
Dieses zischte kurz, wirbelte dann jedoch herum als würde es das Messer nicht einmal spüren.

„Scheiße.“, knurrte Carin und wirbelte herum. Mit schnellen, großen Schritten verließ er den Raum und rannte ins Treppenhaus. Von unten hörte er die Schritte der Wesen, so blieb ihm nur der Ausweg nach oben. Vielleicht würde er dort irgendwo einen Ausweg finden. Eventuell konnte er außen am Gebäude herunter klettern oder zu einem anderen Gebäude springen.
Er rannte was seine Beine hergaben und überwand Stockwerk um Stockwerk. Irgendwann begannen die Muskeln in seinen Beinen zu protestieren, aber Carin ignorierte das Brennen und rannte weiter. Schließlich erreichte er das oberste Stockwerk. Nur eine stählerne Tür trennte ihn noch vom Dach.
Mit aller Gewalt warf er sich dagegen und knirschend gab die Metalltür nach. Roststaub stieg auf und Carin stolperte auf das Dacht des Gebäudes.
Panisch blickte er sich um. Kein Gebäude war in Sprungnähe. Wenn er jetzt keine Möglichkeit finden würde vom Dach zu klettern, dann wäre es um ihn geschehen.
„ERNTE.“, erklang es aus dem Treppenhaus und das erste Wesen – noch immer mit dem Messer in der Seite – trat auf das Dach.

Von Carins Kehle löste sich ein aggressives Knurren, als immer mehr Wesen auf das Dach kamen. Doch sie kamen nicht näher sondern verharrten an der Tür. Carin hatte sich angriffslustig gebückt, auf keinen Fall würde er ohne Kampf untergehen. Und auch ohne Messer konnte er austeilen. Er besaß Reißzähne und Klauen. Er würde kämpfen.
Plötzlich erscholl hinter ihm ein Glockenhelles Lachen, das echte Belustigung zeigte. Es war kein Lachen voller Spott, sondern schien ehrlicher Freude zu entspringen.
Trotz der drei Odonata-Wesen vor sich wirbelte Carin herum. Das andere Wesen, das vorhin noch auf der Ranke gestanden war schwebte in der Luft ungefähr 2 m vom Rand des Daches entfernt.

„So klein, so verwirrt und doch so angriffslustig.“
Die Stimme des Wesens war menschlich und hatte einen freundlichen Tonfall. Abwartend blieb Carin stehen, während das Wesen zum Dach schwebte und ungefähr 3 m von Carin entfernt sanft darauf aufsetzte. Die Odonata hinter sich ignorierte er. Instinktiv wusste er, dass von dem anderen Wesen die größere Gefahr ausging. Er schwieg.
„Was bist du?“, fragte das Wesen beinahe orakelhaft.
Die Frage überraschte Carin etwas. Eigentlich hätte doch eher er diese Frage stellen sollen.
„Weißt du nicht wo ihr seid?“, stellte Carin mir ruhiger Stimme eine Gegenfrage.
„Doch, auf dem 3. Planeten des SOL-Systems... Ihr nennt Ihn Erde.“
„Und dennoch weißt du nicht was ich bin?“
„Ja.“
„Ich bin ein Mensch.“
Auf diese Antwort lachte das Wesen erneut. Und griff zu seinem Kopf. Es fasste mit beiden Händen an den Rand des Chitin-Helms und zog ihn ab. Darunter kam das Gesicht eines Superior zum Vorschein.
Beziehungsweise fast. Das Wesen hatte zwar ähnliche Züge wie ein Superior, war aber kleiner und filigraner. Seine Haut war so rosa wie die Haut von Carin. Und im Gegenzug zu einem Superior besaß es Haare.
„Bist du ein Mischling?“, fragte Carin, der darauf hoffte seine Haut zu retten indem er sich als das gleiche zu erkennen gab. Erneut lachte das Wesen.
„Nein, ich bin rein. Reiner als alles andere auf der Erde.“
Carin schwieg.
„Und Carin - ja ich weiß wer du bist und wie du heißt - ein Mensch bist du schon lange nicht mehr. Menschen gibt es auf der Erde schon seit Jahrhunderten nicht mehr. Nur noch euch... Andere.“
Carin war verwirrt. Sie alle waren Homo Sapiens. Sie alle waren menschlich. Vielleicht war er ein Mischling aber auch seine Genstruktur war zum Großteil menschlich.
„Ich verstehe nicht...“
„Oh Carin, das wirst du bald.“
Daraufhin griff ihn das Wesen an. Carin war ein geübter Kämpfer und hatte hervorragende Reflexe, doch dieses Wesen überbrückte die drei Meter Distanz zwischen Ihnen binnen eines Sekundenbruchteils und rammte seine Faust in Carins Bauch. Carin zog keuchend die Luft ein. Erstaunlicherweise tat es nicht mal besonders weh, aber dennoch schwanden ihm die Sinne. Das letzte was er sah und hörte war wie das Wesen den Helm wieder aufsetzte und den Odonata-Wesen einen Befehl gab.
„Nehmt ihn mit. Der Herold wird ihn sehen wollen.“
Dann wurde es schwarz um ihn und er kippte nach vorne um. Wie ihn zwei Odonata-Wesen packten, mit Ihren Händen, nicht mit den Dornen, nahm er schon gar nicht mehr wahr.


3461 a.D.
Tag +1 seit dem Angriff
Valkyria, Äußerster Rand der Sphäre der Homo Sapiens Superior
ehem. Land der Nord-Union
ehem. Deutschland, Hannover


Mit fauchenden Raketentriebwerken setzte der Lufttransporter auf der Landeplattform auf. Die Plattform befand sich ungefähr auf halber Höhe des Hauptturms. Der Transporter war eines der neusten Luftschiffe der Homo Sapiens Superior und wurde durch vier Raketentriebwerke in der Luft gehalten. Der Transporter konnte die Triebwerke nach unten drehen und so senkrecht starten und landen. Bewaffnet war es mit zwei gewaltigen Gatlin-Laser-Geschützen und vier Raketensystemen. Auch die Panzerung ließ keinen Zweifel aufkommen das dieser Transporter für den Kampfeinsatz konzipiert worden war.
Procurator Theldem stand am Rand der Landeplattform und wartete, während sich die Raketentriebwerke vor Hitze knackend abkühlten. Er war der Verwalter von Valkyria und damit die oberste Amtsperson. Wie schon hunderte Male heute wandte er seinen Blick zur Sonne und genoss Ihre Strahlen. Er hatte gedacht dass diese schreckliche Nacht nie wieder enden würde.
Schließlich glitt mit einem metallischen Zischen die Tür des Transporters zur Seite und zehn GenExcubitoren stiegen aus. Die Gen-Wächter verteilten sich um den Transporter und erst dann stiegen die eigentlichen Fluggäste aus.
Den Anfang machte Superior-Magister Iliam, gefolgt von den fünf anderen Magistern. Das komplette Magistrat war nach Valkyria gekommen. Den sechs Magistern folgten noch weitere GenExcubitoren. Jeweils zu zweit flankierten Sie einen der Magister.

Als der Superior-Magister Theldem erreichte, verneigte sich der Procurator tief wie es sich geziemte.
„Procurator Theldem, ich wünschte ich könnte sagen es wäre eine Freude euch zu sehen.“, begrüßte ihn der Superior-Magister.
„Superior-Magister, ich wünschte ebenfalls die Umstände wären andere.“
Dann wandte er sich den anderen Magistern zu.
„Magister, willkommen in Valkyria.“
Iliam wartete bis die offizielle Begrüßung erledigt war und wandte sich dann wieder an Theldem.
„Procurater, können wir uns ungestört unterhalten?“
„Selbstverständlich, Superior-Magister. Bitte folgen Sie mir.“
Er wandte sich ab und führte das Magistrat von der Landeplattform zurück in den Hauptturm. Iliam kam dabei nicht umhin den Blick vom Turm hinab schweifen zu lassen. An vielen Orten in Valkyria stiegen schwarze Rauchwolken auf und selbst von hier oben war zu erkennen, dass der Wall an einer Stelle schwer beschädigt worden war. Was war hier nur passiert?
Theldem blieb vor einer geöffneten Tür stehen und ließ den Magistern den Vortritt. Dann folgte er den sechs mächtigsten Männern der Homo Sapiens Superior in den Besprechungsraum. Schweigend nahm jeder der sieben Männer Platz.

Schließlich eröffnete Iliam das Gespräch.
„Theldem, was ist hier passiert?“
„Superior-Magister... ich weiß es nicht. Sie kamen bei Nacht.“
Dabei zuckte er zusammen als die Erinnerungen der vergangen Nacht zurückkehrten.
„Wer kam, Theldem? Unreine? Lupus? Aquila? Piscis?“, hackte Alkay nach und zählte dabei die anderen Menschenrassen auf.
„Nein, Magister. Es waren... andere Wesen.“
„Was für Wesen?“, mischte sich nun Syrion ein. Sollte eine neue Menschenrasse aufgetaucht sein, war das besonders für ihn von Interesse. Die genetische Reinheit der Superior musste gewahrt bleiben.
„Sie sahen aus wie... Odonata, aber auch wieder nicht. Sie kamen durch eine Ranke.“
„Odonata? Eine Ranke?“, hakte Zayron nach. Nun war sein Interesse geweckt. Als Magister der Sciencia interessierten ihn seit der Rückkehr des Odonata vor 9 Jahren insbesondere alle Fakten zu den Homo Sapiens Odonata.
„Ja, Magister. Wir haben eine Aufzeichnung.“, bekräftigte Theldem und startete dann die Aufzeichnung.
Ein Hologramm in der Mitte des Raumes entstand und gab die Vorgänge der vergangenen Nacht wieder. Die Aufzeichnende Kamera hatte sich beim Hauptturm befunden, daher waren keine Details zu erkennen, man hatte jedoch eine gute Totalübersicht.
Man konnte erkennen wie die Ranke die Mauer angriff und die Kreaturen auf die Mauer strömten. Als Sie diese gesäubert hatten, drangen Sie tiefer in die Stadt vor. Dann brach die Aufzeichnung plötzlich ab. Irgendetwas hatte die Kamera zerstört.

Es war erneut still im Raum. Jeder der Magister hing seinen eigenen Gedanken nach, versuchte zu verstehen was sie hier gesehen hatten. Schließlich war es gerade Zayron, - der Magister, der sich aus den meisten Besprechungen heraushielt - der die Stille brach.
„Das ist nichts Menschliches. Es muss mit dem... Objekt zu tun haben, das gestern in D-3 ankam.“
„Ja.“, stimmte Iliam zu.
„Wir müssen sofort eine schwerbewaffnete Erkundungsmannschaft nach Norden senden.“, erläuterte Zayron weiter und blickte dabei Alkay an. Dieser blickte den Superior-Magister an. Der nickte.
„Tun Sie was Zayron vorschlug. Entsendet eine schwer bewaffnete Aufklärungseinheit... obwohl Nein. Halt. Entsendet drei Einheiten unabhängig voneinander. Wir dürfen kein Risiko eingehen.“
Alkay nickte. Er würde im Anschluss der Sitzung alles Nötige veranlassen. Zayron hatte sich inzwischen Theldem zugewandt.
„Procurator, was ist nach den Ereignissen der Aufzeichnung geschehen?“
„Wir haben Ihnen alles entgegengeworfen was wir hatten und konnten sie zur Mauer zurückdrängen. Aber es hat hohe Verluste gegeben, über die Hälfte meiner Männer sind tot.“
„Was ist mit der Kamera passiert?“
„Wissen wir nicht Magister, die Kamera ist nicht einfach nur beschädigt sondern verschwunden.“
„Andere Spuren?“
„Nach dem die Sonne aufging stellten die Kreaturen Ihre Angriffe ein und verschwanden. Sogar diese Ranke zog sich zurück. Wir nahmen die Mauer wieder in Besitz und wollten unsere Toten bergen, ...aber da waren keine.“
Zayron zog interessiert eine haarlose Augenbraue nach oben.
„Sie haben alle unsere Toten mitgenommen und ersten Zählungen nach auch unzählige Zivilisten entführt.“
„Das bedeutet wir haben keinerlei Spuren?“
Theldem rutschte etwas unruhig auf dem Stuhl hin und her.
„Nun Magister, wir haben einen der Angreifer. Sie nahmen alle ihre Leichen mit bis auf diese eine.“
„Ich will sie sehen.“
Theldem blickte den Superior-Magister an.
„Bringen Sie Magister Zayron zur Leiche des Angreifers.“, befahl Iliam mit einem Nicken, „und wir anderen folgen Ihnen am besten auch.“

Die sieben Männer verließen, gefolgt von den Genexcubitoren den Konferenzraum und folgten einem langen Ganz zu einem der Aufzüge des Turms.
„Wir haben die Leiche in einer Forschungsstation unter der Erde versiegelt.“, erläuterte Theldem.
Zayron nickte.
Mit einem metallischen Rollgeräusch öffnete sich die Aufzugstür und die Magister, der Procurator und die Gen-Wächter stiegen ein.
„Ebene -053, Autorisation: AB-X89.“, gab Theldem mündlich den Ankunftsort durch.
Der Aufzug ruckte und setzte sich dann in Bewegung. Die Fahrt dauerte annähernd 10 Minuten, dennoch herrschte bedrücktes Schweigen im Aufzug.
„Ziel erreicht.“, meldete der Aufzug und mit demselben metallischen Rollen öffnete sich die Aufzugstür und entließ sie in einen sterilen metallenen Korridor. Procurator Theldem führte Sie zu einer Tür und drückte seine Handfläche auf ein Sensorfeld.
„Willkommen, Procurator.“, meldete die Tür und öffnete sich. Dahinter befand sich ein kleiner Raum mit acht Stühlen.
„Bitte nehmen Sie Platz, Magister.“
Dabei deutete Theldem auf die Stühle.
„Wo ist die Leiche?“, mischte sich Zayron ein.
„Diese wird in Kürze in dem Raum nebenan seziert. Sie können durch die Glasscheibe zusehen.“, erläuterte Theldem dem alten Magister die Vorgehensweise.
„Inakzeptabel. Ich führe die Sezierung selbst durch. Bringen Sie mich in den Raum.“
„Aber...“
„Tun Sie, was Magister Zayron verlangt.“, mischte sich Iliam in das Gespräch ein.

Während sich Iliam und die anderen vier Magister auf die Stühle setzten führte Theldem Magister Zayron in den Operationssaal und kam dann zurück um ebenfalls Platz zu nehmen.
Zayron scheuchte als allererstes die anwesenden Forscher aus dem Raum. Er würde die Sezierung allein vornehmen.
„Computer, hier ist Zayron, Magister der Sciencia. Autorisation: MSZ-034.“
„Bestätigt. Stehe zur Verfügung, verehrter Magister.“, bestätigte der Computer mit einer metallisch kühlen Stimme.
„Sezier-Objekt.“
Mit einem Zischen öffnete sich in der Mitte des Raums am Boden eine Luke und ein Tisch erhob sich. Darauf lagen die Überreste eines der Odonata-Wesen. Es war erstaunlich unbeschädigt, lediglich der Kopf wies ein Loch auf. Der Tod war vermutlich durch einen direkten Kopftreffer eingetreten.
„Faszinierend.“, murmelte Zayron.
„Seziervorrichtung ausfahren.“
An der Decke öffnete sich ebenfalls eine Luke und eine metallene Konstruktion glitt daraus hervor. Die Konstruktion sah aus wie eine mechanische Spinne. Es war ein zentraler Körper von dem acht mechanische Arme abgingen.
„Brustpanzer öffnen.“
Sofort glitt einer der mechanischen Arme herab und schnitt mit einem Laser die Chitinbrustpanzerung des Wesens auf.
„Öffnen.“
Zwei weitere Arme glitten herab und Bogen den Brustpanzer auf. Neugierig betrachtete Zayron die Innereien des Wesens.
„Entnehmen.“
Sofort glitten zwei weitere Arme herab und begannen die Organe des Wesens zu entnehmen. Man konnte sehen dass der Forscherdrang von Zeyron geweckt war. Er beugte sich nahe an das Wesen und betrachtete alle Organe ausführlich.

Die komplette Sezierung dauerte fast vier Stunden, da Zayron nicht aufhörte bevor er das Wesen komplett zerlegt hatte und alles gesehen hatte. Schließlich wandte er sich an den Computer.
„Sezierung beenden. Organische Überreste des Objekts vernichten.“
„Vernichtung wird durch Verbrennen eingeleitet.“, bestätigte der Computer mit seiner kühlen metallischen Stimme.
Dann glitten sowohl die Barre des Objekts als auch die Sezierungsvorrichtung zurück in Ihre Luken und Zayron wandte sich an die anderen Magister hinter dem Glas.
„Meine Herren, folgende Erkenntnisse kann ich Ihnen mitteilen.“, begann er.
„Das Subjekt war ein Homo Sapiens Odonata, wurde jedoch durch umfassende Änderungen neugestaltet. Dazu gehören eine implantierte Waffe am rechten Arm und immense Eingriffe in die Genstruktur. Insbesondere zu sehen an den Wucherungen.“
Ein Hologramm erschien und zeigte eine schematische Darstellung des Objekts. Zayron deutete auf die Fleischwucherungen auf dem Chitinpanzer.
„Die Wucherungen steigern die Leistungsfähigkeit des Organismus und eliminieren vermutlich den freien Willen des Subjekts. Dies geschieht indem Sie dem Organismus eine enorme Menge an zusätzlicher Energie zur Verfügung stellen. Was das genau für eine Energie ist können wir nicht beurteilen. Interessanterweise würde diese Energie den Organismus aber katastrophal überladen und vernichten. Dies wird durch folgendes Organ verhindert.“
Dabei zeigte das Hologramm ein ungefähr herzgroßes Organ.
„Dieses Organ wurde im Brustkorb gefunden und eine erste genetische Untersuchung legt nahe das es ein Artfremdes Organ ist. Das bedeutet das Organ wird implantiert um den Energiefluss zu regulieren.“
Mit einem Gedanken veranlasste Zayron das Hologramm eine DNA-Sequenz darzustellen.
„Das meine Herren, ist die Gen-Struktur der Homo Sapiens Odonata, als sie die Erde verließen.“
Neben der Sequenz entstand eine zweite DNA-Sequenz.
„Das ist die Gen-Struktur des Objekts. Wie sie sehen können gibt es erhebliche Abweichungen. Die Odonata entwickelten sich also weiter nach ihrem verlassen der Erde, oder wahrscheinlicher wurden sie von einem äußeren Einfluss gezwungen sich weiter zu entwickeln. Besonders interessant ist folgender Sachverhalt: Die Gen-Struktur der Homo Sapiens Odonata entsprach beim Verlassen der Erde nur noch 72% der Gen-Struktur der Vorläufer.“
Er schwieg einen Augenblick.
„Obwohl nicht sichtbar entspricht die Gen-Struktur dieser angreifenden Wesen nicht nur zu 95% der Genstruktur der Homo Sapiens Odonata... sondern auch zu 80% der Gen-Struktur der Vorläufer. Diese Wesen sind somit definitiv Odonata, haben sich aber wieder näher an die Gen-Struktur der Vorläufer angenähert. Das artfremde Organ weißt des Weiteren eine 95% Gen-Struktur der Vorläufer auf.“
Im Konferenzraum hatte Iliam den Erläuterungen von Zayron mit steigendem Entsetzen gelauscht. Nach dieser letzten Erkenntnis wandte er sich an Alkay und Syrion.
„Bringen Sie die Erkundungstrupps sofort in die Luft. Ich möchte Wissen was im Norden vor sich geht. Und dann mobilisieren Sie die Streitkräfte! Die GenExcubitoren sollen sich ebenfalls bereithalten.“
Während Alkay und Syrion den Raum verließen blieb Iliam mit finsteren Gedanken sitzen. Er musste heraus finden was Ihnen bevorstand.
Zuletzt geändert von Brandark am 11. August 2012 18:16, insgesamt 14-mal geändert.

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Re: [Story-Contest] Brandark "Die Gegenschöpfung"

Beitragvon Brandark » 9. August 2012 14:30

~ 2. Kapitel - ERKENNTNIS ~


3461 a.D.
Tag + 1 seit dem Angriff
- #%&/$§ - ORTSANGABE NICHT MÖGLICH
vermutlich: Wilde Lande, Sektor D-3 – LANDEORT 001
ehem. Land der Nord-Union
ehem. Deutschland, Nahe Hamburg


Das erste was Carin spürte war das er aufrecht stand. Oder besser: Er wurde gehalten. Langsam öffnete er die Augen. Wieso nur war er so müde? So erschöpft? Er musste sich zwingen die Augen zu öffnen. Was war nur los? Wo war er?
Müde blickte er sich um. Er befand sich in einem größeren Raum. Er war allein. Was hielt ihn aufrecht? Sein Körper fühlte sich an, als hätte er jedes Quäntchen Kraft verbraucht. Seine Muskeln waren beinahe taub, allein das heben des Kopfs und das Umsehen war so verdammt anstrengend. Seine Sicht verschwamm. Er konnte nichts mehr scharf sehen. Alles war verschwommen.
„Oh, du bist zu dir gekommen.“
Eine Stimme. Er kannte die Stimme, aber es wollte ihm nicht einfallen woher. Was war hier nur los? Er wollte antworten, aber sein Mund gehorchte ihm nicht. Außer einem unverständlichen Ächzen konnte er nichts hervorbringen.
„Du bist erschöpft. Du hast jedes Quäntchen Kraft deines Körpers verbraucht... oder sollte ich besser sagen, dass wir es dir abgesaugt haben? Jetzt bist du weit schwächer als du jemals sein könntest. Wir haben nicht nur deine Kraft sondern auch jegliche Kraftreserve abgesaugt. Da ist nichts mehr in dir. Wir ließen dir nur gerade so viel das dein Organismus dich am Leben halten kann.“
Carin verstand nicht was gesprochen wurde. Kurz dämmerte ihm das die Stimme mit seiner Müdigkeit zu tun hatte, aber er war so müde. So müde. Nicht mal seine Gedanken konnte er im Zaum halten.
„Dabei trat erstaunliches zum Vorschein. Aber zuerst...“

Plötzlich spürte Carin wie die Müdigkeit schwand. Wie die Kraft und Energie in ihn zurückkehrte. Mit jeder Sekunde die verstrich wurde er lebendiger und wacher. Sein Sichtfeld klärte sich. Das Gefühl kehrte in seine Muskeln zurück.
Mehr noch es schien als würde unaufhörlich Kraft in ihn strömen. Er fühlte sich so ausgeruht und Energie geladen wie noch niemals zuvor in seinem Leben.
„Ah, ich sehe es zeigt Wirkung. Deine Zellen schwingen jetzt geradezu vor Energie. Deine Kraftreserven sind bis oben hin voll. Dein Körper befindet sich auf dem Zenit der Leistung zu der er möglich ist... aber was rede ich da. Du spürst es mit Sicherheit.“
Carin wandte den Blick zu der Stimme. Ein humanoides Wesen. Es stand ungefähr 5 Schritt von ihm entfernt im Raum und blickte ihn an. Das Wesen stand im tiefen Schatten, so dass Carin nur die Umrisse erkennen konnte.
„So ist es schon besser. Die Kommunikation ist wesentlich einfacher wenn du verstehst.“

Das Wesen trat aus dem Schatten hervor ins Licht. Carin fixierte den Blick auf dieses Wesen. Das Wesen das ihn anscheinend gefangen hielt. So müde er sich vorhin gefühlt hatte so ausgeruht fühlte er sich jetzt. Sogar sein Blick schien schärfer und besser geworden zu sein.
Das Wesen war wie das Wesen auf dem Dach. Es war ein Superior. Nur kleiner und von filigranerem Wuchs. Da es nackt war, konnte Carin den Körper sehen. Er war von oben bis unten von rosa Haut überzogen und an manchen Stellen von Haaren bewachsen. Nur leicht, nicht so dass man die Haut nicht mehr sehen konnte. Außer auf dem Kopf, dort befand sich ein dichter Haarwuchs. Es war männlich.
Das Wesen sah genauso aus wie das Wesen das ihn auf dem Dach außer Gefecht gesetzt hatte. Exakt gleich. Die Gesichtszüge waren identisch.

„Du bist das also.“, befand Carin.
„Ich? Oh, nein.“, das Wesen lachte, „Du meinst den Ableger der dich auf dem Dach besiegt hat?“
„Er sah aus wie du.“
Das Wesen lachte. Genau dasselbe wie Lachen wie auf dem Dach. Ohne Hohn, Ohne Spott. Es klang freundlich. Aber Carin wollte sich nicht täuschen lassen.
„Natürlich. Es ist ich, und auch wieder nicht. Es war ein Teil von mir... und auch wieder nicht.“
Carin den diese Antwort mehr verwirrte, als das sie ihm weiterhalf, beschloss es darauf beruhen zu lassen. Es gab dringendere Fragen zu klären.
„Wo bin ich?“
„Was glaubst du?“

Carin blickte sich um. Der Raum war groß. An der Wand hingen pulsierende... Dinge. Als er den Blick darauf fixierte erkannte er zu seinem Erstaunen das diese Dinger... organisch waren. Sie sahen aus wie Muskeln die etwas pumpten. Auch die Wände, die Decke und der Boden an sich waren organisch. Es sah aus wie Fleisch.
Er zog an seinen Fesseln, doch trotz der neugewonnen Kraft gaben diese nicht nach. Ein Blick nach oben und unten bestätigte seine Befürchtungen. Sowohl seine Arme und Beine waren von einer fleischigen Fessel umschlungen. Es sah aus als wäre etwas über seine Arme und Beine gewuchert. Bis zu den Ellbogen und Knien. So sehr auch daran zog diese Wucherungen hielten ihn fest. Sie gaben zum Teil nach und zogen sich dann wieder zusammen wie Muskeln.
Er unterdrückte seinen Ekel, den er verspürte bei dem Gedanken daran das er von Muskeln und Organen gehalten wurde.
„Ich bin im Berg der vom Himmel fiel.“
„So nennt ihr ihn? Interessant... Ja, du hast Recht.“
„Was wollt ihr von mir?“
„Wir wollen dir etwas zeigen.“

Dabei wandte sich das Wesen ab und zeigte mit seiner rosa Hand auf die Wand links von Carin. Das Fleisch der Wand erbete an der Stelle, auf die das Wesen gedeutet hatte. Zuerst schien es Wellen zu schlagen wie Wasser, dann glitt mit einem schleimigen Schmatzen eine Membran zurück. Das entstehende Loch war groß wie eine Tür. Es dauerte kurz dann glitten vier lange arme daraus hervor. Deren Enden waren Fesseln wie diese in denen Carin hing. In den hervorgleitenden Fesseln hing ein Homo Sapiens Lupus. Soweit Carin sehen konnte ein Reinrassiger. Der Lupus hing leblos in den Fesseln. Da er gefesselt war ging Carin davon aus dass er noch Leben war. Inwiefern der Lupus ohnmächtig war oder in denselben Zustand versetzt worden war wie Carin anfangs, konnte er nicht beurteilen.
„Wir haben dieses... Wesen geerntet.“, erklärte das Wesen. Wandte sich dann von dem Lupus ab und blickte zur gegenüberliegenden Wand. Auch dort deutete er mit der Hand hin. Die Wand rechts von Carin begann sich ebenfalls zu kräuseln und Wellen zu schlagen wie die Wand auf der linken Seite zuvor. Wieder öffnete sich die Membran, und wieder glitt die Konstruktion mit den langen Armen hervor. In den Fesseln hing ein Homo Sapiens Superior. Wie es schien ein reinrassiger. Von verblüffender Ähnlichkeit mit dem Wesen vor ihm, aber größer, mit goldbrauner Haut und komplett haarlos. Auch der Superior hing leblos in den Fesseln. Carin konnte bei beiden sehen dass Sie unverletzt waren, bis auf einen Einstich unterhalb der Schulter. Dort musste der Dorn der Odonata-Wesen eingedrungen sein bei der Gefangennahme. Kurz dachte Carin überrascht daran dass ihm das erspart geblieben war, als das Wesen weiter sprach.
„Auch dieses Wesen haben wir geerntet.“

„Wie sind wir hierhergekommen?“, verlangte Carin zu wissen.
„Oh. Ihr seid durch die Ausläufer gekommen. Die Dienerwesen haben euch eingesammelt und dadurch hierher geschickt.“
Carin erinnerte sich an die große Ranke und wie die Odonata-Wesen ihre Gefangen dort hinein geworfen hatten. Er unterdrückte erneut ein Ekelgefühl als er daran dachte ins Innere einer dieser Ranken geworfen worden zu sein.
Das Rosa-Superior-Wesen ging zu dem gefangenen Superior und blieb seitlich vor diesem stehen. Dann blickte er zu Carin hinüber.
„Pass jetzt genau auf.“
Das Wesen deutete nacheinander auf alle vier der Fesseln des Superior. Zuerst passierte nichts, doch dann konnte Carin sehen wie die Adern, die über die Fesseln liefen anfingen zu pumpen. Es sah so aus als würde durch sie etwas hindurchgeleitet und die Adern begannen grün zu glimmen.

Selmark wusste nicht wo er war. Irgendetwas hielt ihn aufrecht. Und irgendwo hörte er zwei Wesen miteinander sprechen. Er war so müde. Zu müde zum zu hören. Er hörte die Worte der beiden Wesen, aber er konnte mit den Worten nichts anfangen. Er war so müde. Wie war er hierhergekommen? Er wusste es nicht mehr. War ja auch egal. Er wollte nur noch schlafen.
Plötzlich spürte er wie er wacher wurde. Das Leben in seinen Leib zurückkehrte. Mit jeder Sekunde die verging wurde er wacher. Er hob den Kopf und blickte sich verwirrt um. Wo war er? Zuerst sah er das ihm gegenüber ein Lupus in einer seltsamen Vorrichtung hing. Sah ziemlich tot aus. Links davon war eine weitere dieser Vorrichtungen. In ihr hing ein anderes Wesen. Soweit Selmark es beurteilen konnte war es ein Mischling. Ein Unreiner. Ein Lupus hatte sich mit irgendetwas gekreuzt. Voller Ekel betrachtete er den Mischling. Der Mischling war auf alle Fälle höchst lebendig und er starrte wiederum ihn voller Faszination an.
Er wandte den Blick ab und versuchte sich zu orientieren. Was hielt ihn fest? Zu seinem Erschrecken hing er in der gleichen Vorrichtung wie der Lupus und der Mischling. Erst jetzt sah er dass die Vorrichtung aus organischem Gewebe – lebendigem Fleisch – bestand. Und die Adern auf seinen Fesseln leuchteten und etwas schien sie zu durchströmen. Mit wachsender Panik und immer weiter steigender Kraft zog er an den Fesseln die ihn festhielten. Doch diese gaben nicht nach. Seine ganze optimierte Gen-Struktur brachte ihm hier nichts.

