[BAR] God is a Girl

Die AAR der anderen Art...

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[BAR] God is a Girl

Beitragvon Mimir » 24. Mai 2013 22:50

Hallo an alle Leser. Ich kann mir schon vorstellen was ihr euch gerade fragt 'Was zum Teufel ist God is a Girl' für ein Titel? Worum soll es hier gehen?' Eine durchaus berechtigte Frage. God is a Girl ist ein Gemeinschaftsprojekt von Vanidar und mir. Falls ihr ihn nicht kennt, Vanidar ist ein ehemaliger Nutzer der Zone welcher aus diversen Gründen nicht mehr hier aktiv sein kann, daher werde ich (oder irgendein anderer armer Irrer der in seine Fänge gerät) seine Kapitel für ihn posten. Zurück zum eigentlichen Thema. Dieses AAR/ Geschichten Mischungsding findet seinen Ursprung in der 'Krieg der Kronen' Hotseat welche es hier im Forum gibt. Dort hatten Vanidar und ich bereits ein kleineres Projekt am Laufen und dieses Projekt näherte sich dem Ende. Durch ein im Hotseat-Chat verlinkten Video (welches namensgebend für diesen AAR ist) nahm dieser Wahnsinn hier nun seinen Lauf. Ich will gar nicht näher darauf eingehen, lasst euch nur gesagt sein dass ein seltsames Video und eine noch seltsamere Animeserie ihren Anteil an diesem AAR haben.

Wie auch immer, wir beide hatten nun die Idee unsere in der Hotseat begonnene Geschichte als '2-Mann Hotseat-AAR' fortzuführen. Grundlage ist die Mod 'Der Krieg der Kronen' welche vom User 'Georgios' erstellt wurde. Hier einmal ein Link zum "Projekt" welches in der KdK entstand: Vorsicht, hier gibt es noch andere AAR's und Geschichten zur Hotseat, daher kann es ein wenig unübersichtlich werden, alternativ wird sie im "Prolog" des AAR's kurz zusammengefasst. Die Vorgeschichte zur Mod selbst kann man ebenfalls nachlesen und zwar hier: Geschichten aus Almodingsda. Es gibt 11 Fraktionen in dieser Mod welche wir zwischen uns aufteilen werden. Es geht hier weniger um die spielerische Herausforderung, sondern eher um die Geschichte welche entstehen wird. Mittelpunkt der ganzen Geschichte sind 5 Charaktere welche recht große Ähnlichkeit zu den Hauptcharakteren der weiter oben erwähnten Serie haben. Jeweils zwei dieser Charaktere kommen aus den Republiken und Vanidarien. Auf diesen Fraktionen wird ebenfalls das Hauptaugenmerk des AAR's liegen. Der letzte Charakter kommt aus dem wunderbar ruhigen Land namens Deadlien. Hier kann man sich über die angesprochenen Fraktionen informieren: Republiken, Vanidarien, Deadlien. Da wir also sämtliche Fraktionen selbst steuern werden wir auch selber einige 'Events' für uns erschaffen können, wie bereits angedeutet spielt das 'ingame' Geschehnis eher eine untergeordnete Rolle.

Dies waren auch schon die wichtigsten Informationen zu diesem AAR. Das erste Kapitel wird als Einleitung dienen und die Vorgeschichte zusammenfassen, außerdem werde ich hier noch ein kleines Personenregister haben, oder besser gesagt eine Auflistung der Hauptcharaktere. Es bleibt noch zu sagen dass die ganze Sache stark von Fantasy geprägt ist und diverse Fantasy-Universen könnten einen Einfluss auf diese Geschichte haben, Beispielsweise ist der Chaosgott Tzeentch aus dem Warhammer-Universum vertreten. Ich hoffe diese Einleitung hat euch nicht zu sehr verwirrt oder abgeschreckt und dass ihr viel Spaß beim lesen haben werdet. Falls euch diese Einleitung nicht gefiel, hier habt ihr eine Alternative:

Spoiler (Öffnen)
Hi, das hier wird ein AAR über eine namenlose Mod von dem User Georgios, den sicher niemand von euch kennt, muss man aber auch nicht. In der Geschichte geht es um die Fraktionen Vanidarien und die vereinten Republiken. Ich distanziere mich ausdrücklich von dem User Vanidar der nichts mit dieser Fraktion oder diesem AAR zu tun hat, er ist ein abscheuliches Wesen das ich meide und hasse. Ein Monster, ein Ungeheuer, ein Schurke. Vanidar heißt übersetzt einfach nur Silberblatt, was awesome klingt, außerdem erhalte ich durch diesen AAR, den ich alleine schreibe, ich, Mimir, mit 2 i und ohne ss, die Chance Vanidarien zu zerstören.

Ja, ihr dürft dreimal raten wer sie geschrieben hat.



Dramatis Persoane! (Öffnen)

Vanidaren

Haru Silberblatt: Sohn von Aleyandra Silberblatt und Bruder von Sora.
Haruhi Silberblatt: Tochter der Matriarchin von Vanidarien. Meist fröhlich und gut gelaunt, immer auf der Suche nach Abenteuern.
Koizumi Silberblatt: Haruhis Leibwächter und ständiger Begleiter. Lächelt die ganze Zeit und scheint einige seltsame Legenden über die Matriarchinnen und Haruhi zu kennen.
Roger T. Silberblatt/ Preußen: Sohn des verstorbenen Herzogs von Vanidos. Er wurde als zusätzliche Wache für Haruhi in die Republiken entsandt. Er führt ein großes Schwert und ist sehr überzeugt von sich selbst und seinen Fähigkeiten.
Tegara Silberblatt: Matriarchin von Vanidarien. Sie sieht sich wie jede Matriarchin eher als Göttin denn als Mensch, in der Vergangenheit startete sie drei Rebellionen gegen die Kronlande, jede scheiterte.
Sora Silberblatt: Tochter von Aleyandra Silberblatt, Nichte von Tegara Silberblatt und Schwester von Haru. Wird während Haruhis Abwesenheit zur neuen Matriarchin ernannt.

Republikaner

Anduin Linda: Alter Freund von Kyon und Asahina, Mitglied der Attentätergilde.
Asahina Mimir: Tochter von Miranda Mimir und Aratarn Silberblatt. Stets freundlich und nett, jedoch auch ziemlich schüchtern. Lässt sich leicht von Haruhi zu allen Möglichen Unsinn überreden.
Bulldoz: Halsabschneider und Mörder. Von Haruhi als Leibwächter engagiert.
Hanzo Hattori: Mitglied der Attentätergilde, Freund von Anduin Linda.
Kyon Trellik: Leibwächter in Ausbildung, soll bald in den Dienst von Haus Mimir treten. Auf Grund von Haruhis ständigen Abenteuern und verrückten Ideen eher missmutig gelaunt und äußerst skeptisch.
Mampfi: Ein republikanischer Bergbär den Haruhi durch Zufall gefunden hat.
Tsuruya Mimir: Entfernte Verwandte von Lady Asahina, Tochter von Theon Mimir und Cora.

Deadlier

Yuki: Geheimnisvolles und stilles Mädchen aus Deadlien. Scheint Magie anwenden zu können, mehr ist nicht über sie bekannt, außer dass sie auf der Suche nach Haruhi Silberblatt war.
Yuzumi Yuzuhara: Musketenschützin aus Deadlien, von Yuki als "emotionsgeladen" beschrieben.

Diener des Tzeentch

Asakura: Einwohnerin der Republiken die durch die brutale Ausbildung zur Attentäterin beinahe in den Wahnsinn getrieben wurde. Sie hört Tzeentch, oder einen seiner Diener, welcher mit ihr spricht. Sie ist seine treue Dienerin solange die Stimmen, welche ihre einzigen Freunde sind, nicht verstummen.
Beatrice: Chaoshexe und Dienerin des Tzeentch.
Fürst Levon: Scheint ein Berater des Lords von Deadlien zu sein, mehr ist nicht über ihn bekannt.
Kawaii: Herrscher des Wandels, großer Dämon des Tzeentch und Anführer dessen Truppen.
Nachtara: Vanidarische Katze und Haustier von Asakura.
Rin: Mysteriöses Mädchen welches sich selbst als Medium von Tzeentch bezeichnete. Sie scheint magiebegabt zu sein, mehr ist nicht über sie bekannt.

Diener des Nurgle

Tephus: Herold des Nurgle und erster seiner Diener in Almodozasra. Er ist vorsichtig und mag es Dinge in Ruhe zu planen.

Diener des Slaanesh

Die schwarze Lady: Dämonenprinzessin des Slaanesh. Eines der mächtigsten Wesen welches im Palast des Dunklen Prinzen lebt. Ihre Dienerin hat sie aus den tiefen des Warp beschworen damit sie auf Almodozasra wandeln kann.
Lord Malek: Anführer der Nathrezim, Shions persönlicher Leibwache. Er ist ein Dunkelelf und ein seit Jahrhunderten ungeschlagener Schwertkämpfer.
Malice: Dunkelelfe und rechte Hand von Lord Malek, sie verehrt den Anführer der Nathrezim so sehr dass man sagen könnte sie ist von ihm besessen.
Morrigan: Dunkelelfe und Mitglied der Nathrezim, selbst für eine Dunkelelfe ist ihr Verlangen nach Schmerz und Leiden unglaublich groß, wird von vielen als das 'verrückteste' Mitglied der Nathrezim angesehen.
Naruz: Dunkelelf und Mitglied der Nathrezim. Andere Dunkelelfen sehen auf ihn herab weil er sich lieber mit menschlichen Frauen einlässt als mit Seinesgleichen. Er ist der größte Foltermeister der Nathrezim (direkt nach seiner Herrin) und der beste Attentäter in Shions Diensten.
Shion: Herold des Slaanesh, sieht aus wie eine junge Frau ist in Wahrheit jedoch hunderte Jahre alt. Sie ist äußerst eingebildet und hält sich für ein nahezu perfektes Wesen, einzig dem Dunklen Prinzen und ihrer Herrin bringt sie etwas Respekt entgegen.
Vani: Großer Dämon des Slaanesh und Diener der Schwarzen Lady. Er ist in Vanidos um ein Auge auf Sora zu haben.

Kreuzfahrer

Christine von Rauken: Priesterin des Sigmar welche aus einer ganz anderen Welt kam. Aus Not hat sie sich dem Kreuzzug angeschlossen und versucht den Mitgliedern gegen die Dämonen zu helfen welche Almodozasra nahezu belagern.
Lord Fordring: Fürst in Dienste des Herzogs von Belunda. Er ist der Herr von Stratholme und hat sich dem Kreuzzug angeschlossen.
Sir Abbendis: Ritterin Belundas. Eines der Gründungsmitglieder des Kreuzzuges woraufhin sie später den Rang eines Generals verliehen bekam. Befreundet mit Dathrohan und Morgraine.
Sir Dathrohan: Ritter Belundas. Eines der Gründungsmitglieder des Kreuzzuges woraufhin er später den Rang eines Generals verliehen bekam. Befreundet mit Abbendis und Morgraine.
Sir Morgraine: Ritter Belundas. Eines der Gründungsmitglieder des Kreuzzuges woraufhin er später zum Lordkommandanten des Kreuzzuges ernannt wurde. Befreundet mit Abbendis und Dathrohan.
Sir Varimathras: Ritter Belundas, in Diensten von Lord Fordring. Schloss sich dem Kreuzzug an als sein Herr diesem seine Hilfe versprach.
Sir Wrynn: Ritter Belundas, in Diensten von Lord Fordring. Schloss sich dem Kreuzzug an als sein Herr diesem seine Hilfe versprach.

Davos, damit Davos sich nicht beschweren kann dass es keinen Davos in Almodingsda gibt

Davos: Halsabschneider in Diensten des Mörders Bulldoz.
Dav'os: Kultist in Diensten von Tephus.
Davos Fordring: Bruder von Lord Fordring, Ritter von Belunda.
Davo S: Republikanischer Arbeiter in Gurilia.
Da Voss: Anführer des Kults der Grenzenlosen Freuden.

Sonstige

Nurgle: Chaosgott des Zerfalls und der Krankheiten, Erzfeind des Tzeentch.
Slaanesh: Chaosgott der Exzesse und der Freuden, sowie der Perversion. Erzfeind des Khorne.
Tzeentch: Chaosgott des Wandels, Erzfeind des Nurgle.
Zuvassin: Der Zunichtemacher, Renegaten Chaosgott. Bekannt dafür sich öfters mit anderen Göttern zu verbünden wenn es darum geht einen perfekten Plan zu stören.


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Zuletzt geändert von Mimir am 24. Januar 2014 14:03, insgesamt 7-mal geändert.
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Kawaii Kingdom (Aura Kingdom AAR mit Vanidar)
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Die Goldene Faust, Thera AAR
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Re: [AAR] God is a Girl

Beitragvon Mimir » 24. Mai 2013 22:52

Prolog:


Auszüge aus dem Buch 'Die jüngere Geschichte der Republiken und des Königreichs', von Recon Mimir.

Vom Fall der Grander und der Fürstenversammlung:

Seit dem großen Bürgerkrieg und dem Untergang der Auguster waren 100 Jahre ins Land gezogen als es erneut zu Unruhen kam. Den Usurpatoren von Haus Grander schien es nicht vergönnt zu sein lange auf dem gestohlenen Thron zu verweilen. Im Frühling des Jahres 2089 des Zeitalters der Sonne erhob sich der ceiclanische Herzog Georgios in offener Rebellion gegen König Benjamin und das Haus Grander. In einer riesigen Schlacht im Herzogtum Ceicla schlug Georgios das königliche Heer und tötete den Herrscher des Reichs. Da König Benjamin ohne Erben verstarb wurden die Fürsten des Reiches zu einer Versammlung eingeladen um einen neuen König zu wählen. Die Republiken entsandten meinen Onkel, Saroz Mimir, so wie Mitglieder aus den Häusern Linda und Petrovsky. Synkrien schickte Herzog Quest, aus Nordmar fand sich Fürst Kan ein. Matriarchin Tegara aus Vanidarien fand sich persönlich auf der Versammlung ein, warum genau stellte sich auch schon kurz darauf heraus. Aus Aratar kam der Doge persönlich, ein alter, perverser Mann dessen Sohn heutzutage regiert und mächtiger ist als man von jemandem der seine Familie noch zu Bauern zurückverfolgen kann erwarten könnte. Die Christen aus Nika und das Herzogtum Belunda entsandten Boten deren Namen mir nicht länger im Gedächtnis geblieben sind als notwendig, aus Deadlien fand sich der etwas seltsame Lord Barney ein, der mit seiner seltsamen Kleidungsweise für Aufsehen sorgte. Wie eigentlich alle Deadlier. Die letzten im Bunde waren Fürst Konstantin aus den Kronlanden und ein Gesandter aus Ceicla, Er gab sich als Bote von Herzog Alexander aus, Gerüchten zufolge war es jedoch Georgios der Verräter persönlich.

Diese illustre Versammlung sollte also einen neuen König bestimmen, zur Wahl stellten sich Herzog Quest aus Synkrien, welcher meinte auf Grund seiner Macht einen Anspruch zu haben, Fürst Konstantin aus den Kronlanden, welcher sich selbst als den auserwählten Erben von König Benjamin sah, und Matriarchin Tegara aus Vanidarien, welche sich als uneheliches Kind des verstorbenen Königs zu erkennen gab. Es gab insgesamt zwei Wahldurchgänge, im ersten schied Herzog Quest mit den wenigsten Stimmen aus wodurch die Wahl nun zwischen Konstantin und Tegara stand. Nachdem die zehn Fürsten zu einem Ergebnis von jeweils fünf Stimmen pro Teilnehmer kamen nahm der Vizekönig Numeros die Sache selber in die Hand und gab sich die entscheidende Stimme, obgleich die Legitimität dieser Aktion nicht gänzlich geklärt war. Matriarchin Tegara gewann somit die Wahl, zur Königin wurde sie jedoch nicht. Als Fürst Konstantin und der Doge, welcher für Gold wohl selbst seine Familie an Piraten verkaufen würde, Protest gegen die Aktion des Vizekönigs einlegten und gar ein Bürgerkrieg in der Luft lag trat Tegara von ihrem Anspruch zurück und verließ die Fürstenversammlung. Somit wurde Konstantin der neue König von Almodozasra. Wer jedoch glaubte dass nun Frieden herrschen würde sollte schon bald enttäuscht werden....


Von den Republiken:

Unsere ehrenwerten Republiken hatten zu dieser Zeit eine recht seltsame Rolle im allgemeinen Geschehen. Die weniger seltsamen Dinge geschahen während der Fürstenversammlung. Ein Bote aus Nordmar traf ein und fragte die Republiken um Hilfe, scheinbar waren zahlreiche Piraten aus dem Norden aufgetaucht und hatten begonnen die Küsten und Städte Nordmars zu plündern. Unser Rat stimmte dem Hilferuf der Nordmarer letztlich zu und entsandte 1.500 Milizen und Soldaten in den Norden um die Nordmarer zu unterstützen. Jedoch war das Resultat mehr als deprimierend. Die Piraten begnügten sich mit schnellen Überfällen auf die Städte der Nordmarer, plünderten diese und verschwanden wieder bevor unsere Truppen zur Hilfe kommen konnten. Als durch eine Verkettung unglücklicher Ereignisse auf der Fürstenversammlung nun auch noch ein großes Heer der Synkrier durch den Süden der Republiken marschieren musste setzte die Paranoia und das Misstrauen ein. Die Truppen an der Grenze zu Nordmar wurden in den Süden verlegt um zuschlagen zu können falls die Synkrier etwas geplant hatten. Zeitgleich wurde ein Bote nach Nordmar entsandt um den Nordmännern Hilfe beim Wiederaufbau ihrer Städte anzubieten welche sehr unter den Piraten gelitten hatten.

Wie gesagt geschah dies während oder nach der Fürstenversammlung, kurz vor deren Beginn jedoch wurde ein Bote nach Vanidarien geschickt. Dieser Bote war niemand anderes als der berüchtigte Theron von Nurc, bester Mörder und Anführer der Attentätergilde. Der Begriff 'Attentätergilde' mag für einige Unwissende suspekt oder abschreckend wirken, tatsächlich jedoch ist sie eine durchaus legale Organisation unter der Kontrolle von Haus Linda welche hauptsächlich damit beschäftigt ist die Fehden zwischen den Adelshäusern klein und möglichst verlustarm zu halten. Wie auch immer, der Anführer der Gilde wurde also als Bote nach Vanidarien entsandt, weshalb weiß auch heute noch niemand so richtig. Dort verhandelte Theron wieder erwarten nicht mit Matriarchin Tegara, welche zu diesem Zeitpunkt schon auf dem Weg zur Versammlung war, sondern mit deren jüngerer Schwester, Aleyandra. Dort gelang es dem Attentäter tatsächlich ein Bündnis mit Vanidarien auszuhandeln, jedoch unter der Bedingung dass er Aleyandra Silberblatt mit in die Republiken nahm. Dort wollte sie eine Rundreise machen um ihre neuen Verbündeten näher kennenzulernen. Und damit nahm der Wahnsinn seinen Lauf.

Lady Aleyandra wurde auf ihrer Reise von einer Leibwache aus zwölf vanidarischen Rittern begleitet welche von Sir Aratarn Silberblatt angeführt wurde. Das erste Ziel der Gruppe war meine geliebte Heimatstadt, Benjii. Dort trennten sich auch die Wege der Vanidaren und Theron welcher den Auftrag die Gäste durch Benjii zu führen an meine Schwester Miranda abgab. Miranda studierte eigentlich an der Akademie von Benjii, war jedoch von der Idee begeistert die neuen Freunde der Republiken die Sehenswürdigkeiten des Reiches zu zeigen. Daher erklärte sie sich schon bald dazu bereit als eine Art Reiseführerin mit der Gruppe zu reisen. Ich will nicht allzu sehr ins Detail gehen, jedoch erlebte meine Liebe Schwester einige Abenteuer auf dieser Reise. Der Ausbruch des Krieges zwischen Vanidarien und den Kronlanden setzte jedoch einen kleinen Dämpfer über die Reise. Schon bald kam ein Bote der Kronlande und bat den Rat der Republiken darum dass Lady Aleyandra an den König ausgeliefert wird, was jedoch mit der Begründung des Gastrechtes abgelehnt wurde. Glücklicherweise stellte sich der Bote damit zufrieden solange versprochen wurde dass Lady Aleyandra nicht nach Vanidarien zurückkehren durfte, solange noch Krieg herrschte. Der Rat stimmte den zu und die Situation schien geklärt, jedoch taten sich bald neue Probleme auf.

Namentlich waren diese Probleme die Leibwache der jungen Silberblatt. Ein Großteil ihrer Ritter versuchte Lady Aleyandra aus der 'Gefangenschaft der Republiken' zu befreien und fing einen Kampf auf der Hauptstraße nach Juliues an. Es sei gesagt dass Lady Aleyandra zu diesem Zeitpunkt beschlossen hatte freiwillig in den Republiken zu verweilen. Es tobte ein Kampf zwischen den Leibwächtern der Silberblatt, der Großteil wollte sie nach Vanidarien bringen, ein kleinerer Teil, inklusive Aratarn Silberblatt, stand weiterhin treu zu Aleyandra und wollte nicht dass sie gegen ihren Willen nach Vanidarien gebracht wurde. Die Sache wäre wohl schlimm für Sir Aratarn ausgegangen wenn Miranda nicht ihre Leibwache hätte eingreifen lassen. Dank ihr konnte der Kampf entschieden werden, zugunsten von Sir Aratarn und Lady Aleyandra. Mit den wenigen verbliebenen Rittern machten sich Miranda, Lady Aleyandra und Sir Aratarn auf den Weg nach Juliues, wo sie dem Unabhängigkeitsfest beiwohnten.

Während all dies geschah bekam ich ebenfalls Besuch aus Vanidarien, in Form eines Mörders. Wie ich später herausfand war der Name des Mannes Aiden Silberblatt und er handelte im Auftrag meines Cousins Iulius. Da ich diese Worte schreibe könnt ihr euch sicher sein dass ich es überlebt habe und Schritte unternommen habe um mich zu rächen. Trotzdem hat dieser Anschlag auf mein Leben gezeigt dass meine Vorsicht, welche von bösen Zungen als Paranoia bezeichnet wird, durchaus gerechtfertigt ist. Wie auch immer, zurück zum eigentlichen Thema.

In Juliues geschah letztendlich was sich schon lange angebahnt hatte, meine Schwester und Sir Aratarn wurden ein Liebespaar. Wie ich später erfuhr hatten beide bereits seit ihrem ersten Treffen in Benjii Interesse an dem jeweils anderen, was sich im Laufe der Reise zu wahrer Liebe wandelte. Oder so etwas in der Art. Während sich Miranda und Sir Aratarn einander annäherten kam aber auch die Reise der Vanidaren zu einem Ende. Ihren Abschluss fand sie in den heißen Quellen der Eisenberge, zusammen mit Theon Mimir und der Gauklerin Cora welche sie in Juliues getroffen hatten. Nach dem Aufenthalt dort machte sich die junge Silberblatt schweren Herzens auf die Rückreise nach Vanidarien, jedoch hat sie zweifellos einiges zu erzählen...


Vom Krieg der Matriarchin:

Während also Lady Aleyandra zusammen mit meinem lieben Cousin Theon in den Eisenbergen Pinguine beobachtete tobte im Rest des Reiches ein gewaltiger Krieg. Dieser begann kurz nach der Fürstenversammlung und wurde von der Matriarchin Tegara gestartet um die alten vanidarischen Gebiete welche sich unter der Kontrolle der Kronlande befanden zurückzuerobern. Der Beginn des Krieges schien nicht schlecht für das militärisch unterlegene Vanidarien zu sein, in einem unerwartet heftigen Erstschlag fielen ganze fünf Städte und ihre Provinzen an Vanidarien. Die Ritter der Matriarchin waren nach diesem Erfolg von einer Siegesgewissheit erfüllt wie sie wohl kein normaler Mensch kennen kann, noch größer als sie eh schon war. Die Ritter Vanidariens preschten vorwärts und sahen bereits die Türme der Hauptstadt vor sich, der Sieg schien in Reichweite. Jedoch sollte die Wendung schon bald folgen.

Herzog Roger, Heerführer der Vanidaren, unterschätzte den neuen König und dessen Fähigkeiten als Feldherr. Dies sollte sich bald als fataler Fehler erweisen. Schneller als erwartet sammelte König Konstantin eine Streitmacht um das Heer des Herzoges zu schlagen und dann nach Anzya vorzupreschen und es von den Vanidaren zu befreien. Dies bedeutete den Anfang vom Ende für den Krieg der Matriarchin. Zwar gelang es Vanidarien noch einige Wochen gegen die Truppen aus den Kronlanden zu bestehen und Anzya mehrmals zurückzuerobern, jedoch schrumpfte das ohnehin schon kleine Militär der Vanidaren immer mehr. Schließlich wurden die Truppen der Matriarchin soweit zurückgedrängt bis sie zum ersten Mal in diesem Krieg auf Vanidarischen Boden kämpfen mussten.... also vanidarischer Boden unter Kontrolle von Vanidarien, nicht ehemaliger vanidarischer Boden um den es in diesem Krieg ging. Dann geschahen zwei Dinge welche dem Krieg zu einem recht vorzeitigen Ende führten. Zum Ersten fiel die Festung Myst in einem Ansturm der Königlichen Truppen welche dabei den Großteil des verbliebenen vanidarischen Heers aufrieben. Zum zweiten mischte sich der Kaiser von Nika in den Konflikt ein, auf Seiten des Königs. Die Christen marschierten aus dem Süden gegen Vanidarien während die Kronlande aus dem Westen heranrückten. Nach diesen Geschehnissen dauerte es nur noch wenige Wochen bis die Flagge des Königs über Vanidos wehte und Matriarchin Tegara in Gefangenschaft geriet. Herzog Roger starb einen heldenhaften Tod während der Verteidigung der Festung als er mit einigen wenigen Leibwachen eine vierfache Überzahl an Truppen des Feindes davon abhielt den Thronsaal zu stürmen. Nach seinem Tod sahen die kläglichen Reste der Leibwache ein dass der Kampf verloren war und ergaben sich den Königlichen Truppen....


Die Zeit nach dem Krieg und die Katastrophe von Linistien:

Nach der Schlacht um Vanidos wurde die Matriarchin zum königlichen Hof verfrachtet wo sie vom König für ihre Vergehen bestraft wurde. Niemand weiß genau wie diese Bestrafung aussah, nur dass der König meinte sie dürfte ausreichen um Tegara ruhig zu halten. Dass dies nicht der Fall war sollte sich schnell zeigen. Im Laufe von wenigen Jahren folgten zwei weitere Kriege der Matriarchin gegen die Krone, jedoch erreichte Vanidarien nie so große Erfolge wie noch im ersten Konflikt. Nachdem auch der dritte Krieg von Konstantin gewonnen wurde ging er zu etwas drastischeren Maßnahmen über. Er ließ Tegara zwar am Leben, setzte jedoch einen Statthalter ein und stationiere ein Heer in Vanidarien um die Kontrolle zu behalten. Da all dies Tegara wohl nie im Leben davon abgehalten hätte sich erneut gegen den König zu erheben drohte der König zudem noch damit die Tochter der Matriarchin, Haruhi Silberblatt, als Geisel in die Kronlande zu nehmen sollte Tegara auch nur den Anschein eines Aufstands zeigen. Diese Drohung erzielte selbst bei Tegara eine starke Wirkung, denn das eine Matriarchin mehr als ein Kind im Laufe ihres Lebens bekommt ist sehr unwahrscheinlich, also wäre mit Haruhi auch die einzige Erbin Vanidariens in den Händen des Königs. Außerdem war sie die Tochter des verstorbenen Herzoges, mit ihm ein neues Kind zu bekommen wäre daher etwas problematisch gewesen, selbst wenn die Matriarchinnen noch so fruchtbar wären.

Aleyandra, die Schwester der Matriarchin, kehrte nach dem Krieg nach Vanidarien zurück. Was mit ihr dort geschah weiß niemand in den Republiken, Gerüchte sagen dass sie von ihrer Schwester bestraft wurde für ihren angeblichen 'Verrat'. Es ist jedoch bekannt was mit ihrem Leibwächter geschah. Aratarn Silberblatt blieb in den Republiken nachdem Tegara ihm seinen Titel nahm und auch ihn als Verräter abstempelte. Hier heiratete er meine Schwester, Miranda, und nahm den Namen 'Mimir' an. Nachdem meine geliebte Mutter, Lias Mimir, vor zwei Jahren ihrem Alter erlag und mein Onkel Saroz den Titel des Oberhauptes des Hauses annahm ist Aratarn nun der zweite in der Erbfolge des Hauses, hinter mir. Zusammen mit meiner Schwester bekam er eine Tochter, die liebenswürdige Asahina Mimir welche ganz nach ihrer Mutter kommt. Außerdem sei erwähnt dass die Milizen in Benjii merklich besser wurden nachdem Aratarn anfing sie zu trainieren, vielleicht besteht doch noch Hoffnung für unsere Republiken im Falle eines Krieges.

Weiterhin erwähnt sei der so genannte 'Bürgerkrieg von Nurc', welcher genau genommen nichts weiter war als eine versuchte Machtübernahme der Schülerin Therons von Nurc war, Sally. Da diese liebreizende Dame gerade neben mir steht ist es mir nicht erlaubt genaueres über diesen Vorfall zu schreiben, lasst euch gesagt sein dass nach den Kämpfen nur noch zwei Dutzend Attentäter übrig waren und Theron weiterhin der Gildenmeister war. Trotz dieses kleinen Zwischenfalls bekamen Theron und Sally ein Kind welches von beiden gemeinsam aufgezogen und ausgebildet wird. Möge Gott den Republiken beistehen wenn dieses Mädchen jemals in die Gilde gelangt.

Das seltsamste Ereignis der Zeit nach dem Krieg der Matriarchin war jedoch die so genannte Katastrophe von Linistien. Noch heute weiß niemand genau was eigentlich geschah, man weiß einzig und allein dass vor knapp 14 Jahren ein gigantischer, weißer Lichtblitz über Linistien zu sehen war. Als einige Truppen am Tag danach in die Stadt reisten fanden sie Verwüstung und tausende Leichen vor. In der gesamten Stadt fand man lediglich neun Überlebende, zwei Wochen später waren jedoch auch diese spurlos verschwunden und wurden bis heute nie wieder gesehen...
Zuletzt geändert von Mimir am 31. Mai 2013 15:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Kawaii Kingdom (Aura Kingdom AAR mit Vanidar)
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Re: [AAR] God is a Girl

Beitragvon Mimir » 29. Mai 2013 13:40

1. Eine Göttin langweilt sich


„Es war vor inzwischen mehr als 2000 Jahren, als dieses Königreich und die großen Fürstentümer unserer Zeit noch nicht existierten. Damals herrschte auf dieser Insel ein mächtiger Kaiser über ein Volk das in Reichtum und Überfluss lebte. Sie folgten nur einem einzigen Gott und die weißen Türme ihrer Hauptstadt erhoben sich über alles was die Wellen umspülten. Dieses Volk sah kaum einen Sinn darin gut kämpfen zu lernen, nur selten brachen Streitigkeiten untereinander aus und selbst dann vertrauten sie lieber auf das Urteil Gottes und das des Kaisers, als ich gegenseitig umzubringen. Zwar besaß das Kaiserreich eine Armee aber niemand wusste mehr so genau warum, im Grunde saßen sie nur träge rum und behielten die Küste im Auge. Sie lebten auf ihrer Insel in solcher Glückseligkeit dass sie nicht einmal in ihren kühnsten Träumen daran dachten Schiffe zu bauen und auf das gefährliche Meer hinaus zu fahren, wo nichts weiter als der einsame Tod lauerte. Vielleicht war dies einer ihrer größten Fehler, andererseits hat ihre Sorglosigkeit gegenüber dem Rest der Welt damals mein eigenes Volk vor dem Untergang bewahrt, also sollte ich nicht ganz so hart über diese Narren urteilen. Wir stammen aus dem hohen Norden, von einem Kontinent der bereits seit langem von allen Göttern verlassen wurde, selbst sein Name geriet in Vergessenheit. Das Leben dort war hart und vor allem tödlich, die Stämme und Klans bekämpften sich untereinander und hetzten sich zu Tode. Wer Kälte und Hunger überlebte fiel unter den Schwertern und Äxten seiner Nachbarn. Vor über 2100 Jahren gelang es einer der einflussreichsten Familien des ganzen Kontinents einen großen Teil unseres Volkes zu vereinen, die Auguster. Aber selbst als einer von ihnen sich zum König krönen ließ änderte es wenig an den Verhältnissen, man schlachtete sich trotzdem noch immer untereinander ab, vor allem wenn der lange Winter mal wieder seine Zähne in das Land schlug und die Menschen hungerten. 10 Jahre nach seiner Krönung entschied der König, Benjamin Auguster, dieses Land aufzugeben, einfach so als wäre es das normalste auf der Welt. Doch es war vermutlich die richtige Entscheidung, jeder Winter wurde härter als der vorherige und jedes Jahr gab es weniger Überlebende. Viele blieben trotzdem zurück und widersetzen sich der Anordnung des Königs. Was aus ihnen geworden ist vermag heute niemand mehr zu sagen, vielleicht ziehen sie noch immer durch schneebedeckte Ruinen und bekämpfen einander, vielleicht sind sie auch schon vor langer Zeit gestorben. Seit jeher besaßen wir eine ansehnliche Flotte, mit der wir die lange Küste entlangfuhren und uns gegenseitig ausraubten, doch zum erstenmal verlangte man von uns auf das offene Meer hinaus zu segeln und dass nur aufgrund eines Gerüchts, ein Gerücht von einer Art Paradies im Süden. Als Vorhut sendete der König meine eigenen Vorfahren, den großen Klan der Silberblätter, deren Gründung auf die blutrünstige Weiße Königin weit weit im Norden zurückging, sie soll angeblich in einem Wald aus silbernen Bäumen gelebt haben und die erste unserer Familie gewesen sein.

Bild


Doch das sind alles nichts weiter als bedeutungslose Sagen ohne einen einzigen Funken Wahrheit, wahr dagegen ist dass meine Vorfahren als erstes dass neue Land erreichten. Viele Schiffe gingen auf der Reise nach Süden verloren, aber dieses Opfer sollte sich am Ende mehr als lohnen. Im Norden des friedlichen Kaiserreichs gingen die Silberblätter von Bord, angeführt von Vanidar und dessen Bruder Vanidor. War es Schicksal oder nur Zufall dass sie ausgerechnet in dem Teil des Kaiserreiches an Land gingen dass den Namen „Varos“ trug und als teilweise unabhängig vom restlichen Reich galt? Was es auch gewesen war, die Silberblätter eroberten die Provinz Varos und letztendlich auch die große Zitadelle selbst. Wer diese mächtige Festung gebaut hatte wussten selbst die Kaiserlichen nicht mehr und erst recht nicht warum. Die zerfallenen Mauern und wenigen Milizen der Provinz waren nicht imstande die Silberblätter lange aufzuhalten. Das Volk von Varos wurde in alle Winde zerstreut und trug die Schreckensnachrichten von den heidnischen Schlächtern aus dem Norden in das restliche Kaiserreich.
Doch nicht alle von ihnen rannten vor den Krieger davon, die gleich Dämonen über sie hergefallen waren. Beherrscht wurde Varos von einem uralten Matriarchinnengeschlecht, die Christen im Kaiserreich bezeichneten sie gerne als „die Hexen von Varos“. Ihrer Meinung nach verzauberten sie den Geist der Menschen, spannen deren Gedanken in ein Netz aus magischen Formeln und Lügen. Die Kaiser sahen seit jeher über diese recht harmlose Ketzerei hinweg, solche Kleinigkeiten waren in ihren Augen keinen Bürgerkrieg wert. Als Vanidar und Vanidor die Festung zum erstenmal betraten war der Anblick trotz des vernachlässigten Zustands überwältigend. Bisher hatte sich dieses Land nicht so sehr von ihrer Heimat unterschieden, es war etwas wärmer und freundlicher aber noch lange kein Paradies. Die wahren Reichtümer und wunderschönen Gegenden waren weiter im Süden der Insel zu finden und Vanidor drängt darauf weiterzuziehen bevor der König und seine Speichellecker ankamen, um sich die besten Stücke dieses neuen Landes unter den Nagel zu reißen. Doch etwas hielt Vanidar davon ab, etwas dass das Schicksal meines Volkes für immer verändern sollte. Im Hof der Zitadelle erhob sich ein strahlend weißer Baum, er alleine war schon etwas besonderes, doch die Augen unseres Fürsten ruhten nicht auf dem seltsamen Baum, nein er würdigte ihn keines Blickes. Unter den weißen Ästen stand die letzte Bewohnerin von Varos, trat ihnen ohne ein Anzeichen von Furcht gegenüber und hieß ihre neuen Untertanen willkommen, die Göttin des Nordens, die Tochter des Weißen Baumes, die Hexe von Varos...und seit diesem Tag auch die Matriarchin von Vanidarien. Denn Vanidar blieb, entgegen der Warnungen seines Bruders, in Varos und erklärte es zur neuen Heimat unseres Volkes. Kurze Zeit später traf der König mitsamt der restlichen Flotte ein und gewährte Vanidar alles Land nördlich der kaiserlichen Hauptstadt, die Geburtsstunde des Herzogtums Vanidarien. Um die Festung von Varos herum entstand die Stadt Vanidos und lange Zeit galt Vanidarien als einer der mächtigsten Teile des neuen Königreiches, das nach der Vernichtung des Kaiserreiches entstand. Und auch jetzt, mehr als 2000 Jahre später herrscht eine Nachfahrin der Matriarchin über die Silberblätter.

Roger Talien Silberblatt „Wenn silberne Blätter fallen - eine Chronik über den Niedergang Vanidariens.“


Mein Name ist Kyon Trellik und ich stamme aus einer der kleineren Adelsfamilien der vereinten Republiken, die von einem Rat aus Adligen beherrscht werden und im Königreich Almodozasra liegen. Auch wenn es vermutlich niemanden interessiert was ich zu sagen habe und noch viel weniger Leser mir glauben werden, muss ich das bisher Erlebte einfach aufschreiben. Alleine schon um zu erkennen ob ich den Verstand verloren habe oder das alles um mich herum wirklich passiert. Ich hoffe nicht, ansonsten ist diese Welt nett ausgedrückt im Arsch.
Wie auch immer, ich war nichts besonderes, nur ein gewöhnlicher Einwohner des Königreiches und wollte genauso behandelt werden um in Ruhe und Frieden vor mich hinzuleben, ein Zustand der leider nicht lange genug anhielt. Meine Welt war normal, normaler als normal und es war gut so. Als ich jünger war habe ich vielleicht noch daran geglaubt dass es Dämonen, Götter, Hexen und Geister wirklich gibt. Dass Dämonen, Götter, Hexen und Geister nicht existierten können habe ich erst viel später rausgefunden und es war wirklich ein trauriger Tag für mich, denn ich wünschte mir wirklich dass es sie gab und sie einfach direkt vor mir auftauchten. Aber als ich älter wurde schloss ich mit diesen Träumereien über Dämonen, Götter, Hexen und Geister ab, ich hatte mich an die Normalität unserer Welt gewöhnt und war zufrieden damit. Um ganz ehrlich zu sein habe ich zu dieser Zeit noch nicht einmal daran geglaubt dass die Grafschaft Deadlien wirklich existiert und das obwohl sie nicht allzu weit entfernt liegt, die Geschichten von dort waren einfach zu merkwürdig. Die Menschen in der Grafschaft sind vollkommen verrückt, auf eine andere Art und Weise als die Vanidaren, allerdings nicht unbedingt auf eine viel bessere. Immerhin hatten sie es nicht geschafft sich selbst zu zerstören, der Krieg zwischen Vanidarien und dem König endete, wen wundert es, mit einer vernichtenden Niederlage für das Herzogtum. Man musste schon ausgesprochen verrückt oder dumm sein um sich ganz alleine gegen den König zu stellen.


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Abgesehen von einem kleinen Dorf in den nordwestlichen Sümpfen fiel damals ganz Vanidarien restlos an König Konstantin. Aber dieser Krieg ist nicht unser Thema, wer etwas darüber erfahren will kann auch irgendein gewöhnliches Geschichtsbuch zur Rate ziehen.
Wisst ihr, ich habe ein einfaches, normales und gutes Leben in den Republiken geführt. Alles war wundervoll und friedlich, ich besuchte die Universität von Benjii und wurde nebenbei darauf vorbereitet der Adelsfamilie der Mimir als Leibwächter zu dienen, wie die meisten meiner Vorfahren. Bis zu jenem Tag, an dem wir Besuch von unserem Nachbarfürstentum erhielten, in Form eines Mädchens das auf den ersten Blick nicht nach sonderlich viel Ärger aussah. Haruhi Silberblatt, die Tochter der Matriarchin und Herrscherin von Vanidarien. Es rankten sich schon immer viele absonderliche Gerüchte um die Matriarchinnen, es heißt sie werden von den Vanidaren als Göttinnen verehrt, als die Töchter des Weißen Baumes und Gefäße seiner Göttlichkeit. Um ehrlich zu sein kamen mir die Vanidaren mit diesem Verhalten immer ein wenig leichtgläubig und vor allem dumm vor, trotzdem war ich anfangs neugierig auf die Tochter einer angeblichen Göttin, diese Neugier sollte schon sehr bald verflogen sein.
Alleine schon wie sie sich vorstellte als wir uns zum erstenmal trafen sagte mir, halte dich fern von ihr. Sie hatte sich einfach mit verschränkten Armen vor die anwesenden Republikaner gestellt und gesagt „Ich bin auf der Suche nach Dämonen, Göttern, Hexen, Geistern und sonstigen außergewöhnlichen Dingen. An normalen Menschen bin ich nicht interessiert, falls ihr solche langweiligen Geschöpfe seid müssen wir gar nicht weiter miteinander reden.“
Ich wusste damals nicht ob ich über diese Worte lachen oder weinen sollte, beides erschien mir in diesem Moment mehr als angebracht zu sein. Vor mir stand zwar ein wunderschönes Mädchen in meinem Alter, aber sobald sie den Mund öffnete merkte man dass sie, wie eigentlich alle Vanidaren wenn ich es richtig bedenke, nicht mehr ganz richtig im Kopf war oder anders ausgedrückt, eine durchgeknalltere Person war mir bis dahin nie begegnet. Haruhi Silberblatt war einfach nur anders und zwar nicht auf eine gute Art...aber ich greife den Ereignissen voraus denke ich. Damit ich nicht die ganze Zeit im Mittelpunkt stehe steuern wir etwas weiter zurück und mit etwas weiter zurück meine ich zu einem Punkt der Geschichte an dem ich noch nicht einmal auftauche und zu einem Ort an dem ich noch nie in meinem Leben gewesen bin, nämlich einem kleinen Wald nahe der Stadt Vanidos. Wie ich dann überhaupt beschreiben kann was dort passiert ist? Ähm nun, also ich habe davon gehört, ein wenig, das muss für euch reichen.



2105. Jahr seit der Landung der Auguster, Herzogtum Vanidarien, Vanidos

Den ganzen Tag hatte sie es verfolgt, immer wenn sie glaubte die Spur verloren zu haben tauchte in ihren Augenwinkeln das weiße Fell des Tieres wieder auf und die Jagd ging weiter. Sie wusste nicht mehr genau wann sie die Straße und ihr Pferd verlassen hatte, um in einem der vielen Wälder Vanidariens einer offensichtlichen Sagengestalt nachzulaufen, aber das Jagdfieber hatte die junge Silberblatt einfach gepackt als sie die weiße Gestalt zwischen den Bäumen erspäht hatte. Haruhi war die Tochter der Matriarchin Tegara und würde ihr eines Tages auf den uralten Thron von Varos beziehungsweise Vanidarien folgen. Die ungefähr 16 Jährige war ihrem langweiligen Leibwächter entkommen, zumindest hoffte sie das. Der Herzog Terrin Silberblatt, hatte bestimmt bereits davon erfahren und einige Ritter ausgeschickt. Ihr Vater Roger Silberblatt, war vor ihm Herzog gewesen, starb aber noch vor ihrer Geburt im ersten Krieg zwischen Vanidarien und dem König. Sie wusste nicht viel über ihn, außer dass er einen ehrenhaften Tod bei der Verteidigung Tegaras gefunden hatte. Allerdings konnte er nicht viel langweiliger gewesen sein als ihr Halbbruder Terrin. Er war im selben Alter wie Tegara, also Mitte dreißig und nur dazu da hinter ihrer Mutter herzulaufen und die Ritter für einen Krieg zu trainieren der niemals kommen würde. Aber wie auch immer, Haruhi war wie alle Matriarchinnen außergewöhnlich schön, musste sie auch sein um die Silberblätter später einmal genauso gut unter Kontrolle zu haben wie ihre Mutter. Sie hatte hüftlange, dunkelbraune Haare die von gelben Bändern aus Seide durchzogen wurden und...
Nun, es waren halt Haare, mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen, ich habe weder die Zeit noch die Lust stundenlang eine Frisur oder eher ein Mädchen zu beschreiben, dessen Lebensaufgabe es zu sein scheint mir auf die Nerven zu gehen und mein Leben in eine nie enden wollende Qual zu verwandeln. Moment, das hier sollte helfen auch wenn sie damals sowieso jeden Tag der Woche ihre Frisur änderte, so sah sie Montags aus und naja vielleicht war zu diesem Zeitpunkt zufälligerweise gerade Montag. Gehe, wir einfach mal davon aus, ja?

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Ein Maler aus den Republiken hat es gezeichnet und alleine wenn ich sehe wie dieses Bild mich anstarrt läuft es mir schon wieder kalt den Rücken runter und mehr als genug unangenehme Erinnerungen dringen an die Oberfläche...
.Ach ja die Kleidung, ähm also ich habe gehört in Deadlien trägt man so etwas, vielleicht. Glaube mich daran zu erinnern dass es dort vor mehr als 10 Jahren in Mode war, bis die Deadlier beschlossen dass es doch etwas zu „normal“ aussah für ihre Verhältnisse. Merkt euch eins, haltet euch von der Grafschaft Deadlien fern und das meine ich ernst, die sind irre. Jedenfalls liebte Haruhi die deadlische Mode, hauptsächlich weil sie selber nicht mehr ganz normal war, und da man in Vanidarien seit jeher etwas langsamer war, kam auch der neuste Kleidungsstil immer erst mit Verspätung im Norden an. Damit habe ich mir auch erspart ihre Kleidung zu beschreiben, zumindest gehe ich einfach mal davon aus dass sie an diesem Tag dasselbe anhatte wie auf dem Bild, einfach um euch und vor allem natürlich mir Zeit zu sparen. Aber zurück zum eigentlichen Thema, Wald nahe Vanidos.

Haruhi schob vorsichtig einen Zweig nach dem anderen zur Seite um aus dem Gebüsch heraus eine bessere Sicht aus das strahlend weiße Tier zu haben, welches auf der kleinen Lichtung graste. Jetzt wo sie so nah an ihrem Ziel war wollte sie kein Geräusch von sich geben, egal wie leise es auch war. Nur noch ein bisschen und sie würde das Tier in seiner vollen Pracht vor ihr stehen sehen. Bisher hatten selbst die tiefsten Wälder Vanidariens nichts interessantes hervorgebracht als einige halbverhungerte Wölfe, zumindest bis jetzt.
„Haruhi!?“ schallte eine Stimme durch den Wald und sie zuckte erschrocken zusammen „Lady Haruhi!?“
Das Tier schreckte auf und Haruhi stieß hastig durch das Gebüsch, inzwischen ohne Rücksicht auf den Lärm den sie veranstaltete. Doch zu spät, es war weg, verschwunden zwischen den Bäumen und zwar noch bevor sie es sich genauer ansehen konnte.
„Was sollte das werden? Du hast es verjagt! Trittst du mit Absicht auf jeden verdammten Zweig in diesem verdammten Wald und schreist herum wie ein abgestochener Hund?“ fuhr sie den überraschten Vanidaren an, der hinter ihr aus dem Wald trat, er war etwa in ihrem Alter und hatte den halben Wald zusammengeschrien auf seiner Suche.
„Was verjagt?“ fragte Koizumi Silberblatt, er war der Sohn des Herzogs, doch das kümmerte Haruhi im Moment wenig, er hatte ihr gerade die ganze Jagd verdorben.
„Natürlich das Einhorn du Dummkopf!“
„Ich habe nur ein weißes Pferd gesehen das vermutlich von irgendwo weggelaufen ist.“ wehrte er lächelnd ab.
Zugegeben, sie hatte das Tier selber nicht besonders gut sehen können. Trotzig verschränkte sie die Arme vor der Brust und fuhr ihn nach einer Weile wieder herrisch an „Was machst du überhaupt hier? Ich dachte du bist bereits wie die Ritter an deinem Pferd angewachsen.“
Als er nicht antwortete sondern nur weiterhin freundlich lächelte, seufzte sie und stapfte missgelaunt zurück zu ihrem Pferd, Koizumi im Schlepptau. Sie verließen den Wald und Haruhi erkannte zu ihrer Überraschung das sie gar nicht so weit vom Waldrand entfernt waren wie gedacht. Scheinbar war sie dem Pferd immer wieder im Kreis gefolgt. Nahe der Straße erwartete sie ihr eigenes Pferd, schwarz wie die Nacht und auch Koizumi braune Stute wartete geduldig. Während ihr Pferd den Weg zurück nach Vanidos inzwischen schon alleine fand hatte Haruhi Zeit um über einige Dinge nachzudenken, zum Beispiel über Koizumi, der an ihr klebte wie eine Klette. Er war in Myst aufgewachsen, die große Festung welche Vanidarien von Süden aus schütze, und hatte dort seine Ausbildung zum Ritter erhalten. Erst vor etwa einem Jahr war er nach Vanidos gekommen, Haruhi wusste bis heute nicht warum, er war noch ein kleines Stück davon entfernt ein richtiger Ritter zu werden. Aber scheinbar hatte der Herzog seinen Sohn für ihren Schutz abgestellt und um sie beschäftigt zu halten, denn Haruhis Launen und Merkwürdigkeiten hielten seit ein paar Jahren halb Vanidos in Atem. Vor allem aber ging sie der Matriarchin damit mehr und mehr auf die Nerven, Tegara hatte selber nicht gerade eine angenehme und gefestigte Persönlichkeit. Wie auch immer, Koizumi hatte anfangs Haruhis Interesse geweckt, sie selbst hatte Vanidos nur selten verlassen und er war immerhin nahe der Grenze zu den Kronlanden aufgewachsen. Dazu kamen seine hellbraunen Haare die ihn von den meisten anderen Silberblättern abhoben, seine Großmutter stammte aus dem Süden, aus Ceicla oder so ähnlich. Aber bald stellte sich heraus dass an dem Sohn des Herzogs absolut nichts exotisches oder auch nur ansatzweise interessantes zu finden war, er folgte ihr einfach lächelnd und nickte zustimmend zu jeder ihrer Ideen. Das war zwar manchmal ganz nützlich aber auch noch immer unendlich langweilig, als Erbin der Matriarchin hatte sie genug Adlige um sich herum, die zu allem was sie von sich gab ein lautes, jawohl, hören ließen.
Während sie diesen Gedanken nachhing erreichten sie die Stadt Vanidos in deren Zentrum sich die uralte Festung von Varos erhob. Die Stadt an sich war um die Festung herum entstanden und nicht besonders sorgfältig geplant sondern einfach wild vor sich hin gewuchert. Aus Stein baute man hier was anständiges, nämlich Mauern und Burgen, von daher waren fast alle Häuser aus dem Holz der nahen Wälder. Die letzten 10 Jahre hatte Frieden zwischen König und Matriarchin geherrscht und dieser Frieden hatte dem Herzogtum wirklich gut getan. Die Märkte waren von Jahr zu Jahr belebter und vor allem der Handel mit den berühmten vanidarischen Schlachtrössern und Waffen explodierte geradezu. Allerdings gab es auch etwas dass diese scheinbare Glückseligkeit störte und das Bild der aufblühenden Stadt für Haruhi vollends verdarb. Die Wachen, welche durch die Straßen patrouillierten, trugen nicht den Weißen Baum der Matriarchin sondern das Wappen des Königs. Eine goldene Krone auf rotem Feld, noch immer unendlich einfallslos und schrecklich anzusehen. Der Grund warum man so viele Königliche Soldaten in Vanidarien antraf war recht einfach. Es war alles andere als leicht Vanidarien von Land aus einzunehmen. Im Süden erhoben sich dutzende kleinere Burgen und natürlich Myst, jeder Angriff von dort würde zerschellen und tausende Leben fordern. Schon eine kleinere Streitmacht konnte einen Durchbruch der Königlichen Soldaten monatelang verhindern und nach drei Kriegen hatte selbst der beschränkte Geist des Königs scheinbar eine Lösung für dieses Problem gefunden. In ganz Vanidarien waren kleinere Armeen des Königs verteilt, ihre Stützpunkte befanden sich hauptsächlich in alten, verfallenen Burgen die sie wieder instand gesetzt hatten. Außerdem war es den meisten Vanidaren verboten in der Hauptstadt des Herzogtums Waffen zu tragen, nur die persönliche Garde der Matriarchin und einige Ritter oder hohe Adlige bildeten die Ausnahme. Der König wollte damit erreichen im Falle eines Krieges möglichst schnell und ohne Verluste Vanidos unter seine Kontrolle zu bringen und die Matriarchin als Geisel zu nehmen, womit jeder Krieg im Keim erstickt werden konnte.


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Eine andere Möglichkeit hätte natürlich darin bestanden Vanidarien vom Meer aus anzugreifen, die Verteidigung dort war geradezu lächerlich schwach. Allerdings verfügte der König über keine eigene nennenswerte Flotte, also müsste er andere Fürsten um Unterstützung bitten und selbst dann war es fraglich ob die Schiffe jemals an der vanidarischen Küste ankamen. Die Nordmänner trieben in ihren Langbooten noch immer ihr Unwesen und zogen plündern die Küste entlang. Außerdem war da noch die Flotte des Verräters, Georgios. Der ehemalige Herzog von Ceicla, der vor mehr als 16 Jahren den alten König erschlug und seitdem auf der Flucht war. Allerdings wurde es im Laufe der Zeit zu einer unendlich langweiligen Verfolgungsjagd. Der Rebell und seine Getreuen hatten ihr Hauptquartier auf der Inselfestung namens Adlerfelsen weit im Süden eingerichtet. Wann immer der König oder einer seiner Fürsten eine angemessene Flotte zusammenzog um die Festung zu stürmen wurde sie von den ceiclischen Kanonen in Stücke gerissen. Es gab nur ein Fürstentum dass in der Lage gewesen wäre Georgios auszuräuchern, bedauerlicherweise war dieses Fürstentum Deadlien. Die deadlischen Karacken wären ein angemessener Gegner für die Rebellenflotte gewesen aber leider reagierten Deadlier nur wenn sie persönlich angegriffen wurden und von daher würden sie sich vermutlich niemals rühren. Inzwischen ging man im Reich davon aus dass Georgios an Altersschwäche sterben würde bevor der König ihn in die Finger bekam. Sie passierten das Tor der grauen Festung und führten die Tiere in einen der Ställe. Haruhi blieb neben ihrem schwarzen Hengst stehen und strich ihm beruhigend über die Seite.
„Wie viele davon haben wir im Moment in Vanidos?“
„Von den schwarzen Pferden? Vielleicht ein halbes Dutzend, warum fragt Ihr?“
Koizumi runzelte verwirrt die Stirn, er würde zu gerne wissen was schon wieder in ihrem Kopf vorging.
„Mhm das würde nicht reichen für meine ganze Leibgarde, schade es hätte fantastisch ausgesehen. Wie die wilde Jagd wären wir gleich Dämonen durch das Land gezogen.“
„Leibgarde?“
Ihre Worte ergaben wenig Sinn und stürzten ihn nur noch tiefer in seine Verwirrung.
„Für meine Reise in die Republiken oder hast du das etwa vergessen?“ Sie musterte den Silberblatt mit einem Blick der eindeutig aussagte „Wie begriffsstutzig bist du eigentlich?“
„Ah natürlich, eine großartige Idee Lady Haruhi.“
Hatte sie bisher jemals erwähnt dass sie die Republiken besuchen wollte? Moment, bis eben hatte Koizumi gedacht Haruhi wüsste nicht einmal wo die Republiken liegen, wie kam sie plötzlich auf diese absurde Idee? Irgendwas verpasste er hier. Er versuchte seine Verständnislosigkeit hinter einem nichtssagenden Lächeln zu verstecken, erfolglos.

Ich habe heute noch Probleme damit Haruhis Gedanken zu folgen, von daher bin ich ausnahmsweise einmal voller Mitleid für Koizumi, er hatte nicht die geringste Chance.
Haruhi seufzte entnervt, musste sie denn wirklich jede Kleinigkeit stundenlang erklären? „Ich habe vor kurzem die Aufzeichnungen meines Onkelz Aiden gefunden.“
Ah, das erklärte zumindest einiges, schoss es Koizumi durch den Kopf, Aiden war der jüngere Bruder Rogers gewesen und hatte in seiner Jugend das ganze Reich bereist. Am längsten war er in den Republiken geblieben und hatte sich dort aus Langweile sogar mit einigen der dortigen Attentäter zusammengetan und sogar selber mehrere Aufträge für die republikanischen Adligen erfüllt. Nach dem Tod seines Bruders war Aiden ruhiger geworden und in Vanidarien geblieben um seinen Neffen Terrin in seiner Rolle als Herzog zu unterstützen. Aiden war im dritten Krieg der Matriarchin gefallen, aber scheinbar lagen noch immer einige Schriften mit seinen Erlebnissen aus der Zeit in den Republiken in Vanidos herum.
„Er hat viel über die vier Republiken geschrieben, von seltsamen Tieren, mysteriösen Mördern, seltsamen Adelsfamilien die sich untereinander bekriegen und sogar von Monstern in den Bergen! Ist das nicht total unglaublich? Ich finde es jedenfalls total toll! Es wird Zeit dass ich für eine Weile aus Vanidos rauskomme.“
„Weiß Eure Mutter bereits von diesen Plänen?“ fragte er vorsichtig nach
„Sie ist doch eine Göttin, also sollte sie es wissen oder nicht?“ Haruhi zwinkerte ihm kurz zu, stürmte dann an Koizumi vorbei und steuerte direkt auf den Thronsaal zu. In dem sich ihre Mutter befand und gelangweilt auf dem Thron saß, scheinbar wartete sie auf eine neue Welle Bittsteller. Die Zeit hatte Tegara verändert, im ersten Krieg war sie nicht viel mehr gewesen als eine unerfahrene Herrscherin, nicht viel älter als 18 Jahre und überzeugt von ihrer Unbesiegbarkeit als Gottkönigin von Vanidarien. In den folgenden zwei Kriegen hatte sie dann sogar selber an der Seite ihrer Ritter gekämpft. Als sie das erste mal ein Schlachtfeld betreten hatte war die Matriarchin davon ausgegangen dass sie als göttliches Wesen unverwundbar sei und hatte auch genauso gekämpft. Einige tiefe Narben zeugten davon dass ihre sterbliche Hülle sehr wohl in der Lage war zu bluten.
„Haruhi.“ Die Langeweile verschwand und Tegara begann zu Lächeln, ihre Tochter und einzige Erbin war abgesehen von Krieg gegen den König das einzige wofür sie sich noch ab und an begeistern konnte. „Ich habe gehört du hast den armen Koizumi wieder einmal abgehängt?“
„Er hat es überlebt.“ antwortete Haruhi ohne jegliche Spur von Schuldgefühlen oder Reue „Aber darum geht es nicht, ich muss über etwas anderes reden. Es ist wirklich total dringend.“
„Ach?“ die Matriarchin blickte ihre Tochter misstrauisch an, in letzter Zeit hatte sie selten so voller Energie gewirkt und Tegara wusste nicht ob sie das freuen oder eher beunruhigen sollte.
„Ich werde eine Reise durch die Republiken machen, wie meine Tante Aleyandra in meinem Alter. Zuerst natürlich nach Benjii, der großen Handelsstadt der Mimir, danach in die Hauptstadt und von dort aus nach Nurc um die Attentätergilde zu besuchen. Ich...“
„Nein das denke ich eher nicht.“ Schnitt die Matriarchin die begeisterten Worte ihrer Tochter barsch ab.
„Warum? Aleyandra wurde es ja scheinbar damals auch gestattet.“
„Ja und siehst du sie jetzt noch irgendwo?“ Tegara wollte wirklich nicht über ihre jüngere Schwester reden, sie war damals aus Vanidos geflohen und hatte sich eine Weile in den Republiken verkrochen, dafür hatte sie ihre Strafe erhalten und seit 16 Jahren war sie verschwunden, denn Tote standen nur selten auf und liefen umher.
„Aber...“ begehrte Haruhi auf.
„Jetzt hör auf mit diesem Unsinn auf, ich hab schon genug Probleme.“ Fiel sie ihrer Tochter erneut ins Wort. „Statthalter Terias „ehrt“ uns heute Abend mit seiner Anwesenheit, auch wenn ich beim essen darauf verzichten könnte sein hässliches Gesicht zu sehen.“


...

Terias fühlte sich ganz und gar nicht wohl in seiner Haut, wie immer wenn er in die Festung musste um mit der Matriarchin über neue Anweisungen des Königs zu sprechen. Seit 10 Jahren hatte er die zweifelhafte Ehre Statthalter von Vanidarien zu sein und das Herzogtum im Namen des Königs zu überwachen, es laugte ihn aus, die Menschen hier machten ihn einfach nur fertig. Vorher war er ein stattlicher Mann gewesen, ein Kriegsheld aus dem Kampf gegen die wahnsinnige Matriarchin und ihre Hunde. Inzwischen zeugten dunkle Ringe unter seinen leeren Augen von seiner Erschöpfung und er erkrankte von Winter zu Winter schwerer, warum musste es in Vanidarien auch so kalt sein? Er saß an der langen Tafel, gemeinsam mit dem Herzog Terrin Silberblatt, dessen Frau namens Aleya, ihrem Sohn Koizumi, der Matriarchin und deren Tochter, Haruhi. Er hatte keine Ahnung was sie ihm vorgesetzt hatten aber es stank furchtbar und schien manchmal sogar fast schon lebendig zu sein, zumindest glaubte er dass es sich gerade bewegt hatte. Es war eine Art Brei mit Gräten und spitzen Knochen drin, wovon wollte er gar nicht genauer wissen. Nur eines wusste er mit Sicherheit, er würde keinen Bissen von dem Zeug anrühren, es sei denn er wollte unbedingt ein frühes Ende finden. Nach einer Weile kam der Statthalter zu dem Schluss dass er lange genug in dieser Pampe herumgestochert hatte um die Regeln der Höflichkeit zu befolgen und wendete sich an die Matriarchin. „Konstantin aus dem Haus der Grander, König von Almodozasra, Fürst von Fairesn, Protektor von Vanidarien, Graf von...“
„Ja ja ich kenne seine Titel, was verlangt er diesmal?“ fragte Tegara mit gelangweilter Stimme.
„Gold, für den Bau einer neuen Flotte in Aratar um den Rebellen Georgios endgültig zur Strecke zu bringen, er entzieht sich schon zu lange der Rache des Königshauses.“
„Der König kann so viel Gold haben wie er möchte, die Flotte die er damit baut wird sowieso nur auf dem Grund des Meeres landen und ich liebe es Konstantin versagen zu sehen.“ antwortete Tegara lächelnd und Terias verkniff sich eine Erwiderung, er bekam was er wollte und würde diesen Tisch lebend verlassen, mehr wollte er gar nicht.
„Übrigens, ich brauche um die zwei dutzend Ritter, in ihren strahlendsten Rüstungen und zwar bis morgen früh.“ Durchbrach Haruhi plötzlich das angespannte Schweigen.
„Wozu willst du denn so viele Ritter?“
„Ich brauch sie als Garde für meine Reise in die Republiken.“ entgegnete Haruhi als hätte es das Gespräch vor wenigen Stunden nie gegeben und strahlte ihre Mutter an.
„Haben wir dieses Gespräch heute nicht schon einmal geführt oder bilde ich mir das nur ein?“ fragte Tegara, sie selber war stur bis zur Unendlichkeit aber bei anderen Menschen konnte sie diese Eigenschaft kein bisschen ausstehen. Die Leute hatten zu machen was sie sagte und selbst ihre Tochter war im Moment nur ein Mensch, wenn Tegara starb konnte sie sich wie eine launische Göttin verhalten aber nicht bereits vorher.
„Ja, aber mir hat die Antwort nicht gefallen.“ erwiderte Haruhi trotzig „Jedenfalls brauche ich wie gesagt zwei Dutzend Ritter, meine Wache soll schließlich angemessen sein und nur leichtes Gepäck, ich will schnell vorankommen.“
Der Herzog hielt sich aus dem heraufziehenden Streit lieber raus, zum einen war er nicht einmal Haruhis Vater und selbst wenn, Terrin würde sicher nicht riskieren zwischen die Fronten zu geraten, jeder Mensch mit dem Willen am Leben zu bleiben würde sich raushalten. Haruhi war mindestens so aufbrausend wie ihre Mutter und beide zusammen ergaben eine explosive Mischung die jeden Moment hochgehen konnte. Vor allem seit Haruhi älter war konnten sie sehr sehr schnell aneinandergeraten wenn sie zu lange im selben Raum waren.
„Falls ich unterbrechen dürfte...“ Der Statthalter räusperte sich kurz und brach sofort unsicher ab als die Beiden ihn wütend anstarrten. Terias witterte scheinbar eine Verschwörung, nach den ganzen schrecklichen Jahren in Vanidarien war er ein bisschen paranoid geworden. Für ihn war es offensichtlich warum die Tochter der Matriarchin in die Republiken sollte. Dort befand sie sich außerhalb der Reichweite seiner Männer, außerhalb der Reichweite seines Königs. Die vier Republiken waren für ihre strenge Einhaltung des Gastrechts berühmt, selbst wenn Vanidarien erneut gegen Konstantin rebellierte würden sie Haruhi nicht an die königlichen Soldaten übergeben. Allerdings schätzte er die Situation offensichtlich falsch ein, der Statthalter dachte es ginge nur um einen Streit über Haruhis Leibwache. Hätte Terias in diesem Moment einfach den Mund gehalten wäre all das nicht passiert und wir könnten an dieser Stelle aufhören...aber er musste sich ja unbedingt einmischen, armer Narr. „Ich denke nicht das Eure Tochter Vanidarien verlassen sollte. Der König ist in dieser Angelegenheit sicher voll und ganz meiner Meinung.“
„Ach ist er das ja?“ Die hasserfüllten Augen der Matriarchin verengten sich und sie durchbohrte den Statthalter mit ihnen, in der Hoffnung er würde auf der Stelle tot umfallen. „Es liegt nicht in der Macht des Königs der Tochter der Matriarchin und des Weißen Baumes Befehle zu erteilen. Merkt Euch das lieber, Statthalter.“ sie spie das letzte Wort heraus als wäre es eine schreckliche Beleidigung „Meine Tochter wird in die Republiken reisen, ich werde noch heute Abend einen Reiter losschicken um den republikanischen Rat davon in Kenntnis zu setzen.“
Oh Terias kannte diese Stimmung nur zu gut, er hatte sie wütend gemacht und das endete niemals gut. Eine Diskussion konnte er jetzt gar nicht mehr gewinnen ohne sofort einen Krieg zu riskieren. Er würde die Tochter der Matriarchin sicher nicht ohne eine Eskorte aus seinen eigenen Soldaten ziehen lassen. Dazu konnten seine Männer sich in den Republiken mit den Agenten des Vizekönigs in Verbindung setzen. Tegara sollte wissen dass jederzeit ein Messer an Haruhis Kehle lag, egal wo sie versteckt wurde.


...

Koizumi Silberblatt wartete am nächsten Morgen im Burghof auf die Ankunft Haruhis. Er sollte sie begleiten und gleichzeitig dafür sorgen dass die Beziehungen zu den Republiken nicht zu sehr unter Haruhis exzentrischen Ausbrüchen litten. Auf der anderen Seite des Hofes warteten mehrere von Terias besten Soldaten ebenfalls, sie sollten einen Großteil der Leibwache ausmachen. Nach einer Weile trat die Tochter der Matriarchin in den Hof, diesmal war ihr Haar von roten Bändern zu einem einfachen Zopf zusammengebunden.
„Wer sind diese lächerlichen Gestalten?“ Haruhi deutete auf die rund 20 Königlichen Soldaten die verzweifelt versuchten auf die Pferde zu steigen. Sie kamen zum Großteil aus der Hauptstadt des Reiches und dort waren Pferde nur dazu da Kutschen oder Karren zu ziehen.
„Eure Leibwache, neben mir werden Euch nur vier weitere vanidarische Ritter begleiten.“
„Wenigstens haben sie Stil.“ Haruhi betrachtete die Pferde neugierig, alle 20 waren schwarz, so schwarz wie ihr eigenes. Ebenfalls die vier Ritter und Koizumi ritten solche Pferde. „Woher haben sie die? Ich dachte es gibt nicht so viele davon in Vanidos?“
„Die Soldaten haben sie mitgebracht, scheinbar teilt der Statthalter Eure Meinung was Stil angeht.“ log Koizumi, in Wahrheit war es ein gewaltiger Schock gewesen als man an diesem Morgen die Ställe betreten hatte und nur noch Pferde mit schwarzem Fell vorfand. Ein Umstand der den Sohn des Herzogs noch immer in tiefe Verwirrung stürzte, was hatte es damit auf sich? „Könnte es sein dass...“ dachte Koizumi kurz, verwarf diesen Gedanken aber sofort wieder, als ihm klar wurde wie lächerlich er sich benahm, vermutlich gab es eine natürliche und logische Erklärung dafür. Eine harmlose Krankheit oder irgendwas im Futter der Tiere oder so.
„Ein interessanter Zufall.“ Damit schien die Sache für Haruhi auch erledigt zu sein.
„Ja, ein merkwürdiger Zufall.“ Es war kein Zufall, er wusste nicht was es war aber ganz bestimmt kein Zufall. Sein Vater hatte ihm am Abend zuvor noch einige Dinge erzählt, Dinge von denen er nicht einmal ansatzweise glaubte dass sie wahr sein könnten. Uralte Legenden, die keinen Funken Wahrheit enthielten, zumindest hoffte Koizumi das, ansonsten würde diese kleine Reise deutlich weniger angenehm als erwartet. Während er noch in Gedanken versunken war hatte Haruhi sich bereits auf ihr Pferd geschwungen und war losgeritten als wäre sie ein leibhaftiger Dämon, die Ritter im Schlepptau. Jeder Königliche hockte auf seinem Tier wie ein Sack Kartoffeln, es war unwahrscheinlich dass sie mit Haruhis Tempo mithalten könnten. Zum Glück kannten sie den Weg nach Benjii und würden sie sicher einholen. Er dagegen sollte Haruhi die ganze Reise über gut im Auge behalten, in letzter Zeit hatten Legenden und Sagen die schlechte Angewohnheit wahr zu werden und das Reich auf den Kopf zu stellen...

