Oktober01.10.1938 Die ganze Welt sieht ohnmächtig mit zu, wie die Wehrmacht in das Sudetenland einmarschiert. Berlin gibt Prag ein Ultimatum von 24 Stunden um die geforderten Gebiete abzutreten. Von ihren Verbündeten allein gelassen muss die tschechische Regierung unter Präsident Edvard Beneš zustimmen. In meinen und Victorias Augen ist dies eine Schande für die freie Welt. In Deutschland triumphiert man natürlich und die sudetendeutsche Bevölkerung empfängt die einmarschierenden Soldaten mit Blumen.
18.10.1938 Winston Churchill wendet sich in einer öffentlichen Rundfunksendung an die USA und nennt das Münchner Abkommen eine Schande. Er fordert die USA und die freie westliche Welt auf, gegen den deutschen Diktator vorzugehen. In unserem Land erhebt sich sofort ein Sturm der Entrüstung und einflussreiche Senatoren tönen lauthals, dass sie keinerlei Veranlassung sähen, wieder amerikanische Jungs in ein europäisches Abenteuer zu schicken. Das wir im Weißen Haus anderer Ansicht sind, zählt nicht. Wir müssen uns an die Vorgaben des Kongresses halten und die öffentliche Meinung hat eine gewaltige Macht in Amerika.
30.10.1938 Orson Welles sendet seine berühmte Rundfunksendung über den
Krieg der Welten. Diese Sendung gerät so realistisch, das in den Vereinigten Staaten teilweise eine Panik ausbricht, weil Leute die Invasion der Außerirdischen für wahr halten. Victoria und ich mussten herzhaft lachen, während wir der Sendung von Anfang an lauschten. Andernorts hingegen versuchten Leute, die den Anfang verpasst hatten, verzweifelt zu fliehen. Das hat uns am nächsten Tag dann doch überrascht. Ich fürchte, auf Mr. Welles kommt ein Gerichtsverfahren zu.
Forschungsergebnisse des Monats Oktober 1938 |
Datum | Abgeschlossenes Projekt | Forschungsteam | Neues Projekt |
27.10. | Frühe Artillerie auf Selbstfahrlafette | Springfield Armory | Einfache Gebirgsjäger |
27.10. | Einfacher schwerer Panzer | U.S. Army Ordnance Corps | Einfache Infanterie |
November07.11.1938 Ernst von Rath, ein Sekretär der Deutschen Botschaft wird in seinem Büro von einem jungen Juden namens Herschel Grynszpan erschossen. Dieser Vorfall scheint auch auf die deutschen Rassengesetze zurückzuführen sein, die seit 1935 gelten. Darüber wissen wir in Amerika jedoch wenig. Bekannt ist, dass das Regime in Berlin äußerst antisemitisch eingestellt ist und viele Juden versuchen Deutschland zu verlassen. Sie werden allerdings dabei auch von unseren Einwanderungsgesetzen behindert. Victoria, die wie immer mit Verfolgten und Flüchtlingen fühlt, findet dieses Quotengesetz alles andere als gerecht. Allerdings sind uns durch den Kongress in dieser Sache die Hände gebunden.
10.11.1938 Aus Deutschland erreichen uns schreckliche Nachrichten und Victoria wird ganz bleich, als sie die Nachrichtenberichte liest. Offenbar hat es in Deutschland Progrome gegen die jüdische Bevölkerung gegeben. Es sollen über 1.400 jüdische Gebetshäuser in Brand gesteckt worden sein, jüdische Geschäfte geplündert und Tausende von Menschen wurden verhaftet oder verschleppt - genaue Zahlen sind noch unklar. "Das ist ja wie im tiefsten Mittelalter... und das in einem der kultiviertesten Länder der Welt!" Victoria ist fassungslos. Mir selbst bleibt nur mit den Schultern zu zucken. Meine Familie ist aus Deutschland und doch kann ich es nicht verstehen, was in diesem Land vor sich geht. Es ist, als ob dort ein kollektiver Wahnsinn um sich greift. An diesem Tag reden wir nicht mehr viel.
30.11.1938 Es kommt erneut in Europa zu einer Krise. Italien fordert Frankreich auf, Korsika, Tunesien und andere Gebiete abzutreten. Dies verstärkt die Spannungen zwischen beiden Nationen. Bei uns hingegen läuft alles Bestens. Unser Industrialisierungs-Programm und der Ausbau der Infrastruktur schlagen mehr und mehr mit Erfolg zu Buche.