Plötzlich Durchschnitt eine neue Stimme den Raum, in dem bis dato Schweigen geherrscht hatte.
„Gleich wird es passieren.“
Erst durch diese Stimme erkannte Selmark das noch ein weiteres Wesen im Raum war. Selmark wandte den Kopf zu der Stimme und blickte das Wesen an. Es sah so ähnlich aus wie er selbst. War aber kleiner und filigraner. Seine Haut war rosa und es besaß leichten Haarwuchs.
Er blickte das Wesen an und stellte augenblicklich die Bemühungen zur Befreiung ein. Er war schockiert. Schließlich öffnete er den Mund um auszusprechen was ihn so fassungslos machte.
„Du bist ein Vorläufer.“
Selmark konnte hören wie der Mischling erschrocken die Luft einzog. Das Vorläufer-Wesen hingegen blickte ihn nur lächelnd an.
„Nein.“
Doch Selmark war sich ganz sicher.
„Doch. Du siehst so aus wie die Schriften und Überlieferungen meiner Rasse die Vorläufer beschreiben!“
Das Vorläufer-Wesen lachte hell.
„Ich habe mich falsch ausgedrückt. Einst war ich das, was du einen Vorläufer nennst. Doch ich bin längst kein Homo Sapiens Sapiens mehr.“
„Aber...“
„Still jetzt.“, schnitt das Vorläufer-Wesen Selmark das Wort ab.

Dann wandte sich das Wesen dem Mischling zu.
„Es beginnt.“
Bevor Selmark fragen konnte was beginnt, spürte er, dass etwas nicht stimmte. Er war die ganze Zeit, seit seinem Erwachen permanent stärker geworden. Seine Kraft und seine Energie waren permanent angestiegen. Doch das wohltuende Gefühl der Stärkung kehrte sich inzwischen um. Es brannte und schmerzte. Seine Haut schien zum Zerreißen gespannt. Die Hitze wurde immer stärker. Was war los? Was passierte mit ihm? Er spürte seine Knochen knacken, als stünden Sie unter großem Druck. Was war das? Mit einem knirschenden Geräusch hörte er den ersten seiner Knochen zersplittern. Seine Haut zerriss. Er schien innerlich zu verbrennen.
Dann brüllte er voller Schmerz auf und wurde in einer Explosion aus Fleisch und Blut zerfetzt. Die Gewalt der Entladung war so heftig das Blut bis zu Carin spritzte, welcher fassungslos zu den Überresten des Superior hinüber blickte. Außer einer großen Lache Blut und einem Haufen Fleisch am Boden war nichts geblieben. Lediglich die Bein- und Armstümpfe hingen noch in den Fleisch-Fesseln.

Das Vorläufer-Wesen kam zurück zu Carin. Es war viel näher an dem Superior gestanden, doch kein Bluttropfen hatte seine rosa Haut getroffen.
„Hast du gesehen?“, fragte es Carin in einem sachlich nüchternen Tonfall.
Carin riss seinen fassungslosen Blick von den Überresten des Superiors los und blickte das Wesen an.
„Warum?“, fragte er mit erstickter Stimme.
„Weil ich dir etwas zeigen will.“, erklärte das Wesen in einem Tonfall, wie ein Lehrer der einem kleinen Kind das addieren beibringen wollte.
„Blicke jetzt dort hinüber.“, dabei deutete das Wesen zum gefangenen Lupus.
Das Wesen ging zum Lupus und machte dieselbe Handbewegung wie beim Superior. Auch hier begannen die Adern auf den Fesseln grün zu glimmen. Dann blickte das Wesen zu Carin zurück.
„Keine Sorge, es wird nicht sterben.“, erläuterte es ihm.

Fassungslos, angeekelt und doch auch fasziniert betrachtete Carin den gefangen Lupus. Wie beim Superior zuvor begann dieser immer reger zu werden und warf sich in seinen Fesseln knurrend hin und her. Alles schien genauso abzulaufen wie beim Superior, doch dann geschah etwas Neues.
Das Vorläufer-Wesen machte erneut eine Handbewegung und aus dem Loch hinter dem Lupus glitten drei weitere Arme hervor. Zwei endeten mit spitzen Knochen. Der dritte schien ein handgroßes Stück Fleisch zu halten.
Wie auf ein Kommando stießen die beiden Arme mit den Knochenspitzen zu. Einer Drang mit einem Knacken in den Hinterkopf des Lupus ein, der zweite bohrte sich in dessen Rücken und schlitzte diesen dann von oben bis unten auf.
„NEIN!“, brüllte Carin und zog nun seinerseits an den Fesseln.
„Still. Es wird nicht sterben. Schau zu und verstehe.“, antwortete das Vorläufer-Wesen.
Der Lupus hing nun ganz still in seinen Fesseln. Carin konnte sehen wie sich die Brust heftig hob und senkte. Der dritte Arm mit dem handgroßen Stückfleisch bewegte sich und glitt in die große Wunde am Rücken des Lupus. Der Lupus verkrampfte sich schlagartig, dann glitt der dritte Arm zurück. Ohne das Stück Fleisch. Kurz darauf glitten auch die beiden anderen Arme zurück. Noch zweimal warf sich der Lupus hin und her, bevor er schließlich still in seinen Fesseln hing.

Zwei Minuten lang sagte weder Carin noch das Vorläufer-Wesen etwas. Carin versuchte zu verstehen was hier geschah. Und er fragte sich was mit ihm geschehen würde.
„Es ist beendet.“, brach schließlich das Vorläufer-Wesen die Stille.
Das Vorläufer-Wesen machte eine weitere Handbewegung und die Fesseln des Lupus öffneten sich. Mit einem Schmatzen glitten die Hände und Füße des Lupus aus den Wucherungen und er fiel zu Boden. Heftig atmend kniete er dort.
Das Vorläufer-Wesen ging zu dem Lupus und blickte ihn neugierig an.
„Was bist du und wem dienst du?“, fragte er den Lupus.
Dieser erhob sich und blickte das Vorläufer-Wesen direkt an, bevor es antwortete.
„DIENER. HEROLD.“
Das Vorläufer-Wesen nickte.
„Geh und regeneriere dich. Lass die Umwandlung vollständig geschehen dann komm zu mir zurück.“
„JA.“
Dann ging der Lupus davon und verschwand durch eine Membran in der Wand. Nein, das Lupus-Wesen korrigierte sich Carin. Dieses Wesen war kein Lupus mehr. Was auch immer es war, aber ganz bestimmt kein Homo Sapiens Lupus mehr.

Das Vorläufer-Wesen trat nun wieder vor Carin, während die beiden Halterungen in die Wand zurückglitten und die Membran sich wieder schloss. Nun war wieder alles zu dem Zeitpunkt an dem er erwacht war, sah man von der großen Blutlache des Superiors ab. Carin blickte das Wesen direkt an. Einige Sekunden verstrichen in denen keiner der beiden etwas sagte. Dann brach Carin das Schweigen.
„Bevor du das gleiche mit mir tust, möchte ich etwas fragen.“
„Dann frage.“
„Wenn der Superior Recht hat bist du ein Vorläufer. Warum tust du uns das an? Wir sind eure eigenen Kinder!“
„Die Vorläufer haben einen Fehler begangen. Sie verärgerten etwas Höheres. Sie störten die Harmonie. Ich... Wir... sind zurück um das zu korrigieren.“
„Wir?“
„Ich bin kein Individuum. Ich bin viele.“
Carin verstand kein Wort von dem was ihm das Wesen erzählte. Vielleicht hatte sich der Superior auch geirrt und das Wesen war keiner der mystischen Vorläufer? Carin wusste es nicht und wie es momentan schien würde es wohl auch nie erfahren.
„Warum hast du mir das gezeigt? Ihr hättet mich doch auch einfach vernichten ... oder verändern können?“
Diese Frage stellte er sich selbst seit er gesehen hatte was mit dem Superior passiert war.

„Weil du anders bist.“
„Anders?“
„Ja. In dir herrscht Harmonie. Etwas das wir nicht erwartet hatten zu finden. Nicht hier. Das macht dich besonders. Es ist... faszinierend.“
„Harmonie?“
Das Wesen deutete zu der Stelle an welcher der Superior explodiert war. Noch immer stand dort eine große Lache Blut.
„Dieses Wesen erhielt die gleiche Menge an Gaia wie du. Und dennoch explodierte es. Du lebst.“
Dann deutete es zu der Stelle wo der Lupus gehangen hatte.
„Dieses Wesen erhielt die gleiche Menge an Gaia wie du. Es lebt nur weil wir einen Kontrollmechanismus hinzugefügt haben. Du lebst ohne diesen Mechanismus. In dir herrscht Harmonie.“
Dann blickte es zu Carin und machte eine Handbewegung. Carin spannte sich an. Er erwartete jede Sekunde dass die drei Arme hinter ihm hervorglitten, doch zu seiner Überraschung öffneten sich die Fesseln und er fiel zu Boden.

Während er vor dem Wesen kniete redete dieses weiter.
„In dir herrscht Harmonie. Wir wollen nichts von dir.“
„Was ist Gaia?“, fragte Carin während er aufblickte.
„Gaia ist Alles. Und nichts.“
„Wer bist du?“
„Ich bin der erste Herold von Gaia.“
Carin erhob sich und stand auf eigenen Beinen vor dem Wesen. Er war ungefähr genauso groß und hätte das Wesen jeden Moment attackieren können. Doch das Wesen zeigte keinerlei Regung. Keine Angst, keine Freude, keine Hoffnung. Nichts.
„Geh Carin. Geh deiner Wege. Wir wollen nichts von dir. Wir wollten das du verstehst.“
Das Wesen machte eine weitere Handbewegung und um Carin wurde es schwarz. Das letzte was er dachte war, das es er viel weniger verstand wie vorher. Dann umfing ihn die Dunkelheit.


3461 a.D.
Tag +1 seit dem Angriff
Aufklärungsteam Zentaur, auf dem Weg in nördlicher Richtung
Wilde Lande, Sektor D-3
ehem. Land der Nord-Union
ehem. Deutschland, Nahe Hamburg


Die Raketentriebwerke fauchten brüllend und trieben den Angriffstransporter der Warhammer-Klasse unermüdlich in nördliche Richtung. Gleich einem stählernen Vogel mit brennendem Schweif donnerten sie über den Himmel. Mehr als ein Mischling unter Ihnen hob den Kopf um nach dem Ausschau zu halten was solch einen Lärm verursachte. Ein Angriffstransporter der Homo Sapiens Superior war in den Wilden Landen ein seltener Anblick. Aufklärungsflüge war man gewohnt. Diese glitten fast unbemerkt über den Himmel. Ein Angriffstransporter hingegen war keine subtile Erscheinung sondern eine brutale Waffe. Die Subtilität des Angriffstransporters konnte man mit der Subtilität eines Vorschlaghammers gleichsetzen. Praktisch nicht vorhanden.

Die vier Raketentriebwerke waren Hochleistungsmaschinen, eine Geräuschdämpfung war nicht vorhanden und hätte nur die Leistung vermindert. Die Bewaffnung reichte aus um eine komplette feindliche Division im Alleingang aufzureiben und die Panzerung sollte genau der gleichen Bewaffnungsstärke standhalten können.
Von all dem Krach war natürlich innerhalb des Fluggeräts nichts zu hören, die Panzerung sorgte für eine optimale Geräuschdämpfung.
„Die Mischlinge unter uns werden ganz schön schauen, was da über ihre Köpfe hinweg donnert.“, lachte Person der Pilot des Angriffstransporters und blickte dabei aus den Sichtfenstern.
„Ja, so was sehen die hier nicht alle Tage.“, fiel Mitch der Ko-Pilot ein.
Beide Männer lachten herzhaft über ihren Witz, während die Maschine sie weiterhin Richtung Norden trieb. Angriffstransporter wurden von einer besonderen Gattung an Piloten geflogen. Tatsache war das man in einem Angriffstransporter zwar so gut geschützt war wie in einem Panzer, daher auch der Spitzname „Geflügelte Panzerdivision“ für Angriffstransporter-Divisionen, aber leider entsprach die Manövrierbarkeit und Handhabbarkeit eines Angriffstransporters denen eines schweren Panzerfahrzeugs am Boden. Für echte Piloten, die die Manövrierbarkeit und Wendigkeit am Himmel schätzten, war ein Angriffstransporter damit denkbar ungeeignet. Nicht das diese Tatsache Person und Mitch gestört hatte. Sie genossen es schlicht Ihren fliegenden Backstein in der Luft zu halten und die Macht inne zu haben alles wegblasen zu können was ihnen die Quere kam.
„Wir sind noch ungefähr 5 Minuten von der Absetzzone entfernt, ich mach mal eine Durchsage nach hinten.“, merkte Mitch an.
„Gut.“

Schar-Führerin Timka hatte sich gerade auf dem HUD ihres Kampfhelms das Gebiet rund um den Absatzpunkt angesehen als sie die Durchsage des Piloten hörte.
„Verehrtes Frachtgut, hiermit machen wir sie freundlichst darauf aufmerksam das wir in 5 Minuten unsere Abwurfzone erreichen. Bitte bleiben Sie ruhig und bereiten Sie sich auf den Aufschlag vor.
Vielen Dank.“
Timka konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Sie kannte Person und Mitch inzwischen seit einigen Jahren und war bereits einige Einsätze mit den beiden geflogen. Sie respektierte die beiden für Ihre unerschütterliche Ruhe unter Feindfeuer und hatte auch kein Problem mit den Witzchen der Beiden. Die meisten Krieger rissen Witze vor dem Feindkontakt um ihre Anspannung zu überspielen, aber die beiden waren schlicht Witzbolde. Musste man wohl sein wenn man im einem Fluggerät mit den aerodynamischen Eigenschaften eines Backsteins saß.
Mit einem Blinzeln schob sie die Karte des Einsatzgeländes zur Seite und öffnete mit einem Handgriff die Halterungen des Sitzes. Daraufhin stand sie auf und blickte zu ihrer Truppe. Ihre Schar saß entspannt in den beiden Sitzreihen auf jeder Seite des Warhammers. Alle saßen regungslos da, was aber nichts heißen musste, immerhin waren sie alle von Kopf bis Fuß in Panzerung verhüllt.
„Okay, Gentleman. Ihr habts gehört in 5 Minuten geht’s los. Macht euch bereit!“

Sie selbst griff dabei nach dem schweren Hochenergie-Sturmgewehr das neben ihrem Sitz in einer speziellen Halterung hing. Timkas Schar war schon eine erstaunliche Sache. Die Homo Sapiens Superior hielten beide Geschlechter für gleichberechtigt, dennoch kam es selten vor das Frauen in den Kriegsdienst zogen. Timka war eine absolute Ausnahme. Umso interessanter war die Tatsache das Timkas Schar bis auf sie selbst nur aus Männern bestand. Anfangs hatte das für Spott und Hohn in der männlichen Domäne der Krieger gesorgt, aber Timka hatte bei den Übungen und Testgefechten alle auf ihre Plätze verwiesen. Sie schoss genauer, schneller und effizienter als die anderen Scharführer. Seitdem wurde ihre Schar unter den anderen Teams nur noch scherzhaft „Timkas harte Bande“ gerufen.
„Hey Boss, hab gehört das ist eine Aufklärungsmission?“, mischte sich Tarek, eines der fünf anderen Mitglieder des Teams ein.
„Korrekt.“
„Was wollen wir auf einer Aufklärungsmission?“
„Aufklären.“
„Boss, wir fliegen in nem verdammten Warhammer und tragen schwere Kampfrüstungen. Nicht gerade geeignet für ne Leisetretermission wenn du mich frägst!“
„Ja, Boss. Uns ruft man nur wenns was zu Töten gibt oder etwas kaputt zu machen ist.“, bekräftigte Scortch, der Sprengexperte des Teams den Einwurf von Tarek.

Timka zog aus dem schweren Tornister auf dem Rücken Ihres Kampfanzugs ein ungefähr Daumendickes Kabel hervor und schob den Stecker in die dafür vorgesehene Buchse ihres schweren Gewehrs. Sofort schalteten die Dioden auf dem Gewehr auf Grün um Feuerbereitschaft zu signalisieren. Auch auf Ihrem HUD tauchte das ICON für das Sturmgewehr auf und der Computer des Systems meldete die Waffenbereitschaft.
„Schweres Sturmgewehr X-876/5 erkannt. Feuerbereit.“
Gleichzeitig erschien auf ihrem HD ein Fadenkreuz, das anzeigen wohin sie mit der Waffe gerade zielte. Dieses intelligente Waffensystem erleichterte einem das Zielen enorm. Dann wandte sie sich Scortch und Tarek zu.
„Hört auf rumzuheulen wie kleine Kinder. Unsere Einsatzparameter sind eindeutig: Erkunden, Daten sammeln und Rückkehr. Im Zweifelsfall haben wir die Erlaubnis zur Zerstörung aller Hindernisse. Verstanden?“
Beim Wort Zerstörung ging ein „Boooh-ja“ über die Funkfrequenzen als alle fünf Mitglieder des Teams ihre Zustimmung bekundeten. Timka grinste. Sie wusste dass in diesem Moment alle fünf Männer unter ihren Helmen gegrinst hatten. Nicht das sie das hätte sehen können. Die Helme verbargen jegliche Menschlichkeit. Sie umschlossen den Kopf komplett und das einzige Merkmal auf das man schauen konnte waren die zwei Augen – zwei kreisrunde Dioden – auf der Frontplatte. Die beiden Augen waren für die Sensorik zuständig und übereinander angeordnet.

Ob wichtig oder unwichtig. Tarek hatte verdammt Recht. Timkas Schar war eine spezielle Einsatztruppe. Sie wurden in der Regel nicht mit Aufklärung oder Standard-Manövern betreut. Sie rief man nur wenn die Scheiße wirklich am Dampfen war!
„Waffen integrieren und Panzerungscheck.“
Jedes der fünf Männer ging daran die Waffen ans System anzukoppeln wie Timka es bereits getan hatte und ließ dann den internen Computer einen Check aller Rüstungskomponenten durchführen. Jetzt war die letzte Gelegenheit eine mögliche Fehlfunktion der ARES-Panzerung zu beheben. Niemand wusste mehr wofür das Wort ARES stand, lediglich Zayron der Magister für Sciencia grinste jedes Mal wenn er eine Schar in ARES-Panzerung sah. Timka war sich sicher das der alte Mann wusste wofür der Name stand. Niemand kannte sich mit Technik und den Vorläufern so gut aus wie er.

Tatsache ist das die ARES-Panzerung das modernste war das die Superior an technischer Ausstattung zu bieten hatten. Das Panzerungssystem bestand aus mehreren Schichten und war dafür konzipiert worden die Einsatzfähigkeit des Trägers auch in den widrigsten Umständen und Verhältnissen zu garantieren.
Die oberste Schicht des Panzerungssystems bestand aus einer Nano-Kohlefasernverbindung mit Diamantenbeschichtung und gewährte daher neben extremer Panzerungshärte auch hohe Hitzebeständigkeit. Diese Panzerungsplatten waren starr und wenig flexibel, daher waren sie vor allem an Körperpartien angebracht die wenig Bewegungsfreiheit benötigten, wie Brust, Schultern, Beine, Arme und Rücken. Die mittlere Schicht bestand aus Valydium. Valydium war eine Metalllegierung die während der Selektions-Kriege entwickelt worden war. Ihr besonderes Merkmal war ihre unglaubliche Flexibilität, sie war weich und biegsam wie Stoff, und gleichzeitig ihre hohe Widerstandsfähigkeit. Dies garantierte auch in den Gelenken die benötigte Bewegungsfreiheit. Die unterste Schicht bestand aus einer Kohlefasernverbindung und bildete einen enganliegenden Anzug der 100% des Körpers bedeckte. Sie bildete die letzte Barriere für eindringende Geschosse und war ein extrem zerreißfestes Gewebe. Zwischen der Mittleren und der untersten Schicht war zudem die komplette Hardware der Rüstung untergebracht. Das bedeutete hier saß die Sensorik, das Computersystem und die künstlichen Muskelstränge der Rüstung, die die Kraft des Trägers potenzierte. Die tiefste und letzte Schicht bildete die Nanoflüssigkeit die den Körper des Trägers umgab. Eine Schicht dieser semi-organischen Flüssigkeit umgab den kompletten Körper des Trägers. Sie diente zur Verbindung des Nervensystems des Trägers mit der Rüstung, versorgte den Körper des Trägers mit Nährstoffen und nahm Ausscheidungsprodukte auf. Daneben konnte Sie Wunden desinfizieren und versiegeln.
Alle diese Schichten sorgten dafür das ein Träger der ARES-Panzerung um einiges breiter und größer wirkte als ein normaler Homo Sapiens Superior. Insbesondere die schweren Schulterpanzerplatten und der große Tornister mit der Energieversorgung auf dem Rücken des Panzeranzugs sorgte dafür das der Träger einer ARES-Panzerung über 2,70 m groß war und eine Breite von 2,00 m an der Schulter aufwies.

„Absetzpunkt erreicht. Timka-Baby, mach dich bereit!“
„Irgendwann ramme ich dir meinen Stiefel so tief in den Arsch das du meine Fußsohle ablecken kannst, Person!“
„Wie wärs? Lass uns das heute Abend doch ausprobieren?“
Timka schüttelte den Kopf und grinste.
„Setz uns ein ab, Person!“
„Okay... aber das Date steht!“
Über die Funkfrequenz erscholl das Gelächter der fünf Mitglieder ihrer Schar.
„Achtung. Absetzen in 5... 4... 3... 2... 1... LOS!“
Mit dumpf wummernden Raketentriebwerken ging der Warhammer in den stationären Flug über und blieb in der Luft stehen. Gleichzeitig öffneten sich laut zischend die Seitenschotts des Warhammers und Timka war die erste die sprang.

Mit einem lauten Krachen schlug sie acht Meter tiefer auf dem Boden auf. Die drei Tonnen schwere ARES-Panzerung fing den Aufprall mit den integrierten Dämpfungssystemen ab. Die restliche Aufprallenergie kompensierte Timka indem Sie beim Aufprall in die Knie ging. Die künstlichen Muskelstränge der Rüstung unterstützen Sie danach sofort in der Bewegung, als Timka in Deckung eines Mauerrests hechtete und sich dagegen drückte. Kaum das der letzte Mann den Warhammer verlassen hatte, drehte selbiger auch wieder ab und entfernte sich mit dröhnenden Triebwerken.
„Umgebungsscan durchgeführt. Keinerlei Bedrohung gefunden.“, meldete das Computersystem der Rüstung, während hinter ihr mit weiteren Krachen die restlichen Scharmitglieder eintrafen. Keine drei Sekunden später drückten sich sechs ARES-Rüstungen gegen die Überreste der Mauer.
„Höchste Vorsicht. Vergesst nicht wir sind zur Aufklärung hier, aber ich möchte keinen meiner Schar verlieren. Also Augen auf und keine Risiken!“
Der Umgebungsscan hatte zwar keinerlei Gefahren erkannt, aber Timka vertraute der Technik nicht uneingeschränkt. Sie rief zur Orientierung die Karte des Geländes auf Ihrem HUD auf und einige Augenblicke später wusste sie wohin sie mussten.
„Erstes Ziel ist drei Kilometer nördlich. Bewegung. Scortch und Tarek nehmen die Flanken. Fixxer, Sev und Dark folgen mir.“
Die Panzerungen von Scortch und Tarek setzten sich sofort in Bewegung, während die restlichen Teammitglieder Timka folgten. Mit Hilfe ihrer Panzerungen konnten Sie die meisten Hindernisse leicht überwinden, aber es war gar nicht so einfach mit einer schwergepanzerten Angriffspanzerung leise und heimlich vorzugehen.

Da Sie umfassende Vorsicht walten mussten benötigten Sie fast 20 Minuten um zum ersten Ziel vorzurücken. Das erste Ziel war ein langer Riss im Boden, der so aussah als wäre hier vor kurzem eine gigantische Lebensform entlang gekrochen. Während Scortch und Tarek Deckung gaben stiegen die restlichen Teammitglieder zur Sohle des Risses hinab.
„Verdammt. Was war das nur?“, fragte Fixxer über Funk.
„Was verdammt Großes auf alle Fälle!“, hörte man Dark murmeln.
„Okay, Leute. Macht euch auf die Suche nach Spuren, Proben oder irgendetwas Verwertbarem!“
„ACHTUNG! Wir bekommen Besuch. Eine Lebensform, humanoid, nähert sich von Norden.“
„Verstanden. Bereithalten. Aber erschreckt mir ihn nicht zu sehr, vielleicht kann er uns erzählen was hier passiert ist.“
Noch während Timka und die anderen aus der Sohle wieder nach oben stiegen hörte man oben einen Entsetzensschrei. Es schien so als hätte der Besucher bemerkt dass er hier nicht allein war. Mit einem letzten Sprung überwand Timka die Wand des Risses und war oben. Sie sah wie Scortch auf sie zu kam. Neben ihm eine Gestalt, wahrscheinlich ein Mischling, in Fetzen gekleidet.
„Tarek hält Wache.“, erklärte Scortch über Funk.
„Verstanden.“

Timka ging langsam auf die Gestalt zu und sank zwei Meter vor ihr auf die Knie. So waren sie immerhin auf Augenhöhe.
„Oberflächliche Analyse: Mutierter Piscis-Lupus.“, meldete ihr die Computerstimme. Bei genauerem Hinsehen erkannte es auch Timka. Der Mischling zeigte eindeutig Lupus-Merkmale, hatte aber auch Merkmale von Homo Sapiens Piscis. Unter anderem waren große Teile des Körpers mit Schuppen bedeckt.
„Ich werde dir nichts tun.“, sprach Timka über die Außenlautsprecher den Mischling an. Tatsächlich stimme das sogar. Timka war für einen Superior sehr liberal gegenüber Mischlingen eingestellt. Der Mischling nickte zaghaft.
„Weißt du was hier passiert ist?“
Mit leiser Stimme fing der Mischling an zu antworten.
„Sie kamen bei Nacht. Haben alle mitgenommen. Eingefangen und in die Ranke geworfen.“
„Wer kam?“
„Die Monster...“
„Wohin sind sie gegangen?“
„Ich weiß es nicht. Ich habe mich versteckt.“
Timka dachte über das gehörte nach. Es klang nach ziemlichem Mist, aber andererseits würde es erklären wieso man einen Trupp Elite-Krieger in Angriffspanzerungen eine Erkundungsmission durchführen lässt.
Plötzlich fing der Boden an zu Beben.
„Was ist das?“
„SIE KOMMEN ZURÜCK!“, kreischte der Mischling und lief davon.
„HALT!“, brüllte Scortch dem Mischling nach und war bereits daran seine Waffe anzulegen.
„Egal, lass ihn!“, herrschte Timka ihn an.

„Schar, formieren bei mir. Diamant-Formation.“, befahl sie, während das Beben immer stärker wurde. Während sich die Schar bei ihr versammelte erreichte das Beben seinen Höchstpunkt, bis es schlagartig aufhörte.
Es gab eine letzte große Erschütterung und etwas Gewaltiges brach aus dem Boden hervor und krachte auf den Boden.
„SCHEIßE!“, brüllte Scortch.
„WAS ZUR HÖLLE IST DAS?“, schrie Tarek.
„DECKUNG UND WAFFEN FEUERBEREIT MACHEN!“, befahl Timka.
Was zur Hölle ging hier nur ab? Als sich der Staub endlich legte sah Timka das vor Ihnen eine gigantische Ranke lag. Eine organische Ranke. Mit dutzenden von Knospen auf der Oberfläche.
„Was ist das?“, fragte Fixxer.
„Keine Ahnung.“, meinte Dark.
„Haltet die Klappe. Irgendwas stimmt hier nicht.“
Ihre Intuition trug Timka nur selten. Und auch dieses Mal sollte ihr verdammt mieses Gefühl Recht behalten, als sie plötzlich eine Stimme hörte. Zuerst war es nur eine, dann wurden es immer mehr. Und alle Stimmen riefen ein einziges Wort.
„ERNTE.“


3461 a.D.
Tag +1 seit dem Angriff
Wilde Lande, Sektor D-3
ehem. Land der Nord-Union
ehem. Deutschland, Nahe Hamburg


Als Carin wieder zu sich kam, lag er unter freiem Himmel. Er sah Wolken vorbeiziehen. Weich und flauschig. Der Himmel dahinter war strahlend blau. So einen schönen Tag hatte er lange nicht mehr gehabt. Eigentlich wusste er gar nicht wann er das letzte Mal zum Himmel hinauf geschaut hatte? Vielleicht war es so, dass man manchmal, mit dem ganzen Stress und dem ganzen Wahnsinn auf der Erde und dem Boden vergaß, dass es noch einen Himmel gab?
Er konnte kaum glauben was er erlebt hatte. Er wandte den Blick ab vom Himmel und rappelte sich auf. Dieses Wesen, der erste Herold, hatte ihn wieder auf das Dach bringen lassen, auf dem Sie ihn gefangen hatten. Er blickte sich um. Bis auf den gewaltigen Riss im Boden, den die Ranke hinterlassen hatte erinnerte nichts daran was hier letzte Nacht passiert war. Es war so unwirklich, das er sich selbst unwillkürlich fragte ob er nicht alles nur geträumt hatte? Vielleicht hatte er einen Hitzschlag bekommen? Er war immerhin den ganzen Tag unter der strahlenden Sonne marschiert. Dann blickte er sich nochmals um. Nein, er hatte nicht geträumt. So etwas träumte man nicht. Es war real gewesen. Was ein paar interessante Fragen aufwarf.
Was wollte der Herold von Gaia? Und wer war Gaia?
„Scheiße. Warum muss so etwas ausgerechnet mir passieren?“, knurrte er während langsam das Treppenhaus hinab stieg. Er dachte sogar daran nach seinem Rucksack zu suchen, aber der war nicht mehr da, wobei ihn vermutlich eher andere Mischlinge während seiner... Abwesenheit mitgenommen hatten, als die Odonata-Wesen. So oder so war der Rucksack weg und damit auch alle seine Besitztümer, sogar die gute Plastiktüte.
Er hatte nichts mehr.
„Scheiße. Immer ich.“
Das warf die Frage auf was er jetzt tun sollte? Anscheinend hatte er von den Odonata-Wesen nichts zu befürchten, da der Herold gemeint hatte in ihm war alles harmonisch. Oder so ähnlich. Er verstand noch immer nicht was dieser Herold damit gemeint hatte. Also was sollte er jetzt tun? Einfach gar nichts? Jemanden warnen?

