[HoI III TFH AAR] Das Blatt hat sich gewendet

AARs zum Zeitpunkte der beiden Weltkriege

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Taras
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Der Untergang des Empire

Beitragvon Taras » 30. März 2017 17:19

Nicht nur gegen die USA sondern auch gegen den anderen verbliebenen Gegner – das britische Empire – rückte der Siegfrieden im ausgehenden Jahr 1948 in greifbare Nähe. Anfang August konnte endlich die Verlegung der 18. Armee unter dem Kommando von Generaloberst Lindemann nach Indien abgeschlossen werden.
Die Transportkapazitäten der Reichskriegsmarine waren mit den zahlreichen weltumspannenden Kriegsschauplätzen vollkommen ausgeschöpft. So hatte es erheblich länger als geplant gedauert, bis die Heeresgruppe Kleist endlich signifikant verstärkt werden konnte.

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Mit diesen frischen Truppen aber vor allem mit der zugesagten besseren Versorgung, glaubte von Kleist, die britische Herrschaft auf dem indischen Subkontinent noch vor Jahresende brechen zu können.

Die Luftwaffen setzte von Karatschi aus auch ihre neueste Entwicklung – das Schlachtflugzeug „Hornisse“ – ein.

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Mit dem neuen Modell aus dem Hause Junkers wollte man die Vorzüge und Erfahrungen der Ju-87, der unverwüstlichen russischen Il-2 und der schlagkräftigen Henschel 129 mit der modernen Strahltriebwerkstechnologie verbinden.
Alles an dem neuen Flugzeug war auf die direkte Gefechtsunterstützung der vorgehenden Infanterie optimiert worden. Um die Ausmaße der Maschine so klein wie möglich zu halten, hatte sich die Luftwaffe für eine einsitzige Variante entschieden. Der Pilotensitz war weit nach vorn gerückt um eine gute Bodensicht zu ermöglichen. Überhaupt war der Sichtbereich wesentlich größer als bei der engen Henschel.
Besonderes Augenmerk war auf die Überlebensfähigkeit bei gegnerischem Flugabwehrfeuer gelegt worden. Der Pilot saß hinter einer Frontscheibe aus 75 mm starkem Panzerglas. Die Kabine und wichtige Teile der Technik wie Motor, Kühlung und Treibstofftanks waren durch bis zu 12 mm starke Stahlbleche geschützt.
Gegen Angriffe aus der Luft war die Hornisse dagegen annähernd wehrlos. Durch die geringe Geschwindigkeit und die fehlende Abwehrbewaffnung, war das Flugzeug auf den Einsatz unter den Bedingungen der eigenen Luftherrschaft begrenzt. Für den Erdkampf konnte sie dafür ein breites Waffenspektrum einsetzen. Fest installiert waren vier MG 151 / 20 mm sowie eine MK 103 mit 30 mm in der Rumpfmitte. Unter den Tragflächen befanden sich acht Aufhängepunkte für Abwurfmunition oder Raketen in verschiedenen Kalibern, die je nach Gefechtsaufgabe variiert werden konnten.
Die beiden Heinkel HeS 011 Triebwerke erzeugten zusammen 2.600 Kilopond Schub um den fliegenden Panzer mit seiner Waffenzuladung ins Gefecht zu bringen. Geschwindigkeit und Reichweite blieben aber wegen des Gewichtes und wegen des Einsatzprofiles gering.

Ende Juli wurde die gefährliche Anlandung australischer Marineinfanterie nordwestlich von Karachi allein durch die Luftwaffe zerschlagen. Die um Karachi herum stationierten Kräfte der Wehrmacht - Rückwärtigen Dienste, Bodenpersonal der Luftwaffe und einige Polizeieinheiten – waren nicht in der Lage die Landung in Divisionsstärke abzuwehren. In rollendem Einsatz der Schlachtflugzeuge wurde die gegnerische Marine vertrieben und die angelandeten Truppen an den Strand genagelt. Nach drei Tagen ununterbrochener Luftangriffe mussten die Australier nach schwersten Verlusten die weiße Fahne hissen.


Ende August schritt der innere Verfall des britischen Empire mit großen Schritten voran. Über geheime Kanäle nahmen die Regierungen mehrerer Commonwealth Mitglieder Kontakt zum Reichsaußenministerium auf um die Möglichkeiten eines separaten Waffenstillstandes auszuloten.
Am 1. September musste die britische Propaganda den plötzlichen Tod von Premierminister Winston Churchill bekannt geben. Aufgrund seines fortgeschrittenen Alters und der übergroßen Arbeitsbelastung sei der große Staatsmann einem Herzinfarkt erlegen.
In Kreisen der deutschen Diplomatie machte sich Erleichterung aber auch Achtung vor dem hartnäckigen Gegner bemerkbar. Mit Churchill war der entschiedenste Verfechter für die Fortsetzung des Krieges auf Seiten der Alliierten gestorben.
Mit dem Ziel der weiteren Zersetzung der gegnerischen Moral, ließ Schellenbers Auslandsspionage verbreiten, dass Churchill in einem drittklassigen Hotel in Kalkutta – der bengalischen Hafenstadt – in einer Lache von billigem Whisky gestorben sei.

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Zur selben Zeit hatte das XXXVIII. Armeekorps unter General der Infanterie Siegfried Haenicke die Verteidigung von Bombay durchbrochen. Die wichtige Hafenstadt war zwar bereits zu Beginn des Jahres in deutsche Hände gefallen aber im Juli war es den Engländern gelungen, sie zurückzuerobern. Dieser Verlust hatte die Versorgungslage der Armeegruppe Kleist wieder vor ernste Schwierigkeiten gestellt. Damit hatte die Rückgewinnung höchste Priorität.
Trotz der erheblichen zahlenmäßigen Unterlegenheit, wurde der strategisch wichtige Platz von australischen Brigaden hartnäckig verteidigt. Die drei deutschen Divisionen mussten unter den ungewohnten tropischen Bedingungen drei Tage lang kämpfen bis endlich der Durchbruch nach Bombay gelang.