Dadadadam...Verzeihung das sollte für die angemessene Dramatik sorgen, aber irgendwie erfüllt es seinen Zweck wohl nicht ganz wenn man es bloß schreibt.
Ich könnte jetzt auch natürlich sofort erzählen worum es hier geht und nicht erst seitenlang drumherum reden. Aber zum einen würde mir niemand auf dieser Welt glauben, wenn ich einfach so, ganz ohne Vorwarnung, mit der Wahrheit anfange und zum anderen würde es die ganze Geschichte verderben die ich hier zu erzählen versuche. Außerdem habe ich in den letzten Monaten zumindest eines gelernt: Leg dich nicht mit dem geregelten Fluss einer Geschichte an, lass ihr ihren Lauf, ansonsten wirst du fortgespült und in der reißenden Strömung erbärmlich untergehen. Denn Haruhi war genau das, ein Fluss oder eher eine von allen Göttern verdammte Flutwelle, die durch das ganze Königreich und vor allem mein Leben raste und alles mitriss was sich ihr in den Weg stellte.


Spoiler (Öffnen)
So ist es nun endlich da, das erste Kapitel des AAR's. Geschrieben wurde dieses hier von Vanidar, ich werde mich dann ans nächste Kapitel setzen^^
Kommentare bitte hier hin: God is a Girl, Kommentare
Zuletzt geändert von Mimir am 10. Juni 2013 22:58, insgesamt 1-mal geändert.
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Kawaii Kingdom (Aura Kingdom AAR mit Vanidar)
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Die Goldene Faust, Thera AAR
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Re: [AAR] God is a Girl

Beitragvon Mimir » 29. Mai 2013 17:47

2. Vorboten des Sturms


Dies war also der Anfang des Endes meiner ruhigen Zeiten hier auf Erden. Während also Haruhi, Koizumi und die königlichen Soldaten unaufhaltsam gen Benjii preschten war der Vorbote der kommenden Katastrophe bereits eingetroffen, ein vanidarischer Ritter namens Astereida. Er mag ein durchaus ehrenhafter und netter Mensch sein, nun so nett wie Vanidaren halt sein können, aber für mich ist er das Böse in Person, der Vorbote meiner Alpträume, der Störer meines wohlverdienten, ruhigen Lebens. Dabei begann die ganze Sache noch so harmlos, er kam als einfacher Bote nach Gurilia um mit dem Rat zu sprechen. Wobei 'harmlos' eher relativ ist, der letzte Bote der nach Gurilia kam um mit dem Rat zu sprechen hatte einen Brief der Matriarchin dabei in dem sie allen Republiken den Krieg erklärte. Wenn ich es recht bedenke wurde bis heute kein Friedensvertrag mit Vanidarien unterzeichnet, also sind wir theoretisch noch immer im Krieg, auch wenn es wohl niemand mitbekommen hat. Wie bereits gesagt, das Unglück beginnt also in den Hallen des Rates der Republiken und nimmt von dort aus seinen Lauf. Der Anführer meines Hauses, André Trellik, saß zu diesem Zeitpunkt im Rat und von ihm habe ich erfahren was sich dort abspielte...

2105. Jahr der Sonne, die Stadt Gurilia in der Republik Gurilia:
Astereida betrat die Versammlungshalle des Rates und warf einen kurzen Blick durch den Raum. Im gesamten Raum befanden sich vielleicht zwei Dutzend Wachen der Republiken, jedoch gehörten diese scheinbar zur Republik Benjii und waren daher von Aratarn Mimir, dem ehemaligen Fürsten von Neidea ausgebildet worden, was sie schon einmal schlagkräftiger machte als alles andere dass die Republiken aufstellen konnten. Links und rechts neben dem Eingang zur Halle führten Treppen nach oben zu mehreren kleinen Balkons von wo aus Zuschauer den Versammlungen beiwohnen konnten. Der Ritter selbst begab sich mit schnellen Schritten in die Mitte des Saals. Dort stand ein Tisch in Halbmondform wo die 37 Ratsmitglieder der Republiken saßen, geordnet nach ihren Häusern wenn man einmal vom Oberhaupt der Republiken absah welches direkt in der Mitte saß. Vor diesem Tisch befanden sich fünf weitere Stühle für Bittsteller, Boten und Leuten die gerne mit dem Rat sprechen würden. Der Vanidare ließ sich auf einem der Stühle nieder und richtete sein Wort an den Rat der Republiken „Ich grüße euch, ehrenwerter Rat. Ich bin Sir Astereida und wurde von Matriarchin Tegara aus Vanidarien entsandt um mit euch über eine wichtige Angelegenheit zu reden.“ Bevor er jedoch weiter reden konnte brach ein kleiner Tumult am rechten Ende des Tisches aus, eines der Ratsmitglieder schien aufspringen zu wollen, wurde jedoch von zwei weiteren Ratsmitgliedern festgehalten. Das Oberhaupt des Rates, eine Frau welche scheinbar Ende 30 war, wandte sich an den Mann welcher scheinbar einen verzweifelten Kampf führte um sich aus dem Griff seiner Kollegen zu befreien. „Recon? Ganz ruhig, du siehst doch dass dieser Mann hier viel zu jung ist, auch wenn er dem alten Grafen vielleicht ein klein wenig ähnlich sieht. Außerdem ist Aiden Silberblatt schon seit Jahren tot. Vergiss nicht, du hast mir versprochen zumindest eine Woche lang hier in Gurilia auszuhalten. Da kannst du nicht gleich abhauen wenn jemand von Außerhalb der Republiken zu uns kommt.“

An dieser Stelle will ich kurz unterbrechen und ein paar Erklärungen liefern. Denn zu diesem Zeitpunkt hatte sich bereits einiges im Rat getan, altbekannte Gesichter verschwanden und neue tauchten auf. Zwei Jahre vor dieser Versammlung verstarb Lias Mimir auf Grund ihres hohen Alters und ihr Schwiegersohn Aratarn folgte ihr in den Rat, auch wenn er die meiste Zeit abwesend war da er sich nicht viel für Politik interessierte. Nur ein Jahr später starb auch Lord Petrovsky, das Ratsoberhaupt an Altersschwäche und es wurden Wahlen abgehalten um ein neues Oberhaupt zu bestimmen. Die Wahl fiel auf Jeanette Linda, was niemanden wirklich verwunderte. Was viele allerdings verwundert ist die Tatsache dass Jeanette Linda und Recon Mimir ein Liebespaar waren, nun irgendwie zumindest. Wie es dazu kam dass der paranoideste Mensch der Republiken sich mit dem Oberhaupt eines Hauses voller Mörder einließ weiß noch heute niemand. Alles was wir wissen ist dass Jeanette eines Tages von ihrem Ehemann, Markus Linda, dermaßen gelangweilt war dass sie ihn umbrachte, ohne Vorwarnung und ohne wirkliche Anzeichen dass sie es versuchen würde. In der selben Nacht verstarb auch noch Markus' Sohn welcher aus einer früheren Ehe stammte. Somit war Jeanette nun legitim und gesetzeskonform die Anführerin von Haus Linda, denn wer nicht durch Mord, Intrige oder Verrat an die Spitze des Hauses kam war kein richtiger Linda. Somit hatte Jeanette Linda nun auch die Kontrolle über die Attentätergilde der Republiken, damit war es kein Wunder dass sie zum Ratsoberhaupt gewählt wurde sobald sie ihre Kandidatur bekannt gab, und zwar einstimmig. Doch nun zurück zur Versammlung...

Recon atmete ein paar mal tief durch und nickte dann bevor er sich ruhig auf seinem Platz niederließ. „Ja, du hast recht. Aiden ist tot. Auch wenn ich nie seine Leiche gesehen habe, aber ich vertraue den Quellen die uns diese Information geliefert haben. Entschuldigt mich, Sir Astereida, fahrt bitte fort.“ Der Ritter warf einen Blick auf die anwesenden Ratsmitglieder der zu sagen schien 'Die sind hier alle vollkommen verrückt'. Trotzdem räusperte er sich und fuhr fort „Nun, zu aller erst will die Matriarchin den Rat wissen lassen dass sie den Republiken verzeiht dass sie im Krieg vor 16 Jahren nicht an ihrer Seite standen, als Zeichen der Versöhnung hat sie mir dies mit auf den Weg gegeben.“ mit diesen Worten nahm der Vanidare ein in Tüchern eingeschlagenes Schwert in die Hand und wickelte es aus. Es war das Schwert welches einst Aratarn Mimir gehörte und ihm von der Matriarchin nach seinem 'Verrat' abgenommen wurde. „Dies ist die Waffe welche einst Aratarn Silber.... ich meine Aratarn Mimir gehörte. Sie soll wieder in seinen Besitz gelangen, wie gesagt als Zeichen der Versöhnung zwischen unseren Reichsteilen.“ Sollte diese Botschaft wirklich so lauten und nicht verändert worden sein war es mit Abstand das freundlichste was man in den Republiken von ihr gehört hatte. Das allein war schon ein Grund einen Schritt auf die Vanidaren zuzugehen. André Trellik erhob sich und sprach „Im Namen von Aratarn Mimir werde ich die Waffe entgegennehmen und sie ihm nach Benjii liefern lassen, denn leider ist er heute nicht anwesend und trainiert lieber die Milizen der Stadt. Es gibt Gerüchte von größeren Banden von Banditen, Räubern und Deserteuren welche immer öfter kleinere Dörfer im Reich überfallen. Die Republiken wollen bereit sein falls der König uns aufruft einige Truppen zur Bekämpfung eben jener zu entsenden.“ Der Vanidare übergab das Schwert und der Trellik ließ sich wieder auf seinen Platz sinken. Dann kam Astereida zum eigentlichen Grund seiner Anwesenheit. „Ich danke euch dafür dass ihr bereit seid nicht in der Vergangenheit zu leben und die Versöhnung welche euch Lady Tegara anbot anzunehmen. Abgesehen davon sollte ich den Rat jedoch auch davon unterrichten dass Lady Haruhi Silberblatt, Tochter von Matriarchin Tegara, vorhat die Republiken zu bereisen. Sie ist einen Tag nach mir aufgebrochen und wird wohl bald in Benjii eintreffen. Ich hoffe dass ihr dazu bereit seid Lady Haruhi als Gast in den Republiken zu begrüßen, so wie ihr einst Lady Aleyandra bei euch zu Gast hattet.“

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Als der Vanidare endete seufzte Jeanette Linda leise. Schön und gut wenn ein Bote aus Vanidarien in den Republiken war, sollte wirklich eine ganze Gruppe von ihnen zusammen mit der Tochter der Matriarchin in die Republiken reisen gäbe es keine Möglichkeit mehr Recon daran zu hindern nach Teremaire zu reisen. In den letzten 16 Jahren ist es soweit gekommen dass seine Villa schon mehr wie eine kleine Burg aussah als wie ein Haus zum wohnen. Selbst Theron von Nurc sagte, nachdem er sich die Festung ansah, dass er Probleme haben würde sollte er jemals den Auftrag erhalten Recon Mimir zu töten. Wie auch immer, nur um Recon in Gurilia zu halten würde Jeanette noch lange keinen Konflikt mit Vanidarien riskieren. Also wandte sie sich an den Ritter und meinte „Selbstverständlich werden wir Lady Haruhi als Gast bei uns behalten. Wir werden dafür sorgen dass jemand sie durch die Republiken führt und ihr die wichtigsten Dinge zeigt. Gibt es sonst noch etwas zu bereden?“ Der Ritter schüttelte den Kopf. „Gut, dann muss ich euch bitten den Raum zu verlassen. Wir müssen uns noch um einige andere Dinge kümmern. Zum Beispiel diese neue Fehde zwischen den Raan und Karon. Oh, einfach zu göttlich. Die einen hassen die Gilde zu sehr um sie anzuheuern und die anderen sind nicht reich genug. Das kann eine lange Sitzung werden....“

Und mit dieser Versammlung nahm das Unheil seinen Lauf. Es wurde Haruhi gestattet in die Republiken zu reisen und dort Amok zu laufen, zumindest schien es so. Wir sind nun bald an der Stelle der Geschichte angelangt wo ich selbst ins Bild komme, zusammen mit Lady Asahina. Lady Asahina ist das wohl liebenswürdigste Geschöpf der Republiken. Jung, freundlich, intelligent und wunderschön. Und doch musste sie im Laufe der Zeit die wir Haruhi kennen so viel durchmachen, die Welt ist ungerecht. Aber ich greife den Ereignissen mal wieder voraus. Bevor wir nämlich zu mir und Lady Asahina kommen müssen wir eine kleine Reise nach Süden unternehmen. Dort spielte sich etwas ab was im Laufe der Zeit noch äußerst wichtig für diese Welt werden sollte. Und es ist auch einer der Gründe weshalb ich der Meinung bin dass unsere Welt dem Ende nah ist wenn ich mir die ganze Sache nicht einbilde. Wie auch immer, die Hauptpersonen dieser Geschichte sind Sir Morgraine, Sir Abbendis und Sir Dathrohan. Diese drei waren die letzten Überlebenden einer Gruppe von Rittern welche vom Fürsten Belundas entsandt wurden um eine Bande von Banditen auszumerzen. Die folgende Beschreibung der Ereignisse ist unverändert und genau so von Sir Morgraine erzählt worden...

2105. Jahr der Sonne, Herzogtum Belunda nahe der Grenze zu Deadlien
Die Gruppe unter der Führung von Sir Morgraine ritt gemächlich die menschenleere 'Straße' entlang. Oder zumindest dass was man in diesem Teil Belundas als Straße bezeichnete, es war eher ein besserer Trampelpfad welche zu einem der kleinsten Dörfer des Herzogtums führte. Morgraine hatte das Kommando über zwei Dutzend Ritter welche vom Herzog entsandt wurden um eine Gruppe Banidten zu vernichten welche seit drei Tagen in der Nähe des Dorfes ihr Unwesen trieb. Sie überfielen die wenigen Reisenden welche ins Dorf wollten und forderten Tribut von den Bauern welche in eben jenem lebten.Laut Berichten waren es lediglich um die 40 Männer welche einfach alles in die Hand genommen hatten das nach einer Waffe aussah, mit anderen Worten waren zwei Dutzend Ritter bereits übertrieben. „Gott, das ist unglaublich langweilig. Wir sollten im Süden sein und uns der Flotte anschließen die den Verräter endlich zur Strecke bringen wird und nicht hier irgendwo abseits jeglicher Zivilisation Banditen jagen.“ meckerte einer der Männer hinter Morgraine. „Halt die Klappe Fordring. Du machst die Banditen noch auf uns aufmerksam.“ „Oh, hast du etwa Angst vor ein paar Vagabunden, Dathrohan? Ich wusste nicht dass du so ein Feigling bist“ „Bin ich auch nicht, aber mit deinem ständigen Meckern machst du halt die Banditen auf uns aufmerksam, und dadurch werden sie sich in den Wald verkriechen wo wir sie nicht finden können. Das wiederum heißt dass wir noch länger hier sein müssen. Also bitte, Fordring. Halt die Klappe.“ „Ja, ja. Ist ja schon gut. Du bist so langweilig, findest du nicht auch Abbendis?“ wandte sich der Ritter namens Fordring an die Frau welche zu seiner Rechten ritt. Sie war eine der wenigen Frauen in den Rängen der Ritter Belundas. Vor 10 Jahren hatte ihre Mutter wegen einer Wette mit dem Herzog an einem Turnier für Ritter teilgenommen und zur Überraschung aller sogar gewonnen. Daher musste der Herzog ihr einen Wunsch gestatten und dieser war es dass alle Mitglieder ihrer Familie, auch die weiblichen, in den Ritterstand erhoben wurden. Somit gibt es heute also einige wenige Frauen in den Rängen der Ritter Belundas und dank einer hervorragenden Ausbildung standen sie den Männern in nichts nach.

„Oh, ich werde mich gar nicht bei eurem Streit einmischen. Ich bin nur froh wenn wir endlich diese dämlichen Streuner gefunden haben. Sie haben schon viel zu viel meiner Zeit verschwendet.“ „Ach, ich hätte nie gedacht dass du auch eine von denen bist die sich nicht unterhalten wollen. Es ist als wenn ich mit leeren Rüstungen durch die Gegend reite und nicht mit anderen Menschen.“ „Alle anhalten!“ rief Morgraine plötzlich und stoppte sein Pferd. Die anderen Ritter taten es ihm gleich und sahen auch sofort weshalb. Abseits des Weges, am Rande eines kleinen Waldes standen einige Wägen welche wohl einst von Ochsen gezogen wurden, diese lagen nun tot im Gras zusammen mit den Besitzern dieser kleinen Handelskarawane. Die Ritter näherten sich dem Waldstück und sahen sofort was sich hier für ein Gemetzel abgespielt hatte. Ein gutes Dutzend Stadtwachen, dem Wappenrock nach aus den Republiken, und mehrere Händler lagen tot auf dem Boden, hier und da gab es auch einige abgerissene Gestalten welche wahrscheinlich zu den Banditen gehörten. „Eine Handelskarawane aus den Republiken zu überfallen ist keine so gute Idee.“ meinte Fordring und näherte sich den Wagen. „Was kann sie dazu getrieben haben eine Karawane mit Wachen zu überfallen? Normalerweise nehmen sie sich doch nur unbewachte Ziele vor.“ Wenn die wirklich aus den Republiken sind haben sie mit Deadlien gehandelt, und die einzige Handelsware welche die Republiken von dort beziehen ist Schokolade. Das ist ziemlich wertvoll und die Banditen könnten es bestimmt für einen guten Preis verkaufen.“ meinte Dathrohan und sah sich um. „Der Rest von denen ist wahrscheinlich in den Wald geflüchtet. Ich zähle ganze acht tote Banditen, die Republikaner haben wirklich ihr bestes gegeben gegen eine solche Überzahl.“ Fordring wollte gerade etwas erwidern als er ein Rascheln im Unterholz vernahm. Er wandte sich um und kurze Zeit späte konnte man auch ein seltsames Geräusch vernehmen, welches irgendwie an eine Mischung aus Schreien und dämlichen Gebrabbel erinnerte. Plötzlich schien auch noch pinker Rauch aus dem Unterholz zu kommen was die Ritter nur noch mehr verwirrte. „Was ist das für ein....“ begann Fordring, kam jedoch nicht weiter. Eine Art blauer Blitz schoss aus dem Gebüsch direkt gegen den Ritter welcher sofort anfing zu schreien und von seinem Pferd fiel. Kurz darauf ging ein Aufschrei durch die Reihen der Ritter. Während die Rüstung von Sir Fordring anfing zu schmelzen, ja sie schmolz, wuchs ihm tatsächlich ein dritter Arm aus dem Brustkorb. Nach wenigen Sekunden verstummte dann das Geschrei des Ritters und er war tot, durch das geschmolzene Metall getötet. Bevor die anderen reagieren konnten brach das widerlichste Geschöpf dass Morgraine je gesehen hatte aus dem Unterholz. Es war ein riesiger Kopf mit vier Armen, zwei Beinen und mit überdimensionalen Augen und einem Maul welches wohl ohne Probleme einen halben Mann verschlingen konnte. Das Gekreische welches vorhin aus dem Wald kam ging von dieser Kreatur aus und pinker Rauch umspielte sie bei jedem ihrer Schritte. Mit einem irren Kichern schoss eine Art Feuerstrahl aus dem Maul der Kreatur und verbrannte ganze sechs Ritter mitsamt ihren Pferden. Dathrohans Pferd scheute so heftig dass es den erfahrenen Ritter tatsächlich aus dem Sattel warf. Während die Ritter noch versuchten sich zu ordnen sprang die Kreatur auf das Pferd eines Ritters und biss diesem den Kopf ab bevor ein weiterer Feuerstrahl aus de Maul schoss und weitere vier Ritter in den Tod riss. „Was ist das für ein Ding?!“ rief Abbendis geschockt während sie versuchte ihr Pferd unter Kontrolle zu bringen. Eine gute Frage auf die Morgraine jedoch keine Antwort hatte. Dafür brachen zwei weitere dieser Gestalten aus dem Wald und stürzten sich auf die Ritter. Einer der blauen Blitze traf Morgraines Pferd und der Ritter konnte gerade so aus dem Sattel springen bevor er unter seinem Schlachtross begraben wurde. So schnell er konnte richtete er sich auf und sah sich um.

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Die wenigen seiner Männer die noch lebten befanden sich in heftigen Kämpfen mit zwei der Kreaturen während die Dritte direkt auf ihn zu rannte. Mit einer schnellen Drehung gelang es dem Belunder tatsächlich dem Monster auszuweichen. Endlich zog er sein Schwert und stellte sich dem Feind zum Kampf. Nachdem er etwas länger als eine Minute gegen diese Kreatur gekämpft hatte kamen ihm ernsthafte Zweifel ob man sie überhaupt töten konnte. Er hatte ihr zwar einen Arm abgeschlagen, worauf die Kreatur auch mit einem gellenden Schrei geantwortet hatte, und ihr einen Schnitt etwas oberhalb des Mauls verpasst, jedoch schien sie nicht sterben zu wollen. Plötzlich schoss ein Arm der Kreatur vor und die Krallen zogen tiefe Furchen durch den Brustpanzer des Ritters, was eigentlich unmöglich sein sollte. Morgraine stolperte zurück und fiel über die Leiche seines Schlachtrosses welches seltsamerweise drei Augen zu haben schien. Das Monster stieß einen Triumphschrei aus welcher sich jedoch kurz danach in einen Todesschrei verwandelte. Abbendis schien ihr Pferd endlich unter Kontrolle gebracht zu haben und hatte das Monster mit ihrer Lanze aufgespießt, die Spitze der Waffe ragte aus dem aufgerissenen Maul der Kreatur. Doch bevor Morgraine sich bei der Ritterin bedanken konnte spaltete sich die Leiche des pinken Monsters und es erhoben sich zwei neue, kleinere und blaue Monster wo eben noch die Leiche des einen lag. Morgraine fluchte und rannte vor. Sein Schwert bohrte sich durch das rechte Auge der einen Kreatur während Dathrohan, welcher scheinbar aus dem Nichts auftauchte, die andere Kreatur gerade zu in Stücke hackte. Abbendis kam zu ihnen, stieg von ihrem Pferd und machte sich daran auch die zweite, blaue Kreatur zu töten. Als sich die Ritter sicher waren dass die Feinde nicht noch einmal aufstehen würden sanken Dathrohan und Morgraine erschöpft auf den Boden während Abbendis sich umsah.

Der Anblick war erschütternd. Während überall tote Ritter und ihre Pferde lagen sah die Ritterin aus dem Augenwinkel wie eine blaue und eine pinke Kreatur zurück in den Wald rannten. Außer ihr, Morgraine und Dathrohan war niemand mehr am Leben. „Die letzten Kreaturen sind geflohen.“ wandte sie sich an ihren Anführer. „Aber wir sind die einzigen die übrig sind, alle anderen sind....tot.“ Schloss sie mit schwacher Stimme und ihr Blick wanderte zu den knapp zwei Dutzend Leichen welche einst ihre Freunde und Bekannten waren. „Wir dürfen keine Zeit verlieren.“ meinte Morgraine und erhob sich. „Wir müssen zum Herzog und ihn vor dieser neuen Gefahr warnen, ich weiß nicht wo diese Kreaturen herkommen aber sie sind gefährlicher als alles dass mir bisher untergekommen ist.“ „Der Herzog wird uns nie im Leben glauben wenn wir ihm erzählen was passiert ist.“ warf Dathrohan ein. „Selbst wenn, wir müssen es zumindest versuchen. Wir können nicht zulassen dass diese Dinger, diese.... Dämonen weiterhin ihr Unwesen treiben. Ihr werdet mich doch unterstützen, oder?“ „Natürlich werden wir das, Morgraine. Ich bezweifle zwar ebenfalls dass der Herzog uns glaubt, aber wir müssen es zumindest versuchen.“ sagte Abbendis und Dathrohan nickte. Die Ritter fanden noch vier unverletzte Pferde und machten sich mit ihnen, und den Ringen ihrer Freunde und Bekannten welche diese als Ritter Belundas auszeichneten, auf den Rückweg in die Hauptstadt...

Ja, ich weiß. Diese Geschichte hört sich einfach zu unglaublich und einfach nur erfunden an. Genau das hatte sich auch der Herzog Belundas gedacht als er sie hörte. Er ging davon aus dass seine Ritter in einen Hinterhalt gerieten und in Folge des Gemetzels ihren Verstand eingebüßt hatten. Er entließ die Ritter vorläufig aus seinem Dienst und sandte eine weitere Gruppe von 100 Mann in die Nähe des Dorfes um die Banditen auszumerzen. Diese Männer kamen in voller Zahl zurück und berichteten dass sie das Schlachtfeld gefunden hatten. Sämtliche Banditen seien tot, wahrscheinlich von den Rittern erschlagen. Dämonen hatte man keine gefunden, selbstverständlich nicht. Damit ist die Geschichte von Sir Mograine, Sir Abbendis und Sir Dathrohan jedoch noch nicht zu ende. Es war eher der Anfang von etwas viel größerem. Jedoch habe ich bereits genug Zeit damit verbracht von ihnen zu reden, lasst uns nun zum wichtigsten Punkt des Kapitels kommen, Lady Asahina und mir. Es war ein ganz gewöhnlicher Tag in Benjii und wir befanden uns auf dem Weg zur Akademie....

2105. Jahr der Sonne, die Stadt Benjii in der Republik Benjii
Es war ein wunderschöner Herbstmorgen in den Republiken. Die Sonne schien, ein leichter Wind wehte durch die Stadt und es waren angenehme Temperaturen. Warm genug dass man nicht fror sobald man auf die Straße ging, doch kalt genug dass man nicht schwitzte während man sich auf den Weg zur Akademie machte. Es fing an wie jeder andere Morgen auch, ich wartete vor der Hauptvilla der Mimirs darauf dass Lady Asahina herauskam um sie dann auf ihrem Weg zu begleiten. An diesem Tag trug ich wie immer eine leichte Lederrüstung mit dem Wappen der Trelliks darauf. Ein unglaublich langweiliges Wappen wenn ich es so sagen darf, einfach zwei gekreuzte Schwerter mit einem Pinguin darüber. Der Pinguin sollte die Verbundenheit zu Haus Mimir unterstreichen deren Wappen ja ebenfalls ein Pinguin war. Zudem trug ich ein Kurzschwert an meiner Seite, wir befanden uns zwar in Benjii, der Hauptstadt der Mimirs wenn man es so nennen will, und ich war noch kein ausgebildeter Leibwächter doch trotzdem sollte ich zu jeder Zeit bereit sein Lady Asahina zu schützen. Dies hatte man mir jahrelang solange gesagt bis ich fast an nichts anderes mehr denken konnte. Wie auch immer, der Tag war wie jeder andere, der einzige Unterschied war dass ein Bote aus Gurilia eintraf und in der Villa verschwand, ansonsten war alles wie beim alten. Kurze Zeit nachdem der Bote kam öffnete sich die Tür der Villa erneut und Lady Asahina verließ ihr Haus und kam auf mich zu. Sie hatte langes, rotes Haar....
Einen Moment, dass hier wird sonst wieder zu lange dauern. Am besten Zeige ich euch einfach ein Bild von ihr, hier:

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Einfach umwerfend, nicht wahr? Ihre Kleidungswahl war vielleicht auch etwas außergewöhnlich, aber im Vergleich zu Deadlien noch immer normal. Wie auch immer, zurück zur Geschichte.
Guten Morgen Kyon, wie geht es dir?“ fragte mich Lady Asahina mit einem freundlichen Lächeln. „Es geht mir wunderbar, ein perfekter Herbstmorgen. Was wollte der Bote aus Gurilia bei euch?“ „Oh, er hat eine Botschaft für meine Eltern überbracht und Vaters altes Schwert. Scheinbar will sich die Matriarchin aus Vanidarien mit den Republiken versöhnen. Ihre Tochter wird gar die Republiken bereisen. Mutter hat die Aufgabe bekommen eine Art Reiseführer für die junge Silberblatt zu finden welcher ihr das wichtigste in den Republiken zeigen kann.“ „Ach? War nicht schon einmal eine Vanidarin hier bei uns zu Besuch? Ich meine mich daran erinnern zu können.“ „Kyon, das Thema hatten wir doch erst gestern gehabt. Erinnerst du dich noch? Das Buch welches mein Onkel geschrieben hatte?“ Tatsächlich war es mir entfallen, aber am Tag zuvor hatten wir uns im Unterricht das Buch von Recon Mimir durchgelesen in welchem es um die jüngere Geschichte der Republiken und des Königreiches generell ging.

Bevor ich etwas erwidern konnte hörten wir wie jemand hinter uns unsere Namen rief. Als wir uns umdrehten und Lady Asahina sah wer dort kam lächelte sie und winkte. Es war Tsuruya, eine gute Freundin von Lady Asahina und über lange Ecken auch mit ihr verwandt. Tsuruyas Vater war Theon Mimir, der Cousin von Miranda Mimir, Asahinas Mutter. Außerdem war die Mutter Tsuruyas, Cora, eine alte Freundin Mirandas. Somit war es praktisch vorbestimmt dass die Töchter der beiden ebenfalls gut miteinander auskamen. Also gingen wir nun zu dritt die Straße entlang und wichen dabei den Menschenmassen aus welche versuchten zum Markt der Stadt zu gelangen. An diesem Tag gab es irgendein seltsames, neues Angebot aus Deadlien. Irgendwelche neue Mode, mal wieder. Es stellt sich noch immer die Frage warum Leute Mode aus Deadlien überhaupt kaufen, nach zwei Wochen gab es doch eh etwas neues.

Zu dritt betraten wir also die Akademie von Benjii und trafen auch gleich auf ein paar Bekannte deren Namen jedoch unwichtig sind in dieser Geschichte. Wie jeden Tag gingen wir durch den Unterricht, hatten Spaß und lernten sogar hin und wieder etwas neues. Ein Tag wie jeder andere. Die Wendung kam erst als wir uns auf den Weg nach Hause machten, denn auf eben jenem Weg trafen wir zum ersten Mal auf Haruhi Silberblatt.

Spoiler (Öffnen)
Da ich heute wenig zu tun hatte, habe ich mich gleich nachdem Vanidars Kapitel fertig war an meines Gesetzt (seines wurde hier auf Grund einiger Probleme später gepostet). Deshalb gibt es zum Auftakt gleich 2 Kapitel. Aber keine Sorge, wir beide sind eh so faul dass es nicht zur Gewohnheit wird.
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Kawaii Kingdom (Aura Kingdom AAR mit Vanidar)
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Die Goldene Faust, Thera AAR
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Re: [AAR] God is a Girl

Beitragvon Mimir » 31. Mai 2013 23:12

3. Eine Göttin braucht Diener



„Unser Volk blieb also im Norden des neuen Landes und errichtete auf den Städten und Festungen der früheren Bewohner das Herzogtum Vanidarien. Silberblatt entsagte damit trotz seiner großen Streitmacht der Macht und dem unendlichen Reichtum des Südens. Stattdessen blieben er und seine Ritter treue Diener des Königs und das viele Hundert Jahre lang. Selbst den schwächsten Königen folgten unsere Ritter durch die unruhigsten Zeiten, selbst Königen die unsere Macht aus Angst weiter einschränkten und sogar Königen die Stück für Stück unser Land an sich rissen. In der Zwischenzeit teilten die Speichellecker der Könige den Süden und Westen der Insel unter sich auf und verjagten das alte Volk nach und nach in eine Wüste weit im Osten der Insel. Anfangs war das alles noch vollkommen unwichtig für uns, aber schon bald fand man mehr und mehr Bodenschätze im Süden. Gold und Edelsteine um Überfluss, sogar dieses merkwürdige zeug mit dem Deadlien und Ceicla später Schießpulver herstellten. Langsam, fast schon schleichend kam der Untergang für Vanidarien und wir verloren in der Politik des Reiches mehr und mehr an Einfluss. Der Süden glänzte mit seinem neuen Reichtum während der Norden langsam vor sich hin vegetierte. Natürlich hielt die Loyalität gegenüber der Herrscherfamilie uns nie davon ab den Reichsfrieden bei jeder Gelegenheit zu brechen, wozu haben wir die ganzen Schlachtrösser, Rüstungen und Schwerter wenn nicht um damit jemanden anzugreifen? Die Kriege zwischen Vanidarien und der Grafschaft Nordmar ließen die Vanidaren schon bald am königlichen Hof in Ungnade fallen. Was uns Silberblättern nicht viel ausmachte, solange wir ab und zu einen kleinen Krieg führen konnten lebten wir zufrieden in unserem eigenen kleinen Reich. Das Wort des Königs ist Gesetz heißt es so schön, in Vanidarien dagegen waren die Worte des Königs nie hübsch genug, um die fast schon fanatische Anbetung der Matriarchinnen zu unterbinden. Viele Könige entschieden sich die Existenz dieser gottgleichen Herrscherinnen einfach zu ignorieren, einige wenige versuchten sie loszuwerden und ihre Macht über die Silberblätter zu brechen. Am häufigsten bedienten sie sich dann der einfältigen Nordmarer als Werkzeug. Deren Armeen zerschellten ein ums andere mal an den Mauern von Vanidos und nie gelang es ihnen die mächtigen Festungswerke zu überwinden. Viel änderte sich für uns mit der plötzlichen Ankunft der Plünderer aus dem weiten Norden, aus unserer alten Heimat. Die Nordmänner in ihren Langbooten plünderten hauptsächlich die Städte Vanidariens und wir schlagen auch heute noch jedes Jahr mehr als genug Scharmützel gegen diese Bestien. Anfangs aber erwischten sie uns unvorbereitet und brandschatzen die ganze Küste und sogar Neu-Vanidos.

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Die Silberblätter sahen zwar keiner strahlenden Zukunft entgegen, aber sie waren zufrieden mit ihrer, seit vielen Hundert Jahren, unveränderten Situation im Reich. Doch die Zeit um Vanidarien herum blieb nicht stehen, das Reich veränderte sich und schon seit langem erhoben sich aufrührerische Stimme gegen die Königsfamilie. Aus Reden wurden Unruhen in den einzelnen Reichsteilen, aus leichten Unruhen wurde im Jahr 1988 ein handfester Bürgerkrieg zwischen den Fürsten. Vanidarien war nicht länger in der Lage sich einfach aus dem Geschehnissen im Reich rauszuhalten als der Krieg sie erreichte. Die Silberblätter und ihre Truppen zogen treu an der Seite des rechtmäßigen Königs in den Kampf, leider erfolglos. Bis heute weiß ich nicht wie unsere Ritter eine Schlacht nach der anderen verlieren konnten, doch sie taten es und am Ende erklomm ein neues Geschlecht den Thron. Der neue König ließ nicht zu dass Vanidarien sich einfach wieder vom restlichen Reich isolierte, er konnte keine so große Macht akzeptieren die nicht voll und ganz hinter ihm stand. Große Teile des Herzogtums wurden den Kronlanden einverleibt und in den nördlichen Kronlanden, wo der Einfluss der Matriarchin und ihrer Ritter immer stark gewesen war, begann man den Menschen die vanidarische Kultur nach und nach auszutreiben. Zu schwach um Widerstand gegen das gesamte Reich zu leisten versank Vanidarien in den letzten 100 Jahren fast gänzlich in der Bedeutungslosigkeit.“
Roger Talien Silberblatt „Wenn silberne Blätter fallen - eine Chronik über den Niedergang Vanidariens.“

Nach etwa zwei Wochen erreichten die Vanidaren die Republik und gleichnamige Stadt Benjii. Benjii lag an der östlichen Grenze der vier Republiken, fast direkt an der Grenze zu den nördlichen königlichen Ländereien, auch wenn jeder Vanidare es als Südvanidarien bezeichnen würde aber, und dafür danke ich allen Göttern, bin ich kein Vanidare. Die rund zwei Dutzend königlichen Soldaten von Haruhis Leibwache hinkten einige Meilen hinterher und so traf sie nur mit ihren wenigen Rittern in der reichen Handelsstadt ein. Doch kaum hatten sie das Tor passiert, setzte die junge Silberblatt sich unauffällig ab, darin war sie erstaunlich gut, vor allem da Haruhi normalerweise keine fünf Minuten still sein konnte. Aber wie auch immer es ihr diesmal gelang den Rittern zu entwischen, sie irrte eine Weile ziellose durch die ihr unbekannte Stadt. Letztendlich fand Haruhi sich auf einem großen Marktplatz wieder, bedauerlicherweise lag er fast direkt vor der Universität von Benji. Ich sage bedauerlicherweise, weil sie dort zum erstenmal auf die arme Asahina Mimir aufmerksam wurde, für Haruhi sicher ein tolles Erlebnis, für mich eher der schlimmste Tag meines bisher so normalen, wundervollen Lebens.


2105. Jahr seit der Landung der Auguster, die vier Republiken, Republik Benjii

Haruhi war am Stadttor von ihrem Pferd gesprungen und einfach in der Menschenmenge untergetaucht, es war geradezu lächerlich einfach gewesen. Viel einfacher als in Vanidarien, wo jeder Narr sie sofort erkannte, hier dagegen war sie nichts weiter als eine junge Adlige mit einem etwas merkwürdigem Kleidungsstil. Sie lehnte an den Holzpfeiler eines Standes auf dem größten Markt Benjiis und damit einem der größten in den Republiken. Es dürfte sicher niemanden überraschen das es ein Stand für Kleidung aus Deadlien war, oder? Jedenfalls wusste sie von hier aus nicht ganz weiter, sie hatte gehofft sich hier schon irgendwie zurecht zu finden aber die Stadt war so anders als das graue Vanidos. Neben dem Markt erhob sich die Universität, die größte im ganzen Reich. Gerne wäre Haruhi hineingegangen, aber dort würde sie nicht finden was sie suchte. Während Haruhi darüber nachdachte drehte sie an einem der goldenen Ringe, die sie an ihren Fingern trug, normalerweise machte sie sich nichts aus diesem albernen Zeug, aber im Moment sah sie aus als wäre sie ein wandernder Schmuckhändler, sogar um ihren Hals hingen mehrere Ketten. Angeblich hatte sie das alles mitgenommen falls sie in den Republiken zu irgendwelchen offiziellen Anlässen eingeladen wurde und vorzeigbar aussehen musste, natürlich stimmte das nicht. Sie brauchte das Gold und die Edelsteine um einen vernünftigen Reiseführer anzuheuern. Die Mimir sollten ihr zwar einen zur Verfügung stellen, aber sie traute diesen langweiligen Adligen nicht. Was wussten die schon von den Geheimnissen und Legenden des Landes? Nichts! Sie brauchte einen richtigen Reiseführer, am besten einen heruntergekommenen Hinterwäldler der in irgendeiner schäbigen Taverne hockte, sich volllaufen ließ und mit Lügengeschichten und Flüchen um sich warf. So jemanden brauchte sie, nicht irgendeinen verzogenen Adligen der sie von einer Villa zur nächsten schleppte. Sie hatte nie verstanden was die meisten Leute so sehr an Gold interessierte, davon gab es im Königreich doch mehr als genug. Vor allem im Süden und Westen waren die Berge voll vom dem nutzlosen Zeug, die Schatzkammer von Vanidos war vielleicht nicht so groß wie die des Königs, aber das bisschen Tand würde niemand vermissen. Silber dagegen, das würde sie nicht hergeben. Auf der ganzen Insel hatte man in den letzten 2100 Jahren kein einziges Silbervorkommen entdeckt. Das seltene Metall gab es scheinbar nur in ihrer alten Heimat, dem Kontinent weit im Norden. Die einzige Möglichkeit an Silber zu kommen war also einen dieser riesigen Nordmänner umzubringen, die mit ihren Langschiffen um die Insel kreisten wie ein Rudel Wölfe um ihre Beute. Die gefürchteten Krieger aus dem Norden trugen immer ein oder zwei Schmuckstücke aus Silber mit sich rum. Keine besonders ungefährliche oder ergiebige Art der Silbergewinnung, deswegen war es dementsprechend teuer.
Sie überlegte ob sie jemanden nach einer möglichst dreckigen und verrufenen Taverne fragen sollte, als der jungen Silberblatt etwas anderes ins Auge sprang und mit einemmal war jeder Gedanke an einen Reiseführer wie weggeblasen, sie hatte gefunden was sie suchte. Gerade in diesem Moment verließen einige junge Adlige die große Universität von Benjii und mischten sich unter die Leute. Zwei sonderten sich nach einer Weile ab und gingen in eine andere Richtung weiter, den jungen Leibwächter mit der ernsten Miene würdigte Haruhi in diesem Moment keines Blickes. An seiner Seite allerdings befand sich ein Mädchen, etwa in ihrem Alter, vielleicht auch ein Jahr jünger. Sie hatte langes, rotes Haar und merkwürdige schwarz weiße Vögel zierten den Saum ihres Kleides. Haruhi konnte nicht anders, sie musste einfach breit lächeln. Es war kein besonders freundliches Lächeln, sondern eines das in die Welt hinausschrie „Ich habe einen gottverdammten Plan! Und es ist mir egal ob dabei jemand verletzt wird oder kaputt geht!“.

Ich hasse es wenn sie so guckt, danach passiert immer irgendetwas schreckliches, nicht schrecklich für Haruhi selber, nein natürlich nicht. Sie geht immer unversehrt und mit guter Laune aus allem Ärger heraus. Aber Asahina und manchmal auch ich müssen leider meistens die Opferrolle einnehmen, so auch diesmal.
Sie wandte den Blick kurz von der Adligen ab und ließ ihn über die Menschenmenge streifen. Am Rand der Menge tummelten sich dutzende abgerissene Gestalten, die darauf lauerten jemanden in einer einsamen Nebenstraße oder Gasse auszurauben. Absolut perfekt. Haruhi überlegte kurz wie ihre Chancen standen zwei oder drei davon anzuheuern, genug zum bezahlen hatte sie ja dabei. Möglicherweise raubte dieser Abschaum sie auch einfach aus.
„Das Risiko ist es mir wert." sagte sie laut vor sich hin und machte sich auf den Weg, natürlich ohne die Mimir aus den Augen zu lassen. Sie musste sie einfach haben.


Es war ein gewöhnlicher Tag gewesen, Lady Asahina war an der Universität ihren Studien nachgegangen und ich hatte jeden in Grund und Boden gestarrt der es wagte ihr zu nahe zu kommen. Aber auf dem Weg zurück zur Villa geschah etwas merkwürdiges, wir wurden überfallen. Ist das zu glauben? Eine Mimir sollte in der Stadt der Mimir ausgeraubt werden Die beiden Halsabschneider sahen so aus als hätten sie gerade ein Bordell ausgeraubt, was ein bisschen lächerlich wirkte, aber mir war trotzdem nicht gerade zum Lachen zumute. Ich zog mein Schwert und stellte mich schützend vor Asahina, sollten sie es ruhig versuchen, man hatte mich auf genau diesen Moment vorbereitet.
„Lass es lieber Kleiner. Gib mir einfach dein Geld, deinen hübschen Zahnstocher, ach ja und dein Leben wenn wir schon mal dabei sind.“ sagte der eine und zeigte dabei seine verfaulten Zähne.
„Und die Kleine.“ rief der andere
„Ihr solltet lieber verschwinden, in Benjii eine Mimir zu überfallen...wie tief muss man dafür sinken?“ erwiderte ich, ohne das kleinste Anzeichen von Furcht. Mit den Augen einer Klapperschlange betrachtete ich sie, ließ sie nicht aus den Augen und folgte jeder noch so kleinen Bewegung. Angeberei liegt mir nicht besonders, aber ich hatte eine gute Ausbildung erhalten und würde diese zwei Narren einfach in winzige Scheiben schneiden falls sie Lady Asahina zu nahe kamen.
„Das Lösegeld einer Mimir ist höher als das einer Prinzessin. Finde das reicht als Grund.“ War alles was sie noch sagten, bevor sie mit gezücktem Messer auf mich zukamen.
Ich erwartete sie mit meinem Schwert und es war als würde die Zeit um mich herum stillstehen, mein erster richtiger Kampf um das Leben der bezaubernden Lady Asahina begann. Die Straße um mich herum wirkte wie ausgestorben, alles andere trat in den Hintergrund und in mir herrschte nur noch der Wille sie zu verteidigen. Mein Schwert schnellte umher während ich sie auf Distanz hielt, ihre kurzen Dolche würden mich niemals erreichen, selbst zu zweit waren sie noch immer viel zu langsam und ungeschickt. Ich sprang um sie herum und deckte sie mit einem wahren Hagel aus Schlägen ein. Dann flog einer der Dolche in hohem Bogen davon und ich richtete meine Klinge auf die Kehle eines Diebes. Wie auf ein geheimes Signal hin machte der Abschaum sich plötzlich aus dem Staub und ich hätte ihnen am liebsten laut Beleidigungen hinterher geschrien, diese Flaschen, was für eine schwache Vorstellung. Natürlich merkte ich nicht dass sie mich nur halbherzig angegriffen hatten, in Wahrheit wollten sie mich nur ablenken, aber ich, nun ich fühlte mich in diesem Moment unbesiegbar, mächtig, unsterblich, wie ein Löwe der ein Rudel Hyänen zerfetzte, wie ein Königlicher Soldat der ein armes vanidarisches Baby umbrachte, wie ein Gott unter den Sterblichen aber vor allem war ich...komplett im Arsch und ein totaler Idiot. Als ich aus meinem Kampfrausch zurückkehrte und mich umsah, merkte ich erst dass die Straße nicht nur wie ausgestorben wirkte, sie war es. Ich drehte mich panisch im Kreis und versuchte zu begreifen was passiert war, doch so sehr ich es auch nicht wahrhaben wollte, die Mimir war verschwunden. Meine Schutzbefohlene hatte sich einfach so in Luft aufgelöst. Erst dachte ich sie hätte sich während des kleinen Kampfes versteckt, aber dann müsste sie doch jetzt langsam wieder rauskommen oder?
„Lady Asahina!“ rief ich mit aufkeimender Verzweiflung „Asahina!“
Doch so laut ich auch schrie, sie blieb verschwunden und tauchte nicht mehr auf. Ich rannte in die nächstgelegene Gasse und danach in die Nächste und immer weiter und weiter. Ich irrte durch Benjii und schrie die halbe Stadt zusammen. An diesem Tag war ich wohl kurz davor durchzudrehen und die Leute in den Straßen dachten sicher ich wäre komplett wahnsinnig. Lassen wir mein Vergangenheits Ich mal ein wenig suchen, in der Zwischenzeit kommen wir zu einer anderen kleinen Geschichte, die mir eine merkwürdige Priesterin namens Christine von Rauken erzählte. Eine Geschichte die uns sogar für den Anfang aus dieser Welt herausführt und ja ihr habt euch nicht verlesen ich meine das wirklich ernst, leider.



IK 2527 Herbst, im Herzen des dunklen Reiches Sylvania

Christine von Rauken öffnete vorsichtig die Augen und versuchte zitternd sich zu bewegen. Eine flammende Woge aus Schmerz durchfloss ihren Körper und sie hörte sofort wieder auf mir ihren schwachen Versuchen. Reglos lag sie dort und sah zu wie der sintflutartige Regen die Straße in ein Haufen Schlamm verwandelte. Ihre braunen Haare waren genau wie ihr Priesterinnengewand nur noch eine dreckige Masse, dieser verdammte Dreck, sie hasste Sylvania. Wer hätte gedacht das sie hier enden würde? Sie war an der Seite der großen Eishexe Katarina geritten, war gemeinsam mit den Husaren Kislevs auf eine Dämonenarmee zugestürmt, ohne ein Anzeichen von Furcht in den Augen um sie mit ihrem Hammer zu zerschmettern und jetzt? Sie war eine stolze Kriegspriesterin, sie konnte nicht hier enden, auf einer namenlose Straße im verdammten Vampirreich.

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Aus Kislev war sie damals nur mit dem Zwerg Kazgar aufgebrochen, er war der Prinz eines Königreiches der Norscazwerge. Der Zwerg war nur um ihretwillen mitgekommen, aber im Laufe ihrer Reise hatten sich noch mehr Leute um sie geschart, sie alle waren auf Rache aus und sie kannten nur ein Ziel, Sylvania. Sie wollten nur eines, diesem Bastard Valrek von Carstein eine silberne Kugel verpassen und diesem selbstgefälligen Vampir den endgültigen Tod bringen. Als erstes hatte sich ihnen, nahe der ehemaligen Hauptstadt der Ostmark, ein Ritter angeschlossen sein Name war Ranuccio Ferrante und er gehörte zum zerschlagenen Orden der Blutroten Ritter. In unzähligen Schlachten hatte er gegen die Vampire gekämpft um das Imperium zu schützen und mit angesehen wie seine Kameraden durch wahre Horden von Untoten fielen, nur um kurz darauf als Feinde wieder aufzustehen. Ein Stück weiter im Süden, fast schon an der Grenze zum eigentlichen Sylvania, waren sie dann auf eine Gruppe Söldner getroffen. Angeführt wurden die von dem Hexenjäger Wilhelm van Hal und einer Kriegerin namens Naira. Sie alle hatten im Laufe der Vampirkriege viel verloren, seien es Freunde oder Familie und so schlossen sie sich ebenfalls dem Rachefeldzug der Priesterin an.
Christine selbst war vor etwa drei Jahren, oder eher in einem anderen Leben, eine einfache junge Novizin in der Ruinenstadt Mortheim gewesen. Sie hatte fast ihr ganzes Leben im Kloster der Schwesternschaft des Sigmar verbracht und obwohl in der zerstörten Stadt Hunderte Skaven und Mutanten ihr Unwesen trieben war sie zufrieden gewesen, zufrieden damit ihr Leben Sigmar und der Vernichtung des Chaos zu widmen. Doch dann war alles anders gekommen, die von Carsteins griffen Mortheim an. Noch in derselben Nacht war ein Vampir in das Kloster eingedrungen, nicht irgendein Vampir sondern der Vollstrecker Manfreds persönlich. Er und seine Männer konnten sich in riesige Wölfe verwandeln und richteten ein Blutbad unter den Priesterinnen an. Sie wurde nur leicht verletzt und verlor das Bewusstsein. Als sie wieder aufwachte und unter den Leichen ihrer Schwestern hervorbrach war sie alleine gewesen. Christine wusste nicht mehr wie sie das nächste imperiale Dorf erreichte, aber sie überlebte diesen Tag, irgendwie. Die klaffende Wunde auf ihrem Rücken brannte wie Feuer, sie hoffte einfach das ihre Kameraden sie finden würden bevor die Vampire es taten, sie konnten doch nicht alle tot sein. Derselbe Vampir und sein Rudel von Bestien hatten sie so kurz vor ihrem Ziel angegriffen und in alle Himmelsrichtungen verstreut, wie eine Herde Schafe. Ihr selbst hatte eines dieser Monster den Rücken zerfetzt und sie war im allgemeinen Durcheinander irgendwie zurückgeblieben.
Ein schwerer Stiefel setzte sich auf ihren Hinterkopf und hielt sie, trotz erbitterter Gegenwehr, mit Leichtigkeit unten. Das Gesicht der jungen Priesterin wurde tiefer in den Schlamm gedrückt und sie gab verzweifelt auf. Wer immer auch über ihr stand konnte kein Mensch sein, dazu war er zu stark. Vermutlich war es einer dieser verdammten Vampire, schoss es ihr durch den Kopf, gegen eine dieser übermenschlichen Bestien anzukämpfen hatte keinen Sinn, wenn es um rohe Gewalt ging war sie selbst unverletzt unterlegen. Christine schloss die Augen und begann leise ein Gebet aufzusagen, sie würde in ihrem letzten Augenblick keine Angst zeigen, der Tod hätte sie schon vor langer Zeit in diesem Kloster holen müssen.
„Sigmar dein Licht wacht über mich, mein Glaube ist mein Schild, deine Gerechtigkeit ist meine Rüstung, deine Erhabenheit ist mein Hammer, verbrenne diese unwürdigen Kreaturen mit dem Feuer deine Göttlichkeit, zerschmettere sie...“
„Ist es nicht etwas spät für Gebete, Priesterin?“ Christine traten plötzlich doch noch Tränen in die Augen, liefen über ihre Wagen, vermischten sich mit den Regentropfen und flossen in den Schlamm. Es war nicht wegen der Worte oder ihrem nahenden Ende, sondern wegen der viel zu vertrauten Stimme, das war keiner von Valreks Schlächtern. Sie spürte förmlich wie die Pistole auf ihren Kopf gerichtet wurde, der Finger sich an den Abzug legte und unendlich langsam krümmte. Als endlich der laute Knall ertönte zuckte sie und kniff die Augen noch fester zusammen, doch die Kugel sollte sie nie erreichen, stattdessen bohrte sie sich einfach in den Matsch und zwar an die Stelle wo eben noch die Priesterin gelegen hatte. Christine von Rauken war spurlos verschwunden und nichts weiter als ihr Abdruck und ihr Blut im Schlamm erinnerten noch an die junge Priesterin. Es war bei weitem nicht dass seltsamste was die Gestalt mit der Pistole jemals gesehen hatte, selbst hier im Imperium wimmelte es nur so von merkwürdigen Dingen und im Grunde war es ihr auch egal.
„Anscheinend hat dein Gott dich doch noch erhört.“ flüsterte die Gestalt und wandte sich zu dem Schloss um, das sich bedrohlich über das ganze Land erhob, Drakenhof. Es gab für ihn wichtigeres zu tun als über eine unwichtige Priesterin nachzudenken. Die Gestalt war ihrem Ziel so nahe, sie würde sich nicht mit dem Verschwinden eines wertlosen Menschen aufhalten. Die Pistole noch immer fest umschlossen ging die Gestalt zielstrebig auf das Schloss zu, ohne noch einen weiteren Gedanken an die junge Priesterin zu verschwenden.


So viel erstmal dazu denke ich. Ich weiß, ich weiß es ergibt alles wenig Sinn und vermutlich sollte ich mal langsam mit ein paar Erklärungen anfangen, aber das wird noch eine ganze Weile auf sich warten lassen. Für den Anfang zählt nur dass die verletzte Priesterin aus irgendeinem Grund aus ihrer eigenen Welt entschwand und später in unserer auftauchen sollte, ähm irgendwer hatte mir mal erklärt wie das funktioniert, aber ich habe es ehrlich gesagt nicht verstanden. Ich bin nicht gut darin mir dieses ganze merkwürdige und vollkommen unlogische Zeug zu merken, dieses sinnlose Gerede über Magie, Dimensionen, den Warp oder was auch immer. Die Geschichte dieser gesichtslosen Gestalt und so weiter, wird sicher irgendwo anders erzählt werden, aber nicht hier. Hauptsächlich weil ich nicht weiß wie es weiterging, woher auch? Es spielte schließlich nicht einmal in meiner eigenen Welt und außerdem ist es vollkommen unwichtig für unsere weitere Geschichte, also warum schreibe ich überhaupt so viel darüber? Fragen über Fragen und eines Tages werde ich sicher antworten, versprochen. Aber fürs erste zurück in unsere Welt, in der es zum Glück keine Vampire, Dämonen, Monster oder andere schreckliche und mystische Wesen gibt...zumindest dachte ich das mal. Obwohl ich noch nie Vampire getroffen habe, immerhin etwas nehme ich an. Wie auch immer, es war bereits später Nachmittag als Haruhi sich zurück auf den Weg zum östlichen Stadttor machte, die arme Asuhina Mimir im Schlepptau. Dort traf sie auf ihre wartenden Ritter und die Königlichen Soldaten, welche inzwischen endlich aufgeholt hatten. Man sollte eigentlich erwarten dass sie die Stadt nach Haruhi absuchen würden, aber sie waren zu sehr damit beschäftigt sich untereinander zu streiten. Der Hauptmann der Königlichen Soldaten, ein Mann namens Garon, schien zu glauben man hätte Haruhi vor ihm und seinen Leuten versteckt und machte natürlich sofort die Ritter dafür verantwortlich. Die Soldaten und Vanidaren waren kurz davor sich an die Gurgel zu gehen als Haruhi wie aus dem Nichts wieder auftauchte, allerdings nicht alleine.


2105. Jahr seit der Landung der Auguster, die vier Republiken, Republik Benjii

Als die beiden Diebe aufgetaucht waren hatte sie keine große Angst gehabt, warum auch? Kyon Trellik hatte die Angreifer schließlich ohne Probleme besiegt. Er war ihr Held, ihr großer Krieger und wundervoller Leibwächter.
Schön das hat sie vielleicht nicht wirklich gedacht aber wäre es so unwahrscheinlich? Lasst mir meine Träumereien ja?
Erst als sie von hinten gepackt wurde und eine Hand ihr den Mund zuhielt, war Panik in Asahina aufgestiegen. Dieses merkwürdige Mädchen mit den langen brauen Haaren und den genauso merkwürdigen Sachen schleppte sie durch die halbe Stadt und Asahina brachte vor lauter Angst kein Wort heraus, selbst als sie an den verwirrten Stadtwachen vorbeikamen. Wer war sie? Hatte sie eine Waffe? Wo brachte man sie hin? Sie war etwas jung für eine Mörderin der Gilde, aber bei denen war nichts unmöglich, vielleicht war sie ja eine Art Lehrling. Andererseits war es schon sehr dreist eine Mimir mitten in der Stadt der Mimir umzubringen, das war nicht nur angeblich unmöglich sondern vor allem unhöflich. Nach einer Weile erreichte Haruhi mit ihr das östliche Stadttor, wo sie die arme Mimir einfach fallen ließ und zwar direkt vor die Füße ihrer Garde.
„Wer ist das?“ fragte Garon, auch wenn es ihn wenig interessierte, er war nur hier um auf Haruhi aufzupassen...naja und um ihr die Kehle durchzuschneiden falls ihre Mutter dem König mal wieder Ärger machte. Jetzt da er sie wieder vor sich sah war ihm alles andere egal, auch wenn der Blick mit dem dieser Abschaum ihn musterte nichts als blanken Hass in dem Königlichen aufsteigen ließ. Vanidarischer Abschaum, der König hätte die Matriarchin und ihre Brut schon vor langer Zeit umbringen müssen. Garon hoffte fast schon dass die Matriarchin einen neuen Krieg plante, dann konnte er Haruhi eigenhändig ein Schwert in den Bauch rammen.
„Meine Reiseführerin.“ antwortete Haruhi begeistert „Sie konnte es gar nicht erwarten uns jeden Winkel der Republiken zu zeigen. Ich schwöre es, sie hat nicht aufgehört zu reden bis ich ihr Angebot annahm.“
„Und wie ist ihr Name?“ fragte Koizumi mit leichtem Misstrauen in der Stimme, das hübsche Mädchen sah nicht so aus als wäre sie freiwillig hier oder als wüsste sie irgendwas von Haruhis Plänen.
„Keine Ahnung, ist das überhaupt wichtig?“ Haruhi legte den Kopf schief und schien kurz nachzudenken „Mhm ich denke falls sie unbedingt einen Namen braucht, werde ich mir einen passenden für sie überlegen.“
„W-wo bin ich? U-und w-wer seid ihr?“ die Mimir setzte sich auf, sah sich ängstlich um und fand sich inmitten der Ritter wieder. Haruhi stand zwischen ihren Leibwächtern und schien voller Stolz ihre „Beute“ zu präsentieren. Sie erkannte das Wappen der Ritter, es war der Weiße Baum von Vanidos und diese Rüstungen, ihr Vater besaß auch so eine, allerdings lag die meistens nur unbenutzt herum. Diese Leute mussten ihre vanidarischen Besucher sein, sie hatte nicht damit gerechnet die Gäste so früh und vor allem auf diese Art und Weise kennenzulernen.
„Ich bitte um Entschuldigung für das Verhalten meiner Herrin, sie ist manchmal ein wenig...impulsiv.“ Koizumi streckte Asahina mit einem freundlichen und beruhigenden Lächeln die Hand entgegen um ihr aufzuhelfen.
„Ist sie nicht total niedlich? Ich habe doch recht Koizumi oder?“ Sie hatte die Republikanerin also wirklich entführt und eigentlich sollte er deswegen sauer sein aber sie strahlte ihn aus ihren großen Augen einfach nur an, scheinbar voll und ganz begeistert von Asahina.
„Schon, aber ich denke nicht dass Ihr sie behalten könnt.“ erwiderte Koizumi vorsichtig.
„Blödsinn, sie wird unsere Reiseführerin durch die Republiken.“ erklärte Haruhi, ohne Zeit damit zu verschwenden die junge Republikanerin jemals nach ihrer Meinung zu fragen „Sie hat genau das was wir für die Reise brauchen, sieh sie dir doch an!“
Was dieses besondere Etwas war ließ Haruhi offen, aber Koizumi entnahm ihrem Gesichtsausdruck dass es einzig und alleine darum ging dass sie die junge Republikanerin für niedlich hielt, von daher sparte er sich die Frage lieber.
„Ihr seid eine Mimir?“ fragte Koizumi freundlich als er die Pinguine auf ihrem Kleid sah. Hatte Haruhi wirklich ein Mitglied der reichsten Adelsfamilie in den Republiken praktisch entführt? Sie waren keine zwei Stunden in der Stadt! Wenn sie in dem Tempo weitermachte würden die Republiken ihnen noch vor dem Abendessen den Krieg erklären.
„J-j-ja.“ stammelte sie und sah ängstlich zu Haruhi, als die vorerst keine Anstalten mehr machte sich ihr zu nähern sprach die Mimir weiter „Asahina Mimir“
„Die Tochter von Aratarn? Dem ehemaligen Grafen von Neidea?“ fragte er neugierig nach, noch ein merkwürdiger Zufall, denn Aratarns Villa war ihr erstes Ziel. Die Vanidaren sollten bei ihrem ehemaligen Landsmann unterkommen.
„Ist doch total egal wer sie ist Koizumi. Wichtig ist nur dass sie uns durch die Republiken führen wird, richtig Mikuru?“ redete Haruhi dazwischen.
„M-mikuru?“ fragte die verwirrte Mimir „Aber ich heiße...“
„Unwichtig. Das ist jetzt dein neuer Name, verstanden? Ist er nicht total unglaublich toll? Das ist die alte Sprache von Varos, ich finde der Name passt deutlich besser zu dir, er ist genauso süß wie du, hast du etwa ein Problem damit?“ Haruhis Tonfall ließ keinerlei Widerspruch zu und die Mimir versuchte einfach nur noch ein paar Schritte vor ihr und diesem feurigen Blick zurückzuweichen.
„Ähm a-also ähm, nein, nein ich denke nicht.“ antwortete sie mit leiser Stimme, war diese Verrückte etwa wirklich die Tochter der Matriarchin? Dann war sie ein Gast und man hatte ihr beigebracht Gäste immer freundlich zu behandeln, auch wenn Haruhi es ihr nicht gerade leicht machte. Sie traute sich gar nicht zu fragen was Mikuru in dieser Sprache bedeutete, so wie Haruhi sie anfunkelte wollte Asahina es auch nicht wissen.
„Gut. Also Mikuru, als erstes bringst du uns zur Villa deiner Familie, ich habe einen Bärenhunger, könnte glatt einen von diesen merkwürdigen Vögeln verdrücken.“
„I-ich heiße Euch willkommen in der Republik Benjii und der Heimat der Mimir, ich...“
„Ja ja, spar die das viele sinnlose Gerede. Zeig uns endlich den Weg Mikuru.“ Haruhi war plötzlich wieder neben ihr, legte den Arm um ihre Hüfte und zog die junge Adlige stürmisch und voller Enthusiasmus zu sich heran „Also los! Gehen wir!“ Und damit zog sie die Mimir hinter sich her, gefolgt von ihrer Leibwache „Also Mikuru, was hältst du von deadlischer Mode? Ich habe vorhin auf dem Markt ein paar Sachen gesehen die dir absolut fantastisch stehen würden.“


Während Haruhi sich mit ihrer „Beute“ und neuen Führerin auf den Weg zur Villa der Mimir machte, hetzte ich noch immer durch Benjii und versuchte einen Hinweis auf Asahinas Aufenthaltsort zu finden. Meine Suche verlief erfolglos und so beschloss ich zur Villa zurückzukehren und ihren Eltern Bericht zu erstatten, damit sie eine ordentliche Truppe für die Suche zusammenstellten. Ich konnte einfach nicht fassen dass ich versagt hatte, von klein auf hatte man mich dazu erzogen das Leben der jungen Mimir über mein eigenes zu stellen. Sie mein Leben lang zu beschützen und nicht von ihrer Seite zu weichen, als Trellik war es meine Lebensaufgabe den Mimir als Leibwächter zu dienen. Und was machte ich? Ich brachte Schande über mich und meine ganze Familie indem ich Asahina verlor und zwar in der Stadt der Mimir. War so etwas überhaupt jemals vorgekommen? Vermutlich nicht, aber meine Ahnen mussten sich auch nie mit Haruhi rumschlagen, die Glückspilze, sie sind wenigstens tot, während ich mich voller Schuldgefühle der Villa näherte. Im selben Moment trafen die Vanidaren ein und mein Herz blieb beinahe stehen als ich Lady Asahina bei ihnen sah. Oh allen Göttern dieser und jeder anderen Welt sei dank, sie war am Leben und nicht in den Händen irgendwelcher Verbrecher. Lady Asahina schien zwar nicht besonders glücklich mit ihren Begleitern zu sein, aber immerhin war sie unverletzt. Heute bin ich klüger und weiß dass jeder ehrbare Verbrecher sie besser behandelt hätte als Haruhi, aber dazu später mehr.

Kapitel von Vanidar
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Kawaii Kingdom (Aura Kingdom AAR mit Vanidar)
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Re: [AAR] God is a Girl

Beitragvon Mimir » 1. Juni 2013 12:31

4. Der Beginn eines Abenteuers


Leute mögen sich fragen, „Was ist so schlimm an dieser Haruhi? Bisher wirkt sie doch wie ein recht normales, wenn auch leicht aufgedrehtes Mädchen.“ Die Betonung liegt auf 'bisher'. War bisher der größte Schock meines Lebens das kurzzeitige Verschwinden von Lady Asahina gewesen, so war dies nichts im Vergleich zu dem was mir noch bevorstand. Doch davon ahnte ich an jenem Abend selbstverständlich nichts. Ich stand also vor der Villa der Mimir, zusammen mit den Vanidaren und einigen Stadtmilizen welche als Wachen für die Villa abgestellt wurden. Als sie mich sah lief Lady Asahina direkt zu mir und versteckte sich hinter meinem Rücken, wovor sah ich nur kurze Zeit später. Im ersten Augenblick dachte ich noch sie fürchtete sich vor den Rittern oder den Truppen in den Farben des Königs welche hinter ihnen standen. Aber nein, der angsterfüllte Blick galt einem jungen Mädchen in meinem Alter welches in der Mitte der Aufmerksamkeit zu stehen schien. Bevor irgendjemand etwas sagen konnte öffnete sich die Tür zur Villa und heraus traten Lady Miranda und Sir Aratarn Mimir, es war als hätten sie nur auf diesen Moment gewartet um auf die Bühne zu treten. Jedenfalls warf Sir Aratarn einen schnellen Blick auf die Vanidaren und nickte kurz während Lady Miranda näher kam und die Gäste aus Vanidarien begrüßte...

2105. Jahr der Sonne, Villa der Mimirs, Republik Benjii

„Herzlich willkommen in der Republik Benjii, ehrenwerte Gäste. Ihr müsst Lady Haruhi Silberblatt sein? Die Tochter von Matriarchin Tegara?“ Lady Miranda warf einen kurzen Blick auf die blauen Haarbänder der Vanidarin, stutzte kurz und warf dann einen Blick zu Sir Aratarn der wiederum nickte. Ich hatte keine Ahnung worum es ging und war in diesem Augenblick eh mehr damit beschäftigt sicherzugehen dass mit Lady Asahina wirklich alles in Ordnung war. Haruhi schien von diesem Blickwechsel nichts mitbekommen zu haben. In diesem Moment sprach Haruhi die wohl mittlerweile in den ganzen Republiken berühmt gewordenen Worte
„Ganz genau, mein Name ist Haruhi Silberblatt und ich bin auf der Suche nach Dämonen, Göttern, Hexen, Geistern und sonstigen außergewöhnlichen Dingen. An normalen Menschen bin ich nicht interessiert, falls ihr solche langweiligen Geschöpfe seid müssen wir gar nicht weiter miteinander reden.“ wie gesagt wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht ob ich über diese Aussage der jungen Silberblatt lachen oder weinen sollte. Ich hätte wahrscheinlich beides getan wenn Haruhi nicht sofort nachgelegt hätte „Ich hatte mir gedacht dass ich und meine Leibwachen hier während unseres Aufenthalts in Benjii übernachten können, immerhin hattet ihr ja schon einmal Vanidaren hier untergebracht.“ fügte sie dann noch schnell hinzu. Lady Miranda antwortete mit dem selben freundlichen Lächeln dass sie immer zeigte.
„Natürlich, wir hatten uns bereits ähnliche Gedanken gemacht. Eure Pferde können dort abgestellt werden, wir haben noch genügend Platz in den Ställen für ein paar weitere Reittiere. Am besten ihr lasst einfach die Dienerschaft die Pferde dorthin bringen und kommt selber mit in das Haus. Es dürfte bald Essen geben und die Köche haben genug für alle zubereitet. Eine Sache jedoch, ich möchte euch bitten die Dienerschaft mit ein wenig Respekt und Höflichkeit zu behandeln. Sie sind nämlich keine der Diener welche man im Rest des Reiches findet die beinahe gezwungen sind als Diener zu arbeiten. Hier in den Republiken ist es eine hoch angesehen Arbeit und gute Diener sind schwer zu finden. Bedenkt dies bitte, ich will nicht den guten Ruf den die Mimirs bei den Dienstleuten in den Republiken haben schädigen. Wir hatten erst kürzlich einen unerfreulichen Zwischenfall mit einigen Aratern die über den Handel mit dem Eisen aus Nurc sprechen wollten, schrecklich unhöfliche Leute. Wie auch immer, bitte folgt mir, du auch Kyon. Ich denke Asahina wird sich freuen wenn du uns Gesellschaft leisten kannst.“
„Außerdem solltest du dich daran gewöhnen bei festlichen Anlässen an der Seite deiner Schutzbefohlenen zu stehen, so haben es die Trelliks ja schon immer gehalten.“ fügte Sir Aratarn mit einem Lächeln hinzu.