Nach einigem hin und her entschied er sich die Homo Sapiens Superior zu warnen. Sie hatten in einiger Entfernung von hier eine Stadt. Valkyria oder so ähnlich. Typisch Superior, hochtrabender Name für ein Kaff. Natürlich bestand die Gefahr dass sie ihn nicht mal anhörten und davon jagten, aber er wollte wenigstens versuchen die Warnung zu überbringen. Denn die Welt wie sie war, war zwar bei weitem nicht perfekt, aber eine bessere hatte er noch nicht gesehen. Davon abgesehen traute er diesem Herold und den Odonata-Wesen nicht. Besser er sagte Bescheid, dann stände er immerhin nicht alleine da, wenn es Ärger geben sollte. Und es sah so aus als käme gewaltiger Ärger auf die Erde zu!

Er wanderte den halben Tag durch eine trostlose Wüstengegend. Vermutlich war dieser Ort das Schauspiel einer Schlacht in den Selektions-Kriegen gewesen. Es gab zwar kaum einen Ort auf diesem Planeten der das nicht gewesen war, aber das vollkommene Fehlen von Vegetation ließ ihn vermuten dass hier mit anderen Kalibern, als normalen Waffen aufeinander geschossen worden war. Die Tatsache durch den vermutlichen Aufschlagspunkt einer Massenvernichtungswaffe zu laufen störte ihn nicht sonderlich. Wenn die Waffe nuklear gewesen war, wäre er längst hindurch, bevor die Strahlendosis seinem Körper tödlich zusetzen konnte. War die Waffe biologisch gewesen, waren die Wirkstoffe längst im Boden versickert oder zerfallen.
Einzig und allein die Sonne machte ihm Schwierigkeiten. Sie brannte hier ohne Gnade auf ihn hinab. Und einen Schatten sah er meilenweit nicht. Auch Wasser hatte er keins und eine Suche danach in dieser trostlosen Gegend war wohl vergebene Liebesmüh.
„Scheiße.“, murmelte er zum gefühlt 2453x dieses Tages.
Aber es half nichts, er musste sich einfach weiter bewegen. Hinlegen und sterben war keine Option. Davon abgesehen spürte er noch die Nachwirkungen dieser Energie im Berg der vom Himmel fiel. Obwohl er den ganzen Tag marschiert war, fühlte er sich fit und ausgeruht als wäre er gerade erst aufgestanden. Was auch immer das für eine Energie war, für ihn zumindest war sie perfekt. Lediglich der Durst piesackte ihn.
Plötzlich verspürte er ein leichtes Beben in der Erde. Ein Erdbeben? Ein Erdrutsch? Oder eine dieser Ranken? Letzteres wäre gar nicht gut. Er wusste nicht ob ihn diese Odonata-Dinger wirklich in Frieden lassen würden und nicht mal sein Messer war ihm geblieben.
Da verspürte er ein zweites Beben. Viel schwächer und nicht weit entfernt. Aufmerksam spitzte er die Ohren. Da war noch etwas. Ganz schwach und kaum hörbar. Er konzentrierte sich darauf. Bemühte sich das Geräusch besser zu hören. Zu erkennen was es ist. Langsam hörte er es besser. Aber das bedeutete nicht dass er schlau daraus wurde. Es hörte sich an wie hohes Pfeifen und Zischen.
Es nützte nichts aus dem Geräusch wurde er nicht schlau. Er musste näher heran. Immer noch durstig machte er sich daran eine steinige Düne in der Nähe zu erklettern. Aus dieser Richtung kam das Geräusch. Der Tag wurde irgendwie nicht besser.
„Scheiße.“, knurrte Carin.


3461 a.D.
Tag +1 seit dem Angriff
Ungefähr 3 km südöstlich von Carins Position
Wilde Lande, Sektor D-3
ehem. Land der Nord-Union
ehem. Deutschland, Nahe Hamburg


„Scheiße.“, murmelte Timka. Was zur Hölle waren das nur für Dinger? Sie hob den Kopf etwas und lugte über den Rand der Erddüne hinter der sie in Deckung gegangen war. Diese grün gepanzerten Dinger waren aus den Knospen der Ranke gefallen und hatten sofort das Feuer auf sie eröffnet. Und es kamen immer mehr.
Sie streckte den Lauf Ihrer Waffe über den Rand und gab schnell hintereinander ein paar Schüsse ab. Das schwere Hochleistungs-Sturmgewehr in ihrer Hand ruckte bei jedem Schuss und gab zischend und fauchend einen rotleuchtenden Energiestrahl ab. Traf einer der Hochenergie-Strahlen eines der Dinger in die Brust brach dieses brennend zusammen.
Terek warf sich aus vollem Laufschritt neben Sie hinter die Düne. Die drei Tonnen Gewicht der Panzerung knallten gegen die Düne, sodass diese erbebte.
„Verdammt, es werden immer mehr, Boss!“
„Ich sehs.“
„Was sollen wir tun?“

Timka schob erneut den Lauf ihres Gewehrs über den Rand und gab drei Schüsse ab. Drei von den Dingern brachen brennend zusammen. Zuerst hatten sie auf die Köpfe der Dinger geschossen, aber das hatte sie nicht aufgehalten. Selbst nach einem direkten Kopftreffer bewegten sie sich weiter. Aber ein sauberer Brustschuss schaltete sie komplett aus. Musste wohl irgendein wichtiges Organ oder sonst etwas Wichtiges treffen.
„Wir legen Sie um. Du wolltest doch Aktion!“, antwortete sie Terek.
„Du weißt das ich andere Aktion wollte.“, murrte Terek, doch Timka hörte ihn schon nicht mehr. Sie hatte etwas weit gefährlicheres auf dem Schlachtfeld erspäht.
„ACHTUNG! DA KOMMT WIEDER EINS!“, brüllte Sie in den Funk.
„Scheiße.“, murmelte Terek.
„Verdammt.“, hörte man von Scortch.
„Ach Mist.“ Das war Fixxer.
„Hatte mich schon gefragt wann es wieder so weit wäre.“, meldete sich Sev.
Nur von Dark hörte man wie üblich nichts. Dafür konnte Sie sehen wie von Darks Stellung ein Schwall Hochenergie-Schüsse auf die Viecher peitschte und fünf davon in Fetzen riss. Der gute Dark. Doch diese kleinen Viecher waren nicht das Problem.

Beim ersten Angriff hatten Timka und ihr Team relativ schnell bemerkt, das die Schüsse der kleinen Viecher nicht durch Ihre Panzerungen kamen und waren dem Gefecht recht sorglos begegnet. Doch dann war das erste große Viech aufgetaucht.
Es war ungefähr dreimal so groß wie die kleinen Viecher und war von grotesker Gestalt. Timka war sich sicher, dass es schlicht aus drei kleinen Viecher bestand, die irgendwie zusammengewachsen waren. Was es aber gefährlicher machte war das es ein großes Geschütz trug und dieses verschoss ein weit größeres Kaliber. Davon konnte Scortch ein Lied singen. Er war getroffen worden und der Schuss war bis zur untersten Panzerungsschicht durchgedrungen, bevor er gestoppt worden war. Leider waren diese Viecher auch nicht ganz so einfach zu vernichten. Die grüne Panzerung war komplett überwuchert und diese Wucherungen nahmen die Hochenergie-Schüsse erstaunlich gleichgültig hin. Zu allem Übel deckten es diese kleinen Mistviecher auch noch mit ihren Körpern.
„Feuer konzentrieren. Macht eine Schneise frei, damit wir die Schienenkanone einsetzen können!“
„Was gäbe ich jetzt für einen Destroya.“, murmelte Terek und spielte damit auf das größte gepanzerte Landfahrzeug der Superior an.
„Tja, wir haben aber keinen. Also halt die Klappe und schieß!“, antwortete ihm Timka, die bereits aufrecht stand und die kleinen Viecher mit wohlgezielten Salven davon fegte.
Es dauerte etwas doch dann ging der Plan auf. Die Salven fegten ein Loch in die Reihen der kleinen Viecher, so dass Timka ihre Schienenkanone zum Einsatz bringen konnte.
Die Schienenkanone war ein auf Massebeschleunigung basierendes Waffensystem und bei den ARES-Kampfanzügen in der Schulter untergebracht. Der Lauf wurde nur bei Bedarf ausgefahren. Und der Bedarf war jetzt gerade recht groß.

„Ziel erfasst.“, meldete der Computer von Timka und kreiste das Ziel mit einem roten Dreieck ein.
„DECKUNG!“, befahl Timka ihrem Team, dann drückte sie durch einen Gedankenbefehl ab.
Die Schienenkanone verschoss ein Antimaterie-Projektil mit fast 10%iger Lichtgeschwindigkeit. Binnen Sekundenbruchteilen erreichte das Projektil sein Ziel und drang tief in den Körper des Wesens ein bevor der Antimaterie-Sprengkopf darin zündete. Der Sprengkopf bestand nur aus 10 mg Antimaterie, aber als das Eindämmungsfeld im Sprengkopf versagte und die Antimaterie mit der Materie in Berührung kam wurde explosionsartig eine gewaltige Menge an Energie freigesetzt.
Mit einem gewaltigen dunkelblauen Blitz löste sich das große Wesen auf und riss die im Umkreis befindlichen kleinen Wesen mit in den Tod.
Timkas Kampfanzug kippte nach hinten zusammen. Das war der Preis der Schienenkanone. Neben der begrenzten Munition benötigte sie derartige Mengen an Energie, das der Feuernde danach 60 Sekunden außer Gefecht war, weil die Rüstung keine Energie mehr hatte. Der Fusionsreaktor in ihrem Tornister musste das System erst wieder versorgen. Und bis der nötige Level erreicht war dauerte es.
„Guter Schuss, Boss.“, meldete sich Dark zu Wort.

„Aber das Arschloch auf der Ranke ist immer noch da.“, kommentierte Fixxer den Schuss.
Timka wusste sofort welches Arschloch Fixxer meinte. Bereits relativ am Anfang hatten Sie festgestellt dass auf der Ranke ein weiteres Wesen aufrecht stand. Es unternahm nichts um Sie anzugreifen, es stand lediglich da. Es hatte ebenfalls eine grüne Chitinpanzerung wie die anderen Viecher, aber ihr war sofort klar gewesen das dieses Wesen etwas anderes war. Es hatte nur zwei Beine und auch eine ganz andere Haltung als die Viecher die sie pausenlos angriffen. Timka hatte Dark befohlen das Wesen abzuknallen und Dark hatte auch prompt das Feuer auf dieses Wesen konzentriert. Aber die Schüsse waren alle an einer durchsichtigen Barriere vor dem Wesen abgeprallt. Es trug zwar eine Rüstung, aber keiner der Schüsse war überhaupt so weit gekommen. Die Barriere war nicht zu sehen, bis auf den Augenblick in dem ein Schuss auf sie traf.
„Timka an Person. Benötigen Evakuierung und schwere Luftunterstützung.“
Wie schon einige Male seit Kampfbeginn versuchte sie die beiden Piloten des Warhammers zu erreichen.
Nichts. Nur statisches Rauschen in der Funkverbindung. Irgendwas stimmte da nicht.
„Scheiße.“, murmelte sie.
„System wieder zu 100% einsatzfähig.“, meldete die Computerstimme. Immerhin etwas. Sie stemmte sich nach oben und wollte wieder anzufangen zu schießen. Die grünen Mistkerle strömten schon wieder auf sie zu.
„Hey, seht mal! Was macht der denn da?“, hörte sie Darks Frage und dann sah sie es auch.

Carin stand auf einem Hügel und blickte hinab in das kleine Tal wo das Gefecht tobte. Jetzt wusste er was er gehört hatte. Das Zischen und Pfeifen waren die Schüsse von Lasergewehren gewesen. Vom Geräusch her, Schüsse von ziemlich effektiven und guten Lasergewehren. Nicht dass es so schien als Nütze es den Trägern etwas. Sie mähten die Odonata-Dinger zu hunderten nieder, aber für jeden erschossenen erschienen zwei neue. Davon abgesehen wusste Carin dass die Herolde beinahe unbegrenzte Ressourcen hatten. Jeder gefangene Erdbewohner würde bald ein Krieger der Herolde sein. Und Carin war sich sicher dass sie bereits Tausende verschleppt hatten. Wahrscheinlich würden Sie sogar die Toten Wesen wieder zusammenflicken und zurück in den Kampf schicken. Es war ziemlich aussichtslos. Und doch wusste Carin dass er etwas tun musste. Die Superior waren schwer bewaffnet und gut gerüstet und anhand ihrer Bewegungen und ihrer Feuermuster konnte selbst Carin sehen, dass sich diese Superior nicht zum ersten Mal in so einer Situation befanden. Als er das Vorläufer-Wesen auf der Ranke sah wusste er auch was zu tun war. Oder zumindest hoffte er das.

Carin duckte sich tief hinter einer Sanddüne um nicht von dem Vorläufer-Wesen gesehen zu werden. Sofern es einen überhaupt sehen musste um zu wissen das man da war. In seiner rechten Hand hielt er ein totes Stück Holz. Einen Knüppel wenn man so wollte. Was er vor hatte war ziemlich wahnsinnig, aber er musste es probieren. Er musste zu den Superior und die sechs da unten würden seine Reise um viele Tage verkürzen.
Plötzlich blitzte es blau und eine gewaltige Explosion fegte einen Großteil der Odonata-Wesen davon. Man konnte von den Superior halten was man wollte, aber ihre Waffen waren effektiv. Andererseits waren sie eine von vier überlebenden Rassen des Selektions-Kriegs. Wahrscheinlich musste man effektive Waffen haben um das zu schaffen. Carin schätzte dass die Explosion soeben mindestens 30 Odonata-Wesen getötet hatte, doch als er zum Vorläufer-Wesen blickte sah, hörte er dieses nur lachen, so als sähe er etwas sehr lustiges. Wieder dieses Lachen. Ohne Hohn, ohne Spott, ohne Verachtung. Fast freundlich.
Er griff den Knüppel fester und begann auf die Ranke zu klettern. Jetzt oder nie. Es fühlte sich komisch an auf die Ranke zu klettern. Ihre Oberfläche war warm und fühlte sich fleischig an. Ein gewisses Ekelgefühl stieg in Carin auf, aber er kletterte unbeirrbar weiter. Schließlich kam er genau hinter dem Vorläufer-Wesen ob an.

So leise er konnte erhob er sich und pirschte sich hinter das Wesen. Er holte aus und schlug mit aller Kraft zu. Direkt auf den Kopf dieses Wesen. Der Knüppel traf den Hinterkopf des Wesens und alles was Carin spürte war Schmerz. Schmerz vom Aufprall des Knüppels. Hinauf bis in die Schulter. Das Vorläufer-Wesen jedoch drehte sich um als sei nichts gewesen und drehte ihm den Kopf zu ohne den Helm abzunehmen.
„Oh. Hallo, Carin.“, begrüßte es ihn wie einen alten Freund mit dieser verdammt freundlichen Stimme.
„Eine faszinierende Wendung der Ereignisse, auch wenn sie ohne Bedeutung ist.“
Dann lachte das Wesen kurz und verschwand dann. Verpuffte einfach, als sei es nie da gewesen.

Timka sah wie sich ein Mischling von hinten an dieses Wesen anpirschte. Mit nichts weiter als einem hölzernen Knüppel in der Hand. Zuerst dachte sie daran was für ein Idiot dieser Mischling war. Dann hoffte sie, dass sein Vorhaben Erfolg haben würde. Sollte er sie hier herausholen können, würde sie jeden persönlich erschießen der den Mischling blöd anmachte.
Sie sah wie der Mischling ausholte und zuschlug. Und dann zurückzuckte. Sie sah wie das Wesen sich zu dem Mischling umwandte und war sich bereits sicher dass es das gewesen war, aber das Wesen tötete den Mischling nicht. Es blickte ihn an, oder sprach zu ihm, das war auf diese Entfernung nicht zu sehen und verschwand dann. Ohne weiteres. Der Mischling schien genauso verwirrt zu sein.
„Was war denn das jetzt?“, meldete sich Terek.
„Timka, schau die Knospen an.“ Das war Dark.
Timka tat wie geheißen und betrachtete die Knospen auf der Ranke, aber sie konnte nichts Ungewöhnliches daran erkennen. Beziehungsweise nichts Ungewöhnlicheres als vorher auch schon.
„Was ist damit?“
„Sie stoßen keine weiteren Wesen mehr aus.“
Jetzt wo Dark sie mit der Nase darauf gestoßen hatte, konnte Timka es auch sehen. Die Knospen blieben verschlossen. Es kam nichts mehr daraus hervor. Das war die Chance worauf sie gewartet hatten.
„Putzt den Rest weg und dann will ich mit unserem Retter ein paar Wörtchen reden!“, befahl Timka ihrem Team und erhob sich um ihrerseits noch ein paar Schüsse abzugeben.

Carin saß noch immer auf der Ranke und sah zu wie die Superior die verbliebenen Odonata-Wesen beschossen. Da die Wesen jetzt keinen Nachschub mehr bekamen war es bald erledigt. Und zum ersten Mal seit Stunden kehrte Ruhe in diesem Tal ein.
Er konnte sehen wie die sechs Gestalten in Ihren schweren Anzügen auf ihn zu kamen und fragte sich ob das so eine gute Idee war. Vielleicht knallten sie ihn einfach ab wie ein Tier? Aber er hatte sich für diese Vorgehensweise entschieden, jetzt musste er sie durchziehen. Er stieß sich ab und rutschte die Außenhaut der Ranke hinab und ging auf die Superior zu. In Ihren Anzügen waren diese Kerle verdammt riesig.
Er hob beide Hände und schrie.
„NICHT SCHIESSEN! ICH MUSS EUCH UNBEDINGT ETWAS SAGEN! ES IST SEHR WICHTIG!“
Er hoffte dass diese Superior nicht zur schießwütigen Sorte gehörten. Andererseits waren sie Superior die in verdammt riesigen Kampfanzügen mit verdammt riesigen Schusswaffen um sich schossen. Carin kam sich in diesem Moment ziemlich dämlich vor und er erwartete jeden Augenblick erschossen zu werden, doch dieses Mal entpuppte sich seine Hoffnung als berechtigt.
Fünf der Sechs Anzüge blieben stehen und der sechste kam auf ihn zu. Dabei konnte er ihn sprechen hören. Aus den Lautsprechern drang eine weibliche Stimme.
„Nun, zuerst einmal möchte ich Danke sagen.“
Carin wusste nicht was ihn mehr schockierte. Die Tatsache das dieses... Ding eine Frau war, oder das sich ein Superior bei ihm bedankt hatte! Ein Superior... bei einem Mischling! So etwas hatte es mit ziemlicher Sicherheit noch nie gegangen.
„Ich bin Schar-Führerin Timka und wie darf ich dich nennen?“
Carin der etwas überrumpelt war von den Ereignissen, nie hatte er erwartet das ein Superior mal Dankbarkeit zeigen würden, stammelte eine Antwort.
„Ähm... ja... äh... ich bin Carin. Äh... man nennt mich Carin.“
Der große Kampfanzug ging vor Carin in die Knie, so dass er direkt den Helm anblicken konnte. Natürlich sah er kein Gesicht, aber immerhin musste er nicht mehr den Kopf in den Nacken legen.
„Nun Carin, du sagtest du musst uns etwas sehr wichtiges sagen?“
„Ja, ja!“, beeilte sich Carin zu sagen.
Dann deutete er auf die herumliegenden Leichen der Odonata-Wesen und begann zu erzählen was ihm wiederfahren war. Von seiner Gefangennahme und den Dingen die er dabei erfahren hatte.

„...und deswegen muss ich euer Magistrat sprechen.“, endete der Mischling namens Carin vor Timka gerade. Das soeben gehörte kam ihr ganz und gar unglaubhaft vor. Es war geradezu lächerlich.
„Der will uns wohl verscheißern!“, brachte Terek es auf den Punkt.
„Ein ziemliches Märchen.“, murmelte Scortch.
Fixxer, Sev und Dark schwiegen.
„Haltet die Klappe.“, befahl Timka über den internen Funk.
Sie blickte den Mischling genau an. Es schien nicht so als würde er lügen. Im Gegenzug er schien wirklich aufrichtig daran interessiert seine Warnung zu überbringen. Und wenn nur die Hälfte seiner Warnung stimmte, musste das Magistrat davon erfahren.
Sie war geneigt Carin zu glauben. Außerdem hatte er Ihnen den Arsch gerettet. Dafür war Timka durchaus bereit auch einem Mischling etwas Vorschuss-Vertrauen einzuräumen. Auch wenn sie sich bewusst war das sie wohl eine der wenigen Superior war die so dachten.

„In Ordnung, Carin. Ich weiß nicht ob ich das alles glauben kann, aber du kommst mit uns. Ich bringe dich zum Magistrat, aber keine Dummheiten, verstanden?“
Der Mischling Carin nickte eifrig und schien froh darüber zu sein das man ihn zumindest zum Magistrat brachte.
„WAS? WIR NEHMEN DIESEN PARASITEN MIT?“, schrie Terek über den Funk.
„Klappe, Terek. Ich habe hier das Kommando. Ich entscheide!“
„Aber, Boss! Er ist ein MISCHLING!“, das letzte Wort betonte er dabei als spräche er etwas unglaublich ekliges aus.
Dark war inzwischen hinter Terek aufgetaucht und schlug diesem mit seinem Gewehrkolben an den Helm. Das würde keinen bleibenden Schaden hinterlassen, aber es schüttelte zumindest Tereks Kopf ordentlich durch.
„Du hast doch selbst gesehen was das für Wesen waren.“
„Aah, Dark. Spinnst du?“, zischte Terek zurück.
„Der Boss entscheidet.“, damit ging er an Terek vorbei. Dieser jedoch war noch lange nicht bereit es dabei beruhen zu lassen und wandte sich an die anderen Teammitglieder.
„Und ihr? Was haltet ihr davon?“
„Der Boss entscheidet.“, wiederholte Fixxer.
„Was immer Timka sagt.“, antwortete Sev und zuckte mit den Schultern.
„Sie ist die Schar-Führerin“, bekräftigte Scortch die Entscheidung von Timka.
Als er realisierte das er gnadenlos überstimmt war, warf Terek hilflos die Arme in die Luft.

„Aber ich werde dieses Ding nicht beim Namen nennen! Und sagt mir nicht ich hätte euch nicht gewarnt, wenn es uns verscheißert und bescheißt!“
„VERDAMMT, TEREK! JETZT HALT ENDLICH DEN MAUL SONST PASSIERT HIER GLEICH ETWAS!“.
Timkas Stimme war kalt wie Eis und schnitt doch wie ein glühendes Messer in den Gehörgang. Sie war echt stinkig. Und niemand legte sich mit Timka an wenn sie sauer war. Das verstand sogar Terek, der sich sogar jede Erwiderung darauf verbiss.
Timka atmete noch einmal tief durch und öffnete dann die Funkverbindung zu Person und Mitch. Dieses Mal bekam sie fast sofort eine Verbindung.
„Timka-Baby, was war los? Hab lange nichts von dir gehört. Wir haben versucht euch zu erreichen.“
„Person... Halt die Klappe. War ein anstrengender Tag und ich hab jetzt keinen Nerv für deine Witze. Hol uns ab.“
Zuerst war es kurz still in der Funkverbindung. Selbst Person schien kapiert zu haben das man sich mit Timka in der aktuellen Laune besser nicht anlegte.
„Habt ihr was ihr gesucht habt?“, fragte er in normalem Tonfall nach.
„Besser. Wir haben einen Augenzeugen der eine extrem wichtige Warnung überbringen muss.“, antwortete sie Person.
„Gut. Die Magister wird’s freuen. Bin in 5 Minuten da.“
„Verstanden.“

Dann wandte sich Timka an Carin.
„Sie holen uns in 5 Minuten ab.“
Dieser nickte und setzte sich auf den Boden um zu warten. Währenddessen wandte sich Timka an ihr Team.
„Sammelt ein paar der Leichen ein, wir wollen dem Magister der Sciencia was zum Spielen mitbringen.“
Während die restlichen Teammitglieder möglichst intakte Leichen suchte, Carin am Boden saß und sich neugierig umschaute und langsam das Dröhnen der Warhammer-Triebwerke näher kam, dachte Timka daran wie gerne Sie jetzt einen Drink hätte. Und wie viele Drinks sie brauchen würde wenn das stimmte was Carin zu erzählen hatte.


3461 a.D.
Tag +1 seit dem Angriff
Zitadelle im Zittergebirge, Sphäre der Homo Sapiens Superior
ehem. Land der Nord-Union
ehem. Deutschland, Alpen


Der Abend neigte sich dem Ende entgegen. Die Sonne schien mit letzter Kraft ihre Strahlen auf die Erde zu senden, bevor sie komplett hinter dem Firmament verschwinden würde. Schon jetzt war nur noch ein dünner Streifen von ihr zu sehen.
Magister Zayron genoss diese kurze Zeitspanne der Halb-Dunkelheit am Abend. Es war zu einem festen Ritual in seinem Leben geworden. Jeden Tag bemühte sich der alte Mann genau diesen Zeitpunkt des schwindenden Lichts nicht zu verpassen. Es hatte etwas äußerst magisches an sich.
Und nun, seit dem ersten Angriff schien ihm dieser Moment umso kostbarer. Es schien als bräche ein neues Zeitalter für die Superior an.

Dies war keine Vorstellung die Zayron schockierte. Sein Leben hatte lange genug gedauert, auch wenn man ihm das nicht unbedingt ansah. Die optimierte Gen-Struktur des Homo Sapiens Superior sorgte dafür, dass er bis kurz vor dem Tode einsatzfähig blieb. Seine Kraft und Ausdauer ließen zwar nach, aber bis auf mehr Falten in seiner Haut konnte man ihm sein Alter von beinahe 150 Jahren nicht ansehen. Er hatte in seinem Leben allerlei Dinge gesehen. Hatte es ganz dem Streben nach neuem Wissen und dem Erhalt des Wissens der Superior gewidmet. Er bereute nichts. Und er fürchtete das Ende nicht.
Aber für die Jungen tat es ihm leid. Sie standen am Anfang ihres Weges. Ein Ende wäre zu verfrüht.
Ein letztes Mal noch wollte er all sein Wissen aufbieten um den Weg der Superior zu korrigieren, wie er es bereits hin und wieder getan hatte. Auch wenn die jetzige Situation eine große Korrektur nötig machte. Eine Korrektur, zu der er vielleicht nicht im Stande war. Dennoch wollte er es probieren. Um den nachfolgenden Generationen ein Leben zu ermöglichen und auch um so viel wie möglich über die Gegenschöpfung zu erfahren. Die Gegenschöpfung interessierte ihn brennend. Sein Wissensdurst war beinahe ein größerer Antrieb als die Gefahr seiner Rasse unterzugehen.

Er erhob sich von der Bank auf dem kleinen Balkon, hoch oben am Hauptturm der Zitadelle und ging zurück ins Innere.
Seit der Nachricht während der Magistrats-Sitzung gestern grübelte er darüber nach was eine „Gegenschöpfung“ sein sollte? Zayron hatte alle bekannten Fakten über die Vorläufer studiert und kannte den Entstehungsmythos dem diese vor langer Zeit angehangen waren. Eine omnipotente Wesenheit hatte angeblich das Universum, die Welt und den Menschen geschaffen. Dieses Wesen wurde „Gott“ genannt. Das war die sogenannte „Schöpfung.“ Wenn die Schöpfung also bedeutete etwas Neues zu erschaffen, was war dann das Gegenteil davon? Vernichtung und Zerstörung? Der Tod? Andererseits stellte sich die Frage wieso dieses Ereignis etwas mit den Vorläufern zu tun haben sollte? Als Indiz dafür blieb nur das sezierte Odonata-Wesen. Aber vielleicht war das nur Zufall?

Zayron betrat den Aufzug der nach unten zu den Labortrakten in den tiefsten Schichten der Zitadelle führte und grübelte weiter vor sich hin. Es nützte alles nichts. Auf Basis der vorhandenen Daten konnte keine vernünftige Analyse erfolgen. Er würde warten müssen bis die Erkundungsteams zurück waren und hoffen dass sie brauchbare Daten hatten finden können.
Mit einem Klacken kam der Aufzug zum Stillstand und öffnete die Türen. Er verließ den Aufzug und wurde fast sofort von einem seiner Assistenten über den Haufen gerannt.
„Immer mit der Ruhe, mein Junge.“
„Verzeihung Magister. Ich war gerade auf der Suche nach Ihnen.“
„So? Was gibt es denn so Wichtiges?“
„Herr Magister, der Superior-Magister hat uns eine Nachricht weitergeleitet: Erkundungsteam Zentaur hat sich zurückgemeldet. Sie hatten in den Wilden Landen Feindkontakt mit Wesen, deren Beschreibung frappierend an die veränderten Odonata erinnert.“
„Faszinierend.“, murmelte Zayron. Es schien so als breiteten sich diese Wesen aus. Doch was bezweckten Sie damit? Bisher war noch kein koordinierter Angriff erfolgt. Wäre es nicht sinnvoll gewesen den Feind möglichst hartnäckig zu attackieren, bevor man das Überraschungsmoment verlor? Zumindest hätte ein Superior so gehandelt, aber vielleicht dachten diese Wesen in anderen Bahnen? Ein interessanter Aspekt. Zayron nahm sich vor ihn später in aller Ruhe nochmals zu durchdenken.