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Nun überschlugen sich die Ereignisse.
Am 4. September 1948 wurde bekannt, dass sich der englische Herrscher, George VI, im Alter von gerade 53 Jahren das Leben genommen hatte. Die Belastungen und Anstrengungen der Kriegsjahre hatten vom König ihren Tribut gefordert und ihn zu einem kranken Mann gemacht. George war zeitlebens Kettenraucher und bei ihm wurden Lungenkrebs sowie Arteriosklerose diagnostiziert.
Als Zweitgeborener war George ursprünglich nicht für den Thron vorgesehen. 1937 war jedoch sein älterer Bruder – König Eduard III - zur Abdankung gezwungen worden. Offizielle Ursache war die nicht standesgemäße Beziehung zu einer geschiedenen Frau. Doch hinter den Kulissen ging es wohl auch – wenn nicht vor allem um die deutschfreundliche Haltung des englischen Königs. Mit dem Rücktritt Eduards fiel die Krone an den eher zurückhaltenden George obwohl der nie nach einer Rolle im Rampenlicht der Politik gestrebt hatte. Seine mit Kriegsbeginn wachsende Popularität schwand ab 1944 mit den britischen Misserfolgen und Niederlagen zusehends. Zum Ende litt er unter seiner empfundenen Bedeutungslosigkeit und der Gängelung durch den übermächtigen Premier Churchill. Doch Churchill war nicht nur seine Fuchtel sondern auch seine Stütze. Mit dessen Tod, fehlte dem englischen König der letzte Halt. Als dann deutsche Truppen vor seiner Residenz in Delhi aufmarschierten, zog er die Konsequenzen. Um nicht schmachvoll als besiegter König vorgeführt zu werden, schoss sich George VI mit seinem Revolver in den Kopf.

Gemäß der englischen Thronfolge, war die 22 jährige älteste Tochter von König George VI – Elisabeth zur Nachfolge berechtigt. Die junge Frau hielt sich im Spätsommer 1948 in Australien auf. In den Wirren des Krieges war es nicht möglich, dass der britische Thronrat zusammentreten konnte. Damit blieb der Thron nach dem Freitod von George VIII vakant.
Das Oberkommando der britischen Armee beugte sich nun endlich den Realitäten und ersuchte Generalfeldmarschall von Kleist um einen Waffenstillstand. Kleist fasste die Nachricht zuerst als lokalen Waffenstillstand für die alliierten Truppen in Indien auf und lehnte darum entschieden ab. Er wollte dem Gegner keine Atempause gönnen um eine neue Führung zu konsolidieren.
Daraufhin erklärten - mit Schreiben vom 09. September 1948 - Feldmarschall Sir William Slim – der Chef des Imperialen Generalstabes der britischen Armee, sowie in Vertretung des noch nicht neu besetzten Premierministers, Lord Beaverbrook – der amtierende Kriegsminister des Vereinigten Königreiches Großbritannien und Nordirland, dass alle britischen Truppen angewiesen sind, mit Wirkung ab dem 11. September, 0:00 Uhr alle Kampfhandlungen gegen die Truppen des Kaiserreich Deutschlands und seiner Verbündeten einzustellen.
Weiter wurde um Mitteilung des Ortes und des Termins zur Verhandlung der Kapitulation der Streitkräfte seiner Majestät gebeten.

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Mehrere von Großbritannien dominierte Vasallenstaaten beeilten sich in den folgenden Tagen der englischen Kapitulation zu folgen. Angesichte der hoffnungslosen Gesamtlage schien es ratsamer eine Einigung mit dem deutschen Kaiserreich zu suchen als auf den sinkenden Stern der verbliebenen Alliierten zu setzen.



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Beitragvon Taras » 14. Mai 2017 14:12

Als Taras von Stargard im Lazarett in New York die ersten Male zu sich kam, trieb er in einem Meer von Angst und schwarze Verzweiflung, dass er hier sterben würde, ergriff ihn in seiner Dämmerung. Durch seine Unvernunft wurde seine Frau zur Witwe und seine kleine Tochter, die er bisher kaum gesehen hatte würde ohne den Vater aufwachsen müssen. Zu seiner eigenen Verwunderung starb er jedoch nicht. Stattdessen befand er sich nach Aussage der Ärzte schon bald auf dem Wege der Besserung.
Ein Nahtreffer des Panzergeschützes hatte ihm zahlreiche Verletzungen zu gefügt. Aber sowohl der Lungenriss als auch die zahlreichen Knochenbrüche und die Gehirnerschütterung heilten zufriedenstellend. Nachdem die Befürchtung verflogen war, dass er dem Tode geweiht war, überschwemmte ihn Selbstmittleid und Selbstzweifel. Er hatte den Tod mehrerer Männer verursacht und Hugo Büchner war schwer verwundet worden. Also schien es nur gerecht, dass er als entstellter Krüppel aus dem Krieg heimkehren würde. Als es ihm im August schließlich von Tag zu Tag besser ging und ihm die Ärzte versicherten, dass er bald wieder dienstfähig sein würde, überspülte ihn die Scham wegen seiner zurückliegenden Ängste und Zweifel.

Käthe schrieb aus der Heimat, dass sie überglücklich sei, dass er die Verwundung überstanden habe. Ihrem ersten Brief, den er hier im Lazarett erhielt, hatte sie ein Foto von sich und der kleinen nun bald zweijährigen Ingrid beigefügt.

Sein Kommandeur Generalleutnant Hyazinth Graf Strachwitz von Groß-Zauche und Camminetz besuchte ihn am Rande einer Besprechung im Generalstab Manstein. Er überbrachte ihm die Genesungswünsche seiner Kameraden und informierte, dass Stargard im Heeresbericht für den 03. Juli 1948 namentlich erwähnt wurde. Über Hugo Büchner konnte Strachwitz berichten, dass er nach Herstellung seiner Transportfähigkeit zur Genesung nach Deutschland verlegt worden war.

Der Krieg neigte sich seinem siegreichen Ende entgegen aber noch immer waren die Amerikaner nicht bereit zu kapitulieren. Für die Fortsetzung des Krieges benötigte die Wehrmacht Helden und so erschien – kaum das Stargard wieder an Krücken gehen konnte – die Propagandaabteilung der Heeresgruppe um Filmaufnahmen zu machen. Für die Wochenschau wurde auch der vernichtete amerikanische Panzer noch einmal in Szene gesetzt. Rauchgranaten wurden verteilt und Soldaten mussten mit entschlossenen Gesichtern den Angriff vom 03. Juli nachstellen. Diese gestellten Aufnahmen wurden dann mit echten Kampfszenen zusammengeschnitten und mit den Filmschippseln aus dem Lazarett abgerundet.
Käthe schrieb später, dass sie vier Mal im Kino gewesen sei, um ihren Mann in der Wochenschau zu sehen. Überall in Neubrandenburg zog man den Hut vor der „Frau Oberstleutnant“. Aber viel lieber als in einer Wochenschau würden sie ihn gern wieder wohlbehalten zurück in der Heimat sehen.