Somit war ich also zum Abendessen im Hause Mimir eingeladen und sollte der offiziellen Begrüßung der Vanidaren beiwohnen. Hätte ich gewusst was hieraus noch entstand, ich hätte Lady Asahina an die Hand genommen und wäre weit weg gerannt, aber ich kann nicht in die Zukunft sehen und somit ahnte ich nicht wozu sich dieses Abendessen noch entwickeln sollte. Zumal auch beim Essen selber nicht alle Gesprächsthemen erfreulich waren, aber seht selbst.

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Sir Aratarn Mimir


Eine gute Stunde später saßen wir alle in der kleinen Festhalle, ja so kann man es wirklich nennen, der Villa und hatten zum Großteil aufgegessen. Alle waren zufrieden und selbst den Vanidaren schien die Republikanische Küche zu munden, auch wenn Haruhi leicht enttäuscht war als sie hörte dass man hier in den Republiken keine Pinguine aß. Es war eine friedliche Stimmung am Tisch als schließlich Lady Miranda das erste... nennen wir es, komplizierte, Thema aufgriff. „Verzeiht mir die Frage, Lady Haruhi, aber sind diese Haarbänder zufällig die eurer Tante Aleyandra?“ Nun wurde mir auch klar warum Lady Miranda so reagierte als sie die Bänder zum ersten mal sah, sie fühlte sich scheinbar ein wenig an die längst vergangene Reise mit der Schwester der Matriarchin erinnert.
„Ja, allerdings. Ich habe gehört sie kommen ursprünglich aus den Republiken. Irgendeiner der Mimir soll sie ihr geschenkt haben, stimmt das?“
„Mein Cousin Theon gab sie eurer Tante zum Abschied als Geschenk, ja. Ich denke er mochte Aleyandra, sie verstanden sich recht gut, weit besser als ich und Aleyandra uns verstanden, aber da spielten wohl auch einige andere Sachen eine Rolle. Wie auch immer, was ist aus Lady Aleyandra geworden? Wir haben nichts mehr von ihr gehört seit sie zurück nach Vanidarien reiste. Abgesehen von den wenigen Dingen die Aratarn mir erzählen konnte.“

Haruhi hatte bereits den Mund zur Antwort geöffnet, und hätte sie die Worte ausgesprochen hätte es wohl einen großen Dämpfer auf die gerade erst wieder einigermaßen verbesserten Beziehungen zu Vanidarien gesetzt. Hätte Lady Miranda damals gehört dass die Matriarchin ihre Schwester wegen angeblichen Hochverrats hinrichten ließ hätte sie es sich vielleicht anders überlegt und ihre Tochter nicht mit Haruhi geschickt. Ich hätte somit mein normales Leben weiterleben können und alle, außer Haruhi, wären glücklich gewesen. Leider kümmert sich diese Welt mehr darum Haruhi glücklich zu machen als die anderen Menschen. Und genau deshalb...

...platzte in diesem Moment die Tür zum Speisesaal auf und ein Trupp Milizen stürmte hinein. Ihr Anführer trat vor und wandte sich direkt an Sir Aratarn und Lady Miranda. „Entschuldigt die Störung, doch ihr müsst uns begleiten, bitte. So schnell wie es geht. Es ist wieder passiert.“ auf dem Gesicht des ehemaligen Silberblatts spiegelte sich unbändig Wut wieder, auf dem Lady Mirandas eher Entsetzen.
„Schon wieder? Das ist das dritte Mal diese Woche. Wie kann das sein? Wer war es dieses mal?“ wandte sich Sir Aratarn an die Milizen.
„Giovanni Karon, ein Abgesandter der Karons der über ein mögliches Bündnis gegen Haus Raan verhandeln wollte. Er wurde nur drei Straßen von hier entfernt gefunden, es scheint wieder der selbe Täter gewesen zu sein, ihr werdet es schon sehen wenn ihr da seid.“ Ohne ein weiteres Wort sprang Sir Aratarn auf und lief aus dem Haus, Lady Miranda wandte sich zumindest noch an die anderen Anwesenden und sagte
„Entschuldigt uns, aber dies ist eine dringende Angelegenheit, Kyon. Du kannst den Vanidaren erzählen was los ist.“ und verschwand dann auch schnell aus der Villa. In diesem Moment sah mich Haruhi mit großen, funkelnden Augen an. Sie strahlte förmlich vor Freude und ich muss ganz ehrlich sagen, wenn sie so guckt fällt es selbst mir schwer ihr nicht jeden Wunsch zu erfüllen. Glücklicherweise guckt sie mich meist nur wütend oder genervt an. Wie auch immer, kaum war Lady Miranda aus dem Haus schrie mich Haruhi beinahe an.
„Was auch immer hier los ist, es hört sich total spannend an! Du heißt Kyon, stimmts? Also, Kyon. Was ist hier los? Worum geht es?“ Ich war von so viel Direktheit überrumpelt und brauchte einen Moment um zu antworten.
„Es geht um einen Mord. Genauer gesagt einer Mordserie. Seit zwei Wochen sterben beinahe täglich irgendwelche Adlige hier in Benjii, ohne dass sie in eine Fehde verwickelt waren oder die Attentätergilde dazu angeheuert wurde wohlgemerkt.“ Diese Worte waren ein Fehler, ich durfte den Vanidaren nun zehn Minuten lang erklären was es mit der Gilde eigentlich auf sich hatte bevor ich schließlich fortfahren durfte. „... wie auch immer. Jedenfalls haben alle diese Morde eines, das Opfer hat jedes mal dutzende Messerstiche im gesamten Körper, es ist als wenn es irgendwo in der Stadt einen Verrückten gibt der jeden angreift der ihm über den Weg läuft. Keiner hat eine Erklärung dafür, es befinden sich bereits zwei der besten Mitglieder der Gilde in der Stadt um den Täter zu finden, bisher jedoch ohne Erfolg.“

Jeden normalen Menschen hätte diese Ausführung über die Geschehnisse in Benjii wohl davon abgeschreckt lange in den Republiken zu verweilen. Nur leider war Haruhi kein normaler Mensch, und das meine ich nicht nur im Sinne von 'Sie ist ein wenig verrückt', aber dazu kommen wir eh erst später. Bevor jedoch noch mehr geschehen konnte schlug Koizumi, der bis dahin kein einziges Wort gesagt hatte, vor dass sich nach der langen Reise erst einmal alle schlafen legten und dann am morgigen Tag darüber reden könnten wie die Reise durch die Republiken denn nun organisiert wird. Selbst Haruhi stimmte dem zu und somit gingen alle auf die ihnen zugewiesenen Zimmer, ich bekam sogar ebenfalls eines zugeteilt und musste mich somit nicht auch noch auf den Weg nach Hause machen. Am nächsten Tag würde es dann ein langes Gespräch mit Sir Aratarn und Lady Miranda geben und mein größtes, unfreiwilliges Abenteuer würde so langsam beginnen. Bevor ich jedoch dazu komme muss ich wieder einmal zu einem anderen Thema kommen, namentlich den Rittern aus Belunda. Ich bitte euch um Geduld, werte Leser. Ich verspreche euch dass dies alles, also meine Erlebnisse mit Haruhi, die Ritter und die seltsame Priesterin, letztendlich Sinn ergeben wird. Wie auch immer, machen wir uns also auf den Weg nach Belunda...

2105. Jahr der Sonne, Beilando, Hauptstadt des Herzogtums Belunda

Die Taverne welche den wunderschönen Namen 'Zum gehenkten Christen' trug war ein recht schäbiges Etablissement mit dutzenden, zwielichtigen Gestalten welche billiges Bier tranken und versuchten ihr schäbiges Leben in der größten Stadt Belundas zu vergessen. Abgesehen von diesen Gästen befanden sich zu diesem Zeitpunkt auch einige Söldner und ein halbes Dutzend Dirnen in der Taverne. Ach ja, und drei Ritter Belundas. Nicht unbedingt was man in einer Einrichtung wie dieser erwarten würde. Der Kampf dieser drei Ritter gegen das was sie als 'Dämonen' bezeichneten lag bereits zwei Wochen zurück, aber erst an diesem Tag kehrte die Truppe welche der Herzog entsandte um Nachforschungen anzustellen nach Beilando zurück. Der Bericht den der Herzog zu hören bekam war recht eindeutig, laut der Aussage des Anführers der knapp 100 Mann welche das Schlachtfeld der Ritter fanden geriet der Trupp von Sir Morgraine scheinbar in einen Hinterhalt der Banditen, wurde umzingelt und niedergemacht. Die drei Überlebenden schienen es jedoch geschafft zu haben das Blatt zu wenden und die Banditen auszulöschen. Die Theorie des Hauptmannes lautete dass auf Grund des Schock dieses heftigen Scharmützels und des unerwarteten Verlusts so vieler Freunde gegen eine Bande einfacher Vagabunden, die Ritter unter Halluzinationen litten und in ihrer Verwirrtheit übernatürliche Wesen für das Massaker verantwortlich machten. Die drei Ritter bekamen daraufhin den besonderen Dank des Herzogs ausgesprochen und wurden vorerst aus ihrem Dienst entlassen um 'die traumatischen Ereignisse zu verarbeiten'. Dies führte die drei Freunde also in das mehr als zwielichtige Etablissement. „Wir haben uns das doch nicht wirklich nur eingebildet, oder?“ stellte schließlich Sir Abbendis die Frage welche auch die anderen beiden zu quälen schien.
„Ich wünsche mir beinahe dass es so ist. Dann hätte das ganze zumindest eine natürliche Erklärung. Aber ich weiß was ich gesehen habe. Ich meine, Fordrings Rüstung... seine Schreie während sie ihn lebendig verbrannt hatte. Und das Gekreische der Kreaturen. Gott, das Gekreische! Ich kann mir das doch nicht alles eingebildet haben. So verrückt würde ich doch nie im Leben werden. Ich weiß ganz genau was ich gesehen habe.“ murmelte Sir Dathrohan mehr in seinen Bierkrug als dass er mit den anderen sprach, die Augen weit aufgerissen und auf den Tisch gerichtet.
„Es kann keine Einbildung gewesen sein. Es gibt diese Wesen wirklich! Und das schlimmste ist, es leben noch einige von ihnen. Und der Herzog will nichts dagegen unternehmen. Wenn das so weitergeht werden die Kreaturen noch mehr Unschuldige abschlachten, vielleicht trauen sie sich auch bald in die Dörfer. Ich will mir gar nicht vorstellen was dann passieren würde.“ sagte Sir Morgraine und versank dann in Schweigen.


Nachdem jeder der Ritter noch drei weitere Bierkrüge geleert hatte öffnete sich die Tür der Taverne und ein alter, zerlumpter Mann trat ein. Er bot einen ziemlich grauenvollen Anblick. Das Gesicht schien von irgendeiner Art Ausschlag entstellt zu sein, zudem humpelte und hustete der Mann mit jedem Schritt. Der Wirt warf dem Alten einen bösen Blick zu, sagte jedoch nichts. Solange der Mann etwas kaufte dürfte er hier bleiben, er würde schon niemanden anstecken und selbst wenn, alle die hier waren hatten eh schon alles andere als ein gutes Leben. Da konnte die Krankheit auch keinen großen Unterschied mehr machen. Nach zwei Minuten trat der Mann an den Tisch der Ritter, in der rechten einen Bierkrug.
„Entschuldigt, aber alle Tische in dieser Taverne scheinen besetzt zu sein. Und von dem unhöflichen Pack hier will niemand mit mir zusammen sitzen. Dürfte ich mich an euren Tisch setzen?“ An Stelle einer richtigen Antwort nickten die Ritter einfach nur abwesend und der Mann zog einen Stuhl heran und ließ sich darauf nieder. Nach einer knappen halben Stunde brach der Alte erneut das Schweigen. „Verzeiht meine Neugier, doch seid ihr die Ritter welche sich einen Kampf mit den Dämonen geliefert haben?“ Das entfachte dann doch das Interesse der Ritter, nicht wegen der Frage selbst, sondern wegen dem Tonfall in dem sie gestellt wurde. Der Mann schien die Frage ernst zu meinen und gar zu glauben dass es diese Dämonen tatsächlich gab.
„Ja, sind wir. Was willst du?“ fragte Abbendis, leicht mürrisch. Der Mann antwortete jedoch nicht sofort, sondern stieß einen erleichterten Seufzer aus, wodurch auch der Mundgeruch des Mannes über den Tisch verteilt wurde und außerdem noch ein leichter Geruch nach etwas anderem... Schwefel? Die Ritter kümmerte es jedoch nicht sonderlich und so warten sie ab bis der Mann schließlich fortfuhr.
„Entschuldigt bitte, aber ich bin so froh jemanden zu treffen der die Dämonen mit seinen eigenen Augen gesehen hat.“
„Dann soll das also heißen dass ihr...“
„Genau, ich habe die Dämonen selber schon gesehen. Allerdings vor zehn Jahren.“
„Vor zehn Jahren? Du machst dich über uns lustig, alter Mann. Wenn die Dämonen schon vor zehn Jahren gesichtet wurden hätte längst jemand davon erfahren.“ zischte Dathrohan wütend.
„Vergebt ihm, er war schon immer ein wenig aufbrausend und hitzig. Was er eigentlich sagen wollte war, wie genau kommt es dass zehn Jahre lang kein Wort von diesen Dämonen an die Ohren der Führung des Königreiches gelangte? Oder auch nur an die Ohren eines einfachen Fürsten?“ warf Abbendis ein bevor der alte Mann eventuell noch durch Dathrohan verjagt wurde.
„Schon gut, schon gut. Ich kann doch verstehen wie sich euer Freund fühlt. Kennt ihr das kleine Dorf namens Lordaeron, an der Grenze zu den Republiken? Es ist so klein, es existiert nicht einmal auf einem Großteil der Landkarten die man finden kann. Dort leben vielleicht wenn es hoch kommt und man alle Einwohner der Umgebung hinzuzählt 300 Menschen.“
„Ich habe schon davon gehört, ja. Seit knapp 14 Jahren hat man jedoch nichts mehr aus diesem Dorf gehört, allerdings liegt es so weit weg und abseits jeglicher Straßen oder Zivilisation dass man nie jemanden entsandt hat um nachzusehen was dort eigentlich vor sich geht. Warum fragt ihr?“ meinte Morgraine, der jetzt ernsthaft interessiert war.
„Ich komme aus eben jenem Dorf und gehörte zur Nachtwache welche das Dorf aufgestellt hatte. Ich will euch nicht mit meiner langen Geschichte langweilen, aber lasst euch gesagt sein dass mein Dorf seit 14 Jahren einen Krieg ums Überleben gegen eine Horde hungriger Dämonen führt. Scheinbar können sich die Kreaturen nur schlecht verständigen und haben keinen wirklichen Orientierungssinn, daher hat Lordaeron nur mit kleineren Gruppen von ihnen zu kämpfen die von Zeit zu Zeit ihren Weg zum Dorf finden. Jedoch müsste jeder Bote der aus dem Dorf entsandt wird durch einen dichten Wald marschieren in dem diese Wesen scheinbar hausen, daher erreichte bisher kein Wort von unserer Situation die Außenwelt. Dies änderte sich jedoch vor einigen Wochen.“


Der Mann brach ab und wurde von einem heftigen Hustenanfall geschüttelt. Ganze vier Minuten hustete der Mann vor sich hin, ohne dass einer der Ritter so recht wusste wie man ihm helfen konnte. Als der Alte sich schließlich wieder beruhigte setzte er seine Geschichte fort „Entschuldigt, seit mich eine dieser Kreaturen verletzt hat habe ich diese Anfälle und sehe auch deutlich älter aus als ich eigentlich bin. In Wahrheit bin ich nicht sehr viel älter als unser König müsst ihr wissen. Wie auch immer, vor einigen Wochen schlug sich eine wagemutige Gruppe von Söldnern durch den Wald, eigentlich war ihr Auftrag eine Gruppe von Räubern zu finden und nieder zu machen. Es waren ganze 300 Söldner, da man Informationen erhalten hatte dass die Räuber ebenfalls sehr zahlreich waren. Nur leider gab es diese Räuber nicht. Stattdessen trafen die Männer im Wald auf dutzende Dämonen und lieferten sich eine wahre Schlacht mit ihnen. Gerade einmal 70 der Söldner erreichten Lordaeron wo sie sich auch gleich mit den wichtigsten Personen des Dorfes zusammensetzten und berieten was man tun könnte. Laut ihrer eigenen Aussage hatten sie ganze 20 dieser Monster getötet ehe sie zum Dorf gelangten. Wir hatten bis dahin nur mit zwei oder drei Dämonen auf einmal zu tun gehabt, also gingen wir davon aus dass die Wälder nun sicher seien und der Bürgermeister wollte einige Boten zur Hauptstadt schicken um zu erklären was vorgefallen war. Zu unserem Glück war sogar ein Ritter bei uns zu Gast als unser Dorf abgeschnitten wurde und dieser sollte garantieren dass die Boten des Dorfes zumindest eine Audienz beim Herzog bekamen. Die Söldner meinten dass es noch zu riskant war sich in den Wald zu wagen und wollten lieber abwarten, doch der Bürgermeister wollte davon nichts hören. Also machten ich, der Ritter und drei weitere Freiwillige uns auf den Weg nach Beilando. Alles lief auch recht gut, bis wir kurz vorm Ende des Waldes waren. Ich weiß nicht genau was geschah, ein blauer Blitz zuckte durch die Gegend und tötete den Ritter, dann sprang einer dieser blauen Dämonen aus dem Gebüsch und machte unsere Gruppe nieder, als er mich am Arm verwundete gelang es mir das Schwert des Ritters durch den Schlund der Kreatur zu treiben. Ich rannte so schnell ich konnte aus dem Wald und gelangte schließlich zu einer Straße wo ich vor Erschöpfung zusammenbrach. Als ich wieder aufwachte befand ich mich in Beilando in einem Gasthaus und wurde von einem Priester gepflegt. Der Mann meinte dass er mich auf seiner Reise zur Hauptstadt auf der Straße fand und mitnahm. Ich lag noch drei weitere Tage im Bett ehe ich mich von diesem Priester trennte und selbst in der Stadt umherwanderte. Und nun bin ich also hier, ohne Ritter und ohne Möglichkeit den Herzog zu erreichen und von der Situation in Lordaeron zu berichten.“

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Das Wappen des Kreuzzugs, das "L" steht für den Entstehungsort dieser Organisation, Lordaeron


Nachdem der Mann seine Erzählung abschloss herrschte wieder Schweigen. Schließlich erhob Morgraine das Wort „Nun, zumindest könnt ihr euch damit trösten dass selbst wenn der Ritter bei euch gewesen wäre der Herzog euch nicht geglaubt hätte. Uns hat er immerhin auch als verrückt abgestempelt.“
„Ich verstehe. Und doch, mein Dorf steht noch immer alleine gegen diese Dämonenhorden. Es gibt vielleicht nur 175 Kampffähige im Dorf und von denen sind nur die Söldner wirklich erfahren. Ich weiß nicht wie lange sich meine Heimat noch halten kann. Allerdings scheint es nicht nur Lordaeron erwischt zu haben.“
„Wie meint ihr das?“
„Laut den Söldnern gibt es zumindest in den kleinen Dörfern im Süden der Republiken vereinzelt Gerüchte darüber dass knapp ein Dutzend Dörfer in Belunda, Aratar und Synkrien in ähnlichen Schwierigkeiten stecken, ohne Aussicht auf Hilfe.“
„Und so wird es auch bleiben, solange keiner der Fürsten sich dazu entschließt etwas zu ändern. Was wohl niemals passieren wird, und solange werden unschuldige Dörfler von diesen Kreaturen getötet.“ meinte Dathrohan missmutig.
„Nun, wenn kein Fürst etwas tun will muss das Volk die Sache eben selbst in die Hand nehmen. Bisher haben sie sich immerhin gegen die Dämonen erwehren können, ich denke alles was fehlt ist ein fähiger Anführer der sie gegen die Kreaturen führen kann. Wie auch immer, es ist spät und ich muss noch einen Platz zum schlafen finden. Eine gute Nacht noch, ihr edlen Ritter Belundas.“
Und bevor einer der drei reagieren konnte war der Alte hustend und humpelnd aus der Taverne verschwunden. Es dauerte jedoch nicht lange bevor erneut jemand etwas sagte, dieses mal war es Dathrohan.
„Der Alte hatte recht. Seine Idee ist gut!“
„Wovon redest du, Dathrohan?“ fragte Abbendis leicht verwirrt.
„Von dem was er eben gerade gesagt hat! Wenn seine Geschichte stimmt gibt es in Lordaeron ein kleines Heer dass sich einer Horde von Dämonen erwehrt.“
„Wenn du knapp 200 Bauern mit Mistgabeln ein Heer nennen willst, dann ja.“
„Egal, es ist immerhin ein Anfang! Sie brauchen wirklich nur etwas Führung und schon kann daraus eine organisierte Bürgerwehr gegen die Dämonen werden! Und dazu gibt es ja scheinbar noch einige andere Dörfer mit ähnlichen Problemen.“
„Wenn wir davon ausgehen dass der alte Mann die Wahrheit gesagt hat, ja.“
„Warum sollte er lügen? Er hätte davon nichts. Und was haben wir schon zu verlieren? Wir sollten zumindest nach Lordaeron reisen und uns davon überzeugen ob dort alles in Ordnung ist.“
„Und was würde der Herzog dazu sagen?“
„Der Herzog hat uns für verrückt erklärt, den wird es nicht mehr interessieren was wir machen.“
„Und was ist mit dem Wald voller Dämonen? Wie sollen wir dadurch kommen?“
„Wir haben mehr als genug Gold um ein paar Söldner anzuheuern. Ich wiederhole, was haben wir schon zu verlieren...“


Was genau sich weiterhin an diesem Abend abgespielt hatte weiß ich nicht genau, da die Quelle von der ich die Informationen hier habe zu diesem Zeitpunkt die Taverne verließ und sich nichts weiter dabei dachte, abgesehen davon dass er gerade ein Gespräch zwischen vier Verrückten belauscht hatte. Was ich wiederum weiß ist dass Sir Morgraine, Sir Abbendis und Sir Dathrohan drei Tage später mit einer Gruppe bestehend aus knapp 200 Söldnern Beilando verließen und gen Lordaeron zogen. Dieses späte Treffen in der Taverne 'Zum gehenkten Christen' wurde somit zum Grundstein dessen was nur wenige Monate später als 'Der Scharlachrote Kreuzzug' bekannt werden sollte. Somit war diese Taverne also Ursprungsort für einen wichtigen Teil almodozasrischer Geschichte. Doch davon werde ich später noch genug berichten. Fürs erste reicht es wenn ihr wisst dass die drei Ritter mit einer großen Horde Söldner in ein abgelegenes Dorf reisten um Dämonen zu bekämpfen und dass daraus eine der mächtigsten, unabhängigen, militärischen Organisationen des Reiches wurde.
Kommen wir nun also wieder zum wesentlichen Teil dieser Geschichte zurück, Haruhi, Lady Asahina und mir. Es war der Tag nach der Ankunft der Vanidaren in Benjii und wir befanden uns alle in einem ernsten Gespräch über die geplante Reise der jungen Silberblatt...


2105. Jahr der Sonne, Villa der Mimir, Republik Benjii

Es war Lady Miranda welche zu diesem Zeitpunkt die verhängnisvollen Worte aussprach. Zwei Stunden lang hatten die drei Mimirs, Haruhi, Koizumi und ich uns bereits über die mögliche Reisestrecke der Vanidaren ausgetauscht. Und damit meine ich dass Lady Miranda und Sir Aratarn Vorschläge machten, Haruhi sie bejahte oder ablehnte und der Rest einfach nur still dasaß und sich fragte warum er das über sich ergehen lassen musste. Nun, zumindest ich stellte mir diese Frage. Dann jedoch meinte Lady Miranda „Gut, da die Strecke nun einigermaßen festgelegt ist wollte ich euch euren Reiseführer vorstellen, er ist ein Adliger aus dem Hause...“
„Nicht nötig, wir haben bereits unseren Reiseführer.“ meinte Haruhi und unterbrach die Mimir einfach bevor sie zu Lady Asahina eilte und ihr um den Hals fiel woraufhin diese erschrocken zusammenzuckte. „Mikuru hier hatte sich netterweise angeboten uns herumzuführen, sie war ganz begeistert von der Idee, oder Mikuru?“ In diesem Augenblick gingen mir viele verschiedene Dinge durch den Kopf. Zum Beispiel, 'Wer ist Mikuru?', oder 'Warum umarmt sie Lady Asahina?'.Ganz oben jedoch war da folgender Gedanke, 'Nie im Leben hat Lady Asahina sich dazu bereit erklärt. Das kann nicht sein.' Lady Miranda schien die ganze Sache jedoch etwas lockerer zu sehen und lächelte.
„Wie ich sehe versteht ihr euch bereits ziemlich gut mit Asahina, aber warum nennt ihr sie Mikuru?“
„Das ist einfach nur ein vanidarischer Name, ein Spitzname der scheinbar gut auf eure Tochter zutrifft.“ warf Koizumi ein bevor Haruhi etwas erwidern konnte.
„Achso? Nun, es freut mich zumindest dass ihr euch gut versteht. Willst du unsere Gäste also wirklich durch die Republiken führen, Asahina?“

Ich schwöre euch, zu diesem Zeitpunkt betete ich zu Gott dass Lady Asahina die Aussage der Vanidarin als Lüge bezeichnen würde und alles einen geordneten Gang nehmen konnte. Heute kommt es mir so vor als wenn ich eine Maus gewesen wäre die vor einer hungrigen Katze steht, die Augen schließt und sich denkt 'Da ist gar keine Katze'. Meine Gebete hatten jedenfalls den selben Effekt.
Denn nachdem Lady Asahina einen kurzen Blick auf Haruhi geworfen hatte senkte sie ihren Blick auf den Boden und brachte ein leises „Ja.“ hervor. Ich glaube mir klappte in diesem Augenblick der Unterkiefer herunter. Niemand im Raum hatte wohl wirklich mit dieser Antwort gerechnet, Gut, alle außer einer Person.
„Super, ich wusste doch dass ich mich nicht in dir geirrt hatte, Mikuru! Du bist einfach super! Ich weiß dass du die perfekte Reiseführerin sein wirst, ich weiß es einfach!“ Und mit diesen Worten war die Sache beschlossen...


Lady Asahina stimmte also zu als Reiseführerin für Haruhi und ihr Gefolge zu fungieren. Ich weiß bis heute nicht warum sie zustimmte, ob aus Angst vor Haruhis Rache falls sie ablehnen würde, oder weil sie den Wunsch hegte wie einst ihre Mutter die Republiken zu bereisen. Ich würde eher auf ersteres tippen. Wie auch immer, nach einiger Diskussion in welcher Lady Miranda, Lady Asahina und Haruhi Sir Aratarn davon überzeugen konnten dass Mikuru auf dieser Reise mehr als sicher war stimmte auch dieser dem Plan, seine Tochter als Reiseführerin fungieren zu lassen, zu. Unter der Bedingung dass ich und Lady Tsuruya sie begleiteten, warum Lady Tsuruya unbedingt dabei sein sollte? Man sieht es ihr vielleicht nicht an, aber sie hat viel von ihrem Vater gelernt, unter anderem den Umgang mit Wurfmessern, außerdem kann es nie Schaden eine Gauklerin mit auf Reisen zu haben. Sehr zu meinem Leidwesen wurde ich also dazu verdammt Haruhi auf ihrer verrückten Reise zu begleiten. Und dies markierte nun endgültig den Beginn meines Abenteuers.
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Kawaii Kingdom (Aura Kingdom AAR mit Vanidar)
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Die Goldene Faust, Thera AAR
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Re: [AAR] God is a Girl

Beitragvon Mimir » 3. Juni 2013 22:55

5. Eine Göttin ist wirklich eine Göttin, glaubts oder nicht



„Es war im Jahr 1518 almodozasrischer Zeitrechnung als ein Fürst ohne männlichen Erben starb, was auch der Grund ist warum die Geschichte seinen Namen schon vor langer Zeit vergessen hat und ich ihn nicht nennen kann. Durch seinen Tod und das Ende seiner männlichen Linie fiel sein Land an seine einzige Tochter. Nun zumindest in der Theorie. In der Praxis war diese Tochter verheiratet mit der Herzog von Synkrien oder auch dessen Sohn. Niemand wollte zu dieser oder einer anderen Zeit dass Synkrien noch mehr an Macht gewann, nicht einmal der König hielt viel von dieser Idee. Und so schlug man vor das Land des verstorbenen Fürsten zu vierteilen, aber es sollte nicht an vier unterschiedliche Adlige gehen, nein es sollte an das Volk selbst gehen um drohende Kriege der Adligen um dieses Land zu vermeiden. Nun, der Plan ging zumindest halbwegs auf. Anstatt Leute aus ihrer Mitte in die Regierung dieser vier Republiken zu wählen, entschieden sie sich dafür die Kandidaten aus den ansässigen kleinen Adelsfamilien auszuwählen. Damit entstand ein Rat aus Adligen, womit das Volk dort aber vollkommen zufrieden zu sein scheint. Die Namen der vier Republiken sind Gurilia, Benjii, Linistien und Juliues. Sämtliche Einwohner sind gleichberechtigt, im Gegensatz zum restlichen Reich wurde die Leibeigenschaft bereits kurz nach der Gründung der Republiken abgeschafft. Im Rat der vereinten Republiken sitzen die Vertreter von insgesamt siebzehn Adelsfamilien. Die größte Familien, Linda, Mimir und Petrovsky halten jeweils drei Plätze im Rat somit auch drei Stimmen. Die Vertreter welche die Familien im Rat haben werden vom Volk gewählt, womit die Mitbestimmung des Pöbels dann auch schon endet.Die restlichen vierzehn kleineren Häuser erhalten jeweils zwei Stimmen im vereinten Rat. Die Sache ist im Prinzip ein ganz vernünftiges Konzept, wird aber um ehrlich zu sein zu einer frustrierenden Angelegenheit weil die Ratsmitglieder darauf beharren dass jede noch so kleine Angelegenheit schwerwiegend ist und ihre vollste Aufmerksamkeit verlangt.Das Oberhaupt des Rates stellt im Moment die Familie der Linda, natürlich nur aus einem einzigen Grund. Genau, weil sie einfach alle anderen die an die Spitze des Rates wollen umbringen. Mit einer so mächtigen Waffe wieder Mördergilde in der Hinterhand hat man meistens freie Hand. Nur an die anderen großen Häuser wie Petrovsky und Mimir trauen sie sich nicht gerne heran, hauptsächlich weil beide reich genug sind um einem Attentäter im Notfall bessere Angebote zu unterbreiten. Hauptsächlich sind die Republiken mit sich selbst beschäftigt, zwar gab es nie Kriege zwischen den Adelsfamilien oder Republiken aber die Opfer durch Attentate steigen von Jahr zu Jahr zu Jahr und wenn sie nicht endlich alle gestorben sind vergiften sie sich noch immer gegenseitig.
Die furchtbar ruhmreiche und zutiefst grandiose Geschichte von Almodingsda, von Reikhard von Gotham, schlechtester Schriftsteller in Altdorf


Fast eine Woche hielten Haruhi und ihre Leibwache sich in Benjii auf und scheinbar hatte Lady Asahina sich vorgenommen ihre Zwangsarbeit als Reiseführerin ernst zu nehmen. Sie führte Haruhi und den Sohn des vanidarischen Herzogs durch die ganze Stadt, von einer Plaza zur nächsten und von einem Markt zum anderen. Benjii galt nicht umsonst als die Stadt der Händler, die Mimir machten ihrem Ruf als reichste Familie der Republiken alle Ehre. Haruhi schien die Stadt an sich wenig zu interessieren, im Gegenteil sie hatte mehr Spaß daran die arme Asahina zu nerven und teilweise stieg manchmal wirklich die Wut in mir hoch, sie behandelte die Adlige wie ein Spielzeug oder ein süßes Haustier. Mich dagegen behandelte sie die ganze Zeit über als hätte ich weniger Verstand als ein Sack Kartoffeln. Ich revanchierte mich indem ich auf jede höfliche Anrede ihr gegenüber verzichtete, keine besonders kreative oder ausgefeilte Art meiner Verachtung Ausdruck zu verleihen, aber es musste reichen. Ihrer Meinung nach stand sie als Tochter der Matriarchin so weit über uns allen wie ein Gott über einer Ameise...über einer sehr dummen Ameise.
Ich werde übrigens nicht in der Ich Perspektive weiterschreiben sondern nur diese kleinen Anmerkungen in diesem Stil halten, ich weiß ich weiß es geht ja eigentlich um mich, irgendwie. Aber ich bin unendlich schlecht darin so zu schreiben, ständig weiche ich vom Thema ab oder werfe mit Beleidigungen gegenüber Haruhi um mich, also lassen wir das. Sehen wir es einfach so dass ich meine arme, leidgeprüfte Vergangenheit diesmal als Außenstehender betrachte ja? Bei den Göttern wird das langsam unübersichtlich wenn ich dauernd den Schreibstil ändere aber naja, ich habe nie behauptet Bücher zu schreiben wäre meine Bestimmung. Lernt damit zu leben, ich zumindest bin froh dass ich nach allem was ich durchmachen musste noch genug bei Verstand bin um das hier zu schreiben.



2105. Jahr seit der Landung der Auguster, die vier Republiken, Republik Benjii

An diesem Tag befanden sie sich auf dem größten Markt Benjiis, direkt vor der Universität. Es war der Markt auf dem Haruhis Plan entstand Asahina zu entführen und zu ihrer Reiseführerin zu machen. Der Stand mit der neusten deadlischen Mode hatte es der jungen Silberblatt irgendwie angetan. Das alleine war nicht so schlimm und Kyon ehrlich gesagt vollkommen egal, sollte sie sich doch anziehen wie eine Verrückte. Problematischer war dass sie inzwischen dauernd versuchte Mikuru alles mögliche anzudrehen, Haruhi behandelte die junge Mimir wie ein neues Spielzeug oder eher wie eine Puppe mit der sie machen kann was immer sie will. Diesmal ging sie eindeutig zu weit, direkt vor dem Stand versuchte Haruhi ihr die Sachen auszuziehen um sie in irgendein peinliches Zeug aus Deadlien zu stecken. Ohne sich lange darum zu kümmern dass Haruhi angeblich die Tochter einer Gottkönigin und so weiter war zog Kyon sie energisch von Asahina weg, was stimmte bloß nicht mit ihr?
„Lass es endlich gut sein Haruhi! Bei den Göttern du benimmst dich wie ein alter Perversling. Kauf die Sachen einfach und vielleicht zieht Lady Asahina sie eines Tages freiwillig an wenn du sie freundlich bittest, ja?“
(Nur über meine Leiche, obwohl...deadlische Mode ist schon immer recht freizügig gewesen und es würde der reizenden Asahina hervorragend stehen...schlechter Gedanke, unglaublich schlechter Gedanke, zurück zur Geschichte) fuhr Kyon die Tochter der Matriarchin an. Ein beleidigtes „Pff“ war alles was sie daraufhin von sich gab, aber wenigstens hörte sie für den Rest des Tages auf die arme Asahina wie ein Spielzeug zu behandeln. Um genau zu sein war sie danach allgemein sehr ruhig, was Kyon ausgesprochen gut gefiel, Koizumi dagegen Sorgen bereitete. Er versuchte wirklich sie mit allen Mitteln aufzumuntern und wieder für Benjii zu begeistern, mit eher mäßigem Erfolg.
„Wie wäre es wenn ich Euch die Universität zeige?“ Mikuru stellte diese Frage fast schon übertrieben vorsichtig, generell hatte sie gelernt in Haruhis Nähe vorsichtig zu sein und jede Gelegenheit zu nutzen sich bedeckt zu halten. Vor allem jede schnelle Bewegung sollte man vermeiden, es war als würde man mit einem wilden Bären reisen.
„Was studiert Ihr eigentlich dort Lady Asahina?“ fragte Koizumi freundlich
„Ä-ähm also ich...ich lerne dort viel ü-über Militärstrategie und Kriegsführung, auf Wunsch meines Vaters. Er war ein Ritter wie Ihr sicher wisst.“
Koizumi gelang es tatsächlich trotz ihrer Worte keine Miene zu verziehen und sein nichtssagendes Lächeln aufrecht zu halten, um ehrlich zu sein wirkte er damit langsam unheimlich.
„Ich habe keine Lust auf verstaubte Bücher.“ warf Haruhi gelangweilt ein und mit diesen Worten lehnte sie sich gelangweilt an eine Säule am Eingang der Universität. Scheinbar war sie Benjii bereits überdrüssig und man konnte Haruhi ihre schlechte Laune deutlich ansehen. Koizumi war letztendlich der einzige der Asahina in die Universität begleitete. Kyon kannte das Gebäude gut genug und irgendjemand musste leider auf Haruhi aufpassen. Sie standen sich schweigend gegenüber und mit jeder Minute wurde ihr durchdringender Blick unangenehmer. Wortlos drückte sie sich plötzlich von der Säule ab und versuchte in ihrem übertriebenen Tempo an ihm vorbeizurasen.
„Wo willst du hin?“ fragte Kyon und trat ihr in den Weg.
„Habe ich doch gerade gesagt.“
„Nein, hast du nicht.“
„Doch habe ich.“ bevor er noch etwas erwidern konnte sprach sie schnell weiter „Mein Wort steht gegen deines und damit habe ich recht, Ende der Diskussion.“
„Ich habe Koizumi versprochen auf dich aufzupassen und was immer du vorhast Haruhi, es wird entweder dich oder mich in Schwierigkeiten bringen. Also nein, ich lasse dich nicht durch.“
„Ach?“ Haruhi funkelte ihn für einen Moment aus diesen alles verschlingenden Augen an als wäre er eine Kakerlake. Plötzlich sprudelte es nur so aus ihr heraus „Gut, dann beantworte du mir halt ein paar Fragen. Was ist mit diesem Mörder? Gibt es irgendwelche Hinweise? Wie viele Opfer gab es bisher? Hat man gestern Nacht noch etwas herausgefunden?“
„Nein und mittlerweile sind selbst die Vertreter der Mördergilde am verzweifeln. Sie gehören zu den besten Attentätern in den Republiken und sind ratlos.“ Darum ging es ihr also? Dann wollte Haruhi also einfach losziehen und sich auf die Suche nach dem Mörder machen, großartig, genau das was er jetzt gebrauchen konnte. „Sir Aratarn ist sogar schon kurz davor an den Gildenmeister persönlich zu schreiben und ihn um Hilfe zu bitten.“
„Theron? Die Schlange von Nurc?“ unterbrach ihn Haruhi begeistert „Ich habe gehört er ist der beste Mörder im ganzen Königreich. Kommt er nach Benjii?“
„Vermutlich nicht.“ ihre unbegründete Begeisterung verwirrte den armen Kyon, er selbst hatte sein ganzes Leben lang gelernt die Schlange von Nurc zu fürchten. „Aber die Morde sind seltsam. Es sind keine Attentate, dafür sind sie einfach zu...unsauber.“
„Ich dachte es gibt keinerlei Spuren?“
„Nein, nein das meine ich nicht. Die Arbeit des Mörders an sich ist nahezu perfekt, keine Spuren, keine Zeugen, nichts. Aber die Mörder der Gilde erledigen ihre Opfer schnell, sauber und vermeiden es unnötig Schmerzen zuzufügen. Er dagegen scheint vollkommen verrückt zu sein. Am letzten Opfer fanden sich außer zwei dutzend Messerstiche sogar Bissspuren, nicht besonders groß, als wären sie von einer Katze oder etwas in der Art.“
„Ah also im Gegensatz zu allen anderen Mördern, die geistig vollkommen gesund sind?“
„Schätze man muss aus den Republiken sein um das zu verstehen, aber die Mitglieder der Gilde sorgen dafür dass es noch nie einen Krieg zwischen den Republiken gab und der Rat handlungsfähig bleibt.“
„Wie auch immer, kann ich jetzt nach diesem mysteriösen Mörder suchen?“
„Nein.“ sagte er noch einmal mit Nachdruck, hatte sie ihm denn nicht zugehört? Kein normaler Mensch würde auf die Idee kommen jemanden zu suchen der sogar der Gilde Angst einjagte. Daraufhin wurde Haruhi wieder still und schien zu schmollen.
„Das du jeden Tag die Frisur änderst, ist das zum Schutz gegen die Dämonen und Geister die du erwähnt hast?“ fragte Kyon um das Schweigen zu brechen, später konnte er sich nicht mehr daran erinnern warum um alles in der Welt er versuchen wollte ein Gespräch mit der Verrückten zu führen. An diesem Tag hatte sie drei grüne Bänder im Haar, gestern waren es noch zwei Blaue gewesen wenn er sich richtig erinnerte und davor ein Rotes oder so.
„Wann hast du das bemerkt?“
„Schon vor einer Weile.“
„Achso?“ sie schien ihn zum erstenmal wirklich anzusehen, bisher hatte Kyon dass Gefühl gehabt sie würde mit der Wand hinter ihm sprechen „Das ist aber nicht der eigentliche Grund. Ich denke dass jeder Wochentag sich irgendwie in der Vorstellung die wir von ihm haben unterscheiden muss. Wenn man es in Farben ausdrückt dann ist Montag gelb, Dienstag rot, dann blau, grün, gold, braun und weiß.“
„Ah ich verstehe, deswegen bindest du auch jeden Tag eine unterschiedliche Anzahl an Stellen in deinem Haar hoch? Dann steht Montag also für eine Null und Sonntag für die Sechs?“
„Richtig.“
„Für mich fühlt sich Montag aber eher wie eine Eins an.“
„Glaub mir, deine Meinung will hier überhaupt niemand wissen.“ Haruhi starrte ihn prüfend an und naja Kyon starrte mit stetig steigender Verwirrung zurück. Nach einer halben Ewigkeit sprach sie weiter „Dein Name war Kyon oder?“
Sie wusste genau wie er hieß, von daher sparte Kyon sich eine Antwort. Auf eine merkwürdige Art und Weise ergab alles was sie sagte sogar ein wenig Sinn. Vielleicht konnte man sich doch halbwegs vernünftig mit ihr unterhalten, manchmal. Während sie noch eine Weile auf Koizumi und Asahina warteten sprachen sie nicht mehr viel. Da ich Kyon bin kann ich mit ziemlicher Sicherheit sagen dass Kyon sich nicht mehr an alles erinnerte, es erschien ihm damals auch recht unwichtig. Nur noch ein kleines Gespräch über die größten Erfinder, Kriegsherren und Herrscher in der Geschichte von Almodozasra. Es lief wohl darauf hinaus dass abgesehen von diesem winzigen Teil die meisten Menschen und der Großteil dieser Welt langweilig normal waren, für Kyon etwas wundervolles, für Haruhis Laune dagegen waren diese Worte mal wieder Gift.


...

Nach diesem überraschend ereignislosen und freudig langweiligem Tag machte Kyon Trellik sich auf den Weg nach Hause, auch wenn er ein schlechtes Gefühl dabei hatte diese Haruhi mit Lady Asahina alleine zu lassen. Aber daran konnte er im Moment nichts ändern, wenn Haruhis Laune anhielt würden sie bereits morgen Benjii verlassen und mit der Reise durch die anderen Republiken beginnen. Von da an konnte er besser auf Lady Asahina achtgeben.
„Haruhi behandelt sie wie eine verdammte Puppe.“ murmelte er vor sich hin, er verstand nicht warum Asahina alles ohne sich zu beschweren mitmachte. Aber was auch immer der Grund dafür sein mochte, er wurde von etwas anderem abgelenkt. Kyon hatte sich noch nicht weit von der Villa der Mimir entfernt als Koizumi hinter ihm angelaufen kam und lächelnd neben ihm zum stehen kam.
„Kann ich ein wenig von deiner Zeit in Anspruch nehmen?“
„Worum geht es?“ fragte Kyon verwundert und seine Verwunderung steigerte sich noch als plötzlich eine dunkle, unauffällige Kutsche neben ihnen hielt.
„Nicht hier, lass uns ein Stück fahren.“ Mit diesen Worten stieg Koizumi in die Kutsche und Kyon folgte ihm, nachdem er eine Weile ratlose rumgestanden hatte. Was wollte der Silberblatt von ihm?
„Die Kutsche ist in einem guten Moment vorbeigefahren, oder?“ fragte Kyon während er sich gegenüber von Koizumi niederließ
„Ja allerdings, ein glücklicher Zufall.“ Der Sohn des Herzogs starrte aus dem Fenster als die Kutsche sich langsam in Bewegung setzte, scheinbar ohne festes Ziel fuhren sie durch die nächtlichen Straßen von Benjii „Einer unserer Agenten hat die Kutsche besorgt.“
„Agenten? Vanidarien hat Agenten?“ Diese Nachricht war dann doch etwas neues, er hatte geglaubt die Ritter Vanidariens wären viel zu faul sich ein eigenes Spionagenetzwerk aufzubauen, zumindest hatten sie es die letzten 2000 Jahre nicht mal versucht, warum auch immer.
„Wir haben die letzten 16 Jahre nicht nur in Vanidarien gesessen und nichts getan. Mein Großonkel Aiden Silberblatt unterhielt schon immer gute Beziehungen zu dem was wir gerne, Abschaum, nennen. Nach dem ersten Krieg gegen den König hat er ein kleines Netzwerk aus Spionen aufgebaut.“ antwortete Koizumi
„Ach? Es reicht sicher nicht an das der Republiken heran nehme ich an.“
„Nein und auch nicht an das Netzwerk des Vizekönigs, des Kanzlers, des Herzogs von Synkrien und vieler anderer Fürsten. Aber es reicht für unsere Zwecke.“ er nickte mit dem Kopf kurz in die Richtung aus der sie gekommen waren „Zum Beispiel um unliebsame Zuhörer loszuwerden.“
„Dann wurden wir also gerade verfolgt?“
„Zwei Männer, ein Soldat des königlichen Statthalters aus der Leibwache meiner Herrin und ein örtlicher Agent des Vizekönigs, vielleicht auch noch mehr, es wimmelt in den Republiken nur so von Spionen. Sie befürchten alle wir wären hier um die Republiken in einen möglichen Krieg gegen den König reinzuziehen.“
„Ich habe mir schon gedacht dass die ganzen Königlichen Soldaten nicht ohne Grund in Haruhis Leibwache sind. Der König scheint eurer Matriarchin nicht ganz zu vertrauen.“ Und das konnte Kyon auch voll und ganz verstehen. Zwar gab das Herzogtum seit mehr als 10 Jahren vor den Frieden zu wahren, nutzte aber jede Gelegenheit dem König auf die Nerven zu gehen. Die Dörfer in den nördlichen Kronlanden zum Beispiel wurden auffallend häufig von „Banditen“ heimgesucht, erstaunlicherweise reiten diese Banditen Schlachtrösser und tragen vanidarische Rüstungen, welch ein merkwürdiger Zufall. Konstantin sah über diese Kleinigkeiten bisher noch hinweg, aber jeder wusste dass sie wieder am Rande eines Krieges standen, auch wenn das Ergebnis wohl schon feststand.
„Die Matriarchin spielt halt gerne mit dem Feuer.“ erwiderte Koizumi
„Nichts für ungut, aber müsste deine Herrin nicht langsam erkennen dass es so nicht funktionieren kann? Wie viele Kriege muss sie noch gegen Konstantin verlieren? Kein Teil des Reiches kann den König alleine stürzen, schon gar nicht ein so geschwächter wie Vanidarien.“ Musste er es dem Silberblatt erst noch vorrechnen? In ganz Vanidarien lebten heutzutage nicht mehr als 40.000 Menschen, alleine die Königliche Hauptstadt, Almodosza, bot fast doppelt so vielen Platz.


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„Und genau deshalb sind wir diesmal nicht alleine.“ antwortete Koizumi, mit einem undurchschaubaren Lächeln, welches wie immer alles mögliche bedeuten konnte „Aber das ist für unsere Reise nicht weiter wichtig, wichtig ist nur dass Haruhi Silberblatt im Zentrum von all diesen Plänen steht oder stehen wird, falls ich richtig liege.“
„Du meinst als Tochter der Matriarchin? Ich habe davon gehört dass der König sie gerne in der Hauptstadt hätte, als Garant für den Frieden.“
„Nein darum geht es mir nicht.“ er schüttelte den Kopf und sah Kyon kurz an, bevor er wieder aus dem Fenster blickte „Was würdest du sagen, wenn ich behaupte Haruhi sei eine Göttin?“
„Ich würde antworten, du bist ein gewöhnlicher Vanidare der sich in seiner Wahnvorstellung verliert.“ antwortete Kyon gelangweilt, na toll ein weiterer verrückter Vanidare, wer hätte damit gerechnet? Vermutlich jeder, es war nicht gerade ein großes Geheimnis dass sie einen Sprung in der Schüssel hatten.
„Ja mit so einer Antwort habe ich gerechnet. Aber das geht über die normale Verehrung der Matriarchinnen hinaus.“ in diesem Moment wechselte er plötzlich das Thema, zumindest glaubte Kyon das, er konnte jedenfalls keinen Zusammenhang dazwischen herstellen „Was glaubst du wie diese Welt entstanden ist?“
„Die Götter haben sie erschaffen, was soll diese dumme Frage?“
„Es gibt eine alte Legende darüber, aus Varos, dem Land in dem mein Volk heute lebt, mein Vater hat sie mir kurz vor meiner Abreise erzählt. Natürlich glaubte ich ihm kein Wort aber langsam beginne ich zu verstehen...glaube ich zumindest. Die erste Matriarchin soll vor fast 10.000 Jahren gelebt haben und im Gegensatz zu all ihren Nachfolgerinnen soll sie noch wahrhaft göttliche Fähigkeiten besessen haben. So mächtig dass man sich selbst heute daran erinnert und ihre Nachfahren als Göttinnen verehrt. Der Legende nach soll die Welt einfach nur entstanden sein weil diese Frau daran dachte dass sie existiert, verstehst du das Kyon?“ der Silberblatt musterte den verständnislos dreinblickenden Trellik. Alleine Kyons Blick sagte schon dass er keine Ahnung hatte worauf Koizumi raus wollte, also sprach der Vanidare seufzend weiter „Es geht um die Kraft die Realität, die ganze Welt nach dem eigenen Willen zu formen. Das ganze geht angeblich zurück auf eine unbewusste Verbindung der Matriarchin mit etwas namens Warp, eine Art Quelle purer Energie. Wie auch immer, diese Fähigkeit tauchte nie wieder bei einer Matriarchin auf, bis heute.“
Das war für Kyon schwer zu glauben aber bei weitem nicht das Verrückteste was er im Verlauf der nächsten Monate hören sollte „Und Haruhi soll diese Kraft auch besitzen? Willst du mir das damit sagen?“
„Ja ganz genau.“
„Jetzt sag das nicht auch noch mit diesem todernsten Ausdruck im Gesicht, sonst glaube ich noch dass es nicht bloß ein schlechter Scherz ist.“ Aber Koizumi schien das ganze wirklich ernst zu meinen, zumindest behielt er sein undurchschaubares Lächeln im Gesicht. Ob ihm klar war wie verrückt sich das anhörte? „Gut, nehmen wir mal an deine alberne Theorie ist wahr. Warum wünscht Haruhi sich dann nicht einfach dass zum Beispiel der Kopf des Königs platzt?“
„Weil sie nichts von ihrer Kraft ahnt. Hinter ihrer exzentrischen Art und ihrem merkwürdigen Handeln steckt am Ende ein ganz normaler Verstand, in einem normalen menschlichen Wesen. Ein Teil von Haruhi wünscht sich vielleicht das Dämonen und Geister wirklich existieren, aber der Teil mit dem gesunden Menschenverstand weiß auch dass solche Dinge absolut unmöglich sind.“
„Das ist doch eine gute Nachricht oder? Warum sollte es ein Problem darstellen dass sie sich für normal hält?“
„Weil sie es wie gesagt nicht ist, aber ein bedeutender Teil ihres Ichs leugnet diese Tatsache. Sie hält sich nicht für eine Göttin, für die Tochter des Weißen Baumes und Gottkönigin des Nordens.“
„Das ist gut, eine sehr gesunde Einstellung.“ Was wollte er von ihm? Kyon hielt das für eine wirklich gute Nachricht, es bedeutete dass Haruhi vielleicht doch nicht ganz so verrückt war wie erwartet.
„Nein ist es nicht, wenn ich recht habe bedeutet es auch dass sie diese Kraft nicht bewusst kontrollieren kann. Ihr Unterbewusstsein dagegen...nun das macht was es will. Stell dir einmal vor sie hätte diese Fähigkeit wirklich, nur für einen Moment. Was würde passieren wenn sie dieser Welt überdrüssig wird? Wenn sie die derzeitige Realität ohne Dämonen, Götter oder Geister für zu langweilig hält?“
„Ich habe keine Ahnung aber du wirst es mir sicher gleich erklären.“
„Haruhi würde diese Realität vernichten, vielleicht sogar ohne es zu bemerken, Stück für Stück einreißen bis um sie herum nur noch gähnendes Nichts existiert. Um dann eine vollkommen neue Realität aufzubauen, eine die ihren Vorstellungen eher entspricht. Wir würden es nicht einmal mitkriegen falls es passiert. Wer weiß wie oft sie es in ihrem Leben sogar schon getan hat ohne es selbst zu wissen?“
„Und was hat das mit mir zu tun?“ Den Launen Haruhis komplett ausgeliefert zu sein war wirklich eine beängstigende Vorstellung bei dem es Kyon kurz kalt den Rücken runterlief, andererseits wo waren die Beweise für dieses Märchen? Wäre jetzt, in diesem Moment, ein riesiges Monster aufgetaucht das Haruhis wirrem Verstand entsprang, gut dann hätte er dem Silberblatt vielleicht wirklich geglaubt. So aber hielt er Koizumi nur für fast so verrückt wie Haruhi.
„Bisher? Vermutlich gar nichts. Allerdings ist es ein kleines Wunder dass sie sich mit dir unterhalten hat und dass sie dich auf die Reise mitnimmt, ohne ein einziges Widerwort.“
„Ach? Und was würde passieren wenn ihr meine Anwesenheit nicht gefallen hätte?“
„Wer weiß, vielleicht hätte sie dann deine Existenz ausgelöscht?“ Zumindest diesmal machte Koizumi sich über ihn lustig, er konnte es an dem kurzen Funkeln in den Augen erkennen.
„Ich steige lieber aus, bevor ich mir noch mehr Märchen anhören muss.“
„Wie du meinst, wir haben auf unserer Reise sicher noch genug Zeit darüber zu reden.“ Auf Koizumis Anweisung hin kam die Kutsche zum stehen und Kyon stieg so schnell er konnte aus. Er wollte schon ohne ein weiteres Wort gehen als er sich noch einmal umdrehte. Es ging um eine Frage die Miranda und Aratarn Mimir bin Haruhis Ankunft gestellt hatten.
„Was wurde aus der Schwester der Matriarchin, Aleyandra Silberblatt? Ich habe sie zwar selber nie getroffen aber einige Geschichten von den Mimir gehört.“
„Manche Dinge sollten lieber vergessen bleiben. Willst du es wirklich wissen Kyon?“ Kyon schluckte nervös als er den Silberblatt ansah, der Gesichtsausdruck von Koizumi hatte sich zum erstenmal seit sie sich kannten für einen kurzen Moment verändert. Dieser Gesichtsausdruck sagte ihm jetzt eindeutig dass er es nicht wissen wollte, andererseits lieferte es ihm auch gleichzeitig die Antwort die er wollte, sie war tot.
„Soll ich dir den Weg zur Villa der Mimir beschreiben?“ fragte Kyon stattdessen einfach nur.
„Keine Sorge, ich finde den Rückweg alleine, wir sehen uns morgen.“


Ich glaubte ihm natürlich kein einziges Wort, mal ehrlich welcher normale Mensch würde das schon? Ein paar wirre Theorien, die auf noch wirreren vanidarischen Legenden beruhten. Ich entschloss mich das Gespräch so schnell wie möglich wieder zu vergessen, vielleicht hatte Koizumi auch nur versucht mich reinzulegen, Haruhi hätte ich durchaus zugetraut ihrem Leibwächter so einen unsinnigen Befehl zu geben nur um mich für meine Einmischung auf dem Markt zu bestrafen. Ich ließ mich davon nicht beeindrucken, gut die Vorstellung von Haruhi als allmächtige Göttin bescherte mir schon einige Alpträume aber Koizumis Märchen war halt nichts weiter als genau das, ein Märchen. Falls ich nicht plötzlich aufhörte zu existieren würde mich so schnell nichts beeindrucken können. Aber etwas anderes beunruhigte mich, statt nur mit einem Verrückten in Form von Haruhi musste ich jetzt gleich mit zwei von der Sorte reisen, wuhu. Wichtiger war ob ich Aratarn oder Lady Miranda vom Schicksal Aleyandras berichten sollte, die Mimir hatten die jüngere Schwester der Matriarchin sehr gemocht und würden alleine wegen dieser Nachricht vielleicht sogar die Reise absagen. Warum um alles in der Welt habe ich es ihnen nicht einfach gesagt? Warum!? Stattdessen behielt ich es für mich, war es wegen dem kurzen Gespräch mit Haruhi oder dem mit Koizumi? Man konnte sagen was man wollte, irgendwie war die ganze Sache doch recht interessant und scheinbar wollte ein Teil von mir sehen wie Haruhis Reise weiterging...ich hasse diesen Teil meines Ichs und hoffe er ist bald darauf gestorben. Vielleicht lasse ich im nächsten Kapitel irgendwas schweres auf den Kopf meines Vergangenheits Ichs fallen, aus Rache. Aber gut, so viel erstmal dazu. Während ich also langsam in einen unruhigen Schlaf fiel wachte irgendwo in Almodozasra jemand anderes gerade erst auf, nein kein Faulpelz sondern die bereits erwähnte Priestern, Christine von Rauken.


2105. Jahr seit der Landung der Auguster, Herzogtum Belunda, nahe des Dorf Lordaeron

Vorsichtig blinzelnd öffnete Christine langsam die Augen, es war noch immer Nachts aber sie lag nicht mehr auf der schlammigen Straße in Sylvania. Wo bei Sigmars Hammer war sie? Und die viel wichtigere Frage, sollte sie nicht eigentlich tot sein? Sie war sich ziemlich sicher dass sie die Kugel schon in ihrem Nacken gespürt hatte, als plötzlich die Welt um sie herum anfing sich zu bewegen. Sie selbst hatte sich keinen Millimeter von der Stelle gerührt, sondern nur mit weit aufgerissenen Augen dagelegen und entsetzt den Wandel der Welt beobachtet. Die Priesterin hatte keine Ahnung was vorgefallen war, aber zumindest war sie offensichtlich noch am Leben. Als sie versuchte aufzustehen fiel Christine wieder ein dass einer dieser verdammten Vampire ihr mit seinen Klauen den Rücken aufgerissen hatte. Die Schmerzen waren zwar noch immer da und flammten durch ihren Körper, aber die Verletzung würde bestimmt nicht dadurch besser dass sie hier herum lag, also biss Christine die Zähne zusammen und erhob sich langsam. Sie befand sich in einem dichten, dunklen Wald, zwischen den Ästen funkelte hin wieder das Licht vereinzelter Sterne hindurch. Doch die Baumdecke war zu dicht um ganze Sternbilder zu erkennen, ansonsten hätte sie vielleicht herausfinden können wo sie war. Christine riss vorsichtig ein Blatt von einem Baum und hielt es sich vor die Augen, es sah vollkommen normal aus. Das konnte unmöglich noch immer Sylvania sein, das Reich der Nacht war verdorrt und nichts weiter als ein schwarzer Fleck inmitten des Imperiums. Die Nahrung für ihre menschlichen Sklaven ließen die Vampire aus dem Mootland liefern und ansonsten vergifteten sie das Land mit ihrer schwarzen Magie, die alles durchtränkte und sterben ließ. Die Gegend hier erinnerte sie ein wenig an Talabecland oder vielleicht auch die westlichen Ausläufer Stirlands. Noch immer gebückt stolperte sie vorwärts, immer weiter durch das Dickicht, ohne klares Ziel vor Augen. Irgendwas musste sie richtig machen, denn der Wald lichtete sich langsam aber sicher. Doch bevor sie Zeit hatte sich darüber zu freuen überkam sie ein seltsames Gefühl, eines dass sie seit fast einem Jahr nicht mehr gespürt hatte. Dämonen. Schnell ging sie hinter einem Baum in Deckung und lehnte sich erschöpft mit der linken Schulter an den Stamm. Das kurze Stück hatte schon ausgereicht damit sie vollkommen außer Atem war, noch immer floss das Blut über ihren Rücken. Einen Moment dachte sie darüber nach sich mit einem Gebet zu heilen, verwarf diesen Gedanken aber sofort wieder. Sie war eine Priesterin, ihre Gebete und Segen waren nicht dazu da sich selbst vor ein bisschen Schmerz zu bewahren, sondern um mit Sigmars Gnade Leben zu retten. Es würde schwach wirken sich selbst zu heilen, vor allem aber bedeutete dieser Egoismus den ersten Schritt auf dem Weg in den unendlichen Wahnsinn des Chaos und einmal auf diesem Weg, gab es kein zurück mehr, für niemanden.
Für einen Moment dachte sie wirklich sie hätte sich die Anwesenheit eines Dämons nur eingebildet und schob es auf den Blutverlust, also stolperte sie weiter durch den unbekannten Wald, bis sie eine Lichtung erreichte. Doch niemand hätte sie dazu gebracht diese Lichtung zu betreten, denn dort erhob sich ein brauner Monolith. Runen durchzogen den unscheinbaren Stein, sie leuchteten gleich flüssigem, blauem Feuer und verkündetem jedem der in der Lage war sie zu lesen den sicheren Tod. Davor hielt ein Dämon wache, ein Horror des Tzeentch. Diese niederen Dämonen waren einzeln normalerweise keine große Gefahr für die Priesterin aber sie wusste nicht wie viele sich noch dort draußen herumtrieben.


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„Das kann nicht sein.“ presste sie angestrengt hervor. Seit dem Sturm des Chaos haben sich keine Dämonen mehr so weit im Süden blicken lassen. Generell war seit dem der Niederlage von Archaon nur noch wenig vom Chaos zu hören. Bisher nahm man an dass sie im Norden, in der Eiswüste, hockten und sich die Wunden leckten. Wenn sie noch immer im Imperium war musste sie das den restlichen Fürsten des Reiches mitteilen. Ein Schrein des Chaos, nur Sigmar selbst konnte wissen was das bedeutete. Aber wer hatte ihn errichtet? Bisher hatte sie keine Menschen in diesem Wald gesehen und Dämonen galten nicht gerade als große Baumeister, sie waren eher Experten für den Abriss. Der Horror schien sie nicht bemerkt zu haben, sondern hielt seine Stellung vor dem Schrein. Vorsichtig und darauf bedacht kein Geräusch von sich zu geben umging Christine die Lichtung. Erleichtert ging sie in dieselbe Richtung weiter, diesmal bemühte sie sich allerdings darum leiser vorzugehen. Jetzt da sie wusste was in diesen Wäldern lauerte konnte sie nicht mehr achtlos durch das Unterholz poltern, sie wusste nicht ob sie im Moment in der Lage war gegen einen Dämonen zu bestehen, selbst wenn es nur ein Horror war. Während sie langsam vorankam hörte sie in der Ferne die ersten Geräusche einer Schlacht, hauptsächlich die Schreie sterbender Menschen. Trotz ihrer Verletzung hielt sie auf die Schreie zu und nach einer Weile tauchten Lichter zwischen den Bäumen auf, nein keine einfachen Lichter sondern Feuer. Um ein kleines Dorf herum hatte man Barrikaden errichtet die teilweise bereits in Flammen standen. Das Feuer lieferte ihr genug Licht um zu erkennen was vor sich ging, etwas mehr als 100 Männer versuchten über ein Dutzend Horrors abzuwehren, während vom nahen Waldrand ein paar Feuerdämonen ihre tödlichen Geschosse in die Barrikaden jagten. Es stand nicht gut um die menschlichen Verteidiger, sie schienen keine besonders geübten Kämpfer zu sein. Eigentlich hätte sie sich in ihrem Zustand verstecken müssen, aber das tat sie nicht. Stattdessen ging sie geradewegs auf das kleine Schlachtfeld zu und erhob ihre Stimme zu einem Gebet.
Ähm ich muss gestehen dass ich hier nicht so ganz aufgepasst habe, es war irgendwas von wegen „Oh Sigmar beschütze mich mit deinem Hammer, dein Licht durchbricht die Dunkelheit und so weiter und so weiter“ oder etwas in der Richtung. Wie auch immer in diesem Moment...
In diesem Moment erschien aus wie aus dem Nichts ein Hammer aus goldenem Licht in ihrer Hand. Alleine der Anblick der Dämonen schien ihr wieder Kraft zu verleihen und für einen Moment war die klaffende Wunde auf ihrem Rücken vergessen. Sie war eine Priesterin des Sigmar, es war ihre Bestimmung das Chaos überall auf der Welt auszulöschen. Die Horrors ließen von den menschlichen Kämpfern ab und wichen im ersten Moment sogar vor dem Licht des Hammers zurück. Sie hatten sicher nicht erwartet hier der heiligen Kraft Sigmars zu begegnen. Christine ließ ihnen keine Gelegenheit sich auf diese neue Situation einzustellen, sondern hob den Hammer über ihren Kopf und rannte ihnen mit einem Kriegsschrei auf den Lippen entgegen. Der leuchtende Hammerkopf krachte gegen den ersten Dämon in Reichweite und schleuderte das widerliche, kreischende Wesen einfach davon. Der Körper des Horror löste sich sofort auf und wurde zu demselben goldenen Licht aus dem auch der Hammer bestand. Die Priesterin schulterte den goldenen Hammer und stellte sich provozierend und breitbeinig vor den niederen Dämonen auf. Sie war vielleicht nie weiter als bis zur Novizin gekommen, aber dafür hatte sie im Sturm des Chaos gekämpft, solche niederen Kreaturen jagten ihr keine Angst ein, es würde schon eine ganze Horde brauchen um sie zu überwältigen. Die Dämonen Tzeentchs schienen zu spüren dass sie plötzlich deutlich unterlegen waren, denn sie verschwanden unter lautem Gekreische in den Wald zurück. Als sie alle verschwunden waren lächelte Christine kurz, der Kampf war wohl doch zu viel für sie gewesen. Der Hammer löste sich in goldene Funken auf die sie kurz einhüllten und dann in den Nachthimmel flogen um hinter den Sternen zu verschwinden. Die Beine der Priesterin gaben unter ihr nach und sie schlug hart auf der blutgetränkten Erde auf. Bevor sie endgültig das Bewusstsein verlor spürte sie nur noch wie sie gepackt und eilig weggetragen wurde.

...