„Was gibt es noch?“, wandte er sich an seinen Assistenten.
„Schar-Führerin Timka hat sich gemeldet. Sie bringen einen Mischling mit, der behauptete er wäre von den Angreifern gefangen genommen und hätte dann fliehen können.“
Zayron erinnerte sich an Timka. Jeder in der Zitadelle kannte die einzige weibliche Schar-Führerin bei den Elite-Trupps der Superior. Und sie kam mit äußerst guten Nachrichten zurück. Ein ehemaliger Gefangener! Das würde sie voranbringen in der Erforschung dieser Bedrohung!
Er zog eine haarlose Augenbraue nach oben, wie er es oft tat wenn seine Neugierde entfacht war.
„Na, das sind doch mal gute Neuigkeiten! Wann werden sie eintreffen?“
Der Assistent tippte etwas auf dem schmalen Brett das er bei sich trug – ein miniaturisierter Computer – und blickte dann wieder zu Zayron.
„Sie werden Valkyria heute Nacht mit einem Warhammer-Angriffstransporter verlassen und werden morgen Früh hier eintreffen.“
Zayron nickte.
„Hervorragend. Bereiten Sie alles vor, ich möchte nach der Sitzung sofort mit der Arbeit beginnen können.“
„Natürlich Herr Magister.“
Mit einem Lächeln ging Zayron an dem Assistenten vorbei. Endlich begann es.


3461 a.D.
Tag +2 seit dem Angriff
Im Anflug auf die Zitadelle im Zittergebirge, Sphäre der Homo Sapiens Superior
ehem. Land der Nord-Union
ehem. Deutschland, Alpen


Die Sonne warf ihre ersten Strahlen dem durch die Wolken pflügenden Warhammer entgegen, als sich dieser seinem Ziel näherte. Die Raketentriebwerke waren komplett vertikal ausgerichtet um eine möglichst hohe Geschwindigkeit zu erreichen, dennoch hatte der Flug fast drei Stunden gedauert. Sie waren in Valkyria während eines heftigen Angriffs der Wesen gestartet und seitdem schnurstracks auf ihr Ziel, die Zitadelle, zugesteuert.
Carin saß unruhig auf dem harten Plastiksitz, der für ihn zu groß war, da er eigentlich Superior in voller Kampfmontur beherbergen sollte. Wahrscheinlich war er der erste Mischling überhaupt der einen Angriffstransporter der Superior freiwillig von innen sah.
„Zitadelle kommt in Sichtweite. Sieht so aus als hätte es hier keinen Angriff gegeben. Wir werden in wenigen Minuten landen.“, meldete der Pilot durch ein Lautsprechersystem.
Die weibliche Superior, die ihn auch im Kampfanzug angesprochen hatte, ging daraufhin zu dem Lautsprecher, drückte darunter eine Taste und sprach dann in den Lautsprecher hinein.
„Sehr gut. Danke, Person. Bring uns heil runter.“

„Logo, Baby.“, war vom Piloten noch zu vernehmen, bevor die Frau grinsend zurück zu ihrem Platz ging. Carin fragte sich ob die beiden etwas miteinander hatten, oder ob das nur Spaß war.
Die Superior-Frau, Timka hatte sie sich vorgestellt, setzte sich ihm gegenüber. Obwohl Superior-Frauen kleiner sind als die Männer, war Timka dennoch genauso groß wie Carin. Was wohl daran lag das er nur zur Hälfte ein Superior war. Nicht das das bei den Reinrassigen etwas zählte. Die Glatze fand er persönlich etwas befremdlich, aber alle Superior waren kahlheutig und hatten nirgends am Körper Haare. Frauen wie Männer. Davon abgesehen war sie eine ansehbare Frau. Ihre Gesichtszüge waren ebenmäßig und schön. Lediglich die Narbe über die halbe rechte Gesichtshälfte zerstörte die Gleichmäßigkeit etwas.
„Wir werden bald landen, Carin. Bist du aufgeregt?“
Das war eine wirkliche Überraschung für Carin. Ein Superior der ihn nicht wie Unrat behandelte. Im Gegenzug, sie war sogar richtig nett zu ihm. Ironischerweise wäre er mit Verachtung und Beleidigungen viel besser zu Recht gekommen als mit der Freundlichkeit. Verachtung und Beleidigungen wäre er gewohnt gewesen. Freundlichkeit nicht.

„Geht. Gibt es in der Zitadelle andere Mischlinge?“
Carin konnte sehen wie sich Timkas Stirn in Furchen legte.
„Nein, keinen einzigen. Zitadelle ist unser Regierungssitz und der wichtigste Ort der Superior. Nie, wurde einem Mischling gewährt es zu betreten. Bis heute.“
„Oh. Na dann hoffe ich das jeder Bescheid weiß das ich komme und ich nicht versehentlich erschossen werde.“
Die letzte Aussage war in einem bitteren Tonfall gefallen. Es war leider nicht allzu unwahrscheinlich dass genau das passierte.
„Keine Sorge. Das wird nicht passieren.“
„Na hoffen wir es. Ich hänge an meinem Fell.“
Diese Frau verwirrte ihn. Carin war sich schnell bewusst geworden das Timka genauso hart war wie jeder männliche Krieger der Superior. Vielleicht sogar noch härter, aber dennoch begegnete sie ihm mit mehr Freundlichkeit als jeder andere.

Carin ließ den Blick zu den anderen beiden Passagieren des Transporters wandern. Der eine hieß Fixxer und der andere Dark, wie sich Carin erinnerte. Fixxer hatte bisher kein Wort mit ihm gesprochen, aber damit kam er klar. Dark sprach anscheinend grundsätzlich nicht viel, aber er hatte bereits zwei Sätze an Carin gerichtet. Und der Tonfall war normal gewesen. Irgendwie war ihm das unheimlich. Freundliche Superior.
„Wir setzen zur Landung an. Könnte etwas rucklig werden.“
Carin schlang den Sicherheitsgurt um seinen Körper wie Timka es ihm gezeigt hatte. Sie hatte ihm beim Abheben angeboten ihn anzuschnallen, aber er hatte darauf bestanden es selbst zu machen. Irgendwie wäre er sich kindisch vorgekommen wenn man ihn angeschnallt hätte, außerdem traute er den Superior nicht zu 100%. Davon abgesehen wäre es ihm unangenehm gewesen wenn er Timka so nahe gekommen wäre.
„LANDUNG.“
Ein letztes Mal brüllten die vier Triebwerke auf und dann setzte der Transporter mit einem metallischen Klonk auf. Dabei ging ein zittern durch den ganzen Rumpf. Doch dann passierte nichts mehr. Neugierig blickte sich Carin um. Wieso gingen die Türen nicht auf?

„Wir müssen abwarten bis die Triebwerke abgekühlt sind, sonst werden wir gegrillt wenn wir den Transporter ohne Schutzanzüge verlassen.“, erklärte ihm Timka, die seine Gedanken erraten hatte.
„Wo habt ihr eigentlich eure Kampfanzüge gelassen?“
„Beim Rest des Teams in Valkyria. Es war keine Zeit mehr sie zu verladen. Sie werden mit dem nächsten Transport her gebracht. Sofern Valkyria dann noch steht...“
Benommen nickte Carin und erinnerte sich an die Nacht in Valkyria. Er hatte gedacht die Angriffe der Monster in den Wilden Landen waren schlimm, aber das war nicht mit dem Angriff auf Valkyria zu vergleichen. Während die Monster in den Wilden Landen anscheinend vor allem Mischlinge jagten, hatten Sie Valkyria frontal angegriffen. Carin hatte vor ihrem Not-Start nicht weniger als drei Ranken auf den Mauern liegen gesehen und aus denen waren pausenlos Odonata-Wesen geströmt. Timka hatte drei Mitglieder ihres Teams zurückgelassen um die Verteidigung der Stadt zu unterstützen.
Mit einem Klacken öffnete sich das Seitenschott und verdrängte Carins dunkle Erinnerungen.
„Auf geht’s.“, murmelte Timka und erhob sich.

Carin öffnete den Sicherheitsgurt und tat es ihr gleich. Das erste was ihm beim Aussteigen auffiel war das Timka Recht gehabt hatte. Selbst jetzt strahlten die Triebwerke noch eine immense Hitze aus. Gleich nach der Landung wäre ihm wohl der Pelz abgefackelt.
Die beiden anderen Superior, Dark und Fixxer, folgten ihm, während von dem Piloten nichts zu sehen war. Wahrscheinlich wollten sie nicht zusammen mit einem Mischling gesehen werden.
„GenExcubitoren.“, zischte Timka mit verärgerter Stimme.
Carin konnte mit dem Wort nichts anfangen sah jedoch vier Superior in einer sonderbaren Panzerung auf ihn zu kommen. Die Panzerung war wesentlich filigraner und enganliegender als die ARES-Panzerung und strahlte in einem reinlichen Silber. Sie schien auf Hochglanz poliert worden zu sein. Dazu trugen die vier Superior Lanzen. Wobei Carin davon ausging das diese Lanzen zu wesentlich mehr in der Lage waren als einen nur zu erstechen.
Begleitet wurden die vier Superior von einem weiteren Superior in der gleichen Rüstung, jedoch ohne Lanze und ohne Helm. Misstrauisch betrachtete Carin den Mann und wurde sogleich in seinem Misstrauen bestätigt. Der Mann verbarg es gut, aber für einen kurzen Moment war Abscheu in seinem Gesicht aufgeblitzt als er Carin angeblickt hatte. Vielen wäre es wohl nicht aufgefallen, aber Carin hatte in den Wilden Landen gelernt andere einzuschätzen. Das war dort überlebenswichtig, da man nie sicher sein konnte ob einen ein anderer Mischling übers Ohr hauen wollte, oder es wirklich ernst meinte mit freundlichen Angeboten. Wobei übers Ohr hauen noch zu den harmloseren Dingen zählte, die einem in den Wilden Landen passieren konnten.

Auch Timka schien den Blick richtig gedeutet zu haben. Auf einen kaum merkbaren Fingerzeig hin tauchten neben Carin Dark und Fixxer auf und nahmen ihn in die Mitte. Es schien so als gäbe es zwischen beiden Gruppierungen Spannungen. Zwar trugen Timka, Fixxer und Dark keine Rüstungen aber der Militärdienst hatte sie geformt. Sie waren noch ein Stück muskulöser und härter als normale Superior. Und aus irgendeinem Grund schien Timka der Meinung zu sein, er wäre es wert dafür Ärger zu bekommen.
Der Neuankömmling trat direkt von Timka und lächelte ein falsches Lächeln, während sich die vier anderen Superior um die Gruppe verteilten.
„Ah, Schar-Führerin. Wie ich sehe seid ihr zurück. Mit unserem... Gast.“
Die Art wie der Neuankömmling „Gast“ formulierte ließ keine Zweifel darüber was er wirklich von Carin hielt. Das Wort „Scheißhaufen“ würde man ungefähr genauso betonen.
„Natürlich, verehrter Purgatus. Und würdet ihr mir nun bitte aus dem Weg gehen? Ich muss unseren Gast beim Magistrat abliefern und befürchte ich habe keine Zeit für euch und eure... Spielzeugkrieger.“
Timkas Stimme war so honigsüß wie nur irgendwie möglich und dennoch war die Botschaft klar. Kurz blitzte es verärgert in den Augen des Mannes namens Purgatus auf. Es war klar das Timka einen Nerv getroffen hatte. Neugierig fragte sich Carin was zwischen den beiden wohl vorgefallen war.

„Überlasst das uns. Wir geleiten ihn zum Magistrat.“
Carins Stimmung verdüsterte sich. Das fehlte ihm noch.
„Bedauere, der Befehl ist eindeutig, wir bringen den Gast selbst zum Magistrat. Direkter Befehl vom Superior Magister.“
Dabei grinste sie hinterhältig. Der genaue Wortlaut des Befehls ließ zwar Interpretation zu, aber Purgatus würde niemals wagen den Befehl des Superior Magisters in Frage zu stellen.
„Nun gut. Wir begleiten euch. Bitte folgt mir.“, murrte der Mann deutlich verärgert.
Daraufhin wandte er sich ab und die komplette Gruppe setzte sich in Bewegung, wobei Fixxer und Dark ständig darauf achteten Carin in ihrer Mitte zu halten.
Zuerst durchschritten Sie einen langen Gang und fuhren dann mit einem Aufzug mehrere Minuten in die Tiefe. Unter anderem Umständen hätte sich Carin höchst neugierig umgesehen, aber er beschloss, dass es sinnvoller war Purgatus im Auge zu behalten, falls er es noch mit ihm zu tun bekommen sollte.
Schließlich blieben Sie vor einer großen zweiteiligen Tür stehen.

„Hier sind wir. Das Herz des Magistrats.“
Dann wandte er sich an Timka.
„Ich hoffe euer Haustier ist stubenrein?“
Carin hatte nichts anderes erwartet und ließ den Spott an sich abperlen ohne eine Regung zu zeigen. Für einen Sekundenbruchteil dachte er daran die Warnung für sich zu behalten. Sollte ein Purgatus doch in ein seelenloses Wesen umgewandelt werden oder in einer Explosion aus Fleisch vergehen. Aber er hatte sich entschieden die Warnung zu überbringen und das würde er jetzt auch durchziehen.
Timka grinste Purgatus hinterhältig an. Carin lief es kalt den Rücken hinab als er das Grinsen sah. Darin lag das Versprechen eines baldigen Wiedersehens. Und das würde kein schönes Wiedersehen werden.
Dann wandte sie sich an Carin.
„Ab hier bist du auf dich gestellt. Pass auf dich auf, und nochmals Danke für die Hilfe.“
Carin konnte genau sehen wie Purgatus angeekelt das Gesicht verzog als sich ein Superior bei ihm, einem Mischling, bedankte und er war sich in diesem Moment sicher das die Dankbarkeit seitens Timka genauso sehr darauf zielte Purgatus eins auszuwischen wie ihm aufrichtig für die Hilfe zu danken.
„Wird schon.“, murrte er ohne große Begeisterung.
Dark klopfte ihm kurz auf die Schulter als sie gingen und dann waren die drei in einem Gang verschwunden und die große Tür öffnete sich. Umringt von den Gen-Wächtern betrat Carin als erster Mischling überhaupt, das innerste Heiligtum der Homo Sapiens Superior.

Iliam trug wieder die Rote Robe, die er insgeheim so gerne abgelegt hätte, als sich die Türen öffneten und vier GenExcubitoren und deren Anführer Purgatus herein kamen. In ihrer Mitte führten Sie einen Mischling herein.
Was Iliam sofort auffiel, waren die Lupus-Gene in dem Mischling. Beim Rest war er nicht ganz sicher, es war aber auch unerheblich. Wenn man dem Bericht von Schar-Führerin Timka glauben durfte hatte der Mischling äußerst wichtige Neuigkeiten für das Magistrat. So wichtig das einem Mischling zum ersten Mal in der Geschichte der Homo Sapiens Superior der Zugang zur Zitadelle gewährt wurde. Iliam erhob sich und blickte dem Mischling in die Augen.
„Ich bin Superior Magister Iliam und das sind die fünf Magister die mich beraten.“, erläuterte Iliam und deutete dabei auf die fünf Magister, wobei er jeden einzeln vorstellte.
Der Mischling nickte und schien erstaunt zu sein, dass das Magistrat an einer runden Tafel tagte. Ein sechster Stuhl war für den Gast bereitgestellt worden, auch wenn Syrion, Magister der GenExcubitoren lautstark protestiert hatte. Der Stuhl stand direkt gegenüber von Iliam. Er deutete darauf.
„Nimm Platz und verrate uns doch bitte wie wir dich nennen dürfen.“
„Man nennt mich Carin, Superior Magister.“, antwortete der Mischling ohne Zaudern in der Stimme und setzte sich auf den angebotenen Stuhl. Zwei Genexcubitoren standen dicht hinter ihm. Verärgert zeigte Iliam mit dem Finger auf die beiden und deutete dann zur Wand.
„Entfernen sie sich bitte etwas von unserem Gast.“
Die GenExcubitoren blickten daraufhin zu Syrion welcher zum Protest ansetzte.
„Aber Superior Magister...“
„Ruhe. Noch entscheide ich was wie zu geschehen hat.“
Syrion guckte finster drein und bedeutete dann den beiden Excubitoren etwas Abstand von Carin zu halten. Iliam nickte.
„Gut. Nachdem das geklärt wäre, möchte ich Sie bitten uns Ihre Nachricht zu überbringen, Carin.“
Carin nickte und begann dann seine unglaubliche Geschichte zu erzählen. Von seiner Gefangennahme und dem Gespräch mit dem Wesen. Auch die Demonstration ließ er nicht aus.
Die Magister lauschten neugierig.

Carin war überrascht wie gut es bisher lief. Der Superior Magister behandelte ihn sogar wie einen Menschen. Der Tag war voller Überraschungen. Zuerst die Freundlichkeit von Timka und nun die des Superior Magisters.
Er hatte neugierig die einzelnen Mitglieder des Magistrats begutachtet. Alle waren recht durchschnittlich. Er schätzte alle auf ein mittleres Alter, außer einen Magister der älter aussah. Was ihn besonders erstaunte war das er an einem runden Tisch empfangen wurde. Irgendwie hatte er erwartet dass die Magister vor ihm thronen würden.
Als er dazu aufgefordert wurde begann er seine Warnung zu überbringen und die Geschichte seiner Gefangenschaft zu erzählen.
Es dauerte etwas bis er alles erläutert hatte und schließlich wartete er angespannt auf eine Reaktion.

Der erste der reagierte war Syrion.
„So ein Schwachsinn!“
„Nun, ich gebe zu es ist nicht leicht zu glauben. Insbesondere das dieses Wesen ein Vorläufer gewesen sein soll.“
„Superior Magister, das ist ein ausgemachter Blödsinn was uns dieser Parasit da auftischt!“
„Ich bin der Meinung von Magister Syrion, Superior Magister.“, mischte sich Alkay ein.
„Wer sagt uns denn dass die Mischlinge nicht für das alles verantwortlich sind?“, fragte er demonstrativ in die Runde. Der Superior Magister gestand sich innerlich ein, dass auch er bereits darüber nachgedacht hatte.
„Ich glaube ihm.“
Ruckartig drehten alle den Kopf zum Sprecher. Zayron war die ganze Zeit ruhig auf seinem Platz gesessen und hatte neugierig den Erzählungen des Mischlings Carin gelauscht.
„Aus welchem Grund?“, zischte Syrion.
„Es ergibt Sinn.“
„Sinn? Das ist ausgemachter Blödsinn! Das Gebrabbel eines Parasiten.“
„Machen Sie sich bitte nicht noch mehr selbst zum Idioten.“
Auf diese Entgegnung blieb Syrion erst mal die Spucke weg. Zayron war stets zurückhaltend in den Sitzungen. Eine solche Äußerung von ihm hatte denselben Stellenwert wie ein Tobsuchtsanfall von jedem anderen Magister. Doch Syrion gewann schnell die Beherrschung zurück.
„Dann seziert ihn! Was auch immer die mit ihm gemacht haben, es muss Spuren geben!“
Iliam sah wie der Mischling Carin Syrion einen hasserfüllten Blick zu warf und bevor er etwas einwenden konnte, sprach bereits Zayron.
„Unsinn. Lebendig ist er viel wertvoller. Bitte halten Sie den Mund wenn Sie nichts Sinnvolles beizutragen haben.“
„Wie könnt ihr es wagen, ihr alter...“

In einem gewaltigen Schwall aus Blut und Fleisch zerriss es Syrion, Magister der Genexcubitoren in seine Einzelteile. Alkay und Kardan die neben ihm gesessen wurden von oben bis unten mit Blut und Fleischfetzen besudelt. Beide sprangen erschrocken auf. Auch Iliam, Signum und Carin sprangen geschockt auf. Alle drei waren zu weit weg gesessen um von Blut getroffen zu werden. Lediglich Zayron blieb mit unnatürlicher Ruhe sitzen.
Purgatur und die vier GenExcubitoren im Raum starrten Fassungslos auf die Überreste ihres Anführers. Da erscholl plötzlich Gelächter im Raum und alle schauten sich fassungslos um, doch die Quelle des Lachens war nicht auszumachen.
Bis sie sahen dass auf dem Stuhl von Syrion jetzt ein anderes Wesen saß. Niemand wusste wie es dorthin gekommen war. Das Wesen trug einen grünen Chitinpanzer, hatte jedoch auf den Helm verzichtet. Es sah genauso aus wie das Wesen in Carins Erzählung.
„Wer seit ihr!“, verlangte Purgatus von dem Wesen zu wissen.
„Ich bin der erste Herold.“, antwortete das Wesen mit freundlicher Stimme.
„Erschießt es!“, brüllte Purgatus und die vier GenExcubitoren richteten ihre Speere auf das Wesen.
Plötzlich blitzten die Augen des Wesens hellgrün auf und sofort darauf konnte man sehen wie die GenExcubitoren und Purgatus zu schrumpfen begannen.
Nein, nicht schrumpfen. Zu vertrocknen, berichtigte sich Iliam in Gedanken. Es dauerte lediglich Sekunden bis die fünf Superior zu Staub zerfielen. Klappernd fielen die Rüstungen und Waffen zu Boden.

„Das verursacht weniger Dreck.“, kommentierte das Wesen.
Alle Magister blickten das Wesen, das in ihrer Mitte erschienen war, im sichersten Raum der Sphäre der Homo Sapiens Superior und sechs Männer getötet hatte, fassungslos an. Lediglich Zayron schien sich bereits daran gewöhnt zu haben.
„Ein Vorläufer.“, sprach er das Wesen mit ruhiger Stimme an.
„Einst, vor langer Zeit.“, antwortete ihm das Wesen mit freundlicher Stimme.
„Und jetzt seid ihr?“
„Mehr und doch auch weniger. Ich bin der erste Herold.“
„Der Erste? Wie viele Herolde gibt es?“
„Unbegrenzt viele.“
„Wann wird der nächste kommen?“
„Es war bisher nie mehr als einer nötig.“
Zayron nickte und schien nachzudenken, dann stellte er die alles entscheidende Frage.
„Seid ihr hier um uns zu töten?“

Das Wesen lachte sein freundliches Lachen.
„Nein.“
„Warum seid ihr dann hier?“
„Ich bin neugierig.“
„Neugierig worauf?“
„Auf das was ihr unternehmt um der Korrektur zu entgehen. Es wird euch nichts nützen.“
„Korrektur?“
„Ihr seid unharmonisch. Nur Carin bildet eine Ausnahme.“
Dabei deutete er auf Carin.

„Unharmonisch?“
„Die Energie fließt falsch in euch.“
Zayron nickte nachdenklich.
„Und in Carin fließt sie richtig?“
„Korrekt.“
„Wieso kommst du zu uns? Sind wir nicht deine Feinde? Solltest du uns nicht töten?“
„Ihr seid nicht meine Feinde. Die Vorläufer haben einen Fehler gemacht. Und wir korrigieren ihn.“
„Aber du bist ein Vorläufer.“
„Nein, nicht mehr. Ich bin mehr...“
„...und doch weniger. Du bist viele und doch wenige.“, setzte Zayron den Satz fort.
Das Wesen schien außerordentlich erfreut zu sein über die Fortsetzung von Zayron.
„Du verstehst.“

Zayron lächelte.
„Nicht ganz. Aber ich weiß was du bist.“
Das Wesen lächelte freundlich.
„Eine Manifestation eines höheren Wesens. Eine Superintelligenz.“
„Das war das Wort derer, die ihr Vorläufer nennt.“
„Dennoch bestehst du aus Vorläufern. Warum?“
„Sie erkannten ihren Fehler. Das war ihr Ausweg.“
„Aber du existierst nicht selbstständig oder immer?“
„Nein ich bin ein Teil.“
„Ein Teil von was?“
„Ein Teil von Gaia.“

Zayron nickte erneut nachdenklich.
„Wieso bist du zu uns gekommen?“
„Ich bin neugierig.“
„Neugierig worauf?“
„Was ihr unternehmt.“
„Wir werden die Harmonie wieder herstellen.“
„Das ist unmöglich. Nur die Vorläufer hätten das vermocht.“
„Du bist ein Vorläufer.“
„Nicht mehr.“
Dann verschwand das Wesen wie es gekommen war. Ohne einen Ton war es von einem Augenblick auf den nächste verschwunden. Zayron saß lächelnd auf seinem Stuhl. Zuerst sagte er nichts, dann wandte er sich an Iliam.
„Superior Magister, wenn ihr erlaubt möchte ich mich mit Carin in mein Labor zurückziehen.“
Der Superior Magister nickte nur benommen und verwirrt.

Carin hatte dem Wortwechsel zwischen dem Vorläufer-Wesen und dem alten Superior wie benommen gelauscht. Der alte Mann, Zayron, wenn sich Carin richtig entsann, schien viel zu wissen. Er machte auch keinen erschrockenen Eindruck. Es schien als habe er keine Angst vor dem Kommenden. Viel mehr machte er den Eindruck eines Wissbegierigen.
Schließlich war er der Bitte des alten Mannes nachgekommen und ihm in sein Labor gefolgt. Als sie dieses erreicht hatten, bat der Mann Carin auf einer Liege Platz zu nehmen. Argwöhnisch blickte Carin den Mann an.
„Warum?“
Der Mann lächelte.
„Ich möchte dir etwas Blut und eine Gewebeprobe abnehmen.“
„Wozu?“
„Ich möchte wissen was bei dir anders ist, wie bei mir.“
„Ich bin ein Mischling.“
„Es kann nicht nur das sein.“
Mit einem Murren legte sich Carin auf die Liege und ließ zu, das Zayron ihm etwas Blut und etwas Gewebe entnahm. Was konnte es schon Schaden? Außerdem hätten sie ihn auch zwingen können.
„Danke.“
„Was passiert jetzt?“
„Wenn ich mich nicht irre bist du eine Mischung aus Homo Sapiens Superior und Homo Sapiens Lupus, richtig?“
Carin der von der Entgegnung etwas überrumpelt war nickte nur.
„Ich habe hier die Gen-Strukturen von Superior und Lupus vorliegen. Etwas in dir ist anders. Es kann nicht nur die Mischung beider Gen-Strukturen sein, da gibt es zu viele Variablen. Ich vermute eher dass deine Gen-Struktur eine Besonderheit aufweist, die dich bei diesen Wesen als harmonisch kennzeichnet. Diese Besonderheit möchte ich finden.“
Der alte Mann begann damit die Proben von Carin zu untersuchen, Tests durchzuführen und mit den Proben der Lupus und Superior abzugleichen. Es dauerte mehrere Stunden bis Zayron sich sicher war etwas gefunden zu haben. Carin blieb die ganze Zeit interessiert bei ihm, auch wenn er kaum etwas von dem verstand was dort passierte. Aber immerhin ging es um das was ihn ausmachte.

Gegen Abend hatte Zayron erneut eine Sitzung einberufen. Iliam betrat den Sitzungsraum und als erstes fiel ihm auf wie sich Carin und Zayron angestrengt unterhielten. Der alte Magister war nie ein besonders eifriger Verfechter genetischer Reinheit gewesen. Trotz er Lage trotzte er sich ein knappes Lächeln ab.
Die... Überreste von Syrion und den GenExcubitoren hatte man entfernt und niemand zweifelte mehr an der Wahrheit von Carins Worten. Iliam konnte es immer noch nicht fassen. Nie hatte er daran gedacht dass die Vorläufer zurückkehren konnten. Die Evolution verbot es. Die Evolution hatte die Vorläufer ausgedünnt und die Nachfolgerassen erschaffen. Und selbst wenn, hätte er nicht gedacht das die Vorläufer so zurück kehrten. Das sie sozusagen ihre eigenen Kinder töteten.

Als alle saßen, wandte sich Iliam an den Magister der Sciencia.
„Magister Zayron. Bitte beginnt. Ihr habt um das Treffen gebeten.“
Zayron erhob sich und blickte in die Runde bevor er begann.
„Verehrtes Magistrat, die letzten Stunden seit unserem... Besucher habe ich damit zugebracht herauszufinden was unseren Gast Carin von uns unterscheidet.“
„Seid ihr fündig geworden?“, unterbrach ihn Kardan, der sichtbar nervös war.
„Ja. Wurde ich. Zumindest denke ich das. Zu 100% kann ich es natürlich nicht garantieren.“

Mit einem Summen erwachte der Holoprojektor in der Mitte des Tisches zum Leben und zeigte zwei DNA-Sequenzen bis ins letzte Detail. Beide waren zu ca. 70% identisch und wichen dann deutlich voneinander ab.
„Die linke Sequenz ist die meinige. Die eines Homo Sapiens Superior. Die rechte Sequenz ist die eines reinrassigen Homo Sapiens Lupus. Wie sie sehen können sind beide Sequenzen zu 70% identisch. Das gemeinsame Erbe beider Spezies. Die Überreste der Sequenz der Vorläufer.“
Das Bild des Holoprojektors wechselte zu einer Ansicht über ins Leere laufende DNA-Sequenzen.
„Bei beiden Rassen finden sich tote Enden in der Gen-Struktur. Die Eingriffe zur Schaffung beider Rassen waren künstlicher Natur. Nicht immer war es möglich die Sequenz der Vorläufer, die Grundlage, mit den zusätzlichen Sequenzen sauber zu verbinden. Es blieben unvermeidlich Fehler zurück.“

Dann wechselte das Bild zurück zu den beiden DNA-Sequenzen und eine dritte erschien in der Mitte.
„Diese Sequenz ist die unseres Gastes Carin. Wie sie sehen kombiniert sie die Sequenzen von Superior und Lupus zu etwas neuem. Dabei ist es zu einer unvorhersehbaren Entwicklung gekommen: Es treten keine toten Enden auf. Die beiden DNA-Sequenzen haben sich perfekt miteinander verwoben und die toten Enden aufgehoben.“
„Das bedeutet nur Mischlinge aus Superior und Lupus können überleben?“, stellte Alkay die Frage die jedem im Raum auf der Zunge lag.
„Inkorrekt.“
„Aber sie sagten doch...“
„Das sich die beiden Sequenzen bei Carin perfekt verwoben haben ist Zufall. Unter Tausenden von Mischlingen könnte genau einer die richtige Sequenz haben.“
„Was können wir tun?“, erkundigte sich Iliam.
„Sofern meine Vermutung richtig ist, gibt es nur eine Lösung... außer der Auslöschung, versteht sich.“
„Die wäre?“
„Wir müssen unsere DNA-Sequenzen reparieren.“
„Können wir aus Carins Sequenz die nötigen Daten ableiten?“
„Leider nein. Was wir dazu brauchen ist etwas das nur schwer zu beschaffen sein dürfte.“
„Das wäre?“
„Die korrekte und vollständige Sequenz eines Vorläufers und eine Möglichkeit Eingriff in die Gen-Struktur aller Lebewesen auf der Erde zu erhalten.“
Iliam lehnte sich zurück. Die Vorläufer waren vor über 600 Jahren verschwunden. Eine korrekte und vollständige Gen-Struktur eines Vorläufers zu bekommen war faktisch unmöglich.
Zuletzt geändert von Brandark am 13. August 2012 20:46, insgesamt 6-mal geändert.