Damit waren die Ehrungen aber noch nicht genug. Mitte August wurde Stargard unterrichtet, dass er für den Orden „Pour le Merite“ vorgeschlagen sei und dass der Kaiser dem Antrag zugestimmt habe. Die Verleihung würde Ende August im Berliner Stadtschloss durch seine kaiserliche Majestät persönlich stattfinden.

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Bereits kurz nach der Krönung Wilhelm III war das bisherige Ritterkreuz durch kaiserlichen Erlass von dem traditionellen „Pour le Merite“ ersetzt worden. Die Verleihungsvorschriften wurden allerdings an die des Ritterkreuzes angelehnt. Damit erhielt Oberstleutnant von Stargard für den persönlichen Einsatz beim Durchbruch an den Potomac die höchste militärische Auszeichnung des Deutschen Reiches. Zu seinem Glück kam hinzu, dass er Käthe in Berlin wiedersehen konnte.

Am 17. August durfte Stargard im Flughafen New York einen modifizierten Messerschmitt-Bomber besteigen. Die Me-264 war von der Luftwaffe als Fernbomber konzipiert worden, aber nie zur Einsatzreife gelangt. Mittlerweile war der Flugzeugtyp aufgrund seines Antriebs mit Kolbenmotoren technisch überholt. Wegen seiner enormen Reichweite, wurde er aber für den Kurierdienst zwischen Amerika und Deutschland eingesetzt. Die bereits produzierten Bomber wurden zu Langstreckentransportern für Fracht und maximal 20 Passagiere umgebaut und verkehrten täglich zwischen den Kontinenten. Den Atlantikflug New York – Berlin, mit einer Weite von ca. 7.000 km überwanden die viermotorige Me-264 ohne Zwischenstopp in einer Flugzeit von 17 bis 19 Stunden.

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Während des Überfluges informierte Stargards Sitznachbar unter dem Siegel der Verschwiegenheit, dass die Luftwaffe inzwischen an strahlgetriebenen Langstreckenbombern experimentierte. Die Informationen des dicken Luftwaffen-Oberst waren auch ohne die Kenntnis von Geheimunterlagen nachvollziehbar. Trotz seiner wichtigtuerischen Art war der Oberst, der in dienstlicher Angelegenheit zum Großen Generalstab kommandiert war, eine angenehme Reisebegleitung, der sich rege um den noch immer verwundeten und stark eingeschränkten Kameraden kümmerte. Nachdem der Oberst erfahren hatte, zu welchem Anlass Stargard reiste, wurde er geradezu anhänglich und verließ ihn erst, nachdem er ihn bei der Kommandantur in Berlin Tempelhof abgeliefert und sich um sein weiteres Fortkommen gekümmert hatte.
Während Stargard auf den Fahrer wartete, der ihm während seiner Abordnung nach Berlin zugeteilt wurde, dachte er fasziniert darüber nach, wie groß der technische Fortschritt der letzten Jahre war. Innerhalb von 24 Stunden konnte man nun auf dem New Yorker Broadway und auf der Berliner Friedrichstraße flanieren.

Die Ordensverleihung im Berliner Stadtschloss erlebte Taras von Stargard aufgrund seiner Aufgeregtheit und seiner Übermüdung von der Reise wie einen unwirklichen Traum. Später musste er sich durch das Foto, dass ihn gemeinsam mit dem Kaiser zeigte, vergewissern, dass all das tatsächlich stattgefunden hatte.
Anschließend Bankett, dann Interview mit verschiedenen Zeitungsleuten, noch ein paar Fotos für die Presse und dann hatte er endlich Ruhe. Endlich Zeit für seine Familien – wenn auch nur für wenige Tage.

Der kurze Urlaub nach Berlin brachte nicht nur das Wiedersehen mit seiner Frau und seiner Tochter sondern auch eine Treffen mit alten Kammeraden. Am vorletzten Abend traf sich Stargard mit Henning von Tresckow und einigen anderen aus dem engsten Verschwörerkreis vom März 1943. Tresckow war inzwischen Generalmajor und diente in der militärischen Aufklärung unter dem Leiter des Nachrichtendienstes Hans Oster. Auch Tresckows Vetter Fabian von Schlabrendorff war bereits 1944 hierher gewechselt. Freiherr von Gersdorff hatte den Russlandfeldzug bei der Heeresgruppe Mitte zu Ende geführt und war dann zur Heeresversuchsanstalt nach Wünsdorf versetzt worden. Daher konnte auch er an dem Treffen teilnehmen, während Freiherr von Boeselager bei der 9. Armee in Amerika kämpfte.

Seit dem März 1944 – im Vorfeld des erfolgreichen Sommerfeldzuges, der zur Niederwerfung Russlands führte – hatten sie sich in diesem Kreis nicht mehr gesehen. Ohne dass es von irgendjemand gefordert wurde, ergab es sich, dass von den Ereignissen um das Bombenattentat auf Adolf Hitler von niemandem im Wortlaut gesprochen wurden. Sie unterhielten sich in Andeutungen und Umschreibungen, was nach der „Sache“ damals alles geschehen war.

Nach wie vor war die offizielle Lesart, dass Adolf Hitler am 13. März 1943 im Kampf für Deutschland gefallen sei.
In einem amerikanisch – bolschewistischen Geheimdienstunternehmen mit der Bezeichnung „Vulture“ (Geier) war der Frontbesuch des Führers aufgeklärt worden. Nicht zuletzt durch Verrat in den höchsten Kreisen der SS und der NSDAP, konnte der Feind die Strecke und den Zeitpunkt des Rückfluges ermitteln und eine Staffel mit 16 amerikanischer Langstreckenjäger vom Typ Lockheed P-38 von russischen Fliegerhorsten aus einsetzen. In dem Mordanschlag wurden beide Transportmaschinen und ein Teil der Begleitjäger abgeschossen

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Weiter lautete die offizielle Darstellung: Eine gewissenlose Clique frontfremder Parteiführer hatte es unter Ausnutzung dieser Lage versucht, der schwerringenden Front in den Rücken zu fallen und die Macht zu eigennützigen Zwecken an sich zu reißen. In dieser Stunde höchster Gefahr hat dann die Wehrmachtsführung die Initiative ergriffen um Deutschland zu retten.