Forschungsergebnisse des Monats November 1938 |
Datum | Abgeschlossenes Projekt | Forschungsteam | Neues Projekt |
21.11. | Verbesserte Verschlüsselungsgeräte | IBM | -- |
21.11. | --- | General Electric | Verbessertes Dezimeter-Radar |
29.11. | Einfache motorisierte Division | Winchester Repeating Arms | Einfache Marineinfanterie |
Dezember02.12.1938 Verblüfft nahmen wir an einer Demonstration der verbesserten Radaranlagen teil, die einen enormen Vorteil nicht nur für das Militär sondern auch für die zivile Luft- und Seefahrt darstellen. Wir sind uns einig, dass die Forschungen auf diesem Gebiet noch weiter vorangetrieben werden müssen.
Übrigens ist die Stimmung schon ganz schön weihnachtlich. Gemeinsam sind wir beide wieder einmal ins Kino gegangen, um uns MGM's Verfilmung der "Weihnachtsgeschichte" von Charles Dickens anzusehen.
Irgendwie war ich danach in sehr rührseliger Stimmung und als wir beide aus dem Kino traten und doch tatsächlich Schneeflocken auf uns leise hernieder rieselten konnte ich mich einfach nicht mehr zurückhalten.
"Weisst du, Victoria... es wäre irgendwie schön, wenn man nicht mehr alleine wäre. Vor allem zu Weihnachten wird mir das immer wieder klar... und dann sehne ich mich nach einem Heim, nach einer Familie und..."
Verwirrt brach ich ab und wusste irgendwie nicht weiter. Victoria hakte sich einfach bei mir unter während wir durch die Straßen langsam zu meinem Auto gingen.
"Willst Du mich nicht einfach heiraten?", platzte ich plötzlich heraus.
"Das wird aber auch Zeit, dass Du mich endlich mal fragst. Ich dachte schon, ich müsste zu noch härteren Maßnahmen greifen als mit jungen Offizieren zu flirten."
Victoria wirkte wie immer selbstsicher und fröhlich, ihre Augen glänzten während die weißen Flocken sanft auf uns herniederschwebten.
"Du hast das schon lange gewusst, oder?"
"Aber natürlich - und ich weiß auch, dass Du immer etwas langsam bist, Schatz."
Dann blieben wir einfach stehen, ich nahm sie in die Arme und blickte ihr tief in die Augen, bevor ich sie sanft und lange küsste. Die Welt schien rings um uns in weiße Pracht getaucht zu werden und uns störte es überhaupt nicht, dass Leute uns anstarrten. Ich fühlte mich, als könnte ich in diesem Moment die ganze Welt umarmen.
06.12.1938 Diesmal schien es keine Missstimmung an diesen Tagen zu geben. So dachte ich, bis Mrs. Roosevelt angesichts der Feier der Verlobung von mir und Miss Stephens mit einem ganzen Tablett Blaubeerkuchen auftauchte. Am Schluss hat sich sogar Toto standhaft geweigert, noch einen Bissen zu nehmen. Komisch, noch nie ist mir aufgefallen, wie gut der Kuchen in Wirklichkeit ist... das gibt wieder Bauchschmerzen morgen.
25.12.1938 Die Weihnachtsfeier fand diesmal auch mit Victoria statt - gemeinsam besuchten wir das Präsidentenpaar zum Dinner und fuhren danach noch nach Richmond, um ihre Eltern auf Greenlane Manor zu besuchen. Dort wurde ich herzlich willkommen geheißen und es gab noch einmal einen großen Truthahn, obwohl wir bereits pappsatt waren. Am Abend saßen wir dann zu zweit unter dem festlich geschmückten Baum noch lange, nachdem Mr. und Mrs. Stephens zu Bett gegangen waren. Beide wünschten wir uns wohl, wir könnten die Welt anhalten. Für mich war noch kein Weihnachten zuvor so schön, so erfüllt und so ausgeglichen gewesen. Ich erinnere mich an die Worte des kleinen Timmy aus der Weihnachtsgeschichte: "Gottes Segen für uns alle!"
Forschungsergebnisse des Monats Dezember 1938 |
Datum | Abgeschlossenes Projekt | Forschungsteam | Neues Projekt |
12.12. | Turbojettriebwerk | Robert Truax | --- |
12.12. | --- | Texas Oil Company | Fortschrittliche Ölraffinierung |
16.12. | Durchbruch Geheimwaffe: Techn. anwendbares Turbojettriebwerk kann erforscht werden. |