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Re: [Story-Contest] Brandark "Die Gegenschöpfung"

Beitragvon Brandark » 9. August 2012 14:31

~ 3. Kapitel - SUCHE ~


3461 a.D.
Tag +3 seit dem Angriff
Zitadelle im Zittergebirge, Sphäre der Homo Sapiens Superior
ehem. Land der Nord-Union
ehem. Deutschland, Alpen


Es war früh am Morgen als Timka den Besprechungsraum betrat. In der vergangenen Nacht waren wieder Angriffe erfolgt. Die Invasion, so wurde das Ereignis inzwischen auch offiziell genannt, schritt unbeirrbar voran. In der vergangenen Nacht hatten die Angriffe einen neuen Höchststand erreicht. Alle Siedlungen am Rand der Sphäre der Homo Sapiens Superior wurden inzwischen attackiert. Insbesondere Valkyria hatte es schwer erwischt. Den Verteidigern war es gelungen die Angreifer nochmals zurück zu drängen, aber bis auf den Hauptturm war die Stadt gefallen. Da 80% der Einwohner von Valkyria inzwischen gefallen waren, ging man davon aus dass die Stadt im Laufe des Tages fallen würde. Insbesondere da sich die Kreaturen bei Sonnenschein nicht mehr zurückzogen. Jetzt da sie das Überraschungsmoment verloren hatten, schienen die Wesen den Sieg mit ihrer gewaltigen Masse erzwingen zu wollen. Gleich einer Flutwelle schwappten Sie über das Land. Die Ranken tauchten an immer mehr Orten auf und spien die grüngepanzerten Odonata-Wesen aus.

Man ging davon aus das die Kämpfe im Laufe des Tages, spätestens im Laufe des folgenden Tages, auch die Zitadelle erreichen würden. Die Verteidigungsvorbereitungen liefen bereits auf Hochtouren und Timka hätte liebend gerne dabei geholfen, aber sie hatte vom Superior Magister höchstpersönlich die Anweisung bekommen sich mit ihrem Team in diesem Besprechungsraum einzufinden. Angeblich eine Mission von höchster Wichtigkeit.
Der Rest Ihres Teams war bereits anwesend und hatte sich um einen runden Tisch versammelt, in dessen Mitte ein Holoprojektor eingebaut war. Tarek, Scortch und Sev waren am Vorabend zusammen mit den ARES-Kampfanzügen aus Valkyria ausgeflogen worden. Man erachtete das Team und die Anzüge als zu wertvoll um diese in einer zum Untergang verdammten Stadt weiter kämpfen zu lassen.

Die Kämpfe in Valkyria müssen schlimm gewesen sein. Sev und Scortch waren schon immer relativ ruhig gewesen, aber wenn selbst Tarek seine große Klappe hielt, dann konnte das nichts Gutes bedeuten. Timka hatte das Gespräch mit den dreien bereits kurz nach der Landung gesucht, aber nichts weiteres heraus bekommen, als das die Odonata-Wesen permanent auf die Stellungen in Valkyria wie Wellen gebrandet waren. Scortch hatte erzählt das sie tausende der Wesen umgelegt hatten, aber es waren einfach immer mehr gekommen.

Sie gesellte sich zu Ihrem Team und klopfte dabei Dark auf die Schulter. Alle sechs Mitglieder des Teams trugen graue Mehrzweckanzüge. Die übliche Uniform des Militärs.
„Weißt du was los ist, Boss?“, erkundigte sich Fixxer bei ihr.
„Nö. Keine Ahnung. Laut Befehl werden wir von einem Magister eingewiesen.“
„Klingt wichtig.“, murmelte Scortch.
„Angeblich ist die Mission von höchster Wichtigkeit.“
„Sollten wir nicht bei der Verteidigung helfen?“, erkundigte sich Tarek.
Timka machte sich Sorgen um Tarek. Er war zu still, dabei war er derjenige gewesen der immer einen lockeren Spruch auf den Lippen gehabt hatte. Selbst wenn die Scheiße am Dampfen war. Sie wollte ihn gerade darauf ansprechen, immerhin war sie für das Wohlergehen ihres Teams verantwortlich und musste beurteilen ob er überhaupt einsatzfähig war, als ihr eine andere Stimme zuvor kam.

„Wenn die Mission nicht erledigt wird, werden wir bald nichts mehr zum Verteidigen haben.“
Gefolgt von Carin betrat Magister Zayron den Besprechungsraum. Carin nickte dem versammelten Team mit einem düsteren Gesicht zu, während Zayron zum Tisch ging. Timka und Dark nickten knapp zurück, während der Rest nichts sagte. Ein weiteres schlechtes Zeichen das Tarek nichts anmerkte, als Carin in dem Raum kam. Insbesondere da Carin einen derselben grauen Mehrzweckanzüge an hatte wie auch das Team.
„Wie meinen sie das Magister Zayron?“, erkundigte sich Timka.
„Es gibt Grund zur Annahme dass die Angriffe nicht aufhören. Das ist keine Armee die uns bedroht. Diese Truppen müssen sich nicht erholen oder ziehen sich irgendwann zurück, weil die Verluste zu groß werden. Ihr wisst von Carin dass der Feind vermutlich mit jedem Gefangenen stärker wird. Wir können eine Abnutzungsschlacht nicht gewinnen.“, erläuterte Zayron.
„Wie wäre es mit Massenvernichtungswaffen?“, warf Fixxer ein.

„Möglich, aber selbst das dürfte den Feind nicht vernichten können. Wahrscheinlich würden wir uns nur selbst schaden. Nein, ich fürchte die einzige Möglichkeit ist und bleibt diese Mission.“
Gemurmel setzte ein. Das Team hatte aus erster Hand Kampferfahrung gegen die Bedrohung und hatte auch gehört wie schlecht es stand, aber dass die Aussichten so negativ waren, überraschte selbst sie.
„Wir warten auf Magister Alkay zur Einweisung, Magister Zayron. Wir werden die Mission durchziehen und erfüllen.“, erklärte Timka Magister Zayorn mit überzeugter Stimme.
Der alte Mann lachte ein trockenes Lachen.
„Ich fürchte Alkay wird nicht kommen. Die Mission ist von mir geplant worden und wurde vom Superior Magister genehmigt. Ihr Team untersteht bis auf weiteres meiner Befehlsgewalt.“
Schlagartig erlosch das Gemurmel des Teams. Es war noch nie vorgekommen dass sich der Magister für Sciencia in Angelegenheiten der Kriegstruppen einmischte.
„Wir unterstehen Ihnen, Magister?“, sprach Timka das aus, was alle sechs Teammitglieder dachten.
„In der Tat.“
„Das bedeutet Sie werden den Einsatz leiten?“

„Ich fürchte ich muss Sie enttäuschen, Schar-Führerin. Ich werde dem Einsatz persönlich beiwohnen. Genauso wie unser guter Carin hier. Das ist eine der Grundkomponenten des Teams.“
Timka blickte den Magister fassungslos an. Es war noch nie vorgekommen dass ein Magister auf das Schlachtfeld zog. Bei Magister Alkay hätte man das noch verstanden, immerhin war er für das Armaum zuständig. Aber Magister Zayron? Bei diesen Neuigkeiten rückte sogar die Tatsache in den Hintergrund dass ein Mischling dem Team beiwohnen sollte.
„Sie werden uns begleiten, Magister?“, fragte Timka mit überraschter Stimme.
„Ja.“
„Magister Zayron, verzeihen Sie, aber ist das wirklich eine gute Idee?“
Der alte Magister lachte.
„Sie meinen einen alten kampfunerfahrenen Superior mit in ein Gefecht zu nehmen. Einen Superior der nur eine Belastung für das Team wäre?“
Der Satz war mit belustigter Stimme gefallen und dennoch war es Timka sofort unbehaglich zu Mute. Man kritisierte die Entscheidungen des Magistrats nicht.
„Nein, Magister. Das meinte ich nicht...“
„Doch meinten Sie. Und Sie wären eine schlechte Schar-Führerin wenn Sie nicht daran gedacht hätten.“
Dabei lächelte Zayron noch immer gütig.

„Magister Zayron...“, stammelte Timka, die zum ersten Mal in ihrem Leben nicht wusste was sie sagen soll.
„Ich werde der Mission beiwohnen. Lasst mich erläutern worum es geht, dann werdet ihr es verstehen.“, erklärte er und trat an den Tisch heran.
Aus einer verborgenen Tasche in seiner roten Magister-Robe zog er einen hauchdünnen Speicherstick hervor und schob diesen in einen verborgenen Anschluss auf der Unterseite der Tischplatte. Nur Millisekunden später erwachte der Holoprojektor mit einem Summen zum Leben und zeigte die Landkarte eines großen Gebiets.
„Das ist Sektor J-2 der Wilden Lande.“, erläuterte Zayron.

Inzwischen übernahm der Drill des Teams die Oberhand und alle beugten sich am Tisch vor um ihr nächstes Ziel genau sehen zu können. Solchen Missionsbesprechungen hatten sie bereits unzählige Male beigewohnt und die Routine drängte die überraschte Bekanntmachung des Magisters schnell in den Hintergrund. Das war nur ein Job der erledigt werden musste.
Mit einem Flimmern zoomte der Holoprojektor näher an einen bestimmten Standort auf der Karte heran. Nun waren Ruinen innerhalb einer Wüstengegend auf der Karte zu sehen. Die meisten waren bereits zu einem großen Teil zerfallen und unter Schutt, Dreck und Sand begraben. Einige Gebäude ragten jedoch aus den Sanddünen hervor und man konnte sehen dass es keine Ruinen der Superior waren.
„Was sind das für Ruinen?“, erkundigte sich Dark, während er die Karte interessiert betrachtete.
„Diese Ruinen sind alles was von einer Stadt der Vorläufer übrig geblieben ist.“

Nun wurde das ganze Team neugierig. Vorläufer-Ruinen waren seit dem Selektions-Krieg selten geworden, da die meisten in den Wirren des Kriegs vernichtet worden waren. Daher wurden übrig gebliebene Ruinen in der Regel genauestens erkundet. Nicht so dieser Ort. Der schien verfallen zu sein.
„Wo ist das? J-2 sagt mir nichts.“, fragte Timka.
„Besser bekannt ist der Bereich als Sperrzone J.“
„Sperrzone?“, murmelte Timka und legte die Stirn nachdenklich in Furchen.
„Genaueres weiß ich nicht, aber im Selektionskrieg wurde die Insel, auf der sich der Ort befindet, von einem massiven biologischen Schlag getroffen, der alles Leben auf der kompletten Insel vernichtete. Seit über 100 Jahren war dort niemand mehr.“
„Was wollen wir dann dort?“
„Gemäß den Aufzeichnungen die den Selektionskrieg überdauert haben, war dies der letzte von Vorläufern bewohnte Ort auf der Erde, bevor diese gänzlich verschwanden.“
„Wie hilft uns das in unserer momentanen Lage?“, verlangte Tarek zu wissen.
„Wir vermuten das der Angriff erfolgt weil unsere genetische Struktur zu viele tote Enden hat, durch die vielen Eingriffe bei der Entstehung der Homo Sapiens Superior und anderer Homo Sapiens Rassen.“

Dann deutete er auf Carin.
„Unser junger Gast hier, hat durch eine seltene genetische Mutation keinerlei tote Enden in seiner Gen-Struktur. Er wird von den Angreifern als harmonisch beurteilt. Wir anderen als unharmonisch.“
„Was ist wenn er etwas mit den Angriffen zu tun hat?“, fragte Tarek mit sachlichem Tonfall. Ein Aufblitzen seiner alten Abneigung gegenüber den Mischlingen, wenn auch ohne Hass vorgetragen.
„Oh, das ist absoluter Schwachsinn. Ich vertraue ihm und so lange ich das tue, sollten sie das auch tun.“, bügelte Zayron den Kommentar ab.
Tarek nickte mit einem Brummen.
„Aber was können wir gegen die Fehler in der Gen-Struktur tun?“, hakte Dark bei dem ursprünglichen Thema nach.
„Wir müssen es reparieren.“
„Wie?“
„Wir werden einen Strahlungsimpuls entsenden der die fehlerhaften Stellen mutieren lässt und hoffentlich den Fehler behebt.“
„Strahlenimpuls?“, fragte Dark neugierig.
„Eine Neutronenbombe ohne Bombe und nicht tödlich.“, erläuterte Zayorn seine Idee.

„Was hat das damit zu tun?“, wand Timka ein und deutete auf die im Holoprojektor dargestellte Vorläufer-Ruine.
„Um die Mutation korrekt durchführen zu können, benötigen wir neben einer Gewebeprobe unseres guten Carin hier auch eine Probe des ursprünglichen Gewebes aller Menschenrassen. Das Gewebe und die unverfälschte Gen-Struktur eines Homo Sapiens Sapiens. Daraus kann ich die Mutationen für alle verbliebenen Menschenrassen korrekt erfolgen lassen... hoffe ich.“
Zayron legte die Stirn in Furchen während er weiter sprach.
„Leider gingen während des Selektionskrieges alle Gewebeproben des Homo Sapiens Sapiens verloren.“
Timka wandte den Blick von Zayron ab und blickte zu der Darstellung der Ruinen.
„Und dort sollen wir die Gewebeproben finden?“

„Ich hoffe es. Garantieren kann das niemand. Neben uns werden zwei weitere Teams andere vermutete ehemalige Stützpunkte des Homo Sapiens Sapiens aufspüren und durchkämmen.“
Das Bild auf dem Holoprojektor zoomte nochmals etwas weiter heran und zeigte jetzt ein großes Gebäude, das halb im Sand versunken war.
„Ich vermute allerdings das wir hier die größten Chancen haben, daher begleite ich dieses Team persönlich.“
„Und das wird die Angriffe stoppen?“, fragte Timka misstrauisch.
„Nun, soweit wir die Ursache des Angriffs kennen... ja. Wenn alles nach Plan verläuft werden die Wesen danach keinen Grund mehr haben uns anzugreifen.“
„Wird es funktionieren?“
„...ich weiß es nicht. Aber es ist die einzige Hoffnung die wir haben.“
Timka atmete tief durch und blickte dann ihr Team an. Alle fünf nickten knapp.
„Wann geht es los?“
Zayron nickte lächelnd.
„In 2 Stunden ist Abflug. Macht euch bereit. Die Ausrüstung ist bereits an Bord gebracht worden. Das wird ein langer Flug.“

Zwei Stunden später standen Carin und Zayron in einem gigantischen Hangar am Fuß der Zitadelle und warteten auf Timka und ihre Schar.
„Denkst du wirklich dass wir sie aufhalten können?“, fragte Carin.
Carin war seit der Konferenz am Vortag permanent bei Zayron gewesen und inzwischen hatte sich das Verhältnis zwischen Ihnen gelockert. Zayron hatte darauf bestanden das Carin ihn duzte. Carin verstand nicht wirklich warum, aber er kam der Bitte des alten Superiors gerne nach.
„Ich hoffe es.“, murmelte Zayron.

Am anderen Ende des Hangars öffnete sich ein großes Tor und Timkas Schar betrat den Raum. Nach wie vor trugen alle die grauen Mehrzweckanzüge. Timka steuerte schnurstracks auf Carin und Zayron zu.
„Wo ist die Ausrüstung?“, fragte sie Zayron.
„Im Leviathan.“
„Ein Leviathan?“
„Der Superior Magister hat einen freigegeben.“, bestätigte Zayron nickend.
Wenn es einen letzten Beweis benötigt hätte, wie wichtig diese Mission ist, dann wäre der Leviathan der perfekte Beweis. Ein Leviathan war die größte Lufteinheit, die den Homo Sapiens Superior zur Verfügung stand. Nicht weniger als acht Raketentriebwerke hielten die gewaltige Konstruktion, mit mehr als der vierfachen Größe eines Warhammer-Angrifftransporters in der Luft. Der Leviathan war um ein vielfaches schwerer gepanzert und bewaffnet als ein Warhammer und war eigentlich als Einheit für maximale Zerstörung entwickelt worden und konnte zusätzlich bis zu 30 Mann mitsamt Ausrüstung in das Kampfgebiet bringen. Dass für Ihre Mission ein Leviathan zur Verfügung gestellt wurde, bedeutete dass dieses Ziel unter allen Umständen erreicht werden musste.

Zayron wandte sich ab und bedeutete ihnen ihm zu folgen. Er ging auf den gigantischen Leviathan zu, der die Grundform einer Pfeilspitze besaß. Er stand auf vier ausgefahrenen Stützfüßen bereit und eine Luke auf der Unterseite war geöffnet.
Carin, Timka und die anderen folgten Zayron in das gigantische Fluggerät. Innerhalb des Fluggeräts führte Sie Zayron einen Gang entlang zu einem großen Raum. Dutzende an Waffen und einige Panzeranzüge befanden sich darin.
„Hier ist eure Ausrüstung.“
Dabei deutete Zayron auf die Panzeranzüge.
„Da wir vermutlich in eine unterirdisch gelegene Struktur, die auf die Größe von Homo Sapiens Sapiens ausgelegt ist, eindringen müssen, bringen uns die ARES-Anzüge nicht weiter. Ich habe mir daher erlaubt Anzüge des PERSEUS-Programmes zur Verfügung zu stellen.“

Timka nickte und ging auf die Anzüge zu. Sie hatte bereits mit den PERSEUS-Anzügen gearbeitet. Sie waren wesentlich kleiner und boten nur ungefähr 66% des Schutzes eines ARES-Anzugs, aber für beengte Verhältnisse und unentdecktes Vorgehen waren die PERSEUS-Anzüge wesentlich besser geeignet als die großen und klobigen ARES-Anzüge.
„Ich sehe acht Anzüge. Ist die Annahme das zwei davon für Sie und Carin sind korrekt?“
Zayron nickte Timka zu.
„Passt so ein Anzug Carin überhaupt?“, erkundigte sich Dark während er ein schweres Strahlengewehr in den Händen hielt und genau betrachtete.
„Wir haben ihn entsprechend modifiziert. Es dürfte keine Probleme geben.“
Dark nickte und legte das Strahlengewehr zurück und nahm eine weitere Waffe in Augenschein.
„Wann starten wir?“, fragte Carin.
Timka grinste und Zayron lachte.
„Wir sind längst gestartet. Gleich nachdem wir alle an Bord waren.“, erklärte er.
„Aber man hat nichts gespürt!“, hielt Carin entgegen.
Zayron nickte.
„Ein Leviathan ist sehr groß und wir befinden uns fast in der Mitte der Struktur. Hier drin spürt man kaum etwas von den Flugmanövern.“
„Wie lange werden wir unterwegs sein?“, unterbrach Timka die beiden.
„ Ungefähr 20 Stunden. Genügend Zeit um sich vorzubereiten.“
Timka nickte und nahm nun ihrerseits die zur Verfügung stehenden Waffen in Augenschein. Zwanzig Stunden waren mehr als genug Zeit um sich einen Plan zurecht zu legen.


3461 a.D.
Tag +4 seit dem Angriff
Sperrbereich J, Sektor J-2, Wilde Lande
ehem. Großchinesisches Reich
ehem. Japan, - Standort nicht näher definierbar –


Mit einem dumpfen Rumpeln warf sich Timka in die Deckung der Sanddüne. Sie rutschte noch etwas über den weichen Sand und wirbelte dabei Staub auf, bis sie schließlich still liegen blieb. Vorsichtig linste Sie über den Rand der Düne und sah sich um.
Alles was sie sehen konnte war Sand, Sand und nochmals Sand. Unterbrochen nur ab und an von Dreck und Felsformationen. Timka hatte bereits häufig in den Wilden Landen operiert, aber noch nie war sie in einer solch trostlosen Umgebung gewesen. Jegliches Leben fehlte vollständig. Es war wie eine endlose Wüste. So trostlos, leer und leblos. Lediglich die Ruinen der Vorläufer boten eine gewisse Abwechslung.
„Ziel lokalisiert.“, meldete sie über Funk.
„Sind sie sicher?“, kam beinahe sofort die Rückfrage von Zayron.
„So sicher wie möglich. Das Gebäude sieht aus wie auf dem Holoprojektor.“
„Das muss reichen.“
„Gut. Bei mir sammeln!“

Es würde einzige Zeit dauern bis alle Schar-Mitglieder plus Carin und Zayron bei ihr eingetroffen waren. Sie hatten sich nach dem Absetzen durch den Leviathan aufgeteilt um das Zielobjekt schneller lokalisieren zu können. Eigentlich hätte Timka darauf bestanden das sie alle zusammen blieben, immerhin war das potentielles feindliches Gelände, aber die Nachrichten aus der Heimat hatten sie zur Eile angetrieben.
In der letzten Nacht war Valkyria und noch zwei weitere, ähnlich große Superior-Städte von der Landkarte radiert worden. Aufklärungsflüge hatten ergeben dass alle drei Städte leer waren. Keine Einwohner, keine Leichen. Nichts.
Auch war der erste Angriff auf die Zitadelle geschehen. Nicht weniger als fünf Ranken waren durch die äußerste Mauer gebrochen und hatten ihre Fracht ausgespien. Aufgrund der wesentlich stärkeren Befestigung und der Vorbereitung waren die Angriffe zwar zurückgeschlagen worden, aber den Nachrichten aus der Heimat zu Folge hatte Zayron Recht. Mit konventionellen Mitteln war dieser Kampf nicht zu gewinnen. Während sich Timka mit der Ausarbeitung eines Plans zum Suchen und Eindringen in die Vorläufer-Anlage beschäftigt hatte, war Zayron fast permanent mit dem Superior Magister in Kontakt gewesen.
Der Bau der Anlage für den Strahlenimpuls war begonnen worden und lief unter höchster Priorität. Auch waren die anderen Menschenrassen über die bisherigen Erkenntnisse informiert worden. Jetzt da die komplette Menschheit vor der Auslöschung stand waren alle bisherigen kleinlichen Streitigkeiten auf einmal unerheblich geworden. So hatte man auch erfahren dass neben der Landung in Sektor D-3 noch mindestens zwei weitere Landungen geschehen waren. In der Nähe der Sphären der Homo Sapiens Lupus und Homo Sapiens Aquila. Beide hatten mit der Invasion genauso sehr zu kämpfen wie die Superior.
Die Ankunft von Dark und Scortch riss sie aus ihren Gedanken. Beide kauerten sich neben Sie in die Deckung der Sanddünen.

„Was gefunden?“, erkundigte sich Timka.
„Negativ.“, antwortete Scortch, während Dark den Kopf schüttelte.
„Anzeichen von Leben?“
Beide schüttelten den Kopf.
„Würde mich wundern wenn hier was überleben könnte.“, kommentierte Dark die Frage.
Timka konnte ihm den Kommentar nicht verkneifen. Die Umgebungsscanner der PERSEUS-Anzüge zeigten eine Verseuchung der Gegend durch acht bekannte und äußerst tödliche Virenstämme. Dazu kam noch eine Verseuchung durch drei unbekannte Virenstämme. Eines war sicher: Wer auch immer diese biologische Waffe in den Selektions-Kriegen abgefeuert hatte, wollte auf Nummer sicher gehen dass hier auf dieser Insel nichts überleben konnte. Ein Agieren war nur innerhalb der geschlossenen Biosphäre der PERSEUS-Anzüge möglich. Selbst die Atemluft konnte nicht zu 100% zuverlässig gesäubert werden, sondern wurde durch einen internen Tank mit 48 Stunden Kapazität und der anzugeigenen Wiederaufbereitung sichergestellt.

Schließlich trafen die restlichen Teammitglieder, sowie Carin und Zayron bei Timkas Position ein. Carin und Zayron waren durch die Anzüge nicht mehr von den anderen zu unterscheiden. Hätte nicht jeder Anzug automatisch angezeigt wen man gerade anblickte, wäre es unmöglich gewesen die Schar-Mitglieder von dem Magister und dem Mischling zu unterscheiden. Carin hatte sogar eine Waffe bekommen um sich verteidigen zu können. Erstaunlicherweise hatte das keiner aus dem Team kommentiert. Keiner hatte daran Anstoß genommen. Aber hier draußen waren sie sowieso alle gleich.
„Ja, das ist es.“, bestätigte Zayron.
„Gut. Dann nichts wie los. Ich, Dark und Fixxer gehen vorne. Carin und Magister Zayron in der Mitte. Scortch, Sev und Tarek hinten. Haltet die Augen offen und den Finger am Abzug. Ich will keine Überraschungen!“
Alle Teammitglieder nickten und die komplette erweiterte Schar zog ab. Sie mussten eine relativ offene Fläche überqueren um zu dem halb im Sand versunkenen Gebäude zu kommen. Timka hielt permanent nervös einen Blick auf ihren Bewegungsmelder. Es gefiel ihr nicht sich in so exponierter Stellung zu befinden. Auch wenn Zayron darauf hingewiesen hatte, das hier nichts überlebt haben konnte, ging Timka lieber auf Nummer sicher.
Es dauerte fast 5 Minuten bis sie die Wand des Gebäudes erreicht hatten und dreimal war der Bewegungsmelder ausgeschlagen. Jedes Mal war es ein Erdrutsch einer Düne gewesen, ausgelöst durch den heftigen Wind. Jedes Mal war das Team in Verteidigungsposition gegangen und der Adrenalinspiegel in Timkas Blut hatte sich rapide erhöht. Diese absolute Leblosigkeit machte ihr langsam aber sicher zu schaffen.

„Einstieg. Dark, Fixxer voraus!“, befahl sie und deutete dabei auf ein Loch in der Wand, ca. 2 m über ihnen, das wohl ursprünglich ein Fenster gewesen war. Die beiden genannten nickten während sich Sev und Scortch wie auf Befehl unter dem Loch mit dem Rücken an die Wand lehnten und mit den Händen Trittflächen bildeten, indem Sie die Finger ineinander verschränkten. Fixxer und Dark nahmen Anlauf, sprangen auf die Handflächen der beiden und wurden dann nach oben durch das Fenster katapultiert.
Einige nervenaufreibende Sekunden lang, war nichts zu hören und in Timkas Kopf begannen sich bereits diverse Schreckensszenarien selbstständig zu machen.
„Sauber.“, meldete Fixxer.
„Sauber.“, kam die Bestätigung von Dark.
Fast im gleichen Augenblick fiel ein dünnes Seil aus dem Fenster herab. Timka griff danach und steckte es in ein kleines Loch am Torso ihrer Panzerung. Es dauerte eine Sekunde dann rastete das Seil ein und Timka wurde nach oben gezogen. Mit den Händen ergriff sie den Rand des Fensters und schwang sich hinein.
Während sie sich umsah, warf sie das Seil zurück nach unten zu den anderen. Sie befand sich in einem sehr alten Gebäude, das fiel sofort auf. Fast überall war nur noch der blanke Beton zu sehen. Der Sand hatte im Laufe der Zeit alles andere fein säuberlich weggeschabt. Sie befanden sich auf einem Stockwerk, in dem es lauter kleine Räume zu geben schien. Direkt vor Ihnen war eine halb eingerissene Mauer und gab den Blick frei auf angrenzende Räume.

„Das ist also ein Vorläufer-Gebäude.“
Timka wandte sich der Stimme zu. Zayron stand direkt im Fenster und blickte sich neugierig um. Das Seil hielt er noch in Händen.
„Magister Zayron?“, wandte sich Timka an ihn.
„Äh...ja?“, fragte er verwirrt.
„Oh...Verzeihung.“, meinte er und blickte auf das Seil in seinen Händen.
Er schien verlegen über seine Faszination zu sein und warf das Seil zurück durchs Fenster, damit der nächste mit dem Aufstieg beginnen konnte.
„Wart ihr noch nie in einer Vorläufer-Ruine?“, erkundigte sich Timka.
„Noch nie in einer so großen. Es ist faszinierend. All das wurde von denen geschaffen, die auch uns erschaffen haben.“
„Wir sind noch immer Homo Sapiens, Magister. Wir sind so gesehen die Erschaffer dieser Ruine.“
„Ich wünschte das wäre wahr, Schar-Führerin. Aber wir haben uns zu weit vom Weg unserer Ahnen entfernt. Wir sind zu unterschiedlich geworden. Haben nie genug gesehen und permanent weitere Eingriffe in unserer Gen-Struktur vorgenommen.“
Timka war erstaunt über die Offenheit des Magisters. Kein Superior würde je zugeben, das ihr Weg der falsche war. Aber Zayron schien keine Skrupel zu haben. Vielleicht war das dem hohen Alter des Magisters und der aktuellen Lage geschuldet.