Zum zweiten mal innerhalb viel zu kurzer Zeit schlug Christine die Augen auf und hatte keine Ahnung wo sie war. Sie lag bäuchlings auf einem Bett und jemand hatte die Wunde auf ihrem Rücken verbunden. Anscheinend befand sie sich in diesem Dorf das die Dämonen zerstören wollten. Da die Horrors sich wohl kaum um ihre Verletzungen gekümmert hatten schien die Schlacht zu Gunsten der Menschen ausgegangen zu sein. Man hatte ihr die zerschlissene Kleidung und das zerfetzte Kettenhemd abgenommen und sie stattdessen in einfache Bauernkleidung gesteckt, nichts was ihr besonders gut gefiel aber fürs erste musste es reichen. Vielleicht erhielt sie jetzt ein paar Antworten. Sie setzte sich auf und schwang die Beine über den Rand des Bettes, als sie aufstehen wollte hielt sie plötzlich inne. Erst jetzt fiel ihr der ältere Mann auf der am Fußende ihres Bettes stand, scheinbar war sie vollkommen in Gedanken versunken gewesen.
„Gut ihr seid wach, die Wunde sah schlimmer aus als sie eigentlich ist. Muss ein ziemlich großes Tier gewesen sein das euch angefallen hat.“
„Nur ein verdammt großer Wolf.“ antwortete sie leise
„Mein Name ist Behrond, Bürgermeister von Lordaeron.“ er lächelte sie an und stellte sich neben sie „Am schlimmsten war der Blutverlust denke ich aber abgesehen von ein paar Narben wird bald alles verheilt sein. Ich danke Euch für die Hilfe bei der Verteidigung meines Dorfes vor den Dämonen. Wir müssen uns schon zu lange gegen sie wehren, vielleicht hätten sie es letzte Nacht sogar geschafft und zu überrennen.“
Christine reagierte nicht auf den Dank des Mannes, sie war noch immer zu verwirrt von den Ereignissen der letzten Nacht „In welchem Land liegt dieses Lordaeron“
„Almodozasra, um genauer zu sein im Herzogtum Belunda.“ die Frage schien ihn zu überraschen, stammte sie etwa nicht von der Insel? Es gab nicht so viel andere Möglichkeiten, zumindest soweit er wusste. Aber was wusste er schon? Immerhin war er nur Bürgermeister eines winzigen Dorfes mitten im von Dämonen verseuchten Nirgendwo. Christine dagegen beschäftigte nur eine Frage, wo war sie? Im Kopf ging sie alle Karten durch die sie in der Klosterbibliothek und der von Kislev studiert hatte. Keine von davon zeigte eine Insel namens Almodozasra, nicht mal uralte Seekarten der Hochelfen, und die hatten angeblich die ganze Welt bereist. Allerdings wollte sie den Mann nicht mit zu vielen Fragen auf ihre eigene Herkunft aufmerksam machen, sie musste selber herausfinden was hier los was.
„Eure Kleidung war sehr merkwürdig, falls die Frage nicht zu unhöflich ist würde ich gerne wissen wer Ihr seid?“ Er reichte ihr ein paar einfache Lederstiefel als er merkte dass sie aufstehen wollte um sich umzusehen.
„Mein Name ist Christine, ich bin Priesterin.“ sie nahm die angebotenen Schuhe entgegen und begann damit sie sich anzuziehen
„Wirklich? Ihr habt Euch eher wie eine Kriegerin benommen, das alleine ist schon seltsam genug für die Leute. Abgesehen von ein paar weiblichen Rittern hier in Belunda gibt es nicht viele Frauen die kämpfen können. Selbst in Vanidarien ist man noch nicht so verrückt.“
„Vanidarien?“ die Priestern stand von dem Bett auf und schwankte kurz kraftlos, es würde noch etwas Zeit brauchen bis sie wieder auf dem Höhepunkt ihrer Kräfte war.
„Ein Fürstentum weit im Norden, nicht besonders wichtig aber...“
„Ja ja, bleiben wir lieber bei den wichtigen Dingen, in Einzelheiten kannst du dich auch später noch verlieren.“ Noch im selben Moment als die Worte über ihre Lippen kamen biss Christine sich auf die Zunge. So unhöflich hätte sie früher nie mit jemandem geredet, schon gar nicht mit einem ihrer Retter. Die Zeit in Kislev hatte Christine zumindest in dieser Hinsicht nicht gut getan, sie hatte ohne es zu merken die scharfe Zunge von Katarina übernommen und auch teilweise das Temperament der unberechenbaren Eishexe. Sie schüttelte die Erinnerungen an Kislev ab, sie lenkten die Priesterin nur ab, genauso wie die Frage ob ihre Begleiter noch am leben waren. „Verzeiht, ich bin nur etwas verwirrt.“
„Seid ihr aus dem Norden?“ fragte der Mann misstrauisch, vom Festland kam nie etwas gutes, nur diese mordenden und plündernden Bastarde, auch wenn er im Landesinneren zum Glück wenig von den Nordmännern zu sehen bekam.
„Nein.“ antwortete Katarina zögernd, sie konnte genau spüren dass Norden die falsche Antwort wäre „Ich bin aus Osten.“ Das stimmte sogar halbwegs, immerhin stammte sie aus einer Adelsfamilie im imperialen Fürstentum Ostland.
„Oh, von den Inseln?“
„Mhm? Ähm ja natürlich warum nicht.“ Diese Antwort schien den Bürgermeister vorerst zufriedenzustellen, um ehrlich zu sein hatte er größere Probleme als diese merkwürdige Frau. Vor allem da sie offensichtlich kein Freund der Dämonen war. Bevor er sie weiter befragen konnte wurde die Tür aufgeschlagen und einer der Dörfler steckte den Kopf hindurch.
„Sie sind da! Die Verstärkung ist da!“ rief er und verschwand dann eilig wieder.
„Was meint er damit?“ fragte Christine abgelenkt, sie war noch immer damit beschäftigt über das alles nachzudenken, war sie überhaupt noch in ihrer Welt?
„Ich habe Boten in die Hauptstadt geschickt um Verstärkung anzufordern. Anscheinend hat der Herzog wirklich reagiert und Hilfe geschickt.“
Sie folgte dem Alten mit kleinen Schritten aus dem Haus. Das kleine, schäbige Dorf hatte sicher auch schon bessere Tage gesehen, abgebrannte Ruinen überall zeigten dass das letzte Nacht nicht der erste Angriff gewesen war und vermutlich auch nicht der letzte. Hastig machten die Dorfbewohner sich daran die wackligen Barrikaden zur Seite zu schieben und die Straße zu räumen. Ungefähr Zweihundert schwer bewaffnete Krieger marschierten in die kleine Siedlung ein, sie hatte schon beeindruckenderes gesehen aber vielleicht war der Herzog nicht mächtig genug um über eine richtige Armee zu verfügen. Christine fühlte sich beim Anblick so vieler Bewaffneter nackt ohne ihren Hammer, sie musste sich dringend im Dorf nach einem neuen umsehen, auch wenn die Leute hier wohl kaum richtige Kriegshämmer herumliegen hatten. Ihr Blick wanderte zu den drei Reitern an der Spitze, sie schienen die Anführer dieses Söldnerhaufens zu sein, sie hatte auch schon beeindruckendere Ritter gesehen. Aber angesichts der Dämonen die um das Dorf kreisten nahm man wohl besser was man kriegen konnte bevor man in Stücke gerissen wurde...


Dadadadam...hat es diesmal funktioniert?
Wenn nicht kann ich euch auch nicht mehr helfen. Jedenfalls trafen in diesem kleinen, unbedeutenden Dorf zwei Welten aufeinander und das im wahrsten Sinne des Wortes. Haruhi unterdessen plante den nächsten Schritt ihrer Reise, oh ich weiß der Kampf gegen die Dämonen klingt deutlich spannender als diese alberne Reise. Aber wenn man das alles nicht ganz so oberflächlich betrachtet wird man erkennen dass jedes Wort, jede Tat, ja jede kleine Bewegung von Haruhi bedeutender ist als der Tod von 100 Dämonen.


Neues Kapitel von Vanidar
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Kawaii Kingdom (Aura Kingdom AAR mit Vanidar)
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Re: [AAR] God is a Girl

Beitragvon Mimir » 7. Juni 2013 13:27

6. Die Reise beginnt


Wie bereits erwähnt begann nun also auch die nächste Etappe von Haruhis Reise durch die Republiken. Die Frage war nur, wohin sollten wir zuerst reisen? Es gab natürlich mehrere Alternativen, besonders drei von ihnen hatten es Haruhi angetan. Zum einen die ehemalige Stadt Linistien, wo seit der Katastrophe vor knapp 14 Jahren niemand mehr lebte und dadurch zu einer wahren Geisterstadt wurde. Zum anderen gab es da die Stadt Nurc, mit dem Hauptquartier der Attentätergilde der Republiken, ebenfalls ein Ort den normale Menschen meiden und Haruhi 'total toll' findet. Und dann gab es natürlich noch die Eisenberge, normalerweise waren sie wegen der dortigen Heißen Quellen ein beliebtes Reiseziel, Haruhi interessierte sich jedoch mehr für die Gerüchte oder Legenden über das 'Monster der Eisenberge' welche existierten. Theon Mimir hatte sie vor einer Ewigkeit Aleyandra Silberblatt erzählt und diese hatte sie scheinbar an Aiden Silberblatt weitergegeben. Und nach dessen Tod gelangte die Legende scheinbar an die Ohren Haruhis. Dies waren also die Ziele welche für Haruhi am interessantesten waren und die sie alle sofort sehen wollte, Lady Asahina und ich hatten jedoch leicht andere Pläne, aber seht selber.

2105. Jahr der Sonne, Villa der Mimir, Benjii

„Aber warum denn nicht? Du bist so langweilig, Kyon!“ schmollte Haruhi bestimmt schon zum dritten mal innerhalb dieser Stunde und blickte zum Trellik hinüber. Worum es ging? Ganz einfach, Kyon hatte kurzerhand den Vorschlag der jungen Silberblatt abgewiesen zuerst nach Linistien zu reisen und stattdessen eingeworfen dass es besser wäre zuerst nach Gurilia zu reisen. Immerhin war dies, wenn man es denn so nennen wollte, die Hauptstadt der Republiken.
„Ganz einfach, weil Lady Asahina und ich die Aufgabe haben euch durch die Republiken zu führen. Deswegen wäre es doch besser dir zuerst den Teil zu zeigen der dich sowieso nicht interessiert, dafür aber vielleicht etwas für Koizumi ist um die Reise letztendlich mit all dem was du so unbedingt sehen möchtest abzuschließen. Hört sich dass nicht besser an?“ Die vier saßen alleine in einem Zimmer der Villa während sie die Reise planten. Es war ein recht großes Zimmer, mit großen Fenstern welche eine wunderschöne Aussicht auf den Garten der Villa erlaubten. An der einen Wand standen diverse Kommoden und Schränke, an der anderen einige Bücherregale. Die vier saßen alle in der Mitte des Raums an einem Tisch auf dem eine Karte der Republiken ausgebreitet war. In einer Ecke nahe dem Fenster stand ein weiterer, unbenutzter Stuhl und irgendwie fühlte es sich für einen Moment so an als ob der Gruppe jemand fehlte, jemand der eigentlich auf diesem Stuhl sitzen sollte. Kyon schüttelte dieses Gefühl jedoch sofort wieder ab und dachte nicht weiter darüber nach.
„Na schön, immerhin kennt ihr zwei euch in den Republiken am besten aus. Aber wehe wir brauchen zu lange auf dieser Reise! In spätestens zwei Monaten will ich sowohl Nurc, Linistien als auch die Eisenberge gesehen haben! Solltest du diese Frist nicht einhalten erwartet dich die Todesstrafe!“ meinte Haruhi und deutete mit dem Finger direkt auf Kyon.
Wundert euch nicht, so etwas tat sie öfters. Ich weiß bis heute nicht ob sie das mit der Todesstrafe wirklich ernst meint oder nicht. Wie auch immer, zurück zum Thema.
„Ähm, ja. Ganz wie du meinst. Ich schlage vor dass wir morgen in aller Früh aufbrechen. Ich werde dafür sorgen dass ein Bote Lady Tsuruya erreicht, sorgt ihr dafür dass eure Leibwachen bereit sind.“ meinte Kyon und machte sich gleichzeitig Gedanken über die Größe der Leibwache die er selber mitnehmen sollte um Lady Asahina zu beschützen. Sir Aratarn hatte ihm sechs Söldner zur Verfügung gestellt. Kurz überlegte der Trellik ob er nicht vielleicht einige Leute aus seinem Haus mitnehmen sollte, verwarf den Gedanken jedoch wieder. Immerhin wären sie mitten in den Republiken, wer würde es da schon wagen eine Mimir und ihre Begleiter anzugreifen?

Der Rest des Tages verlief einigermaßen ruhig. Während Haruhi versuchte Lady Asahina dazu zu überreden irgendwelche seltsame Kleidungsstücke anzuziehen spielte Kyon eine Partie Schach mit Koizumi. Dies stellte sich als einigermaßen schwierig heraus da Kyon gleichzeitig die Partie und Haruhi im Auge behalten musste. Immerhin war Haruhi dieses mal nicht so versessen darauf die junge Mimir in die seltsame, deadlische Mode zu zwängen, wodurch der Trellik nicht gezwungen war einzuschreiten. Eine ganze Stunde verging ohne einen Zwischenfall oder eine verrückte Idee Haruhis, ein Umstand der Kyon hätte warnen müssen. Dieser hatte sich jedoch mittlerweile dermaßen auf sein Spiel mit Koizumi konzentriert dass es ihn vollkommen unerwartet traf als Haruhi ihn an seiner Lederrüstung packte und aus dem Stuhl zerrte.
„Was bei allen Göttern dieser Welt stimmt nicht mit...“ Weiter konnte Kyon schon gar nicht mehr protestieren da Haruhi ihn einfach am Arm gepackt hatte und anfing ihn hinter sich her zu schleifen. Nach einigen Sekunden konnte sich der Trellik jedoch fangen und schaffte es zumindest ein wenig würdevoller hinter der jungen Silberblatt herzutrotten. „Was soll das werden wenn es fertig ist? Ich war mitten in einer Runde Schach mit...“
„Mikuru kann für dich weiterspielen, du wirst mich zur Bibliothek begleiten.“
„Aber du wolltest doch nicht...“
„Jetzt schon, hast du ein Problem damit? Ihr habt doch bestimmt einen Haufen Bücher über Dämonen und Hexen da, oder?“ Darum ging es also. Da der Trellik einsah dass es sinnlos war sich jetzt noch gegen Haruhi zu wehren erklärte er sich, ziemlich entnervt, dazu bereit die Tochter der Matriarchin zur Universität zu führen...


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Was wir zu diesem Zeitpunkt nicht merkten war dass uns einer der königlichen Soldaten verfolgte, scheinbar um ein Auge auf Haruhi zu haben. Die Wache wartete vor der Universität auf uns, übersah uns jedoch in der schieren Menge von Leuten die zur selben Zeit wie wir wieder hinauskamen. Haruhi mit einem strahlenden Lächeln das sagte 'Dies war ein gelungener Tag' und ich mit einem riesigen Stapel voller Bücher über Sagen und Legenden von Almodozasra in meinen Armen. Unser armer, königlicher Soldat sollte indessen auf eine Person treffen welche nun die Bühne dieser Geschichte betrat. Ja, es gibt noch eine Person hier, ihr könnt schon glücklich sein dass ich nicht jede kleine Sache aufzähle die während meinen Abenteuern mit Haruhi passiert ist. Wobei dies gar nicht so leicht war, da alles eigentlich relevant sein könnte und ich genauestens überlegen musste... ich komme vom Thema ab. Also, Soldat, Marktplatz, Nacht.

Der Mann fluchte leise vor sich hin. Erst verlor er die junge Silberblatt und den Republikaner aus den Augen, und dann schaffte er es auch noch sich in dem riesigen Gewirr von Märkten, Piazze und Villen zu verlaufen. Gerade in dem Moment in dem der Mann eigentlich schon aufgeben und an einer der Villen anklopfen wollte, da sah der Soldat eine Gestalt vor sich, mitten auf dem Marktplatz. Scheinbar war es ein Mädchen welches ungefähr im selben Alter wie diese lästige Silberblatt sein könnte. Sie trug einen langen, dunklen Mantel mit einer Kapuze die sie über den Kopf gezogen hatte. Um die Beine des Mädchens kreiste eine kleine, schwarze Katze mit seltsamen, gelben Mustern im Fell. Scheinbar war es eine dieser vanidarischen Katzen die normalerweise nur Adlige aus Vanidarien hatten. Das Mädchen musste zu einer Adelsfamilie gehören wenn sie sich so ein Tier leisten konnte und dass hieß dass sie ihm den Weg zur Villa der Mimirs weisen konnte.
„Hallo, ihr da! Entschuldigung!“ rief der Soldat und ging mit schnellen Schritten auf das Mädchen zu welches sich umdrehte und den Mann mit einem freundlichen Lächeln begrüßte.
„Hallo. Kann ich euch helfen?“ fragte sie, noch immer lächelnd.
„Ja, allerdings. Ich habe mich wohl ein wenig verirrt, könntet ihr mir den Weg zur Hauptvilla der Mimir beschreiben? Ansonsten werde ich wohl noch ewig durch die Stadt streifen.“
„Ah, ihr seid also fremd hier? Seid ihr mit den Vanidaren angereist?“
„Ähm, ja. Tatsächlich bin ich das. Ich bin Teil der Leibwache von Haruhi Silberblatt.“
„Ich verstehe, in diesem Fall, folgt mir! Ich kann euch den Weg gerne zeigen.“ langsam wurde das ständige Lächeln der jungen Republikanerin dem Soldaten ein wenig unheimlich. Allerdings lächelte die Gastgeberin, Miranda Mimir, auch ziemlich oft, vielleicht war dies einfach die republikanische Art? Wie dem auch sei, er ging ganze zehn Minuten schweigend hinter dem Mädchen her, bis diese ihn schließlich in eine Gasse zwischen zwei recht schäbigen Häusern führte.
„Dies ist eine Abkürzung.“ meinte sie und drehte sich, noch immer lächelnd, zum Soldaten um. „Alles andere wäre ein Umweg von ungefähr einer Stunde.“ Dies war ein recht guter Ansporn für den Kronländer ihr zu folgen, ansonsten würde er noch mehr Ärger mit dem Hauptmann kriegen. Als er gerade zehn Schritt in die Gasse getan hatte drehte das Mädchen plötzlich um und kam ihm wieder entgegen.


„Was ist? War dies der falsche...“ weiter kam er nicht. Das Mädchen zückte einen Dolch und trieb ihn dem Soldaten mitten in den Bauch. Ungläubig blickte der Mann an sich herab und sah dann das noch immer lächelnde Gesicht der Republikanerin welche gerade den Dolch aus der Wunde zog und erneut zustach, dieses Mal ein kleines Stück neben dem ersten Einstich. Und dieses mal machte sich auch der Schmerz bemerkbar und der Mann schrie auf. Er sackte auf die Knie und sah mit einem verwirrten, schmerzerfüllten Blick zum Mädchen empor welche den Dolch spielerisch in die Luft warf und wieder auffing während sie fröhlich sagte
„Haruhi Silberblatt muss um jeden Preis beschützt werden, nichts darf ihr passieren. Das haben mir die Stimmen erklärt.“ meinte sie und stach wieder zu. Und wieder, und wieder. Nachdem der Soldat bereits ein gutes Dutzend Stiche erlitten hatte und so gut wie tot auf dem Boden lag fuhr sie ungerührt fort. „Mama und Papa haben gesagt ich soll nicht so viel auf die Stimmen hören, aber ich finde sie haben recht! Es ist wirklich wichtig dass Haruhi Silberblatt nichts geschieht. Ich weiß nicht genau warum, aber ich bin mir sicher, wenn ihr etwas passiert wird etwas schreckliches geschehen, und das darf nicht sein.“ Während sie dem am Boden liegenden Soldaten die Kehle durchschnitt überlegte sie laut „Ich frage mich wie Haruhi reagieren wird wenn sie davon erfährt. Es ist bestimmt interessant ihre Reaktion zu sehen. Vielleicht sollte ich mich in der Nähe aufhalten? Wie auch immer, es wird Zeit zu gehen.“ Sie pfiff einmal kurz und die Katze kam aus der Dunkelheit, kletterte auf ihre Schulter und blieb dort sitzen. Als zehn Minuten später die städtischen Milizen kamen und die Leiche entdeckten war von dem jungen Mädchen keine Spur mehr zu sehen...


Dieser Abschnitt ist vielleicht weniger verwirrend als der über Priesterinnen, Ritter und Dämonen, hängt jedoch mehr mit letzteren zusammen als man anfangs glauben mag. Wahrscheinlich kann sich jeder bereits denken dass dieses verrückte Mädchen uns, und damit meine ich insbesondere mir, noch schwere Probleme bereiten wird. Was sie nur immer alle an Haruhi finden... wo wir gerade bei Haruhi sind, sie befand sich zu diesem Zeitpunkt längst wieder in der Villa der Mimir, zusammen mit mir, Lady Asahina und Koizumi. Überraschenderweise hatte Lady Asahina das ausgeglichene Spiel gegen Koizumi wirklich weitergespielt und sogar gewonnen, ich wusste nie dass sie Schach spielen kann. Wahrscheinlich hatte Sir Aratarn es ihr beigebracht. Ungefähr zur selben Zeit fanden sich in einem kleinen, von Dämonen belagerten, belundischen Dorf ein halbes Dutzend Leute im Haus des Bürgermeisters ein um ihre weitere Vorgehensweise zu besprechen.

2105. Jahr der Sonne, Herzogtum Belunda, Dorf Lordaeron

Abbendis ließ den Blick durch den Raum schweifen. Außer ihr, Morgraine, Dathrohan und dem Bürgermeister waren noch zwei weitere Personen im Gemeinschaftszimmer des Hauses anwesend. Der eine war ein Mann namens Roderick und der 'Anführer' der Bürgerwehr, es war seine Aufgabe gewesen die Bauern gegen die Dämonen zu organisieren und er hatte überraschenderweise ziemlichen Erfolg damit. Die zweite Person war jedoch ein etwas seltsamerer Anblick, denn es war eine Frau die ganz eindeutig nicht von hier stammte. Die Ritter und ihr Gefolge aus Söldnern waren erst vor wenigen Stunden mit vier großen Karren in der Stadt eingetroffen, drei von ihnen waren mit Stoffen, Kleidung und Nahrungsmitteln vollgestopft, alles was man annahm dass die Dörfler brauchen könnten. Abgesehen vom Inhalt des vierten Wagens natürlich, dieser bestand aus dem wohl wichtigsten von allem, namentlich Waffen und Rüstungen. Da Abbendis nicht gerade aus einer armen Familie stammte, genau genommen war ihr Großvater ein recht enger Vertrauter des Herzogs gewesen, war es relativ leicht dies alles zu finanzieren. Kaum hatten die Ritter bekannt gegeben dass sich die Dörfler vom Karren bedienen sollten, während die Söldner darauf aufpassten dass es kein zu großes Gedränge gab, war eben jene Frau auch schon vorgetreten und hatte sich eine Streitkeule geschnappt, sowie ein Kettenhemd. Warum konnte man sie nun also als Fremde erkennen? Nun, sie war eindeutig keine Abbendis und auch keine Vanidarin. Und dies waren die einzigen Vertreter des Reiches welche es Frauen erlaubten zu kämpfen. Abgesehen von manchen Söldnergruppen welche hin und wieder eine paar Frauen dabei hatten, jedoch war dies eher eine Ausnahme.

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Es war erstaunlich leicht gewesen die Söldner davon zu überzeugen dass die Bedrohung durch die Dämonen real war. Natürlich, am Anfang waren sie nur am Gold interessiert und hatten sich über die 'Verrückten Ritter' lustig gemacht. Dies änderte sich als sie im Wald auf ein paar schwerverletzte Dämonen trafen denen man schnell den Gar ausmachen konnte. Seit diesem Augenblick nahmen die Männer ihre Aufgabe unglaublich ernst. Schließlich war es Morgraine der das Wort erhob.
„Ich will den kleinen Moralschub den unsere Ankunft bei den Dörflern ausgelöst hat nicht dämpfen, doch ich fürchte ich komme mit schlechten Nachrichten, Bürgermeister.“ Die Reaktion auf diese Worte waren betrübte Gesichter auf Seiten der beiden anwesenden Dorfbewohner.
„Was könnten diese schlechten Nachrichten sein? Wurde der Rest des Herzogtums von Dämonen überrannt und ihr seid die letzten Überlebenden?“
„Nein, wäre dies der Fall würde der Herzog zumindest daran glauben dass es diese Dämonen gibt.“
„Dann soll dass heißen dass unser Bote nicht zum Herzog gelangte? Wir hatten doch einen Ritter mitgeschickt! Auf ihn hätte der Herzog doch wohl hören müssen!“ warf Roderick ein.
„Leider hat es der Ritter nicht durch den Wald geschafft.“ erklärte Abbendis und entschloss sich eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse zu schildern. „Wie ihr also seht, wir sind die Einzigen die eurer Geschichte glauben, weil wir die Dämonen selbst gesehen haben. Solange man sie nicht sieht wird auch niemand wirklich eingreifen wollen. Wir müssten versuchen diese Dämonen irgendwie dazu zu bringen sich öffentlicher zu zeigen.“
„Das wird nicht passieren.“ warf die seltsame Frau ein und sah aus als hätte sie die Worte am liebsten wieder verschluckt.
„Und warum sagt ihr so etwas, Lady...?“ wandte Morgraine sich an die Fremde.
„Ich bin Christine von Rauken, Novizin in der Schwesternschaft des Sigmar.“ Es war Abbendis nicht möglich zu sagen wer verwirrter aussah, die fünf Almodozasraner oder die Priesterin welche scheinbar zumindest irgendeine Reaktion des Erkennens erwartet hätte.
Für die von euch die es nicht wissen, dieser Sigmar scheint so eine Art Gott in der Welt der Priesterin zu sein der von so gut wie allen Menschen ihres Imperiums verehrt wird. Ich glaube zu diesem Zeitpunkt ging ihr zum ersten mal auf dass sie womöglich nicht mehr in ihrer Welt war, aber was weiß denn ich schon?
Noch bevor irgendjemand etwas sagen konnte meinte Dathrohan „Es ist mir eigentlich egal wer ihr seid, oder wo ihr herkommt, mich interessiert auch weniger was dieser Sigmar ist. Könnt ihr uns mehr über die Dämonen sagen? Und Warum sie sich nicht zeigen werden? Ich bin mir sicher, mit einer Falle die gut genug und verlockend genug ist...“
„Dies sind Dämonen des Tzeentch und ihre Vorgehensweise hier zeugt von besonderer Vorsicht, wodurch man davon ausgehen kann dass der Gott Wandlung selbst ihnen Befehle erteilt. Und wenn dem so ist könnt ihr mir glauben, es ist unmöglich den Wandler zu überlisten. Und ja, ich weiß einiges über diese Dämonen, genau genommen ist es ein Teil meiner Heiligen Pflicht sie auszumerzen.“ Es folgte eine lange Stille in der alle versuchten zu verstehen was gerade gesagt wurde. Schließlich räusperte sich der Bürgermeister und meinte
„Vielleicht solltet ihr von Vorne beginnen, Lady Christine. Wer oder was ist dieser 'Tzeentch'?“


Ich will euch jetzt nicht das gesamte Gespräch antun, es dauerte eine sehr lange Zeit bis die Priesterin es endlich geschafft hatte den Anwesenden alles zu erklären, alles was sie wusste zumindest. Scheinbar gibt es da wo sie herkommt mehrere Chaosgötter die einfach nur die Welt vernichten wollen, oder irgendwie sowas. Mir ist das alles ehrlich gesagt ein wenig zu komplex gewesen, aber ich denke dies war der Grundgedanke. Und einer dieser Götter hatte es scheinbar irgendwie geschafft Zugang zu unserer Welt zu kriegen, wunderbar. Zurück nach Lordaeron...
„... und deshalb denke ich dass diese vorsichtige Art des Handelns davon zeugt dass irgendetwas schlimmes passieren wird. Normalerweise ist das Chaos zwar listig und infiltriert gerne die Städte des Imperiums, aber es zeigt sich offen in all seinem chaotischen Wahnsinn. Etwas hier stimmt überhaupt nicht.“ Abbendis hatte nicht allzu viel von dem verstanden was die Priesterin gerade von sich gab. Angeblich kam sie von einer Insel weit im Osten wo die Dämonen bereits seit tausenden Jahren wüteten, immer im Krieg mit dem Imperium der Menschen aus welchem Christine stammte. Eine wahrhaft unglaubliche Geschichte, zumindest wäre es dass wenn die Ritterin nicht erst vor kurzem von bunten, kreischenden Dämonen angegriffen wurden wäre. Zu diesem Zeitpunkt war die Belunderin bereit nahezu alles zu glauben.
„Und ihr sagt also diese Kreaturen haben einen Monolithen im Wald zu stehen? Versteckt und von Menschen erbaut?“
„Ganz genau, wahrscheinlich irgendwelche schwachen Geister welche leicht vom Chaos beeinflusst werden können.“
„Und dieser Monolith wird immer weitere Dämonen in das Land spucken? Können wir ihn zerstören?“
„Ich fürchte nicht, und wenn doch würde es wohl den Großteil der Kämpfer die ihr aufbieten könnt das Leben kosten. Und selbst dann gibt es keine Garantie das nicht doch noch irgendwo Dämonen durch die Gegend streifen.“ Betretendes Schweigen war die Folge auf diese schlimme Nachricht.
„Vielleicht sollten wir es trotzdem probieren.“ warf Dathrohan ein, doch Morgraine schüttelte den Kopf.
„Bedenkt was der Bote uns gesagt hatte, es gibt weitere Dörfer außer Lordaeron welche sich angeblich in eben dieser Situation befinden. Was wenn es dort auch einen Monolithen gibt? Wir können nicht einfach alles riskieren um diesen hier zu zerstören, nur um dann festzustellen dass es ein Dutzend weitere gibt.“
„Was sollen wir sonst machen? Hier sitzen bleiben und uns von den Dämonen aufreiben lassen? Ihre Angriffe haben in den letzten Tagen zugenommen, sowohl in Häufigkeit als auch in Stärke. Wir werden uns hier nicht ewig halten können.“ warf Roderick ein.
„Ihr habt recht, wir können hier nicht bleiben.“ sagte Abbendis langsam und deutlich.
„Wollt ihr etwa vorschlagen Lordaeron aufzugeben? Das könnt ihr nicht ernst meinen! Wo sollten wir hin?“ fragte der Bürgermeister aufgebracht, doch Abbendis hatte schon eine Antwort parat
„Renault! Renault Fordring!“
„Du meinst Davos' älteren Bruder? Was ist mit ihm?“ fragte Morgraine leicht verwirrt.
„Ganz einfach, seine Ländereien liegen nicht allzu weit von hier entfernt und er hat im Krieg gegen Ceicla viel verloren, viele seiner Männer und Bauern sind nicht aus dem Süden zurückgekehrt. Von daher dürften seine Ländereien und seine Burg uns genug Platz für alle bieten. Außerdem liegen die Länder recht zentral, zumindest wenn man sich eine Karte mit den potenziell bedrohten Dörfern ansieht. Man könnte von dort aus jedes der Dörfer leicht erreichen.“
„Und du gehst davon aus dass er uns einfach so willkommen heißen wird? Immerhin sind wir in seinen Augen wahrscheinlich daran Schuld dass sein Bruder tot ist.“
„Wir haben knapp 500 Menschen hier beisammen die ihm bestätigen können dass es die Dämonen wirklich gibt. Selbst wenn es den Herzog selber wohl nicht überzeugen wird, es ist ein Anfang. Und mit Unterstützung von Renault dürfte es uns auch leichter fallen andere Adlige von unserer Sache zu überzeugen.“
„Und was genau ist unsere Sache?“
„Die Bekämpfung der Dämonen natürlich, was sonst?“ Bevor die Diskussion sich jedoch ausweiten konnte warf der Bürgermeister des Dorfes eine berechtigte Frage ein.
„Wartet einen Moment, sollten wir nicht etwas zu sagen haben? Immerhin redet ihr gerade davon unser gesamtes Dorf in einen Exodus zu führen.“
„Mit Verlaub, Meister Behrond...“ warf die Priesterin zur Überraschung aller ein „...ich kann verstehen dass ihr an eurer Heimat hängt und sie nicht verlassen wollt, besonders nicht nachdem ihr sie jahrelang gegen die Dämonen verteidigt habt, aber denkt an das was am besten für die Dorfbewohner ist. Lordaeron besteht zur Zeit zum Großteil nur noch aus brennenden Häuserresten, nichts weiter. Wenn ihr hier bleibt kann es sehr schnell passieren dass ihr von den Dämonen überrannt werdet.“ Der Bürgermeister blickte zu Boden und man konnte förmlich die Verzweiflung spüren welche von ihm ausging.
„Ist es denn überhaupt sicher das gesamte Dorf durch den Wald zu bringen? Immerhin sind dort die Dämonen.“ warf Roderick ein. Die Priesterin dachte kurz nach und antwortete dann
„Nach ihrer kürzlichen Niederlage dürften sie sich momentan sammeln und ihre Wunden lecken. Die Söldnergruppe der Ritter dürfte reichen um eine Schneise durch den Wald zu schlagen ohne wirkliche Verluste zu erleiden. Zumindest solange wir uns nicht dem Monolithen nähern.“


Mehrere Minuten saßen alle auf ihren Plätzen und tranken nur gelegentlich ein wenig Tee, hergestellt aus den wenigen Vorräten die das Dorf noch hatte und aus dem das die Ritter mitgebracht hatten. Schließlich brach Behrond das Schweigen.
„Es scheint als hätten wir keine andere Wahl. Ich werde versuchen die Bürger dazu zu bewegen Lordaeron zu verlassen und ich werde tun was auch immer ihr von mir verlangt, ehrenwerte Ritter. Jedoch müsst ihr mir eines versprechen, mir und den Dorfbewohnern.“
„Und das wäre?“ fragte Dathrohan leicht misstrauisch
„Wann immer ihr gegen die Dämonen zieht, werden euch die Bewohner Lordaerons begleiten. Wir werden unsere Rache bekommen und diese elende Brut ausrotten.“ Roderick nickte zustimmend. Das Gespräch verlief somit besser als gedacht, wenn die beiden Führungspersonen des Dorfes die Bürger überzeugen konnten hätte man bereits knapp 150 Mann an Kampfkraft hinzugewonnen.
„Was für ein netter, kleiner Kreuzzug.“ murmelte Christine halblaut und wohl eher im Scherz, jedoch hörte Abbendis ihre Worte und funkelte sie kurz an. Das Wort 'Kreuzzug' hatte sie bereits früher gehört, angeblich war dies eine Art heiliger Krieg der Christen und somit schon seit tausenden Jahren irrelevant, war diese Frau vielleicht eine Christin? Wie auch immer, Abbendis beschloss trotz dem offensichtlichen Versuch zu provozieren darauf einzugehen.
„Ja, nicht wahr? Das ist es was wir sind, ein Kreuzzug.“ sie deutete auf die Stickerei in der Kleidung des Bürgermeisters welche das Wappen Lordaerons zeigte, zumindest das was die Dorfbewohner als Wappen bezeichneten, ein gefärbtes 'L' in der Farbe welche in Belunda für Hoffnung stand, scharlachrot. „Wir sind der Scharlachrote Kreuzzug...“


Seht ihr nun wie die Teile alle auf ihre Plätze fallen und langsam ein Muster ergeben? Wahrscheinlich nicht, weil es noch immer nicht wirklich mit Haruhi zu tun hat... nun, eigentlich schon, aber halt noch nicht so offensichtlich. Lassen wir das. Der Kreuzzug hatte nun also auch offiziell seinen Namen erhalten und einige hundert neue Mitglieder bekommen, denn tatsächlich gelang es Bürgermeister Behrond und Roderick die Bewohner davon zu überzeugen ihr Heim zu verlassen, die wenigen die sich zuerst weigerten wollten dann doch nicht mit den Dämonen allein gelassen werden und schlossen sich den anderen an. Am nächsten Morgen machte sich der 'Kreuzzug' auf den Weg um die Ländereien von Sir Renault Fordring zu erreichen. An eben jenem Morgen wurde ich auch äußerst unsanft aus meinem Schlaf gerissen...

2105. Jahr der Sonne, Villa der Mimir, Republik Benjii

Der Grund für das recht unsanfte und rasche Erwachen von Kyon Trellik in Form eines Eimers voll kaltem Wasser hatte natürlich auch einen Namen, Haruhi Silberblatt. Scheinbar war der Rest der zukünftigen Reisegruppe bereits wach und selbst die aufgedrehte, langhaarige Tsuruya war bereits anwesend. Kyon zweifelte nicht einen Augenblick daran dass sie Haruhi erst auf die Idee mit dem Wasser gebracht hatte. In Rekordzeit zog der Trellik sich an, wusch sich und machte sich dann auf den Weg zum Frühstück wo Asahina bereits auf ihn wartete.
„Guten Morgen Kyon, ich hoffe du hast gut geschlafen.“ sagte sie mit einem Lächeln welches den Ärger über die Art und Weise wie der Leibwächter geweckt wurde beinahe vollständig verfliegen ließ. Aber nur beinahe, und Kyon schwor sich irgendwann Rache zu nehmen. Nach dem Frühstück begab sich Kyon nach draußen um nach den Pferden zu sehen und traf dort auf Koizumi.
„Guten Morgen. Wie geht es dir?“ begrüßte er den Vanidaren, dieser war zwar auch verrückt jedoch weit netter und umgänglicher als Haruhi.
„Oh, mir geht es sehr gut. Auch wenn ich noch immer nicht ganz fassen kann wie gut Lady Asahina Schach spielen kann, ihre Studien in der Universität beinhalten nicht zufälligerweise eben jenes Spiel?“
„Ich bin mir nicht ganz sicher, während sie die Militärtaktiken und sonstwas studiert habe ich entweder Fechtunterricht oder werde in der Geschichte von Haus Mimir und Haus Trellik unterwiesen. Es ist äußerst anstrengend sich mit der Politik der Adelshäuser zu befassen, dass kann ich dir sagen.“
„Ich habe mir bereits einige Zeit lang eine Frage gestellt, war jemals ein Mitglied des Rates der Republiken kein Adliger?“ Erkundige dich bei einem Republikaner ob er diese Frage öfters hört und er wird dir antworten 'Die kommt gleich nach 'Gibt es im See des Parks der Freunde Fische?' Ja, ich habe sie schon oft gehört'. Von daher brauchte Kyon nicht besonders lange überlegen bevor er antwortete.
„Ja, allerdings kam dies nur zwei Mal im Laufe der Geschichte vor. Einmal wurde ein berühmter Schmied Mitglied des Rates da seine Arbeit durch die gesamten Republiken hinweg bekannt und begehrt waren. Dadurch musste ein Karschyw seinen Platz abtreten.“
„Entschuldige die Unterbrechung, aber von einem Haus Karschyw habe ich bisher weder etwas gehört noch gesehen.“
„Nein, natürlich nicht. Es gibt das Haus nicht mehr. Karshyw und vier weitere Häuser haben sich vor knapp vierhundert Jahren zu einem Haus zusammengeschlossen, den Petrovskys. Wie auch immer, das zweite Mal wurde ein Händler Mitglied des Rates wegen seines unglaublich großen Einflusses. Er war reich genug um die Hälfte der Stimmen der Stadt Linistien zu kaufen und noch immer mit ordentlich viel Gold dazustehen, zusätzlich waren große Teile der Arbeiterschaft aus den Eisenbergen unter seiner Kontrolle da er die Minen in denen sie arbeiteten kontrollierte. Nach seinem Tod hatte sich der Rat stärker als je zuvor dafür eingesetzt dass kein Händler in den Republiken ein Monopol auf irgendwas hat, um ihren Einfluss so gering wie möglich zu halten...“


Der kleine Exkurs in die Geschichte der Republiken wurde nur kurze Zeit später abgebrochen als ein halbes Dutzend Milizen den Garten vor der Villa betrat und zielstrebig auf den Eingang zugingen. Nur kurze Zeit später wurde ich gebeten in das Esszimmer zu kommen, alleine. Als ich eintraf war ich überrascht zu sehen dass ich nicht alleine war. Zusammen mit mir waren Haruhi, Sir Aratarn, Lady Miranda, der Hauptmann der Königlichen und zwei weitere Personen anwesend. Als ich die beiden letzten erkannte ging mir auf dass die Situation in Benjii wirklich schlimmer als gedacht war, es waren Theron und Sally von Nurc.
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Re: [AAR] God is a Girl

Beitragvon Mimir » 12. Juni 2013 12:40

7. Eine Göttin verliert einen Diener


2105. Jahr der Sonne, Republik Benjii, Villa der Mimir

Kyon betrat vorsichtig das Zimmer, vor ihm standen gerade nicht wirklich die zwei gefährlichsten Menschen des ganzen Reiches oder etwa doch? Sally und Theron von Nurc leiteten gemeinsam die Mördergilde und auch wenn er als Republikaner keine allzu negative Einstellung gegenüber der Gilde vertrat, musste es einem bei diesen Beiden einfach kalt den Rücken runterlaufen. Gerüchten zufolge waren sie manchmal sogar ein Paar, aber wirklich nur manchmal denn meistens versuchten sie sich gegenseitig umzubringen und bekämpften einander oft genug um die alleinige Kontrolle der Gilde. Irgendwann hatte er sogar davon gehört dass sie vor vielen Jahren zusammen ein Kind gezeugt hatten und es zur perfekten Mörderin heranzogen, aber das war nichts weiter als Gerede, völlig bedeutungslos und ohne einen Funken Wahrheit, zumindest hoffte er das.
„Ah Kyon, gut dass du endlich da bist.“ wandte sich Aratarn an ihn „Als Leibwächter meiner Tochter geht dich das genauso an wie alle anderen. Du weißt sicher schon wer unsere Gäste sind, der Hauptmann und Lady Silberblatt allerdings nicht. Darf ich vorstellen, Theron und Sally von Nurc, Leiter der Gilde. Sie sind hier um uns bei dem Mörder zu helfen der in Benjii wütet.“
„Die Schlange von Nurc! Der erfolgreichste, der beste, der größte Auftragsmörder der Republiken, des ganzen Reiches! Der Mörder des alten Herzog Quest von Synkrien, von der Prinzessin aus Nika, die so hässlich gewesen sein soll dass der Graf von Nika selber den Auftrag zu ihrer Ermordung gegeben hat. Ihr seid sogar in die Festung von Vanidos eingedrungen! Der Herzog hat noch immer eine Narbe am Bein, dort wo Euer Dolch ihn erwischte!“ Haruhi war vollkommen außer sich und ließ Theron gar nicht zu Wort kommen. Sie hätte vermutlich noch tagelang geredet, wenn die Attentäterin neben Theron sie nicht barsch unterbrochen hätte.
„Wer ist dieses quiekende Geschöpf?“ fragte Sally und musterte die junge Silberblatt.
Haruhis Augen funkelten die Frau einen Moment zornig an, bevor ihr Gesicht sich plötzlich aufhellte und sie wieder anfing voller Begeisterung weiterzuplappern. „Sally? Sally von Nurc? Die zweitbeste Attentätern des ganzen Landes!“
„Zweitbeste?“ knirschte Sally, diese Bezeichnung schien ihr ganz und gar nicht zu gefallen.
„Wie auch immer.“ begann Theron schnell bevor noch jemand etwas sagen konnte, er kannte Sallys Temperament nur zu gut. „Wir haben aufgrund Eurer Berichte entschieden dass diese Angelegenheit ab jetzt einzig und allein die Gilde betrifft. Wir werden dieses Problem so schnell wie möglich aus der Welt schaffen und es...beseitigen.“
Bei dem letzten Wort verzog Sally kurz das Gesicht, scheinbar wussten sie wer hinter den Morden steckte und es gefiel ihr nicht dass der Mörder einfach so umgebracht werden sollte. Aber dass sie sich jedes Widerwort sparte zeigte auch dass sie sich damit abgefunden hatte.
„Die Hilfe der Gilde ist willkommen, meine Männer sind sowieso überfordert mit der derzeitigen Situation. Ich habe ihnen beigebracht zu kämpfen, nicht irgendwelchen Schattengestalten hinterherzujagen.“ erwiderte Aratarn ruhig, auch wenn es nicht gerade ungefährlich war den Gildenmitgliedern Zutritt zur Stadt zu gewähren. Der Mörder wurde aber langsam zu einem wirklichen Problem für die Mimir, er begann die Menschen in Panik zu versetzen, sie waren richtige Mörder nicht gewohnt, nur die Mitglieder der Gilde.
„Und was hat das mit uns zu tun?“ Mischte sich Garon, der Hauptmann der königlichen Soldaten in Haruhis Leibwache, ein.
„Einer Eurer Männer wurde heute früh in einer Gasse, nicht weit von hier, gefunden. Alles deutet auf unseren Mörder hin.“
„Wirklich? Er hat einen dieser Königlichen getötet?“ unterbrach sie Haruhi aufgeregt „Ich muss diesen Mörder unbedingt kennenlernen, vielleicht kann er mir noch ein paar Tipps geben.“
Den Hauptmann schien diese Nachricht dagegen wenig zu begeistern, dieser Mann sollte eigentlich Haruhi verfolgen. Hatte sie ihn vielleicht sogar selber umgebracht? Zutrauen würde er es der Silberblatt, für sie waren er und seine Männer nicht viel mehr als Tiere. „Nach dem was ich weiß hat der Mörder bisher nur Republikaner umgebracht, keine Fremden. War es nur Zufall dass er ausgerechnet einen der Meinen erwischte?“
„Vielleicht.“ sagte Sally „Es deutet zumindest nichts darauf hin dass er sich groß um die Wahl seiner Opfer schert. Wie auch immer, er wird bald kein Problem mehr darstellen. Theron und ich werden ihn sicher ohne Probleme einfangen.“ Nur ganz leise konnte Kyon leichte Zweifel aus ihrer Stimme heraushören, aber vielleicht bildete er sich das auch nur ein.
„Seid ihr beiden euch da vollkommen sicher?“ fragte Aratarn nach, er hatte kein gutes Gefühl dabei, wenn Haruhi und ihre Leibwache plötzlich zum Ziel dieses Verrückten geworden waren befand sich seine Tochter bei ihnen in Gefahr. Andererseits vertraute er Theron halbwegs, soweit man einem Attentäter vertrauen konnte, aber noch wichtiger er vertraute dessen Urteil.
„Ja, es besteht kein Zweifel dass wir dieses bedauerliche Problem schnell aus der Welt schaffen. Es handelt sich nur um ein ehemaliges Gildenmitglied, wir werden ihn ohne große Probleme zur Strecke bringen.“ antwortete Theron mit fester, überzeugender Stimme.


Tja das wäre meine letzte Chance gewesen dem Ganzen doch noch zu entkommen. Aber Aratarn und Miranda Mimir entschieden sich dazu ihre Tochter trotzdem mit Haruhi zu schicken. Sie glaubten wirklich nur an einen Zufall was den Tod des Soldaten anging und sie vertrauten darauf dass Sally und Theron Erfolg hatten. Waren sie nicht die besten Attentäter des Reiches, vielleicht sogar der Welt? Nein. Nein das waren sie nicht mehr, jemand anderes hatte ihre Fähigkeiten schon lange übertroffen. Es war ein unkontrollierbares Monster, dass sie in ihrer Selbstüberschätzung selbst erschufen und jetzt konnten sie es nicht mehr vernichten. Aber wie auch immer, wir haben ja nicht nur Haruhi und die Republikaner, nein wir haben auch noch eine Priestern, drei Ritter und rund 500 Belunder, Belunadaraner, Belunderesen, Belundarer? Irgendwie so war das glaube ich.


2105. Jahr der Sonne, Herzogtum Belunda, südlich von Lordaeron

Sie waren gut vorangekommen, sogar besser als erwartet. Angriffe der Dämonen blieben bisher zum Glück aus und auch das Wetter, im sonst so regnerischen Norden Belundas, schien auf ihrer Seite zu sein. An diesem Abend schlugen sie ihr Lager am Rand des Waldes auf, vor ihnen erstreckten sich jetzt die endlosen, öden Ebenen Zentralbelundas. Die nächste große Stadt lag viele viele Meilen entfernt im Osten, nur einige Dörfer und Burgen säumten den Rand dieser trostlosen Einöde. Ihre Kameraden wiesen gerade noch die Wachtposten ein, während Abbendis sich neben Christine an einem kleinen Feuer niederließ. Über 500 Menschen hatten sie aus dem Wald herausgeführt und in wenigen Tagen würden sie die sichere Burg ihres Freundes erreichen. Von dort aus würden sie ihre weiteren Schritte planen, es musste doch eine Möglichkeit geben den Herzog von der Existenz der Dämonen zu überzeugen. Gerne hätte sie eine tote Kreatur mitgenommen aber die Leichen der Dämonen lösten sich bereits nach wenigen Stunden vollkommen in blauem Feuer auf.
„Seid Ihr eine Christin?“ brach Abbendis das Schweigen, sie wollte mehr über die Fremde in Erfahrung bringen. Sie schien viel über die Dämonen zu wissen, zumindest viel mehr als jeder andere Mensch im Königreich, vielleicht fand sich mit ihrer Hilfe ein Weg den Herzog zu überzeugen.
„Eine was?“ fragte sie verblüfft, mit diesem Wort konnte Christine, trotz ihres Namens Klappe deswegen, rein gar nichts anfangen.
„Ähm.“ Abbendis zögerte kurz, konnte es sein dass sie sich geirrt hatte? Es war sowieso merkwürdig dass sie behauptete eine Priesterin zu sein, es gab dort keine weiblichen Priester. „Das Christentum war vor mehr als 2000 Jahren die Religion der ursprünglichen Einwohner dieser Insel. Einige ihrer Nachfahren leben noch immer im Königreich verteilt. Außerdem gibt es die Grafschaft Nika, hinter der östlichen Wüste, dort herrscht noch das alte christliche Kaiserhaus.“
„Ich weiß nicht was diese Christen sind, mein Leben gehört Sigmar und dem Imperator. Wie kommt Ihr überhaupt darauf?“
„Ihr habt von einem Kreuzzug geredet, nur Christen benutzen dieses Wort und noch vor einigen Jahren hätte man Euch dafür hinrichten können.“
„Was auch immer diese Christen unter einem Kreuzzug verstehen kümmert mich wenig. Ein solches Heer steht unter dem heiligen Willen Sigmars und dem Wappen des Imperators, einem Totenschädel, gekrönt mit einem Lorbeerkranz und darunter ein Kreuz aus vergoldetem Eisen.“


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„Wollt Ihr für unseren kleinen Kreuzzug nicht lieber ein Schwert? Wir haben noch ein paar übrig, aus gutem belundischen Stahl.“ Abbendis betrachtete die klobige Kriegskeule, die Waffe passte nicht wirklich zu der jungen Priesterin.
„Die Priester Sigmars kämpfen schon seit 2000 Jahren mit Kriegshämmern, auch wenn dieses...Ding nicht einmal ansatzweise an meinen eigenen Hammer heranreicht. Ein wahres Ungetüm das jeden Dämon in die Knie zwingen konnte, leider ging er auf meiner Reise verloren.“
„Die Dorfbewohner sagten Ihr seid in der Lage aus dem Nichts einen Hammer aus goldenem Licht zu erschaffen, wozu braucht Ihr dann überhaupt noch eine Waffe?“
„Es erfordert viel Konzentration und Kraft eine göttliche Waffe aus Nichts zu erschaffen. Es ist besser eine Art Vorlage zu haben und dafür reicht diese Keule geradeso. Mit meiner alten Waffe war es sogar noch einfacher, sie war nämlich schon fast perfekt und meine Gebete konnten sie nicht mehr viel stärker machen.“ antwortete die Priesterin seufzend
„Woher hattet ihr diesen Hammer?“
„Ein Freund erschuf ihn für mich, sein Name ist Kazgar, er ist ein...“ Christine brach ab, die Menschen hier konnten mit dem Begriff Zwerg sicher wenig anfangen, nichts deutete darauf hin dass es hier außer Menschen noch andere Rassen ihrer Heimat gab „ein Schmied, einer der besten die diese Welt je gesehen hatte. Auch wenn die Schmieden in Kislev nicht so gut sind wie die in seiner Heimat hat er ein wahres Meisterwerk erschaffen. Die Runen beschützten mich schon oft vor der Magie des Chaos und der dämonischen Macht.“
„Ihr habt dieses Kislev schon einmal erwähnt, stammt Ihr von dort?“
„Nein, nein ich wurde weiter im Süden geboren. Erst in meinem Fünfzehnten Lebensjahr schickte man mich nach Norden, an den Hof des Zaren von Kislev. Kislev...die große, schneebedeckte Stadt am Ufer des Flusses Lynsk. Mit dem mächtigen Bokhapalast aus reinem, magischen Eis, erschaffen von den Eishexen der alten Zeit. Mit bloßer Willenskraft und der Kraft des Landes selbst, ließen sie dieses glitzernde Kristallschloss aus dem Nichts entstehen und seit fast 1000 Jahren trotzt das Eis der Sonne genauso wie den Kanonen des Südens und den Barbaren der Chaoswüste. Ich ritt an der Seite der kislevitischen Greifenhusaren in die Schlacht. gegen die gleichen Dämonen die jetzt durch eure Wälder streifen und noch mächtigere Diener der Chaosgötter. Niemals habe ich mutigere Krieger gesehen oder einen Menschen der so vor purer, ungezügelter Macht strotze wie die Eishexe Katarina Bokha, die Schwester des Zaren.“
„Wieso musstet Ihr denn Eure Heimat verlassen?“
„Die deren Augen mit kaltem Feuer brennen vernichteten meinen Orden.“ murmelte Christine leise vor sich hin. Sie hatte während des Chaossturms viel gesehen, in zahllosen Schlachten gegen Dämonen und Berserker gekämpft und trotzdem, nie würde sie die Nacht in dem Kloster vergessen, die Nacht in der die Vampire über ihre Ordensschwestern hergefallen und sie in Stücke gerissen hatten. Als einzige hatte sie diese Nacht überlebt und als sie keine Novizin mehr gewesen war, hatte der Imperator sie als hochrangige Adlige an den kislevitischen Hof geschickt, um die Beziehungen zu ihren nördlichen Nachbarn ein wenig zu verbessern.
„Was habt Ihr gesagt?“
„Nichts, seid einfach froh dass es diese Wesen die meinen Orden zerschlugen in diesem Land nicht gibt. Auf ihre Art sind sie schlimmer als die Dämonen.“ mehr schien sie dazu auch nicht sagen zu wollen. Abbendis konnte sich kaum noch schlimmere Kreaturen vorstellen, andererseits war es mit ihrer Fantasie auch nicht gerade weit her. Selbst jetzt zweifelte sie noch ab und zu daran ob sie sich die Dämonen nicht nur eingebildet hatte.
„Woher kommen die Dämonen eigentlich? Wie sind sie entstanden? Was hat es mit dem Chaos auf sich?“
Christine lächelte müde über die vielen Fragen der Ritterin, eine wirkliche Antwort wusste sie selber nicht. Wer sich zu sehr mit dem Chaos und dessen Wesen beschäftigte wurde davon verschlungen, also zog sie die Unwissenheit vor. „Es heißt die Alten erschufen einst vor vielen Tausenden von Jahren zwei gewaltige Tore. Sie sollen unermessliche Ausmaße besessen haben und schwebten über den beiden Polen der Welt. Diese Tore führten von unserer Welt in die der Alten, des Chaos und viele andere die dadurch alle miteinander verbunden waren. Doch irgendwann brachen die Tore zusammen, sie stürzten vom Himmel auf die Erde nieder und zerbarsten. Die pure Kraft dieser Explosion erschuf die Warptore, gewaltige, schwarze Löcher die unsere Welt mit der Dimension des Chaos verbinden. Um die zusammengebrochenen Tore herum ist das Gefüge der Realität von der rohen, einströmenden Chaosmacht aufgelöst. Dort vermischen sich die diesseitige Welt und das Reich des Chaos. Dort werden wahnsinnige Gedanken Realität und Dämonen entstehen aus den Wünschen und Sehnsüchten der Sterblichen. Die restlichen Alten in unserer Welt wurden von den Dämonen vernichtet, was aus diesem weisen Volk geworden ist weiß niemand da es keine Verbindung mehr zwischen den Welt gibt, außer zu einer, zum Reich des Chaos.“
„Vor vielen Tausend Jahren? Das kann nicht sein, wir hörten erst vor kurzem zum erstenmal von diesen Kreaturen und dem Chaos. Haben uns diese allmächtigen Chaosgötter etwa so lange übersehen? Eher unwahrscheinlich, also warum greifen sie erst jetzt an?“
„Weil das hier nicht meine Welt ist und meine Geschichte damit vollkommen unwichtig war?“ Beinahe hätte sie das laut ausgesprochen aber hielt sich noch zurück. Vor allem wusste sie nicht einmal ob es wirklich eine andere Welt war, sie könnte auch auf irgendeiner bisher unentdeckten Insel weit im Osten sein oder vielleicht auch im Süden. Andererseits war es merkwürdig wie das Chaos hier vorging, es waren zwar Dämonen Tzeentchs aber selbst der Gott der Hinterlist und Intrigen würde nicht 10 Jahre damit verschwenden kleine Dörfer zu belagern. Es musste mehr dahinterstecken, warum waren es nur so wenige Dämonen? Dieses Königreich besaß scheinbar keine nennenswerte Möglichkeit den Dämonen Widerstand zu leisten, weder Magie noch die göttlichen Segen und Gebete Sigmars. Eine richtige Chaosinvasion hätte niemand hier aufhalten können, also was entging ihr? Es musste doch einen Grund geben warum Tzeentch sich dieses Land nicht einfach nahm.
„Das weiß ich leider nicht, aber wenn es sich so verhält wie in meiner Heimat steht euch und eurem Volk ein ewiger Verteidigungskrieg bevor. Wir kämpfen schon länger gegen das Chaos an als unser Imperium überhaupt existiert. Selbst wenn wir einen Krieg gewinnen, das Chaos wird immer dort draußen sein und nur auf eine Gelegenheit zum zuschlagen warten, auf einen einzigen Moment der Schwäche.“
„Gibt es denn keine Möglichkeit es zu vernichten? Oder wenigstens diese Verbindung zu schließen von der Ihr spracht. Irgendwie muss man sich doch gegen diese Kreaturen wehren!“ Abbendis konnte oder wollte einfach nicht glauben dass sie diese Dämonen niemals wieder loswurden. Man konnte alles bekämpfen, irgendwie.
„Nein, man muss einfach hoffen dass es einem gelingt das Chaos zurückzudrängen, es in Zaum zu halten und sein Leben lang zu bekämpfen. Diese Dorfbewohner, sie sind auf Rache aus und genau die werden sie niemals erhalten. Man kann das Chaos nicht einfach umbringen, ihr Hass wird nichts weiter sein als der erste Schritt auf dem Pfad in die Gärten des Chaos.“
„Reicht es denn nicht ein Heer zusammenzuziehen und damit zu diesen Toren zu marschieren? Ihr habt vorhin von Magie gesprochen, wenn so etwas wirklich existiert kann man das Tor doch sicher vernichten und die Verbindung zu diesem Warpding unterbrechen.“
„Zu Zeiten Sigmars hätte man es vielleicht geschafft. Damals als er die Stämme der Menschen vereinte und das Imperium gründete, meine Heimat. Mit ihm an der Spitze eines Heeres hätte man zu den gefallenen Toren vordringen und sie für immer zerstören können. Aber er tat es nicht, sondern verschwand spurlos.“ erklärte Christine der inzwischen vollkommen verwirrten Abbendis.
„Sigmar? Ich dachte das wäre der Name eures Gottes, es klingt aber eher als würdet Ihr über einen Menschen reden, der wirklich unter den Sterblichen gelebt hat.“
„Es gab eine Zeit als er beides zur gleichen Zeit war, Mensch und Gott. Er...“
„Dämonen!“ schallte der entsetzte Ruf eines Söldners durch das Lager, diese Männer waren bisher nur toten Kreaturen begegnet, jetzt die lebendigen und mit Magie um sich werfenden Dämonen zu sehen versetzte sie dann doch aus irgendeinem Grund in Panik. Feuerbälle schossen vom Waldrand auf das Lager zu und schlugen in der aufgeschreckt durcheinander laufenden Menschenmenge ein. Die Einwohner aus dem Dorf hatten während der Belagerung ihrer Heimat schon ein wenig Erfahrung mit den Dämonen gesammelten und reagierten sogar schneller als die Söldner. Sie verteilten sich und rannten in kleinen Gruppen von ein paar Mann oder Einzeln Richtung Wald, damit die Geschosse sie nicht so gut treffen konnten und währenddessen rannten die Frauen und Kinder, geschützt von einem dutzend Bewaffneter, so schnell sie konnten in die entgegengesetzte Richtung davon. Die Söldner waren eher richtige Kämpfe gewohnt, hauptsächlich in den Kriegen gegen das Herzogtum Ceicla im Süden oder die rebellischen Städte direkt westlich davon. Wie auch immer, alle stürmten den Dämonen am Waldrand mit erhobenen Waffen entgegen, bereit die Brut des Chaos zu vernichten. Alle, außer Christine. Die junge Priesterin griff nach der klobigen Keule und ließ sich dann ruhig auf ein Knie nieder. Den schweren Kopf der Waffe stieß sie auf den Boden und während sie leise vor sich hinflüsterte, legte sie Hände und Stirn vorsichtig an den Griff ihrer einfachen Waffe. Abbendis betrachtete sie verwirrt, den Worten nach sprach sie gerade ein Gebet. Wie konnte man so ruhig bleiben und beten während man von Dämonen angegriffen wurde? Ihre Verwirrung war so groß dass sie sogar vergessen hatte sich dem Angriff auf den Waldrand anzuschließen und eilig drehte sie sich wieder von der Priesterin weg. In diesem Moment sah sie nur noch wie einer ihrer Kameraden mit erhobenem Schwert mitten in einen Feuerball rannte und von den Flammen eingehüllt wurde.
„Dathrohan!“ schrie Abbendis entsetzt, sie wusste was dieses dämonische Feuer anrichten konnte, es schmolz sogar die besten Rüstungen Belundas und ließ von den Rittern nichts weiter übrig als einen rauchenden Klumpen Metall. Zumindest war es letztens so gewesen, aber als sich der Rauch verzog stand an der Stelle nur ein unverletzter Dathrohan der überrascht an sich herunterblickte. Abgesehen von etwas Ruß auf seinem Panzer hatte er nichts abbekommen und auch einige der Söldner und Dorfbewohner überlebten ein Bad in dem dämonischen Feuer ohne auch nur leichte Verbrennungen zu erleiden. Nur letzte Reste von goldenem Licht, das langsam wieder verschwand, hüllten sie noch ein. Sie erholten sich schnell von ihrer Verblüffung und begannen auf die Dämonen einzuschlagen die sofort zurückwichen als ihr Feuer keine Wirkung zeigte. Vereinzelte Schreie zeugten davon dass nicht jeder so viel Glück hatte vom Segen geschützt zu werden. Ihre Gegner waren zum Glück nur einfache Feuerdämonen und nicht besonders zahlreich, ansonsten hätte die eher dürftige Ausbildung der Priesterin nicht ausgereicht. Sie war noch eine Novizin gewesen als die Schwesternschaft des Sigmar zerschlagen und ihre Ausbildung damit beendet wurde. Das meiste was sie wusste hatte sie auf dem Schlachtfeld gelernt, von anderen Kriegspriestern oder aus eigener Erfahrung. Mit mächtigeren Dämonen oder sogar einem richtigen Hexer des Chaos wäre sie komplett überfordert, vor allem ohne ihren Kriegshammer. Christine war eher mehr Kriegerin als Priesterin und schon bald musste sie ihr Gebet erschöpft abbrechen. Doch abgesehen von den paar Feuerdämonen, die inzwischen entweder tot waren oder sich zurückgezogen hatten, tauchten keine weiteren Diener des Chaos auf. Als sie sich, schwerfällig auf die Kriegskeule stützend, wieder erhob bemerkte sie wie die Menschen sie anstarrten, hauptsächlich mit Bewunderung aber auch mit Unverständnis und vor allem Angst. Diese Leute kannten keine Magie, keine göttlichen Kräfte und Christine fragte sich ob es mit diesem abgerissenen Haufen jemals möglich wäre eine handfeste Invasion des Chaos aufzuhalten.



2105. Jahr der Sonne, Republik Guerilla, Irgendwo im Nirgendwo

Sie waren nur noch einen Tag von der republikanischen Hauptstadt entfernt und schon wieder bestand Haruhi darauf dass sie unter freiem Himmel übernachteten. Dabei lag ein paar Meilen hinter ihnen ein hübsches, gemütliches Gasthaus, aber die Silberblatt schien davon nicht viel zu halten. Generell ließen sie auf ihren Befehl hin sämtliche Gasthäuser auf der Strecke einfach links liegen. Zum Glück war der Sommer noch nicht ganz vorbei und das Wetter noch halbwegs in Ordnung, weshalb Kyon nicht allzu sehr protestierte. Diesmal würden sie auf einer kleinen Lichtung nahe der Straße lagern. Besonders vorsichtig mussten sie auf der Reise nicht sein, wovor sollten sie auch Angst haben? Zusammen mit den Leibwachen der Mimir waren sie inzwischen fast 50 Mann, keine noch so dumme Räuberbande würde sie angreifen. Außerdem hatten sie nichts von großen Wert dabei, auch wenn sie diesmal etwas mehr Gepäck mitschleppten als auf der Reise nach Benjii. Haruhi hatte wieder darauf verzichten wollen um so schnell wie möglich voranzukommen aber wie sich herausstellte war Lady Asahina keine besonders gute Reiterin. Bei jedem anderen wäre Haruhi einfach vorausgeritten, aber scheinbar wollte sie ihr neues Spielzeug nicht zurücklassen, also ritten sie etwas gemächlicher. Was Haruhi die perfekte Gelegenheit verschafft hatte ein Packpferd mit allem möglichen Schrott zu beladen. Um genauer zu sein hatte sie den halben Stand mit der deadlischen Mode aufgekauft, nur die Götter wussten was sie damit vorhatte, Kyon ahnte das es nichts gutes sein konnte. Während Kyon mit den anderen ihr Nachtlager vorbereitete waren Haruhi und Asahina verschwunden, tauchten aber nach kurzer Zeit wieder auf...und waren beide nicht mehr wiederzuerkennen. Haruhis Haar hatte vorher fast schon bis zu ihren Oberschenkeln gereicht, wenn sie sich schnell genug umdrehte verhielt es sich wie eine Art Peitsche, zumindest hatte Kyon das vor einem Tag schmerzhaft erfahren müssen. Jetzt dagegen reichte es vielleicht noch geradeso bis zu Haruhis Schulterblättern und ein einziges, gelbes Band schien ihr auch zu genügen.
„Was ist mit deinen Haaren passiert?“
„Was soll damit sein?“ Haruhi starrte ihn durchdringend an „Sie sind genauso wie sie sein sollten, gibt es ein Problem damit?“
„Nein, es tut mir leid.“
dass ich überhaupt fragte. Hatte sie sich die Haare wegen ihrem Gespräch abgeschnitten? Wenn ja war es wirklich ein wenig drastisch, aber andererseits, irgendwie sah sie mit den kurzen Haaren weniger gefährlich aus, fast schon irgendwie ganz süß...Habe ich das damals wirklich gedacht? Moment, ich muss kurz meinem Vergangenheits Ich eine kleine Lektion erteilen...Mit einem lauten Krachen brach ganz plötzlich, und ganz ohne Hilfe des Erzählers, ein schwerer, morscher Ast von einem der Bäume ab und stürzte direkt auf Kyons Kopf.
„Ah! Was war denn das?“ der Trellik hielt sich mit beiden Händen den Hinterkopf und trat aufgebracht den verdammten Ast weg ins Unterholz.
„Kyon, hör auf mit diesem Unsinn.“ fuhr Haruhi ihn an, fast so als wäre es alleine seine Schuld gewesen dass der Ast ihn getroffen hatte. Er wollte ihr eine passende Antwort entgegen schleudern aber etwas anderes lenkte seinen Blick ab, Haruhi hatte die arme Lady Asahina tatsächlich dazu gebracht eines dieser scheußlichen Dinger aus Deadlien anzuziehen. Sie sah aus wie ein...
ach muss ich mir das wirklich wieder in Erinnerung rufen? Ich meine gut, es war noch eines der harmlosesten Dinge die Haruhi ihr andrehte aber es war trotzdem viel zu peinlich für eine so hochgestellte Adlige wie eine Mimir. Ich hätte damals sofort wütend mein Schwert ziehen sollen aber der Anblick hatte auch was um ehrlich zu sein...wie ein Dienstmädchen, obwohl vermutlich niemand in den Republiken seine Diener wirklich so angezogen hätte.
„Was soll das?“ fuhr Kyon die Silberblatt aufgebracht an, er hatte doch deutlich genug gesagt dass sie Asahina nicht wie eine Puppe behandeln sollte.
„Ach beruhig dich Kyon.“ Haruhi hatte ein siegessicheres Lächeln auf dem Gesicht und ließ sich nicht von dem zornigen Trellik einschüchtern „Mikuru hat zugestimmt, sie konnte es sogar kaum erwarten, nicht wahr Mikuru?“
„J-ja, a-also ich...schon ja.“ Asahinas Blick huschte ängstlich zwischen Kyon und Haruhi hin und her. Mit einemmal wurde Kyon klar warum die Mimir den Befehlen Haruhis ohne jeglichen Widerspruch folgte. Sie war zwar eine Mimir, aber nur zur Hälfte. Die anderen Hälfte war die einer Silberblatt, einer Vanidarin. Scheinbar gab es irgendwas tief in ihr dass es nicht erlaubte der zukünftigen Matriarchin Widerspruch zu leisten, naja oder vielleicht lag es auch nur daran dass Mikuru unglaublich nett war...
Mist jetzt nenne ich sie auch schon Mikuru, glaubt mir ihr wollt nicht wissen was dieser merkwürdige Name, den Haruhi ihr einfach so verliehen hat, übersetzt bedeutet, vertraut mir...Kyon hätte sich gerne noch etwas mehr aufgeregt aber als Asahina ihm eine Tasse Tee reichte war sein Ärger bereits wieder verflogen, wenn seine Herrin wirklich kein Problem damit hatte sollte er sich vielleicht etwas beruhigen.
Ohne weitere Zwischenfälle, wofür man dem Erzähler danken sollte, errichteten sie ein Lager und noch bevor die Sonne endgültig untergegangen war hatten sie mehrere Feuer entzündet. Die vier Ritter saßen um ein kleines Lagerfeuer und ließen den republikanischen Wein, welcher ein Geschenk der Mimir gewesen war, in Strömen fließen. Um ein weiteres Feuer hatten sich Haruhi und ihre „Untergebenen“ also Kyon, Asahina und Koizumi versammelt. Natürlich wurde bei dem Lager berücksichtigt dass die einzelnen Parteien der Reisegesellschaft sich nicht leiden konnten. Die königlichen Soldaten saßen ein ganzes Stück abseits an eigenen Feuern. Kyons Republikaner dagegen hatten sich aufgeteilt, einige unterhielten sich mit den vanidarischen Rittern und andere mit den königlichen Soldaten. Scheinbar wollten sie damit eindeutig zeigen dass sie keine Partei ergriffen. Die Ritter schienen es darauf angelegt zu haben den ganzen Wein an einem Abend wegzutrinken, einen Moment lang zweifelte Kyon daran dass sie wirklich in der Lage waren Haruhi zu schützen. Aber als er genauer hinsah erkannte er dass der Wein ihnen nicht ganz so viel ausmachte wie es den Anschein hatte. Die Augen blickten noch immer erstaunlich klar im Lager umher um alles zu beobachten und eine Hand befand sich stets in der Nähe ihrer Schwerter. Einer der Ritter erhob sich plötzlich, schwenkte eine halbleere Falsche Wein dramatisch in der Luft umher und begann eine kleine Rede zu halten, Vanidaren liebten es sich selbst reden zu hören, vor allem wenn sie ein bisschen getrunken hatten. Normalerweise brachte man sie nur mit einem Schwert wieder zum verstummen oder mit dem Befehl der Matriarchin.
„Auf das Reich Almo, Almo ähm Almodingsda und unseren tapferen König, Konstantin Grander!“ er nahm einen tiefen Schluck aus der Falsche „Dem Mörder von mehr als Zehntausend unschuldigen Frauen und Kindern, dem Mann der fast ganz Vanidos in Schutt und Asche legte, auf dessen Befehl sogar Ceicla ohne Grund niedergebrannt wurde. Trinken wir auf unseren ehrenhaften König, möge seine Herrschaft ewig währen!“ Der Ritter ignorierte die Blicke der königlichen Soldaten und fuhr einfach unbeeindruckt fort „Aber noch viel wichtiger, trinkt auf Herzog Roger Talien Silberblatt. Auf dass seine Seele im Schatten des Weißen Baumes ruht und endlich Frieden findet. Vor über 16 Jahren ritt ich an seiner Seite, er führte uns mit nur 900 Mann bis vor die königliche Hauptstadt und als ich damals die schlanken, weißen Türme sah wusste ich, wir werden sie niederreißen!“
Damit erregte er dann sogar Haruhis Aufmerksamkeit, die bisher einfach nur gelangweilt ins Feuer gestarrt hatte, sie hielt nicht besonders viel von ihrem nächsten Ziel und ließ sie das auch sehr deutlich spüren. Jetzt aber blickte sie den Ritter mit hellwachen Augen an, Roger war schließlich ihr Vater, auch wenn die Soldaten Konstantins ihn noch vor ihrer Geburt umgebracht hatten.