Dieses Bild der Ereignisse wurde von der Presse nach wie vor verbreitet. Die faschistischen Organisationen waren im Laufe des Jahres 1943 zerschlagen worden und viele derjenigen, die schlimmste Gräueltaten begangen hatten, wurden damals hingerichtet. Dennoch wurde im Interesse des Burgfriedens das ganze Ausmaß der Verbrechen nicht aufgearbeitet. Der Tod des Führers und die anschließende Aburteilung der Naziführung waren gleichsam die Katharsis, aus der das Deutsche Reich auferstanden war um einen gerechten Krieg zu Ende zu führen.
Mit dieser einfach gestrickten Lösung gaben sich natürlich nicht alle zufrieden. Obwohl die Wahrheit nur wenigen Eingeweihten bekannt war, wurde doch vom März Putsch gesprochen. Die Faschisten, die sich weiterhin zu ihrer Ideologie bekannten, beklagten den Verrat durch die Wehrmacht. Während die Antifaschisten sowohl mit der fehlenden Abrechnung als auch mit der Weiterführung des Krieges haderten.

Der Verschwörerkreis von damals war durch die Gegnerschaft zu Hitler geeint und nach dessen Tod aufgrund der ideologischen Differenzen rasch zerfallen. Die Wehrmachtsführung und die Großindustrie waren mit der Entwicklung hoch auf zufrieden und die wenigen Männer um Tresckow, die ein anderes Deutschland erstreiten wollten, waren ratlos was sie damals oder heute hätten anders mach sollen.

So blieb von ihrem Treffen nichts als die Wiedersehensfreude, der wehmütige Blick zurück und die Wünsche mit denen sie bei ihrem letzten gemeinsamen Abend auseinandergegangen waren.
„Auf das möglichst rasche Ende des Krieges!“ sagte Schlabrendorff zum Abschied.
„Und darauf, dass wir alle ungeschoren durch die hoffentlich letzten Monate kommen!“ schloss Tresckow.

Es wurde bereits Mitte September bis Oberstleutnant von Stargard wieder dienstfähig war. Mittlerweile waren Wehrmachtsverbände bis in das Herz der USA vorgedrungen. Das Korps Strachwitz wurde in St. Louis am Westufer des Mississippi zusammengezogen. Weil die Amerikaner noch immer nicht bereit waren, ihre Niederlage einzugestehen, hatten die schnellen Truppen der beiden Panzerarmeen den Auftrag erhalten, zur amerikanischen Westküste durchzustoßen.

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Stargard wurde unterrichtet, dass die Zeiten der Schlachten vorbei waren aber gestorben wurde weiterhin denn hier herrschte der kleine Krieg, der böse Krieg, der sich selbst am Laufen hielt. So fuhr beispielsweise eine Wehrmachtseinheit durch einen kleinen Ort. Schüsse fielen – es gab Verletzte vielleicht auch Tote. Das Haus aus dem die Schüsse vermutet wurden, wurde niedergebrannt und alle männlichen Bewohner ab dem 13. Lebensjahr wurden kurzerhand an die Wand gestellt.
Die Meldung über die Hinrichtungen verbreitete sich in Windeseile und wurde über jede Etappe weiter aufgebauscht. Verwandte und Bekannte und jugendliche Hitzköpfe fühlten sich zur Rache verpflichtet und als die nächste Wehrmachtseinheit durch den nächsten Ort fährt, fallen Schüsse…

Unter diesen Bedingungen die Truppendisziplin aufrechtzuhalten, wurde zunehmend schwierig. Da Stargard noch nicht voll einsatzfähig war, bekam er die undankbare Aufgabe Beisitzer bei Militärgerichtsverfahren zu sein. In Davenport, einer winzigen Ortschaft hinter Tulsa, musste er der Verhandlung gegen zwei Grenadiere beiwohnen.
Die beiden hatten sich unerlaubt von der Truppe entfernt – offensichtlich um zu plündern. Sie waren unter Waffeneinsatz in ein Wohnhaus eingedrungen, hatten den anwesenden Hausherren erschossen und anschließend die Ehefrau und die vierzehnjährige Tochter vergewaltigt. Als sie mit dem erzwungenen Raubgut entkommen wollten, wurden sie vom Ortsscheriff und einigen Nachbarn gestellt. Die beiden Männer eröffneten sofort das Feuer und verletzten den Scheriff und einen weiteren Bewohner der Stadt. Anschließend entkamen sie zu ihrer Einheit.
Hier war die unerlaubte Entfernung bereits festgestellt worden und beide wurden verhaftet. Auf die Anzeige des Bürgermeisters von Davenport hin, wurde das Militärgerichtsverfahren eröffnet.
Der verhaftete Gefreite schien eher dumm als bösartig zu sein. Er hatte unter dem Einfluss seines Komplizen gestanden. Dieser Grenadier hatte jedoch bereits einiges auf dem Kerbholz. In Deutschland hatte er mehrere Jahre Zuchthaus abgesessen und war zu Bewährung in die Wehrmacht entlassen worden. Sein Kompanieführer konnte jedoch nur den schlechtesten Leumund geben. Dieser Mann mit dem verschlagen Blick war dauerhaft undiszipliniert und aufsässig. Wiederholt mussten wegen seiner Unbelehrbarkeit Disziplinarmaßnahmen verhängt werden. Nun war das Maß voll.
Stargard musste schweren Herzens das Urteil des Regimentskommandeurs bestätigen und beide Männer wurden am nächsten Morgen vor der angetretenen Kompanie im Beisein der Bevölkerung auf dem Parkplatz des Generalstores erschossen. Diese Landser waren weit gereist um hier in einem namenlosen Grab zu enden.

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Beitragvon Taras » 22. Juli 2017 15:49

Auf dem fernöstlichen Kriegsschauplatz war ein Ende des Krieges nicht abzusehen. Durch die militärische Unterstützung des Deutschen Reiches war das japanische Kaiserreich auf den Hauptinseln gesichert. Auf dem asiatischen Festland konnten aber nur wenige Brückenköpfe gehalten werden. Französisch Indochina befand sich noch immer unter japanischer Herrschaft. Weiter konnten gegen den chinesischen Druck Schanghai und die Südspitze der koreanischen Halbinsel verteidigt werden.