„Wohin müssen wir Magister?“, versuchte Sie das Thema zu wechseln.
„Nach unten. So tief wir können. Ich vermute dass beim Fuße des Gebäudes ein Übergang zur Kanalisation zu finden ist. Von dort finden wir hoffentlich den Eingang zum Komplex der Vorläufer.“
Timka nickte und bedeutete Fixxer und Dark sich auf die Suche nach einem Weg nach unten zu machen. Inzwischen waren auch Carin und Sev durch das Fenster gestiegen. Scortch befand sich gerade im Aufstieg und Tarek würde als letzter kommen.
„Was für ein Komplex ist das, Magister?“
„Ich kann es nicht sagen, Schar-Führerin. Eventuell ein Forschungskomplex, oder auch nur ein Lagerkomplex. Wichtig ist, das dies hier der letzte Aufenthaltsort der Vorläufer vor Ihrem Verschwinden war.“
„Ich dachte sie sind ausgestorben. Natürliche Auslese und so.“, murmelte Carin.
Zayron nickte und wandte sich dem Mischling zu.
„So heißt es offiziell und das ist auch gut möglich. Aber Tatsache ist, dass wir nicht wissen wie Sie verschwanden. Vielleicht wussten wir es einst, vor dem Selektions-Krieg, aber danach war das Wissen verloren gegangen.“
Tarek hievte sich gerade ins Gebäude als sich Dark per Funk meldete.
„Wir haben was gefunden, Timka. Sieht aus wie ein alter Aufzugsschacht. Geht wahrscheinlich bis ganz nach unten.“
„In Ordnung. Haltet die Stellung, wir kommen zu euch.“

Timka bedeutete den anderen ihr zu folgen, während sie sich in Bewegung setzte. Der PERSEUS-Anzug hatte neben einem Umgebungsscanner auch eine leistungsstarke Nachtsichtfunktion und eine taktische Karte, die jederzeit den Standort der Teammitglieder anzeigte. Die Nachtsichtfunktion tauchte das komplette Sichtfeld in ein hellblaues Licht und ermöglichte das Sehen selbst in tiefster Dunkelheit. Die taktische Karte zeigte Timka nicht nur die aktuelle Umgebung, dank der Scanner des Anzugs, sondern auch die Position von Dark und Fixxer. Die beiden waren ungefähr 50 Meter vor ihr, hinter einer Biegung.
Sie hatte den Umgebungsscanner des Anzugs auf maximale Leistung gestellt und ging langsam und vorsichtig voran. Ob hier alles verseucht war oder nicht, sie würde kein Risiko eingehen. Langsam Schritt für Schritt, mit erhobener Waffe und bis zum äußersten konzentriert arbeitete sich das Team zur Stellung von Dark und Fixxer vor.
Die beiden knieten neben einer offenen Schachttür und blickten nach unten. Dark wandte sich an Timka.
„Laut dem Computer geht der Schacht über 300 m tief hinab, bis zum vermuteten Grundgeschoss des Gebäudes.“
Sie nickte.
„Bereitet alles zum Abstieg vor.“
Während Dark und Fixxer zu werkeln begannen und einen stabilen Ansatzpunkt für das Seil zum abseilen suchten wandte sich Timka an Magister Zayron.
„Ich gehe mit Dark und Fixxer als erstes. Dann kommen Sie und Carin. Zuletzt Scortch, Sev und Tarek.“

Der Magister nickte wortlos. Sie waren noch im Anflug übereingekommen das Timka die operative Leitung der Mission inne hatte und der Magister lediglich eine beratende Funktion innehatte.
„Fertig, Timka.“, meldete Dark und Timka nickte.
Sie ging zum Rand des Schachts und nahm das Seil das beide hinab gelassen hatten. Es war an einer massiven Stahlstrebe in der Mitte des Aufzugs befestigt. Sie hackte das Seil in dieselbe Vorrichtung wie beim Eindringen ins Gebäude und schwang sich dann in die Mitte des Aufzugs. Ihr Adrenalinpegel ging unwillkürlich steil nach oben. Unter ihr war nichts außer 300 m Luft. Doch die Konstruktion fühlte sich stabil an. Sie nickte Dark und Fixxer knapp zu und seilte sich nach unten ab.
Sie sah die Stockwerke nur so an sich vorbei rauschen als sie tiefer und tiefer in die Eingeweide des versunkenen Vorläufergebäudes hinabstieg. Ohne die Nachtsichtfunktion der PERSEUS-Anzüge hätte sie längst nichts mehr erkennen können. Doch auch so sah sie nicht viel. Vor jeder Aufzugsöffnung konnte man das gleiche sehen. Nackten Beton. Die biologische Waffe und der Sand hatten vollen Erfolg gehabt und alles vernichtet außer dem Beton selbst und ab und an einer stählernen Konstruktion.
Schließlich verlangsamte sich ihre Fahrt als der Computer ihres Anzugs feststellte das sie nur noch einige Meter vom Boden entfernt war.
Bis sie den Boden erreichte, verlangsamte sich die Fahrt noch weiter, so dass Timka sanft auf ihren Füßen landete. Sie wirbelte sofort mit der Waffe im Anschlag herum und suchte nach einer Bedrohung, es war jedoch nichts zu sehen. Auch der Umgebungsscanner blieb ruhig.

„Sauber. Beginnt mit dem Abstieg.“, meldete sie dem Team, woraufhin Dark und Fixxer den Anfang machten, bevor Zayron und Carin ihnen folgten. Das Seil war eine äußerst stabile Verbindung mehrere Materialien und konnte ohne Problem das Gewicht von bis zu einem Dutzend PERSEUS-Anzüge gleichzeitig tragen.
Timka sah sich währenddessen vorsichtig um. Sie war aus dem Aufzugsschacht in eine große Halle getreten. Hier war es stockfinster, dennoch konnte sie dank des Anzugs so gut sehen wie bei Tag. Die allgemeine Verwitterung der Halle entsprach der Verwitterung der Stockwerke über Ihnen. Lediglich Glas gab es hier noch. Sehr viel Glas. Eine Außenwand der Halle war verglast vor der jetzt Millionen Tonnen Sand lagen. Wahrscheinlich war das irgendein Sicherheitsglas, wie es auch heute die Superior verwendeten. Auf alle Fälle konnten sie das Gebäude nicht verlassen, wie sollten sie also tiefer hinab gelangen?
„Imposant.“, murmelte Magister Zayron und trat hinter sie. Er hatte den Abstieg hinter sich gebracht. Tarek stieg soeben als letzter zu Ihnen herab.
„Ja. Wie geht es weiter?“, fragte sie den Magister.
„Wir müssen einen Weg in die unterirdischen Geschosse des Gebäudes finden. Wir befinden uns auf dem Geschoss das früher ebenerdig war, das bedeutet es muss irgendwo einen Weg tiefer nach unten geben.“
Timka nickte und bedeutete den Mitgliedern des Trupps auszuschwärmen und sich umzusehen. Diesmal war es Scortch der den Weg fand.
„Timka. Habe hier etwas. Eine Treppe, sie führt nach unten.“
„Verstanden. Wir kommen zu dir.“

Wenige Sekunden später sah Timka selbst was Scortch entdeckt hatte. Ein Treppenhaus das sich tiefer in die Erde bohrte.
„Okay, gleiches vorgehen wie bisher.“, befahl sie und ging voran.
Die Stufen fühlten sich merkwürdig schwammig unter ihren Stiefeln an waren aber fest und stabil. Vorsichtig pirschte sie sich nach unten. Sie hasste Treppenhäuser. Zu viele Möglichkeiten von oben oder unten beschossen zu werden und null Deckung.
Aufgrund ihres vorsichtigen Vorgehens benötigten sie fast 20 Minuten bis sie die unterste Ebene des Treppenhauses erreichten und vor einer massiven Stahltür standen.
„Scortch, schau mal was du machen kannst.“
Der Sprengmeister des Teams nickte, reichte seine Waffe wortlos Fixxer und machte sich daran die Tür zu untersuchen. Bereits nach kurzer Zeit wusste er, was er wissen wollte.
„Muss früher mithilfe einer Konsole zu öffnen gewesen sein.“
Dabei deutet er auf einen Metallkasten der neben der Tür an der Wand hing.
„Ich vermute im Ursprungszustand war die Tür kaum mit Gewalt zu öffnen. Aber die Zeit hat an ihr genagt.“

Er griff in eine Tasche am Rücken seines Anzugs und zog drei längliche Metallröhren hervor. Mit einem Klacken platzierte er diese an der Tür. Timka kannte diese Röhren. Schneidladungen. Sie erzeugten eine gewaltige Hitze und schnitten sich durch das Metall. Das wichtige war, das sie kaum Erschütterungen verursachten, was ihr aufgrund ihrer momentanen Lage, tief in den Eigenweiden eines morschen Gebäudes, umgeben von Millionen Tonnen Sand nur Recht war.
„Zündung.“
Es zischte dreimal, ein rotes Licht glühte auf und die Tür fiel nach Innen aus ihrer Verankerung. Sofort schoben sich Dark, Fixxer und Sev durch die Tür und sicherten den Raum dahinter.
„Sauber.“
Timka nickte und bedeutete den anderen ihr zu folgen als sie den Raum betrat. Der Raum war nur ungefähr fünf auf fünf Meter groß und komplett leer. Bis auf eine flache Konstruktion am anderen Ende des Raums. Sie ging darauf zu und konnte sehen dass es ein kreisrunder Deckel war. Vermutlich war darunter der Einstieg in die Kanalisation.
Der Deckel war mit mehreren schweren Sperrbolzen gesichert. Von oben konnte er leicht geöffnet werden, aber von unten hatte man keine Chance.
„So sichert man doch keinen Eingang zur Kanalisation. Mit Durchbruchssicherem Deckel und einer Panzertür.“
Dark sprach damit das aus was Timka auch durch den Kopf ging.
„Eventuell ist das ein Zeichen das wir auf dem richtigen Weg sind.“, meinte Magister Zayron.
Timka nickte und bedeutete mit Dark und Fixxer mit einem Wink ihrer Hand den Deckel zu öffnen. Obwohl die Vorrichtung zweifellos sehr alt war, ließ sie sich ohne Probleme öffnen. Die beiden öffneten den Deckel, während Scortch mit der Waffe auf die enge Öffnung zielte.

„Ich gehe voran.“
Kaum gesagt, sprang Timka durch das Loch und landete ungefähr zwei Meter tiefer auf einem harten Betonboden in der Kanalisation. Neugierig sah sie sich um.
„Sauber“, schrie sie als plötzlich der Umgebungssensor ihrer Rüstung ausschlug. Er hatte etwas aufgefangen. Auf der taktischen Karte konnte sie sehen wie ungefähr 30 Meter vor ihr hinter einer Biegung Leben angezeigt wurde.
„Wir haben hier unten Leben.“
„Unmöglich.“, befand Magister Zayron.
„Ist aber so.“
Doch die Lebensform bewegte sich nicht. Timka wartete bis alle Teammitglieder unten waren und pirschte sich dann, gefolgt von Tarek an die Biegung heran. Noch immer keine Bewegung bei der Lebensform. Sie nickte Tarek zu und wirbelte um die Ecke herum.

So etwas hatte sie noch nie gesehen. Es sah aus wie eine fleischige Wucherung. Ungefähr so groß wie sie selbst, war es absolut unregelmäßig gewachsen und mit Pusteln überzogen. Das Ding pulsierte alle paar Sekunden leicht.
„Was ist das? Ein Geschöpf der Gegenschöpfung?“, fragte Tarek hinter ihr.
„Nein, ich vermute eher das ist ein absolut neues Lebewesen. Der biologische Schlag hat nicht nur alles Leben vernichtet, sondern auch das bestehende Leben verändert. Evolution.“, antwortete Magister Zayron.
„Hier unten ist die Verseuchung durch die Viren weit geringer. Nur 40,12% der Oberflächenverseuchung.“, merkte Dark an.
Zayron nickte und kniete sich vor dem Gebilde hin um es genauer sehen zu können.
„Das hat die Nische für die Entwicklung dieses Wesens geschaffen.“

Neugierig strich er mit der Hand darüber worauf das Ding erzitterte und schließlich erschlaffte. Mit Entsetzen sah Timka wie es sich oben öffnete und gleich einer großen Blüte zur Seite schälte. In der Mitte der Blüte befand sich ein ungefähr 150 cm großes Etwas, das von oben bis unten mit Schleim bedeckt war und sich nicht regte.
Dark hatte den Magister bei der Bewegung zurückgezogen.
„Eine Scheiß Blume.“, murmelte Scortch während er auf das Gebilde starrte. Doch er hatte Unrecht, das Ding in der Mitte ruckte plötzlich und starrte zu Scortch zurück.
„Was zum...“, murmelte Tarek, der der Blume am nächsten stand.
Das Ding hatte plötzlich Auswüchse links und rechts bekommen die Armen glichen und streckte diese in Richtung von Tarek aus. Mit einem Schmatzen und tropfendem Schleim verlängerten sich diese Plötzlich und bohrten sich wie Pfeile in Tareks Unterleib.
„Argh...“, stöhne er, während er langsam mitsamt der Arme im Leib zu Boden sank.
„FEUER.“, brüllte Timka und das komplett Team begann das Wesen zu beschießen. Selbst Carin feuerte auf das Ding mit seinem Gewehr. Nur Tarek und Zayron schossen nicht. Tarek weil er am Boden lag und Zayron, weil er über ihm kniete.

Die hochenergetischen Laserstrahlen krachten zischend in das Wesen und Schleim und eine grün leuchtende Flüssigkeit wurde versprüht. Das Wesen wurde durchgeschüttelt und knickte schließlich zusammen. Stinkender Rauch trat aus unzähligen Löchern aus, wo sie das Wesen getroffen hatten. Dark und Scortch hielten die Läufe weiterhin misstrauisch auf das Wesen gerichtet, während sich Timka neben Zayron kniete. Sev, Fixxer und Carin standen daneben und blickten zu Tarek hinab.
„Wie steht es um ihn.“
Zayron blickte die Scharführerin an und schüttelte den Kopf.
„Das Wesen hat irgendein extrem aggressives Zeug in ihn gepumpt. Das wird ihn binnen weniger Minuten durch irreparable Gewebeschäden umbringen und wir haben keine Möglichkeit etwas dagegen zu unternehmen.“
„Verdammt.“, murmelte Timka. Sie hatte schon früher Schar-Mitglieder und Freunde verloren, aber es traf sie jedes Mal wieder hart. Zu wissen das jemand starb, weil man selbst nicht gut genug aufgepasst hatte.
„Timka...“, hörte man plötzlich Tarek stöhnen.
„Ja Tarek, ich bin hier.“
„Timka... gräme... nicht... Mission... muss... erledigt... werden.“, stammelte er mit schmerzverzerrter Stimme.
„Das wird sie Tarek. Ich schwöre es.“
„Valkyria... schlimm... Ich sah... wie... Superior... weggezerrt... wurden. Dann...“
Tareks kompletter Körper krümmte sich zusammen.
„...kamen wieder... entstellt... mutiert... anders!“
Sein Körper krampfte sich nochmals ruckartig zusammen und blieb dann ruhig liegen. Tarek war tot. Er war gestorben für die Mission, weil er wusste was ihnen bevorstand wenn sie scheiterten. Vorsichtig legte Fixxer ihr die Hand auf die Schulter. Er sagte nichts. Es musste nichts gesagt werden.
„Es tut mir Leid, Schar-Führerin. Tareks Tod ist meine Schuld.“, murmelte der Magister.

Timka war zu sehr Soldatin um sich jetzt vom Ziel und von Gefühlen ablenken zu lassen. Wenn Menschen kämpften, starben Menschen. Das war so üblich. Bei jeder Mission konnte sie oder ein Team-Mitglied jede Sekunde sterben. Daran dachte man nie, man ging immer mit dem Gedanken unbesiegbar zu sein ins Gefecht. Aber dennoch stimmte es und alle akzeptierten es.
„Nein, Magister. Schuld sind die Angreifer. Tarek gab sein Leben für den Fortbestand der Homo Sapiens Superior. Ich werde dafür sorgen das es nicht vergebens ist.“
Sie erhob sich und trat zu Dark und Scortch die ihre Waffen nach wie vor auf die Überreste der Blume gerichtet hielten.
„Es ist tot.“, stellte Dark fest.
Timka nickte und nahm ihre Waffe feuerbereit in die Hände.
„Abmarsch. Wir müssen den Eingang zum Vorläufer-Komplex finden.“ Dabei deutete sie in den Gang vor sich. Dark und Scortch waren die ersten. Dann kamen Timka und Carin. Sev und Fixxer übernahm die Rückendeckung. Zayron ging in der Mitte der Gruppe.
Der Leichnam von Tarek blieb hinter ihnen zurück.

Sie durchkämmten mehrere Stunden die ausgedehnten Kanalisationsrohre, stießen dabei jedoch immer wieder auf eingestürzte Segmente, so dass sie umkehren und einen neuen Weg suchen mussten. Der Computer des Anzugs erstellte währenddessen eine Karte der Kanalisation, so dass zumindest gewährleistet war zurück zu finden. Während der ganzen Zeit blieb die ganze Gruppe äußerst wachsam und die Umgebungssensoren der Anzüge waren auf Maximum gestellt. Doch sie trafen auf kein weiteres Lebewesen. Sie waren gerade in einen noch unerforschten Gang eingedrungen als sich Dark plötzlich gegen die Wand drückte und die geballte Faust hob. Sogleich konnte man ihn über Funk hören.
„Kontakt. Fünf unbekannte Lebensformen.“
Das ganze Team ging in die Hocke und wartete. Doch nichts kam um die Biegung vor Ihnen. Schließlich erhob sich Timka.
„Fixxer, Scortch ihr kommt mit mir. Achtet darauf Abstand zu halten.“
Die beiden nickten und folgten Timka mit angelegten Waffen um die Biegung. Beide standen seitlich versetzt, so dass sie alle gleichzeitig feuern konnten. Sie musste nicht weit gehen als sie vor sich das erste Wesen sahen. Es stand einfach nur da.
Soweit Timka es sehen konnte war es von der gleichen Art wie das Wesen aus der Blüte, aber dieses stand ohne Blume einfach da und schien nichts zu tun.
„Lebt es?“, fragte Fixxer.

Timka legte an und drückte ab. Ein ultrahocherhitzter Laserstrahl schoss mit rotem Glühen durch den Gang und bohrte sich mit Lichtgeschwindigkeit in den Kopf des Wesens. Oder zumindest den Teil, den Timka für den Kopf hielt. Ein Teil des Kopfes wurde durch den Schuss weggesprengt und das Wesen kippte um.
„Jetzt definitiv nicht mehr.“, kommentierte Timka ihren Schuss. Nach dem Tod von Tarek wollte keiner mehr ein Risiko eingehen. Am wenigsten Timka die für ihre Schar verantwortlich war. Plötzlich war ein schrilles Kreischen von vorne zu hören und am Ende der langgezogenen Biegung tauchten vier weitere der Wesen auf. Wesentlich aktiver als das von gerade eben.
Die drei eröffneten sofort das Feuer auf die Wesen. Das der Gang so eng war, kam ihnen hier zu gute. Die Wesen konnten nicht ausweichen und wurden von den Salven der drei Lasergewehre in Fetzen gerissen.
„Weiter.“, befahl Timka und das ganze Team rückte über die Überreste der Wesen weiter vor. Besonders während dem Passieren der Überreste waren ihre Nerven bis zum Zerreißen angespannt. Wusste doch niemand ob die Wesen wirklich tot waren. Doch nichts passierte.

„Was sind das für Wesen?“, fragte Carin den Magister.
„Ich weiß es nicht Carin. Irgendwie muss die biologische Waffe dafür gesorgt haben dass das organische Material nicht zu 100% verging sondern sich zu einer neuen Lebensform zusammenballte.“
Dabei beugte er sich über die Überreste der Wesen. Er hütete sich dafür diese zu berühren, immerhin wusste er nicht ob dieser Schleim und das komische grüne Zeug seine Panzerung durchdringen konnte. Stattdessen zog er eine kleine Sonde hervor und ließ diese in den Schleim fallen. Er hatte vor Daten zu sammeln um diese eventuell später auswerten zu können.
„Fixxer, Dark geht voraus und erkundet den Weg vor uns.“, befahl Timka den beiden, während der Rest wartete bis Zayron mit seiner Untersuchung fertig war.
„Das ist die Gefahr beim Einsatz biologischer Waffen. Sie sind unmöglich in Ihren Auswirkungen zu kontrollieren.“, erläuterte Zayron.
Carin nickte verstehend.
„Timka, wir haben da etwas.“, konnte man Darks Stimme über Funk hören.
„Was?“
„Eine schwere stählerne Tür. Sieht aus wie eine Schleuse. Ist in einem kleinen Nebenraum nicht weit von eurer Position.“
„Haltet die Stellung, wir schließen zu euch auf.“
Sie nickte dem Magister zu, der den Funkspruch auch gehört hatte. Geschlossen brach die ganze Gruppe auf und folgte Timka zum Standort von Dark und Fixxer.

Sie erreichten die beiden vor der massiven Stahltür kauernd. Wie Dark beschrieben hatte war es eine große stählerne Tür mit zwei Türflügeln. Sie sah aus wie eine große Schleuse. Die beiden knieten bereits vor der Tür und untersuchten sie.
„Das muss es sein.“, sagte Magister Zayron.
Timka nickte und deutete dann auf Scortch und Sev.
„Ihr zwei gebt Rückendeckung. Passt auf das uns keines der Wesen folgt.“
Die beiden nickten und stellten sich rechts und links des Eingangs zu dem kleinen Raum auf. Die Schleuse lag in einem kleinen Raum, der von einem Hauptkanal abzweigte. Wenn man nicht direkt danach suchte war der Raum kaum zu finden.

Währenddessen machten sich Dark, Fixxer und Zayron daran die Tür zu untersuchen.
„Sieht ziemlich stabil aus.“, murmelte Fixxer.
„Stimmt, das Metall ist kaum angegriffen.“, stimmte Zayron zu.
„Wie kriegen wir das auf?“, fragte Dark.
„Sprengen?“, schlug Fixxer vor.
„Scortch, sieh dir das mal an.“, befahl Timka und nahm stattdessen dessen Platz ein. Doch in dem Rohr vor dem Raum war es ruhig. Kein Anzeichen von feindlicher Präsenz.
Scortch kniete sich vor die stählerne Schleuse und begann damit die Tür zu untersuchen. Nach ungefähr zwei Minuten brummte er und schüttelte den Kopf.
„Das Tor ist in hervorragendem Zustand. Dürfte mit dem Zeug was wir dabei haben kaum zu knacken sein.“
„Also was machen wir?“, fragte Fixxer.
„Ich hab eine Idee.“, meldete sich Zayron zu Wort und erhob sich.
Er ging zu einem kleinen Terminal, das in einer Ausbuchtung neben der Schleuse war.
„Das Teil ist doch längst ausgefallen.“, kommentierte Fixxer.

Doch wie um die Worte von Fixxer zu wiederlegen glomm der Bildschirm des Terminals plötzlich in einem hellen blau auf. Selbst Zayron schien das nicht erwartet zu haben und zuckte zusammen, als das Terminal plötzlich anging.
„Wie haben sie das gemacht?“, fragte Fixxer fasziniert.
Zayron zuckte mit den Schultern. Er wusste es selbst nicht.
„MENSCHLICHE PRÄSENZ GEORTET.“
Alle im Raum zuckten erschreckt zusammen als plötzlich eine kühle künstliche Stimme ertönte.
„BITTE ANLIEGEN DEFINIEREN!“
Zayron blickte das Terminal genau an und sah darüber einen Lautsprecher. Daher musste die Stimme kommen.
„Wir möchten Einlass in den Komplex.“
„BITTE GRUND DEFINIEREN.“
„Wir benötigen genetisches Material der Vor... der Menschen.“, antwortete Zayron. Im letzten Moment verwendete er den Eigennamen des Homo Sapiens Sapiens. Mit dem Wort „Vorläufer“ hätte der Computer bestimmt nichts anfangen können.
Die Maschine reagierte zuerst nicht auf diese Aussage und antwortete erst nach einigen Augenblicken.
„GRUND AKZEPTIERT – EINGANG WIRD GEÖFFNET.“
Mit einem Zischen von entweichender Luft öffnete sich die Schleuse vor Ihnen und gab den Eingang frei.
„Das war einfach.“, kommentierte Carin das Geschehen.
Timka nickte. Irgendwie war das zu einfach.
„Naja, auf alle Fälle wissen wir jetzt das dies kein Lagerkomplex der Vorläufer war.“, meinte Carin als sie durch den Eingang den Vorläuferkomplex betraten.


3461 a.D.
Tag +4 seit dem Angriff
Zitadelle im Zittergebirge, Sphäre der Homo Sapiens Superior
ehem. Land der Nord-Union
ehem. Deutschland, Alpen


Iliam stand neben Magister Kardan auf der höchstgelegenen Plattform der Zitadelle und blickte nach unten. Obwohl die Plattform fast in 1.000 m Höhe lag, konnte man die Ranken rund die Zitadelle mit bloßem Auge erkennen. Inzwischen waren es sieben an der Zahl. Fünf davon lagen außerhalb der äußeren Befestigungsmauern, lediglich zwei hatten diese direkt durchbrochen und spien ihre Fracht direkt in die Verteidigungsanlagen hinein. Diese beiden machten ihm die größten Sorgen. Obwohl die Verteidigungsanlagen der Zitadelle mehrfach gestaffelt waren und diese noch nie zur Gänze durchbrochen worden waren, stellte die aktuelle Situation die Verteidigungsanlagen auf eine harte Probe. Das Hauptproblem waren und blieben die Ranken. Aber die Superior fanden einfach kein Mittel gegen diese. Sie hatten es mit allem probiert. Anzünden, bombardieren, sprengen... alles. Aber nichts zeigte Wirkung. Egal wie heftig man sie traf, die Ranken spien unerlässlich weiter Feinde aus. Die Wesen schwappten gleich einer Springflut über die Verteidiger herein. Diese hatten die besseren Stellungen und wehrten sich energisch, aber die schiere Anzahl der Feinde sorgte dafür dass die Chancen ausgeglichen waren. Wenn man leise war konnte man selbst hier oben noch das Zischen und Fauchen der Laserstrahlen unter ihnen hören.

Plötzlich sah man einen beinahe 50 Meter langen orangefarbenen Kegel hervorschießen. Wo er traf, sorgte er für tiefe Schneisen der Verwüstung in den Reihen der angreifenden Wesen.
„Wir verwenden nun also Flammenwerfer.“, murmelte Magister Kardan hinter ihm.
Iliam nickte.
„Ja, es scheint die effektivste Methode zu sein diese Wesen aufzuhalten. Die meisten durch Laserstrahlen getroffenen Wesen wurden von ihren Artgenossen zurückgezogen. Wenn Zayron Recht hat, werden diese Wesen irgendwie repariert und zurück in den Kampf geschickt. Lediglich die Leichen, die halb verbrannt sind lassen sie liegen.“
„Ich wusste nicht dass wir Flammenwerfer haben?“
Iliam lachte ein düsteres, humorloses Lachen.
„Hatten wir auch nicht. Alkays Soldaten haben sie mit der Hilfe von Arbeitern zusammengebaut.“
Kardan nickte und die beiden blickten weiter hinab in die Tiefe. Der permanente Schusswechsel wurde immer wieder durch orangefarbene Feuerkegel unterbrochen.

„Stimmt es, das inzwischen auch... andere Wesen angreifen?“, fragte Kardan zaghaft.
Iliam nickte.
„Ja. Die angreifenden Wesen sehen nicht mehr nur wie Odonata aus. Inzwischen kann man auch Wesen sehen die den Lupus ähneln, den Mischlingen... oder den Superior.“
Die letzten waren die schlimmsten. Ein lebendes Mahnmal was passieren konnte wenn man den Angreifern in die Hand fiel. Viele Krieger zerbrachen fast an dem Anblick. Denn trotz der Mutationen und Veränderungen konnte man noch immer erkennen welchen Superior man vor sich hatte. Viele fanden sich unvermittelt einem alten Kampfgefährten oder Bekannten gegenüber und musste diesen daraufhin erschießen.
Auf diese Erkenntnis hin herrschte wieder Schweigen zwischen den beiden Magistern.

Schließlich wandte sich Iliam ab von der Aussicht. Er war nicht wegen der Aussicht hier hoch gekommen, sondern wegen dem ehrgeizigen Projekt von Zayron zur Rettung der Menschheit. Dem Projekt dem er zugestimmt hatte. Direkt hinter der Aussichtsplattform war die Baustelle der Anlage für den Strahlenimpuls. Das Gerät war eine abgewandelte Kriegswaffe und gemeinsam von Kardan und Zayron entwickelt worden. Es sah aus wie ein kleinerer Turm und bestand aus vier quadratisch angeordneten Stahlpfeilern. In deren Mitte befand sich ein weiterer dünnerer Stahlpfeiler. Er würde den Impuls in Zusammenarbeit mit drei jeweils auf einer Schiene um den Turm laufenden Aggregaten erzeugen.
Zayron hatte Iliam die Funktionsweise des Turms während seines Flugs versucht ausgiebig zu erklären. Gleich der Neutronenwelle für die der Turm ursprünglich entwickelt worden war, würde der Strahlenimpuls ausgelöst und sich in alle Richtungen ausbreiten. Wo die Neutronenwelle alles ungeschützte organische Leben getötet hätte, bezweckte der Strahlenimpuls etwas anderes. Er regte eine gezielte Mutation der Gen-Struktur an. Zayron war sich sicher einen Impuls schaffen zu können der die Gene jedes Wesens mit mindestens 50% menschlicher DNA mutieren ließ. Und zwar so wie er es wollte. Gemäß Zayrons Theorie würde das den angreifenden Wesen den Grund entziehen wieso sie überhaupt angriffen.

„Wird es funktionieren?“, fragte Kardan zweifelnd.
Eben dieser Punkt bereitete auch Iliam Kopfzerbrechen. Aber wenn er nach unten sah, war das ihre einzige Chance. Plötzlich zog donnernd ein Geschwader aus fünf Warhammer-Angriffstransportern vorbei. So laut das Kardan nicht hörte was Iliam vor sich hin murmelte.
„Um unser aller Willen MUSS es funktionieren!“


3461 a.D.
Tag +4 seit dem Angriff
Vorläufer-Komplex, Sektor J-2, Wilde Lande
ehem. Großchinesisches Reich
ehem. Japan, - Standort nicht näher definierbar –


Zaghaft folgte Carin Timka und den anderen in den Vorläufer-Komplex. Ihm gefiel das ganz und gar nicht. Die Vorläufer waren verschwunden. Sollten sie verschwunden bleiben. Er wollte ihre Ruhe nicht stören. Wer weiß was sie hier erwartete. Aber er hatte versprochen zu helfen die Lösung zu suchen und zu seinen Versprechen stand er. Das hieß ja nicht dass ihm das hier gefallen musste.
Neugierig blickte er sich um. Der Eingangsbereich bestand aus einem kleinen Raum. Vor Ihnen war eine weitere Schleuse wie die, die sie gerade durchquert hatten. Doch diese war geschlossen. Kaum das Carin die erste Schleuse durchquert hatte, schloss sich diese wieder mit einem Zischen. Carin wirbelte herum und starrte die Mauer hinter sich an.
„Wir sind gefangen...“
„BITTE WARTEN – DESINFIZIERE.“, meldete sich die kühle Computerstimme wieder.
Zayron schüttelte den Kopf.
„Nein, das hier ist lediglich eine Desinfektionskammer. Wenn wir warten geht die Schleuse vor uns bestimmt gleich auf.“
Mit einem Zischen sprühte plötzlich ein wässriger Dampf aus mehreren Öffnungen an der Decke. Binnen kurzer Zeit füllte sich der kleine Raum mit einem dichten Nebel, der ebenso schnell durch Ventilatoren am Boden abgesaugt wurde wie er kam.
„DESINFEKTION ABGESCHLOSSEN.“

Mit einem Klacken öffnete sich die Schleuse vor Ihnen einen Spalt und öffnete sich dann lautlos komplett.
„Wie vermutet.“, kommentierte Zayron das Geschehen und ging voraus.
Der Raum hinter der zweiten Schleuse war um einiges größer und langgezogener. Er ging ungefähr 20 m geradeaus, dann kam man an eine T-Kreuzung. Als sich die zweite Schleuse geöffnet hatte, waren zeitgleich Lampen an der Decke angegangen und erhellten ihnen ihren Weg.
Mit einem Zischen schloss sich auch die zweite Schleuse hinter ihnen wieder.
„Virusdichte bei 0,00%.“, meldete Dark.
Mit einem Zischen öffnete Zayron die Dichtungen an seinem Hals.
„Magister nicht!“, rief Timka.
Doch Zayron zog sich bereits den Helm vom Kopf.
„Endlich durchatmen.“, murmelte er und holte in tiefen Zügen Luft.
Nun zogen auch Carin, Timka und die anderen die Helme vom Kopf.
„Magister, ihr hättet tot sein können. Wir wussten nicht ob die Luft atembar ist!“, kritisierte Timka den Magister. Doch dieser winkte nur ab und schritt bereits selbstbewusst den Gang in Richtung T-Kreuzung entlang. Er blickte sich dabei neugierig um, schien jedoch vielmehr fasziniert als verängstigt. Resigniert eilten Timka und der Rest der Schar ihm hinterher. Auch sie blickten sich um, jedoch mit vielmehr Vorsicht als der Magister. Als letzter kam Carin, der sich immer wieder misstrauisch umsah.