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„Nun, damals vielleicht nicht aber eines Tages mit Sicherheit. Unter Rogers Führung leisteten wir Großes! Und unter der seines Sohnes mindestens genau soviel. Die Matriarchin, die heilige Tochter des Weißen Baumes schenkt uns ein Lächeln, ein Lächeln für jeden toten Königlichen und bei ihrer Herrlichkeit, es waren verdammt viele! Dreißigtausend Königliche liegen im nördlichen Schlamm. Wir erlegten Dreißigtausend von ihnen! Sie starben an unserem reinen Glauben und gutem nördlichen Stahl. Ich wünschte nur es wären Dreißigtausend mehr!“ Mit einem breiten Grinsen im Gesicht sprach er weiter, die Soldaten schienen inzwischen kurz davor zu sein ihre Waffen zu ziehen. Alles was sie zurückhielt war dass sie bisher nicht den Befehl erhalten hatten Haruhi umzubringen, aber sie würden diese Überheblichkeit der Ritter sicher nicht vergessen. „Die Stadt sie brennt der König fällt. Die Matriarchin sich dem Bösen stellt. Gib acht Konstantin mach lieber kehrt. Die Matriarchin sie erhebt ihr Schwert!“
„Jerag, es reicht.“ unterbrach ihn Koizumi mit einer beruhigenden Geste, allerdings zeigte sein Lächeln dass er kein bisschen wütend über die Worte des Ritters war.
Der angesprochene Ritter verneigte sich kurz vor dem Sohn des Herzogs, bevor er weitersprach „Verzeiht, ihr habt natürlich recht, immerhin befinden wir uns nicht gerade in guter Gesellschaft.“
Damit verschwand er in den Wald um den Wein wieder rauszulassen. Die hasserfüllten Blicke der Königlichen durchbohrten dabei den Rücken des Ritters und Kyon fragte sich langsam ob diese Reise wirklich so eine gute Idee gewesen war.
„Wäre es nicht besser die Soldaten ein bisschen weniger nunja, zu reizen?“ fragte er Koizumi vorsichtig, der noch immer unbekümmert vor sich hinlächelte.
„Oh keine Angst, die werden nichts unternehmen bevor der König es befiehlt. Die Matriarchin wird nicht rebellieren solange ihre Tochter von so vielen Soldaten Konstantins umgeben ist. Im Moment ist Haruhi lebend mehr Wert und dabei wird es auch bleiben, es sei denn der König ändert seine Meinung und beschließt das Matriarchinnengeschlecht auszuradieren.“
„Und was dann? Ihr seid zu Fünft, gegen mehr als 30. Meine Männer werden sich nicht einmischen, ich kann das Leben von Lady Asahina nicht riskieren.“ zumindest das wollte Kyon ein für allemal klarstellen, das war nicht der Krieg der Republiken.
„Natürlich, etwas anderes habe ich auch nicht erwartet. Das ganze ist eine Angelegenheit zwischen uns und dem König.“ antwortete Koizumi unbekümmert.
„Du bist offensichtlich felsenfest davon überzeugt dass es bald Krieg geben wird. Ich hatte gehofft die Matriarchin wartet damit bis ihre Tochter wieder sicher in Vanidos ist, alles andere wirkt eher wie Wahnsinn.“ Nicht dass Wahnsinn bei dem Matriarchinnengeschlecht von Vanidarien so ungewöhnlich gewesen wäre, zumindest laut dem König und seinen Anhängern waren die Matriarchinnen nach Jahrtausenden voller Inzucht und grenzenloser Dummheit nicht gerade zu vernünftigen Menschen geworden, falls sie es je gewesen waren. Und wenn Kyon sich Haruhi so ansah fiel es ihm irgendwie erstaunlich leicht diesen Behauptungen zu glauben.
„Vielleicht, aber der König wird sicher nicht warten bis wir zuerst angreifen. Es ist nur eine Frage der Zeit bis er zuschlägt, das Spionagenetzwerk des Vizekönigs berichtet ihm mehr als genug, er weiß dass die Zeit des Friedens vorbei ist. In seinen Augen ist Haruhis Reise der verzweifelte Versuch die Erbin Vanidariens in Sicherheit zu bringen, weit weg vom drohenden Krieg.“
„Ist es denn nicht so?“
„Wenn ja hat es nicht wirklich gut funktioniert.“ erwiderte Koizumi mit einem kurzen Blick auf die königlichen Soldaten. Nachdem sie sich ein paar Minuten einfach nur anschwiegen sprach er weiter „Hat man in den Republiken je darüber nachgedacht sich einem Aufstand anzuschließen? Auch eure Vorfahren kämpften vor 100 Jahren gegen den Usurpator und auf der Seite des rechtmäßigen Königs. Ich denke darüber nach dem Rat in Guerilla ein entsprechendes Angebot zu unterbreiten, aber ich bin mir noch nicht sicher was das angeht.“
„Und was würde passieren wenn der Rat einwilligt? Genau, der König und sein Heer würden innerhalb von kürzester Zeit in den brennenden Ruinen von Benjii stehen. Die Synkrer würden von Süden aus einmarschieren um ihren angeblichen Anspruch auf die Republiken geltend zu machen, der Doge von Aratar würde von Osten aus in Nurc einfallen um sich weiter beim König einzuschleimen und der Graf von Nordmar über Taldeer. In einem Monat wäre von den Republiken noch weniger übrig als von Vanidarien nach euren ganzen Kriegen. Die Lage der Republiken lässt keinen Bürgerkrieg zu, wie auch? Ich verstehe das niemand der anderen Fürsten Land in Vanidarien fordert, seien wir mal ehrlich, wer will das schon? Aber nur ein Wort des Königs und die Republiken könnten aufhören zu existieren, genauso schnell wie sie damals entstanden sind. Der Rat würde sich niemals auf eure Seite stellen, niemand im ganzen Königreich würde das, naja außer vielleicht das Herzogtum Ceicla, die sind fast genauso lebensmüde. Der Rest hat zu viel zu verlieren.“
„Nur wenn man nicht gewinnt.“ erwiderte Koizumi mit seinem üblichen Lächeln das wie immer alles mögliche bedeuten konnte.




Die Soldaten des Königs gingen Jerag gewaltig auf die Nerven, ohne sie wäre das ganze eine recht angenehme Reise geworden. So dagegen mussten sie jederzeit mit einem offenen Auge schlafen oder noch besser, überhaupt nicht schlafen. Er hatte sich nur ein kleines Stück vom Lager entfernt um dem Ruf der Natur zu folgen, es war gefährlich für die Ritter alleine unterwegs zu sein, die Königlichen schreckten sicher nicht vor einem Angriff zurück um die Vanidaren loszuwerden und Haruhi ganz als Geisel zu nehmen. Ein Rascheln in einem Gebüsch ließ ihn aufhorchen, von einem Moment auf den anderen war sein benommener, trunkener Zustand verflogen und die Hand flog praktisch an den Griff seines Schwertes. Nach einer Weile, gefüllt mit angespanntem Warten, brach nichts weiter als ein Tier aus dem Unterholz. Allerdings kein gewöhnliches Tier, sondern eine der seltenen vanidarische Katze. Sie war schwarz wie die Nacht, etwa so groß wie sein Oberarm und gelbe Muster durchzogen das glänzende Fell.

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„Was machst du denn hier draußen, soweit weg von unserer Heimat?“ Von seiner Vorsicht und Angespanntheit war wenig geblieben, diese Tiere fand man nicht außerhalb von Vanidarien. Generell fand man diese Katzenart nicht mehr in freier Wildbahn und sie wurden nur sehr selten an Fremde verkauft. Der Ritter konnte sich nicht daran erinnern dass jemals eine der Katzen an Außenstehende verkauft wurde und auch von einem Diebstahl war nichts bekannt. Es gab nicht viele dieser Kreaturen, wäre eine gestohlen worden hätte sich das also herumgesprochen. Er ging langsam in die Hocke und hielt der Katze vorsichtig seinen Arm hin. Ohne zu zögern oder Angst vor dem Ritter zu zeigen erklomm sie leichtfüßig den Arm und ließ sich auf der Schulter nieder. Von dort aus starrte sie ihn aus den leuchtenden roten Augen an und er starrte zurück während er sich wieder aufrichtete.
„Meine Herrin wird sich freuen dich zu sehen, es lenkt sie sicher etwas ab und sobald wir in Gurilia sind lasse ich dich mit einem Boten zurück nach Vanidarien schicken, in den Republiken schlachtet dich der erstbeste Dieb für dein Fell ab.“ Die Katze reagierte auf diese Worte mit einem leisen Fauchen und bevor er wusste was passierte versenkte sie ihre nadelspitzen Zähne in seiner Wange. Nur ganz kurz, dann ließ sie sofort wieder von dem Ritter ab, stieß sich von der Schulter ab und landete sanft auf allen Vieren im Gras.
„Hey! Verflucht!“ Mit der Hand wischte Jerag sich das bisschen Blut aus dem Gesicht, die Katze hatte nicht besonders fest zugebissen, fast schon spielerisch. Er ging auf sie zu und versuchte die Katze wieder einzufangen, doch sie sprang elegant zur Seite, es fiel ihr nicht besonders schwer dem langsamen und gepanzerten Ritter auszuweichen. Schwer atmend blieb er nach einer Weile stehen, Schweiß lief ihm in Strömen übers Gesicht und er hatte keine Ahnung wieso. Die Rüstung war eher wie seine zweite Haut, normalerweise behinderte sie Jerag kein bisschen. Das Atmen fiel ihm immer schwerer und nur mit viel Mühe gelang es ihm noch einen Fuß vor den anderen zu setzen und langsam auf die Katze zu zutaumeln. Plötzlich gaben seine inzwischen tauben Beine endgültig unter dem Ritter nach. Während er umfiel wie ein nasser Sack und mit dem Gesicht voran auf dem Waldboden aufschlug, war er nicht in der Lage mehr als ein überraschtes Grunzen von sich zu geben. Nichts an seinem Körper gehorchte ihm noch, nicht einmal seine eigene Zunge. Eine zierliche Hand schloss sich um seine Schulter und hiefte den gepanzerten Krieger mühsam auf den Rücken.
„Wie kann man sich in diesem Schrotthaufen nur bewegen?“ erklang die Stimme einer jungen Frau direkt über ihm. Sie hatte sich neben seinen Kopf gehockt und trug eine Art Kapuzenmantel, jedenfalls konnte er ihr Gesicht nicht richtig erkennen, andererseits lenkte etwas anderes den Ritter bereits mehr als genug ab. Die Spitze eines schlanken Dolches pendelte über seinem linken Auge hin und her, nur wenige Millimeter von ihm entfernt. Mit der anderen Hand strich sie der vanidarischen Katze neben sich übers Fell die zufrieden vor sich hinschnurrte.
„Hat sie das nicht gut gemacht? Mein Vater brachte ihr das vor vielen Jahren bei, diese vanidarischen Katzen sind erstaunlich kluge Tiere, aber vor allem sind sie resistent gegen einige Gifte. Hauptsächlich solche die sowieso nicht tödlich sind, wie das der Taubnatter. Sie betäubt ihre Beute damit nur, klingt nich besonders aufregend ich weiß. Aber es verhindert auch dass ein Opfer das Bewusstsein verliert, bevor man...nun bevor man damit fertig ist.“
Ohne weitere Vorwarnung bewegte sie den Dolch gemächlich immer weiter nach unten. Unendlich langsam bohrte sich die Spitze in sein Auge. Ohne das lähmende Gift hätte er vermutlich lauthals geschrien als der Augapfel platzte und die Klinge weiter in seinen Kopf vordrang. Doch bevor die Waffe sein Gehirn erreichen und ihn töten konnte zog die Mörderin sie wieder heraus. Schmerz und Schock spiegelten sich im anderen Auge des Ritters wieder, aber auch Anzeichen von Trotz, er hätte sicher lange durchgehalten bevor er gestorben wäre. Aber sie hatte leider keine Zeit, jeden Moment konnte jemand aus dem nahen Lager sie entdecken. Noch immer unfähig sich zu rühren, sah er mit an wie seine Mörderin sich weiter zu ihm vorbeugte, diesmal würde sie das Messer tiefer in seinen Kopf treiben und sein Hirn durchbohren um es schnell zu beenden. Am schlimmsten war allerdings ihr Lächeln, er konnte zwar nicht viel von ihrem Gesicht sehen, aber dieses unglaublich freundliche Lächeln, zusammen mit der unangemessen freundlichen Stimme machten sie erst richtig angsteinflößend, mehr noch als der Dolch. Ohne sich noch länger mit ihm aufzuhalten schnellte der Dolch herunter und bohrte sich durch das verbliebene Auge ins Gehirn des Ritters und beendete sein Leben. Seine Mörderin wollte gerade aufstehen und verschwinden als vier Männer in den Farben des Königs aus dem Gebüsch in Richtung Lager brachen und sich miteinander unterhielten.
„Wo ist der Bastard? Dem verpassen wir eine ordentliche Abreibung, dann lernt er vielleicht sein Maul zu ha...was zur Hölle?“ der königliche Soldat verstummte als er das Mädchen über der Leiche des Ritters sah und seine Hand wanderte zum Schwertgriff. Mit einer schnellen, fließenden Bewegung riss sie den Dolch aus der Augenhöhle des toten Ritters und schleuderte ihn auf den vordersten der Soldaten. Die Klinge bohrte sich zielgenau in seine Kehle und er kippte gurgelnd um, während seine Kameraden mit gezogenen Schwertern über ihn sprangen und auf sie zustürzten.
Die Mörderin verschwand so schnell sie konnte in den dichten Wald und vertraute darauf dass die plumpen Soldaten niemals mit ihr mithalten würden, die vanidarische Katze hatte sich an ihrer Schulter festgekrallt und versuchte nicht von einem irgendeinem Ast getroffen zu werden. Nach einem guten Stück war sie sich sicher den Soldaten entkommen zu sein, als plötzlich ein stechender, grauenhafter Schmerz durch ihren Kopf schoss und sie unter einem überraschten Aufschrei zum stehenbleiben brachte. Sie hielt sich den Kopf mit den Händen und versuchte nicht mehr zu schreien und ihre Verfolger wieder auf sie aufmerksam zu machen, doch schon nach kurzem zwang der Schmerz sie in die Knie. Während ihrer Ausbildung zur besten Attentäterin des ganzen Reiches hatte sie mehr als genug Schmerzen ertragen müssen, es war nicht unbedingt eine angenehme Kindheit gewesen. Als Tochter der zwei erfolgreichsten Auftragsmörder und Leiter der Gilde hatte man sie schon immer eher wie eine Waffe behandelt. Erst vor kurzem war sie aus dem Hauptquartier der Attentätergilde in Nurc verschwunden und hatte sich auf nach Benjii gemacht. Es waren die Stimmen gewesen die ihr diesen Auftrag gaben, die Stimmen die dafür gesorgt hatten dass sie ihre Ausbildung überlebt hatte, die Stimmen die sie nie anlogen oder enttäuschten und dieselben Stimmen die jetzt eine Schmerzenswelle nach der anderen durch ihren Kopf schickten um sie zu bestrafen. Sie wusste nicht genau warum und es fiel ihr nicht gerade leicht nachzudenken während es sich anfühlte als würde jemand ihren Schädel zersägen. Doch dann erinnerte sie sich wieder an ihre richtige Aufgabe und begann leise und angestrengt vor sich hinzuflüstern.
„V-verzeiht mir, i-ich...ich habe nicht daran gedacht...“ Es war nicht ihre Aufgabe gewesen einen der wenigen richtigen Beschützer von Haruhi zu töten. Sie sollte die junge Silberblatt schützen, genug Königliche Soldaten töten um die restlichen im Ernstfall zu überwältigen, gemeinsam mit den vanidarischen Rittern. Aber sie wollte Haruhi eine Reaktion entlocken, irgendeine. Der Tod des königlichen Soldaten hatte sie nicht weiter gestört, eher gefreut und das war furchtbar langweilig. Sie hatte gehofft die Ermordung eines ihrer Ritter wäre deutlich interessanter. Aber anscheinend schienen die Stimmen nicht dieser Meinung zu sein „Ich werde meinen Fehler wiedergutmachen. Ich werde noch mehr Soldaten töten, viel mehr, ich verspreche es.“




Es war ein großer Schock für die Vanidaren gewesen als man Jerags Leiche gefunden hatte. Anfangs dachte Koizumi sofort an einen Angriff der Königlichen, dass sie den Ritter abseits der Gruppe überfallen und abgeschlachtet hätten. Aber auch einer der Soldaten war tot, der Dolch in seiner Kehle gehörte nicht dem Ritter, also konnte es nicht geschehen sein während Jerag sich verteidigte. Der Mörder war in dem dichten und dunklen Wald mit Leichtigkeit entkommen. Laut den Königlichen sollte der Mörder sogar nichts weiter gewesen sein als ein Mädchen oder vielleicht eher eine junge Frau, genau hatten sie es im Dunkeln nicht erkennen können. Haruhi ließ sich nur kurz ihren Schock über den Tod des Ritters anmerken, die Krieger auf ihren gewaltigen, gepanzerten Schlachtrössern waren ihr bisher unbesiegbar vorgekommen. Jetzt einen von ihnen in einem namenlosen Wald zu verlieren hatte selbst sie getroffen. Natürlich hatte sie schon nach wenigen Sekunden wieder eine Maske aus purer Langeweile und Gleichgültigkeit aufgesetzt.
Der nächste Schreck war erst vor etwa einer Stunde gefolgt. Sie hatten sich zum Aufbruch bereit gemacht als plötzlich zwischen den Bäumen ein Pfeil angeflogen kam und sich direkt in die Schläfe eines Königlichen bohrte. Koizumi und einige andere hatten sich schnell von ihrer Überraschung erholt, sie waren in den Wald gehetzt und von Baum zu Baum, von Deckung zu Deckung immer weiter auf die silhouettenhafte Gestalt mit dem Bogen zu. Zwei weitere Pfeile hatten Ziele gefunden, einer war nur knapp an Koizumis Kopf vorbeigezischt und hatte sich in den Soldaten hinter ihm gebohrt. Bevor sie ihn erreichen konnten war der Angreifer in dem Umhang auch schon wieder im Wald verschwunden. Er bewegte sich einfach zu schnell, zwischen den ganzen Bäumen und im Unterholz würden sie ihn niemals einholen. Sie konnten nur eins tun, so schnell wie möglich von hier verschwinden.Wer immer der mysteriöse Angreifer gewesen war, er hatte sauber und auf große Entfernung Löcher in die Köpfe der drei Soldaten gestanzt. Der Angreifer hatte präzise gezielt und seine Ziele getroffen, das konnten keine Fehlschüssen sein. Damit hatte er also nur auf die Königlichen Soldaten gezielt, ansonsten wäre es ein leichtes gewesen Koizumi oder sogar Haruhi selbst zu treffen. Aber wenn der Hauptmann es nicht von alleine erkannte gab es keinen Grund ihn darauf hinzuweisen. Es war besser wenn er nicht erfuhr dass die Vanidaren einen unbekannten Helfer an ihrer Seite hatten. Allerdings blieb die Frage ob es dieselbe Person war die letzte Nacht einen seiner Ritter umbrachte, wenn ja war ihr Verfolger unberechenbar und niemand vor ihm sicher. Zum Glück würden sie die republikanische Hauptstadt in wenigen Stunden erreichen und diesen verfluchten Wald hinter sich lassen. Ob für ihren Verfolger dasselbe galt würde sich allerdings erst noch zeigen.


Haruhi fand die wilde Hetzjagd aus dem Wald heraus unglaublich spannend und lustig...ich dagegen weniger. Jederzeit hätte zwischen den Bäumen erneut der Angreifer auftauchen können, diesmal vielleicht mit einem Pfeil für mich oder Lady Asahina. Asahina verkraftete das ganze eh nicht besonders gut, seit die ersten Pfeile geflogen waren zitterte sie am ganzen Leib. Sie war einfach zu zart und verletzlich für diese brutale Welt, es zerbrach mir das Herz sie so zu sehen. Trotzdem war sie in Wahrheit stärker als man es vermuten würde, denn auf dem weiteren Weg riss sie sich zusammen und ließ sich ihre Angst nicht mehr anmerken. Zum Glück wurden wir nicht erneut angegriffen, sondern konnten den Wald lebend verlassen und die Tore Guerillas erreichen.

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Re: [AAR] God is a Girl

Beitragvon Mimir » 22. Juni 2013 02:49

8. Neue Freunde


Reichlich dezimiert erreichte unsere Gruppe also Gurilia, Hauptstadt der gleichnamigen Republik und nominell auch Hauptstadt der vereinigten Republiken da der Rat dort tagte. Die Stadt selbst ist kreisförmig angelegt worden, mit einem großen Park und dem Rathaus in der Mitte. Die Stadt selbst besteht also aus mehreren 'Ringen' aus Häusern mit ziemlich engen Straßen um es Angreifern zu erschweren auf breiter Front zum Zentrum der Stadt zu gelangen. Zusätzlich waren die Gebäude in der Stadt selbst wie ein Labyrinth angelegt, wie ich dies meine? Nun, sobald man in eines der Häuser stürmt und es durchsucht findet man sicherlich drei bis vier Türen welche entweder auf eine Nebenstraße oder in ein anderes Haus führen konnten. Somit konnten sich diejenigen die sich in der Stadt auskannten schnell durch die Straßen bewegen während potenzielle Feinde sich sicherlich verlaufen würden. Ein System welches sich bereits in der Vergangenheit ausgezahlt hatte, wie Miku... Lady Asahina Haruhi und Koizumi berichten konnte während wir uns durch die engen Straßen kämpften und versuchten ein geeignetes Gasthaus zu finden. Lady Tsuruya hielt sich währenddessen an meiner Seite und führte mich in die Kunst des Feuerspuckens ein, ungebeten. Sie war schon immer ziemlich überdreht und vielleicht auch ein wenig nervig. Wie auch immer, kommen wir zu Lady Asahinas Exkurs zur Geschichte Gurilias.

2105. Jahr der Sonne, Gurilia, Republik Gurilia


Nach dem Überfall im Wald war die Stimmung unter den Königlichen und Rittern wohl noch schlechter als zu Beginn der Reise, falls das überhaupt möglich war. Es war nicht undenkbar dass es zu erneuten Reibereien zwischen den Gruppen kommen und man sich vielleicht gegenseitig die Schuld für den Angriff geben würde. Koizumis Versuch die Gedanken der Gruppe auf ein anderes Thema zu bringen endeten schließlich damit dass er Asahina fragte weshalb die Stadt so gebaut wurde wie sie nun einmal gebaut war. Als die anderen Mitglieder der Gruppe hörten dass der Aufbau der Verteidigung diente horchten selbst die Soldaten und Ritter auf, mit Geschichten über Krieg konnte man solche Leute immer wieder ablenken. Dank ihrer Ausbildung an der Akademie konnte Asahina auch ein konkretes Beispiel aus der Geschichte der Republiken bringen in dem die Hauptstadt gar verteidigt werden musste, namentlich der erste Krieg gegen Nordmar vor einigen Jahrhunderten.
„Die Republiken waren damals bei weitem nicht auf Krieg vorbereitet und die wenigen Milizen die wir hatten schienen zu Beginn des Konfliktes nichts gegen die Krieger Nordmars ausrichten zu können. Die Stadt Taldeer, welche durch ihren freiwilligen Beitritt in die Republiken den Krieg ausgelöst hatte, wurde von einem großen Heer der Nordmarer belagert, ein Entsatzheer aus Benjii wurde abgefangen und aufgerieben während ein großes Heer der Nordmarer nach Gurilia marschierte um den Rat zum Frieden zu zwingen und um Nordmar nach Süden hin zu erweitern. Einer meiner Vorfahren, Loke Mimir, war zu diesem Zeitpunkt der Heerführer der Republiken und organisierte die Verteidigung der Hauptstadt. Zwar war die Stadt schon damals so aufgebaut, jedoch hätte nie einer gedacht dass man die Vorsichtsmaßnahmen wirklich jemals brauchen würde. Es dauerte nicht lange bis die Truppen Nordmars die Mauern überwunden und die Milizen in die Stadt gedrängt hatten, von da an wurde der Kampf jedoch zu einem Alptraum für die Männer des Nordens. Während sie sich durch die engen Straßen kämpften wo sie ihre Übermacht nicht ganz ausnutzen konnten fielen ihnen ständig kleinere Trupps von Milizen aus den Häusern in die Flanke um sich dann schnell zurückzuziehen. Sobald die Nordmarer die Verfolgung aufnahmen und in die Häuser stürmten wussten sie jedoch nicht mehr weiter. Sie probierten auf gut Glück die verschiedenen Türen aus, manche führten sie direkt in eine wartende Patrouille der Stadtwache, manche sorgten dafür dass sie auf eine Gruppe ihrer eigenen Männer trafen und für Verwirrung sorgten. Andere wiederum verliefen sich letztendlich im Labyrinth der Häuser und Straßen dass sie beinahe an das andere Ende der Stadt gelangten und dort zwar so gut wie ungehindert Häuser plünderten, jedoch nicht beim Kampf helfen konnten. Diese Straßenkämpfe zogen sich ganze fünf Tage hin, bis schließlich vom stolzen Heer der Nordmarer nicht mehr als einige wenige hundert Mann blieben welche überall in der Stadt verstreut waren.“ Selbst Haruhi schien an der Geschichte der jungen Adligen Interesse gefunden zu haben und hörte Aufmerksam zu, was durchaus ungewöhnlich war für Haruhi. Nach einer kurzen Pause fuhr Lady Asahina fort „Die Hauptstadt war also durch ein ständiges Zermürben der Nordmarer gerettet worden und Loke Mimir sammelte die verbliebenen Milizen. Zusammen mit Verstärkungen aus Nurc und Linistien gelang es ihm schließlich die Nordmarer Stück für Stück aus den Republiken zu vertreiben und selbst die Belagerung von Taldeer zu brechen. Nachdem die Nordmarer sich also komplett zurückziehen mussten unterschrieben sie schließlich einen Friedensvertrag in dem sie Taldeer als unabhängig und Teil der freien Republiken anerkannten. Jedoch hatte Taldeer in den folgenden Dekaden noch mehrere Konflikte mit unseren nordischen Nachbarn verursacht, welche unsere Milizen jedoch jedes Mal für sich entscheiden konnten.“

Nachdem Asahina ihren Vortrag beendet hatte war es eine Weile recht ruhig, selbst Tsuruya sagte nichts und begnügte sich damit mit ein paar kleinen Bällen zu jonglieren während sie weiterhin die Straße hinunter ritten. Ein paar Minuten später wurde die Stille endlich von Koizumi gebrochen
„Wir kommen in diesen Straßen nur langsam voran, sie scheinen wirklich nicht für Pferde gedacht zu sein. Kennt sich hier jemand mit den Straßensystemen der Stadt aus?“ die Frage war zwar harmlos und mit einem freundlichen Lächeln gestellt worden, aber trotzdem klang Kyon leicht misstrauisch als er antwortete.
„Ich, habe in meiner Zeit in Benjii ein wenig über verschiedenen Karten gebrütet und habe mir einen guten Teil eingeprägt. Ich könnte mich wahrscheinlich zurechtfinden. Warum?“
„Weil es vielleicht besser wäre wenn einer von uns schon einmal vorausgeht und einige Zimmer in einem Gasthaus mietet. Somit können wir einiges an Zeit sparen wenn der Rest von uns dort ankommt.“
„Das ist eine gute Idee, du kannst das doch bestimmt für uns machen, stimmts Kyon?“ meinte Haruhi plötzlich und ihre Frage klang dabei viel mehr wie ein Befehl. Bevor der Trellik antworten konnte fügte sie auch schon hinzu „Gut, du kannst uns dann beim Park treffen und den Weg zum richtigen Gasthaus zeigen. Wir passen solange auf dein Pferd auf, bis dann!“ Wiederworte wären wohl einfach nur sinnlos gewesen. Und irgendwie hatten die Vanidaren auch recht, wenn Kyon die Abkürzungen durch das Häuserlabyrinth nehmen würde könnte er tatsächlich als erstes beim Gasthaus sein und einiges an Zeit sparen. Außerdem wäre er dann auch Haruhi für eine Weile los und solange Tsuruya da war würde Asahina wohl auch nichts passieren. Während also gerade eine wahre Menschenmenge aus einer Nebenstraße auftauchte und die Pferde noch weiter behinderte gab Kyon die Zügel seines Pferdes an Koizumi ab und nahm die nächste Tür in das Labyrinth. Die Häuser waren allesamt so organisiert dass die gesamte unterste Etage unbewohnt und praktisch eine Erweiterung der Straße war, in den zwei Etagen darüber hausten dann die Bewohner des Gebäudes. Somit wurde auch niemand dadurch gestört dass der Trellik durch drei Häuser spazierte und schließlich in einer leeren Nebenstraße herauskam. Nun ja, fast leer. Außer ihm befand sich noch eine weitere Person in der Straße, es war ein junges Mädchen ungefähr im selben Alter wie Kyon. Sie hatte blaue Augen und seltsamerweise lange Haare in exakt der selben Farbe. Es gab wohl keinen anderen Menschen auf dieser Welt mit einer solchen Haarfarbe. Das Mädchen hielt die Hände hinter ihrem Rücken verschränkt und kam lächelnd auf Kyon zu.
„Hallo, mein Name ist Asakura. Du bist Kyon Trellik, nicht wahr?“ Kyon sah sie vollkommen verwirrt an, kannte sie ihn irgendwo her? Eigentlich unmöglich, an jemanden wie sie hätte er sich bestimmt erinnert und wirklich bekannt war der Trellik nun wirklich nicht in den Republiken, woher kannte sie also seinen Namen?
„Ähm, ja. Ja, ich bin Kyon Trellik. Kennen wir uns?“ Das Mädchen schüttelte den Kopf und kam noch immer näher.
„Nein, aber unsere Väter hatten einmal miteinander zu tun gehabt.“
„Achso? Ich wusste gar nicht dass mein Vater so viel mit Leuten zu tun hatte die keine Trelliks oder Mimirs sind. Wie auch immer, wolltest du etwas bestimmtes von mir, Asakura?“
„Ja, ich wollte dich umbringen.“ meinte das Mädchen noch immer lächelnd während sie plötzlich nach vorn schnellte und dem Trellik einen Schnitt am Oberarm verpasste, in ihrer rechten Hand befand sich plötzlich ein Dolch. Der einzige Grund weshalb es ihn nicht an der Kehle erwischt hatte war dass der junge Leibwächter reflexartig nach hinten gezuckt war als Asakura sich bewegte. „Du bist schneller als ich dachte.“ meinte sie freundlich und stach erneut zu, verfehlte den Trellik jedoch wieder als dieser nach hinten taumelte um dem Stich auszuweichen. Ein weiterer Stich ging ins Leere, sorgte jedoch dafür dass der noch immer verwirrte Trellik zu Boden ging im Versuch dem Dolch auszuweichen. Das Mädchen näherte sich langsam während sie sich einmal um die eigene Achse drehte und etwas Blut vom Dolch durch die Gegend schleuderte. Schließlich fing sie wieder an zu sprechen. „Du musst verstehen, du bist die perfekte Lösung! Du bist ein Republikaner und somit ein unsicherer Faktor, du bist nicht eindeutig hier um Haruhi zu beschützen also darf ich dich umbringen! Andererseits bist du auch kein Königlicher und stehst der Silberblatt näher als diese Trottel womit dein Tod vielleicht auch eine Reaktion hervorrufen kann. Ist es nicht wunderbar? Ich kriege meine Reaktion und es gibt weniger Unsicherheiten die Haruhi gefährden könnten! Also, würdest du dich jetzt bitte töten lassen?“

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Natürlich musste ich ihr die Bitte abschlagen, aber das wusstet ihr ja bereits da ihr diese Worte hier lest. Die interessantere Frage ist vielleicht, wie genau gelang es mir diese Begegnung zu überleben? Nun, sagen wir es so, ich hatte Hilfe. Diese Hilfe kam in Form eines deadlischen Mädchens namens Yuki. Wie kommt ein Mädchen aus Deadlien plötzlich nach Gurilia? Nun, es hat etwas mit ihrer Vorgeschichte zu tun, folgendes geschah etwa ein Jahr zuvor in Deadlien und laut Yuki trug es sich exakt so zu.

2104. Jahr der Sonne, Bibliothek der Schatten in Deadlien, Yukis Geschichte


Soviele Bücher. Soviele Leute.
Soviel Mysteriöses.
Sie wusste überhaupt nicht, was sie tun sollte, vor lauter Aufregung.
Sie versuchte schon immer ihre Schüchternheit zu bekämpfen, doch das war wohl unmöglich.
Die Bibliothek war riesig und dunkel und weit und Silhouetten huschten vorbei und brachten Bücher, katalogisierten sie und so weiter.
Und sie stand herum, mit einem Buch in der Hand und wusste nicht wie sie handeln sollte. Mit leicht eingeknickten Beinen und zitternden Körper stand sie mitten im Gewusel, unfähig, irgendetwas zu tun.
Doch das blieb nicht lange so. Jemand tippte ihre Schulter an.
„Hey, kann ich dir irgendwie helfen?" Fragte der Jemand. Ein junger Mann. Definitiv kein Deadlier, das erkannte auch sie trotz ihrer nervenzerreißenden Spannung. Ein Fremder, scheinbar.
„Ähm. Äh.."Konnte sie nur erwidern. Sie konnte ihn ja nicht mal richtig ansehen.
„Möchtest du das da ausleihen?" Er zeigte auf das Buch.
„Äh, ja, aber..."
„Hmm, hast du schon eine Bibliothekskarte. Die brauchst du, um das Buch auszuleihen."
„Ich weiß aber ich traue mich nicht..."
„Komm mit. Ich helfe dir." Er nahm ihr ruhig und sachte das Buch aus der Hand.
Und bevor sie auch nur irgendetwas sagen konnte musste sie ihm hinterher, er hatte schließlich das Buch.
Augenblicke später hielt sie die Bibliothekskarte in ihren Händen, mit der sie das Recht hatte, Bücher auszuleihen...nachdem man sich einer ewig langen Eintragungsprozedur unterzogen hatte die versichern soll, dass man das Buch auch gefälligst wieder zurückbrachte.

Doch der Junge war kurz darauf verschwunden, wie vom Winde verweht.
Sie hatte sich nie revanchieren können dafür. Er war ganz nett gewesen. Sie hingegen war unglücklich.
Sie hatte sich schon immer gefragt, was aus ihr noch werden soll. Sie war klug, das konnte sie sagen, ohne dabei arrogant zu wirken. Sie konnte die Lehren studieren und groß rauskommen, denn mittlerweile war das in Deadlien Normalität geworden. Sie konnte sogar in der Bibliothek arbeiten, wenn sie sich nur trauen würde zu fragen die finsteren Gestalten dort zu fragen.
Wenn sie nur wüsste, dass jemand in der Bibliothek auf sie aufmerksam geworden ist. Keiner der Angestellten, etwas, was tief verborgen liegt.

Gedankenverloren wie immer wanderte sie den Weg zurück in das Dorf nahe Schattenstadt, in dem sie wohnte. Es war äußerst kalt und die derzeitige Mode ließ nicht viel Spielraum für Kälte übrig. Die Nacht war windig und sie fröstelte sich ihren Weg zurück.
Schließlich blieb sie stehen. Eigentlich mochte sie diese Momente. Sie schloss die Augen und hielt die Hand in die Luft und ließ sie oben und ließ sie vom Wind führen, wie einen Fahnenmast.
Als sie die Augen öffnete, war der Wind verschwunden. Es war mucksmäuschenstill geworden.

Sie war verwirrt und schloss die Augen erneut. Diesmal wedelte sie ungläubig und zum Spaß mit der Hand.
Als sie die Augen öffnete, war der Wind zwar immer noch verschwunden, doch dafür war sie von einem seltsamen Licht umgeben. Die Landschaft um sie herum war in einem grellen Blau gehüllt.

„Du glaubst, dass du kein Schicksal hast. Das du die Welt aus einer zu kleinen Perspektive siehst, nicht?"
Fragte eine Stimme. Es klang nicht so, als würde sie vom Himmel herabsprechen, sondern als würde der Urheber direkt danebenstehen. Sie klang nicht göttlich. Stattdessen schwangen List, Raffinesse und Feingefühl in der Stimme.
Soll ich antworten? Fragte sie sich selbst. Sie zitterte am ganzen Körper.
„Doch du hast ein Schicksal. Du wurdest erkoren, für mich zu arbeiten. Ich kann dir Kräfte geben von denen du zuvor nie geträumt hast, du musst nur eine Aufgabe für mich erledigen.“
„Wwwwas...was ist meine Aufgabe?" Fragte sie einfach geradeaus.
„Das wirst du erfahren. Wenn du annimmst, musst du erst einmal warten und ruhen und dich vorbereiten. Sobald die Zeichen richtig stehen, wirst du wissen, was die Aufgabe ist."
„Ist es gefährlich?"
„Eine schwer zu beantwortende Frage, denn alles verändert sich, auch die Zukunft. Leicht wird die Aufgabe bei weitem nicht sein aber sei dir sicher, wenn Gefahr drohen sollte, bist du es, die sie ausmerzt. Du wirst nicht wehrlos sein."

Sie zögerte. Was sollte sie schon großartig sagen zu jemanden, der nicht mal Gestalt hatte? War das nicht unanständig und wurde als Selbstgespräch in Deadlien geahndet? Aber da war jemand, jemand mit einem Angebot.
Das Angebot, es klang...faszinierend. Ihr Leben war sowieso langweilig und monoton und sie konnte mit ihrem Selbst nichts daran ändern. Was gab es zu verlieren?
„Ich...ich tue es."
„Hervorragend, ich wusste du würdest annehmen. Ruhe dich aus, sammele deine Kräfte und mache dich mit der Magie vertraut. Sei in genau einem Jahr in Gurilia, der Hauptstadt der Republiken. Dort wird deine Aufgabe beginnen, aber denke immer an eines, von heute an hast du nicht nur einen mächtigen Freund sondern auch einen mächtigen Feind bekommen. Ein Feind der alles daran setzen wird zu verhindern dass du deine Aufgabe erfüllst. Also, sei stark und ruhe jetzt. Ich werde wieder mit dir in Kontakt treten sobald die Zeit gekommen ist."

Damit endete das Leben dieses Mädchens. Nein, sie wurde nicht getötet
Sie kehrte nur als jemand anderes in ihr Dorf zurück. Sie blieb nicht lange dort, denn es gab nur noch Dinge, die hinter sich gelassen werden mussten.

Sie kehrte an den Ort zurück, der ihr am Vertrautesten schien und begann mit dem Warten..

...und so wartete sie, bis zu dem Tag an dem sie plötzlich in einer Straße Gurilias auftauchte und mir das Leben rettete. Wie ihr also seht hatte auch sie mit einer mysteriösen Stimme gesprochen und einen Auftrag erhalten, es scheint in letzter Zeit immer gewöhnlicher zu werden. Ausnahmsweise bin ich der Stimme jedoch dankbar, denn so wurde mir das Leben gerettet. Da stand sie also nun in der Straße mit Asakura und mir, sie erschien einfach wie aus dem nichts. Ein junges Mädchen mit kurzen, lila Haaren und einer Brille mit großen Gläsern, eine recht neue Erfindung aus Deadlien welche Leuten helfen kann die Probleme mit ihrem Sehvermögen haben. Und ja, ihr habt richtig gelesen, lila Haare. Ich habe sie nie gefragt, allerdings könnte es vielleicht mit dem Gebrauch von Magie zu tun haben, oder damit dass sie irgendwelche Stimmen hört. Scheinbar färben sich die Haare ziemlich seltsam wenn man mit ihnen spricht. Wie auch immer, folgendes geschah also nun in dieser Gasse...

2105. Jahr der Sonne, Gurilia, Hauptstadt der Republiken


Kurz bevor das Mädchen mit den blauen Haaren heran war flog die Tür eines Hauses auf und ein junges Mädchen mit lila Haaren betrat die Straße. Noch immer lächelnd, allerdings leicht verwirrt, drehte Asakura den Kopf zu ihr und fragte.
„Wer bist du denn? Und was willst du hier? Du störst mich bei etwas wichtigem.“ bevor sie jedoch noch etwas anderes tun konnte zuckte sie plötzlich zusammen und das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht. Die Stimmen in ihrem Kopf flüsterten auf sie ein, alle auf einmal. Es waren Warnungen, Befehle, Flüche, Schreie des Zorns, alles zur selben Zeit. Die Stimmen schienen alle das selbe zu sagen, 'Vergiss den Jungen, töte das Mädchen. Sofort! Schnell, schnell! Töte sie!' Im Gegensatz zu Asakura schienen die Stimmen zu wissen was es mit der Fremden auf sich hatte, und die Stimmen hatten sie noch nie angelogen. Also wäre es wohl am besten ihnen Folge zu leisten und mit diesem Entschluss rannte Asakura auf die Fremde zu um ihr die Kehle aufzuschlitzen. Die Fremde streckte jedoch nur eine Hand nach vorn und bewegte schnell und beinahe lautlos die Lippen, die Töne die dabei ihrer Kehle entwichen klangen unglaublich seltsam, man konnte es einfach nicht beschreiben. Als der Dolch der Republikanerin ungefähr einen Meter von der Fremden entfernt war leuchtete kurz eine Art blaue Barriere vor ihr auf und schleuderte Asakura mehrere Meter nach hinten woraufhin sowohl sie als auch Kyon verblüfft zur Fremden starrten. Welche nun anfing mit einer monotonen Stimme zu sprechen.
„Nachricht für deinen Meister. Sein Plan ist fehlerhaft, unausgereift. Wird scheitern. Der Prinz und der Herrscher des Zerfalls leiten ebenfalls Schritte ein. Es wurde ein großer Fehler gemacht, Plan wurde aufgedeckt bevor die Zeit reif war. Ungewöhnlich für ihn. Soll sich zurückziehen und diese Welt verlassen. Richte es ihm aus.“ Die Stimmen in Asakuras Kopf flüsterten wild umher, berieten ihre Möglichkeiten, überlegten wie die anderen davon erfahren haben konnten. Wahrscheinlich hatte das Auftauchen dieser Kraft den Warp doch heftiger erschüttert als gedacht so dass selbst der Prinz es bemerkte. Die Stimmen brauchten Zeit, Zeit die sie hier nicht hatten. Und eine so wichtige Waffe wie diese Republikanerin durfte auch nicht einfach so weggeworfen werden. Es war an der Zeit zu gehen und so sprang Asakura auf und stürmte die Straße hinunter bevor sie in einer Seitentür verschwand und Kyon mit der Fremden allein ließ, immerhin schien diese nicht erpicht darauf zu sein ihn umzubringen. Zumindest noch nicht.

Die Fremde wandte sich zu Kyon um und sah ihn mit einem ausdruckslosen Blick an.
„Kyon Trellik?“ Irgendwie schien jeder Bewohner innerhalb und außerhalb der Republiken seinen Namen zu kennen, langsam wurde die ganze Sache unheimlich. Einen Moment dachte der Leibwächter darüber nach einfach 'nein' zu sagen, allerdings hatte dieses Mädchen ihm gerade das Leben gerettet und es irgendwie geschafft eine blaue Barriere zu errichten. Ein wenig Höflichkeit war also schon angebracht.
„Ja, der bin ich. Vielen Dank für die Hilfe, ähm..“
„Yuki.“
„Yuki... und weiter?“
„Yuki.“
„Ähm, gut. Yuki. Vielen Dank für deine Hilfe, wie hast du das eigentlich gemacht? Das war ein ziemlich überzeugender Trick.“ Kyon hielt es für besser vorerst nicht auf die seltsamen Worte der Fremden einzugehen, also die wo von einem Prinzen und einem Herrscher des Zerfalls die Rede war. Soweit Kyon wusste gab es momentan keinen wirklichen Prinzen in Almodozasra, König Konstantin hatte noch immer keinen Erben gezeugt und keine lebenden, männlichen Verwandten mehr. Wer auch immer dieser Prinz war, aus Almodozasra war er nicht.
„Kein Trick, Magie.“ Ja, genau. Magie. Als wenn der Tag nicht noch verrückter werden konnte. Zu diesem Zeitpunkt kamen mir zum ersten mal ernsthafte Zweifel an meiner geistigen Gesundheit, aber nein. Ich habe es mir leider nicht eingebildet.
„Magie? Wie meinst du das? Du wirst doch wohl keine richtige Magie meinen, oder?“
„Doch. Du reist mit Haruhi Silberblatt?“ Schon wieder. Haruhi hier, Haruhi da. Haruhi, Haruhi, Haruhi. Warum interessiert sich jeder für dieses Mädchen? Verrückte Attentäterinnen, verrückte Magierinnen aus Deadlien und natürlich die Kronländer. Gut, heute weiß ich warum sich alle für sie interessieren, aber damals fing es leicht an mir auf die Nerven zu gehen.
„Ja, das tue ich. Kennst du sie?“
„Nein.“ Es folgten gut und gerne drei Minuten schweigen in denen Kyon einfach nur da saß und die Deadlierin anstarrte. Als sie nichts sagte stand er, endlich, vom Boden auf und meinte
„Gut, noch einmal vielen Dank für deine Hilfe, kann ich dir mit irgendwas helfen? Als Gegenleistung?“
„Ja.“
„Und was?“
„Bring mich zu Haruhi Silberblatt. Ich werde euch begleiten.“ Natürlich könnte Kyon einfach ablehnen und weggehen, andererseits waren da zwei Dinge die ihn daran hinderten. Zum ersten, dieses Mädchen schien wirklich eine Art Magierin zu sein, immerhin hatte sie einen Dolch abgefangen der ihr eigentlich die Kehle aufgeschlitzt hätte. Es sei denn Kyon war gerade auf den aufwendigsten Trick eines Gauklers hereingefallen den es jemals gab. Zum zweiten war das verrückte Mädchen mit den blauen Haaren noch immer in der Stadt und schien es auf seinen Tod abgesehen zu haben. Da konnte es nicht schaden diese Yuki mitzunehmen. Haruhi würde sicher nichts gegen extra Gesellschaft auf der Reise haben, zumal dieses Mädchen aus Deadlien war und somit sicher für ein wenig Abwechslung sorgen würde.
„In Ordnung, ich schätze ich bin es dir schuldig. Komm mit, ich wollte sowieso ein Gasthaus für die Gruppe mieten.“
„Gut, Eines noch, Haruhi Silberblatt darf nicht erfahren was sich hier abgespielt hat.“
„Bitte was? Warum nicht?“
„Richtige Erklärung dauert zu lange, kurze notwendig. Haruhi Silberblatt hat große Kräfte, kann die Welt nach ihren Vorstellungen verändern. Ist sich dessen nicht bewusst und kann die Kraft nicht kontrollieren. Wenn sie herausfindet dass Magie echt ist könnte es unvorhersehbare Konsequenzen haben. Es ist wichtig dass sie nichts hiervon erfährt, vorerst.“

Nun hatte ich es also auch aus einer zweiten Quelle gehört. Damit schien zumindest eine Person außerhalb von Vanidarien an Haruhis Göttlichkeit zu glauben, oder zumindest daran dass sie gottgleiche Kräfte hat. Der Weg zum Gasthaus verlief ohne größere Zwischenfälle und ich konnte genug Zimmer für alle mieten bevor ich mit Yuki in Richtung Park ging um den Rest der Gruppe zu treffen. Zu ungefähr dieser Zeit trafen auch an die 500 Menschen, darunter drei Ritter, eine Priesterin aus einer anderen Welt, hunderte rachsüchtige, bewaffnete Bauern und einige Hundert Söldner in den Ländereien des Renault Morgraine ein, oder zumindest dem was davon übrig war...

2105. Jahr der Sonne, Herzogtum Belunder nahe Burg Stratholme


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Verwüstete Felder und verbrannte Hütten und Häuser dominierten die Landschaft auf dem Weg nach Stratholme, der Burg welche Renault Fordring gehörte, dem Schlächter von Celen wie er auch von einigen genannt wird. Während des Überfalls von Belunda auf die Ceiclaner vor knapp 16 Jahren tötete er allein angeblich 50 Soldaten. Ob dies nun der Wahrheit entsprach oder nicht, im Laufe des Krieges hatte er sich als guter Kämpfer und recht fähiger Stratege erwiesen und als Lohn die einzigen wirklich befestigten Ländereien in den Einöden bekommen. Die Einöden waren ein recht großes, leeres Gebiet an der Grenze zu Aratar, Deadlien, den Republiken und Synkrien. Außer einigen wenigen, kleinen Dörfern und Stratholme gab es hier überhaupt nichts. Trotzdem waren es recht ordentliche Besitztümer für einen einfachen Ritter und so nahm Renault dankend an. Momentan sah es jedoch so aus als wenn Belunda im Krieg wäre, sämtliche Dörfer und Gehöfte in der näheren Umgebung der Burg deren Mauern in nicht allzu weiter Entfernung zu sehen waren schienen geplündert und niedergebrannt worden zu sein. Bisher hatte man keine Überlebenden gefunden die man zu den Geschehnissen hätte befragen können und daher setzte die große Truppe unter dem Befehl der Ritter ihren Weg fort. Als sie nur noch eine knappe Stunde von den Mauern entfernt waren näherte sich eine recht große Gruppe an schwer bewaffneten Rittern, Dathrohan schätzte die Anzahl auf mindestens 50 Ritter, was höchstwahrscheinlich alles war das Lord Fordring aufbieten konnte wenn man bedachte dass er kein allzu reicher Adliger war. Abbendis, Dathrohan, Morgraine und Christine, welche ebenfalls ein Pferd bekommen hatte, ritten den Männern entgegen während die Flüchtlinge und Söldner anhielten und abwarteten was wohl passieren würde. Der Anführer der Ritter, ein Mann mit schwarzen Haaren und einem Vollbart begrüßte die vier mit einem Kopfnicken.
„Ich grüße euch, Reisende. Ich bin Sir Wrynn, Ritter in Diensten Lord Fordrings und für die Ausbildung seiner sowie der Stadtwache verantwortlich. Wie kann ich euch helfen? Und warum reist ihr mit so einer großen Gruppe, Moment. Seid ihr das, Sir Morgraine?“
„In der Tat, wir haben uns lange nicht mehr gesehen Sir Wrynn. Das letzte Mal war es wohl auf dem Turnier zu Lord Fordrings vierzigsten Geburtstag. Wie auch immer, ihr könntet uns helfen indem ihr dafür sorgt dass unsere Freunde da hinten sicher nach Stratholme gelangen und zumindest akzeptable Unterkünfte kriegen, denkt ihr dass ist möglich?“
„Was? Nun, ich denke einige können in Gasthäusern untergebracht werden, ein Großteil wird jedoch kein Dach über dem Kopf haben. Worum geht es hier überhaupt? Wer sind diese Leute? Und was führt euch hier her? Das letzte was ich hörte war dass ihr Beilando verlassen habt nachdem ihr irgendwelche Geschichten über Dämonen verbreitet habt. Was also macht ihr hier?“
„Dies sind die Bewohner des Dorfes Lordaeron. Sie wurden zehn Jahre lang von Dämonen belagert, daher hatte man jeglichen Kontakt mit dem Dorf verloren. Es gelang uns eine Schneise durch die Kreaturen zu schlagen und das Dorf zu evakuieren. Und da erschien uns Stratholme die sicherste Zuflucht für diese Menschen. Scheinbar gibt es hier jedoch auch Probleme, Häuser und Felder brennen sich nicht von alleine nieder.“
„Wir haben Probleme mit einer Bande von Plünderern, wenn man sie überhaupt noch Plünderer nennen kann. Es müssen knapp 100 sein, vielleicht sogar noch mehr. Wir sind vor zwei Tagen auf eine kleine Gruppe von ihnen gestoßen, es waren nur zehn Mann. Trotzdem war es ein harter Kampf bis wir sie endlich erledigt hatten. Wie ich höre sprecht ihr noch immer von Dämonen, ich würde euch nicht glauben wenn nicht einer meiner Männer vor kurzem meinte er hätte eine seltsame Kreatur in den Wäldern herumstreifen sehen. Allerdings hatten wir nie einen Angriff dieser Bestien, nur einzelne Sichtungen. Und unser größtes Problem sind wie gesagt diese Plünderer, man kann sie nicht einmal mehr Menschen nennen, es sind eher wilde Bestien. Jeder von ihnen überragt einen normalen Mann um mindestens einen Kopf und sie alle sind äußerst muskulös, wenn ich es nicht besser wüsste würde ich sagen die Piraten des Nordens sind bis nach Belunda gekommen.“
„Chaosbarbaren.“ kam es auf einmal von der Priesterin und alle wandten sich zu ihr um.
„Bitte was? Chaosbarbaren? Wer seid ihr überhaupt?“
„Dies ist Christine von Rauken, sie ist nicht aus Almodozasra und ihre Heimat wurde seit hunderten Jahren von diesen Dämonen heimgesucht, sie ist die einzige die zumindest ein wenig weiß was hier vor sich geht. Diese Dämonen sind scheinbar Ausgeburten von etwas namens Warp und Diener irgendwelcher Chaosgötter, mehr wissen wir auch nicht.“ erklärte Morgraine und Christine fügte hinzu
„Genau, und die Menschen welche sich dem Chaos verschrieben haben und zulange dem Warp ausgesetzt waren werden Chaosbarbaren, große, wilde und muskulöse Kampfmaschinen die alles tun würden um ihren Göttern zu gefallen. Habt ihr ein Banner gesehen? Oder haben die Barbaren irgendwas gerufen als ihr sie bekämpft habt?“ Sir Wrynn überlegte kurz bevor er antwortete
„Ein Banner habe ich nicht gesehen, aber sie riefen etwas wie 'Für den Herren des Wandels' oder so ähnlich. Warum?“
„Es bestätigt meinen Verdacht, bisher scheint nur ein Chaosgott sein Auge auf diese... auf dieses Königreich geworfen zu haben, Tzeentch. Er gilt als der Herr des Wandels der tausende Pläne entworfen hat von denen niemand weiß was sie letztendlich bewirken sollen, Gerüchten zufolge nicht einmal Tzeentch selbst. Wie auch immer, die Dämonen die mir bisher hier begegnet sind waren eindeutig seine und die Barbaren scheinen auch ihm zu dienen. Wie es aussieht hat er nur wenige Diener hier in eurem Reich und will mit ihnen langsam aber sicher die kleineren Dörfer übernehmen und wahrscheinlich als Opfer nutzen um weitere Dämonen zu beschwören und sich letztendlich die größeren Städte vorzunehmen, dies ist zumindest meine Theorie. Allerdings bezweifle ich dass der Plan dieses Gottes so leicht zu durchschauen ist.“

Nach den Worten der Priesterin herrschte eine Weile schweigen bis Sir Wrynn schließlich einen Seufzer vernehmen ließ
„Wenn dies stimmt ist die ganze Sache noch schlimmer als erwartet, wie auch immer momentan können wir wohl nichts tun. Ihr und die Dörfler könnt uns bis nach Stratholme begleiten, wir werden sehen ob wir sie nicht irgendwo unterbringen können.“
„Die meisten der Männer haben Erfahrung im Kampf gegen die Dämonen und könnten sicherlich in der Stadtwache arbeiten, sie sinnen eh auf Rache.“ warf Dathrohan ein und deutete auf die Dorfbewohner. „Sollte es je zu einem Angriff der Dämonen kommen, können sie bestimmt besser helfen als der Rest eurer Stadtwache.“ Sir Wrynn nickte nur kurz bevor er das Signal zum Aufbruch gab welches von Morgraine an die Dörfler weitergeleitet wurde. Während die Gruppe nun ihren Weg auf der Straße fortsetzte ritt Morgraine zu Christine hinüber
„Lady Christine?“
„Ja, was gibt es?“
„Was ihr während des Angriffes der Dämonen getan habt, dieser... Schild der Dathrohan gerettet hat. War das Magie?“
„Man könnte es eine Art Magie nennen, ja. Eigentlich sind es mehr Gebete an meinen Gott, Sigmar. Aber es ist irgendwie auch eine Art der Magie, es ist ein wenig schwierig es zu erklären. Zumindest jemanden der noch nie von Magie gehört hat, oder Sigmar.“
„Gebete also? Wäre es möglich dass ihr mir so etwas beibringen könntet? Oder einigen anderen Rittern? Wenn wir diese Magie verwenden könnten wäre es uns sicherlich möglich besser gegen die Dämonen zu bestehen.“ Die Priesterin zögerte eine Weile mit ihrer Antwort. War es diesen Menschen überhaupt möglich Magie zu lernen? Und sollte sie überhaupt irgendwelchen Fremden so etwas beibringen? Andererseits wäre dies vielleicht eine der wenigen Möglichkeiten für den selbsternannten Kreuzzug gegen die Dämonen zu bestehen.
„Ich bin mir nicht sicher, wir könnten es zumindest versuchen. Ich kann euch allerdings nichts versprechen. Am besten ihr sucht einige wenige Leute aus von denen ihr euch sicher seid dass sie geduldig genug sind das Training durchzuziehen, es kann vielleicht etwas länger dauern bis ihr Resultate seht, wenn es überhaupt funktioniert.“ Morgraine nickte dankbar
„Das ist alles was ich von euch hören wollte, habt vielen Dank. Ihr werdet sehen, wir werden es schaffen.“ Mit diesen Worten begab sich der Ritter zu seinen Freunden um ihnen die gute Nachricht mitzuteilen. Christine hingegen war noch immer nicht überzeugt dass diese vergleichsweise kleine Gruppe an bewaffneten Bauern und einigen Rittern ausreichen würde um den Herren des Wandels auch nur herauszufordern...

So begab sich also der Kreuzzug nach Stratholme um sich dort mit Lord Fordring zu beraten. Zu diesem Zeitpunkt hätte wohl niemand erwartet dass aus diesem kleinen Haufen von Bauern und Holzfällern einmal ein ernstzunehmender Orden werden würde der sich der Bekämpfung von Dämonen verschrieben hat und alles tut um diese auszurotten. Doch nur wenige Monate später würde es in jedem Fürstentum in unmittelbarer Nähe knapp 1.000 Männer in den Farben des Kreuzzuges geben und immer war der Anblick ihres Banners und ihrer strahlenden, roten Rüstungen ein Grund zur Freude bei den armen Dörflern des Königreiches welche von Dämonen geplagt wurden. Ich greife den Ereignissen aber mal wieder voraus. Fürs erste sollten wir zurück nach Gurilia gehen wo Haruhi mal wieder ein neues Mitglied für unsere Gruppe gefunden hatte, ein äußerst seltsames Mitglied wohlgemerkt...

2105. Jahr der Sonne, Gurilia, Hauptstadt der vereinten Republiken.


Nach dem Abenteuer in der Seitenstraße welches den jungen Leibwächter fast das Leben gekostet hätte schaffte Kyon es tatsächlich ein Gasthaus für sich, Asahina, Koizumi, Yuki, Haruhi und die ganzen Leibwachen zu mieten. Mieten ist allerdings relativ, immerhin gehörte das Gasthaus seiner Mutter, Cornelia Raan, wodurch die Übernachtung gratis war. Die Raan waren eine der reichsten Adelsfamilien der Republiken und es geschah nur äußerst selten dass einer von ihnen sich in eine ärmere und weit schwächere Familie einheiratete, Cornelia brach jedoch die Tradition immer nach den Reichen und Mächtigen Ausschau zu halten und heiratete einen Trellik. Andererseits brauchte sie auch keinen einflussreichen Mann zu heiraten da sie eh schon einen Sitz im Rat hatte und gut mit Jeanette Linda befreundet war, von daher konnte ihr auch ihre Familie diesen kleinen 'Fehler' verzeihen. Also wartete Kyon vor dem Gasthaus auf Haruhi und die anderen, und das mehrere Stunden lang. So lange dürfte es eigentlich nicht dauern sich durch die Straßen Gurilias zu kämpfen und Kyon war kurz davor die Stadt nach der Gruppe zu durchsuchen als ein abgekämpfter Koizumi und eine nicht minder erschöpfte Asahina zusammen mit einer strahlenden Haruhi die Straße zum Gasthaus erreichten.
„Wo wart ihr solange?“ fuhr Kyon sofort den Vanidaren an der nur entschuldigend lächelte und zu Haruhi deutete. Erst jetzt fiel Kyon auf dass sie etwas in ihren Armen hielt. Und als er erkannte was es war klappte ihm der Unterkiefer herunter. Es war nichts anderes als ein republikanischer Bergbär.
Für diejenigen unter euch die nicht aus den Republiken stammen ist wohl eine Erklärung angebracht. Republikanische Bergbären sind sehr, sehr, sehr selten. Selbst in ihrer Heimat, den Bergen, trifft man sie nicht oft. Wie dieser sich nach Gurilia verlaufen konnte kann ich mir ganz und gar nicht vorstellen. Wie auch immer, ein Bergbär ist, zumindest im jungen Alter, recht klein. Er ist nicht größer als 80 Centimeter und läuft aufrecht auf zwei Beinen, eine besondere Eigenart dieser Rasse. Zusätzlich haben sie große, ein wenig spitze, Ohren auf ihrem Kopf sitzen und ein Fell dessen Farbe von grün bis grau variieren kann. Ein ausgewachsener Bergbär konnte ganze zwei Meter groß werden und ist meist unglaublich fett, glücklicherweise sind diese Tiere Pflanzenfresser und ziemlich friedlich, wenn also jemand von einem Bergbär getötet wird ist dieser also höchstwahrscheinlich auf dem Unglücklichen eingeschlafen und hat ihn zerquetscht.

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„Das ist...wie... wo hast du den her?“ fragte Kyon ungläubig, noch immer auf den Bär starrend.
„Ich wollte eine kurze Pause haben da wir eh fast stillstanden. Da habe ich gemerkt wie der kleine hier versucht hat etwas zu Essen aus unseren Taschen zu stehlen. Der ist so süß, den musste ich einfach haben! Ist er nicht niedlich Kyon?“ fragte Haruhi und drückte den kleinen Bären fast in das Gesicht des Republikaners. Der Bär schien äußerst zufrieden mit seiner Situation zu sein und kaute an einem Apfel den er wahrscheinlich von Haruhi bekommen hatte während er Kyon mit neugierigen Augen ansah.
„Ich nehme an sie hat euch gezwungen den Bären zu jagen und einzufangen?“ fragte Kyon an Koizumi und Asahina gewandt. Beide nickten zustimmend und Kyon seufzte, wie kommt so ein Bär überhaupt nach Gurilia?
„Gut, du hast ihn gefangen. Wir sollten ihn freilassen und in die Berge zurückschicken, das wäre am besten für alle denke ich.“
„Vergiss es, den werde ich behalten.“ meinte Haruhi und sah Kyon mit einem wütenden Funkeln in den Augen an. „Der ist super niedlich und mag es bei mir. Ich werde ihn Mampfi nennen. Ihm gefällt es bei mir, stimmts Mampfi?“ Anstatt zu antworten machte der Bär seinem neuen Namen alle Ehre und mapmfte munter an seinem Apfel weiter während seine Augen förmlich zu strahlen schienen.
„Das ist ein Bergbär, du kannst ihn doch nicht einfach mit dir rumschleppen und...“ Kyon brach ab als Haruhi ihn einfach mit einem strahlenden Lächeln ansah und den Bergbären neben sich hielt der ebenfalls vollkommen glücklich zu sein schien. Gegen soviel Fröhlichkeit und Niedlichkeit konnte Kyon einfach keine Argumente mehr finden und er beschloss die ganze Sache einfach zu ignorieren in der Hoffnung dass Haruhi es sich am nächsten Tag anders überlegen würde. Ja klar, als ob. Währenddessen stellte Tsuruya die wichtige Frage
„Wer ist dieses Mädchen da?“ und deutete auf Yuki. Scheinbar wurden erst jetzt alle auf die Deadlierin aufmerksam und Kyon begann zu erklären.
„Dies ist Yuki aus Deadlien. Ich traf sie hier vor dem Gasthaus. Und sie ist genau wie Haruhi sehr an alten Legenden und Mythen interessiert weshalb sie ebenfalls durch die Republiken reist. Sie würde sich sehr freuen wenn sie uns begleiten könnte. Ich nehme an das ist für alle in Ordnung?“Kyon war relativ froh dass er sich auf die Schnelle eine halbwegs glaubhafte Geschichte ausdenken konnte. Auch wenn er sich noch immer fragte warum er nicht die Wahrheit sagen durfte.
„Ist das wahr, Yuki?“ fragte Haruhi aufgeregt und die Deadlierin nickte. „Super! Du darfst uns gerne begleiten! Du kannst uns bestimmt ein paar tolle Dinge auf der Reise zeigen und ein paar gute Geschichten erzählen! Du hast die Zimmer gemietet, Kyon? Super! Dann lasst uns reingehen und essen ich habe Hunger!“

Haruhi wie ich sie kenne und ähm, na ja, kenne. Wie auch immer, der Tag war ein großer Erfolg sowohl für Haruhi als auch für mich. Haruhi wurde ein wenig von der für sie langweiligen Reise nach Gurilia abgelenkt, bekam ein neues Haustier und eine interessante Reisegefährtin. Und was ich davon hatte? Nun, Haruhi hatte nun ein Haustier also hoffte ich zumindest dass sie für eine Weile von Lady Asahina ablassen würde. Heute weiß ich natürlich wie dumm diese Hoffnung war, damals konnte ich es jedoch nicht ahnen was Lady Asahina noch alles durchstehen musste im Laufe unserer Reise...

Spoiler (Öffnen)
Kapitel von mir, aber vielen Dank an Deadly Shadow der die Einleitung für Yuki geschrieben hat. Zum Großteil ist es so geblieben wie ich es von ihm bekommen habe, nur ein paar Sätze mussten geändert werden damit es wieder ganz passt :)
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Kawaii Kingdom (Aura Kingdom AAR mit Vanidar)
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Die Goldene Faust, Thera AAR
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Re: [AAR] God is a Girl

Beitragvon Mimir » 20. August 2013 17:25

9. Eine Göttin, geht mir langsam auf die Nerven:



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Nicht wirklich schön, aber...ach ich bleib einfach bei nicht schön



Nachdem wir im Gasthaus angekommen waren, wollte Haruhi sofort und auf der Stelle die ganze Stadt besichtigen. Am besten alles gleich an einem einzigen Tag, damit sie bald zu den interessanteren Orten wie Nurc oder den Eisenbergen aufbrechen konnten. Den Bergbären ließ sie bei den restlichen drei Rittern ihrer Leibwache im Gasthaus zurück. Als ich sie fragte, warum sie ihr ach so geliebtes, neues Haustier nicht mitnahm, antwortete sie „Was ich vorhabe könnte vielleicht ein klein wenig gefährlich werden und ich möchte nicht dass dem süßen Mampfi etwas passiert.“ Meine nächste Frage war natürlich recht vorhersehbar, kümmerte es sie denn nicht mal ein wenig ob man uns verletzte? Tja, Haruhis Antwort darauf war ein einfaches, fröhliches „Nein.“

Jap, das half sicher sehr dabei meine Laune anzuheben. Ich war vielleicht noch immer ein wenig durch den Wind, weil man gerade versucht hatte mich umzubringen. Ich nahm mir vor, diese Yuki am Abend auszufragen, wer war sie? Warum hatte sie mich gerettet? Wo kam sie überhaupt her? Sicher nicht aus Deadlien, selbst da gab es keine Magie, falls ich mir das nicht nur eingebildet hatte. Aber wie auch immer, erstmal musste ich die kleine Gruppe durch das schier endlose Straßenlabyrinth von Guerilla führen. Der Tag war noch jung und ich war ebenfalls eifrig bemüht den Rundgang durch die Stadt so kurz und schmerzlos wie möglich zu gestalten, je eher ich wieder zuhause im gemütlichen Benjii wäre, desto besser für Alle, naja hauptsächlich für mich. Koizumi schien sich wunderbar mit unserem Neuzugang aus Deadlien zu verstehen. Kein Wunder, immerhin teilten sie beide die verrückte Ansicht Haruhi wäre eine Art Göttin. Die ganze Zeit über ging er neben Yuki her und unterhielt sich mit ihr. Um genau zu sein, redete nur Koizumi und sie nickte hin und wieder ruckartig zu seinen Worten. Ihm schien das allerdings völlig auszureichen, denn am Ende ihres Gesprächs trug er ein unglaublich nervtötendes, allwissendes Lächeln auf den Lippen, fast so als hätte Yuki ihm gerade sämtliche Geheimnisse der Welt verraten. Haruhi dagegen war ruhig und in sich gekehrt, immer ein schlechtes Zeichen bei ihr. Sie trug eine weiße Bluse mit blauem Kragen und einen viel zu kurzen, blauen Rock. Warum konnte sie sich nicht einmal wie eine vernünftige, normale Adligen anziehen? Bloß Lady Asahina war wundervoll und freundlich wie eh und je. Nur einmal wich sie kurz von meiner Seite. Als ich mich nach ihr umdrehte, konnte ich nur noch sehen dass sie sich mit irgendwem in der Menschenmenge unterhielt. Die vielen, drängelnden Bürger versperrten mir leider die Sicht auf diese Person, aber Asahinas Miene hatte einiges von ihrem fröhlichem Strahlen verloren als sie zurückkehrte.