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Nach dem Sieg über Großbritannien plante die deutsche Heeresleitung Teile der Heeresgruppe Kleist von Indien nach Korea zu verlegen. Damit wäre dann auch endlich ein offensives Vorgehen gegen die chinesischen Kuomintang Truppen unter Chiang Kai-shek möglich.
Die kaiserlich japanische Armee befand sich mit Unterstützung des von Deutschland gewährten Leih- und Pachtvertrages im Wiederaufbau. Zum frühest möglichen Zeitpunkt sollten die Japaner ihre verlorengegangenen Positionen zurückholen und gegen die alliierten Positionen auf dem chinesischen Festland aber auch gegen die Philippinen und gegen das australisch kontrollierte Neuguinea vorgehen.

Während Japan also zu einem neuen Schlag ausholte, beschränkten sich die Kämpfe in Fernost auf die Seekriegsführung. Damit leisteten die japanischen Großkampfschiffe und die wenigen deutschen U-Boote dennoch einen wichtigen Beitrag.
In den zurückliegenden 12 Monaten waren im Kampf gegen die alliierten Versorgungsrouten 1,7 Millionen Bruttoregistertonnen an amerikanischem Schiffsraum versenkt worden. Damit waren strategisch wichtig Produktionskapazitäten des Gegners blockiert worden. Vor allem aber wurde der Transport amerikanischer Truppen von den zahlreichen pazifischen Stützpunkten nach Nordamerika behindert.



Auf dem nordamerikanischen Schauplatz war der Kriegsverlauf im Oktober 1948 dadurch gekennzeichnet, dass die Panzerkeile der Wehrmacht durch ein Land in Agonie fuhren. Frisch aufgestellte und bunt zusammengewürfelte Einheiten der US Armee leisteten kaum nennenswerten Widerstand. Das einzige, was die Geschwindigkeit des deutschen Vormarsches bremste, war die stetige Unterversorgung über die immer länger werdenden Nachschubwege.
Generalfeldmarschall Manstein verglich die USA mit einem angezählten Schwergewichtsboxer. Noch schwankend aufrecht, bereits K.O. aber zu viel Masse um einfach umzufallen. Um den entthronten Meister endlich zu Boden zu schicken, ordnete Manstein an, in drei Keilen auf die noch verbliebenen Machtzentren des Gegners vorzustoßen. Dabei waren die Risiken der langen offenen Flanken in Kauf zu nehmen.
Die langsameren Infanteriedivisionen hatten den Anschluss an die Panzerverbände schon längst verloren und folgten ihnen in die Tiefe des riesigen Landes in immer größerem Abstand. Dafür aber besetzten sie das Territorium weiträumig.

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Der Zusammenbruch des britischen Empires im August hatte dem Durchhaltewillen des verbliebenen mächtigen Gegners einen schweren Schlag versetzt. Der diplomatische Dienst und die Militäraufklärung sagten den unmittelbar bevorstehenden Zusammenbruch voraus.

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Die USA wurden von dem 80 jährigen raubeinigen Texaner John Nance Garner regiert. Gemäß der amerikanischen Unsitte jedem einen Spitznamen zu erteilen, wurde er von den eigenen Leuten „Cactus Jack“ genannt. Er war Vizepräsident als Theodor Roosevelt 1945 starb und gem. des politischen Systems zum Präsidenten ernannt worden. Die allgemeine Meinung über ihn war, dass er ein arbeiterfeindlicher, poker-spielender, whiskey-trinkender, böser alter Mann sei und weil es seit dem kriegsbedingt keine Wahl mehr gegeben hatte, fehlte ihm die Legitimation. Die wirklich bestimmende Person in der Regierung war Generalstabschef Douglas MacArthur.

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Doch auch MacArthur hatte keine Spielräume mehr um die militärische Initiative wieder an sich zu reißen. Durch den Verlust der großen Industriegebiete an der Ostküste, verfügte die USA nur noch über ca. 70 Industrieeinheiten. Damit ließen sich keine neuen schlagkräftigen Armeen mehr aufstellen. Der nationale Zusammenhalt des amerikanischen Volkes schwand dahin und eine Stadt nach der anderen ging an den unaufhaltsamen Gegner verloren.

Im Drang nach Westen gelang der Durchbruch zum Pazifik als erstes der 7. Panzerdivision unter dem General der Panzertruppe Hans Freiherr von Funck. Die amerikanische Sperrstellung in Arizona zwischen Phoenix und Tucson südlich durch die mexikanische Region Sonora umgehend, rückten die Spitzen am 1. November in das unverteidigte San Diego ein. Damit fiel der wichtige Kriegshafen in deutsche Hände. Vor allem aber verbesserte sich die Versorgungssituation, weil neue Versorgungsrouten von Japan aus eingerichtet werden konnten.

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Um den Krieg möglichst rasch zu Ende zu führen, wurde Anfang November 1948 das Marinesturmkorps von Generalleutnant Schörner in Florida zusammengezogen. Mit Unterstützung der Trägergruppe Marschall erhielt Schörner den Auftrag, den Panamakanal einzunehmen. Die Wasserstraße in Mittelamerika war von überragender strategischer Bedeutung. Besonders für die Versorgung der deutschen Truppen über die inzwischen eingenommenen Pazifikhäfen aber auch für die Seekriegsführung in beiden Meeren und für rasche Truppenverschiebungen.

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Schörners Männer stießen nur auf schwachen Widerstand. Trotz einiger Sprengungen durch die abrückenden Amerikaner, konnte der Kanal nach wenigen Tagen seinen Betrieb wieder aufnehmen. General Schörner erhielt nun die Aufgabe, durch Mittelamerika nach Norden vorzugehen um die kleinen alliierten Gegner – die sogenannten Bananen-Republiken - auszuschalten.



Oberstleutnant Taras Freiherr von Stargard hatte am 1. November wieder seine Aufgabe im Stab des Korps Strachwitz übernommen. Seine Hauptbeschäftigung war es, die Händel der Quartiermeister der Divisionen und Regimenter beizulegen, die sich gegenseitig – in teilweise gewaltsamen Kommandoaktionen – die knappen Treibstoffzuteilungen abjagten.