Zayron erreichte gerade die T-Kreuzung als vor ihm summend eine bläulich schimmernde Gestalt erschien. Timka erhob blitzschnell die Waffe und richtete sie auf das Wesen, ließ sie jedoch so gleich wieder sinken.
"Willkommen im Komplex Alpha-1", sprach die Gestalt.
„Ein Hologramm.“, meinte Zayron.
„Negativ. Ich bin kein einfaches Hologramm.“, antwortete die Gestalt.
Bei genauerem Hinschauen sah Carin das die Gestalt die äußere Erscheinungsform eines Vorläufers hatte. Es schien eine junge Frau zu sein. Sie hatte kurzes Haar, war ziemlich zierlich und klein. Die Figur schien nackt zu sein, besaß jedoch außer Erhebungen im Brustbereich keine Geschlechtsmerkmale. Das Gesicht jedoch war eindeutig weiblich. Über ihren Körper glitten permanent Zahlen und Symbole von den Fußspitzen zum Kopf. Es wirkte fast so als blickte sich die Figur neugierig um wer da in ihr Domizil eingedrungen war.

„Was bist du dann?“, fragte Zayron.
„Ein intelligentes Programm das innerhalb bestimmter Parameter selbstständig handeln und agieren kann.“, erläuterte das Programm.
„Eine Künstliche Intelligenz?“
„Nein. Ich kann nicht über meine Parameter hinaus denken. Außerdem entwickele ich keine eigenständige Persönlichkeit, eigene Ziele oder eigene Ideen. Nennt mich NBUE.“
„Seltsamer Name.“, murmelte Scortch.
„Oh das ist kein Name. NBUE steht für Nicht-biologische-Unterstützungs-Einheit. Aber die Bewohner dieses Ortes nannten mich auch Cora, wenn euch das lieber ist.“, erklärte das Programm.
„Cora, was ist deine Aufgabe in diesem Komplex?“, fragte Zayron.
„Überwachung und Instandhaltung, bis meine Erschaffer zurückkehren.“
„Wieso hast du uns die Tür geöffnet?“, fragte Zayron.
„Meine Erschaffer implementierten mir einen Parameter für den Fall das menschenähnliche Wesen vor der Tür erschienen. Zum ersten Mal seit 459 Jahren, 324 Tagen, 12 Stunden, 6 Minuten und 43 Sekunden wurde der Komplex geöffnet.“
„So lange war der Komplex versiegelt? Kamen vorher keine Menschenähnlichen Wesen zum Tor?“
„Doch. Aber die Anweisung war die Tür frühestens 200 Jahre nach der Versiegelung zu öffnen.“

Dark rieb sich nachdenklich das Kinn.
„Das war inmitten der Selektionskriege.“, erklärte er.
„Richtig. Da hatte jeder diesen Komplex bereits vergessen und dann schlug die Biologische Waffe ein und löschte alles Leben aus.“, stimmte ihm Zayron nickend zu.
„Korrekt. Meine Sensoren registrierten vor 98 Jahren, 212 Tagen, 6 Stunden, 2 Minuten und 13 Sekunden einen rapiden Verfall aller organischen Lebewesen im Umfeld. Lediglich in den umliegenden Kanalisationsrohren blieben Spuren von unbekanntem und undefinierbarem Leben erhalten.“
Zayron nickte nachdenklich und wandte sich dann wieder dem Programm Cora zu.
„Was hättest du getan wenn wir feindselig gewesen wären?“
„Diese Anlage verfügt über eine Neutronenreinigungsanlage. Binnen Millisekunden wäre die komplette Anlage mit hochkonzentrierter Neutronenstrahlung gereinigt worden. 99,9875% allen Lebens innerhalb der Anlage wäre vernichtet worden.“

Carin lief ein Schauder über den Rücken bei dieser Eröffnung. Sie befanden sich sozusagen nur einen Millimeter vom Tod entfernt und ihr Leben lag in den Händen eines Computerprogrammes, das seit fast 500 Jahren nicht mehr gewartet oder geupdatet worden war.
„Was geschah mit deinen Erschaffern?“, stellte Zayron die eine Frage die ihn bereits sein Leben lang interessierte.
„Bitte folgt mir.“, antwortete das Programm und verlosch.
Die Tür zur linken von Ihnen öffnete sich und Zayron blickte zu den anderen. Mit einem Schulterzucken folgte er dem Programm. Ohne genauer darüber nachzudenken folgten auch die restlichen Mitglieder des Teams dem sich öffnenden Weg. Niemand wollte hier alleine bleiben. Der Weg führte Sie in einen langen Gang der unversehens zur Brücke wurde. Rechts und links waren große Glasscheiben eingelassen. Neugierig blickte Carin dadurch nach unten, sah aber nur hunderte von aufrechtstehenden Kapseln. Sie alle besaßen eine Art Tür an der Vorderseite und von jeder einzelnen liefen Kabel weg. Diese Kabel verbanden sich zu gigantischen Kabelsträngen die alle auf eine größere Konstruktion in der Mitte zuliefen. Zayron atmete tief durch.
„Sind das deine...“, begann er.
„...Erschaffer?“, vervollständigte das Programm den Satz und tauchte wieder vor ihnen auf. In den Wänden musste es verborgene Holoprojektoren geben.
Zayron nickte.

„Negativ. Nicht mehr.“
„Nicht mehr?“
Das Programm Cora schien eine Sekunde zu zögern, als erinnere es sich an eine schmerzhafte Erinnerung. Es war beängstigend wie lebensecht dieses Programm namens Cora wirkte.
„Vor exakt 459 Jahren, 323 Tagen, 5 Stunden, 48 Minuten und 59 Sekunden hörten meine Erschaffer auf in ihrer jetzigen Form zu existieren.“
„Wie das?“
„Sie läuteten den nächsten korrekten Schritt in der Evolution ein.“
Zayron blinzelte als hätte er nicht richtig verstanden. Evolution?
„Was haben sie getan? Bitte erkläre.“
Plötzlich erschien neben dem Hologramm von Cora ein weiteres Hologramm. Es zeigte den Kopf eines Homo Sapiens Sapiens. Eines Homo Sapiens Sapiens den Carin nur zu gut kannte. Es war das Vorläufer-Wesen das sich als erster Herold von Gaia bezeichnete.
„Zayron...“, murmelte er schockiert.
„Ja, Carin ich weiß.“, antwortete dieser nickend.
Timka und der Rest der Schar guckten etwas irritiert. Sie waren zwar auf das Vorläufer-Wesen schon getroffen, hatten es jedoch noch nie ohne Helm aus der Nähe gesehen und kannten daher seine Gesichtszüge nicht.

Das Programm Cora begann zu erzählen ohne die Aufregung von Carin und Zayron zu bemerken.
„Dies ist Prof. Dr. Albert Hawkling. Er war einer der letzten ursprünglichen Homo Sapiens Sapiens und ein herausragendes Genie auf den Gebieten Genetik, Kybernetik und Evolutionstheorie.“
Das Hologramm wechselte und zeigte den Professor in bewegten Bildern wie er durch diese Hallen ging.
„Er war einer von 1342 Menschen die diesen Komplex regelmäßig besuchten und im Umfeld lebten. Er entwickelte im Jahre 2998 ein Theorie zur Einleitung der nächsten Evolutionsstufe der Menschheit.“
„Was ist mit den anderen Menschenrassen? Den Homo Sapiens Superior, den Homo Sapiens Lupus und dergleichen? Sind nicht sie die nächste Evolutionsstufe der Homo Sapiens Sapiens?“, warf Timka ein.
Das Programm schien kurz zu stocken, richtete dann seine Augen auf Timka und begann zu erklären.
„Prof. Dr. Albert Hawkling betrachtete die neu entstandenen Menschenrassen lediglich als Abweichungen und Sackgassen auf dem Weg zum nächsten Evolutionsschritt. Da die ursprüngliche Art jedoch mehr und mehr ausdünnte beschloss er die nächste Stufe künstlich einzuleiten.“

„Das geschah hier, nicht wahr?“, murmelte Zayron und blickte nach unten zu den komischen Kapseln. Ihm dämmerte was der Professor in die Wege geleitet hatte und er erbleichte beim Gedanken an das Genie dieses Mannes.
„Ja, vor genau 459 Jahren, 323 Tagen, 7 Stunden, 2 Minuten und 10 Sekunden wurde das Projekt gestartet. Nach 14 Minuten und 11 Sekunden traten die Auswirkungen ein.“
„War das Projekt ein Erfolg?“
„Unbekannt. Theoretisch ja. Die Erschaffer tauchten nicht wieder auf. Praktisch kann keine Aussage getroffen werden.“
„Sie sind in den Kapseln, korrekt?“
„Korrekt. Alle 1342 Menschen der ursprünglichen Gattung. Die letzten Ihrer Art.“
Zayron nickte und blickte nachdenklich auf die Kapseln unter Ihnen. Still und leblos standen sie in dem gigantischen Raum.

„Ich versteh das nicht, was ist die nächste richtige Evolutionsstufe?“, fragte Carin.
„Vergeistlichung.“, antworteten Zayron und das Programm Cora wie aus einem Mund.
„Vergeistlichung?“, hakte Carin nach. Er konnte mit dem Wort nichts anfangen.
„Unter Vergeistlichung wird die Loslösung des geistigen Wesens einer Kreatur von seiner körperlichen Existenz verstanden.“, erklärte das Programm.
„Die Wesen streifen ihre Existenz auf der körperlichen Ebene ab und existieren als rein geistliche Wesenheiten weiter. Sozusagen als reine Intelligenz.“, fügte Zayron hinzu.
Als alle die Tragweite der Entscheidung der Vorläufer verstanden war es still im Korridor und sie blickten nach unten zu den Kapseln Plötzlich sahen sie die Kapseln mit anderen Augen. Darin waren die letzten Körper der Vorläufer.
„Aber wie haben sie das gemacht?“, fragte Timka. Wie konnte man Geist und Körper voneinander trennen?
„Keine Ahnung...“, antwortete der Magister in Gedanken versunken.

„Der Theorie nach kann der Geist vom Körper durch eine Nahtoderfahrung, hervorgerufen durch eine gezielte Vergiftung des Organismus, und den massiven Einsatz von Quantenmechanik und der dabei auftretenden Wellenfunktion getrennt werden. Anstatt wie beim Tod löst sich der Geistkörper nicht auf sondern existiert anhand der Wellenfunktion ohne Körper weiter. Über spezielle Leitungen wird er mithilfe einer Wechselfunktion von Elektronen und Neutronen zu einem gigantischen Reservoir geleitet, in dessen Inneren permanent Wellenfunktionen ablaufen. In diesem Sammeln sich die Geistkörper und ballen sich zusammen. Sobald genügend Geistkörper eingetroffen sind entsteht eine neue Wesenheit auf der nächsten Stufe der Evolution. Die Energie des Geistkörpers der neuen Wesenheit ist daraufhin stark genug ohne Wellenfunktionen im Normalraum überleben zu können.“, erklärte Cora.
„Welche Kräfte hätte so eine Wesenheit?“, fragte Zayron.
„Unbekannt.“
„Sind die Körper deiner Erschaffer noch in den Kapseln?“
„Ja. Ihre Körper wurden nach dem Erlöschen der Lebensfunktionen durch Flüssigstickstoff in Stase versetzt um bei der Rückkehr wieder aufgetaut werden zu können.“
„Ist das denn möglich? Zurückzukehren?“
„Unbekannt.“
Zayron rieb sich nachdenklich über den Kopf und ging ein paar Schritte hin und her, während die anderen ungeduldig warteten. So langsam wurde ihm einiges klar.

„Sagt dir der Name Gaia etwas?“, erkundigte er sich bei dem Programm Cora.
„Gaia ist eine alte menschliche Bezeichnung für eine Fruchtbarkeitsgöttin. Davon abgesehen gibt es noch die Gaia-Hypothese aus dem Jahr 1965 von Lynn Margulis und James Lovelock. Diese besagt das die Erde gleich einem eigenständigen Lebewesen reagiert. Diese These konnte nie bewiesen werden, wurde jedoch auch nie zu 100% wiederlegt.“
„Darüber hinaus gibt es keine weiteren Bedeutungen?“
„Keine, die diesem Programm bekannt sind.“
Das war eine Enttäuschung. Wessen Herold die angreifenden Wesen waren, war also noch immer unbekannt. Aber immerhin hatten sie herausgefunden was mit den Vorläufer passiert war. Auch hatten sie gefunden was sie suchten.

„Eine letzte Frage Cora. Wir benötigen reines menschliches Gewebe. Ist das möglich?“
„Ja. Im Haupteingang gibt es eine Konsole. Diese hat sich soeben geöffnet. Darin befindet sich ein Behälter mit dem reinen Genom des Homo Sapiens Sapiens.“
Zayron war von der Äußerung überrascht.
„Das scheint fast so als hätte man vorausgesehen, dass wir diese Probe irgendwann benötigen könnten.“
„Ja. Prof. Dr. Albert Hawkling sah voraus das der Weg der anderen Menschenrassen der Falsche ist und bereitete eine Probe vor, damit nachträglich eine Korrektur erfolgen konnte.“
Einmal mehr kam Zayron nicht umhin die Weitsichtigkeit und Genialität dieses Mannes zu bewundern. Wie gerne hätte er ihn getroffen als er noch ein Mensch gewesen war.
„Wir danken dir Cora. Wir werden dann aufbrechen.“
Das Programm schien Zayron direkt anzublicken und nickte dann.

„Wenn Sie in der Haupthalle den rechten Weg nehmen, kommen Sie zu einem Aufzug. Meine Sensoren melden dass der Aufzug immer noch verwendbar ist. Ein Aufstieg durch die Kanalisation ist nicht zu raten. Die Sensoren melden ein drastisches Ansteigen der Lebensformen rund um diese Anlage.“
Zayron nickte und führte die Gruppe zurück in den Eingangsbereich. Wie das Programm Cora erzählt hatte befand sich in der Mitte der Wand eine kleine Konsole. Diese hatte sich geöffnet und zeigte einen kleinen Behälter in dem es rot schimmerte. Das Blut eines Homo Sapiens Sapiens.
Auch die Tür in der rechten Abzweigung hatte sich geöffnet und zeigte eine Aufzugskabine. Die Gruppe betrat die Kabine, die daraufhin selbstständig die Tür schloss und sich nach oben in Bewegung setzte. Timka wies alle an die Helme wieder aufzusetzen um die geschlossene Biosphäre des Anzugs wiederherstellen zu können. Die Oberfläche war noch immer Virenverseucht. Ein letztes Mal hörten Sie noch vom Programm Cora.
„Unbekannte Lebensformen dringen in voraussichtlich 10 Minuten und 24 Sekunden in den Komplex ein. Bereiten Neutronenreinigung vor. Da Durchbruch der Tür wahrscheinlich kann der Reinraumzustand nicht garantiert werden. Notfallprotokoll ZZ76 tritt in Kraft. Überladung des Fusionsreaktor gestartet. Erreichen kritischer Masse in 18 Minuten und 22 Sekunden.“
Irgendetwas musste die Blumenwesen in der Kanalisation aufgeweckt haben und Carin wurde das Gefühl nicht los, das sie dieses etwas gewesen waren.

„Was bedeutet das?“, fragte Timka.
„Ich vermute die Wesen ätzen sich mit ihren Körpersäften durch die Schleusen. Sobald diese durchbrochen sind wird der Reaktor der Anlage gesprengt und der Komplex vernichtet.“, erklärte Zayron.
Welcher Verlust. Soviel Wissen das in der Anlage gespeichert war. Alles vernichtet.
Plötzlich blieb der Aufzug mit einem Rucken stehen und die Türen öffneten sich zischend. Sofort erfasste sie der staubige Wind der Oberfläche. Sie waren auf einem Steinplateau ungefähr 1 km von ihrem Einstiegspunkt aufgetaucht.
Timka sah sofort das dieser Weg 100x besser war wie der den sie hinein genommen hatten. Der Blumenorganismus war anscheinend nicht durch die Virusverseuchung hier oben in der Kanalisation gehalten worden, sondern durch den Deckel den sie geöffnet hatten. Und jetzt hatte er einen Weg nach oben gefunden.
Rund um das Gebäude wuchsen die fleischigen Blumen am Boden und an den Wänden des Gebäudes selbst waren fleischige Wucherungen zu sehen. Sie glichen Kletterpflanzen die das Gebäude hinauf gewachsen waren.

„ACHTUNG! Kontakt!“, schrie Fixxer plötzlich und deutete auf 15 Blumen die sich ungefähr 400 m von Ihnen entfernt öffneten. Die Wesen in der Mitte kreischten schrill auf und machten sich auf den Weg zu der Gruppe.
„Scheiße, die haben nicht vergessen was wir mit ihren Kumpels gemacht haben!“, kommentierte Scortch lakonisch.
„Na und? Knall sie ab!“, antwortete Timka und eröffnete das Feuer. Die erste Salve Laserschüsse durchsiebte eines der Wesen.
Noch mehr Blüten öffneten sich und spien die Wesen aus.
„Oh Scheiße.“
Nun fielen alle in das Feuer ein und entfachten einen waren Sturm an Laserstrahlen die ein Wesen nach dem anderen niedermähten. Doch immer mehr Blumen öffneten sich.
„Scheiße. Leviathan Alpha 3 wo seid ihr? Wir brauchen dringend Exfiltration!“, schrie Timka in ihr Funkgerät.
„Sind schon im Anflug auf eure Position, Schar-Führerin! Wir haben sofort Kurs genommen, nachdem euer Signal wieder aufgetaucht ist.“, meldete sich der Pilot.
„Sehr gut! Achtung Landezone ist voller Feinde.“
„Verstanden. Wir sehen sie, was sind das denn für Viecher?“
Timka blickte sich um und konnte den großen Stählernen Rumpf des Leviathans durch den Wolkenverhangenen Himmel brechen sehen. Auch das Brüllen der Raketentriebwerke war jetzt zu hören.

„Egal. Knallt sie ab!“
„Verstanden.“
Es blitzte acht Mal an der Front des Leviathans auf und ein kompletter Kilometer Land löste sich vor ihrem Team auf. Die acht Raketen waren direkt in der Mitte der Wesen eingeschlagen und hatten diese in einem Feuersturm vernichtet. Doch Timka ging davon aus, das dies die Wesen nur kurz aufhalten würde.
„Nichts wie weg. Das hält sie nicht lange auf!“
„Verstanden, Schar-Führerin.“
Mit donnernden Triebwerken setzte der Leviathan vor ihnen auf und öffnete die Rampe. Das ganze Team spurtete die Rampe hinauf in den sicheren Bauch des stählernen Monsters.
„Alle an Bord, Abflug!“, funkte sie den Piloten an.
„Verstanden.“
Mit brüllenden Triebwerken hob der Leviathan ab und verbrannte den Sand unter seinen Triebwerken zu Glas. Dort wo sich der aufgewirbelte Sand legte konnte man sehen das noch immer hunderte an Blumen rund um den Turm sprossen.
Zuletzt geändert von Brandark am 16. August 2012 21:05, insgesamt 7-mal geändert.

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Re: [Story-Contest] Brandark "Die Gegenschöpfung"

Beitragvon Brandark » 9. August 2012 14:31

~ 4. Kapitel - ERLÖSUNG ~



3461 a.D.
Tag +5 seit dem Angriff
3. Verteidigungswall
Zitadelle im Zittergebirge, Sphäre der Homo Sapiens Superior
ehem. Land der Nord-Union
ehem. Deutschland, Alpen


Fauchend und brüllend wie ein verwundetes Tier schoss die Feuerfontäne den Gang entlang und hüllte alles in ihm in glutroten Schein. Gleich einem wilden Tier verbiss sich die Feuersbrunst in den angreifenden Wesen. Chitin knackte und zersplitterte unter der Hitze, Haut verkohlte, Fell verbrannte und permanent lag der Geruch vom brennendem Fleisch in der Luft.
Die angreifenden Wesen, inzwischen eine bunte Mischung aus Mutationen der verschiedensten Menschenrassen, war in den Gang geströmt wie Wasser. Direkt in die Falle der Homo Sapiens Superior. Als die Wesen den Gang zur Hälfte durchquert hatten waren am Ende zwei Superior aufgetaucht. Beide schleppten schwere Tornister auf ihren Rücken herum und hielten schnell und notdürftig zusammen gebaute Flammenwerfer in der Hand, mit denen Sie den Gang jetzt systematisch einäscherten.

„Ja, verdammt!“, brüllte einer der beiden Superior.
„Verreckt ihr Scheißviecher!“, fiel der Zweite ein.
Die Wesen im Gang zitterten wenn sie das Feuer traf und zerfraß, dann kippten sie langsam zu Boden wo sie mit schwelenden Gliedmaßen liegen blieben. Die beiden Männer gingen nun langsam, Schritt für Schritt in den Gang hinein und stießen ihre Feuerlanzen immer tiefer hinein. Immer mehr der angreifenden Wesen fingen Feuer und brachen zusammen. Der Gestank nach brennendem Haar und Fleisch war atemraubend, aber die beiden gingen einfach weiter. Beide hatten gesehen wie Freunde und Angehörige von den Wesen mitgenommen worden waren. Für beide war der Gestank ein willkommenes Zeichen der Rache.
„Wie viel Energie hast du noch?“, schrie der eine dem anderen zu.
„25%. Wir sollten langsam umkehren.“
„Hey! ACHTUNG!“, schrie der erste plötzlich und deutete auf eine Gestalt die das Feuer durchquerte. Sie trug eine grüne Chitinartige Rüstung, war aber ganz offensichtlich keines der Wesen. Der Körper war wohl proportioniert, nicht verdreht und mutiert wie der Körper der Wesen. Auch hatte das Wesen keine implantierte Waffe an einem der Arme.
„Was ist denn das für ein Vieh?“
„Egal! Grill es!“

Beide Superior richteten ihre Flammenwerfer auf das Wesen und drückte ab. Zwei Spieße aus brennendem Feuer schossen hervor und trafen das Wesen. Binnen Sekunden verschwand es in einer Feuersbrunst. Die Flammen loderten bis zur Decke des Ganges und verschlangen knisternd jegliches Stück brennbares Material, dem sie habhaft werden konnten.
Beide Superior grinsten sich gegenseitig an, nichts konnte dieses Inferno überleben. Sie wollte sich gerade abwenden um sich zurückzuziehen und die Batterien ihrer Flammenwerfer aufzufüllen als sich der eine plötzlich an die Brust fasste. Er verzog das Gesicht und begann anstrengend zu atmen, es schien als leide er große Schmerzen.
„Was ist mit dir?“, fragte der Zweite und fasste seinem Kameraden an die Schulter. Dieser blickte ihn mit schmerzverzerrtem Gesicht an und ging in die Knie.
Plötzlich war ein leises Lachen hinter ihnen zu hören. Der zweite Superior wirbelte herum und blickte direkt in das Flammenmeer. Noch immer loderte das Feuer bis zur Decke. Zuerst war nichts zu sehen, dann sah er es. Ganz schwach in den Flammen. Eine dunkle Stelle. Ein Schatten. Der Schatte wuchs und wurde dichter und schließlich trat das Wesen im Chitinpanzer aus den Flammen heraus. Keine einzige Stelle war angekohlt oder verbrannt. Das Wesen war unverletzt.

„Wie?“, schrie er fassungslos. Auf einmal durchzuckte auch ihn ein gewaltiger Schmerz in der Brust und er ließ den Flammenwerfer fallen. Mit einem Ächzen griff er sich an die Brust und sackte zusammen. Was war das? Es tat so weh. Es fühlte sich an als zerrisse es ihn innerlich. Doch so plötzlich der Schmerz gekommen war, so plötzlich verschwand er auch wieder. Er war nur so müde. So unglaublich müde. Ein Nickerchen wäre jetzt richtig. Ja er würde jetzt ein Nickerchen machen und dann weiter kämpfen. Er legte sich auf den Boden des Ganges und schloss mit einem seligen Grinsen die Augen.
Das Vorläufer-Wesen, ein Ableger des ersten Herolds von Gaia blickte gutmütig lächelnd auf die beiden Superior am Boden und streckte einen Arm nach den beiden aus. Mit der Handfläche deutete er auf die beiden Gestalten. Grün schimmernde Schlieren lösten sich von den beiden Superior und flogen auf den Ableger zu und sammelten sich in seiner ausgestreckten Handfläche zu einer durchdringend grün schimmernden Kugel. Die Körper der beiden Superior begannen auszutrocknen und verdorrten mit jeder Sekunde mehr, in der die grünen Schlieren ihren Körper verließen. Schließlich zerfielen ihre Körper nach einer halben Minute zu Staub. Lediglich die Flammenwerfer, ihre Kleidung und alle anderen Gegenstände die sie bei sich getragen hatten blieben liegen.
Das Wesen schloss die Faust und die grünglühende Kugel verschwand.
Ohne etwas zu sagen ging es über die beiden Staubhaufen davon. Es drang tiefer in die Zitadelle ein.


3461 a.D.
Tag +5 seit dem Angriff
Innerstes Heiligtum
Zitadelle im Zittergebirge, Sphäre der Homo Sapiens Superior
ehem. Land der Nord-Union
ehem. Deutschland, Alpen


Seid die Angriffe an Vehemenz und Kraft zugenommen hatten, war im Innersten Heiligtum der Zitadelle die Kommandozentrale eingerichtet worden. Überall waren Computerkonsolen und Kommunikationssysteme angebracht worden. Von der einstigen Nüchternheit des Raumes war nicht viel geblieben. Auch hier hatte die Technik Einzug gehalten. Selbst der große Runde Tisch war durch mehrere kleine ersetzt worden.
Iliam stand in der Mitte des Raumes und lauschte aufmerksam dem Treiben um sich. Er war der Anführer der Superior. Er musste gewährleisten dass sein Volk überleben würde. Was momentan nicht ziemlich wahrscheinlich schien, wie er sich eingestehen musste. Die angreifenden Wesen hatten bereits zwei der fünf Verteidigungswälle durchbrochen und wurden aktuell nur mit größter Anstrengung der Streitkräfte am Durchbrechen des dritten Walles gehindert.

„Ist das Gerät für den Strahlenimpuls fertig?“
Die Frage war an Magister Kardan gerichtet, der an einer Konsole zu seiner Rechten saß und den Einsatz großer Fertigungsmaschinen gegen die Angreifer kommandierte. Diese großen Maschinen glichen mechanischen Abbildern der Superior und waren ursprünglich dafür gedacht große Geräte und Bauteile heben und montieren zu können. Die dafür nötige Kraft ließ sich aber auch einsetzen um biologische Wesen zu vernichten. Und ihre integrierten Schweißbrenner ergaben hervorragende Flammenwerfer, wenn die Leistung erhöht wurde. Leider hatten sie nur wenige davon.
„Ja, Superior Magister. Es ist genau nach den ursprünglichen Plänen von Zayron und mir erbaut worden. Die nötigen Änderungen wurde exakt nach den Anweisungen von Zayron vorgenommen.“
Der Superior Magister nickte. Alles was ihnen jetzt noch fehlte war Zayron. Aber der war bereits auf dem Weg hierher. Vor ungefähr 19 Stunden hatten sie eine Funknachricht vom Leviathan Alpha 3 aufgefangen. Die Mission war ein Erfolg gewesen und Zayron befand sich mit den nötigen genetischen Proben auf dem Rückweg. Eben in diesem Moment arbeitete Zayron bereits an der Lösung ihres Problems. Vor Start der Mission war dazu ein Teil von Zayrons Laborausrüstung in den Leviathan gebracht worden. Sie mussten nur durchhalten bis der Leviathan hier wäre.
„Wie lange noch bis sie hier sind?“
Magister Signum, zuständig für Kommunikation drehte den Kopf von seiner Konsole weg, hin zu Iliam.
„Sie müssten in den nächsten 60 Minuten eintreffen.“
„Gut, macht alles bereit.“

Signum nickte und wandte sich wieder seine Konsole zu, rief aber sogleich Iliam nochmals etwas zu.
„Der dritte Verteidigungswall ist durchbrochen worden! Alkay zieht alle Truppen zum vierten Wall zurück.“
Iliam nickte. Ihnen lief die Zeit davon. Er musste Ihnen Zeit erkaufen.
„Signum. Ist das Warhammer-Geschwader 8-12 noch in der Luft?“
„Ja, Magister.“
„Ich autorisiere den Einsatz von den Hydra-Bomben. Sie sollen alles was weiter als 500 Meter vom vierten Verteidigungswall entfernt ist vernichten.“
„Sind sie sicher, Superior Magister?“, hakte Signum nochmals nach. Die Hydra-Bomben waren die schlimmste und gefährlichste Waffe im Arsenal der Superior.
„Ja. Ausführung!“
Signum nickte und nahm Funkkontakt mit Warhammer-Geschwader 8-12 auf.