2105. J.d.S. die vier Republiken, Republik Guerilla


Den halben Vormittag hatten Lady Asahina und Kyon sie durch den großen Park im Herzen der republikanischen Hauptstadt geführt. Man bezeichnete ihn auch als den ´Park der Freundschaft` weil er Pflanzen aus allen vier Republiken enthielt und die Verbundenheit zwischen ihnen zeigen sollte. Das wäre sogar irgendwie ganz glaubhaft gewesen, aber leider erhob sich direkt daneben die Halle des Rates. Die wütenden Rufe der Streitenden Ratsmitglieder drangen oft durch die offenen Fenster und störten die Ruhe des Parks, aus diesem Grund begann man es irgendwann auch scherzhaft ´Halle des Hasses` zu nennen. Der vereinte Rat der Republiken liebte es sich wegen jeder Kleinigkeit gleich an die Gurgel zu gehen, in den schier endlosen Jahren des anhaltenden Friedens hatten sie auch ehrlich gesagt nichts besseres zu tun. Kyon wollte die Besichtigung des Ratsgebäudes mit den Silberblättern so schnell wie möglich abwickeln, damit sie mit Haruhi nicht auf irgendwelche hochrangigen Politiker trafen. Er jagte sie fast schon durch die Korridore, doch es half alles nichts. Seine schlimmsten Befürchtungen traten ein, sie trafen auf die Ratsmitglieder, als diese gerade zur Mittagszeit aus dem großen Versammlungssaal strömten.
„Wer von denen ist das Ratsoberhaupt?“ fragte ihn Haruhi und versuchte dabei auffällig unschuldig zu klingen, während sie den Blick über die Vertreter der Adelsfamilien schweifen ließ, es waren nur etwa drei Dutzend, nicht einmal die Hälfte des Rates. Anscheinend gab es im Moment nichts wichtiges zu besprechen.
„Jeanette Linda, die Frau mit den langen, hellbraunen Haaren dort hinten.“ antwortete Kyon arglos, es war im Park so schön ruhig gewesen dass seine Achtsamkeit stetig nachgelassen hatte. Was sollte Haruhi schon schlimmes anstellen? Zu der Frau rübergehen und das Ratsoberhaupt einfach so zu Tode nerven? Kaum war ihm dieser furchtbare Gedanke gekommen, als Haruhi sich tatsächlich in Bewegung setzte.
„Hey du.“ Haruhi stand jetzt vor der Frau, die kurz überrascht blinzelte, bevor sie ihr Gesicht wieder unter Kontrolle hatte und ihre übliche gleichgültige Maske aufsetzte.
„Wer ist das?“ fragte Jeanette mit kühler, beherrschter Stimme. Nur wer sie wirklich gut kannte, also praktisch niemand, hätte leise die unterdrückte Wut aus ihrer Stimme herausgehört.
„Haruhi Silberblatt, Tochter von Tegara der Matriarchin von Vanidarien.“
„Und, was möchte Eure Göttlichkeit von bescheidenen Sterblichen wie uns?“
Oh oh, ihr Auge hatte gerade gezuckt, hatte das noch jemand gesehen? Kyon schluckte nervös, das würde nicht gut ausgehen. Äußerlich blieb Jeanette Linda vollkommen ruhig, aber das musste nichts heißen, sie war auch ruhig gewesen bevor sie ihren Mann und dessen Sohn aus erster Ehe ermordete um das Haus der Linda zu übernehmen. Die Linda hatten den Machtwechsel damals mit unendlicher Gelassenheit akzeptiert, sie waren an so etwas gewöhnt.
„Mhm, weiß noch nicht genau. Aber mir wird schon etwas einfallen sobald ich erstmal vor dem Rat stehe.“ antwortete Haruhi gelassen.
„Ich denke nicht, dass wir Zeit für so etwas haben.“
„Na schön. Aber wie wäre es denn wenn du und die Gilde mir meine königlichen Aufpasser vom Hals schaffen, Großmütterchen?“
zum Glück hatte Haruhi es ausnahmsweise einmal geschafft leise zu reden, so dass nur die Vertrauten der Linda das letzte Wort gehört hatten. Aber auch so erwartete Kyon dass die Silberblatt demnächst von einem Attentäter der Gilde ermordet wurde, das konnte die Linda sich nicht gefallen lassen.
G-g-großmütterchen? Fast hätte Jeanette ihre Beherrschtheit verloren. Sie war gerade einmal Mitte Dreißig und ohne ein einziges graues Haar! Ihr Gesicht war noch immer faltenfrei und so schön wie damals, als sie das Oberhaupt der Linda verführt hatte um an die Spitze dieses Hauses zu gelangen. Wie konnte dieses arrogante, kleine Ding es wagen so mit ihr zu reden? Wollte die Silberblatt sie etwa provozieren? Jeanette wusste, dass die Vanidaren ein wenig sensibel waren, wenn es um ihre Matriarchinnen ging. Vor 16 Jahren hatte das Herzogtum den Republiken den Krieg erklärt, nur weil die jüngere Schwester der Matriarchin sich unerlaubt bei ihnen aufgehalten hatte. Allerdings waren die Vanidaren damals eh im Krieg mit dem König gewesen, weswegen es nie auch nur zu einem einzigen Kampf zwischen ihnen gekommen war. Wenn Jeanette sich allerdings hier, vor so vielen Zeugen, zu einer Beleidigung gegen diese Haruhi hinreißen ließ, würde man sie später sicher beschuldigen falls der Silberblatt etwas zustieß. Und zustoßen würde ihr etwas, dafür würde sie schon sorgen. Kurz überlegte sie, ob sie es darauf ankommen lassen sollte, aber ein Krieg mit ihrem östlichen Nachbarn konnte sich schnell zu einer handfesten Katastrophe auswachsen. Die Republiken waren zwar deutlich größer und reicher als Vanidarien, verfügten aber über kein richtiges Heer und außer Guerilla ließ sich keine ihrer Städte verteidigen. Seit dem Bürgerkrieg vor inzwischen fast 120 Jahren mussten sie sich nur noch ab und zu mit kleineren Banditenbanden rumschlagen. Der König würde vermutlich eher amüsiert zusehen wie sie sich gegenseitig umbrachten als Hilfe zu schicken.
„Bist du ihr Reiseführer?“ die Linda sah an Haruhi vorbei und Kyon brauchte einen Moment um zu begreifen, dass sie mit ihm sprach. In ihren Augen konnte er inzwischen wirklich kurz so etwas wie Wut aufblitzen sehen, er war so gut wie tot „Wie ist dein Name?“
Kyon wurde schlecht, aber er bemühte sich trotzdem ganz ruhig zu wirken, als er antwortete „Kyon, aus dem Haus der Trellik. Ich bitte um Verzeihung für dieses Verhalten...“
„Kyon Trellik, ja?“
unterbrach sie ihn „Als ihr Führer, ist es deine Aufgabe dich um unsere Gäste zu kümmern, aber vor allem bist du für ihr Verhalten verantwortlich. Hast du das verstanden? Ich nehme an ich werde unseren geliebten Gästen nicht noch einmal über den Weg laufen, richtig?“
Kyons Augen suchten unter den Ratsmitgliedern nach seinen Eltern, aber sie waren nicht da, großartig. Er verstand genau was die Linda ihm sagen wollte, wenn Haruhi sie noch einmal nervte, ging es ihm an den Kragen. „Ihr werdet sie nie wieder sehen.“ presste er hervor.



„Was sollte das?“ als sie das Ratsgebäude verließen und wieder im Park waren, baute er sich vor Haruhi auf, bevor sie wieder losstürmen konnte „Was hast du davon sie zu beleidigen? Sie kontrolliert die ganze verdammte Mördergilde!“
„Ich habe keine Zeit für Höflichkeiten.“
antwortete sie mürrisch „Jetzt sei endlich mal still und folg mir, ja?“
„Und wo soll es diesmal hingehen?“

Sie betrachtete Kyon mit einem mitleidigen Blick, fast so als könnte sich jeder Idiot denken wohin sie wollte „Ziemlich simpel, ich brauche mehr Leibwächter.“
„Wozu denn das?“
„Denkst du ich bin so dumm wie du, Kyon? Ich weiß dass ich den Königlichen in meiner Wache nicht trauen kann, denk doch einmal ein bisschen mit! Damit diese Reise weitergehen kann, brauche ich mehr Männer.“
„Ach und wo willst du die finden? Das hier ist nicht Vanidarien, die Menschen in den Republiken interessiert es einen Dreck ob du die Tochter der Matriarchin bist.“
„Hör auf Unsinn von dir zu geben und setz dich lieber in Bewegung, Kyon.“
„Wo willst du hin?“
fragte Kyon misstrauisch.
„Ganz einfach, ich besorge mir eine Armee.“
„Ah, toll. Ich nehme an du hast irgendeinen großartigen Plan, der gar nicht schief gehen kann, richtig?“
„Jap.“
sie verschränkte die Arme und setzte ein Lächeln auf, dass ihn nichts gutes ahnen ließ.
„Und wie genau sieht der aus?“
„Wir laufen durch die Stadt, ich schnappe mir jeden der gelangweilt aussieht und drücke ihm ein Schwert in die Hand, solange bis wir in der Überzahl sind.“
„Warte mal, kann ich noch mal mit dir über diesen Plan reden?“
„Nein, aber du darfst zuhören wie ich darüber rede, und ich habe auch schon eine wunderbare Idee wo wir anfangen.“
das bedrohliche Funkeln in ihren Augen, gefiel Kyon ganz und gar nicht.



Am Rande des Parks, dort wo das endlose Gewirr aus Gassen wieder begann, stand eine abgerissene Gestalt und betrachtete sie neugierig aus den Schatten heraus. Nur wer ihm sehr nahe kam und den jungen Mann eingehender betrachtete, würde vielleicht erkennen dass er eigentlich nur abgerissen aussehen wollte. Den unförmigen, kastanienbraunen Mantel hatte er erst heute morgen ausgiebig durch diese Gassen geschleift und ein wenig mit dem Messer bearbeitet. Immer wenn jemand vorbeikam senkte er sofort den Blick, nicht aus Angst vor den Adligen in diesem Viertel oder um mit gespielter Unterwürfigkeit vielleicht ein paar Münzen zu erbetteln. Sie sollten seine Augen nicht sehen. Auf seinem Kopf ruhte eine Mütze aus grober, grauer Wolle um seine kurzen Haare zu verbergen. Sie kratzte furchtbar. Aber was tat man nicht alles um seine Herrin zu beschützen? Der Herzog von Vanidarien hatte ihn erst einige Zeit nach Haruhis Aufbruch losgeschickt, praktisch als verdeckte Verstärkung, als kleine Überraschung für die Königlichen. Mehr Männer hätten die Spione des Vizekönigs sicher entdeckt, selbst er alleine war nicht gerade unauffällig. Er hatte den Weg durch die Sümpfe von Neidea genommen. Dadurch gelangte man in den Norden der Republiken, nach Taldeer und das wiederum lag direkt östlich von Guerilla. Es war recht wahrscheinlich gewesen, dass Haruhi ihre Reise als erstes durch die Hauptstadt führen würde.
Die Reisegruppe der Silberblatt war auf dem Weg von Benjii nach Guerilla nicht sehr schnell geritten und so war er noch vor ihnen hier eingetroffen. Eine Unterkunft musste er sich gar nicht erst suchen. Wenn er Schlaf brauchte, dann konnte er den in irgendeiner Gasse neben Haruhis Gasthaus finden. Es war zwar schrecklich schmutzig, aber das würde seiner kleinen Verkleidung sicher nicht schaden, eher im Gegenteil. Wenn seine Haare erstmal voller Dreck waren, musste er diese furchtbare Mütze nicht mehr tragen und er würde auch endlich wie ein echter republikanischer Bürger riechen...hurra.
Er war nur etwa zwei Jahre älter als Haruhi und doch würde er sich nicht mehr als jung bezeichnen, dafür hatte er bereits zu viel Blut vergossen. Sein Aussehen war immer das einzige an ihm gewesen, was ihm gefiel. Aber hier, in den Republiken, erschwerte es ihm seine Aufgabe unentdeckt zu bleiben. Unter den Silberblättern dieser Tage galt er fast schon als etwas Besonderes. Im Laufe der Zeit war das leuchtende Rubinrot ihrer Augen abgestumpft und dunkler geworden, oft sah es sogar schon eher rotbraun aus. Sie wirkten zwar noch immer recht ungewöhnlich, aber würden sicher niemandem mehr Angst einjagen. Auch das helle silberne Leuchten ihrer Haare, hatte sich größtenteils in ein stumpfes Grau verwandelt. Er dagegen wirkte noch immer wie ein Silberblatt aus den alten Geschichten, als sie auf dieser Insel an Land gingen und es als Speerspitze des Königs für ihr Volk eroberten. Oder als sie noch auf dem Festland lebten und durch Wälder aus silbernen Bäumen zogen, in denen die Macht des ewigen Eises ruhte. Man konnte ihn ohne Probleme 2000 Jahre in der Zeit zurückschicken und unter diese weißhaarigen, bleichen Krieger mit den strahlenden roten Augen mischen, er würde nicht auffallen. In dieser Zeit und vor allem außerhalb Vanidariens fiel er dagegen schon auf. Seine Haut war so blass, dass die wenigen Leute mit denen er auf seiner Reise gesprochen hatte, ihn andauernd fragten ob er krank sei, was ihm langsam wirklich auf die Nerven ging.
Es hieß ihr merkwürdiges Aussehen verdankten die Silberblätter der Gründerin ihres Clans, der Weißen Königin. Sie soll eine mächtige Hexe weit im Norden des Festlands gewesen sein und die Silberblätter waren ihre Nachfahren. Vermutlich hatten sie deshalb keine Probleme damit gehabt, sich der Matriarchin von Varos unterzuordnen und ihre neuen Diener zu werden, sie hatten Erfahrung darin sich Hexen zu unterwerfen. Um ehrlich zu sein, er hatte noch nie viel davon gehalten die Matriarchinnen anzubeten. Er war Haruhi vor diesem Tag noch nie begegnet und auch nicht Tegara. Man hatte ihn nie nach Vanidos gelassen, um selber einmal einen Blick auf die angeblich göttliche Matriarchin zu werfen. Er war eines der wenigen Dinge, von denen nicht einmal sie wusste und das war auch gut so. Ansonsten hätte Tegara ihn vermutlich sofort hingerichtet. Nur der derzeitige Herzog und einige Eingeweihte wussten wer er wirklich war.
Nämlich der Sohn von Roger Talien Silberblatt, der Herzog welcher während der Rebellion gegen den König fiel, und Aleyna Silberblatt. Und genau darin lag sein Problem. Aleyna war nämlich vor allem die damalige Matriarchin gewesen. Ihre ganze Schwangerschaft über hatte sie in einer Burg an der Küste verbracht und nur Roger oder ihre treuesten Diener zu sich vorgelassen. So hielt man es meistens wenn eine Matriarchin ein Kind erwartete, dadurch konnte man männliche Nachkommen loswerden, ohne dass ihre Existenz überhaupt erst bekannt wurde. Im Herzogtum hieß es, sie wäre an einer unbekannten Krankheit zugrunde gegangen. Eine deutlich bessere Erklärung als „sie ist bei der Geburt eines Sohnes gestorben“ das hätte man bestimmt nicht so gut aufgenommen.
Männliche Kinder einer Matriarchin galten seit jeher als verflucht. Als seelenlose Geschöpft, nur geschaffen um zu kämpfen und vor allem zu sterben. Als Sohn einer Matriarchin wurde man nicht alt. Roger schaffte ihn auf eine kleine Burg, irgendwo zwischen den Hügeln nahe der nördlichen Sümpfe. Man hatte ihn dort zu einem Krieger erzogen, mehr oder wenig. Um ehrlich zu sein, brachten sie ihm recht wenig bei. Wenn man der Sohn einer Matriarchin war, hatte man eigentlich nur eine ganz einfache Aufgabe zu erfüllen: ein paar ihrer Feinde töten, aber dann sollte man gefälligst sterben. Mehr erwartete niemand je von ihm. Vom Tag seiner Geburt an war festgelegt, dass er in seinem ersten richten Kampf sterben sollte, damit seine verfluchte Existenz wenigstens noch ein halbwegs sinnvolles Ende fand. Wozu also kostbare Zeit mit einer guten Ausbildung verschwenden? Das Meiste was er konnte, hatte er in den vielen Scharmützeln der letzten Jahre gelernt, denn davon hatte es mehr als genug gegeben. Offiziell herrschte zwar Frieden, aber die Matriarchin dachte nicht im Traum daran ihre Nachbarn deswegen freundlich zu behandeln. Einen Namen hatten die Menschen auf dieser Burg ihm auch nie gegeben. Was sollte ein Toter schon mit einem Namen anfangen? Also hatte er sich selbst einen gegeben, nämlich den seines verstorbenen Vaters, Roger Talien Silberblatt. Damals war es ihm irgendwie passend vorgekommen den Namen eines Toten anzunehmen, inzwischen wusste er dass es nur weitere Aufmerksamkeit auf ihn lenkte.
An seinem dreizehnten Geburtstag, war er zum erstenmal mit einer der Grenzpatrouillen in den Norden gezogen. Dort sollten sie in den Sümpfen von Neidea nach Plünderern aus Nordmar Ausschau halten. Es war praktisch Tradition, dass sie immer wieder mit dem nördlichsten aller Reichsteile aneinandergerieten. Obwohl der letzte, richtige Krieg mit Nordmar schon lange her war, lieferten sie sich noch immer gerne Scharmützel entlang der Grenze. Diese war zum Glück nur noch recht klein, seit Südnordmar ein Teil der Republiken geworden war. Einst galten die Nordmarer als die wildesten und rückständigsten aller Bewohner des Reichs. Sie hatten sich am schwersten damit getan, die alte Lebensweise aus dem Norden abzulegen und noch lange glichen sie den wilden Nordmännern vom Festland. Aber schon seit langer Zeit wurden sie ihrem barbarischen Ruf nicht mehr gerecht, sie unterschieden sich eigentlich kaum noch von den restlichen Einwohnern des Königreiches. Um ihm damals eine scheiß Angst einzujagen, reichte es dann allerdings doch noch. Aber er hatte überlebt, auch wenn er ehrlich gesagt nicht mehr wusste wie. Besonders heldenhaft hatte er sich jedenfalls nicht angestellt als die Nordmarer über sie herfielen. Vermutlich verdankte er sein Leben damals wohl eher der Tapferkeit des restlichen Trupps, aber das war für ihn nicht wichtig gewesen. Wichtig war nur, dass er noch lebte. All dieses Gerede von Flüchen, Seelenlosen und seinem Schicksal, das war ihm in den Sümpfen vollkommen egal gewesen. Er würde nicht für diesen uralten Aberglauben sterben!
Und so hatte er sich weiterhin gegen den Tod gestemmt. Mehr als fünf Jahre lang wurde er von einer Grenzpatrouille zur nächsten versetzt, immer da wo es gerade am gefährlichsten gewesen war. Während die Krieger und Ritter der restlichen Fürsten träge wurden und nur ab und an Banditen jagten, fand die Matriarchin immer irgendetwas für ihre Soldaten zu tun. Er hatte an Überfällen auf das Land des Königs teilgenommen, hatte die Küste vor Angriffen der Plünderer vom Festland verteidigt, hatte sich in den trostlosen Sümpfen mit Nordmarern geprügelt und war dabei gewesen, als sie selbst mit einem gekaperten Langschiff, die Küste der Grafschaft Nika plünderten. Die sieben Monate auf diesem unseligen Schiff waren die schlimmsten seines ganzen Lebens gewesen. Wie hielten die Männer vom Festland das nur aus? Jedenfalls hatte er Kämpfe selbst dann noch gewonnen, wenn andere längst aufgaben und in der Schaufelbucht, nahe Neu Vanidos, erschlug er sogar einen Jarl der Nordmänner als dieser versuchte die graue Hafenstadt zu plündern. Ohne es zu wollen, hatte er sich dadurch langsam einen gewissen Ruf erarbeitet. Die Männer an den Grenzen begannen alle möglichen Gerüchte über ihn zu verbreiten. Am schlimmsten waren die Veteranen, welche seinen Vater noch persönlich gekannt hatten. Mehr als einmal hatte er gehört, wie man ihn als einen Bastardsohn Rogers bezeichnete, womit die Leute der Wahrheit für seinen Geschmack bereits viel zu Nahe kamen.
Inzwischen waren die Geschichten über ihn sogar schon bis an das Ohr der Matriarchin gedrungen und das war alles andere als gut für seine Gesundheit. Tegara würde erkennen wer er war, was er war, dafür brauchte sie nicht einmal ihre göttlichen Fähigkeiten. Selbst Leute, die seinen Vater nicht so gut gekannt hatten, sahen deutlich dass er eine jüngere Version von Roger war und ihm auf fast schon unheimliche Weise glich, nun ja zumindest wenn er etwas anderes als diese schmutzigen Fetzen trug.

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Er hatte gehofft, die Matriarchin würde nichts auf diese albernen Geschichten geben, im Gegenteil. Sie wurde immer neugieriger und wollte den jungen, angeblich unbesiegbaren Ritter, der den Namen des verstorbenen Herzogs trug unbedingt treffen.
Roger war froh gewesen, dass ihn dieser Auftrag aus Vanidarien herausführte, um ehrlich zu sein, hatte er bei seiner Abreise auch gar nicht die Absicht gehabt jemals wieder zurückzukommen. Es war nicht vorgesehen gewesen, dass er so lange am Leben blieb. Der Herzog wurde unruhig. Roger war inzwischen bereits Achtzehn, fast Neunzehn, niemals hatte der Sohn einer Matriarchin so ein `hohes´ Alter erreicht. Vermutlich würde ihn bei seiner Rückkehr nichts weiter als der Tod erwarten, ob der Herzog wohl Angst vor ihm hatte? Roger wurde immer beliebter bei den Soldaten, ob man ihn inzwischen sogar schon für eine Gefahr hielt? Er hatte kein Interesse daran seinen Halbbruder zu stürzen, er wollte einfach nur in Frieden leben. Auf dem Weg hieher, hatte er sogar schon mit dem Gedanken gespielt, seinen Auftrag gleich ganz zu vergessen und sich so schnell wie möglich abzusetzen, vielleicht irgendwo in den Süden oder Westen. Der König zog an der Küste in Aratar eine neue Streitmacht zusammen, um den Rebellen Georgios endgültig zur Strecke zu bringen. Gute Krieger konnten dort in einem Jahr genug Geld machen um ein kleines Stück Land zu kaufen und selbst beim Sturm auf die angeblich uneinnehmbare Inselfestung Adlerfelsen standen Rogers Überlebenschancen vermutlich noch immer deutlich besser als in Vanidarien.
Doch dann hatte er Sie gesehen. Ihr Anblick löschte alle Gedanken an Flucht auf der Stelle aus, um genau zu sein hatte sie einfach jeden Gedanken in seinem Kopf ausradiert. Er erkannte sie sofort, als sie sich an der Spitze ihrer Reisegesellschaft durch die Menschenmenge schob. Eigentlich wollte er nur einmal kurz einen Blick auf die Tochter der Matriarchin werfen und sich dann nach Aratar aufmachen, aber er war geblieben. Sie war wie...wie...verdammt, er war kein idiotischer Poet, sondern ein Krieger. In den letzten Jahren hatte er vermutlich mehr Blut gesehen, als die meisten Ritter oder Fürsten des Reichs in ihrem ganzen Leben. Gestern noch war er einfach nur müde gewesen, die letzten Jahre hatten ihn ausgebrannt, er wollte bloß noch seinen Frieden. Aber ihr Anblick ließ seinen Kampfeswillen wieder auflodern und seine Kraft zurückkehren, sie vertrieb die Erschöpfung und für ein einziges, kurzes Lächeln von ihr, würde er mit Freuden bis zum Tod kämpfen. Als ihr herrischer Blick vom Pferd aus über die Menschenmenge glitt und ihn kurz streifte, konnte er nur gerade so dem Drang widerstehen sich sofort auf die Knie zu werfen. Dann war sie im Gewirr der Straßen verschwunden. Nie hatte er sich in seinem Leben so verloren gefühlt, wie in diesem Moment, als ihr Licht nicht mehr auf ihn schien.
All seine Pläne vergessend, war er ihr augenblicklich hinterher und folgte Haruhi seitdem auf Schritt und Tritt. Plötzlich wollte er seinen Auftrag unbedingt erfüllen, wollte sie vor diesen grobschlächtigen königlichen Soldaten beschützen, vor den schlangengleichen republikanischen Adligen und den rostigen Dolchen der Mörder in dieser Stadt. Wenn er sie aus den Augen verlor, wurde er ganz apathisch und unruhig, ihr Strahlen war fast schon wie eine Art Droge. Konnte an dem ganzen Aberglaube am Ende doch etwas Wahres dran sein? War sie wirklich eine Göttin? Noch vor einem Tag, hätte er über diese Behauptung gelacht, jetzt fiel es ihm irgendwie sehr leicht daran zu glauben. Haruhi redete gerade aufgeregt auf ihren Reiseführer ein, einen mürrischen Republikaner welcher Roger schon vom ersten Augenblick an unsympathisch gewesen war. Wie konnte dieser Narr nur die ganze Zeit so schlecht gelaunt sein? Er durfte immerhin mit Haruhi reisen, Roger würde töten um mit ihm zu tauschen. Selbst auf diese Entfernung konnte man erkennen, dass der Republikaner alles andere als begeistert von Haruhis Worten war. Doch sie drehte sich einfach um, und wollte losstürmen.
Auf einmal packte dieser Republikaner mit den kurzen, braunen Haaren Haruhi am Arm und hielt sie fest, während er zornig auf sie einredete. Roger glaubte fast einen Moment sein Herzschlag würde aussetzen, als er das sah. Wie konnte er es wagen, sie war die Tochter einer Göttin! Seine zukünftige Herrscherin und er nichts weiter als ein republikanischer Niemand. Vermutlich stammte er nicht einmal aus einem der großen Adelshäuser und selbst dann würde ihn dieses Benehmen in Vanidos mindestens die Hände kosten. Schon den ganzen Tag musste Roger sein respektloses Verhalten mit ansehen, lange würde er das nicht aushalten. Für einen kurzen Moment war er versucht den Mantel abzuwerfen und dass Schwert zu packen, welches auf seinem Rücken ruhte. Nur wenige Augenblicke, dann wäre er bei diesem Kerl und hätte ihm den Kopf abgetrennt. Aber dann würde Haruhi sicher erkennen, dass er ein Silberblatt war. Also schluckte Roger seinen Zorn herunter, der Republikaner war vielleicht respektlos aber nicht gefährlich. Es wäre besser weiterhin seinem Auftrag zu folgen und nur zu beobachten, bis sie sich wirklich in Gefahr befand.
Ihr kleiner Disput schien recht schnell beendet zu sein. Zumindest ging Haruhi einfach davon und als der Rest der Gruppe folgte, stand der verwirrte Republikaner plötzlich alleine da.
„Kyon! Beweg dich!“ rief sie mit diesem wundervollen Befehlston in der Stimme und der Republikaner setze sich dann doch noch seufzend in Bewegung um ihr zu folgen.
Kyon. Das also war sein Name. Als Roger der Reisegruppe, in das Labyrinth von Guerilla folgte, beschloss er stumm diesen Kyon zu einem Duell herauszufordern, wann immer sich die Gelegenheit dazu ergab. Dieser schleimige Kerl konnte sich ja nicht die ganze Zeit in der sicheren Nähe der Gruppe aufhalten. Irgendwann würde er ihn alleine erwischen und für seine Unverschämtheiten in zwei Hälften spalten. Das schwor er sich bei der Asche des Weißen Baumes.

Ähm ja...wie man denke ich deutlich sieht, war ich damals nicht unbedingt besonders beliebt. Irgendwie wollte jeder meinen Tod, das ganze wurde langsam wirklich lästig. Erst hatte dieses verrückte Mädchen das Stimmen hörte versucht mich abzustechen, dann gab Jeanette Linda mir die Schuld für...nunja für Haruhi halt und jetzt schlich uns noch jemand hinterher der mich umbringen wollte! Dabei hatte ich doch gar nichts getan. Alles was ich machte war brav hinter Lady Asahina herzulaufen und sie vor den exzentrischen Ausbrüchen Haruhis zu beschützen. Warum wollte man mich dafür töten? Als hätte ich nicht schon genug Probleme mit Haruhi...



Sie war völlig Wahnsinnig! Dieser eine Gedanke beherrschte Kyon schon seit sie das Gesindeviertel im Norden der Stadt betreten hatten. Haruhi wollte zu einem Ort von dem sie in den Aufzeichnungen ihres Onkels gelesen hatte. Einer kleinen, schäbigen und von außen eigentlich ganz und gar unauffälligen Taverne. Aber jeder wusste, dass man sich von dort fernhielt! Selbst er, und dabei stammte er nicht einmal aus Guerilla. An diesem Ort trafen sich die ´freiberuflichen` Auftragsmörder der Republiken. Oder mit anderen Worten, alle die gerne Leute umbrachten, aber entweder nicht talentiert oder geistig gesund genug waren um der Gilde beizutreten. Niemand wäre je auf die Idee gekommen diese Männer als Leibwächter anzuheuern. Die Taverne besaß nicht einmal einen Namen. Lag vermutlich daran, dass alle paar Monate der Besitzer wechselte, weil der vorherige Wirt von den Gästen ausversehen abgestochen worden war.

Um mal eins ganz kurz klarzustellen, ich bin kein Feigling. Aratarn, der beste Schwertkämpfer der ganzen Republiken hatte mich ausgebildet, aber das war einfach nur Selbstmord! Ich war ein Leibwächter in Ausbildung und dieser Abschaum da drin, verdiente seinen Lebensunterhalt damit Wachen wie mich ganz nebenbei umzubringen ohne überhaupt hinzusehen. Es war als würde man ein Kaninchen in eine Wolfshöhle werfen...also äh, damit meine ich natürlich nicht dass ich ein Kaninchen bin. Ich würde mich eher als einen...Wolf sehen. Ja genau, einen Wolf, in einer Höhle randvoll mit anderen, größeren und gemeineren Wölfen, die aus irgendeinem Grund Wolfsfleisch liebten. Oder so etwas in der Art.

Jedenfalls ging Haruhi zielstrebig auf diesen grauen, alten Schuppen zu. Bevor er seine Sorge darüber zum Ausdruck bringen konnte, war Lady Asahina plötzlich ganz nah neben Kyon und legte ihm sanft ihre zierliche Hand auf die Schulter. Sie senkte die Stimme und sprach leise genug damit die anderen sie nicht hören konnten.
„Kyon.“ flüsterte sie
„Ja, meine Herrin?“ Gott roch sie gut, nach dem kräftigen Tee aus Ceicla und dem frischen Nordwind von einer Blumenwiese irgendwo in den Eisenbergen an einem kristallklaren See, umgeben von schneebedeckten Gipfeln um die mächtige Adler kreisten...gut vielleicht bildete Kyon sich das auch einfach nur ein.
„Was auch immer gleich dort drin passiert, ich möchte dass du nicht eingreifst.“
„Ähm, was? Sie will wirklich dort rein? Die bringen Euch und Haruhi um, Lady Asahina!“
Haruhi drehte sich kurz um, als sie seinen empörten Aufschrei hörte und betrachtete die Beiden mit einem seltsamen Blick, vor allem Asahinas Hand auf seiner Schulter. Bildete er sich das nur ein, oder sah sie tatsächlich ein wenig verärgert aus?
„Nicht so laut.“ flüsterte Asahina weiter und lächelte Haruhi unsicher zu, bis die Silberblatt das Interesse an ihnen verlor „Versprich mir, dass du nicht einschreitest, egal was passiert. Bitte, es ist wichtig.“
„Warum? Ich bin hier um Euch zu beschützen, warum sollte ich zulassen dass Euch etwas zustößt?“
„Weil Haruhi noch diesen Monat von den Schwertern der königlichen Soldaten in Stücke gehackt werden wird wenn das hier fehlschlägt.“
Dieser ernste, besorgte Unterton in ihrer Stimme passte einfach nicht zu ihr. Was war denn jetzt schon wieder los? Fassungslos betrachtete er sie, hatte selbst sie jetzt schon Geheimnisse vor ihm? Es war ihm egal was in Yukis oder Koizumis Köpfen vor sich ging und welche seltsamen Pläne sie im Geheimen verfolgten, aber seine Lady Asahina? Anscheinend wusste jeder was hier vor sich ging, jeder außer ihm natürlich und vermutlich auch Haruhi, die war wahrscheinlich sogar noch ahnungsloser über die Dinge die um sie herum geschahen. Zum Glück hatte er keine Zeit mehr sich weiter Gedanken über Asahinas seltsames Verhalten zu machen, denn Haruhi nutzte es schamlos aus dass er in Gedanken versunken war und führte sie in der Zwischenzeit fröhlich in den sicheren Untergang.
Als Kyon endlich wieder wahrnahm was um ihn herum passierte, befanden sie sich bereits mitten in einem dunklen, muffigen Schankraum. An den abgenutzten und oft notdürftig reparierten Tischen hockten locker um die 50 Männer und sahen sie überrascht an. Eine ganze Gruppe von jungen Adligen traf man hier selten, meistens schickte der Adel Diener um über Aufträge zu verhandeln. In Kyon stiegen erste Anzeichen von Panik auf, als er sah dass jeder der Anwesenden bewaffnet war. Endgültig am verzweifeln war er, als sich die Tür hinter ihnen schloss, und sich möglichst unauffällig, einige dieser Verbrecher davorstellten. Unbeirrt machte Haruhi sich auf den Weg zu dem staubigen, hölzernen Tresen. Direkt neben einem Mann mit grauen Haaren und faltigem Gesicht blieb sie stehen.
„Mach mal Platz, ich möchte da sitzen.“ sagte sie einfach nur.
Der Mann erhob sich schwerfällig und sah sie mit einem spöttischen Grinsen an „Was willst du denn? Sieh zu dass du Land gewinnst, oder...“ weiter kam er nicht. Haruhi rammte ihm wortlos die Faust in den Magen. Als er sich vor Schmerz und vor allem vor Überraschung nur ein klein wenig krümmte, schoss ihr rechter Fuß sofort vor und krachte gegen seinen Kopf. Wie es ihr gelang ihr Bein so weit hochzukriegen sollte mir immer ein Rätsel bleiben, auch wie sie es schaffte das ganze so vollkommen locker und leicht aussehen zu lassen. Jede ihrer Bewegungen war fließend und schnell gewesen, sie hatte keine Sekunde gezögert. Der Mann knallte auf den steinernen Boden und schlug hart mit dem Kopf auf. Kyon konnte selbst vom Eingang aus noch das leise Knacken hören. Er musste ohnmächtig sein, zumindest bewegte er sich nicht mehr, wenn man mal von einem gelegentlichen Zucken absah. Ohne den Mann noch eines Blickes zu würdigen, ließ sie sich nieder und winkte den Wirt zu sich heran.
„Ein Bier.“ sagte sie strahlend, ohne sich im Geringsten um die Blicke der Anwesenden, welche zwischen ihr und dem Verletzten hin und her schwankten, zu scheren. Misstrauisch ließ der Wirt das Glas auf den Tresen krachen, hoffentlich zahlte sie bevor die sie umbrachten. Haruhi schnappte sich das große Bierglas, nahm einen tiefen Schluck und verzog angewidert das Gesicht „Bäh! Das schmeckt ja widerlich, was ist das? Abwasser? So was würde man an der Tafel meiner Mutter niemals auftischen, sie würde den Braumeister hängen lassen.“ langsam drehte sie den Kopf und sah sich in dem dreckigen Schankraum um „Wer ist der Anführer von euch Abschaum? Ich habe keine Lust mit jedem einzeln zu reden.“
Der Mann neben Haruhi wandte sich zur ihr um. Kyon schluckte, das was dort neben ihr saß war sicher kein Mensch, es war eher ein riesiger Berg aus Fleisch, aus dem zwei winzige Schweinsäuglein hervorblitzten. Auf seinem Kopf sprossen ein paar blonde Haare, auch wenn die wenigen Härchen auf dem fleischigen, breiten Kopf hoffnungslos verloren wirkten. Er musste locker drei Köpfe größer sein als Haruhi, ach was rede ich da, eher vier. Er trug eine kurze Fellhose und eine ärmellose Weste, neben seinem Stuhl lehnte eine gewaltige Keule. Abschätzend betrachtete er das Mädchen von oben herab, wer war diese Verrückte?
„Ah gut, das dachte mir schon irgendwie.“ lächelnd prostete sie ihm zu.
„Ach? Und warum?“ seine Stimme klang wie das Brüllen eines Bären, obwohl Kyon sich sicher war dass jeder Bär vor ihm davonlaufen würde um sich verängstigt in irgendeiner Höhle zu verkriechen.
„Ganz einfach, du hast diesen Ausdruck freundlicher Bösartigkeit und ehrlicher Hinterhältigkeit in den Augen, gemischt mit einem gesunden Maß an Brutalität. Das gefällt mir.“
„Dasselbe wollte ich gerade über dich sagen.“
sein Blick wanderte zu dem Mann der, noch immer zuckend, am Boden lag „Du hast den armen Davos ganz schön übel zugerichtet.“
„Oh, ja kann sein.“
erwiderte Haruhi schulterzuckend „Wird er es überleben?“
„Hab schon schlimmeres gesehen. Wenn man ihn sofort zu einem Medikus bringt, der seinen Schädel versorgt, könnte er vielleicht durchkommen.“
„Vielleicht.“
sie starrte ungerührt in die kleinen, dunklen Augen des gewaltigen Mannes. Niemand machte Anstalten dem Verletzten zu helfen. Als sich, sehr viel später, endlich jemand erbarmte war es bereits zu spät für den Armen. „Wie heißt du?“
„Bulldoz. Und wer bist du, meine Hübsche? Ich weiß gerne die Namen meiner Opfer.“
„Haruhi, Haruhi Silberblatt. Meine Mutter ist die Matriarchin von Vanidarien, Göttin des Nordens, Tochter des Weißen Baums und Gottkönigin von Varos.“

Sofort machte sich Aufregung unter den Männern an den Tischen breit. Viele zogen lange Dolche, einige sogar Schwerter und sprangen begeistert auf.
„Ruhig! Unser Geld läuft schon nicht weg!“ hielt Bulldoz sie zurück, bevor er sich wieder Haruhi zuwandte „Wusstest du dass der Vizekönig, ganz inoffiziell natürlich, ein nettes Kopfgeld auf dich ausgesetzt hat, Kleine?“
„Nein, aber damit habe ich gerechnet. Wie hoch ist es?“
fragte sie unbeeindruckt nach.
„5000 Goldstücke. Selbst wenn ich es mit meinen Männern teile, bleibt noch immer ein kleines Vermögen für mich übrig.“ er sah irgendwie nicht so aus als würde er besonders viel mit seinen Männern teilen, Kyon fragte sich ob die wohl je mehr als ein paar Münzen von dem Kopfgeld sehen würden.
„So wenig?“ Haruhi klang ernsthaft beleidigt, dabei konnte man mit dem Geld eine kleine Armee ausrüsten „Koizumi! Erinnere mich daran dem Vizekönig zu schreiben. 5000! Was für eine Frechheit. Alleine das wäre schon ein Kriegsgrund.“
„Glaubst du wirklich, dass du noch Gelegenheit hast dich zu beschweren?“
fragte Bulldoz neugierig nach.
„Nun falls nicht, möchte ich dich bitten ihn von meiner Unzufriedenheit in Kenntnis zu setzen sobald du meinen Kopf ablieferst.“ erwiderte Haruhi schulterzuckend.
Ihr Auftreten verwirrte Bulldoz, sie zeigte keinerlei Angst vor ihm oder seinen Männern. Langsam ließ er seinen Blick über ihren Körper schweifen, sie war hübsch. Was für eine Verschwendung, wirklich schade dass er sie töten musste „Wir könnten uns uns vielleicht etwas besser kennenlernen bevor ich dir die Kehle durchschneiden muss.“
„Mhm, wenn wir die Sache mit dem Umbringen weglassen, gehe ich vielleicht sogar darauf ein.“
Ich bin mir bis heute noch immer ziemlich sicher, dass sie das nicht ernstgemeint hat, hoffe ich jedenfalls.
„Ein großzügiges Angebot, aber am Ende des Tages zählt leider nur das Gefühl von Goldmünzen in meinen Händen, die ich mit ehrlicher Halsabschneiderei verdient habe. Außerdem,“ jetzt fing er an zu Grinsen „kann ich mir vorher auch einfach nehmen was ich will, oder etwa nicht?“
„Ja, das könntest du und vielleicht würde es dir sogar gelingen. Aber, bisher ist niemand über mich hergefallen oder hat mich umgebracht. Also können wir uns noch ein wenig unterhalten.“
als der große Mann nickte, winkte sie strahlend den Wirt heran „Zwei von dem Schnaps aus Belunda und zwar nichts vom dem Billigen, obwohl du hier vermutlich nur billiges Zeug hast.“
Als der Wirt unsicher zu Bulldoz sah, erklärte dieser sich bereit die Rechnung zu bezahlen, er war schließlich höflich. Außerdem würde das Mädchen nicht mehr zahlen können wenn sie erst einmal tot war. Sofort als Haruhi das kleine Glas in Händen hielt kippte sie den Inhalt in einem Zug runter. Kyon wurde schlecht als er das sah. Was tat sie da? Haruhi war doch nüchtern schon schlimm genug. Kurz sah er sich nach den Anderen um. Yuki starrte ausdruckslos ins Nichts, Koizumi tat so als würde ihn das alles nichts angehen und Asahina versuchte möglichst nicht aufzufallen. Aber keiner zeigte auch nur eine Spur von Panik, dabei wäre Panik mehr als angebracht gewesen!
„Was führt dich eigentlich hierher? Also, außer Todessehnsucht.“ dröhnte die Stimme des Mörders durch den Schankraum.
„Ich bin auf der Suche nach tapferen, ehrenhaften Männern für meine Leibwache.“ antwortete Haruhi ernst.
„Was? Und da kommst du hierher?“ er stieß ein kurzes, bellendes Lachen aus „Vielleicht bist du doch nicht so klug wie ich zuerst dachte.“
„Ich hatte gehofft hier jemanden zu finden der den König genauso sehr hasst wie ich.“
„Und warum sollten wir den König hassen?“
fragte er belustigt nach.
„Die Grander sind Usurpatoren. Vor über 100 Jahren haben auch die Republiken an der Seite der rechtmäßigen Könige gekämpft. Es ist eure Pflicht für die Auguster zu...“
„Die Auguster sind tot! Alle. Warum sollten wir für ihre verfaulten Leichen kämpfen?“
warf einer der Männer irgendwo im Raum ein.
„Wären die Auguster so tolle Herrscher gewesen, hätte wohl kaum das halbe Reich gegen sie rebelliert oder?“ meinte ein Anderer.
„Dann hasst ihr vielleicht die Arroganz der Königlichen, sie...“ fuhr Haruhi unbeirrt fort.
„Arrogant? Die haben uns nie irgendwas getan.“ murmelte jemand.
„Ich hab Verwandte in Alexandrieska, die sind nettere Menschen als die meisten Republikaner.“ meldete sich der Nächste, sie gingen Haruhi damit langsam auf den Geist.
„Gut, was ist mit den königlichen Steuern, die sind doch sicher viel zu hoch.“ versuchte sie es mit einem anderen Argument.
„Sehen wir aus als würden wir Steuern zahlen?“ rief wieder einer der Störenfriede dazwischen.
„Die Abgaben sind nur hoch wenn Vanidarien mal wieder rebelliert und der König mehr Soldaten braucht um den Aufstand von euch Hinterwäldlern niederzuschlagen!“ meckerte ein Weiterer.
„Diese Schreihälse hätte ich nicht gerne in meiner neuen Leibwache. Sie fangen an mir auf die Nerven zu gehen.“ seufzte Haruhi.
„Seh ich genauso.“ zornig drehte Bulldoz sich zu seinen Männern um, die sofort verstummten. „Haltet endlich die Schnauze und kümmert euch um euren Scheiß! Ich unterhalte mich hier. Wenn die Zeit zum töten gekommen ist, sage ich euch hirnlosen Idioten schon früh genug Bescheid.“
„Danke, das ist schon viel besser.“
„Keine Ursache. Du sagtest, du brauchst Leibwächter? Meine Männer und ich sind nicht billig, außerdem müsstest du uns vorher noch das Kopfgeld auszahlen.“
er rieb sich nachdenklich übers schwabbelige Doppelkinn.
„Natürlich, ich bin bereit jeden Preis zu bezahlen den du verlangst.“
„Ach? Und wo hast du so viel Gold versteckt?“

Leichtfüßig sprang Haruhi von ihrem Stuhl auf, wirbelte umher und kam neben Lady Asahina zum Stillstand. Sofort packte sie die rothaarige Mimir an den Schultern, zog sie vor sich und präsentierte sie strahlend ihren neuen ´Freunden`. Asahina schrumpfte unter den musternden Blicken der Männer zusammen und fühlte sich sichtlich unwohl.
„Ganz niedlich, bringt sicher einen guten Preis wenn man sie an eins der Bordelle verkauft. Aber ehrlich gesagt ist das nicht mal genug für das Kopfgeld.“ murmelte der Mörder unbeeindruckt.
„Du denkst viel zu plump. Das hier, ist eine echte Mimir. Asahina, Tochter von Aratarn und Miranda. Die ist ihr Gewicht in Gold Wert, ach was sag ich da, dein Gewicht in Diamanten!“
„Eine Mimir?“
Bulldoz musterte das rothaarige Mädchen noch einmal, diesmal mit deutlich mehr Interesse. Er war auf seinen Reisen durch die Republiken oft in Benjii gewesen, sie sah wirklich aus wie eine Mimir. Nur ihre Augen passten nicht ganz, sie waren von einem seltsamen Rotbraun. Lag vermutlich daran, dass ihr Vater ein Silberblatt war. Davon hatte er gehört, diese seltsame Verbindung sorgte damals in Benjii eine Weile für Unruhe. Damals war die Rebellion der Silberblätter gerade in vollem Gange gewesen und man fürchtete in den Krieg hineingezogen zu werden. Den Saum ihres Kleides verzierten Pinguine, die Wappentiere der Mimir und der ernst dreinblickende Typ hinter ihr, der aussah als würde er vor Wut über Haruhis Worte gleich platzen, trug das Wappen der Trellik, der Leibwächter der Mimir. „Ja.“ sprach er zögerlich „Ja, das Lösegeld einer Mimir würde ausreichen.“
„Also, kommen wir ins Geschäft?“
fragte Haruhi lächelnd.
Bulldoz brauchte eigentlich gar nicht erst lange zu überlegen wie seine Antwort lauten würde. Dieses Mädchen hatte ohne Zweifel Mut und es würde ihm vielleicht sogar ein klein wenig leid tun, wenn er sie umbrachte. Kurz dachte er daran zum Schein vorerst auf ihr Angebot einzugehen. Es könnte sicher interessant werden, noch ein wenig in ihrer Nähe zu sein, bevor er ihren Kopf und die Mimir an sich nahm. Er hatte kein Problem damit seine Geschäftspartner zu verraten, das tat er immer wenn es Gewinn versprach. Aber das wäre in diesem Fall unklug. Seine Beute befand sich hier, direkt vor seiner Nase. Später konnte ihm jemand anders zuvorkommen und das ganze schöne Gold wäre verloren. Nein, es war am besten die Sache schnell hinter sich zu bringen. Die anderen Drei könnte er mit einer sehr sehr hohen Lösegeldforderung nach Benjii schicken. Miranda würde ihre Familie notfalls sogar ruinieren um ihre Tochter gesund zurückzubekommen. Nichts galt den Mimir mehr als ihre Familie, nicht einmal ihr Reichtum. Er hatte nicht vergessen was Haruhi mit einem seiner Männer angestellt hatte, sie konnte sich offensichtlich recht gut wehren. Doch gegen so viele Gegner würde sie keine Chance haben, egal wie schnell sie sich bewegte.
Gerade wollte Bulldoz den Mund öffnen und seinen Männern den Befehl zum Angriff geben, doch er konnte es nicht. Verwirrt versuchte er es noch einmal, aber nichts an seinem Körper gehorchte dem Mörder mehr. Für alle anderen musste es so aussehen, als würde er noch immer über seine Antwort nachdenken, während er unbeweglich dasaß. Er konnte selbst seine Augen nicht bewegen und dann spürte er es. In seinem Kopf passierte etwas, etwas Unerklärliches. Seine Erinnerungen, Gedanken, ja sein ganzes Bewusstsein waren in Aufruhr, sie verschoben sich, sie...er wusste nicht was mit ihnen passierte, wusste nicht was in seinem Kopf geschah und das ließ Panik in ihm aufsteigen. Zum erstenmal in seinem Leben machte ihm etwas Angst. Was um alles in der Welt ging hier vor sich? Es war, als würde eine unsichtbare Macht alles an ihm verändern was ihn je ausgemacht hatte, alles was er war. Haruhi starrte ihn aus ihren großen, braunen Augen ungeduldig an, er versank darin, sie schienen zu versuchen ihn zu verschlingen und dann...
Und dann, existierte plötzlich nur noch Nichts. Nur für den Bruchteil einer Sekunde.
Bulldoz blinzelte verwirrt und hielt sich die Hand vor Augen, er konnte sich bewegen. Natürlich konnte er sich bewegen, dachte er ärgerlich. Warum sollte er sich auch nicht bewegen können? Langsam sah er sich in dem Schankraum um, sie warteten ungeduldig auf seine Antwort. Dachte er wirklich schon so lange nach? Seltsam. Dabei brauchte er doch gar nicht lange zu überlegen wie seine Antwort lauten würde. Er würde dieses seltsame, aber irgendwie auch interessante, Mädchen als Leibwächter begleiten, zusammen mit einem Dutzend seiner besten Männer. Die Bezahlung war sicher nicht schlecht, sie hatte eine Mimir als Freundin und die zahlten immer gut. Wenn er sie später verriet könnte er theoretisch sogar noch viel mehr Geld rausholen, das wäre sicher nicht besonders schwer, aber nein, er war niemand der seine Geschäftspartner verriet, das tat er niemals.



Sie standen im Gesindeviertel mitten auf der Straße und Kyon hatte sich noch nie so sehr gefreut die Sonne wiederzusehen. Der Mörder hatte auf das Kopfgeld verzichtet, aber der Preis für seine Männer war trotzdem noch immer mehr als stattlich. Haruhi war, ganz beschwingt von ihrem Erfolg, bereits vorausgestürmt und belästigte gerade irgendeinen armen Straßenhändler der nichts als Schrott verkaufte. Mikuru hatte sie mitgeschleift und Yuki folgte ihnen langsam. Nur Koizumi stand noch immer neben ihm.
„Was ist da drin passiert?“ fragte Kyon, als er es endlich schaffte seine Stimme wiederzufinden „Und viel wichtiger, warum leben wir noch?“
„Weißt du, Kyon, jeder von uns könnte genau das Gleiche versuchen wie Haruhi eben. Wir könnten das gleiche sagen, uns genauso bewegen, genauso reden. Und trotzdem würden wir am Ende mit aufgeschlitzter Kehle in irgendeiner Gasse enden.“
„Und wieso hat es dann bei ihr funktioniert?“
„Ich dachte das hätte ich dir bereits in Benjii gesagt.“
Koizumis Augen bohrten sich förmlich in ihn. Noch ehe Kyon etwas erwidern konnte, stand Haruhi plötzlich vor ihm und starrte ihn an.
„Haben die Mimir Geld in der Stadt?“
„Mhm? Ja, es gibt hier einen Handelskontor der Mimir, aber...“
diese Frage gefiel ihm nicht, was wollte sie denn jetzt schon wieder?
„Gut. Dort hockt bestimmt irgendein Mimir, der wird dich oder Mikuru sicher erkennen. Sag einfach du brauchst Geld um mehr Männer anzuheuern. Berichte dass wir auf dem Weg hierher angegriffen wurden, lass einen Brief an Aratarn nach Benjii schicken. Tu was immer nötig ist, aber besorg lieber das Geld, ansonsten werden die neuen Leibwächter sicher sauer.“
„Warum sollten die Mimir deine neuen Wachen bezahlen?“
antwortete er bissig.
„Nicht meine, die von Mikuru.“
„Und warum sollte Mik...Lady Asahina in Gefahr sein?“
„Ganz einfach, wenn die königlichen Soldaten versuchen mich zu ermorden, werde ich direkt hinter Mikuru stehen. War das deutlich genug?“


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Spoiler (Öffnen)
Oh Wunder! Vanidar ist aus seinem Exil ohne Internet zurückgekehrt und beglückt uns mit einem neuen Kapitel!
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Kawaii Kingdom (Aura Kingdom AAR mit Vanidar)
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Die Goldene Faust, Thera AAR
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Re: [AAR] God is a Girl

Beitragvon Mimir » 23. August 2013 16:53

Kapitel 10: Die Diener der dunklen Götter


Ja, genau das waren Haruhis Worte, sie ist bei weitem nicht so nett wie es manchmal den Anschein hat, wie ich bereits mehrmals erwähnt habe. Also mussten wir dank Haruhis wahnwitziger Idee sich einfach mal ein paar fiese Mörder zu mieten zu einem Handelskontor der Mimirs in Gurilia stapfen. Der Weg dorthin, zum anderen Ende der Stadt, sollte sich jedoch als weit leichter erweisen als tatsächlich das Geld zu bekommen. Denn nur weil Lady Asahina die Tochter der 2. Erbin von Haus Mimir war hieß das noch lange nicht dass sie einfach so Geld abholen konnte. Denn die Mimirs gingen äußerst sparsam und vorsichtig... ach, wem will ich hier was vormachen? Die Mimirs werfen für ihre Familie mit Geld nur so um sich. Das größte Problem war es überhaupt in das Kontor zu kommen, denn Dutzende von Händlern hatten sich dort bereits aufgebaut und versuchten einen Termin zu bekommen. Zudem war es schon recht spät, mit anderen Worten gab es kaum Hoffnung in das Kontor zu kommen. In diesem Moment fiel mein Blick auf Yuki, diese stellte sich ein wenig Abseits auf und bewegte ihren Mund, wieder ertönten irgendwelche seltsamen Wörter. Haruhi schien von der ganzen Sache gar nichts mitzukriegen und versuchte den Anfang der Schlange zu sehen in dem sie immer wieder auf der Stelle hüpfte, sie war wirklich ungeduldig. Nachdem Yuki ihren Arm wieder senkte hatten es sich die ganzen Händler jedoch anders überlegt, sie alle drehten auf der Stelle um und gingen nach Hause, ein weiterer Zwischenfall der mich an meiner geistigen Gesundheit zweifeln ließ. Haruhi ignorierte das ganze natürlich gekonnt und nahm es einfach als einen glücklichen Zufall hin. Somit konnten wir also unbehelligt in das Handelskontor gelangen und mit dem dortigen Vertreter von Haus Mimir sprechen. Ich will euch die unendlich langweilige Prozedur, welche notwendig war um an Geld zu kommen, ersparen und überspringe es daher einfach elegant. Stattdessen schauen wir uns lieber an was derzeit mit einem leicht psychisch instabilen Mädchen geschah, oder noch besser. Lasst uns zuerst an einen ganz anderen Ort gehen, und mit ganz anderen Ort meine ich eine Gegend die öfters als 'Republik der Toten' bezeichnet wird, auch bekannt als Linistien. Dort fand zu ungefähr der selben Zeit in der wir in einem Kontor hockten ein sehr merkwürdiges Treffen statt.

2105. Jahr der Sonne, Ruinen der Stadt Linistien, Republik der Toten:

Es gab ein grelles Leuchten inmitten dessen was einst die Kirche der Stadt gewesen war. Dort schwebte ein waberndes, purpurnes Oval einen knappen halben Meter über dem Erdboden. Es schwebte dort schon seit mehreren Jahren, genaugenommen seit der Katastrophe von Linistien welche die Stadt entvölkert hatte. Aus Gründen die sich Menschen wohl nie im Leben erklären konnten blieb es bis zum heutigen Tage unentdeckt. Eigentlich war der Grund ziemlich simpel, die Erschaffer des Portals hatten es geschafft die Suchtrupps welche nach Überlebenden Ausschau halten sollten von der Kirche wegzulocken, eine einfache Lüge von wegen eine Seuche habe dort ihren Ursprung gehabt hatte gereicht damit sich niemand dem Ort näherte. Zusammen mit dem Leuchten erschien auch eine Gestalt vor dem Portal, es handelte sich um eine äußerlich sehr junge Frau, gekleidet in eine pinke Robe welche nicht allzu viel von ihrem Körper bedeckte. Ihre Haare waren grün gefärbt und in ihrer rechten Hand hielt sie einen kurzen Dolch. Sie blickte nach links und rechts, dort standen jeweils drei Männer und drei Frauen, vor jedem von ihnen lag eine Leiche, hinter ihnen waren zwei weitere Menschen angekettet. Dies waren also die armen Trottel die sie beschworen hatten. Der Name der jungen Frau war Shion, ein uralter Name, beinahe so alt wie Shion selbst. Denn trotz ihres Aussehens war sie weit älter als ein gewöhnlicher Mensch je sein würde. Der Chaosgott Slaanesh hatte ihr ewige Jugend im Tausch für ihre Dienste gegeben, ein Handel den die eitle Shion nur allzu gern angenommen hatte. Wann immer sie nicht gebraucht wurde lebte sie im Warp, oder so nah an seiner Grenze wie es Möglich war. Der Anblick des Warp war eine der schönsten Sachen die es für Shion gab, und die Kultisten hatten sie herausgerissen. Natürlich war es geplant, aber enttäuscht und verärgert war sie dennoch. Die Gestalten gingen vor ihr auf die Knie und beteten sie an, zurecht. Immerhin war sie ein Herold des Slaanesh, sie stand weit über diesen niederen Kreaturen die vor ihr knieten. Dies waren also die Kultisten welche Tephus hier auftreiben konnte, sie würde ein ernstes Wörtchen mit dem Herold des Nurgle sprechen müssen, denn sie bezweifelte ernsthaft dass die paar Gefangenen und Kultisten ausreichen würden für dass was sie geplant hatte. Sie gab den knienden Menschen ein Zeichen, daraufhin machten diese sich sofort daran die verbliebenen Gefangenen umzubringen. Ein paar schnelle Schnitte und die Kehlen waren durchtrennt, dann trat Shion persönlich zu jedem Kultist und rammte ihren Dolch in die Herzen dieser Männer und Frauen. Sie alle gaben ihr Leben freiwillig auf dass ihr Opfer Weg für etwas viel größeres bringen werde. Sofort machte sich Shion daran Worte in einer alten, bösartigen Sprache zu singen, immer und immer wieder.

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Nach einiger Zeit geschah etwas, das Portal flackerte erneut auf und erlosch dann beinahe vollständig, die Macht dieses Portals schien beinahe verbraucht zu sein. Dafür stand ihre Herrin nun vor ihr, eine Dämonin des Slaanesh, die Verkörperung des Todes und der Lust. Die weiße Haut der Dämonin waberte noch leicht auf Grund des erst kürzlich erfolgten Übertritts in die reale Welt, lange Arme mit noch längeren Klauen waren vor der Brust verschränkt und das attraktive, zugleich bösartige Gesicht der Dämonin blickte auf ihre Dienerin herab während sie langsam ihre Flügel ausbreitete. Sie trug eng anliegende, schwarze Kleidung welche aus einer Art Leder zu sein schien. Abgesehen davon hatte sie nichts weiter bei sich. Schließlich begann sie zu sprechen.
„Gute Arbeit, Shion. Ich nehme an wir kommen rechtzeitig zu unserem Treffen?“ Shion, welche in der Zwischenzeit auf die Knie gefallen war blickte zu ihrer Herrin empor und antwortete
„Alles läuft nach Plan, Herrin. Wir waren die letzten welche gerufen worden, daher wird es die anderen nicht stören wenn wir ein wenig später kommen, zumal sie uns brauchen werden. Die Opfer die Tephus gefunden hat waren allerdings eher miserabel und schlecht geeignet um ein solch mächtiges Wesen wie euch zu beschwören, Herrin.“
„Oh? Tephus macht selten Fehler, habe ich zumindest gehört. Er hat sich bisher als äußerst fähig erwiesen in dieser Welt unentdeckt zu bleiben.“
„Können wir uns sicher sein dass er wirklich unentdeckt war?“
„Das könnt ihr in der Tat.“ ertönte eine hustende Stimme hinter Shion und der faulige Gestank von Verwesung drang in ihre Nase. Sie erhob sich und drehte sich um. Dort standen zwei Personen. Die eine war ein Mann in abgerissenen Sachen, mit Ausschlag auf seinem Gesicht und Haut die sich von seinem Körper pellte. Dies war Tephus, Herold des Nurgle. Neben ihm stand ein Mann mit einem großen Lächeln im Gesicht und einer Robe welche seinen Körper komplett verhüllte, dies musste ein Diener des Zunichtemachers sein, zumindest schien er nicht von Khorne zu kommen. „Außerdem waren die Kultisten wohl mehr als gut genug. Dav'os hier hatte sich mit regelrechtem Eifer freiwillig gemeldet für eure Herrin zu sterben.“ Shion wollte schon zu einer Antwort ansetzen wurde jedoch vom Mann neben Tephus unterbrochen.
„Wie auch immer, ihr seid alle hier, dass ist es was zählt. Ich denke es ist an der Zeit unsere neuen Verbündeten zu sagen wie es momentan aussieht, meinst du nicht auch, Tephus?“
„Natürlich, entschuldigt mich. Gut, es sieht momentan nicht gut aus. Unser Feind hat bereits viele Diener auf diese Welt gebracht, er hat hunderte niederer Dämonen beschworen, Gerüchten zufolge ist es ihm sogar gelungen einige Kreischer zu entsenden, dazu wissen wir jedoch noch nichts näheres. Es ist trotzdem noch alles in der vorbereitenden Phase, für die Ausführung des Plans muss er noch zwei Jahre warten, erst dann ist es soweit. Wir haben also noch genug Zeit um ihn aufzuhalten. Bisher haben wir schon Schritte eingeleitet, wir haben eine Dienerin in der Nähe des Ziels welche bereit zum zuschlagen ist. Außerdem habe ich persönlich dafür gesorgt dass die Menschen auf die Dämonen welche bereits hier wandeln aufmerksam werden, ich rechne damit dass sich in Kürze erste Erfolge abzeichnen werden. Wir würden gerne wissen was der Dunkle Prinz zu tun gedenkt, und wie ihr seinen Plan ausführen wollte.“ Shion sah zu ihrer Herrin empor, diese nickte nur kurz. Daraufhin wandte Shion sich wieder Tephus zu und begann zu erzählen.


Ich könnte euch natürlich die Spannung nehmen und verraten was da erzählt wurde, aber das wäre doch langweilig, oder? Ganz meine Meinung! Ihr werdet schon früh genug erfahren worum es geht, momentan sieht es allerdings so aus als wenn in den Republiken und Belunda mehr Dämonen als Menschen leben. So, lasst uns nun also zu Asakura übergehen, dem leicht instabilen Mädchen das versucht hatte mich umzubringen, denn sie ist noch lange nicht raus aus dieser Geschichte.

2105. Jahr der Sonne, irgendwo in den Gassen von Gurilia:

Die Stimmen waren in Aufruhr, redeten vollkommen durcheinander. Sie diskutierten miteinander, stritten, sie waren sich nicht einig. So was war bisher noch nie vorgekommen und Asakura hatte keine Ahnung wie sie damit fertig werden sollte. Die Stimmen beratschlagten was als nächstes zu tun war, jetzt wo noch andere auf dieser Welt waren. Doch wer? Hatte die junge Magierin die Wahrheit gesagt? Waren wirklich der Erzfeind und der Dunkle Prinz auf dieser Welt vertreten? Und wenn sie es waren, wem diente die Magierin selbst? Khorne fiel aus, Malal hatte kein Interesse mit anderen zusammenzuarbeiten, Zuvassin war den anderen Göttern zu suspekt als dass sie zusammenarbeiten würden, die Ratte war nicht mächtig genug, Hashut hatte nur Zwerge unter seiner Kontrolle. Und Necoho, nun er würde mit einer Einmischung zugeben dass es Chaosgötter gibt, was seinem ganzen Wesen widersprach. Also wer? Vielleicht doch Khorne? Nein, das geht nicht die Dienerin war doch eine Magierin gewesen und der Blutgott... so ging es nun schon seit Stunden, immer hin und her, jede Möglichkeit wurde zehnmal durchgegangen, immer wieder der Vorschlag gemacht in den Süden zu reisen um sich mit den anderen zu beratschlagen, das hieße jedoch den Auftrag aufzugeben den man erhalten hatte, ein Ding der Unmöglichkeit. Asakura machten die Stimmen zu schaffen, trieben sie langsam in den Wahnsinn, nun ja, noch tiefer in den Wahnsinn als sie ohnehin schon war. Hinzu kamen die Menschen welche vor ihr auf der Straße standen, die ganze Zeit schon plapperten sie über die unwichtigsten Dinge. Schließlich reichte es Asakura, sie zog ihr Messer und stürmte auf die Straße hinaus.
„Seid still!“ schrie sie während sie immer und immer wieder auf die Männer einstach die sich vor der Taverne versammelt hatten und nichtsahnend die Wut einer verrückten Mörderin auf sich gezogen hatten. Der Aufschrei schien sogar funktioniert zu haben, nicht nur waren die Männer still, sogar die Stimmen waren wieder auf sie aufmerksam geworden. Sofort begannen sie beruhigend auf Asakura einzureden, versuchten sie zu besänftigen. Erschöpft und leicht lächelnd zog sich Asakura von den Leichen zurück die sie auf der Straße hinterlassen hatte, ihre treue Begleiterin, die vanidarische Katze, hüpfte zu ihr herüber und stieß gegen ihre Hand, was weiter dazu führte dass sie sich beruhigte. Schließlich fassten die Stimmen einen Entschluss, sie sagten Asakura sie solle ihren Auftrag weiterhin ausführen, auf Haruhi aufpassen und jegliche Bedrohung aus dem Weg räumen. Und eine potenzielle Bedrohung gab es bereits, es handelte sich hierbei um eine vermummte Gestalt welche öfters nahe Haruhi zu sehen war. Ein Mörder des Königs? Ein Mörder der Gilde? Wer weiß, jedenfalls wäre es weit sicherer ihn aus dem Weg zu räumen. Asakura wischte das Blut von ihrem Messer und machte sich auf den Weg die Gruppe um Haruhi wieder aufzuspüren.


Während all dies geschah saßen ich und Lady Asahina im Gespräch mit dem Vertreter des Handelskontors fest und versuchten eine beträchtliche Menge des Geldes der Mimir abzuheben. Schließlich gab der Angestellte nach und stellte uns so einiges an Gold zur Verfügung. Zwei Stunden später saßen ich, Lady Asahina, Haruhi und der Rest der Gruppe in unserem Gasthaus beim Abendessen. Dort berieten wir wie es weitergehen sollte, denn Haruhi hatte es doch tatsächlich geschafft uns innerhalb von nur einem Tag durch die interessantesten und gefährlichsten Gebiete von Gurilia zu hetzen. Also musste nun beschlossen werden wohin uns unsere Reise wohl als nächstes führen würde.