Zu seinen weitaus erfreulicheren Aufgaben zählte es, die Umrüstung der Panzerabteilungen des Korps zu überwachen. Die Weiterentwicklung des E-50 war beim Chassis an ihre Grenzen gestoßen. So hatte sich die Wehrmachtsführung entschlossen ein neues Modell in Dienst zu stellen. Der Kampfpanzer Leopard sollte nun das neue Standardmodell der Wehrmacht werden.

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Die Entwickler der Heeresversuchsanstalt waren bei dieser Neuentwicklung weiter der Linie gefolgt, lieber auf Geschwindigkeit und Geländegängigkeit als auf immer mächtigere Panzerung zu setzen. So war der neue Leopard noch einmal 10 Tonnen leichter als der vor vier Jahren entworfene Panther II. Damit hatte sich das Verhältnis von Motorleistung zu Gewicht gebessert. Hinzu kam die leistungsfähige Kampfwagenkanone 48 im Kaliber 105 mm. Sowohl die Heeresleitung als auch die Panzermänner brannten darauf, den neuen Panzer im kriegsmäßigen Einsatz zu erproben. Doch dafür wurde die Zeit knapp.

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Während die Panzerabteilungen von 3 Divisionen des Armeekorps Strachwitz auf den Leopard Panzer umgerüstet wurden, fielen sie weit zurück. Die 18. Infanteriedivision (mot) unter Generalmajor von Erdmannsdorff und die 36. Infanteriedivision (mot) unter Generalleutnant Hans Gollnick blieben vorerst bei der vorhandenen Technik und konnten daher auf die Spitzen der Panzergruppe II aufschließen. Gemeinsam gingen sie gegen Los Angeles vor.
Unter Berücksichtigung der rapide abnehmenden Kampfkraft des weichenden Gegners, hatte sich Generalfeldmarschall Rommel (1. Panzerarmee) entschlossen mit den drei vorhandenen Divisionen den Angriff auf das riesige Stadtgebiet zu wagen. Die 7. Panzerdivision kämpfte sich dabei von San Diego kommend direkt an der Küste nach Nordwesten vor. Die beiden Divisionen des Korps Strachwitz umgingen das Santa-Ana-Gebirge und rückten durch das Temescal Tal in Richtung des 9.000 Einwohner Städtchens Corona vor. Hier durchbrach der Santa-Ana Fluss das Küstengebirge und die Panzergrenadiere konnten von Norden und von Osten auf Los Angeles zugreifen.
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Beitragvon Taras » 16. September 2017 13:28

Doch nicht nur die Kampfkraft des Gegners war gesunken, auch die Moral der deutschen Verbände hatte abgenommen. Dies konnte Oberstleutnant von Stargard überdeutlich feststellen, als er in seiner Funktion als Ia des Armeekorps (Truppenführung, Vorbereitung der Befehle für den Kommandeur) am 14. November zur 36. Division stieß. Von San Diego war er mit einer Versorgungskolonne die 230 Kilometer in knapp sechs Stunden bis an den Stadtrand von Los Angeles gefahren um die Verlegung des Korpsstabes vorzubereiten.

In Pasadena – einer kleinen Vorstadt von Los Angeles – hatte sich das Artillerieregiment 36 entfaltet. Der Kommandeur der 36. Division führte das Gefecht seiner Panzergrenadiere vorn im Stadtgebiet und so traf Stargard hier lediglich auf den Regimentskommandeur und den Divisionsartillerieführer.
Die 4. Abteilung des Artillerieregimentes 36 hatte mit ihren schweren Grille Waffenträgern bereits irgendwo im amerikanischen Mittelwesten den Anschluss an den raschen Vormarsch verloren. Damit verfügte das Regiment noch über drei Abteilungen 150 mm Sturmhaubitzen auf E-50 Lafetten. Im Sollbestand waren das 36 Geschütze von denen annähernd 30 ungeordnet - ohne Deckung und ohne Tarnung auf der breiten Avenue und dem Parkplatz vor der typischen Ladenstraße aufgefahren waren. Die Munition wurde von den ungeschützt auf der Straße stehenden Tatra Lkw T-111 abgeladen, aus den Transportkisten geholt und zu den direkt danebenstehenden Panzerhaubitzen geschleppt. Alles unter Missachtung von einem halben Dutzend Dienstvorschriften.
Immer wieder wurden mehrere Lagen auf die zugewiesenen Ziele in dem großen Stadtgebiet abgefeuert. In den anschließenden Feuerpausen musste Stargard feststellen, dass hier niemand darauf achtete Wechselfeuerstellungen zu beziehen um das Einpeilen durch den Gegner zu verhindern. Auf seinen Einwand winkte der Regimentskommandeur Oberst Dinkelaker beruhigend ab und informierte in breitem württembergischem Dialekt, dass sie seit Monaten kein Gegenfeuer mehr erhalten hätten.

Zur Sicherung der Artilleriestellung waren mehrere Kugelblitz Flakpanzer abgestellt, dies sich auch im Einsatz gegen Bodenziele bewehrt hatten. Die Grenadiere hatten Stühle und Tische neben ihre Fahrzeuge gestellt. Aus einem „organisierten“ Grammophon plärrte diese schreckliche amerikanische kakophonische Negermusik. Stargard wusste, dass einige der jungen Rekruten gern solchen Jazz hörten. Die meisten Soldaten konnten darüber nur verständnislos den Kopf schütteln. Bei der Truppe am beliebtesten waren nach wie vor die schmissigen Lieder von Hans Albers wie zum Beispiel „Flieger, grüß mir die Sonne“ und „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ oder von Heinz Rühmann mit „Ein Freund, ein guter Freund“ oder aber sentimentale Stücke wie das allgegenwärtige „Wie einst Lilly Marlen“.
Vor der Stellung rührte sich etwas. Beunruhigt musste Stargard feststellen, dass die Soldaten der Sicherungseinheit nicht reagierten als eine große Gruppe von vielleicht 30 bis 40 amerikanischen Soldaten die Straße hinaufkam. Er bemerkte jedoch bald, dass die Amerikaner unbewaffnet waren. Es waren Gefangene und die Moral des Gegners war bereits so am Boden, dass sich die Truppen der Angriffslinie nicht einmal mehr die Mühe machte, sie zu bewachen. Mit einem Zettel hatte man die Kolonne nach hinten geschickt. Der Leutnant beim Flakpanzer las sich den ihm überreichten Zettel gelangweilt durch und wies dann in Richtung Sportstadion, wo sich die Gefangenensammelstelle befand. Er machte sich dann aber doch noch die Mühe, die Truppe durch einen Soldaten begleiten zu lassen. In gekrümmter Haltung, mit gesenkten Blicken schleppten sich die gebrochenen, hoffnungslosen Gegner durch die Feuerstellung. Die deutschen Kanoniere hatten kaum einen Blick für sie übrig.