3461 a.D.
Tag +5 seit dem Angriff
Im Luftraum über der Zitadelle im Zittergebirge, Sphäre der Homo Sapiens Superior
ehem. Land der Nord-Union
ehem. Deutschland, Alpen


„...Autorisation zum Einsatz von Hydra. Wiederhole: Autorisation zum Einsatz von Hydra. Sicherheitsabstand zu eigenen Truppen 500 Meter.“
„Scheiße, hast du das gehört?“, fragte Mitch mit fassungsloser Stimme seinen Freund Person. Dieser knurrte knapp und riss das Steuer zur Seite, als neben ihnen ein Schwall an Geschossen vorbeizischte. Diese Scheißviecher hatten vor kurzem auch noch Flugabwehr aufgefahren. Die gleichen zusammengewachsenen Odonata-Wesen, die bereits Timka in den Wilden Landen das Leben schwer gemacht hatten, aber diesmal mit Kanonen nach oben.
„Hab ich.“, murmelte er während er den Warhammer einmal mehr nach unten Kippen ließ und die schweren Lasergeschütze an der Frontseite abfeuerte. Einige Dutzend an Angreifern lösten sich unter diesem Beschuss auf.
Er zog den Warhammer wieder hoch.

„Mach die Hydras bereit.“, gab er Mitch die Anweisung.
Der nickte und gab einige Befehlcodes in eine Konsole vor sich ein. Was keiner der beiden hören oder sehen konnte, war wie sich die Bombenschächte hinter Ihnen öffneten. In einer speziellen Vorrichtung waren die Hydra-Bomben bis dato aufbewahrt worden. Mit einem Klacken klappten die Sicherungssysteme zurück und gaben die Hydra-Bomben frei zum Einsatz.
„Hydras bereit.“, meldete Mitch.
Person nickte, machte noch einmal einen Schlenker und donnerte über die zentrale Ansammlung an Wesen. Dann drückte er auf den Knopf.


3461 a.D.
Tag +5 seit dem Angriff
Innerstes Heiligtum
Zitadelle im Zittergebirge, Sphäre der Homo Sapiens Superior
ehem. Land der Nord-Union
ehem. Deutschland, Alpen


„Hydras ausgeklinkt!“, meldete Signum dem Superior Magister. Iliam nickte.
„Kameras drehen. Ich will sehen wie sie wirken.“
Mit einem Nicken, veranlasste Signum das die Kameras in der Höhe des Turms zum Einschlagsort der Hydra-Bomben gedreht wurden und näher ans Geschehen zoomten. Sie konnten noch sehen wie die Bomben, große graue Behälter, die letzten Meter bis zum Boden überwanden und dann aufschlugen.
Es war keine Explosion zu sehen, aber das war zu erwarten gewesen. Die Behälter schlugen auf dem Boden auf und zerbrachen wie ein rohes Ei.
Zuerst geschah gar nichts, dann fingen die Wesen in der Nähe des Aufschlagsorts plötzlich an zu wanken. Mit einem großen Blutschwall brach die Brust auf und die Wesen klappten zusammen. Das Schauspiel breitete sich jetzt aus. In immer größer werdenden Wellen begannen die Wesen zuerst zu wanken und brachen dann mit aufgebrochener Brust zusammen.
„Reaper-Virus erfolgreich freigesetzt und aktiv.“, meldete ein Superior im hinteren Raum. Iliam schloss die Augen. Um Zeit zu gewinnen hatte er eine Waffe eingesetzt, die er nie wieder einsetzen wollte.
Hydra-Bomben waren nichts anderes wie Stahlkanister, gefüllt mit einem künstlich geschaffenen Virus. Der sogenannte Reaper-Virus war hochgradig ansteckend und besaß sozusagen keine Inkubationszeit. Er nistete sich in jedem Lebewesen ein und ließ die Zellen unkontrollierte und fehlerhafte Zellteilungen durchführen. Dadurch kam es zu einer Art Zellwucherung mit lauter neuen und fehlerhaften Zellen, bis der komplette Organismus zusammenbrach.

Um ein unkontrolliertes Ausbreite zu verhindern hatte das Virus außerhalb eines Organismus nur eine Lebensdauer von ein paar Sekunden und konnte sich nur eine begrenzte Anzahl mal reproduzieren, bevor es unweigerlich starb. Dennoch war es eine hochgradig heikle Waffe.
„Superior Magister, Virus abgeklungen.“, meldete Magister Signum.
„Was? Jetzt schon?“
Signum nickte und blickte ungläubig auf das Bild der Kameras. Es starben keine Wesen mehr.
„Ja, die Wesen müssen inzwischen eine Immunität gegen das Virus entwickelt haben.“
„So schnell?“
„So scheint es zumindest.“
Iliam ballte die Hand zur Faust zusammen. Verdammt, er hatte sich erhofft durch den Einsatz dieser Waffe etwas mehr Zeit erkaufen zu könne. Wenn nur Zayron endlich kommen würde.


3461 a.D.
Tag +5 seit dem Angriff
Leviathan Alpha 3 – im Anflug auf die Zitadelle
Zitadelle im Zittergebirge, Sphäre der Homo Sapiens Superior
ehem. Land der Nord-Union
ehem. Deutschland, Alpen


„Scheiße“, murmelte Carin.
„Seht ihr was ich sehe?“, fragte er die versammelte Gruppe.
Alle nickten betreten und schließlich war es Zayron der antwortete.
„Sieht ganz so aus als kämen wir gerade noch rechtzeitig.“
„Wird die Waffe funktionieren?“, stellte Timka dieselbe Frage wie früher bereits.
Zayron griff mit der Hand in eine Tasche seines Anzugs und holte einen Datenträger hervor. Auf ihm war der Ablauf der kontrollierten Mutation gespeichert. Als er erst einmal das unverfälschte genetische Material der Vorläufer gehabt hatte, war der Rest ein Kinderspiel gewesen. Gleich einem Puzzle musste er nur die richtigen Teile an die richtige Stelle bringen. Wenn er diese Daten in die Anlage einspeiste würde selbige einen Strahlenimpuls erzeugen, der bei allen Wesen der Erde mit mindestens 50% menschlicher Gene eine Mutation hervorrufen würde. Diese Mutation würde alle Fehlerhaften Stellen in der Gen-Struktur gemäß seiner Anweisungen korrigieren. Es war anstrengend gewesen, da beachtet werden musste dass bei allen Menschenrassen unterschiedliche Fehler vorlagen. Es hatte daher eine Menge Arbeit bedeutet den Impuls so zu programmieren dass die Mutation bei allen Menschenrassen griff. Die Arbeit war anstrengend gewesen aber nicht kompliziert.

Aber es gab keine Garantie dass es funktionieren würde. Zayron war jedoch nach wie vor der Meinung dass es ihre einzige Chance war und wenn er nach unten blickte befürchtete er das er Recht hatte.
Unter Ihnen auf den Ebenen vor der Zitadelle hatten sich zehntausende der Wesen eingefunden und niemand konnte wissen wie viele sich bereits in den Tunneln und Gängen der Zitadelle befanden.
„Ich hoffe es.“, antwortete er auf Timkas Frage.
„Magister, der Superior Magister möchte mit Ihnen sprechen.“, meldete sich der Pilot.
„Stellen Sie ihn durch.“

Es knackte kurz und dann erklang aus einem Lautsprecher die Stimme von Iliam.
„Magister Zayron?“
„Ja, Superior Magister.“
„Das Gerät ist fertig, wie sieht es mit dem Impuls aus?“
„Ist so fertig wie es geht, Superior Magister.“
„Gut. Wir halten nicht mehr lange durch. Sie überrennen uns. Wir haben alles eingesetzt was wir hatten... sogar die Hydras.“
Zayron zog zischend die Luft ein. Die Hydra-Bomben einzusetzen war ein großes Risiko. Der Reaper-Virus war zwar so sicher gemacht worden wie möglich, aber letztendlich konnte man nie vorhersehen wie Viren reagieren würden. Wie sie sich entwickeln würden. Das machte den Einsatz biologischer Waffen so gefährlich.
„Wie war das Ergebnis?“
„Ein paar Tausend haben wir erwischt, dann klang der Virus ab. Die Viecher müssen eine Abwehr entwickelt haben. Ich habe noch nie eine so schnelle Evolution gesehen.“
Zayron war sich da nicht so sicher. Nach den Erkenntnissen und dem neuen Wissen das er erworben hatte, ging er davon aus das der Herold – die Superintelligenz – ihre Finger im Spiel gehabt hatte.
„Ich werde das Problem lösen, Superior Magister. Wo steht das Gerät?“
„Ebene 4-1. Kardan versichert mir dass es einsatzbereit ist und nur noch die Daten fehlen.“
„Wo können wir landen?“
„Die nächste Plattform ist Hangar 2-4. Ich lasse ihn für Sie öffnen. Aber beeilen Sie sich der Feind bewegt sich in diese Richtung. Wir können ihn nur mit Mühe und Not zurückhalten.“
„Ja, Superior Magister.“
„Viel Glück, Zayron.“
„Dir auch, Iliam.“

Dann knackte es erneut kurz und die Funkverbindung war weg. Er blickte in die Gesichter seiner Reisegefährten und brachte ein mürrisches Lächeln zu Stande.
„Sieht so aus als endet es hier. So oder so.“
Alle nickten knapp und sahen dann wieder hinaus. Auf die unglaubliche Masse an Angreifenden Wesen unter Ihnen.
„Pilot, haben Sie die Anweisung vom Superior Magister vernommen?“
„Ja, Magister. Wir befinden uns bereits im Anflug auf Hangar 2-4. Machen Sie und ihre Begleiter sich bereit. Wir werden in weniger als einer Minute dort eintreffen.“
Zayron nickte, was der Pilot natürlich nicht sehen konnte, und wandte sich dann an die anderen.
„Macht euch fertig. Wir landen gleich.“
Timka nickte und ging zum Tisch mit den Waffen.
„Bewaffnet euch. Könnte sein das wir uns durchkämpfen müssen.“

Mit brüllenden Triebwerken senkte sich der Leviathan ab und hielt direkt auf die offene Luke am Hauptturm der Zitadelle zu. Die Tore standen offen und der Leviathan würde ohne Probleme darin landen können. Der Pilot ließ die Maschine nochmals etwas nach unten Fallen und begann dann die Geschwindigkeit zu drosseln als er die Hangartore durchflog.

Mit einem dumpfen Scheppern und einer leichten Erschütterung konnten die Insassen des Leviathans spüren wie sie im Hangar gelandet waren. Sie hatten sich bereits, vollständig in ihre PERSEUS-Rüstungen verpackt, in der Nähe der Luke versammelt um so schnell wie möglich austeigen zu können, als diese sich mit einem Zischen öffnete. Die Triebwerke waren nicht wirklich nahe an der Luke, dennoch konnte man die gewaltige Hitze spüren, die sie verströmten. Timka, Dark und Fixxer gingen mit angelegten Waffen voran. Das Team war bemüht Zayron in die Mitte zu nehmen. Carin, Sev und Scortch sicherten nach hinten ab. Was jetzt noch erledigt werden musste war eigentlich einfach. Sie mussten nur Zayron zum Gerät bringen, der musste die Daten einspeisen und den Strahlenimpuls auslösen. Dann wären alle gerettet. Ganz einfach.
Timka befürchtete allerdings das ihnen Angreifer im Weg sein könnten. Der Weg zum Aufzug könnte haarig werden. Wenn sie diesen erst einmal erreicht hatten würde sie nichts mehr aufhalten können.
Zischend öffnete sich vor Ihnen eine Tür die aus dem Hangar führte und ein Superior stand vor Ihnen. Timkas Nerven waren so angespannt das sie ihn beinahe erschossen hatte, sich aber im letzten Moment noch zügeln konnte.

„Wo ist der Aufzug zur Ebene 4-1?“, herrschte sie den Mann an. Der schien nicht überrascht sie zu sehen.
„Sie sind das Team um Magister Zayron?“, fragte er. Aufgrund der Tatsache dass sie ihre kompletten PERSEUS-Anzüge trugen konnte der Mann nicht erkennen wen er vor sich hatte.
„Ja.“, bestätigte Timka.
„Folgen Sie mir. Magister Alkay hat angewiesen, das es von allergrößter Wichtigkeit ist das Magister Zayron Ebene 4-1 erreicht.“, erläuterte der Mann während er sie im Laufschritt führte.
„Wie sieht es hier aus?“, erkundigte sich Timka.
„Die Angreifer sind nur ein paar Gänge weiter von hier. Wir konnten Sie nur mit Mühe stoppen und zurückhalten. Wie es im Rest der Zitadelle aussieht kann ich nicht sagen. Wir haben keinen Gesamtüberblick.“
Timka nickte.
Der Mann führte Sie um eine letzte Ecke und blieb dann vor einer Aufzugskabine stehen. Mit einem Knopfdruck öffneten sich die Türen und der Mann trat zur Seite.
„Was auch immer sie vorhaben – beeilen Sie sich!“
Carin, Zayron und Timka stiegen ein und drehten sich um. Dark und der Rest des Teams stand neben dem Mann.
„Kommt schon.“, befahl sie.
Doch Dark schüttelte nur den Kopf.
„Wir helfen hier unten Timka. Wir erkaufen euch Zeit. Beeilt euch!“, erklärte er. Fixxer, Sev und Scortch nickten.
„Wir werden Tarek rächen.“, fügte Scortch hinzu.
„Dark...“
„Timka, nicht. Haut schon ab!“
Dabei schlug er auf den Knopf für den Aufzug. Die Türen schlossen sich und das letzte was Timka sah war Darks gesichtsloser Helm.

Die Fahrt mit dem Aufzug dauerte fast zwei Minuten, bis sich die Tür öffnete und sie auf die Ebene 4-1 entließ. Zwei Minuten in denen sich Timka beinahe permanent fragte ob sie nicht besser bei den anderen geblieben wäre.
Schließlich legte ihr Carin seine Hand auf die Schulter.
„Die packen das schon. Mach dir keine Sorgen. Wir lösen den Impuls aus, retten damit die Menschheit, gehen nach unten, treffen die Jungs wieder und gehen dann einen Heben!“
Dabei grinste er sie an. Doch selbst Timka konnte sehen das dieses Grinsen erzwungen war. Auch Carin machte sich Sorgen wie es weiterging. Aber Timka rechnete ihm den Versuch der Aufmunterung hoch an.
Als die Tür aufglitt lief Zayron im Laufschritt davon. Carin und Timka beeilten sich ihm hinterher zu kommen. Zayron sah das Gerät bereits, immerhin hatte er es entworfen. Neben dem Terminal standen zwei GenExcubitoren stumm Wache. Als die beiden Zayron kommen sahen, hoben Sie ihre speer-ähnlichen Waffen. Zayron winkte ab und zog sich den Helm vom Kopf. Jetzt da die beiden den Magister erkannten entspannten sie sich wieder und senkten die Waffen. Auch Timka und Carin zogen die Helme vom Kopf. Ein weiteres Zeichen wie nahe die Welt am Abgrund war, zeigte sich darin das die GenExcubitoren die Anwesenheit von Carin ohne ein Anzeichen für Gewalt oder Ärger tolerierten.

Zayron ging, gefolgt von Timka und Carin zum Terminal des Geräts und schob den Datenträger in den dafür vorgesehenen Schlitz. Mit einem Summen erwachte das Gerät und begann die Daten zu laden. Ungeduldig wartete Zayron daneben. Er war sich nicht sicher ob es funktionieren würde, aber jetzt war keine Zeit mehr für ein Zögern.
Das Gerät zeigte einen Ladestatus von 65%, als die beiden GenExcubitoren plötzlich umkippten. Erschreckt wirbelte er herum und sah wie den Körpern der beiden grüne Schlieren entwichen.
„Ich fürchte das kann ich nicht zu lassen.“
Jetzt sah Zayron es. Der erste Herold schwebte knapp neben der Ebene 4-1 in der Luft. Er war nackt und Zayron sah das Wesen, das vor über 500 Jahren auf den Namen Albert Hawkling gehört hatte. Die grünen Schlieren sammelten sich in seiner Hand und formten sich zu einem perfekten grün leuchtenden Ball.
„Professor Doktor Albert Hawkling.“, begrüßte Zayron das Wesen.

Mit einem hellen Lachen landete das Wesen auf der Ebene und kam langsam auf Zayron zu. Carin und Timka blickten entsetzt zu dem Wesen und Timka riss ihr Gewehr hoch und wollte gerade abdrücken, als Zayron den Lauf sanft Richtung Boden drückte. Es würde eh nichts bewirken.
„So hat man mich vor sehr langer Zeit genannt. Als ich noch ein Individuum war.“, erklärte der Herold.
„Sie waren also in dem Komplex?“, fragte er Zayron.
„Ja, waren wir. Wir haben Ihre unglaubliche Geschichte erfahren.“
„Ich durfte nicht den gleichen Fehler bei der Evolution machen wie die anderen.“
Aus den Augenwinkeln sah Zayron das der Ladestand inzwischen bei 75% stand.
„Wieso Fehler?“

„Die Art wie sich die Menschheit verändert hat, war der falsche Weg. Damals wusste ich es noch nicht, verstand ich es noch nicht, aber dadurch haben sie Gaia verärgert.“
„Wer ist Gaia?“, stellte die Zayron die einzige Frage, auf die ihm noch die Antwort fehlte.
Das Wesen lachte hell.
„Sie haben im Komplex bestimmt von der Gaia-Hypothese erfahren, demnach die Erde einem Lebewesen gleicht?“
„Ja.“
„Die These war falsch und doch richtig. Gaia ist nur einfach mehr als der Planet.“
Er hob den Arm in dessen Handfläche noch immer der grüne Ball glomm.

„Das ist Gaia.“, erklärte er.
„Ein omnipotente Wesenheit die alles miteinander verbindet. Gaia ist sich ihrer selbst nicht bewusst, aber sie ist das was alles Leben erst ermöglicht. Eine universale energetische Lebensform könnte man sagen.“
Zayron nickte langsam. Der Ladestand befand sich inzwischen bei 85%
„Das bedeutet Gaia ist eine Art Energie die jedes Lebewesen durchdringt?“, hakte er nach.
Der Herold nickte.
„Korrekt. Gaia ist das Leben an sich. Es durchströmt die komplette Galaxie. Jedes Leben das geschaffen wird nimmt sich einen Teil der Kraft von Gaia. Jedes Leben das vergeht wird zu einem Teil von Gaia.“
„Aber wie bist du... wie seid ihr zum Herold von Gaia geworden, wenn Gaia sich ihrer selbst nicht bewusst ist?“
Das Wesen lachte.

„Wie ich sehe beginnt ihr zu verstehen, Magister Zayron. Als der Mensch Albert Hawkling, der ich einst war, und die Seinen entschieden die nächste Evolutionsstufe zu erklimmen wusste er nicht was geschehen würde, sollte er die Evolutionsstufe tatsächlich erreichen.“
„Wie es scheint klappte der Versuch.“
Der Herold nickte.
„Oh ja. Alle Geister und alle Bewusstseine der Menschen ballten sich zu einem neuen Wesen zusammen. Daraus entstand ich. Die reine Essenz der Geistkörper dieser Menschen. Ich bin das was ihr eine Superintelligenz nennt. Ich existiere auf einer höheren Ebene, unterliege kaum Einschränkungen und agiere in Dimensionen die ihr nicht einmal versteht. Aber das war nicht von Anfang an so. Ich war am Anfang verwirrt und verstand nichts. Der Mensch Albert Hawkling hatte nicht gewusst dass die neue Existenz am Anfang wie ein Neugeborenes wäre. Verwirrt und unwissend.“

Zayron nickte um zu zeigen dass er verstand. Das Terminal zeigte inzwischen einen Ladestand von 95% an.
„Ich irrte durch die Galaxie ohne zu verstehen. Viele Dekaden lang verstand ich nichts. Doch dann traf ich auf Gaia. Im Kern der Galaxie fand ich sie. Als ich mit der Essenz Gaias in Berührung kam wuchs ich. Ich begann zu verstehen. Ich begann zu lernen. Ich begann zu denken. Wieder dauerte es Dekaden bis ich alles überdacht hatte, dann verstand ich dass der falsche Weg der Menschheit an Gaias Existenz selbst nagte. Eure Unharmonie führt dazu dass ihr mehr Kraft von Gaia bezieht als euch zu stehen würde. Ihr stört den Fluss von Gaias Kraft. Dadurch wurde ich zum Herold.“
„Das bedeutet du bist der erste und einzige Herold?“, fragte Zayron nach.
„Nein. Bereits früher hat es Herolde gegeben. Wann immer eine Rasse vergeistlichte und auf Gaia traf entstand ein Herold. Seit Anbeginn des Lebens existieren Herolde die darüber wachen das der Fluss von Gaia nicht gestört wird. Wenn Korrekturen notwendig sind werden diese durchgeführt. So wie in diesem Fall. Wir sind die Gegenschöpfung. Der Teil einer Schöpfungskraft der Vernichtet und Zerstört wenn es notwendig sein sollte.“
„Das bedeutet ihr seid wie Antikörper die dafür Sorgen das der Organismus im Ganzen Heil bleibt?“
„Korrekt.“

Zayron nickte langsam. Nun ergab alles seinen Sinn. Die kosmische Kraft von Gaia durchdrang jedes Leben. Machte Leben überhaupt erst möglich. Aber die von der Menschheit erzwungene Evolution und die aberwitzigen Eingriffe in die Genstrukturen führten dafür dass ihre jetzige Daseinsform den Kraftfluss störte. Gleich einem weißen Blutkörperchen war daher der Herold erschienen um die Störung zu beseitigen.
Er blickte zum Terminal. Der Ladestand zeigte 100% an. Wenn alles funktionierte und seine Theorie korrekt war, würde dieser Impuls die Störung beseitigen. Der Kraftfluss von Gaia wäre wieder hergestellt. Zayron blickte den Herold an und wollte gerade den Knopf zum Auslösen des Impulses drücken als der Herold den grün glimmenden Ball auf sie war. Er wurde zurück geschleudert. Zusammen mit Timka wurde er einige Meter nach hinten geschleudert. Nur Carin blieb beim Terminal stehen. Ihm hatte die Kraft nichts anhaben können.

„Warum?“, fragte Carin.
„Wie gesagt. Das kann ich nicht zu lassen. Das wäre ein Betrug an Gaia. Strafe muss sein.“
„Aber wir wollen Leben. Ist das nicht das ureigenste Bestreben von Gaia?“
„Ja. Aber ein Fehler muss gesühnt werden.“
„Wirst du mich aufhalten?“
„Das kann ich nicht.“
„Wieso nicht?
„Weil in dir Harmonie herrscht.“
Carin nickte und betätigte den Knopf. Mit einem elektrischen Summen begann die Anlage den Puls zu erzeugen. Plötzlich blitzte ein helles Licht auf und das letzte was Carin sah war wie sich der Herold der Anlage zuwand.
„Das kann ich nicht zulassen!“, sagte er.
Dann wurde Carin ohnmächtig.

Wie von Zayron vorhergesagt entfesselte die Anlage einen Strahlenimpuls der sich in alle Richtungen ausbreitete. Er durchdrang alles. Stein, Eisen, Holz, Fleisch... jegliche Materie. Er umlief die komplette Erde. Durchdrang die kämpfenden Superior in der Zitadelle, die Mischlinge in den Wilden Landen, die Lupus in ihrer Heimat und jedes menschliche Wesen überall sonst auf der Welt. Jedes Lebewesen das mindestens zu 50% menschlich war wurde dabei ohnmächtig und dessen Genstruktur begann sich zu verändern. Doch die Veränderungen waren andere als Zayron beabsichtigt hatte. Die Veränderungen waren umfangreicher.

~ EPILOG ~


Als Carin wieder zu sich kam lag er vor der Anlage. Er wusste nicht wie lange er ohnmächtig gewesen war oder was in der Zwischenzeit passiert war. Es musste wohl funktioniert haben. Er hatte den Impuls ausgelöst. Die Menschheit war gerettet. Aber er fühlte sich so komisch. Der Anzug schien auf einmal zwei Nummer größer zu sein und er spürte seinen Schwanz nicht.
Außerdem brummte ihm der Schädel und er fuhr sich mit der Hand über den Kopf. Sein Fell fühlte sich so anders an. Was war hier los? Plötzlich zuckte er zusammen und riss überrascht die Augen auf. Wo waren seine Ohren? Seine Lupus-Ohren waren verschwunden! Stattdessen hatte er die Ohren eines Superior. Und auch das Fell in seinem Nacken war verschwunden.
Er setzte sich auf und blickte sich benommen und verwirrt um. Was war passiert? Er sah wie sich auch Zayron und Timka zu bewegen begannen. Die beiden lagen noch immer ein paar Meter von ihm entfernt. Zuerst setzte sich Zayron auf. Er sah viel kleiner aus und auch weit älter. Der größte Schock war zweifellos das er Haare hatte.
Doch bevor sich Carin von diesem Schock erholen konnte kam der nächste, als sich Timka aufsetzte. Sie war viel kleiner geworden. Der Anzug war nun viel zu groß für sie. Ihr Körper war noch immer sehnig und muskulös aber viel feminier als vorher. Und sie hatte lange blonde Haare!
„Was ist hier los?“, murmelte er zu sich selbst.
„Ich konnte das nicht zu lassen.“, erklang eine Stimme hinter ihm.
Es kostete Carin einiges an Kraft sich der Stimme zuzuwenden. Er kannte diese Körper noch nicht. Irgendetwas hatte ihn und auch die anderen verändert. Als er es schließlich geschafft hatte, sah er den Herold hinter sich stehen.
„Ich habe den Impuls geändert. Er hat euch gereinigt.“
„Wir sind jetzt Homo Sapiens Sapiens, richtig?“, krächzte Zayron mit altersschwacher Stimme.
„Ja. Ihr seid das was wir einst waren. Ich habe nicht nur die fehlerhaften Stellen korrigiert, sondern veranlasst das eure komplette Genstruktur gereinigt wird. Dank der Kraft von Gaia seit ihr dabei nicht gestorben. Jetzt seid ihr harmonisch. Die Menschheit existiert wieder. Die Menschheit hat eine zweite Chance erhalten. Nutzt sie.“
Dann verschwand der Herold und ließ Carin, Timka, Zayron und den Rest der Menschheit allein.
Der Homo Sapiens Sapiens - der Mensch - existierte wieder.
Zuletzt geändert von Brandark am 18. August 2012 17:11, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: [Story-Contest] Brandark "Die Gegenschöpfung"

Beitragvon Brandark » 9. August 2012 14:37

Kommentare, Anmerkungen, Wünsche, Lob, (konstruktive) Kritik... und alle anderen Verehrungen meiner Person bitte einfach hier rein. :)
Spaß beiseite: Kommentiert was ich euch hier vorsetze - würde mich freuen. ;)

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Re: [Story-Contest] Brandark "Die Gegenschöpfung"

Beitragvon J.L.G. » 9. August 2012 14:41

Ich habe mich hier gerade zufällig durch geklickt, und habe mal angefangen deine Chronik zu lesen. Kaum hatte ich angefangen, war ich auch schon durch, und ich muss sagen, das sieht nach einer sehr spannenden Geschichte aus! Ich bin sehr gespannt, wie du das ganze noch weiter entwickeln wirst!

Grüße JLG
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Re: [Story-Contest] Brandark "Die Gegenschöpfung"

Beitragvon Brandark » 9. August 2012 14:46

Dankeschön. :strategie_zone_65:
Der erste Teil der eigentlichen Geschichte kommt heute Abend, oder spätestens morgen. :)

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Re: [Story-Contest] Brandark "Die Gegenschöpfung"

Beitragvon Brandark » 9. August 2012 18:36

So, Update - hoffe es gefällt allen. :)

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Re: [Story-Contest] - Brandark - "Die Gegenschöpfung"

Beitragvon Großadmiral Thrawn » 9. August 2012 19:39

Schon die Chronik alleine ist sehr interessant, dazu kommt dein sehr angenehmer Schreibstil. Bin ja mal gespannt wie es weiter geht.

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Re: [Story-Contest] - Brandark - "Die Gegenschöpfung"

Beitragvon Brandark » 9. August 2012 20:46

Vielen Dank :)
Gerade eben gabs nochmal ein kleines Update - Morgen sollte Kapitel 1 dann durch sein.

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Re: [Story-Contest] - Brandark - "Die Gegenschöpfung"

Beitragvon DarthFrankiboy » 10. August 2012 11:56

Ein sehr schönes Szenario :strategie_zone_22:

Zwei was missfällt mir aber in der Chronik (:D): Dass 2032 Ruhe in der Welt einkehrt. Aber das ist ja deine Geschichte. :)
Und die Weltbevölkerung 2145...könntest du mir deine Vorstellungen erklären, warum die im 22. Jahrhundert unter der jetzigen liegt?
"Es gibt nichts Eitleres und Unbeständigeres auf Erden, als der Mensch ist; so lang ihn die Götter begünstigen, meint er, die Zukunft könne ihm nichts Böses bringen; und wenn nun das Traurige kommt, so findet er keinen Mut in sich, es zu ertragen."
- Odysseus zu einem Freier; aus Gustav Schwabs Sagen des klassischen Altertums​

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Re: [Story-Contest] - Brandark - "Die Gegenschöpfung"

Beitragvon Brandark » 10. August 2012 12:15

Vielen Dank! :)

Naja, eine Gewisse Ruhe vor dem Sturm ist ja nicht verkehrt! ^^

Die Idee mit der Weltbevölkerung war folgende: Beim 1. Ausbruch in Afrika starben ja über 1,2 Milliarden Menschen.
Meine Überlegung war das sich die Menschheit nicht so einfach von diesem Verlust erholt. Aber die Zahl ist vielleicht etwas niedrig angesetzt, das geb ich zu.
Hab daher auch eine kleine Feinabstimmung gemacht. Jetzt sollte es etwas besser aufgehen. :)
Danke für den Hinweis. ;)

btw. Kleines Update ist online.

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Re: [Story-Contest] - Brandark - "Die Gegenschöpfung"

Beitragvon Brandark » 10. August 2012 14:38

So:
~ Kapitel 1 - ANKUNFT ~ ist beendet.
Hoffe es gefällt soweit.

~ KAPITEL 2 - ERKENNTNIS ~
kommt demnnächst. :)

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Re: [Story-Contest] - Brandark - "Die Gegenschöpfung"

Beitragvon Brandark » 11. August 2012 17:38

Die ERKENNTNIS beginnt!
Viel Spaß beim lesen ;)