„Ich will Nurc sehen! Und die Eisenberge! Und die Monster die dort leben! Das wird bestimmt super interessant! Meint ihr nicht auch?“ Haruhi war vollkommen außer sich aus Vorfreude darüber diese 'interessanten' endlich sehen zu können. Von Monstern in den Eisenbergen wusste Kyon zwar noch nichts, aber irgendwo wird Haruhi es schon aufgeschnappt haben. Lady Asahina meldete sich zu Wort
„Ähm, also ich würde vorschlagen dass wir zuerst nach Juliues reisen, immerhin liegt es direkt auf dem Weg und...“
„Ach, das ist doch unwichtig! Die Stadt ist bestimmt so langweilig wie Gurilia und Benjii! Nurc wird viel spannender sein! Außerdem müssen wir ja irgendwann zurück um nach Linistien zu kommen, da können wir auch gleich in Juliues vorbeischauen!“ Bevor Asahina etwas einwerfen konnte stimmte Kyon, sehr zu seinem Missfallen, Haruhi zu
„Haruhi hat recht, Lady Asahina. Wenn wir zuerst ganz in den Westen reisen und Juliues umgehen können wir dort auf dem Rückweg vorbeischauen, außerdem werden wir dort dann dem Fest der Unabhängigkeit beiwohnen können, dass dürfte selbst Haruhi interessieren.“ Obwohl sie alles in ihrer Möglichkeit tat um uninteressiert auszusehen konnte Kyon dennoch erkennen dass er Haruhis Neugier geweckt hatte
„Was soll dass für ein komisches Fest sein?“
„Es ist ein großes Fest dass jedes Jahr um diese Zeit in Juliues stattfindet um den Tag zu feiern an dem Juliues unabhängig und ein Teil der Republiken geworden ist. Es sammeln sich hunderte Gaukler, Feuerspucker, Seiltänzer und Händler in Juliues um beim Fest ihre Waren und ihr Talent zu zeigen, es sind immer die Besten der Besten anwesend wenn das Fest beginnt. Ich glaube Lady Miranda hatte mal erwähnt dass sie mit Lady Aleyandra aus Vanidarien da war, eure Tante wenn ich mich nicht irre.“ Plötzlich strahlte Haruhi förmlich. Während sie anfing zu sprechen fiel Kyons Blick auf Mampfi der gerade versuchte den Tisch hinauf zu klettern. Haruhis Worte lenkten ihn jedoch wieder ab.
„Daran kann ich mich noch erinnern! Wird Cora da sein? Ich habe gehört dass sie eine der besten Feuerspuckerinnen der Republiken sein soll! Und werden auch Messerwerfer da sein?“
„Meine Mutter wird auf jeden Fall da sein!“ sagte Tsuruya gut gelaunt und sorgte dafür zum ersten Mal dafür dass Haruhi sie ansah.
„Deine Mutter war doch Cora, oder?“
„Jupp, genau das ist sie! Sie ist jedes Jahr auf dem Fest und zeigt was sie so kann. Vom morgigen Tag an haben wir noch vier Wochen bis das Fest beginnt, wir können uns also im Westen noch Zeit lassen, vor allem bei den heißen Quellen in den Eisenbergen werden wir wohl eine Weile bleiben können!“
„Gut, dann ist es entschieden! Wir reisen zuerst nach Westen und machen uns danach auf dem Weg um dem Fest beizuwohnen! Irgendwelche Einwände?“ Natürlich hatte niemand Einwände, Koizumi, Lady Asahina und Tsuruya sagten nur kurz 'Nein', Yuki begnügte sich damit den Kopf zu schütteln und in ihrem Buch weiterzu... wo hatte sie das Buch her? Das hatte sie vorhin doch noch nicht gehabt, oder doch? Egal, Kyon wandte sich wieder an Haruhi und stellte die Frage deren Antwort er eigentlich schon kannte
„Angenommen ich hätte etwas dagegen, was würde dann passieren.“
„Ich würde dich mit meinen super tollen Überredungskünsten davon überzeugen dass alles in Ordnung ist und du würdest mitkommen! Was dachtest du denn?“ Ja, was dachte Kyon eigentlich? Natürlich würde Haruhi ihren Plan weiter verfolgen und alle Wiederworte ignorieren. Kyon ließ seinen Blick über den Tisch schweifen, alle schienen recht müde zu sein nach diesem anstrengenden Tag, alle außer zwei. Zum einen war da Haruhi die immer noch breit grinsend auf ihrem Stuhl saß und sich wahrscheinlich schon die tollen Abenteuer ausmalte die noch kommen würden. Zum anderen war da Mampfi, der hatte inzwischen sein Ziel erreicht und saß auf dem Tisch während er Salat, Tomaten und diverse Früchte die vom Abendessen übrig geblieben waren in sich hinein schaufelte. Schließlich packte Haruhi den Bären und nahm ihn auf den Arm, zusammen mit ihrem Haustier begab sie sich mit einem fröhlichen 'Gute Nacht! Schlaft gut, und seid Morgen pünktlich wach!' auf ihr Zimmer. Kurze Zeit später ging auch Tsuruya zu Bett, doch bevor Koizumi und Lady Asahina ebenfalls gingen hielt Kyon sie auf. Mit einem Blick auf Yuki, welche nur kurz nickte, begann er den Beiden von seinem treffen mit der verrückten Mörderin zu erzählen.


Ich will es euch Lesern ersparen die Ereignisse noch einmal durchgehen zu müssen. Während ich also damit beschäftigt war von der verrückten Asakura und meiner Rettung zu berichten springen wir für euch weiter nach Süden wo Sir Abbendis, Dathrohan und Morgraine sich mit Lord Fordring trafen, dem Besitzer von Burg Stratholme und der umliegenden Ländereien und Dörfer.

2105. Jahr der Sonne, Herzogtum Belunda, Burg Stratholme

Morgraine und seine Begleiter ritten an der Spitze der riesigen Menschengruppe zusammen mit Sir Wrynn durch die Tore von Burg Stratholme. Auf den Mauern standen dutzende Soldaten in den rötlichen Rüstungen der Wache von Stratholme und hielten nach potenziellen Bedrohungen Ausschau, scheinbar schien die Burg selber noch nicht angegriffen worden zu sein, doch man konnte sich nie zu sicher sein. Morgraine wandte sich an Sir Wrynn
„Über wie viele Männer verfügt Lord Fordring? Und wie viel Ausrüstung hat er?“
„Mein Herr hat 100 Ritter unter seinem Kommando, dazu kommt noch die Wache der Burg, knapp 1.000 Soldaten. Ausrüstung haben wir mehr als genug, unsere Schmieden haben seit dem ersten Angriff der Banditen unentwegt gearbeitet da wir zuerst von einem Angriff der Republiken ausgingen. Brauchen eure Männer Ausrüstung?“
„Die Söldner nicht, die Bauern müssen jedoch ausgerüstet werden. Wir konnten zwar einigen von ihnen Waffen geben aber der Rest ist noch mit Mistgabeln oder ähnlichem bewaffnet, Rüstungen haben sie überhaupt nicht.“
„Ich werde sehen was ich tun kann, wenn es mir möglich ist werde ich zumindest jedem von ihnen einen vernünftigen Speer beschaffen.“
„Ich danke euch, Sir Wrynn. Eine bitte hätte ich noch. Wenn es innerhalb der Kapazität eurer Schmieden liegt würde ich euch darum bitten einige Rüstungen anfertigen zu lassen.“
„Wie viele?“
„Elf...“ er ließ seinen Blick zur Priesterin schweifen und besann sich dann anders „Elf nach dem selben Muster wie unsere Plattenrüstungen, mit einigen Abweichungen. Sie sollen scharlachrote Schulterplatten haben, Verzierungen in der selben Farbe, die Brust selber soll silbern sein. Auf der Brustplatte soll ein rotes 'L' prangen, wie auf diesem Banner da.“ meinte Morgraine und deutete auf die improvisierte Flagge welche die Bauern mit sich geschleppt hatten. „Außerdem noch eine zwölfte Rüstung in den selben Farben, aber nach ihren Anweisungen geschmiedet.“ meinte er während er zu Christine nickte. „Glaubt ihr dass eure Schmiede dies hinbekommen?“ Wrynn überlegte kurz und nickte dann.
„Unsere Schmiede dürften dass durchaus hinbekommen, immerhin sind sie mit dem Anfertigen von Ritterrüstungen vertraut. Warum soll sie eine spezielle Rüstung kriegen?“ fragte er und sah zu Christine herüber.
„Das erkläre ich euch sobald wir vor Lord Fordring stehen, es ist eine lange Geschichte und ich will sie nicht mehrmals erzählen müssen.“
„Ich verstehe, kann ich sonst noch etwas für euch tun?“
„Ja, könntet ihr für mich einen Kriegshammer schmieden lassen? Ich werde die Anweisungen geben wie er auszusehen hat, zusammen mit der Rüstung. Im übrigen danke ich euch dafür dass ihr bei den Rüstungen an mich gedacht habt, Sir Morgraine.“ sagte Christine und nickte dankend in seine Richtung.
„Einen Kriegshammer? Nun, das dürfte schon ein wenig schwieriger werden, aber wenn ihr meint dass es notwendig ist, ich werde euch nachher zur Schmiede führen lassen. Varimathras!“ rief Wrynn und einer seiner Ritter kam zu ihm hinüber geritten.
„Was gibt es, Sir?“
„Sie und die restlichen Ritter haben die Verantwortung die Söldner und Dörfler von Lordaeron... die Mitglieder des Kreuzzuges hier so gut es geht unterzubringen, ich vertraue darauf dass ihr es schafft. Ich werde währenddessen ihre Anführer zu Lord Fordring bringen.“

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Zwanzig Minuten später schritten Abbendis, Morgraine, Dathrohan und die Priesterin durch die großen Hallen der Burg. Lord Fordring war durch seine Teilnahme am Feldzug gegen Ceicla äußerst reich geworden und hatte einiges an Gold in den Ausbaue seines ganz persönlichen Thronsaals gesteckt, ja man konnte es wahrlich als einen Thronsaal bezeichnen. Das Dach war weit über ihren Köpfen und riesige Statuen von alten Helden Belundas zierten den Weg zu einer Art Thron den Lord Fordring sich hatte aufstellen lassen, scheinbar war er ein wenig eingebildet, dachte Abbendis sich. Von den Dachbalken hingen die Banner des Lords, ein goldener Streitkolben auf rotem Hintergrund. Da fiel es Abbendis wieder ein, Lord Fordring war vor einiger Zeit zu einer kleinen Religion konvertiert die in seinen Ländern aufkeimte, 'Die Bruderschaft des Lichts'. Sie glaubten an das Licht als ein göttliches Wesen welches in der Lage war das Böse aus der Welt zu verbannen. Ihre Gedanken gingen zurück zum Kampf gegen die Dämonen und der Schild welcher aus einer Art Licht zu bestehen schien der Dathrohan geschützt hatte. Konnte es sein dass dieser Gott, dieser Sigmar, von dem die Priesterin redete wirklich existierte und diese Bruderschaft, wenn auch auf Umwege und ohne es zu wissen, ihn anbetete? Könnte die Priesterin selbst eine Heilige sein die von ihm gesandt wurde um Almodozasra von den Dämonen zu befreien? Sie würde mit der Priesterin darüber reden müssen, nachher. Jetzt traten sie vor den Thron auf dem Lord Fordring saß und auf sie herab sah. Er hatte einen langen, braunen Bart und kurze, braune Haare. Sein Gesicht war bereits von einigen Falten durchzogen und er trug eine silberne Plattenrüstung mit einem roten Viereck auf der Brustplatte welches vom goldenen Streitkolben der Bruderschaft geziert wurde.
„Ich heiße euch willkommen, Sir Morgraine. Wrynn hat bereits einen Boten vorausgeschickt um mich davon zu unterrichten was ihr zu sagen habt. Ich selbst bin erst kurz vor dem Boten wieder hier eingetroffen, also lasst mich euch eine Frage stellen. Ihr redet von Dämonen, wie sehen diese Bestien aus von denen ihr behauptet dass sie die Länder durchstreifen?“ Die Direktheit des Lords traf Morgraine unerwartet, das konnte Abbendis erkennen. Nach kurzem zögern antwortete er schließlich
„Es sind grausame Kreaturen, Köpfe mit gigantischen Mäulern, vielen Augen und mehreren Armen. Sie können eine Art Feuer speien und mit ihren Zähnen selbst Rüstungen durchbeißen. Ich kann verstehen wenn ihr es nicht glauben wollt, aber...“
„Oh, ich glaube euch, Morgraine. Die Priester der Bruderschaft des Lichts haben mich schon seit den ersten Gerüchten davor gewarnt dass die Dämonen durchaus real sein könnten. Heute bin ich persönlich mit einigen Leibwächtern ausgeritten um die Gerüchte zu untersuchen, wir trafen tatsächlich auf eine solche Kreatur wie ihr sie beschrieben habt. Wer ist eigentlich diese Frau dort?“ fragte Fordring und sah zu Christine herüber, erst jetzt bemerkte Abbendis dass der Thron von zwei Männern in roten Roben flankiert wurde welche den goldenen Streitkolben auf der Brust hatten. Morgraine erklärte den Anwesenden was es mit Christine auf sich hatte, dass sie mehr über die Dämonen wusste als irgendjemand anderes und dass sie eine Art Magie wirken konnte. Nach seinen Worten begannen die Priester auf den Lord einzuflüstern, dieser nickte und sagte schließlich „Gut, gut. Ich verstehe, ihr habt also jemanden mit euch der von der Kraft des Lichtes durchdrungen ist. Und ihr könnt gegen diese Dämonen kämpfen? Gut, gut. Ich habe gehört dass ihr euch 'Der Scharlachrote Kreuzzug' nennt. Ich schlage euch ein Bündnis vor, die Verbrüderung der Bruderschaft des Lichtes mit eurem Kreuzzug welche gegen die Horden der Dämonen kämpfen wird. Ich bin sicher der Tag war anstrengend für euch, Sir Wrynn wird euch zu Zimmern führen die ihr nutzen könnt, Sir Dathrohan und Sir Morgraine werden sich eines teilen müssen fürchte ich, wir haben nicht mit Gästen gerechnet und daher sind nicht viele Zimmer bereit Gäste aufzunehmen. Lady Christine und Sir Abbendis werden sich ebenfalls eines teilen müssen, ich hoffe das geht für alle in Ordnung? Gut, ruht euch aus. Morgen Nachmittag werden wir dann genaueres besprechen. Ihr dürft gehen“ Noch immer viel zu verwirrt auf Grund der Tatsache dass alles so gut ging drehte die Gruppe um und folgte Sir Wrynn während er sie zu ihren Zimmern führte. Und zum ersten mal seit sie die Ritter traf begann Christine zu glauben dass sie etwas riechen konnte, der unangenehme, ihr jedoch bekannte Geruch des Warp. Jedoch nur einen kleinen Moment, dann war es verflogen. Und sie erklärte es sich damit dass vielleicht noch Spuren des Warp an Lord Fordring hingen nachdem er erst heute einem Dämon begegnet war, wieder beruhigt begab sie sich zusammen mit Abbendis auf ihr Zimmer und dachte zum ersten mal seit ihrer Ankunft in dieser merkwürdigen Welt dass es vielleicht doch eine Chance gab gegen die Dämonen zu bestehen.


Hätte die Priesterin damals nur ihrem Geruchssinn vertraut hätte uns so einiges erspart bleiben können. Leider tat sie es nicht und es geschah was nun einmal geschehen musste. Was das ist? Das werdet ihr noch früh genug herausfinden, hetzt mich gefälligst nicht! Währenddessen war ich endlich damit fertig von meinem Beinahe-Tod zu erzählen und wartete auf die Reaktionen von Koizumi und Lady Asahina, und was soll ich sagen? Ich wurde nicht enttäuscht. Koizumi lächelte wie immer und meinte nur dass er davon bereits erfahren hatte als er vorhin mit Yuki geredet hatte Lady Asahina war ernsthaft besorgt und, ich glaube nicht dass ich es mir eingebildet habe, war den Tränen recht nahe. Gut vielleicht habe ich es mir auch eingebildet, aber sie war zumindest besorgt! Das ist schon einmal etwas! Allerdings schien sie nicht gerade verwundert zu sein dass Yuki Magie benutzen konnte. Scheinbar hatte sogar sie Geheimnisse vor mir. Als ich sie fragte was los war und woher sie wusste was passieren würde wenn Haruhi keine zusätzlichen Leibwächter angeheuert hätte sagte sie nur es sei 'Klassifiziert' und dass sie es mir 'unter keinen Umständen' verraten dürfte. Ich beschloss zu diesem Zeitpunkt einfach aufzugeben und mir keine Gedanken mehr zu machen, daher ging ich zu Bett und fürchtete mich davor was Haruhi wohl für den nächsten Tag vorgesehen hatte.
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Re: [AAR] God is a Girl

Beitragvon Mimir » 25. August 2013 05:09

11. Eine Göttin hat in diesem Kapitel keinen Text, Gott sei dank



2105. J.d.S, Republik Guerilla, westlich der Stadt Guerilla

Keine zwei Tage hatten sie in der Hauptstadt der vereinten Republiken verbracht. Für andere war die prächtige Stadt das Zentrum des Fortschritts und ein wahres Juwel im nördlichen Teil des Reiches. Für Haruhi dagegen war die Stadt einfach nur todlangweilig, es gab keine Dämonen, Monster, Hexen oder verrückte Mörderinnen...nun ja eigentlich doch, aber sie bekam davon nicht besonders viel mit. Kyon würde von sich gerne dasselbe behaupten. Sie lagerten jetzt in einem kleinen Wald einen Tag westlich von Guerilla, Haruhis Abneigung gegen Gasthäuser oder generell ein Dach über dem Kopf, zwang sie weiterhin draußen zu übernachten. Um Kyon herum saßen Koizumi, Asahina und Yuki. Haruhi dagegen hockte mitten zwischen den Mördern von diesem Bulldoz und unterhielt sich angeregt mit ihnen. Die Mörder schienen Haruhi zu mögen. Warum auch nicht? Sie sah gut aus und wenn sie wirklich wollte war sie nicht weniger brutal oder gefährlich als diese Typen. Inzwischen hatten sie Haruhi schon ungefähr ein Dutzend Wurfmesser, versteckte Klingen und Giftfläschchen geschenkt, alles Dinge die Kyon niemals niemals niemals in Haruhis Händen sehen wollte wenn er ehrlich war. Sie verstaute das Zeug allerdings immer sofort in ihrem Gepäck. Zum erstenmal fiel Kyon auf dass sie als einzige in der Gruppe nicht bewaffnet war. Sogar Lady Asahina trug einen Dolch am Gürtel, sie konnte zwar kein bisschen damit umgehen, aber er war ein Geschenk ihres Vaters gewesen. Haruhi müsste doch wenigstens ein Messer oder etwas in der Richtung haben, vor allem da sie auf dieser Reise den ganzen Tag von Leuten umgeben war die sie töten wollten.
„Warum trägt Haruhi eigentlich keine Waffe? Ich habe gehört die Matriarchinnen von Vanidarien ziehen oft auch selber in die Schlacht, müsste sie dann nicht mit einem Schwert umgehen können?“ fragte er Koizumi nachdenklich.
„Kann sie auch. Um ehrlich zu sein ist sie deutlich besser als ich, vermutlich kann sie sogar die meisten Ritter Vanidariens besiegen.“
„W-was?“ das war nun wirklich schwer zu glauben. Gut, sie hatte diesen Verbrecher in der Taverne irgendwie erledigt, aber das war sicher nicht mehr als Glück gewesen.
„Der Kampfstil der Matriarchinnen von Varos liegt Haruhi im Blut. Es ist eine seltsame Kampfweise, sehr unterschiedlich von uns Silberblättern. Die meisten Vanidaren kämpfen lieber eingehüllt in schwere Rüstungen und auf dem Rücken eines Pferdes. Sie dagegen setzt auf Schnelligkeit, aber vor allem natürlich auf Hinterhältigkeit.“
„Schön für sie, aber auch ohne Waffe hilft sich schnell zu bewegen nicht unbedingt viel.“
„Ach, sie benutzt einfach die Waffen ihrer Gegner. Das ist ihrer Meinung nach viel leichter als selber welche mit sich herumzutragen.“
Ja, das klang wirklich nach Haruhi, dachte Kyon. Dabei kam ihm noch eine Frage in den Sinn, eine die ihn schon seit Beginn der Reise beschäftigte. „Warum lasst Ihr euch Haruhis Verhalten eigentlich die ganze Zeit über gefallen, Lady Asahina? Ein Wort von Euch und wir verschwinden zurück nach Benjii.“
„Ich...ich weiß nicht.“ antwortete Asahina und sah unsicher zu Haruhi hinüber „Wenn ich sie ansehe fühlt es sich so...seltsam an. Es ist als würde man direkt in die Sonne blicken, dort ist etwas das ihr Verhalten einfach überstrahlt...es ist schwer zu erklären.“
„Weiße Königin.“ ließ die bis eben noch stumme Yuki leise von sich hören.
„Was?“ fragte Kyon nach, er hatte ganz vergessen dass sie auch noch da war.
„Ich habe schon einmal davon gehört“ warf Koizumi ein „Es ist eine uralte Legende. In der Zeit als unser Volk noch auf dem Festland lebte, soll es weit im Norden eine mächtige Hexe gegeben haben. Angeblich lebte sie mit ihren Dienern in einem Wald aus silbernen Bäumen. Es heißt sie lebte viele Hundert Jahre lang und aus ihren vielen Nachkommen wurde nach ihrem Tod der Clan der Silberblätter. Es heißt auch ihr verdanken die Silberblätter die weißen Haare und roten Augen, sie soll mit ihren magischen Kräften sehr gerne an ihrer Nachkommenschaft experimentiert haben.“
„Farbe der Augen ist nur ein Nebeneffekt. Augen können Warpstrahlung sehen. Je reiner das Rot ihrer Augen noch ist, desto mehr werden sie davon beeinflusst. In ihren Augen sehen die Matriarchinnen aus wie Göttinnen. Daher kommen Anbetung und Besessenheit gegenüber den Matriarchinnen.“ wow, so viel hatte Yuki schon seit zwei Tagen nicht mehr gesprochen.
„Naja das erklärt zumindest einiges, bisher dachte ich die Silberblätter wären einfach nur verrückt.“ murmelte Kyon, anderseits wenn er dieses alberne Gerede über Magie glaubte war er vermutlich auch schon verrückt, vielleicht hatte er sich Yukis Worte auch nur eingebildet, vielleicht sogar ihre Existenz, ja genau Magie existierte nicht, was für ein bekloppter Schwachsinn.



Zwei rote Punkte leuchteten in der Dunkelheit, zwischen den Büschen und Bäumen hervor, manchmal konnten diese verfluchten Augen wirklich unpraktisch sein, dachte Roger entnervt. Er hatte das Lager lange genug beobachtet, die Gruppe legte sich schlafen und nur noch ein paar Wachposten blieben wach. Er selbst hätte seine Wache auch gerne fortgesetzt, aber das wäre dumm gewesen. Sicher, er könnte die ganze Nacht ohne Schlaf bleiben und über Haruhi wachen, vielleicht auch noch die nächste und so weiter und falls es irgendwann zu einem Kampf käme, würde er vor lauter Müdigkeit nicht mal sein Schwert heben können. Es war im Grunde so schon unpraktisch genug, aber die breite, große Klinge passte zur brachialen Kampfweise der vanidarischen Ritter.


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Roger konnte allerdings auch auf andere Art und Weise kämpfen wenn es nötig war, in den Sümpfen Neideas hatte er nur selten ein gepanzertes Schlachtross gehabt um in den Kampf zu reiten. Mit einem letzten Seufzer wandte Roger sich von dem Lager ab, er selbst hatte seine wenigen Sachen ein ganzes Stück entfernt irgendwo hingeworfen und würde dort ein paar Stunden schlafen. Er traute sich nicht näher am Lager zu übernachten, aus Angst dass sie ihn entdecken würden. Während er sich durch den lichten Wald bewegte, bezweifelte Roger dass er überhaupt auch nur eine einzige Minute Schlaf finden könnte. Schon jetzt drehte er sich immer wieder unruhig in Richtung Lager um und lief mehr als einmal fast gegen einen Baum. Vermutlich würde er die ganze Nacht wach liegen und sich um Haruhis Sicherheit sorgen. Am besten er ging wieder zurück und verschob das mit dem Schlafen noch um ein oder zwei Nächte. Er versuchte sich damit zu beruhigen dass Haruhis Leibwache den Königlichen nicht mehr hoffnungslos unterlegen war. Allerdings bestanden die neuen Wachen ausschließlich aus Republikanern, was ihn dann irgendwie doch nicht beruhigen konnte. Seit Guerilla wusste er, die Menschen in den Republiken sind verrückt.
Als er sich in Guerilla mal kurz auf die Suche nach etwas zu Essen machte, war er vor einer Taverne aus ein seltsames Mädchen aufmerksam geworden. Sie hatte immer wieder panische Blicke um sich geworfen und mit sich selbst irgendwelchen Unsinn geredet. Unter ihrem Kapuzenumhang sah man nicht viel von ihr, nur ein paar dunkelblaue Haare fielen ihr ins Gesicht. Einige Männer, dem Aussehen nach einfache Arbeiter, die gerade die Taverne betreten wollten, hielten verwundert an. Einer von ihnen näherte sich dem verwirrten Mädchen und versuchte beruhigend auf sie einzureden. Roger hatte es von einer Gasse aus beobachtet, die Freunde riefen dem Mann zu er solle wieder zurückkommen, damit weiterkonnten. Sein Name war Davo S. gewesen oder so, Roger hatte nicht genau zugehört. Plötzlich hatte das Mädchen ohne Vorwarnung einen Dolch gezückt und den Mann unter wütenden Schrein abgestochen. In einer wirklich beeindruckenden Geschwindigkeit war sie dann auf die restlichen Männer losgegangen. Sie hatten versucht sich zu verteidigen und eigentlich hätte sie gewinnen müssen! Selbst wenn sie einen Dolch hatte, letztendlich war es nur ein junges Mädchen gewesen. Aber irgendwie gelang e ihnen nicht diese Verrückte unter Kontrolle zu bringen. Ein oder zwei flohen um die Stadtwache zu holen, als die Wachen ankamen hatte die Irre sich längst aus dem Staub gemacht. Roger wusste seitdem mit ziemlicher Sicherheit eins, die Frauen außerhalb von Vanidarien hatten eindeutig einen Knall. Konnten sie denn nicht einfach so wundervoll und nett sein wie Haruhi?
Gerade als er vor lauter Sorge wirklich zurückgehen wollte, hörte er neben einem Baum ein leises Miauen. Dort schlich eine Katze um ein Vogelnest herum, dass sie vermutlich aus dem Baum geholt hatte. Es war eine vanidarische Katze, er hatte in seiner Heimat mehr als genug von den Viechern gesehen, von daher hielt sich seine Bewunderung über die seltsame Katze sehr in Grenzen.
„Verzieh dich!“ Roger hob einen kleinen Stein auf und warf ihn auf die Katze. Der Stein traf das Tier am Kopf und es sprang erschrocken zurück. Es hatte ihr nicht wirklich wehgetan, aber normalerweise bewunderten die Menschen eigentlich ihr außergewöhnliches Fell oder ihre Augen, aber noch nie hatte jemand etwas nach ihr geworfen! Was war los mit dem weißhaarigen Idioten? Wütend fauchte sie Roger an. Er machte einen Schritt auf sie zu und die Katze machte sich dann doch lieber davon. Roger hockte sich hin und hob das große Nest auf. Zwischen zerbrochenen Eiern und kleinen Zweigen hockte ein kleines, gelbes Küken und zwitscherte aufgeregt vor sich hin. Was es wohl war? Das Küken konnte in seinen Augen alles mögliche sein, er hatte keine große Ahnung von Vögeln und erst recht nicht von der Tierwelt außerhalb Vanidariens. Noch immer fiepte es aufgeregt vor sich hin und ruckte panisch hin und her. Es hatte auch jetzt noch schreckliche Angst.
Ohne genau zu wissen warum warf Roger sich hektisch nach rechts, rollte sich ab und sprang sofort wieder auf. Dort wo er eben noch gehockt hatte, ragte jetzt ein Wurfmesser aus dem weichen Waldboden. Seine Hand flog an den Schwertgriff auf seinem Rücken, zog das schwere Schwert und hielt es schützend vor sich. Zwischen den Bäumen schnellte dieses verrückte Mädchen hervor dass er in Guerilla gesehen hatte. Wollte sie ihn umbringen weil er ein Zeuge ihrer Tat war? Oder war sie eine Mörderin der Gilde, geschickt um Haruhi umzubringen? Was immer es war, ihm blieb keine Zeit mehr um darüber nachzudenken. Das Mädchen hielt einen langen, gekrümmten Dolch vor sich und rannte weiter auf ihn zu. Roger versuchte ihr den Kopf mit einem einzigen, sauberen Schlag abzutrennen. Doch sie tauchte blitzschnell unter seinem Schwert weg, unterlief seine Verteidigung und war plötzlich direkt vor ihm. Er warf sich zur Seite und der Dolch schrammte nur harmlos über das Kettenhemd unter seiner Kleidung, dann war sie auch schon vorbei gerauscht. Er hatte kaum genug Zeit um sich umzudrehen, als sie auch schon wieder vorstürmte. Die Mörderin stach nach seinem Gesicht um ihm die Klinge ins Auge zu rammen. Rogers Kopf ruckte nach rechts und er ließ sich gleichzeitig zurück fallen. Der Dolch fügte ihm einen langen Schnitt an der linken Wange zu. Ohne sich um das Blut in seinem Gesicht zu kümmern, versuchte Roger erneut sie mit seinem Schwert zu treffen, aber eher hätte er versuchen können den Wind selbst zu töten. Sie wirbelte einfach um ihn herum. Immer schneller ließ er sein Schwert kreisen und ging jetzt selber zum Angriff über, aber schon nach einigen Schlägen merkte er wie sinnlos das war. Sie versuchte jetzt gar nicht mehr ihn anzugreifen, sondern wollte ihm scheinbar zeigen wie einfach sie seinen Schlägen ausweichen konnte. Eine ganze Weile ging das so weiter, bis Roger sich endlich zu einer, für ihn, schweren Entscheidung durchringen konnte. Noch ein letztes mal schwang er die schwere Waffe um die Mörderin auf Abstand zu halten, dann warf er das Schwert einfach davon und zog seinen eigenen Dolch.
Roger stach nach ihr und versuchte gleichzeitig mit seinen schweren Stiefeln nach ihren Beinen zu treten. Er erwartete dass sie versuchte auszuweichen, wie sie es bisher die ganze Zeit schon getan hatte. Tatsächlich taumelte sie zurück um seinem Tritt zu entgegen, als der Dolch niedersauste packte sie aber einfach Rogers Handgelenk und hielt ihn auf. Überrascht von dem festen Griff des Mädchens, versuchte er den Dolch weiter nach unten zu drücken, oder sich wenigstens aus ihrem Griff zu befreien, kam aber nicht besonders weit. Sie war stärker als er! Wie konnte dass sein? Er hatte noch nie einen Menschen getroffen, der ihn so spielend leicht aufhalten konnte, was war sie? Zorn stieg in Roger auf und er wollte ihr seine linke Faust in das nervtötend lächelnde Gesicht rammen. Doch sie war schneller. Ihr Schlag traf ihn hart auf der Brust und er taumelte nach hinten, während ihm die Luft wegblieb. Er hatte es genau gehört, da war mindestens eine Rippe angebrochen. Sie beobachtete ihn interessiert, als er ihr sein Messer entgegenstreckte, dafür würde sie büßen.
„Na los, versuch das noch mal du verdammte Hexe! Abschaum wie du wird Haruhi niemals etwas antun!“ Er hätte die kleine Pause lieber dazu nutzen sollen zu Atem zu kommen, anstatt sinnlos herumzubrüllen. Anderseits schienen seine Worte das Mädchen irgendwie zu verwirren, denn sie stürmte nicht sofort wieder auf ihn zu.
„Du willst Haruhi beschützen?“ ihre Stimme jagte Roger einen Schauer über den Rücken, sie klang ganz anders als er es sich vorgestellt hatte. Irgendwie auf eine fast schon nervige Art und Weise freundlich, überfreundlich um genauer zu sein.
„An mir kommst du nicht vorbei, als könnte mich so etwas wie du jemals besiegen! Lass uns weitermachen, ich habe gerade erst angefangen!“
Doch das Mädchen machte sich gar nicht erst die Mühe ihm zu antworten. Stattdessen schien es fast als würde sie an ihm vorbeistarren und ihn gar nicht mehr wahrnehmen. Fast als lauschte sie einer unsichtbaren Stimme die nur sie hören konnte. Ihr Gesicht verzog sich plötzlich und sie wirkte zum erstenmal missmutig, anscheinend hatte sie etwas gehört was ihr nicht besonders gefiel. So schnell und leise wie sie aufgetaucht war verschwand die Mörderin auch wieder zwischen den Bäumen.
Roger hatte ehrlich gesagt nicht die geringste Lust sich an ihre Verfolgung zu machen. Schwer atmend ließ er sich neben dem Küken am Rand ihres kleinen Schlachtfeldes zu Boden fallen. Er würde es niemals zugeben, aber dieser Kampf wäre für ihn nicht gut ausgegangen. Bisher hatte er sich für nahezu unbesiegbar gehalten, aber dieses Mädchen...war sie überhaupt ein Mensch? Wie konnte sie so stark sein? Mit einem richtigen Schwert hätte jeder ihrer Schläge ihm vermutlich den Arm brechen können. Das Küken zwitscherte begeistert und versuchte neben ihm auf und ab zu hüpfen. Wenigstens einem schien der Kampf gefallen zu haben.
„Du hast recht, die hatte nie eine Chance gegen mich, vermutlich ist sie deswegen abgehauen.“ sagte Roger zuversichtlich und schloss seine Hand sanft um den kleinen Vogel, um ihn sich auf den Kopf zu setzen, wo das Küken es sich sofort zwischen seinen weißen Haaren bequem machte. Sollte diese Irre ruhig noch einmal versuchen sich an Haruhi heranzuschleichen, um sie feige zu meucheln. Das nächste mal würde er die Mörderin nicht nur verjagen, sondern töten. Denn er war unbesiegbar, er war der himmlische Beschützer einer Göttin, er war der Beste, er war Preußen. „Wie wärs mit einem Namen für dich? Ich dachte da an so etwas wie, Gilbird.“



2105. J.d.S, Herzogtum Vanidarien, Vanidos

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Dieser verfluchte Tephus! Er hatte sich geweigert ihr den Aufenthaltsort ihrer Zielperson zu nennen. Auch wenn sich ihre Meister aus der Not heraus gegen Tzeentch verbünden mussten, trauen würden sie sich niemals. Alles was die Lady wusste, war dass das Mädchen sich nicht mehr in Vanidos aufhielt. Trotzdem trugen ihre schwarzen Schwingen sie gerade direkt auf die grauen Mauern der Zitadelle von Vanidos zu. Die Dämonin musste wissen wo das Mädchen war und zwar schnell. Ohne langsamer zu werden hielt die Dienerin Slaaneshs auf die Mauer zu und glitt durch den Stein hindurch, als würde er für sie gar nicht existieren. Sie fand sich in einem dunklen und erstaunlich karg eingerichtetem Raum wieder. Sie war schon einmal hier gewesen. Zweimal hatte sie diese Welt schon besucht, lange bevor Shion endlich genug Macht ansammeln konnte um sie zu beschwören. Damals war die Lady hier nicht viel mehr gewesen als ein Geist, eine gestaltlose Kreatur die nur dazu in der Lage war den Sterblichen irgendwelche Versprechungen einzuflüstern. Aber jetzt hatte sie ihren Körper ebenfalls in diese Welt geholt. Sie konnte endlich selber den Willen des dunklen Prinzen erfüllen und hier würde sie anfangen, im Zimmer der Matriarchin von Vanidarien. Ihre Flügel verformten sich und bildeten eine schwarze, zähflüssige Masse die mit ihrer Kleidung verschmolz, bis sie sich in nichts mehr von dem Leder unterschied. Langsam näherte sie sich dem Bett im Zentrum des fast leeren Raumes, hier war anscheinend nicht einmal die Herrscherin besonders reich.
Das Bett war leer. Wütend zischend drehte die Dämonin sich um als sich die Tür öffnete. Sie rechnete mit einer Falle, einem Angriff der vanidarischen Ritter, nicht dass sie vor Sterblichen Angst haben müsste. Aber stattdessen trat nur eine Frau in einem dunklen Kleid aus Seide und mit langen, schwarzen Haaren ein. Sie war Anfang Dreißig, auch wenn sie deutlich jünger aussah, die Matriarchinnen von Vanidarien alterten äußerlich nur recht langsam, aber lebten trotzdem meistens nicht besonders lange. Sie hatten es nicht so mit dem, in Würde altern, meistens starben sie vorher. Weiße Narben zeichneten sich auf ihren Armen ab und zeigten dass Tegara sich während ihrer Rebellion auch gerne selbst in die Schlacht geworfen hatte.
„Ich wusste du würdest wiederkommen.“ sagte die Matriarchin, ihr Lächeln zeigte nicht die geringste Spur von Angst beim Anblick der Dämonin. Sie musste zugeben dass die Matriarchin für eine Sterbliche außergewöhnlich schön war. Nicht umsonst hatte sie damals den Herzog von Vanidarien zur Rebellion gegen seinen König gebracht. Es hieß nach einer einzigen Nacht mit ihr trug ihn seine Leidenschaft bis in das Herz des Königreichs und das obwohl er nicht mehr als 900 Männer hatte. Aber sie war leider nicht zu ihrem eigenen Vergnügen hier, es gab im Moment wichtigeres.
„Wo ist sie?“ fragte die Dämonin kurz angebunden.
„Nicht mehr hier und das ist wohl auch gut so.“
„Erinnerst du dich nicht mehr an unser erstes Treffen, Tegara? Vor fast zehn Jahren, nach deinem dritten und letzten Aufstand, führte man dich und deine Tochter nach der Niederlage in den Thronsaal des eroberten Vanidos und als du sahst wie der König dich und die kleine Haruhi musterte wusstest du es, nicht wahr?“
„...“ Tegara schwieg nur, sie hatte niemals vorgehabt ihren Teil der Abmachung einzuhalten, ganz egal was die Dämonin sagte.
„Damals konntest du es in seinen Augen sehen, richtig? Du konntest sehen wie es in seinem Kopf arbeitete, wie er seine Möglichkeiten abschätzte Vanidarien, und vor allem dich, jemals unter Kontrolle zu halten und wie er letztendlich zu dem einzig logischen Ergebnis kam: die Matriarchinnen endgültig loszuwerden. Er würde einige seiner Männer aus den nördlichen Kronlanden zu eurer Bewachung abstellen. Männer die ihre Heimat und ihre Familien an deine Ritter und dein Wüten verloren. Sie hätten euch beide leiden lassen, lange, sehr lange. Konstantin würde sich nicht selbst die Hände schmutzig machen, das wusstest du. Er erweckt zu gerne den Anschein besonders ehrenhaft zu sein. Der General der Vanidos plünderte wurde seines Postens enthoben und als Belunda ohne Grund Ceicla niederbrannte, wollte er deren Herzog dafür sogar vor Gericht stellen, obwohl der König im Geheimen selbst den Befehl gab. Vermutlich hätte er eure Mörder hinterher sogar hinrichten lassen, ein schwacher Trost.“
„Und dann standest du neben mir.“ flüsterte die Matriarchin.
„Gut, du erinnerst dich also doch noch.“ die Dämonin hatte sich damals in Tegaras Kopf gezeigt und ihr offenbart welches Schicksal sie und ihre Tochter ohne Hilfe erwarten würde. „Mein Meister ist in den Geist des Königs eingedrungen und hat ihn davon abgebracht euch zu töten. Ohne ihn wäre die Linie der Matriarchinnen an diesem Tag zu Ende gewesen.“
„Ja, danke, war wirklich nett von ihm und jetzt verschwinde endlich.“ grenzenlose Überheblichkeit schwang in der Stimme der Matriarchin mit.
„Ein einfaches Dankeschön wird nicht ausreichen. Deine Tochter ist dem dunklen Prinzen versprochen. Ich sollte sie schon vor zwei Jahren mitnehmen!“ wenn die schwarze Lady an ihren Besuch vor zwei Jahren dachte stieg noch immer Zorn in ihr auf. Ohne feste Gestalt war sie damals nicht der Lage gewesen Haruhi mit Gewalt aus Vanidos zu bringen und musste unverrichteter Dinge wieder abziehen.
„Ich weiß, aber das konntest du nicht, denn du bist nichts weiter als ein machtloser Geist. Also spar dir deine leeren Drohungen, das hat schon damals nicht funktioniert.“
Eine der Krallenhände der Dämonin schnellte vor und schloss sich um den Hals der überraschten Matriarchin. Hatte Tegara wirklich geglaubt es würde so einfach werden? Die Dämonin hob die Matriarchin ohne Schwierigkeiten hoch und rammte sie dann mit dem Rücken gegen die Wand. Während Tegara an die Wand gedrückt wurde, versuchte sie verzweifelt sich aus dem Griff zu befreien. Ihre Hände kratzten über das schwarze Leder am Arm der Dämonin, doch sie konnte nicht einmal der Kleidung dieses Wesens einen Kratzer zufügen.
„Fühlt sich das an wie ein Geist? Wo ist deine Tochter? Ich habe keine Zeit mich mit einer Möchtegerngöttin auseinanderzusetzen.“
„Verrecke Dämon. Der Geist des weißen Baumes wird dich und deinesgleichen wieder vom Antlitz dieser Welt tilgen.“ spie Tegara aus.
„Große Worte, für jemanden der mich vor zehn Jahren um sein Leben anbettelte.“
„Ich habe nie um mein Leben gebeten, nur um das meiner Tochter. Mach was immer du willst Dämon, es ist mir egal.“ Ja, das war es. So viel konnte sie ohne Probleme erkennen. Die Matriarchin wusste dass sie keine Chance gegen einen Dämon hatte, sie fügte sich in ihr Schicksal. Aber niemals würde sie vor ihrem Tod verraten wo sich Haruhi befand. Zwar hatte Tegara die Reise ihrer Tochter anfangs für eine schlechte Idee gehalten, aber wenigstens war sie dadurch aus Vanidos fort. Vielleicht gelang es ihr dieser Dämonin zu entkommen, sie war schlau.
Die andere Hand der Dämonin legte sich plötzlich erstaunlich sanft rechts an Tegaras Kopf. Die schwarze Lady lächelte und näherte sich der verwirrten Tegara weiter, bis ihre Gesichter einander fast berührten. Der Geruch der Dämonin war seltsam, abstoßend aber zugleich auch betörend und sinnlich. Das Mondlicht fiel durch die Fenster hinein und Tegara konnte zumindest halbwegs erkennen was gerade passierte, auch wenn sie es gar nicht sehen wollte. Die Kleidung der Dämonin begann sich zu bewegen. Erst dachte Tegara sie bildete sich das nur ein, nur eine Sinnestäuschung die ihr ihr Verstand vorgaukelte. Wie erstarrt beobachtete sie wie das Leder zerfloss und zu einer schwarzen, zähflüssigen Masse wurde die sich langsam in Bewegung setzte. Die Dunkelheit wanderte die Dämonin hoch und sammelte sich auf ihrem Arm, unförmig und wabernd. Dadurch gab es den Blick frei, auf den makellosen weißen Körper der Dämonenprinzessin, welcher im blassen Mondlicht noch unheimlicher wirkte. Aber das bekam Tegara gar nicht mehr mit, sie starrte die schwarze Masse auf dem Arm an, und dann starrte die Dunkelheit plötzlich zurück. Zwei große, grausame Augen erschienen in der Finsternis und betrachteten die Matriarchin gierig.
„Falls du nichts dagegen hast, wird mein kleiner Freund hier jetzt ein wenig Spaß mit dir haben.“ flüsterte die Dämonin ihr ins Ohr, am liebsten hätte sie der Matriarchin den Aufenthaltsort von Haruhi selber entrissen, als Dienern Slaaneshs war sie sehr gut darin Schmerzen zuzufügen, aber das hier ging deutlich schneller. Tegara wollte etwas sagen, doch dann bohrte sich auch schon eine der roten Krallen in ihre Schläfe. Sofort kam wieder Bewegung in die Dunkelheit und die Masse schob sich die Hand der Dämonin entlang auf den Kopf der Matriarchin zu. Noch bevor Tegara einen Schmerzenslaut über die Lippen bringen konnte, drang die Dunkelheit in ihren Kopf ein. Das Wesen breitete sich in der Matriarchin aus, füllte jeden noch so kleinen Winkel ihres Geistes. Die Dämonin betrachtete vergnügt wie sämtliche Gegenwehr der Matriarchin sofort erstarb, nur hin und wieder durchlief ein kurzes Zucken ihren Körper.
Nach einer Weile wurde die Dämonin unruhig, ihr Diener sollte eigentlich schon längst fertig sein. Selten brauchte er länger als ein paar Minuten um jemanden zu brechen. Eine halbe Stunde dauerte es, bis der triumphale Freudenschrei des Wesens aus reiner Finsternis erklang, es war fertig. Vermutlich hätte es auch schneller gegen den Geist Tegaras gewinnen können, aber es war ein unvergleichliches Vergnügen für dieses Wesen den menschlichen Geist zu brechen. Ein dünner Blutfaden rann Tegara aus der Nase, anfangs noch rot, dann schwarz wie das Wesen der Dämonin. Ein letztes mal öffnete sich ihr Mund zu einem stummen Schrei, bevor sie endgültig unter dem Druck der Chaosmagie brach, erschlaffte und in sich zusammenbrach. An die Wand gelehnt starrte sie aus leeren, toten Augen vor sich hin, Blut rann aus ihren Ohren und der Wunde an der Schläfe, während die zähflüssige, dunkle Masse aus ihrem Kopf herausfloss um sich wieder den Arm der Dämonin hinaufzuschlängeln. Es breitete sich auf ihrem Körper aus und umschloss sie wieder, bis es aussah wie einfaches, enganliegendes, schwarzes Leder. Die großen, bösen Augen schlossen sich und nichts deutete mehr darauf hin dass ihre `Kleidung´ in Wahrheit ausgesprochen lebendig sein konnte. Die Dämonin strich sanft über das Leder an ihrem Arm, sie war sehr zufrieden mit ihrem Diener. Jetzt wusste sie wenigstens in welchem Teil des Reiches sich Haruhi aufhielt.


Alle Menschen träumen, doch nicht auf die gleiche Weise.
Jene, die bei Nacht in den dunklen Tiefen ihres Geistes träumen,
wachen bei Tage auf und stellen fest, dass alles nur eine Illusion war,
doch die, welche am Tag träumen, sind gefährliche Menschen.
Ihre Träume sind Träume der Hoffnung, der Verbesserung, der Veränderung.
Aus ihnen entstammten die verfluchten Anhänger des Chaos.


Christine von Rauken schlug die Augen auf und sah sich in dem kleinen Zimmer um das man ihr in der Burg zugewiesen hatte. Seit ein paar Tagen saß sie jetzt schon hier in Stratholme rum und hatte erstaunlich wenig zu tun. Davon irgendwelchen Bauern kämpfen beizubringen hielt sie recht wenig, dafür waren die Ritter deutlich besser geeignet. Was die Mitglieder dieser Bruderschaft des Lichts anging, war sie sich noch immer nicht sicher ob sie in der Lage wären die Gebete und Segen Sigmars zu erlernen. Um ehrlich zu sein wirkten sie bisher nicht besonders beeindruckend, fast wie eine billige, schlechtere Version der Sigmarkirche. Um herauszufinden ob die Bruderschaft etwas taugte, war Christine gerade dabei aus ihrem Kopf heraus eine Abschrift des `Deus Sigmar´ zu schreiben, mit bisher eher mittelmäßigem Erfolg. Sie kannte die Gebete zwar auswendig aber schreiben konnte sie noch nie besonders schnell, vielleicht sollte sie den Fürsten der Burg um einen Schreiber bitten. Gestern hatte sie sich mit dem besten Schmied von Stratholme getroffen um über ihre Ausrüstung zu sprechen.

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Besonders anspruchsvoll war sie in Hinsicht auf ihre Rüstung sowieso nicht gewesen, sie würde eh eine weiß-rote Robe darüber tragen, also musste die Rüstung nicht besonders prachtvoll sein. Eine einfache Brustplatte, kurze Armschienen und, das einzig seltsame daran, ein hoher Stahlkragen. Den ungepanzerten Rest ihres Körpers würde sie mit Gebeten an Sigmar bedecken und sich auf seine schützende Hand und ihren Glauben verlassen. Alles in allem waren die Rüstungen der Sigmarschwestern nicht ganz so wuchtig, wie die der meisten männlichen Priester. Letztendlich war aber auch der Kampfstil der Schwestern nun mal auf brachiale Gewalt und Wucht ausgelegt, kein Wunder wenn man mit riesigen Hämmern kämpfte. Daran dem Schmied ihre Vorstellungen von einem vernünftigen Kriegshammer zu beschreiben, war es dagegen fast schon gescheitert. Für den störrischen Mann waren Hämmer in erster Linie Werkzeuge und nur im absoluten Notfall als Waffen zu gebrauchen. Trotzdem würde er ihr einen anfertigen. Nachdem sie die Form beschrieben hatte, war sie zu den Runen gekommen, was den Schmied nur noch mehr verwirrt hatte. Er kannte keine einzige dieser seltsamen Runen, die Christine noch etwas mehr Schutz vor der Magie des Chaos geben würden. Direkt auf dem Hammerkopf würde sich ein Totenschädel befinden, das Symbol des Imperators. Normalerweise krönte ihn ein Lorbeerkranz, aber sie traute dem Schmied nicht zu so filigran und sauber zu arbeiten dass der Kranz am Ende auch wirklich gut aussah. Ihr alter Hammer wurde von einem Zwerg geschmiedet, egal wie sehr der Schmied sich anstrengte, ihre neue Waffe würde niemals an den zwergischen Runenhammer heranreichen.
Aber es hatte keinen Sinn sich über ihre derzeitigen Verbündeten zu beschweren, sie waren alles was sie hatte um diese Welt vor dem Chaos zu retten. Die Ritter und der Fürst wollten erst einmal hierbleiben und sich auf einen Kampf vorbereiten. Aber wie bereitete man sich auf etwas vor das man nicht kannte? Sie wusste rein gar nichts über das Chaos in dieser Welt, sie brauchte mehr Informationen und die bekäme sie sicher nicht durch rumsitzen.
Außerdem hatte sie mal wieder nur Müll geträumt. Diese Dämonin erinnerte sie an die Dienerinnen Slaaneshs, den Chaosgott der Verführung und Lust. Das seltsame Wesen aus Dunkelheit kannte sie allerdings überhaupt nicht. Aber zumindest diese Art von Magie war ihr vertraut, es musste dieser Frau unvergleichliche Schmerzen durch das Foltern ihres Geistes zugefügt haben. Chaoshexer bedienten sich gerne einer ähnlichen Macht, sie leiteten die giftigsten Winde der Magie in den Kopf eines Menschen und folterten ihn damit, aber dieses Wesen beherrschte den Zauber um ein vielfaches besser als jeder Hexer. Sie vertrieb die Gedanken an diesen Traum und versuchte wieder einzuschlafen, es waren noch einige Stunden bis Sonnenaufgang.
Kaum hatte sie die Augen wieder geschlossen, als sie neben sich eine Stimme hörte „Hey! Hey aufwachen! Hey ich rede mit dir!“ es war eine fröhliche, freundliche Stimme. Christine schlug, mal wieder, die Augen auf und sah in ein strahlendes Gesicht, dass sich anscheinend sichtlich freute sie zu sehen. Ein junges Mädchen, vielleicht zehn oder elf Jahre alt, hockte neben ihr und stupste die Priesterin immer wieder mit dem Zeigefinger an der Schulter an. Sie hatte lange, schwarze Haare und trug ein einfaches weiß-orange kariertes Kleid das ihr fast bis zu den Fußknöcheln reichte. Verwirrt setzte Christine sich auf, wo um alles in der Welt war sie? Anstatt in ihrem Bett, saß sie auf einer kleinen, schneebedeckten Lichtung. Die Bäume drumherum aber trugen noch immer ihre Blätter und der Waldboden war frei von Schnee, generell sah er eher ausgetrocknet aus, wie man es in diesem heißen Sommer erwarten würde. Über den Baumwipfeln ragten die Gipfel eines Gebirges auf. Christine hatte es schon einmal gesehen, es befand sich in der Nähe des Dorfes Lordaeron wo sie in diese Welt gekommen war. Damit war sie also wieder am Rande der Einöde von Belunda. War das ein Traum? Der Schnee unter ihr fühlte sich mehr als nur echt an, er war sogar schon eine Spur zu kalt. Das Mädchen hatte neugierig beobachtet wie Christine sich umsah und stand auf. Sie trug keine Schuhe und ignorierte den Schnee einfach.
„Oh gut du bist wach. Nun ja, so wach wie man sein kann wenn man tief und fest schläft“ schränkte das Mädchen sofort ein.
Christine wollte etwas erwidern, aber dann brach sie ab. Etwas an dem Mädchen war seltsam. Die Priesterin brauchte eine Weile um es zu erkennen, sie war eine Zauberin! Eigentlich hätte sie sich gefreut hier in dieser fremden Welt auf eine Magiebegabte zu treffen, aber etwas stimmte nicht mit ihr. Die Winde der Magie umwehten dieses Mädchen, aber in ihrer Nähe waren sie seltsam. Sie bediente sich nicht nur der Kraft der acht Winde, da war noch etwas anderes, etwas das Christine nur allzu vertraut war. Sie umgab die Macht eines Chaosgottes, der Geruch nach dem Blut Hunderter Opfer, so wie bei einem Chaoshexer.
„Du bist eine Hexe!“ rief sie.
„Hexe?“ fragte das Mädchen verwirrt, während sie an sich heruntersah „Hexe? Sehe ich aus wie eine Hexe?“
Die Priesterin erhob sich mit finsterer Miene und machte bedrohlich ein paar Schritte auf sie zu „Ich weiß nicht wie du in Wirklichkeit aussiehst, aber ich kann sehen was du bist, eine Chaoshexe. Du bist eine Dienerin Tzeentchs, ich kann sehen wie die Winde der Magie um dich herum verändert sind, durchdrungen von seiner Kraft.“
„Und wie willst du mich in einem Traum töten?“ fragte das Mädchen mit ehrlichem Interesse in der Stimme. Christine schien sie kein bisschen zu beunruhigen, noch immer blickte sie fröhlich und unbekümmert drein.
„Hörst du etwa meine Gedanken?“ fragte die Priesterin schockiert.
„Nicht absichtlich.“ sagte sie entschuldigend „Aber wir sind nun mal in deinem Traum und damit auch in deinem Kopf, da ist es schwer nicht hinzuhören.“
Naja irgendwie hatte sie ja recht. Konnte man jemanden im Traum töten? Christine konnte sich nicht vorstellen wie, ansonsten hätte die Hexe ihr ja bereits etwas angetan. Es würde ihr schon nicht schaden sich ein wenig die Lügen der Hexe anzuhören, vielleicht war ja sogar ein Funken Wahrheit dabei. „Und warum liegt in meinem Traum überall Schnee? Ich mag keinen Schnee.“ sie wäre vor einigen Jahren einmal fast unter einer Lawine begraben worden, dieses weiße Zeug konnte ihr gestohlen bleiben.
„Aber ich!“ Das Mädchen drehte sich um die eigene Achse und flog mit ihren nackten Füßen geradezu über den Schnee, die Kälte schien ihr nicht das Geringste auszumachen. Sie wirbelte lachend den Schnee auf, bevor sie über ihre eigenen Füße stolperte und mit dem Gesicht voran im weichen Schnee landete. Während sie wieder aufstand und sich lächelnd den Schnee und die Eiskristalle von der Kleidung und aus den Haaren klopfte, wurde Christine nur noch verwirrter. So sahen in dieser Welt Chaoshexer aus? Das war wohl ein schlechter Scherz!
„Wie ist dein Name?“ fragte sie, um ihre Verwirrung zu überspielen.
„Rin.“
„Wie komme ich zu dem Vergnügen, dass du in meinem Traum herumschleichst?“
„Ich war nur neugierig. Du kommst aus derselben Welt wie mein Lord Tzeentch. Ich hatte gehofft mehr darüber zu erfahren.“
„Das erklärt noch immer nicht wie du mich gefunden hast.“ murrte Christine, hatte sie sich so auffällig verhalten dass selbst ein kleines Mädchen sie finden konnte?
„Das war nicht besonders schwer. Wenn mein Lord mich nicht gerade braucht, lasse ich meinen Geist gerne von den Chaoswinden über diese Welt tragen. Sie sind noch recht schwach hier, aber breiten sich von Tag zu Tag weiter aus. Alles was nicht in diese Welt gehört sticht dabei sofort hervor, solche Dinge sind wie...wie Leuchtfeuer. Lange Zeit konnte ich nur die Diener meines Meisters und seiner Brüder ausmachen. Ich war sehr verwirrt als plötzlich ein weiteres Feuer aus einer anderen Welt erschien, eines das vollkommen verschieden ist von dem des Chaos.“ sie zuckte kurz mit den Schultern „Falls du es genau wissen willst, ich bin schon seit ein paar Tagen in deinen Träumen unterwegs. Wer war dieser große Mann mit dem Stahlkragen und den leuchtenden Augen? Er sah wirklich beeindruckend aus.“
„Das geht dich nichts an.“ antwortete Christine bissig. Bei dem Gedanken daran, dass diese Hexe einfach so in ihren Gedanken und Träumen herumstochern konnte, wurde ihr ganz schlecht.
„Es ist wirklich seltsam, dass du durch Zufall auf einen der Risse gestoßen bist.“ sagte Rin plötzlich.
„Risse?“
„Naja das Wort Risse beschreibt es nicht besonders gut. Es sind eher Stellen an denen diese Welt zu verblassen beginnt. Die Grenze zwischen Realität und dem Warp beginnt zu verschwimmen und sich aufzulösen. Die dunkelsten Gedanken der Menschen werden dort wahr. Durch so einen Riss bist du hierher gelangt. Viele Tausend Welten sind mit dem Warp verbunden, doch noch unendlich viel mehr sind es nicht, oder waren es einmal. Eigentlich ist diese Welt an sich nicht besonders wichtig, aber sie war bis vor kurzem noch für lange Zeit vom Warp getrennt. Zum erstenmal seit Tausenden Jahren ist eine neue Verbindung zum Warp aufgetreten und das hat selbst die Götter überrascht. Sie selbst sind nicht in der Lage neue Verbindungen zu erschaffen. Mein Lord hat es als Erster gemerkt. Ein halbes Jahrzehnt später schickte dann auch der dunkle Prinz seinen Geist durch die Risse im Warp und begann sich Anhänger in dieser Welt zu suchen.“
„Slaanesh? Slaanesh ist auch hier?“ der Prinz der Schmerzen und Verführung hatte ihr gerade noch gefehlt, Tzeentch alleine war schon schlimm genug aber wenn seine Brüder ebenfalls hier waren...
„Ja, und seit ein paar Jahren auch Nurgle, der Herr des Zerfalls, genau wie ein ein oder zwei der schwächeren Brüder meines Lords.“
„Was ist mit Khorne?“
„Nein, der Hund des Krieges ist so beschäftigt damit die bekannten Welten mit Tod und Zerstörung zu überziehen dass er blind für alles andere geworden ist.“
„Und wozu braucht Tzeentch dich? Wenn das wirklich deine wahre Gestalt ist, gibt es doch bestimmt...nunja geeigneter und bessere Kandidaten für die Ausbildung zum Chaoshexer.“
„Nein, gibt es nicht.“ und zum ersten mal klang sie leicht eingeschnappt „In dieser Welt leben nicht viele Menschen die die Winde nutzen können. Die Götter sind nicht in der Lage selbst in diese Welt zu kommen, noch ist die Magie hier nicht stark genug für ihre Existenz. Jeder von ihnen verfügt über einen magiebegabten Diener, eine Art Medium, durch dass sie Verbindung mit ihren Anhängern aufnehmen können. Wir...wir...“ das Mädchen zögerte kurz „durch uns führen sie die Rituale aus, die ihnen auch in dieser Welt Macht verleihen. Ich habe sie alle mithilfe der Winde bereits gesehen. Nurgle dient ein Mann namens Tephus, ihn umgibt ständig der Gestank von verwestem und verfaulten Fleisch. Slaaneshs Dienerin ist eine junge Frau mit grünen Haaren. Es gibt noch andere, von unwichtigeren Brüdern meines Meisters, doch ihre Rolle ist nicht besonders groß. Mein Lord nutzte die Kraft der Rituale um Hunderte seiner schwächeren Dämonen herüberzuholen. Sie sollten eigentlich ohne Probleme reichen um diese primitive Welt zu unterwerfen. Slaanesh dagegen hat in den letzten Jahren die gesamte Macht der Rituale gesammelt, um eine seiner mächtigsten Dienerinnen zu schicken. Eine seiner eigenen Töchter, eine Dämonenprinzessin aus den Gärten des Chaos, die schwarze Lady. Sie kontrolliert die Dunkelheit selbst, ihre Anwesenheit zwingt auch meinen Lord dazu bald...drastischere Schritte einzuleiten. Du hast die Lady bereits gesehen, kurz bevor ich aufgetaucht bin.“
„Das war nur ein Traum.“ erwiderte Christine unsicher.
„So wie das hier und trotzdem ist unser Gespräch real, genauso wie der Traum davor. Ich habe es dir gezeigt.“
„Was ist mit der schwarzhaarigen Frau? Wird sie es überleben?“
Rin schwieg eine Weile, bevor sie erstaunlich unbekümmert antwortete „Ihre Ritter werden sie morgen früh finden und sich um sie kümmern. Ihrem Körper geht es recht gut. Sie wird noch atmen, vielleicht kriegen sie sie nach einer Weile sogar dazu etwas zu essen und zu trinken. Vielleicht schaffen sie es sogar, dass sie ein paar Worte nachsprechen kann, fast wie die exotischen Vögel im Westen deiner Welt. Aber letztendlich wird ihr Volk sich nur noch um eine leere Hülle kümmern. Ihre Seele wurde vom Warp verschlungen, nein, verschlungen ist das falsche Wort, eher vollständig ausradiert. Es ist nichts mehr übrig von dieser Frau.“
„Wer war sie?“ Christine war sich nicht sicher dass sie selbst so frei von Angst gewesen wäre, wenn sie dieser schwarzen Lady gegenübertreten müsste. Aber vielleicht hatte diese Frau auch einfach nur nicht gewusst was für ein Wesen sie dort bedrohte.
„Ist das denn noch wichtig? Wer immer sie war, jetzt ist sie tot. Die geballte Magie der Dämonin hat ihren Geist zerschmettert.“
„Warum?“
„Warum was?“ wiederholte Rin verwirrt.
„Warum hast du mir gezeigt was die schwarze Lady tat? Warum erzählst du mir das alles überhaupt?“ Christines Stimme troff vor Misstrauen. Wenn man mit Tzeentch zu tun hatte, konnte man keinem seiner Sinne trauen, dieses Mädchen konnte genauso gut ein Dämon sein, der versuchte sie zu verwirren oder sogar in eine Falle zu locken.
„Ich wollte dass du sie siehst, sie ist eine Gegnerin der du nicht gewachsen bist und das weißt du genau. Horrors, Kreischer, Flammendämonen damit wirst du fertig. Aber ein wahrer Dämon aus den Tiefen des Warp? Sie verspeist dich zum Frühstück und noch mächtigere Wesen werden ihr bald folgen, hier gibt es für dich keinen Sieg zu erringen.“
„Ich weiß noch immer nicht was dich das angeht. Sollte es deinem Meister nicht gefallen wenn ich tot bin?“ erwiderte Christine trotzig, auch wenn sie wusste dass das Mädchen recht hatte.
„Er weiß noch gar nichts von dir. Ihm ist bisher nur aufgefallen dass du nicht mehr in deiner Welt existierst, er denkt du bist einfach nur tot.“
„Tzeentch kann mich unmöglich übersehen haben.“
„Schwer zu glauben, ich weiß. Aber egal in welchem seiner Tausend Pläne, du kommst nie darin vor. Deine Ankunft in dieser Welt war selbst für ihn nicht vorhersehbar.“
„Gut, für mich auch nicht.“ damit schwieg sie und dachte über das Gehörte nach.
„Ich kann dir einen Weg zurück in deine Welt zeigen.“ offenbarte Rin nach einer Weile und riss sie aus dieser nachdenklichen Stimmung.
„Und wie?“ fragte die Priesterin misstrauisch.
„Nicht alle Risse werden von meinem Meister oder seinen Brüdern bewacht, es gibt ein paar die zu klein für ihre Pläne sind und um die sie sich nicht weiter kümmern. Es wäre leicht für dich durch einen dieser Risse in deine Heimat zurückzukehren. In das Imperium von Sigmar Heldenhammer, in die Welt in der es Zwerge, Orks, Elfen und Trolle gibt, die Welt in der du geboren wurdest.“
„Damit ich Tzeentchs Plänen nicht mehr im Weg stehe?“
„Damit du am Leben bleibst. Ich habe seit deiner Ankunft hier viel Zeit in deinen Gedanken verbracht. Man braucht dich in deiner eigenen Welt!“ und das meinte Rin ernst, sie hatte sich die letzten Tage in den Erinnerungen der Priesterin fast schon verloren. Bisher hatte sie nie den Wunsch verspürt in die Gedanken der Menschen einzutauchen. Aber die Erinnerungen der Priesterin hatten sie von den grausamen Ritualen abgelenkt, wenn Tzeentch oder einer seiner Diener mal wieder die Kontrolle über ihren Körper übernahm und sie zusehen musste wie ihre eigenen Hände das Messer führten. Aber wie sollte sie Christine das verständlich machen?
„Ich verteidige meine Heimat von hier aus.“ antwortete die Priestern zögerlich. Was immer das Chaos hier suchte, es war ihnen wichtig, zumindest daran bestand kein Zweifel. Wenn diese Welt fiel wäre das auch für ihre eigene schlecht. Ihren Kampf musste sie hier austragen, diese Welt war ihr Schlachtfeld im ewigen Ringen mit den Mächten des Chaos.
„Wie du meinst.“ sagte Rin, nachdem was sie in den Erinnerungen gesehen hatte, erwartete sie auch nichts anderes, aber einen Versuch war es wert gewesen.
„Aber wenn du mir wirklich einen Gefallen tun willst, dann beantworte mir nur noch eine Frage. Was hat die schwarze Lady gesucht? Wonach suchen die Diener Tzeentchs und die seiner Brüder?“
„Ich...“ Rins Lächeln verblasste und sie starrte betreten in den Schnee, dann sprach mit fester Stimme weiter „Komm an diesen Ort, dann gebe ich dir die Antwort darauf. Ich...ich möchte dass du dabei bist, ich kenne sonst keine anderen Menschen.“
„Wobei soll ich dabei sein? Und wo sind wir hier?“
„Ach du findest den Weg schon. Also dann, wir sehen uns.“ damit drehte Rin sich um und wollte von der Lichtung verschwinden.
„Warte!“ rief die Priesterin. Rin blieb sofort stehen und wackelte mit ausgebreiteten Armen auf einem Bein herum und versuchte das Gleichgewicht zu halten, um nicht schon wieder im Schnee zu landen. Es gelang ihr diesmal sogar halbwegs. „Wenn ich an diesen Ort komme, muss ich dann gegen dich kämpfen, kleine Hexe?“ fragte sie unsicher. Sie hatte schon Chaoshexer getötet, aber ganz sicher keine Kinder, falls das wirklich Rins wahre Gestalt war.
„Nein, nein ich denke nicht.“
Bevor Christine noch eine weitere Frage stellen konnte, wachte sie in dem dunklen Zimmer auf Burg Stratholme auf und zwar diesmal wirklich. In den nächsten Tagen sollte sie sich im Schlaf noch oft mit Rin unterhalten, solange bis sie aus irgendeinem Grund doch zu dieser Lichtung aufbrach. Sie wusste nicht genau warum, jede Faser in ihrem Körper schrie ihr zu „Hey du Idiot, das ist eine Falle!“ aber sie ging trotzdem.


Spoiler (Öffnen)
So, mit einiger Verspätung ist Vanis neues Kapitel nun auch hier lesbar^^
Zuletzt geändert von Mimir am 31. Januar 2014 15:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: [AAR] God is a Girl

Beitragvon Mimir » 25. August 2013 15:53

Kapitel 12: Dezimierung des Feindes


Wie ihr sicherlich gemerkt habt gab es in den letzten Kapiteln vergleichsweise wenig von Haruhi, Lady Asahina und mir zu hören. Tja, ich habe eine freudige Nachricht für euch! Es wird noch eine Weile so weitergehen, denn seien wir ehrlich, ihr wollt doch gar nicht jede Minute der unendlich langweiligen Reise nach Nurc miterleben. Glaubt mir, dass wollt ihr wirklich nicht. Also werde ich die ganze Sache sehr galant lösen, ich werde einfach so lange nichts zu unserer Reise sagen bis sich etwas interessantes abspielt. So, gut dass wir das geklärt haben. Lasst uns nun auch mit der Geschichte fortfahren, und zwar bei einer Schlacht welche so unbekannt ist dass nur wenige Geschichtsbücher über sie berichtet haben. Es handelt sich um die Schlacht von Fort Herdweiler, ein altes, verlassenes Fort im Norden Synkriens, nahe an der Grenze zur Republik Juliues und der Stadt Teremaire. Dieses Fort war seit einem kleinen Grenzkonflikt zwischen den Republiken und Synkrien offiziell ohne Besatzung, offiziell. In Wahrheit sah es so aus dass eine große Söldnertruppe unter dem Befehl des ehemaligen synkrischen Hauptmanns Talwynn dort ihr Lager aufgeschlagen hatte. Bezahlt wurden sie vom Herzog persönlich und ihre Aufgabe war es die Grenze zu den Republiken zu überwachen. Was allerdings nicht einmal der Herzog von Synkrien wusste war dass der Hauptmann einen neuen Herren hatte, ein hoher Adliger am Hofe des Fürstentums Deadlien welcher nur unter dem Namen 'Levon' bekannt war. Und dieser neue Herr hatte dafür gesorgt dass der Hauptmann als Gegenleistung für seinen Dienst von den Göttern belohnt wurde, Hauptmann Talwynn besaß ein Schwert welches scheinbar mit Leichtigkeit jede Rüstung durchdringen konnte, zusätzlich zu seinen erhöhten Reflexen und übermenschlicher Stärke. Und eben jenes Fort dessen Besatzung nun, wissentlich oder nicht, Diener des Tzeentch waren, wurde zum ersten Ziel des Herold des Dunklen Prinzen auf dieser neuen Welt. Seht ihr? Ich kann auch vernünftig schreiben, vielleicht sollte ich mich mal an ein Geschichtsbuch setzen und... egal. Also, seht selbst was sich bei Fort Herdweiler abspielte.