Stargard schüttelte den Kopf. Es wurde Zeit, dass der Krieg endlich zu Ende ging. Gemeinsam begab er sich mit den anderen Offizieren zur Funkstelle, die sich in einem ‚Diner‘ – einem amerikanischen Schnellrestaurant eingerichtet hatte. Von hier hielt der Feuerleitoffizier die Verbindung zu den Artilleriebeobachtern in der vorderen Kampflinie und dadurch mit der eigenen Infanterie. Die Grenadiere hatten den Los Angeles Fluss erreicht und versuchten derzeit den Übergang zu erzwingen.
Der Divisionsartillerieführer – ein semmelblonder, jungenhaft wirkender Oberstleutnant Jürgens – unterrichtete Stargard über die Lage.

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General Funcks 7. Panzerdivision hatte offenbar am südlichen Stadtrand den Durchbruch durch die gegnerische Hauptverteidigungslinie erzwungen. Um dem Gegner das Manöver mit den Kräften und damit den Aufbau einer neuen Verteidigungslinie zu erschweren, übte - in loser Fühlung - die 18. Division von General Erdmannsdorff Druck auf den weichenden Gegner aus. Dabei war sie aus Richtung Westen, südlich um den Montecito Höhenzug herum bis an den Los Angeles Fluss vorgegangen. Hier stieß man auf hartnäckigen Widerstand.
Ähnlich bei der 36. Infanteriedivision, die aus nordwestlicher Richtung die natürlichen Passagen über die Santa Monica Berge nutzte um ebenfalls am Los Angeles Fluss gestoppt zu werden. Die Einheiten der 36. Division waren im Kampf in bebautem Gelände erfahren. Es wurden Sturmtrupps aus unterschiedlichen Gattungen gebildet. Fürs Grobe gingen die stark gepanzerten Jagdpanzer voran. Aus der großkalibrigen Kanone wurde im Straßenkampf vor allem Sprengmunition verschossen. Gedeckt wurden die Jagdpanzer durch Panzergrenadier und die gestaffelt vorgehenden leichten Panzerfahrzeuge Puma, Büffel und Kugelblitz.

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Wo eine solche geschlossen vorgehende Truppe auf Widerstandsnester stieß, wurde Artillerieunterstützung angefordert. Dafür befanden sich direkt an der Spitze Verbindungsoffiziere des Artillerieregimentes vorn. Wo die Infanterie nicht weiter kam, schlug die Artillerie mit dem Hammer drauf. Jürgens musste einräumen, dass der Munitionsverbrauch der Divisionsartillerie immens war. Denn der Angriffselan der Grenadierregimenter hatte merklich nachgelassen. Der Vormarsch wurde erst wieder aufgenommen, wenn die Artillerie die erkannten Widerstandspunkte zu Staub zermalmt hatten. Auf die letzten Tage des Krieges legte kaum ein Grenadier noch Wert darauf, zum „Helden posthum“ zu werden.

Trotz der anhaltenden Kämpfe wurde das Diner tatsächlich weiterhin betrieben. Stargard hatte schon oft festgestellt, dass die Quartiermeister inoffizielle Übereinkommen mit den örtlichen Restaurants trafen. Dies gereichte beiden Seiten zum Vorteil. Die amerikanischen Wirte konnten ihre Geschäfte weiter betreiben und auf der anderen Seite war die Versorgung der Truppe spürbar besser als allein durch die Feldküchen. Ein Geben und Nehmen und für die unter den Kriegswirren leidende Bevölkerung fiel auch noch etwas ab. Kaum ein Vorgesetzter war daher interessiert daran, gegen diese Machenschaften vorzugehen.

Während bei der Funkstelle die nächste Anforderung einer Feuerunterstützung einging, bestellten die Offiziere Hamburger mit French Fries. Ein Hamburger - das war ein pappiges Brötchen, in der Mitte geteilt, mit Salat belegt und mit einer Würzsauce beschmiert, dazwischen wurde eine Bulette geklemmt. Gegessen wurde mit den Fingern. Der Name stammte sicher von deutschen Auswanderern. Genauso wie bei den French Fries, bei denen es sich um Kartoffelstifte handelte, die in reichlich Öl angebraten wurden. Soweit Stargard wusste, stammte diese Zubereitungsart eigentlich aus Belgien aber was wussten die Amerikaner schon über den Unterschied zwischen Belgien und Frankreich.
So ein einfaches Schnellgericht bekam man für eine Reichsmark oder für fünf Inflationsdollar – die auch noch angenommen wurden. Requirierungsscheine wurden von den amerikanischen Wirten dagegen selbstbewusst abgelehnt.

Sie warteten auf ihr Essen und mussten den nebenher knarrenden Funkverkehr ertragen. Feixend brachte der Feuerleitoffizier den Kalauer, ob die Artillerie bei der Abwehr eines Kavallerieangriffes helfen solle. So alt der Witz war, keiner der anwesenden Offiziere konnte sich das Lachen verkneifen. Aus dem Lautsprecher schnarrte es gegen alle Funkdisziplin: „Ha, ha, du Blödmann!“
Im Polenfeldzug war der heutige Kommandeur der 36. Infanteriedivision (mot) Hans Gollnick als Befehlshaber des Infanterie-Regimentes 76 eingesetzt. Gleich nach Übertritt der Grenze, wurde Gollnicks Truppe von polnischer Kavallerie mit blankem Säbel angegriffen. Die Reiterattacke geriet in die Gegenbewegung der gepanzerten Aufklärungsabteilung der Division und wurde zusammengeschossen. Soweit alles normal im Krieg. Aber die Propagandaabteilung bekam Wind von dem eher unbedeutenden Gefecht und bauschte es zu einer großen Sache auf. Die Schlagzeilen verkündeten, dass rückständige polnische Kavallerie gegen moderne deutsche Panzer eingesetzt wurde. Die Geschichte wurde Gollnick nicht mehr los, sie begleitete ihn auch durch seine weiteren Dienststellungen und war fortwährend Anlass zu Späßen.