2105. Jahr der Sonne, Herzogtum Synkrien, Fort Herdweiler

Shion stand auf einem Hügel und überblickte die Ebene vor den Toren des heruntergekommenen Forts welches hinter einem provisorischen Graben lag. Sie konnte die Macht des Warp spüren, das Fort lag direkt auf einem Portal in das Reich des Chaos, ohne Zweifel der Grund weshalb die Agenten des Herren des Wandels zu versessen darauf waren es zu halten. Die Gedanken der Magierin schweiften ab, zurück zu einer Zeit welche Jahrhunderte zurücklag. Damals hatte sie Tzeentch gedient, nicht dem Dunklen Prinzen. Der Gott des Wandels hatte ihr viel über die Magie beigebracht, sie gar Magie der dunklen Elfen von Naggaroth gelehrt. Ewige Jugend konnte er ihr jedoch nicht schenken. Daher hatte sie sich von Tzeentch abgewandt und Slaanesh ihre ewige Treue geschworen als er ihr eben jenes Angebot machte, ewige Jugend im Tausch für ihre Dienste. Shion fragte sich ob Tzeentch noch immer wütend auf sie war, sie vielleicht sogar auf Grund ihres Verrats jagen ließ. Oder vielleicht hatte er ihren Verrat vorhergesehen? Ihn gar selbst geplant? Das bezweifelte Shion, sie war sich äußerst sicher dass es ihr und dem Prinzen gelungen war den Gott des Wandels mit ihrer Aktion zu überraschen. Wie auch immer Tzeentch auf ihren Verrat reagiert hatte, ihr nächster Schlag würde ihn noch härter treffen. Sie würde in Kürze den Grundstein für sein Versagen in Almodozasra legen, gemeinsam mit den Kräften Nurgles und des Zunichtemachers würden sie die Horden der Dämonen des Tzeentch aus dieser Welt jagen. Und danach die Truppen der beiden anderen Götter mitsamt diesem verfluchten Tephus vernichten. Dieser meinte er müsse nach einem seiner 'Brüder' sehen und könne ihr daher nicht beim Fort helfen, faule Ausreden wenn man Shion fragte. Aber sein Ende würde schon früh genug kommen, nicht umsonst hatte Shion absichtlich die gesamte Energie des größten Portals in dieser Welt verbraucht, sie und ihre Herrin würden auch gut ohne Hilfe von Dämonen des Nurgle auskommen, ganz davon abgesehen dass es ihren späteren Verrat so viel leichter machen würde. Der Tod machte ihr keine Angst, sie hatte im Warp einen Ausschnitt ihrer Zukunft gesehen, damals als sie noch Tzeentch diente. Sie würde ihren Tod durch das Schwert einer Kriegerin des Sigmar finden, wohlgemerkt durch ein Schwert. Somit fielen die Priesterinnen des Sigmar aus, sie benutzten Kriegshämmer und hatten andere Rüstungen als die Frau in ihrer Vision. Und ansonsten, nun es gab ihres Wissens nach keine richtigen Kriegerinnen des Sigmar. Natürlich gab es weibliche Soldaten im Imperium, aber diese waren keine Auserwählten des Sigmar. Also lag ihr Tod noch in ferner Zukunft, und auf einer ganz anderen Welt.

In diesem Moment trat einer ihrer Diener an sie heran, Da Voss, Anführer des Kults der Grenzenlosen Freuden, einer der wenigen Kulte die ihr Herr in den letzten Jahren in dieser Welt errichten konnte. Er fiel neben ihr auf die Knie ebenso wie sieben weitere Mitglieder des Kultes welche sie hierhin begleitet hatten.
„Herrin, die Männer sind bereit für den Kampf! Wir haben herausgefunden dass nicht mehr als 300 Feinde in diesem Fort sitzen können, angeführt von einem Champion... nein, eher einem aufstrebenden Champion des Tzeentch. Talwynn ist sein Name und er hat bereits einige Gaben von seinem Gott erhalten. Es war äußerst weise von euch zuerst hier...“ sie unterbrach ihn mit einem Tritt gegen den Kopf, der kurze Schmerzensschrei des Mannes ließ sie lächeln und sie spürte bereits wie die Macht in ihr wuchs.
„Du quasselst zu viel, Idiot! Ich weiß selber was weise ist und was nicht. Und jetzt halt deinen Mund. Du da! Ja, du mit dem seltsamen Hut! Geh und sag den Truppen sie sollen angreifen.“
„Seid ihr euch sicher, Herrin? Ich meine, wir sind in der Unterzahl und die Leute da drinnen haben...“ er kam nicht weiter. Mit nur vier Schritten war Shion heran, zerrte den Mann auf die Beine und rammte ihm den Dolch in den Oberschenkel, der Kultist heulte auf.
„Jetzt geh und sag den Truppen sie sollen angreifen, oder soll ich dir vielleicht doch lieber das Herz herausschneiden?“ Der Mann wimmerte noch immer, humpelte allerdings den Hügel hinunter um den Truppen das Signal zu geben. 'Truppen' war ein recht großzügiger Begriff für die Ansammlung von Menschen die Shion im Laufe der Viertagesreise hierher aufgetrieben hatte. Genaugenommen war es jeder Mensch, ob Mann oder Frau, den sie mit einem einfachen, kleinen Zauber betören konnte ihr zu folgen, die meisten von ihnen hatten nur irgendwelche Mistgabeln oder Dolche als Bewaffnung, bei manchen reichte sogar ihr Aussehen um sie davon zu überzeugen ihr zu folgen. Alles in allem waren es vielleicht 150 Männer und Frauen, nicht viel besser als die wenigen Kultisten die ihr zur Verfügung standen, aber diese wollte sie noch nicht verschwenden. Abgesehen davon würde sie diese Männer und Frauen schon bald gegen weitaus mächtigere Verbündete eingetauscht haben. Der Mob, ein besserer Begriff wollte Shion bei weitem nicht für die Ansammlung von Menschen einfallen, stürmte über die Ebene hinweg auf die Mauern des Forts zu. Die Garnison von diesem hatte die Feinde schon von weitem gesehen und sie als geringe Bedrohung eingestuft. Der Hauptmann persönlich führte 100 seiner Männer aus den Toren des Forts auf die Ebene um ein Massaker unter den anstürmenden Truppen anzurichten. Mit anderen Worten, alles lief nach Plan. Shion sah zu ihren Kultisten hinüber. Eigentlich hatte sie geplant Da Voss für diese nächste Aufgabe auszuwählen, allerdings war er der Anführer des Kults. Nein, sie würde jemand anderen nehmen. Sie deutete auf einen Mann welche direkt neben ihr kniete. Voss sah zu ihm hinüber und fragte
„Was ist mit ihm, Herrin?“
„Er hat die große Ehre uns den Sieg zu bringen. Tötet ihn, langsam. Wenn er nicht leidet werde ich dafür sorgen dass ihr es tut. An die Arbeit, und zwar sofort!“ Der Kultist, dem langsam dämmerte was ihn erwartete riss die Augen auf und versuchte etwas zu sagen, jedoch hatten ihn schon drei andere Männer gepackt und Voss machte sich bereits daran ihm die Finger abzuschneiden, sorgte nach jedem Schnitt jedoch dafür dass die Wunde zumindest ein wenig verbunden wurde damit der Mann nicht zu schnell verblutete.

Shion schloss die Augen und genoss die Schmerzensschreie des Mannes hinter ihr und der Menschen auf der Ebene welche gerade jetzt auf die Söldner des Talwynn trafen. Fröhlich vor sich hinsummend öffnete sie ihre Augen und ging zu den beiden verbliebenen Kultisten welche sich nicht an der Folter ihres Kollegen beteiligten, einem von ihnen Schnitt sie die Kehle durch, dem zweiten stieß sie ihren Dolch ins Auge, weit genug um es zu zerstören, nicht weit genug um ihn direkt zu töten. Auch dieser Kultist begann nun zuschreien während Shion ihn liegen ließ und wieder auf die Ebene hinabblickte. Entgegen ihrer Erwartungen hielten sich die Menschen in ihren Diensten besser als sie sich jemals hätte wünschen können. Tatsächlich war es ihnen gelungen ganze 20 der Söldner niederzumachen die ihnen entgegengetreten waren, und das hatte sie nicht mehr als 60 Leute gekostet, wirklich erstaunlich. Dem Hauptmann des Feindes schien der selbe Gedanke zu kommen, denn er rief etwas und wenig später öffneten sich die Tore des Forts und weitere Krieger strömten heraus um sich am Kampf zu beteiligen. Bei der Aufstellung ihrer Truppen hatte Shion dafür gesorgt dass die Männer und Frauen die sie nicht mit Zaubern belegt hatte in den vordersten Reihen standen, somit warne zu diesem Zeitpunkt nur verzauberte Männer und Frauen übrig die nie im Leben wegrennen würden wenn Shion es ihnen nicht befahl. Noch mehr Blutvergießen auf der Ebene, und es war nur der Anfang. Das Gift in den Shion ihren Dolch getränkt hatte schien bei dem Kultisten dessen Auge sie zerstört hatte anzufangen zu wirken. Er schrie noch lauter und versuchte sich verzweifelt in der Wunde zu kratzen womit er die Schmerzen nur verschlimmerte. Schließlich gelang es dem Mann sich aufzurappeln und seinen Dolch zu ziehen. Mit vom Wahnsinn verzerrten Gesicht stieß er die Waffe immer und immer wieder in seinen Bauch, bis er schließlich tot zu Boden fiel. Währenddessen war von dem gefolterten Kultisten nicht mehr viel übrig und er war mehr tot als lebendig. Shion gab Voss ein Zeichen ihn umzubringen und mit dem nächsten zu beginnen. Als der erste Schrei einer Frau hinter ihr ertönte und auf der Ebene die letzten ihrer Diener niedergemacht wurden war es so weit. Zum ersten Mal an diesem Tage entfesselte Shion einen ihrer mächtigsten Zauber, weit stärker als er normalerweise wäre dank des ganzen Leids und den Schmerzen welche in ihrer unmittelbaren Nähe verursacht wurden.

Talwynn lachte während er sein Schwert schwang und die Reihen des Feindes lichtete. Das war schon zu einfach, was hatte diese armen Trottel wohl dazu gebracht zum Fort zu reisen? Vielleicht die Dämonen seines Meisters? Waren diese Männer und Frauen auf der Flucht und dachten dies sei nur ein verlassenes Fort? Nein, dazu hatte das ganze viel zu sehr wie ein geplanter Angriff ausgesehen. Was auch immer der Grund war, es spielte keine Rolle mehr. Der Großteil der Feinde war tot und Talwynn hatte eine beträchtliche Anzahl von ihnen persönlich erschlagen, seinem Schwert konnte niemand gegenübertreten und leben. Er packte den Arm eines Mannes der mit einem Dolch nach ihm hieb und brach ihn mit einer ruckartigen Bewegung. Der Mann schrie auf, verstummte jedoch als Talwynn ihm sein Schwert in den Hals stieß. Er zog seine Waffe aus der Wunde und enthauptete gleich zwei weitere Gegner mit einem Schwung, eine Frau ging mit einer Mistgabel auf ihn los. Er wich einfach aus und trennte der Frau beide Hände ab, dann stieß er seine Waffe durch ihren Rücken direkt in das Herz. Er war der ultimative Krieger, der beste und stärkste Kämpfer den Almodozasra jemals gesehen hatte! Niemand konnte ihn aufhalten, er war unsterblich! Und er... irgendetwas stimmte nicht. Sein Körper bewegte sich nicht wie von ihm geplant. An Statt auf die jämmerlichen Überreste des Feindes loszugehen drehte er sich um und marschierte auf seine eigenen Reihen zu. Warum tat er das? Er versuchte seinen Körper aufzuhalten, er versuchte sich umzudrehen und wurde mit stechenden Schmerzen im gesamten Körper dafür belohnt. Er versuchte erneut sich umzudrehen, mit dem selben Ergebnis. Seine Krieger sahen ihn fragend an als er mit panischem Gesichtsausdruck auf sie zuging. Er hob seinen Schwertarm. Als er versuchte ihn wieder zu senken fühlte es sich an als würde er innerlich verbrennen. Schließlich gab er auf, er folgte den Befehlen die ihm sein Körper gab. Sein Schwert sauste nieder und spaltete den Schädel eines seiner eigenen Männer. Verwirrung setzt bei ihnen ein. Grausames Geheul ertönt aus dem Fort, und hinter ihm. Er will sich umdrehen, sehen was dort los ist. Doch er kann es nicht, was auch immer seinen Körper kontrolliert will nicht dass er sich umdreht. Er sieht nur die Augen seiner Männer, voller Panik während sie an ihm vorbei starren. Dann sieht Talwynn es auf der Mauer von Fort Herdweiler. Es ist eine abscheuliche Kreatur mit mindestens fünf Armen, verrenkten Gliedern und einer rosa Färbung. Sie hatte einen seiner Männer gepackt und zerriss ihn in der Luft bevor sie die beiden Hälften in den improvisierten Graben warf. Noch mehr dieser Kreaturen stürmten an ihm vorbei, von dort wo noch wenige Augenblicke zuvor die Männer und Frauen waren welche diesen wahnsinnigen Angriff geführt hatten. Fürst Levon hatte ihn gewarnt dass Feinde versuchen könnten das Fort zu übernehmen. Er hatte aber nicht gesagt dass diese Feinde keine Menschen waren, sondern Monster welche direkt aus einem Alptraum der übelsten Sorte zu kommen schienen. Wieder streckte Talwynn einen seiner Männer nieder. Er wollte sich selbst in sein Schwert stürzen, doch die Schmerzen waren zu intensiv, er konnte es einfach nicht. Also sah er dabei zu wie er seine Männer abschlachtete, einen nach dem anderen. Das letzte was die Söldner von Hauptmann Talwynn jemals sahen war entweder das furchterregende Gesicht der rosafarbenen Monster welche urplötzlich aus dem nichts auftauchten oder das weinende, von Schmerz und Trauer erfüllte Gesicht ihres Hauptmannes während er sich einen Weg durch die Reihen seiner Männer metzelte.

Zusammen mit Voss und dem letzten lebenden Mitglied seines Kultes schritt Shion auf die Ebene hinab wo sich die Leichen ihrer Diener und der Söldner türmten. Inmitten der erschlagenen Menschen standen vier Chaosbruten, Abscheulichkeiten welche sie mit Hilfe des Warp aus einigen ihrer Diener und einigen Söldnern geformt hatte. Und dann war da noch Talwynn, der Hauptmann über dessen Körper sie mit Hilfe von einem Schmerz und Illusionszauber die Kontrolle erlangt hatte. Der Mann war vollkommen gebrochen, er war gezwungen seine eigenen Männer, seine Freunde zu töten und mit anzusehen wie sie von den Bruten massakriert wurden. Von ihm gab es nichts mehr zu holen. Ein Zeichen genügte und die Bruten zerfetzten den Hauptmann der Söldner an Ort und Stelle. Von den ursprünglichen 28 Bruten hatten sich nur 13 gehalten. Zwei waren erstaunlicher Weise von den Söldnern erschlagen wurden, der Rest hatte die Transformation nicht so gut überstanden und wurde in den Warp gesogen oder ist kurz nach der Umwandlung explodiert. So etwas kann schon einmal vorkommen, selbst den besten Hexern unterlaufen hin und wieder Fehler. Je näher sie dem Fort kam desto mehr konnte sie von dessen Energie spüren. Sie stellte fest dass das Portal eher schwach war, dank dem großen Maße an Schmerz, Leid und Entsetzen welches auf der Ebene entfesselt wurde könnte man allerdings einige Dämonen beschwören, immerhin besser als nichts.. Außerdem wurde hiermit ein größerer Schlag gegen Tzeentch geführt als dieser es wohl erwartet hätte.Falls er bisher nichts von der Anwesenheit seiner Brüder und ihrer Diener auf dieser Welt wusste, dann tat er es jetzt. Allerdings war dies auch Teil des Plans. Solange er sich auf Slaanesh und seine Diener konzentrierte würden die Machenschaften von Tephus und Nurgle unentdeckt bleiben. Shion und die Dämonen des Slaanesh waren die Ablenkung welche viele Truppen des Tzeentch und seiner Marionetten auf sich ziehen würde. Tephus und seine Verbündeten würden der unerwartete Dolch aus der Dunkelheit sein, der direkt in das Herz des Herren des Wandels zielte. Sie blickte zu Voss hinüber. Eigentlich hatte sie geplant ihn noch auf dieser Ebene zu opfern um vielleicht die ein oder andere Dämonette mehr herauszulocken. Allerdings würde es nicht schaden wenn der Kult weiterhin einen treuen Anführer hatte. Andererseits, es gab so viel potenziellen Ersatz und ein einfacher Zauber würde reichen um den gesamten Kult an sie zu binden. Sie drehte sich zum Anführer des Kultes und ging auf ihn zu. Als sie direkt vor ihm stand strich sie über seine rechte Wange und blickte ihm in die Augen. Sie beugte sich vor und flüsterte dem verwirrten Kultisten ins Ohr.
„Du hast gute Arbeit geleistet, Voss. Dein Kult hat sich als äußerst nützlich erwiesen. Komm mit mir, ich werde nun das Ritual beginnen um unsere Verbündeten aus dem Warp zu holen, danach wirst du eine ganz besondere Belohnung erhalten.“ Sie wandte sich von ihm ab und machte sich auf den Weg in das Fort, der betörte Kultist trottete ihr mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund hinterher. Währenddessen machten sich die Chaosbruten daran die Leichen vom Hügel und den Ebenen zu holen und in der Mitte des Forts aufzuschichten. Der Prozess dauerte ganze vier Stunden, hätten Menschen die Arbeit erledigt hätte es wohl noch länger gedauert aber die Bruten waren unermüdlich und äußerst effizient wenn ein starker Wille sie leitete. Als der Sonnenuntergang begann waren die Leichen von knapp 350 Menschen in der Mitte des Forts in einem Kreis mit nur einer Öffnung platziert. Die ganze Zeit über starrte Voss Shion an und wechselte ungeduldig von einem Fuß zum anderen, er konnte seine Belohnung kaum erwarten.Als die Vorbereitungen abgeschlossen waren rief Shion ihn zu sich und bat ihn sich neben sie zu stellen. Dann begann sie ihren Gesang. Wie noch vor wenigen Tagen in Linistien waren diese Worte mehr Namen und uralte Beschwörungsformeln als ein richtiges Lied, jedoch waren diese Namen und Formeln viel schwächer, jünger, als die uralten Formeln und der Name welche nötig waren um die Lady aus dem Warp zu holen.

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Nachdem der Gesang schon mehrere Minuten andauerte zeigte sich langsam aber sicher eine Art Portal in der Mitte des Kreises von Leichen, ganz ähnlich dem Portal welches in Linistien existierte. Schließlich brach Shion ihren Gesang ab und ging auf ihren Diener zu. Sie stand direkt vor ihm und packte ihn an den Schultern.
„Nun, bist du bereit für deine Belohnung?“ flüsterte sie in verheißungsvollem Tonfall. Der Anführer der Kultisten bekam einen glasigen Blick und nickte nur. Shion lächelte und bedeutete ihm sich auf den Boden zu legen, ohne nachzudenken kam er ihrem Wunsch nach. Sie kniete sich neben ihn und sah wie sich freudige Erwartung in seinem Gesicht zeigte. Sie lächelte wieder... dann nahm sie ihren Dolch und stieß ihn in das Knie des Kultisten, sofort verschwand der glasige Ausdruck auf dem Gesicht des Mannes und er schrie auf vor Schmerzen. Ein weiterer Stich ging durch die andere Kniescheibe des Kultisten. Ein letztes mal stach Shion zu und bohrte ihren Ritualdolch in den Bauch von Voss. Mit einem Gesicht in dem sich Schmerz und Verständnislosigkeit spiegelte sah er zu Shion empor die langsam zurückwich. Ein wenig Blut lief aus seinem Mund als er versuchte eine Frage zu stellen
„W-warum? Ich... ich...hatte...“
„Du hast mir wirklich gut gedient, Voss. Und dies ist deine Belohnung. Sei froh! Dein Opfer hat dafür gesorgt dass sich die Kraft dieses Portals vergrößerte! Dank dir kann ein ganzer Jagdtrupp übertreten. Ist das nicht großartig?“ Voss wollte antworten, aber sein Blick fiel auf das Portal. Und was er dort sah ließ ihn verstummen. Natürlich hatten ihn auch die Chaosbruten erschreckt aber diese waren Bestien unter der Kontrolle seiner Herrin, sie waren ungefährlich für ihn solange er sie nicht enttäuschte. Scheinbar konnte man davon nicht mehr ausgehen und daher bereitet ihm der Anblick dessen was nun aus dem Portal kroch die größtmöglichen Schrecken die ein Mensch wohl empfinden kann. Es war ein ganzes Dutzend Dämonen, weibliche Dämonen wie sie aussahen, mit Hörnern und langen Krallen mit einer Haut in einem pinken Farbton. Doch sie waren nicht alleine, sie alle ritten auf Kreaturen die sich nicht beschreiben ließen. Am ehesten ließen sie sich mit fleischfarbenen, entstellten und mutierten Seepferdchen vergleichen. Diese Kreaturen hatten eine lange Schnauze, oder einen Rüssel, und schlängelten sich auf schlangenartigen Körpern über den Boden. Ihnen folgte eine weitere Kreatur, ein Monster welches Aussah wie eine Mischung aus eben jenen mutierten Seepferdchen, Menschen, Reptilien und Skorpionen. Hinter dieser Kreatur schloss sich das Portal, doch Voss hatte andere Dinge gesehen, Dinge die weit schrecklicher waren als all das was bisher durch das Portal gelaufen war. Das Monster mit dem riesigen Skorpionenschwanz stand direkt über ihm. Als es seine Scheren ausstreckte um ihn in zwei zu teilen und in das rüsselartige Maul zu werfen schrie Voss nicht einmal, der Tod erschien ihm wie eine Erlösung, verglichen mit dem was seiner Welt noch bevorstand.

Shion war zufrieden. Die Opfer und das Portal hatten mehr getaugt als sie erwartet hätte. Sie sah zu während sich die Bruten und Dämonen an den Überresten der Menschen labten und lächelte. Alles lief bisher nach Plan, weit besser als nach Plan. Shion schloss die Augen und versuchte mit ihrem Geist mit ihrer Herrin in Kontakt zu treten. Es war ein komplizierter Prozess und äußerst schwierig zu meistern, allerdings war Shion zuversichtlich dass sie es schaffen würde. Sie konzentrierte sich und löste ihren Geist von ihrem Körper, dann flog sie über die Welt, auf der Suche nach ihrer Herrin.


Eine äußerst grausige Geschichte, nicht wahr? Da es offiziell nie eine Garnison in Herdweiler gab dauerte es eine ganze Weile bis jemand herausfand was dort geschehen war, oder besser gesagt bis jemand die ganzen Leichen fand. Erst als der Scharlachrote Kreuzzug Herdweiler von den Streitkräften... Moment. Ich eile der Geschichte zu weit voraus. Andererseits, was bleibt mir anderes übrig? Haruhi, ich und die anderen sind noch immer auf Reise, ungefähr auf halbem Wege nach Nurc, ohne dass etwas nennenswertes passiert wäre. Die verrückte Mörderin schlich noch immer um unser Lager ohne jemanden umzubringen, ebenso wie der verrückte Vanidare der sich manchmal Roger und manchmal Preußen nennt. Und der Kreuzzug? Nun, der Kreuzzug steckte mitten in der Vorbereitungsphase für seinen... nun ja, Kreuzzug halt. Schmiede stellten Rüstungen und Waffen für alle her die es brauchten, die Ritter und Söldner trainierten die Bauern und Rekruten von Lord Fordring und die Priesterin war verschwunden, was einigen ernsthaft Sorgen bereitete. Wie gesagt, viel zu erzählen gibt es momentan nicht. Wenn ihr wollt könnt ihr gerne von Mampfis kleinem Abenteuer lesen, denn er hatte im Gegensatz zu uns anderen ein spannendes Abenteuer erlebt, zumindest spannend für einen kleinen, republikanischen Bergbären. Nein? Gut, vielleicht ein anderes mal.

Es könnte noch interessant sein zu erwähnen dass es zu diesem Zeitpunkt zu größeren Krisen innerhalb des Königreiches kam. Die meisten der Fürsten und Herzöge planten Intrigen gegeneinander, provozierten wo sie konnten und rüsteten zum Krieg. Es schien als sein das gesamte Reich in Wahnsinn verfallen. Jeder schien darauf aus dem anderen an den Kragen zu gehen. Den Grund dafür sollten wir allerdings erst weit später erfahren. Da mir sonst nichts mehr einfällt werde ich euch einfach eine abendliche Unterhaltung am Lagerfeuer unserer Reisegruppe zeigen, viel Spaß dabei.

2105. Jahr der Sonne, Republik Juliues

Sie hatten die Grenze zur Republik der Händler vor einigen Tagen passiert, jetzt war es nicht mehr allzu lange bis sie Nurc, die Stadt der Mörder erreichen würden. Haruhi saß wie üblich bei den Mördern die sie als Leibwächter angeheuert hatte und Lady Asahina redete mit ihrer Freundin, Lady Tsuruya. Somit blieb Kyon nur die Möglichkeit sich mit Yuki und Koizumi auseinanderzusetzen, welch freudige Entscheidung! Sie verbrachten den Abend damit eine Runde Königsmord zu spielen und, in Kyons Fall, missmutig dreinzuschauen. Yuki saß still neben ihnen und streichelte Mampfis Kopf, dieser saß auf ihrem Schoß und knabberte an einer Möhre. Ausnahmsweise war er nicht bei Haruhi, scheinbar mochte er ihre Bande von Halsabschneidern überhaupt nicht und hielt sich soweit von ihnen weg wie möglich. Haruhi war den ganzen Abend schon ziemlich ruhig gewesen, als wenn...
„Hey! Kyooooooooon!“ Wenn man vom Teufel spricht...
„Was gibt es?“ Haruhi kam zu ihnen hinüber und hob Mampfi von Yukis Schoß, woraufhin der Bär vor Überraschung seine Möhre fallen ließ, und setzte ihn auf ihren nachdem sie sich neben Kyon niedergelassen hatte.
„Was weißt du über den Krieg der Attentätergilde?“
„Ich weiß dass was mir Lady Asahinas Onkel erzählt hat, und der ist mit dem Oberhaupt von Haus Linda zusammen. Das Oberhaupt dass du übrigens verärgert hast als wir in...“
„Super! Kannst du mir davon erzählen? Die Typen dahinten meinen sie wissen nichts da sie zu dem Zeitpunkt des Krieges entweder nicht mehr oder noch nicht in der Gilde waren. Ich finde die ganze Sache super interessant, konnte aber leider nirgendwo Näheres dazu finden. Das muss doch ein ziemlicher Aufruhr gewesen sein, oder? Hatte es große Auswirkungen auf die Republiken? Kyon? Hörst du mir überhaupt zu?“ Kyon schreckte aus seinen Gedanken auf. Während Haruhi sprach war er damit beschäftigt gewesen Mampfi zu beobachten der seine kurzen Ärmchen streckte und sich soweit wie möglich aus Haruhis Umklammerung beugte um seine Mahlzeit wieder aufzuheben. Schließlich beugte er sich ein wenig zu weit vor und fiel aus Haruhis Armen. Er rappelte sich wieder auf und watschelte glücklich zu seiner Möhre. Bevor er sie jedoch erreichte packte Haruhi ihn am Kragen und nahm ihn wieder in ihre Arme, woraufhin der Bär ein schmollendes Gesicht zog, falls diese Bären dies überhaupt konnten.
„Ja, ja. Ich habe dir schon zugehört. So besonders spektakulär war das ganze eigentlich nicht, der Großteil der Bevölkerung bekam gar nichts davon mit. Es waren sogar nur sieben der Adelshäuser die davon erfahren durften.“
„Ja, ja. Aber was ist denn nun passiert? Mach doch nicht alles so spannend!“ Während Haruhi sprach bemerkte sie die Anstrengungen ihres Haustieres. Irgendwie hatte es der Bär geschafft sich einen Stock zu besorgen und versuchte mit ihm seine Möhre heranzuziehen. Daraus wurde jedoch nichts, denn ein Rabe landete direkt neben Mampfis Abendessen, nahm die angefangene Möhre in den Schnabel und flog davon. Der Bär öffnete sein Maul um ein paar wütende Geräusche auszustoßen, daraus wurde jedoch nichts da Haruhi ihm ihn diesem Moment ein großes Stück Brot ins offene Maul schob, woraufhin Mampfi begann darauf rumzukauen.

„Ist ja schon gut! Also, Sally von Nurc wollte die Herrschaft über die Gilde haben und hat einige Attentäter um sich geschart die sie unterstützen würden. Sie standen Theron von Nurc gegenüber, der Schlange. Auch Theron hatte einige treue Gefolgsleute. Wenn man von einem Bürgerkrieg redet passt das eigentlich nicht so ganz in diesem Zusammenhang. Es war mehr eine unglaublich große Mordserie welche die Gilde der Attentäter beinahe ausradierte. Jeden Tag starben mindestens fünf Männer oder Frauen der Gilde. Zu Beginn von Sallys Verrat gab es hunderte Attentäter in der Gilde, nachdem sich der Rauch gelegt hatte waren nur noch ein knappes Dutzend übrig. In den letzten Tagen des Konfliktes erkannten sowohl Theron als auch Sally dass es sich nicht lohnte eine nicht existente Gilde zu führen. Daher einigten sie sich darauf dass Sally offiziell die Anführerin der Gilde werden würde, aber zu allen wichtigen Fragen sich Rat von Theron holen würde. Sie hatte es zwar nur notgedrungen angenommen, aber es zeigte sich bald dass sie wahrlich Hilfe brauchen konnte. Die Gilde zu führen war weit anstrengender und schwieriger als sie gedacht hatte, daher war sie schnell froh über die Hilfe die ihr Theron geben konnte. Der Wiederaufbau der Gilde ist noch immer in Gang und nur Theron, Sally und Jeanette Linda wissen wie viele Attentäter es mittlerweile wieder gibt. Mit anderen Worten, wir normalen Menschen wissen kaum etwas über den Konflikt und er hatte keine Auswirkungen auf das Leben in den Republiken.“ Haruhi schwieg eine Weile nachdem er geendet hatte. Das hatte sie doch nicht wirklich interessiert, oder? Dann stand sie ohne Vorwarnung auf und ging zu ihrem Schlafplatz. Auf halbem Weg drehte sie sich noch einmal um und lächelte ihn an
„Danke dass du mir das erzählt hast! Schlaft gut!“ Kyon saß einfach nur verwirrt da eher er sich besann und seine Partie Königsmord mit Koizumi fortsetzte.


Haruhi, ich weiß einfach nicht was ich von ihr halten soll. Egal. Damit ist auch diese Kapitel zu ende, viel passiert ist ja nicht, von daher dürften auch keine größeren Fragen durch den Raum schwirren. Von daher stelle ich einfach eine Frage, seht ihr wie langsam alles ein wenig besser zusammenpasst? Ich denke ja, ansonsten werde ich die letzten Kapitel noch einmal wiederholen müssen. Nun gut, ihr dürft gespannt sein. Im nächsten Kapitel werden wir dann näher auf die Reise der seltsamen Priesterin eingehen, und natürlich auch auf das komische Kind namens Rin.
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Kawaii Kingdom (Aura Kingdom AAR mit Vanidar)
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Re: [AAR] God is a Girl

Beitragvon Mimir » 30. August 2013 11:40

13. Eine neue Göttin erwacht


„Mehr als zwei Wochen schlich ich Tag für Tag um Haruhis Reisegruppe herum. Ich wusste dass sie auch in der Nähe war, die Wahnsinnige. Diese republikanische Attentäterin, die ich beim letzten mal so heldenhaft in die Flucht schlagen konnte. Ich habe versucht ihr deinige Fallen zu stellen, aber sie ist wie der Wind, man bekommt sie einfach nicht zu fassen. Ein paar mal ist sie absichtlich in meine Fallen gelaufen um mit mir zu spielen. Langsam glaube ich sie macht sich über mich lustig und hat entschieden zu viel Spaß an meinen Versuchen sie umzubringen.
Aber genug von mir. Es gibt weitaus beunruhigendere Dinge als diese Verrückte, auch wenn ich damals während ich Haruhi folgte nicht besonders viel von den Geschehnissen im Reich mitbekam. Aber eines war offensichtlich, Krieg lag in der Luft. Die Angriffe der Nordmänner an den Küsten wurden immer brutaler und angeblich begleiteten schreckliche Dämonen inzwischen ihre Überfalltrupps. In Belunda brach der Kontakt zu immer mehr Dörfern und abgelegenen Burgen ab. Die Spannungen zwischen Nordmar und den Republiken nahmen zu und im Süden schlossen sich in letzter Zeit immer mehr Städte dem Rebellen Georgios an. Wenn es so weiter ging würde bald die gesamte südliche Küste gegen unseren geliebten König Konstantin rebellieren. Doch trotz all dieser offensichtlichen Anzeichen, rüstete kaum ein Herzog oder Graf merklich zum Krieg. Die Diener des Gottes Tzeentchs hatten in den letzten sechzehn Jahren fast sämtliche Fürstenhöfe des Reiches unterwandert. Sie erstickten die Ängste der Herzöge im Keim und fingen den Großteil der Nachrichten über Dämonenangriffe und Rebellen ab. Nur in einem Reichsteil konnten sie nie Fuß fassen, und zwar aus Angst. Dort lebte eine Macht die in unserer Welt weitaus größer war als die der Diener des Chaos. Es war meine Heimat, das Herzogtum Vanidarien, oder wie man es noch manchmal nennt, das Gottkönigreich Varos. Doch im Jahr 2105 geriet diese Macht ins Wanken. Die Matriarchin ging an einem unbekannten Gift zugrunde und ihre Tochter reiste irgendwo in der Weltgeschichte herum, damit war der perfekte Zeitpunkt zum zuschlagen gekommen. Ohne die göttlichen Kräfte einer Herrscherin aus der uralten Linie von Varos waren wir schutzlos den Mächten des Chaos ausgeliefert. Aber nicht Tzeentch sollte sich meine Heimat unter den Nagel reißen, sondern einer seiner Brüder. Slaanesh, Gott der Verführung, Lust und der Schmerzen und ohne den Schutz einer Göttin würde Vanidarien untergehen im kommenden Sturm des Chaos. Es war zu dieser Zeit, als der Herzog, Terrin Silberblatt, eine Entscheidung traf deren Auswirkungen niemand vorhersehen konnte. Würde Vanidarien zur letzten Bastion gegen die heraufziehende Nacht werden, oder zum Brückenkopf der dämonischen Horden aus dem Warp?“

„I'm Awesome!“ von Roger Talien Silberblatt II, alias Gilbert Axtschmied


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2105. J.d.S. Herzogtum Vanidarien, Vanidos

Langsam legte er die Klinge seines Dolches an Tegaras Kehle und bereitete sich darauf vor zuzudrücken. Das was in dem einfachen, weißen Leinenhemd in diesem Bett lag war nicht mehr seine Herrin, das wusste Terrin. Der Herzog wusste was die Matriarchin in dieser Situation von ihm gewollt hätte, sie hasste es hilflos zu sein. Eine Woche hielt ihr Zustand jetzt schon an. Die Dienerinnen wuschen sie, flößten ihr etwas Wasser ein und führten einen angeblichen Wunderheiler nach dem anderen zu ihr, doch nichts davon brachte irgendetwas. Sie lag nur da und ihr Körper wurde von Tag zu Tag schwächer und ausgezehrter.
Vorsichtig hob er die Hand mit dem Dolch an und legte ihn auf den Rand des Bettes. Müde lächelnd strich er ihr sanft eine Strähne ihres schwarzen, seidigen Haares aus dem Gesicht. Er konnte es nicht, nicht jetzt, nicht so früh. Sie kannten sich schon seit ihrer Kindheit. Mehr als Dreißig Jahre lang war er hinter ihr hergelaufen und hatte ihr jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Er war an ihrer Seite in zwei Kriege gezogen, die nicht zu gewinnen gewesen waren. Tegara hatte ihn nie geliebt, das wusste er. Nach dem Tod seines Vaters teilte er manchmal das Bett mit ihr, aber er wusste genau, dass sie in ihm nichts anderes sah als einen billigen Ersatz für Roger. Gestört hatte es ihn nie, er war glücklich gewesen bei seiner Herrin zu sein, egal aus welchem Grund. Wer weiß, vielleicht wachte sie ja wieder auf? Sie musste noch irgendwo dort drin sein, sie musste einfach. Aber jedesmal wenn der Herzog in Tegaras gebrochene Augen und leere Miene sah, wusste er dass er sich falsche Hoffnungen machte. Sie schlief nicht einfach nur, sie war tot.
Er verschob diese Entscheidung trotzdem auf einen anderen Tag, im Moment gab es noch genug andere Dinge mit denen er sich beschäftigen musste. Der königliche Statthalter Vanidariens ging ihm auf die Nerven und Terrin musste all seine Geduld aufbringen um diesen verlogenen Narren nicht einfach zu erschlagen. Es ging um vermehrte Überfälle von „Banditen“ auf den Norden der Kronlande. Der Statthalter gab der Matriarchin die Schuld daran und glaubte dass sie dahinter steckte, womit er natürlich vollkommen richtig lag. Bisher hatte Terrin den Zustand der Matriarchin so gut es ging vor dem Statthalter geheimgehalten, aber natürlich wusste er es schon längst. Terrin wusste nicht genau was er tun sollte, falls der König die Überfälle zum Anlass für einen Krieg nahm. Er war zwar der Herzog, aber dieser Titel hatte in Vanidarien noch nie viel bedeutet. Im Grunde war seine Position rein repräsentativ, damit die restlichen Fürsten nicht mit einer Frau verhandeln mussten, einige von ihnen waren in der Hinsicht schrecklich eigen.
Also waren einige seiner besten Männer sofort nach Westen aufgebrochen, um nach Haruhi zu suchen. Er wusste nicht genau wo sie sich aufhielt, aber sie besaß das Talent sich immer besonders auffällig zu verhalten. Und was wenn sie Tegaras Tochter fanden? Wer immer für den Zustand seiner Herrin verantwortlich war, er könnte jederzeit zurückkommen. Seine Männer waren schon einmal nicht in der Lage gewesen diesen hinterhältigen Bastard aufzuhalten, sie hatten ihn nicht mal zu Gesicht bekommen. War es nur ein Anschlag auf Tegara gewesen, oder würde der Angreifer wieder auftauchen sobald es eine neue Matriarchin gab um die ganze Blutlinie zu vernichten? Falls der Attentäter vom König geschickt wurde, war Haruhi vielleicht auch schon längst tot. Immerhin befand sie sich umgeben von einem Haufen königlicher Soldaten tief im Feindesland, wenn Konstantins Arm wirklich bis nach Vanidos reichte, dann war Haruhi erst recht in Gefahr. Egal wie man es auch dreht und wendet, Vanidos war nicht sicher. Vielleicht war es einfach am besten wenn Haruhi in Bewegung blieb. Deswegen hatte er seine Männer auch nur angewiesen sie unter allen Umständen zu beschützen, aber gleichzeitig auch von ihrer Heimat fernzuhalten. Sie sollte sich irgendwo in den Republiken verstecken.
In der Zwischenzeit musste er diesen unsichtbaren Mörder zur Strecke bringen, oder zumindest herausfinden wie er so leicht in die Festung gelangen konnte. Vielleicht konnte man Tegara ja wirklich zurückholen? Alles was er brauchte war der Eindringling. Dann könnte Terrin herausfinden welches seltsame Gift benutzt wurde. Und da kam ihm eine Idee. Alles was er brauchte war ein Köder, er würde dem Angreifer einfach eine weitere Chance geben zuzuschlagen und ihn dann einfangen. Gleich fühlte er sich ein wenig besser, jetzt konnte er sich immerhin einbilden dass es noch eine Rettung für seine Herrin gab und wenn nicht, dann bekam er zumindest seine Rache. Alles was er tun musste, war einen Boten nach Norden zu senden, zu Tegaras Nichte, die letzte vom Blut der Matriarchinnen in Vanidarien.



2105. J.d.S. Herzogtum Vanidarien, Burg Rubinus

Langsam ging Sora durch den großen Garten der Burg, früher war er einmal sehr schön gewesen, inzwischen sah er allerdings ein wenig verwildert aus. Die Diener an der Burg schafften es einfach nicht, sich mit genauso viel Liebe und Hingabe darum zu kümmern wie ihre Mutter es immer getan hatte. Sie selbst war etwa sechzehn Jahre alt, ihre langen Haare waren von einem sehr hellen platinblond und sie trug ein einfaches weißes Kleid. Mit dem linken Arm umklammerte sie fest ein einfaches Plüschtier in Form eines schwarzen Hasen. Ihr Bruder, Haru, hatte es ihr vor ein paar Tagen geschenkt, als er von einem Ausritt zu einigen Fischerdörfern an der Küste zurückkehrte. Seitdem trug sie es immer mit sich herum, es beruhigte sie. Langsam und mit kleinen Schritten ging sie zwischen den Apfelbäumen hindurch und hielt dort an. Sie würde sich hier im Schatten erst einmal eine Weile ausruhen müssen, bevor sie durch die gleißende Sonne zurück zur Burg ging. Das Essen war sicher schon fertig. Meistens aß sie alleine in ihrem Zimmer, aber ihr Bruder ließ trotzdem immer für sie mit decken, für den Fall dass sie sich etwas besser fühlte. Heute war so ein Tag an dem sie nicht ganz so viel gegen etwas Gesellschaft einzuwenden hatte. Aber sie würde vermutlich trotzdem zu spät zum Mittag kommen.

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Langsam wünschte sie sich, nicht rausgegangen zu sein, es zehrte nur an ihren Kräften, aber ihr war langweilig. Sie hatte es endlich geschafft alle Bücher auf der Burg durchzulesen, und jetzt gab es für sie rein gar nichts mehr zu tun, außer gelangweilt herumzusitzen.
In letzter Zeit hatte sie viel über die Geschichte des Herzogtums und der Silberblätter gelesen, über die großen Kriegshelden unter ihren Vorfahren und die Märchen, die über diese so angeblich strahlenden Ritter verbreitet wurden. Die Realität sah dann schon ein wenig anders aus. Die meisten Silberblätter waren heutzutage verarmt und ohne Land, das wusste sie von ihrem Bruder. Er hatte ihr erzählt, dass die Nachfahren der Leute über die sie so gerne las, zum Großteil irgendwo im Dreck in den ärmeren Vierteln von Vanidos hausten. Trotzdem mochte Sora es die ganzen Bücher mit den weit verzweigten Stammbäumen durchzusehen. Seit der Gründung Vanidariens, waren so viele Nebenlinien der Silberblätter entstanden, dass sie immer schon nach einigen Seiten den Überblick verlor. Nur eins wusste Sora, sie und ihr Bruder tauchten dort nirgends auf, niemals, denn eigentlich existierten sie gar nicht.
Sie waren die Kinder von Aleyandra, die jüngere Schwester der Matriarchin. Normalerweise wurde die Schwester einer Matriarchin nicht verheiratet, sondern blieb ihr Leben lang irgendwo in der Zitadelle von Vanidos, abgeschottet vom Rest der Welt. Aber dieser Fall war anders gewesen, denn Aleyandra rannte davon, sie floh aus Vanidos während Tegara in der königlichen Hauptstadt den Grundstein ihrer Rebellion legte. Mithilfe des Grafen von Neidea, Aratarn Silberblatt, versteckte sie sich einige Monate in den vereinten Republiken. Als die Rebellion Vanidariens blutig niedergeschlagen und Vanidos von des Königs Soldaten geplündert wurde, kehrte sie freiwillig in ihre Heimat zurück. Die Nachricht vom Tod ihres Vaters hatte sie damals schwer erschüttert und sie hoffte auf Tegaras Vergebung. Nach ihrer Rückkehr verschwand sie. Jeder kannte die Gerüchte über Aleyandras Schicksal. Sie wurde angeblich vor mehr als sechzehn Jahren als Verräterin verurteilt und erhielt die in Vanidarien übliche Strafe dafür. Man schaffte Verräter tief in den Wald, brach ihnen die Gliedmaßen, sehr gründlich, damit sie unter keinen Umständen mehr fliehen konnten, und verteilte das Blut von Ochsen oder Schafen um sie herum. Der Blutgeruch lockte dann bereits nach kurzer Zeit ein Wolfsrudel an, und die Wölfe in den vanidarischen Wäldern waren immer hungrig. Verräter verdienten keine angemessene Bestattung nach alter Sitte, also blieben ihre Überreste dort in den Wäldern liegen, sollten die Wolfswelpen mit den Knochen spielen, es interessierte niemanden mehr.
Aber wie auch immer, Aleyandra wurde damals nicht umgebracht, sondern verheiratet und zwar an den Fürsten von Rubinus, eine ländliche Gegend nordwestlich von Vanidos. Neben der einfachen, gemütlichen Burg, gehörten nur ein paar geradezu winzige Dörfer dazu. Man könnte behaupten, Tegara hätte einmal in ihrem Leben eine einigermaßen freundliche Entscheidung getroffen...ja klar, als würde das irgendjemand jemals glauben. Die Herrscherrinnen von Vanidarien waren selbstsüchtige Hexen, aber manchmal, nur manchmal bewiesen sie tatsächlich so etwas wie Weitblick. Die Angriffe der Nordmänner auf den Norden des Landes nahmen zu, es folgte eine Rebellion gegen den König nach der anderen und auch mit Nika im Süden gab es Krieg entlang der Küste. Sie wollte damals nicht riskieren die Linie auszulöschen. Nach Tegaras Ansicht war es immer gut noch Ersatz herumliegen zu haben, für den unwahrscheinlichen Fall dass ihr selbst und Haruhi etwas zustieß. Aleyandra hatte den Großteil ihres Lebens in der Zitadelle von Vanidos verbracht, nur die wenigsten Einwohner des Herzogtums wussten wie sie aussah. Hier auf dem Land hatte sie nie jemand erkannt und nur wenige auf der Burg hatten gewusst wer die junge, hübsche Frau ihres Herren wirklich gewesen war.
Es wurde Zeit, wenn sie jetzt nicht losging würde sie das Essen noch ganz verpassen. Müde stolperte Sora ein paar Schritte vorwärts, doch weit kam sie nicht. Sie stützte sich mit der Hand an einem Baum ab und begann heftig zu Husten. Ihre Hand krallte sich fester in den Stoffhasen und es dauerte eine Weile bis sie sich wieder beruhigt hatte. Verglichen mit dem was sie im Winter erwartete, war dieser kleine Hustenanfall rein gar nichts. Sie war ständig krank, das ging schon seit ihrer Geburt so. Sie hatte Glück dass sie als Adlige geboren wurde, ohne die Heiler auf der Burg wäre sie bereits vor vielen Jahren gestorben. Vorsichtig ging sie weiter und stöhnt geplagt auf als sie aus dem Schatten der Bäume in die Mittagssonne trat. Diese verdammte Hitze. Sie hasste den Sommer. Ständig war ihr schlecht, sie schwitzte schon nach wenigen Metern und ihre empfindliche Haut fing an furchtbar zu brennen. Die Hitze war allerdings diesmal nicht so schlimm wie erwartet, sie beeilte sich trotzdem zurück in die kühle Burg zu kommen.
Es wurde langsam wieder kälter, der Sommer ging zum Glück seinem Ende entgegen. Den Herbst überstand sie meistens noch halbwegs gut, sie musste nur dem ständigen Regen aus dem Weg gehen. Meistens verbrachte sie den Großteil dieser Monate alleine in ihren Gemächern mit lesen und hing ihren Gedanken nach. Der Winter dagegen bereitete ihr viel mehr Unannehmlichkeiten. Dann wenn der Wind die Kälte vom vereisten Festland zu ihnen herübertrug und der Frost seine Zähne in den Norden der Insel schlug, dann kämpfte sie um nichts weniger als um ihr Leben und das Jahr für Jahr. Eigentlich war ihr nicht danach zumute, aber sie musste trotzdem kurz Lächeln. Haru dagegen strotzte nur so vor Kraft und Tatendrang, er wuchs sogar in einem, für sie, geradezu beängstigenden Tempo. Inzwischen überragte Haru sie um mehr als einen Kopf, sie dagegen war keine 1,60. Ihr Körper brauchte seine ganze Kraft um sie am Leben zu halten, jede noch so kleine Krankheit konnte für sie bereits tödlich enden. Anscheinend steckte all ihre Energie in ihrem Zwillingsbruder.
Und damit kam sie zum einzig guten Teil der eisigen Jahreszeit. Wenn sie während der Wintermonate besonders schwer erkrankte, riss ihr Bruder sich endlich von seinen Pflichten als neuer Burgherr los. Im Winter war sowieso nur recht wenig zu tun. Er rannte nicht mehr irgendwelchen aufgeblasenen, unsympathischen Mädchen hinterher oder ritt mit den Knappen der Burg den ganzen Tag aus. Er reiste nicht mehr nach Vanidos oder Myst und auch die ständigen Vorbereitungen auf den Krieg waren nicht mehr wichtig, sondern traten in den Hintergrund. Wenn sie anfing Blut zu husten und sich vor Schwäche und Fieber kaum noch rühren konnte, dann ließ er alles stehen und liegen und kümmerte sich nur noch um sie.
Er saß den ganzen Tag neben ihr, las aus ihren Büchern vor, erzählte Geschichten von alten Sagen und Legenden, aber am wichtigsten, er war ganz einfach nur für sie da. Oft berichtete er auch von seinen Erlebnissen außerhalb der Burg. Von seinen Besuchen an der Grenze, der aufblühenden Hafenstadt Morganit, die auf den Ruinen von Neu-Vanidos gebaut wurde, von den Leuten die er dort kennenlernte und auch von Vanidos selbst. Diese Geschichten mochte sie am wenigsten. Sie hielten ihr nur vor Augen was für sie unerreichbar war. Außerdem ruinierte es ihre ganze Laune, wenn sie daran erinnert wurde dass er auch noch ein Leben außerhalb der Burg besaß, eines an dem sie nicht teilnehmen konnte. Vermutlich hätte sie den Weg in eine der anderen Städte in einer Kutsche sogar geschafft, aber sie durfte die Ländereien von Rubinus nicht ohne ausdrückliche Erlaubnis der herrschenden Matriarchin verlassen. Meistens schlief er dann irgendwann sogar neben ihrem Bett ein und während sie ihn dabei beobachtete wie er so friedlich vor sich hinträumte, waren die Schmerzen zumindest für kurze Zeit vergessen. Früher hatten sie sich nicht sehr oft gesehen, er war ständig unterwegs gewesen und wurde als Knappe zum Ritter ausgebildet. Sie dagegen verbrachte ihre ganze Kindheit auf Rubinus und nur selten trafen sie einander. Doch seit dem Tod ihrer Eltern änderte sich das plötzlich, er blieb fast die ganze Zeit auf der Burg und den umliegenden Ländereien ihrer Familie.
Sie schleppte sich eine kleine Treppe hoch und machte sich auf den Weg zur großen Halle, immer dem Duft nach Essen folgend. Haru war nicht hier gewesen, als die Nordmänner vor zwei Jahren an der nahen Küste landeten. Ein halbes dutzend Drachenboote, randvoll mit Barbaren und Berserkern, die kein anderes Ziel kannten als die nahen Dörfer und kleineren Burgen zu plündern. Normalerweise hätten sie sich nie bis nach Rubinus gewagt, aber die Beute hier war zu verlockend gewesen. Während der Rebellionen Vanidariens, hatten die Ritter der Matriarchin in den Kronlanden sehr große Mengen an Gold und anderen Schätzen erbeutet. Aber nur wenig davon hatte man nach Vanidos gebracht, dort wäre es für den König nach seinem Sieg zu einfach zu finden gewesen. Die Königlichen plünderten damals nur Vanidos und den Süden des Herzogtums, Vanidariens Reichtum lag daher inzwischen auf dem Land, in solchen Burgen wie Rubinus oder Achat, und die Nordmänner hatten es irgendwie herausgefunden.
Schon unter dem ersten Ansturm fielen die Mauern. Die meisten Männer im kampffähigen Alter lieferten sich auf Befehl der Matriarchin Scharmützel an den Grenzen um Kampferfahrung zu sammeln. Ihr Vater musste irgendwo dort gefallen sein, sie hatte es nicht gesehen. Die Nordmänner waren nicht zahlreich genug gewesen um die Burg komplett einzuschließen. Von daher sollten ein paar Männer die Frauen und Kinder durch eines der Seitentore in Sicherheit bringen. Aber die Nordmänner rückten zu schnell vor und ließen einige Salven aus Pfeilen und Wurfspeeren in den Flüchtlingen niedergehen. Einer der Speere traf ihre Mutter im Rücken und durchbohrte sie. Sora selbst blieb wie durch ein Wunder unverletzt. Zum Glück stürzten die Angreifer sich lieber auf die Schätze im Inneren der Burg, als die Überlebenden zu verfolgen.
Sie musste oft daran zurückdenken, wie sie bis auf ihren Bruder an diesem Tag alles verloren hatte. Doch etwas anderes beschäftigte sie im Moment mehr. Vor zwei Wochen saß sie mitten in der Nacht am offenen Fenster und genoss die kühle Nachtluft. Leider war sie nur in der Theorie kühl gewesen, denn selbst Nachts war es noch stickig und so warm dass sie nicht einschlafen konnte. Niemand glaubte ihre Geschichte, nicht einmal Haru. Aber das war irgendwie von Anfang an klar gewesen. Wer würde so etwas schon glauben? Jeder normale Mensch würde ihr sagen dass sie nur geträumt hatte. In dieser Nacht flog plötzlich eine Frau an ihrem Fenster vorbei, ja genau sie flog. Gewaltige, schwarze Schwingen hatten diese Frau durch die Luft getragen. Fast ihr ganzer Körper war unter dunkler, lederartiger Kleidung verborgen gewesen, nur auf ihrer linken Seite waren Arm und Bein nackt. Es sah fast so aus als hätte jemand die Kleidung zerrissen oder etwas abgetrennt. Diese seltsame Frau hatte sie nicht beachtet und schon nach wenigen Sekunden war sie am Horizont verschwunden gewesen. Trotzdem konnte Sora nach diesem Anblick nicht mehr schlafen, sie lag die ganze Nacht wach und redete sich ein nur geträumt zu haben.
Endlich erreichte sie schwer atmend die Halle und stand unschlüssig am Eingang herum. Etwas mehr als zwei Dutzend Leute saßen an der langen Tafel, viel zu viele für ihren Geschmack. Während sie nicht wirklich weiterwusste, ließ sie ihren Blick unsicher umherschweifen und suchte unter den Anwesenden nach ihrem Bruder und ein Teil ihrer Unsicherheit verschwand als sie ihn entdeckte. Seine Haare waren kurz und von dem gleichen hellen Blond wie ihre. Im Gegensatz zu ihr sah er nicht bleich oder kränklich aus, sondern hatte eine gesunde Bräune durch die viele Zeit die er draußen verbrachte. Er unterhielt sich gerade mit jemandem der ihm gegenüber saß. Es wirkte fast so als spürte er den Blick seiner Schwester auf sich ruhen, denn er sah plötzlich zu ihr herüber und bedeute ihr sich neben ihn zu setzen. Doch für Soras Geschmack waren dort einfach viel zu viele Menschen, also blieb sie weiterhin still stehen. Ihr Bruder sagte irgendetwas und genervt murrend erhoben sich die restlichen Männer von der Tafel, manche nahmen sich ihr Essen mit, während andere bereits fertig waren. Sora ging vom Eingang weg als sie aus der Halle marschierten. Nur ein Mann blieb sitzen und sah sich verwundert um, er war wohl nicht von hier. Sein Wappenrock trug den silbernen Baum von Varos auf schwarz-rotem Grund. Erleichtert atmete sie auf und setzte sich auf eine der leeren Bänke neben ihren Bruder, dort stand bereits etwas zu Essen für sie. Ohne ein Wort zu sagen begann sie lustlos darin herumzustochern. Dieses nervtötende Starren des Fremden verdarb ihr den Appetit.
„Wir haben Besuch, Sora.“ machte er sie freundlich auf den verwirrten Mann mit den kurzen, braunen Haaren aufmerksam.
„Ach ja?“ murmelte sie noch immer erschöpft, sah ganz kurz von ihrem Teller auf und musterte den Fremden, dann verlor sie wieder das Interesse und wandte sich ihrem Essen zu „Was auch immer.“
„Er ist ein Ritter aus der Garde der Matriarchin.“
„Schön für ihn und was will die Hexe von Vanidos?“ fragte Sora eiskalt, ein Bote Tegaras konnte nichts gutes bedeuten und sie sah keinen Grund ihre Verachtung für die Matriarchin zu verbergen. Einen kurzen, schrecklichen Augenblick dachte sie der Fremde würde ihren Bruder vielleicht in den Krieg rufen, lange würde es nicht mehr dauern bis dieser ewige Kleinkrieg entlang der Grenze zu den Kronlanden eskalierte.
„Er ist hier um dich mit nach Vanidos zu nehmen.“ sagte Haru stattdessen.
„Nach Vanidos? Warum?“ fragte Sora und vergaß vor Überraschung kurz dass sie den Ritter und alles was mit ihm zu tun hatte eigentlich ignorieren wollte.
„Jemand ist vor zwei Wochen in die Festung eingedrungen und hat unbemerkt von all unseren Wachen die Matriarchin angegriffen.“ antwortete der Ritter anstelle ihres Bruders „Wir fanden Tegara am nächsten Morgen, ihr Gesicht war voller Blut aber wir konnten keine Wunden entdecken. Wir gehen davon aus dass sie vergiftet wurde. Seitdem liegt sie nur noch da, fast wie tot. Es ist als wäre ihre Seele gestorben.“
Ihre Trauer darüber hielt sich gelinde gesagt in Grenzen. Sie kannte ihre Tante nicht und wollte sie auch gar nicht kennen. In den letzten Jahren hatte Sora oft nach Vanidos geschrieben und darum gebeten ihren Bruder auf seinen Reisen durch das Herzogtum begleiten zu dürfen. Sie hatte nie eine Antwort erhalten. Also setzte sie wieder ihre abweisende Miene auf und stellte die einzige Frage die sie wirklich interessierte „Und was hat das mit mir zu tun?“
„Ihr beide, seid als letzte aus der alten Blutlinie noch übrig sind. Wir können uns gegenüber dem König keine Schwäche leisten, eure Schwester wird die neue Matriarchin werden und uns wenn nötig in die Schlacht führen.“ damit neigte er den Kopf respektvoll vor Sora, die nur wie erstarrt dasaß.
„Was ist mit Tegaras Tochter?“ fragte Haru nach, Sora dagegen war einfach nur zu verblüfft um ein Wort zu sagen. Sie sollte über Vanidarien herrschen? Sie? Das konnte nicht wahr sein.
„Nach dem was wir wissen, ist sie vermutlich bereits tot und wenn nicht wird der König sie sicher nicht lebend bis nach Vanidarien zurückkommen lassen.“ Er erwähnte lieber nicht, dass der Herzog in Wahrheit bereits Männer ausgesandt hatte um Haruhi zu suchen und ihren Tod vorzutäuschen. Nur so wäre sie in Sicherheit vor dem der Tegara vergiftet hatte. Eine Weile sagte niemand ein Wort. Keiner von ihnen hätten jemals damit gerechnet das so etwas passieren könnte. Noch bevor Haru etwas sagen konnte, ergriff Sora energisch das Wort. „Nein.“
„Was?“ fragten Ritter und Haru fast gleichzeitig.
„Nein, ich will nicht. Findet jemand anders, ich habe kein Interesse daran Rubinus zu verlassen.“
„Und warum willst du nicht? Du sagst doch oft genug, wie sehr dir die Burg auf die Nerven geht und dass du...“ Versuchte ihr Bruder sie umzustimmen und wurde dafür mit einem abfälligen „Pfff“ belohnt, außerdem verschränkte sie trotzig die Arme vor der Brust „Was soll das Sora? Du wolltest doch schon immer mal von hier weg. Keine Sorge, ich lasse bereits eine Kutsche vorbereiten und der Weg nach Süden ist nicht weit. Sobald du ankommst erwarten dich gute Heiler, sie sind sogar besser als unsere.“
„Ich...ich will ganz einfach nicht.“ beharrte sie, auf einmal klang sie erstaunlich kleinlaut, was so gar nicht so ihrem ansonsten spitzen Mundwerk passte. Haru konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen als er sie durchschaute. Trotz ihrer oft so kalten Art, wusste er dass sie im Moment einfach nur Angst hatte. Sie war noch nie weiter als ein paar Meilen von Rubinus entfernt gewesen. Sofort ließ er von ihr ab und wandte sich wieder dem Ritter zu, um plötzlich das Thema zu wechseln.
„Sind die letzten Waffenlieferungen angekommen?“ fragte er den Boten, der dem Gespräch zwischen den Zwillingen gelauscht hatte.
„Was?“ der Ritter war verwirrt, ging es nicht gerade um etwas ganz anderes?
„Die Lieferungen für die versteckten Lager in Vanidos. Ich möchte wissen ob der Herzog mit der Qualität zufrieden war.“
„Ah, ja genau...die Waffenlieferungen.“ die Schmiede in Rubinus war eine ihrer Besten, aber trotzdem wusste der Ritter nicht das Geringste von irgendwelchen Lieferungen in letzter Zeit. Als der junge Burgherr ihm verschwörerisch und übertrieben unauffällig zuzwinkerte, seufzte er resigniert und spielte einfach mit „Ja, die Qualität der Waren war ähm, also sie war...“
„Schlecht?“ half Haru etwas nach.
„Ja genau, sie war schlecht. Nichts weiter als ein Haufen Schrott, wie soll man mit so etwas in den Krieg ziehen? Seid ihr in Rubinus nicht einmal in der Lage einfache Schwerter...“ der Ritter verstummte als er Harus Blick sah, anscheinend ging er dann doch etwas zu weit mit seiner erfundenen Beschwerde über erfundene Waffen. Was auch immer der junge Fürst damit bezwecken wollte.
„Wenn sie wirklich so schrecklich sind, sollte ich mir das vielleicht selber ansehen.“ erwiderte Haru nachdenklich.
„Du kommst mit? Aber die Burg...“ So verwirrt der Ritter auch war, die Verwirrung von Sora war im Moment noch um ein vielfaches größer.
„Wird auch eine Zeitlang ohne mich überleben. Das hier ist wichtiger als die paar Kleinigkeiten die es noch auf der Burg zu tun gibt. Schließlich kann ich keine Beschwerden über unsere Waffen ignorieren, die Ritter in der Hauptstadt haben vermutlich nur keine Ahnung von einem guten Schwert.“ Freudestrahlend sah er wie sich die Anspannung seiner Schwester in Luft auflöste. Sie tat zwar oft so, als könnte sie ihn nicht ausstehen, aber letztendlich würde sie die Burg niemals ohne ihn verlassen.
„Na schön, dann gehe ich eben nach Vanidos.“ murmelte Sora und egal wie sehr sie versuchte es zu unterdrücken, es schwang trotzdem ein Hauch von Vorfreude in ihrer Stimme mit. Endlich würde sie mit ihm zusammen reisen.



2105. J.d.S. Herzogtum Belunda, irgendwo im Südwesten

In diesem Moment war Christine froh dass der Schmied noch nicht mit ihrer neuen Rüstung fertig war. In der einfachen Robe bewegte sie sich deutlich leiser durch das dichte Unterholz. Trotzdem kam es ihr so vor als würde sie viel zu viel Lärm machen. Nicht zum erstenmal fiel ihr auch auf wie verdammt unpraktisch diese weißen Roben ihres Ordens waren, man kroch ein paar Minuten durch den Wald oder geriet in ein kurzes Scharmützel und schon war die ganze Kleidung ruiniert. Fast zwei Wochen war sie durch die Einöde von Belunda geritten, am Waldrand hatte sie ihr Pferd zurückgelassen, hier wäre es nur im Weg. Rin hatte sie nach dem ersten mal jede Nacht in ihren Träumen besucht und sie in die richtige Richtung geführt, sie konnte nicht mehr weit von der realen Lichtung entfernt sein. Die Gespräche mit der kleinen Zauberin auf der schneebedeckten Lichtung waren in den letzten Wochen fast schon zu einer festen Routine geworden. Noch immer machte Christine nicht den Fehler diesem Mädchen vollkommen zu trauen, wer wusste schon was sie in Wirklichkeit war? Bei jedem Schritt durch den Wald schrie jede Faser in ihrem Körper sie an umzukehren, es musste einfach eine Falle sein. Es gab nicht einmal mehr einen Grund diese Lichtung aufzusuchen, letzte Nacht hatte Rin ihr gezeigt was Tzeentch in dieser Welt suchte. Sie sah ein Mädchen in seltsamer Kleidung, sie trug gelbe Bänder in den braunen Haaren und führte voller Tatendrang eine Gruppe von verschwommenen Gestalten über eine staubige Straße. Niemanden sonst von den vielen Leuten konnte sie erkennen, ihre Gesichter waren leer und die Gestalten zeichneten sich nur schwach ab. Sie waren auch unwichtig. Es ging nur um das Mädchen.
Dann verschwand das Bild aus ihrem Kopf und sie nahm wieder alles normal wahr. Danach hatte Rin es ihr erstaunlicherweise freigestellt wieder nach Stratholme zu gehen, aber sie musste wissen was in Wahrheit auf dieser Lichtung stattfand und warum Rin sie dort haben wollte.
Irgendwann hatte Rin es der Priesterin sogar erlaubt in ihre Erinnerungen vorzudringen. Christine wusste nicht ob das was sie gesehen hatte echt gewesen war, aber es hatte sich zumindest so angefühlt. Rins Familie wurde vor fünf Jahren von Banditen umgebracht, nur sie wurde von den Dämonen Tzeentchs gerettet. Es gab in dieser Welt nicht viele magiebegabte Menschen, und Tzeentch brauchte Magier um seine Rituale zu vollziehen. Sie brachten das Mädchen zu einem der Risse und Tzeentch lehrte sie einige Grundlagen der Magie. Nach einer Weile war es dann so weit, ihr erstes Ritual für den Gott der Veränderung und des Wandels. Kultisten drückten ihr ein Messer in die Hand und führten sie vor eine lange Reihe von Gefangenen. Schon beim ersten von ihnen war sie gescheitert. Sie verdankte Tzeentch ihr Leben, aber sie konnte nicht für ihn töten. Das Messer war ihren unkontrolliert zitternden Händen entglitten und sie wäre in diesem Moment am liebsten davongelaufen, doch das ließ ihr Gott nicht zu. Er übernahm selbst die Kontrolle über ihren Körper, nahm den Opferdolch wieder auf und ließ sie mit ansehen wie mehr und mehr Menschen durch diese Klinge in ihrer Hand starben. Irgendwann war sie mithilfe ihrer magischen Kräfte im Geiste geflüchtet und so auf die Priesterin gestoßen.
Christine vertrieb die Gedanken an die Gespräche mit Rin endgültig, falls alles wahr war, würde sie das Mädchen befreien, sie konnte eine Magierin als Unterstützung gut gebrauchen, außerdem fand Christine sie erstaunlich nett. Sie blieb hinter einem Baum stehen und lugte vorsichtig hinter dem Baumstamm hervor. Die Lichtung war größer als in ihren Träumen und es war nirgendwo Schnee zu sehen, aber der gravierendste Unterschied war eher die Anwesenheit von mehr als Hundert niederen Dämonen. Im Zentrum ragte eine Art steinernes Podest auf, am Rand lagen bereits einige tote Menschen, die zu Ehren Tzeentchs geopfert wurden. Außer den Toten gab es dort nur Rin, das junge Mädchen stand auf dem Podest, plötzlich bewegte sie ruckartig den Kopf und sah in die Richtung in der Christine aus dem Gebüsch heraus zusah. Ein kurzes Lächeln umspielte Rins Lippen als sie ihre Anwesenheit eher spürte als sah und da verstand die Priesterin endlich warum sie hier war. Rin hätte ihr das Mädchen hinter dem das Chaos her war auch schon in Stratholme zeigen können, es war niemals nötig gewesen sie hierher zu führen. Rin wollte einfach nur, dass bei ihrem Tod noch jemand anderes anwesend war als die Dämonen.
Christine wollte vorstürmen und sich mit einem Kriegsschrei auf den Lippen durch die Reihen der niederen Dämonen prügeln. Sie war bereits dabei ein Gebet zu flüstern um die klobige Kriegskeule in einen Hammer aus goldener Göttlichkeit zu verwandeln, doch dann erstarrte sie. Die Worte blieben ihr im Hals stecken und sie konnte nichts anderes mehr tun als Rin anzustarren. Neben dem Mädchen entstand ein Wirbel aus Staub und Asche der selbst die Bäume noch überragte. Das was sich dort über die Grenze der Realität schob war kein einfacher Dämon, es war etwas dass ihr genug Angst einjagte um jeden Gedanken an Kampf auf der Stelle restlos auszulöschen. Selbst mit einem ganzen Regiment Kriegspriester und der imperialen Armee im Rücken, würde sie es sich zweimal überlegen gegen so einen Gegner zu kämpfen.
Rins braune Augen färbten sich von einem Moment auf den anderen komplett hellblau, selbst das Weiße wurde von der strahlenden Farbe Tzeentchs ausgelöscht. Jegliche Emotionen verschwanden von ihrem Gesicht. Es gab dort keine Angst mehr und auch keine Trauer mehr, kein fröhliches Lachen welches Christine in den letzten Tagen so oft in ihren Träumen gehört hatte. Noch immer vollkommen emotionslos hob Rin dem Arm und rammte sich den Dolch ohne zu zögern in den Hals. Kein Laut kam über ihre Lippen, nicht mal das leiseste Stöhnen, nur Blut floss in einem schmalen Rinnsal aus ihren Mundwinkeln. Sie zog das Messer aus ihrem Hals und stach mit unverminderter Wucht noch einmal zu. Statt endlich tot zusammenzubrechen machte sie einfach weiter und zog die Klinge erneut heraus. Tzeentch selbst hielt sie trotz der schrecklichen Wunden am Leben bis das Ritual beendet war. Nach jeder neuen Verletzung nahm der Dämon weiter Gestalt an. Aus dem Wirbel aus Asche und Staub formte sich nach und nach ein gewaltiges, vogelähnliches Wesen. Ein Herr des Wandels, eines der mächtigsten Wesen die der Warp je hervorgebracht hatte. Seine magische Kraft reichte um eine normale Priesterin wie Christine einfach zu zermalmen.


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Neun mal stach sie insgesamt zu, die heilige Zahl Tzeentchs. Erst dann gab die Macht des Gottes sie frei und ließ sie sterben. Sie fiel um und blieb reglos auf dem Stein liegen. Der große Dämon umschloss Rin mit seinen schlanken fingerartigen Klauen und hob sie hoch. Gierig betrachtete er den blutüberströmten Körper, in dem noch immer die Magie des Mädchens ruhte. Christine drehte das Gesicht weg als ihr klar wurde was der Dämon vorhatte. Trotzdem hörte sie noch immer das Geräusch von reißendem Fleisch und das Krachen der Knochen, als das schnabelförmige Maul des Dämons Rins Überreste verschlang. Noch immer gepackt vom Entsetzen dass seit dem Auftauchen des Dämons in ihr pulsierte wankte sie davon, aus dem Wald heraus und dann zurück nach Stratholme. Sie musste einen Weg finden den Herr des Wandels zu besiegen, selbst Dämonen konnten sterben, irgendwie.

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Kawaii Kingdom (Aura Kingdom AAR mit Vanidar)
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Die Goldene Faust, Thera AAR
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