Aus den im Weiteren eingegangenen Funksprüchen formulierte der Feuerleitoffizier nach einigen kurzen Blicken in die Karte rasch einen Feuerbefehl. Über Melder wurde dieser an die Batterien weitergeleitet. Die Rohre wurden ausgerichtet und wo die Seitenrichtung nicht stimmte, brüllten die Motoren auf und die Selbstfahrlafetten spuckten schwarze Rußfontänen in die Luft um die Geschütze in Position zu bringen. Feuerbereitschaft wurde signalisiert.

Oberstleutnant Jürgens, der zwar vom Dienstrang unter dem Regimentskommandeur stand, in der Dienststellung jedoch über ihm krähte: „Mensch Dinkelaker bei Dir sieht‘s ja aus, wie in’ner Russenstellung. Richte doch mal Deine Hütten aus.“
Oberst Dinkelager ließ seinen Blick über die ungeordnete Aufstellung seines Artillerieregimentes wandern. „Ja klar…“ brummte er unentschlossen. Sein Zeigefinger rieb zwischen Hals und Kragenbinde. Dann winkte er gleichmütig ab „Obwohl, was soll’s!“
Im nächsten Augenblick brach die Salve los und ließ die Scheiben der Schaufenster erschüttern.

Am folgenden Tag kapitulierte der Garnisonskommandeur von Los Angeles vor General der Panzertruppe Hans Freiherr von Funck.



Während sich das Korps Strachwitz bei Los Angeles sammelte um die Küste entlang nach Norden vorzugehen, war es Teilen der Panzergruppe IV (General der Panzertruppe Josef Harpe) und dem ebenfalls zur 1. Panzerarmee gehörenden 1. Kürassierkorps (Generalleutnant Wolfgang von Kluge) gelungen, die generischen Sperrstellungen in den Rocky Mountains zu durchstoßen und bei San Francisco an den Stillen Ozean durchzubrechen.

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Um die Stadt entbrannten ab 20. November erbitterte Kämpfe. Beim Angriff der Gardekürassiere war San Francisco Sitz der amerikanischen Regierung. Verteidigungstechnisch lag das Stadtgebiet günstig auf einer Halbinsel vom Stillen Ozean, der San Francisco Buch und der Meerenge „Goldenes Tor“ von drei Seiten zuverlässig geschützt. Die Garnison wurde im Wesentlichen von der amerikanischen 101. Luftlandedivision (101st Airborn) und mehreren Einheiten der Kalifornischen Nationalgarde gestellt.

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Trotz des nahen Sieges und des um sich greifenden Schlendrians hatten sich Kluges Kürassiere ihren Kampfgeist noch erhalten. Verstärkt durch die weitverbreitete Verbitterung darüber, dass man gezwungen war weiterzukämpfen, weil der völlig unvernünftige Feind nicht bereit war, seine Niederlage einzuräumen, wurden die Gefechte mit kompromissloser Härte geführt. Im Laufe des Spätherbst 48 gab es zahlreiche Beschwerden deutsche Kommandeure, die das unverhältnismäßige Vorgehen der Kürassiere kritisierten.
Die Kämpfe im Stadtgebiet wurden im Wesentlichen von den Kürassieren getragen, die mit den Artillerieabteilungen und den schweren Panzerabteilungen die Stadt in Trümmer legten.

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Während die Kämpfe tobten und beiden Seiten noch einmal einen schweren Blutzoll abverlangten, hatte die amerikanische Regierung unter Präsident Garner das Oberkommando der Streitkräfte aufgefordert, Waffenstillstandsverhandlungen anzustreben. Der Chef des amerikanischen Generalstabes Douglas MacArthur lehnte diese Anordnung jedoch rundweg ab. Er wollte seinen Namen auf keinen Fall mit der Niederlage in Verbindung bringen um für die Zeit danach als politischer Akteur auftreten zu können. Niemals sollte ein Bild um die Welt gehen, auf dem er an Bord eines deutschen Schlachtschiffes die demütigende Kapitulation unterzeichnen musste.
In seiner Umgebung schwadronierte MacArthur ganz unverblümt davon, dass der Krieg anders verlaufen wäre, wenn er weiterreichende Kompetenzen gehabt hätte. Mit einer diktatorischer Vollmacht, wie sie die deutschen Kommandeure Hindenburg und Ludendorff im 1. Weltkrieg und wie sie das deutsche Oberkommando unter Generalfeldmarschall von Arnim in diesem Krieg hatte, würden die US Streitkräfte nun in Berlin und Tokio stehen.
Der offen betriebene Sturz des amerikanischen Präsidenten durch seinen obersten Soldaten erübrigte sich dann jedoch. Die Maschine, die Präsident Garner aus San Francisco evakuieren sollte, wurde von einer deutschen Jagdstaffel über dem Stillen Ozean abgeschossen. Es gab keine Überlebenden.
Nach der amerikanischen Verfassung wurde nun Vizepräsident Harry S. Truman zum neuen Präsidenten vereidigt. Der blasse Bürokrat befand sich beim Hauptquartier MacArthur in Seattle. Er konnte dem energischen General keinen Widerstand entgegensetzen und schlug daher in seiner ersten Rundfunkansprache einen umfassenden Waffenstillstand vor.
Das Hauptquartier Manstein lehnte das Angebot - nach kurzer Rücksprache mit dem Berliner Oberkommando und der Reichsregierung – ab und bestand auf der bedingungslosen Kapitulation.

Zwei Tage verstrichen. Die Verteidigung von San Francisco brach zusammen und General Maxwell D. Taylor musste die weiße Fahne hissen.

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Als dann die Spitzen der Panzergruppe III unter General Kurt Brennecke die Kaskaden-Gebirgskette überschritten und unmittelbar vor den Toren Seattles auftauchten, erklärte Präsident Truman als Oberkommandierender der Streitkräfte endlich die bedingungslose Kapitulation der Vereinigten Staaten von Amerika und wies alle Kommandeure an, die Kampfhandlungen mit dem Beginn des 29. November 1948 einzustellen.

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Die Exilregierungen von Großbritannien, Frankreich, Norwegen, Dänemark, Polen, Jugoslawien, Belgien, Griechenland, der Niederlande und der Philippinen schlossen sich der Kapitulation unverzüglich an.

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Der Krieg war gewonnen aber noch nicht vorbei denn zahlreiche Länder der antideutschen Koalition waren noch nicht bereit sich der neuen Weltordnung zu beugen.
mot de Cambronne
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